Vielleicht erklärt dieser Mangel auch das geringe Interesse am Blumen- schmuck. Das Volk ist verständig, bis zur Nüchternheit verständig. Klares Denken überwiegt den Hang zum Poetischen, aber wie man gut und menschenwürdig wohnt, das haben diese Leute längst herausgebracht. Ihnen galt, ohne daß sie das englische Wort kannten: „Häuser sind zum Bewohnen, nicht zum Ansehen da", genau der nämliche Grundsatz. Wir fangen endlich wieder an, ihm Beachtung zu schenken, nachdem allmählich der Erfüllung sachlicher Erfordernisse wieder mehr Gewicht beigelegt wird als der unsinnigen Dekorationssucht, mit der die letzten vierzig jahre der gleichzeitigen Baukunst wahrhaftig kein nachahmenswertes Monument gesetzt haben. Eine glückliche Idee des bekannten Großindustriellen Otto Hämmerle in Dornbirn war es, eine größere Anzahl ehemaliger Alphütten auf Oberlose unter voller Beibehaltung der landesüblichen Bauweise in Sommerwohnun- gen umzubauen. Sie enthalten außer einem sehr geräumigen Wohnzimmer (4,35 x 5,855 Meter), zwei Schlafzimmern (3,60 x 4,96 und 3,73 x 2,60), Küche (2,44 x 4,35), Laube (2,25 x 4,96) und Klosett (dreiseitig freistehend und auf die Laube mündend) im Erdgeschoß weitere drei Schlafzimmer von durchschnittlich 2,5 x 3,5, beziehungsweise 4,5 Meter im ersten Stock; köst- liche Villeggiaturen, die allsommerlich vermietet werden. Die heute so viel- fach ventilierte Frage: „Wie baut man gesunde, nicht allzu enge, bei kühlem Wetter heizbare Ferienhäuser unter Anwendung der landesgebräuchlichen Bauweise und Formenbehandlung und unter Vermeidung allzu hoher Bau- summen" ist hier in durchaus zweckentsprechender und vorbildlicher Weise gelöst. Möge es andern zum Beispiel dienen. EINE BISHER UNBEKANNTE ARBEIT VON MELCHIOR HORCHAIMER SCP VON HANS RESDEN Sie UF Seite 79 ff. seines 1897 erschienenen Buches „Francois Briot, Caspar Enderlein und das Edel- Zinn": hat der Schreiber dieser Zeilen eingehend über den damals nur sehr wenigen bekannten Nürnberger Zinngießer Nikolaus I-lorchaimer be- richtet, den Hauptmeister aus der Gruppe der Schöpfer jener interessanten, wohl ausschließlich in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ent- standenen, in geätzten (metallenen oder steinernen) Hohlformen gegossenen Zinnteller und -schüsseln, die man um der Ähnlichkeit der sie schmückenden Hachrelielierten Darstel- lungen mit dem genannten Zeitraum angehörenden Holzschnitten willen als ' Erschienen in Leipzig bei Karl W. Hiersemann.