87 bezeichnete Pla- ketten waren in der Zeit der Re- naissance, die schon in der Her- stellung eines Kunstwerks ein Verdienst erblick- te und die Ver- wendung fremder Eriindungen für den eigenen künst- lerischen Bedarf als völlig unbe- denklich ansah, weit verbreitet _ V und leicht käuf" Bauernhaus in Sehwarzenberg lich zu erwerben. Und daß damals solche Stücke mit denselben Darstellungen wie den auf der Temperantia-Schüssel ersichtlichen vorkamen, beweist zum Beispiel ein im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig aufbewahrtes zinnemes Rundmedaillon mit der sitzenden Figur der Temperantia, die ebenso wie ihre Umgebung weder völlig dem Modell Briots noch allenthalben demjenigen Enderleins gleicht, sondern von beiden in Einzelheiten abweicht, wie sich am deut- lichsten an den links am Rande befindlichen Gebäuden zeigt?" Dieser inter- essante Abguß lehrt zugleich, daß Briots Mäßigkeit nicht von diesem großen Meister erfunden und daß das ebenfalls mit einer sehr ähnlich gebildeten Temperantia gezierte Mittelstück von Modell III der Schüssel mit dem Gleichnis vom verlornen Sohn H: nicht notwendigerweise eine Nachbildung jener Briots zu sein braucht, sondern daß auch eine Zurückführung dieser beiden Kompositionen auf ein gemeinsames älteres, vielleicht in der erwähnten Leipziger Plakette zu erblickendes Vorbild denkbar ist. Hinsichtlich seines künstlerischen Wertes kann sich der Horchaimer- Krug getrost mit den Arbeiten Enderleins messen. Nach der Art der Model- lierung seiner Ornamente, der Anordnung seines bildnerischen Schmuckes, der Anlehnung an bereits vorhanden gewesene Vorbilder beziehungsweise t Die Rückseite dieses Rundmedaillons ist völlig glatt. An der Stelle der Vorderseite, wo bei Briot und Enderlein die Buchstaben FB beziehungsweise CE stehen, beünden sich keine Initialen; es scheinen solche auch nicht etwa ursprünglich vorhanden gewesen und infolge späterer Abnutzung verschwunden zu sein. Die Überschrift ist abgeteilt TEMPE-RANTIA. Abgüsse einzelner Teile von Briots Temperantia-Schüssel beFinden sich im Kunstgewerbemuseum zu Berlin, Plaketten mit den dieselbe Platte schmiickenden Figuren der Elemente und der sieben freien Künste zum Beispiel in den Sammlungen Perilleux-Paris und Demiani. Vergleiche Demiani a. a. 0. Seite 2x H. '" Vergleiche Demiani, "Neues über altes Edelzinn. I. Eine bisher unbekannte Variante der Schüssel mit dem Gleichnis vom verlornen Sohn", irn Dresdener Jahrbuch 1905, Beiträge zur bildenden Kunst, heraus- gegeben von Koetschau und v. Schuhert-Soldem, Dresden, Baenseh. Seite 60 tT. 12'"