411.0 AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sh VON LUDWIG HEVESI-WIEN S0 ÜNSTLERHAÜS. Die XXXIII. Jahresausstellung der Künstlergenossenschaft ist von Seiner Majestät dem Kaiser am 17. März eröffnet worden. Sie bietet das ge- wohnte Mancherlei, ja Allerlei von in- und ausländischer Kunst, wobei auch Gutes auf- taucht. Recht lebhaft ist die Gebärde der Plastik. Myslbek erinnert wieder einmal an sein Denkmal des heiligen Wenzeslaus, dessen Pferd jetzt in Gips hier erscheint. Kein Pferd, sondern ein Roß, eine streitbare siegreiche Form, die alles Beiwerk abgestreift hat. Auch die geflochtenen Zäpfchen der Mähne sind nicht überflüssig, sondern ein nationaler Zug aus der Ritterzeit. Und neben dem alten Meister fallt ein nachwachsender junger auf, Guido Kocian in Hoi-ic. Seine große Bronzegruppe zeigt den toten Abel, den seine Schafe betrauem, der Widder voran, der, das mächtige Haupt seitwärts gewendet, klagt. Tiefer Friede liegt auf der ersten Leiche der Menschheit, das Haupt ist von Haar umrahmt, wie ein Bildnis. Man denkt bei dem Anblick an die Toten Bartholomes. Auch seine schlichte, natürliche Form klingt hier wieder. Einige Büsten sind zu loben. Zelezny hat Herrn Nieder- moser aus dunklem Eichenholz geschnitzt; Holz ist ja beider Element. Wollek hat eine stilisierte Marmorbüste der Dichterin delle Grazie, Charlemont eine sitzende Statuette des Herrn Paul v. Schöller. Das kleine und große Porträtrelief ist, wie immer, bei Stefan Schwartz, Kaan, Pawlik, Hans Schaefer, l-Iujer und anderen in guten Händen. Das Ausland schickt einiges Gute von Dubois, namentlich aber von Egide Rombeaux in Brüssel, dessen echt iiämische Gruppe von Tänzerinnen („Satanstöchter") auf die plastische Rubens- Schule Jef Lambeaux hinweist. Auch in der Malerei steht das Porträt voran, doch fehlt es nicht an Figurenbildern, die eine ideale Aufraffung der Talente bedeuten. Es ist gewiß anzuerkennen, daß Egger-Lienz sich zu einer Kraftprobe bemiißigt fühlt, wie sein großes, düster gestimmtes Gemälde „Wallfahrer". Man sieht da schon Hodlers Einüuß und die Richtung auf bedeutenden Wandschmuck, der ja durch ihn und Puvis de Chavannes neuen Sinn bekommen hat. Sechs lebensgroße ländliche Figuren, symmetrisch beiderseits eines tiefstehenden Gekreuzigten geordnet, vor einer wagrecht ge- schichteten Bohlenwand als Hintergrund. Auch zwei dunkle Holzpfosten, die das Dach stützen, tragen zur rhythmischen Teilung der Fläche bei. Der gliedernde Gedanke beherrscht das Ganze, es ist Architektur darin, also Stil. Und auch Adams kon- zentriert sich kräftig in einem Triptychon aus dem Leben eines holländischen Fischers. Die neuere Farbenskala der Nordsee, wie sie Niederländer und Engländer seit zo fahren gemischt haben, ist hier kräftig angeschlagen. Eine tieftraurige Welt, in der dank- bare Gegensätze von Ton und Form vor sich gehen. Solche ernste Bestrebungen hat auch Lazar Krestin (judenschule) und jungwirth („Der Geburtstag"), in Interieurszenen, wo die Figuren in dunklem Schattenriß, doch ganz von Regung durchsetzt, in der Stubenluft stehen. Es ist moderne Freude am Lichtproblem dabei. In diesem Sinne ist ferner Gellers „Vaterunser" zu vermerken, mehrere Szenen aus demAckerbauerleben, mitbreit formulierender Kraft gegeben, die doch eine lyrische Pointe nicht ausschließt. Nach solchen Bildern erscheint freilich Defreggers „Tiroler Land- sturm", mit all den wohlbekannten Elementen in einer einge- AiisderSammlungHeinrich schlafenen Vortragsweise, als arg veraltet, ist aber wirklich „x906" "f" Lidmgs im Nmdböh" datiert. Dem Publikum zu Dank ist Wildas saubere Gulliver-Szene fmschfn Gewerbemuseum _ _ _ _ _ _ _ _ in Reichenberg: Taschen- gemalt, mit Riesinnen, die einen Stich ins Japanische haben. uhr in Eiforrn. Silber und Isidor Kaufmann, Kinzel, Koch, Schattenstein sind noch im Genre Bronze, Franz" um 1600