gleich moderne aufzustellen und dem lebenden Künstler dadurch
die Möglichkeit zu bieten, von solchen Vergleichen zu lernen und
die Stichhaltigkeit seiner Arbeit neben den alten zu prüfen. Beson-
ders wichtig erscheint ihm eine solche Konfrontation bei den für
den staatlichen Ankauf bestimmten Werken.
Die Mehrzahl der übrigen Aufsätze beschäftigt sich mit alter
Kunst. Furtwängler, Heinrich Bulle und Georg Habich steuerten
Beiträge archäologischen Inhalts bei, von denen besonders derjenige
Furtwänglers über die von ihm ausgegrabene prächtige Sphinx von
Aegina durch die schwungvolle Begeisterung der Schilderung sym-
pathisch wirkt. Bode bespricht vier Originalwiederholungen von
glasierten Madonnenreliefs desLuca dellaRobbia, die nebeneinander
abgebildet werden. Alle vier Reliefs variieren in kleinen Details von-
einander und alle sind nach der mechanischen Reproduktion von
der Hand des Künstlers überarbeitet worden, und zwar „am stärk-
sten gerade in dem, was den Künstler bezeigt, in der Empfindung."
Den Münchener Porträtmaler Johann Georg Edlinger (x74x bis
x8x9), von dem die Jahrhundertausstellung nur sechs
Werke bekannt machte, behandelt August Goldschmidt in
einem reich illustrierten Aufsatz, der aus musealem, beson-
ders aber aus privatem (Familien-)Besitz eine lange Liste
von Werken des Meisters mitteilt. Edlinger gehört zu den
vielen tüchtigen deutschen Porträtmalern jener Zeit, die
bis vor kurzem - von den wenigen Großen wie Graff ab-
gesehen - fast unbekannt waren und deren Entdeckung
ein Verdienst Lichtwarks ist.
Im Vorjahr publizierte Steinmann einen Aufsatz über
die Flußgötter Michelangelos, dessen Lektüre Adolf Gott-
schewski im Zusammenhang mit einer Notiz im Mediceer-
inventar das Originaltonmodell Michelangelos zu einem
Flußgott am Mediceergrab im Museum der Florentiner
Akademie, sowie eine gleichzeitige Bronzereduktion des-
selben im Museo Nazionale auffinden ließ. Er hat diese
wertvolle und wichtige Entdeckung mit zahlreichen Ab-
bildungen im vorliegenden Bande publiziert. Das Material,
aus dem das Modell hergestellt ist, Modellierton mit ein-
gemengter Scherwolle über einem mit Werg und Schnüren
umgebenen Holzkern, ist von Vasari ausdrücklich als da-
Standuhr, französisch, um 183a
(K. k. Österreichisches Museum)
mals usuell, auch bei Michel-
angelo verwendet, bezeichnet.
Ernst Bassermann-jordan weist den Perseusbrunnen im
Grottenhof der Münchener Residenz dem Friedrich Sustris zu,
der um r56o nach Florenz kam und die Anregung zu dem
Werke dem X554 in der Loggia dei Lanzi ausgestellten Per-
seus verdankte.
Es sind uns literarisch so viele Studienreisen deutscher
Maler nach Italien im Anfang des XVI. Jahrhunderts bekannt.
Georg Gronau bringt hiezu eine wichtige Abbildung, ein Bild
des Münchener Nationalmuseums, das eine Kopie der vier
Humanisten Ghirlandajos ist und als Arbeit eines süddeutschen
Malers um r 5 xo sich erweist. Merkwürdigerweise ist das Bild
noch ein zweitesmal von einem Deutschen im XVLJahrhundert
Brosche, französisch, Anfang des
XIX. Jahrhunderts
(K. k. Österreichisches Museum)