33 DER CASSELER GLASSCHNEIDER FRANZ GUNDELACHäv VON ROBERT SCHMIDT- BERLIN Sß AS Gebiet der hessischen Glasschneidekunst, wie ich es 1912 erstmalig zu umschreiben versucht habeff hat sich seitdem eine sehr erhebliche Reduktion gefallen lassen müssen durch die von Chr. Scherer im „Cicerone" (1913, Seite 403 H.) veröffentlichten Studien. Danach ist die bekannte große Gruppe der„Lauensteiner Gläser", die ich seinerzeit einer hessischen Hütte zuweisen zu müssen glaubte, in der Nähe von I-Iameln, im ehemaligen braun- schweigisch-lüneburgischen Fürstentum Calen- berg, entstanden. Diesem Minus habe ich im Katalog der Sammlung Mühsam" bereits ein Plus entgegenstellen können in einer kleinen, aber sehr interessanten Gruppe von bisher drei Pokalen, die ich damals noch mit einem Fragezeichen für Hessen in Anspruch nahm, deren hessische Provenienz mir aber jetzt zur Gewißheit geworden ist. Die Gründe dafür sollen am Schlusse dieses Aufsatzes namhaft gemacht werden. Nun aber hat mir ein glücklicher Zufall das signierte Werk eines hessischen Glasschneiders in die Hände gespielt, durch welches Hessen überhaupt an die erste Stelle im Glasschnitt des XVIII. Jahrhunderts tritt. Und indem ich das „Oeuvre" dieses Meisters um einige sichere Arbeiten vermehre, muß ich wiederum eigene Forschungsergebnisse als falsch fallen lassen, und zwar auf Kosten des von mir in die Wissenschaft eingeführten Altmeisters der brandenburgischen Glasschneidekunst: Gottfried Spiller. Da man sehen wird, daß der Stil der fälschlich von mir dem Spiller zugeschriebenen Werke seinen sicheren Arbeiten ganz ungemein nahesteht, wird mein Irrtum verzeihlich genug erscheinen. Und ich berichtige mich selbst um so lieber, als mir kürzlich erst die Genugtuung ward, meine bisher nur auf immerhin schwankender Grundlage beruhende Meinung von Spillers Kunst durch die Publikation eines von ihm eigenhändig signierten Werkes, einer Kristallkanne im fürstlichen Museum zu Sigmaringen, voll bestätigt zu sehenf" i: Gide D1. Paris (Abb. 36); Guex, Paris (Abb. 27); Guidon t Co. (Abb. 2c); Leroy julien, Paris (Abb. 36); Mnllet, Paris (Abb. 16); Maugray, Wien (Abb. 4); Mely freres (Abb. 7x); Moillier ä Cm, Genf (Abb. 55); Moricend e Cornp. (Abb. 68); Moricnnt Chl_-- Genf (Abb. 58); P. ].. Wien (Abb. m); Patron js., Genf (Abb. 46); Patry k Cheneviere, Genf (Abb. 5c); Flasche]: joaef, Csaslau (Abb. z); Rauner, Wien (Abb. 13); Rousseau Jean, Genf (Abb. r); Schenk Alois, Wien (Abb. 30); Vaucber, Paris (Abb. 63, 64 und 7c); Veigneur Frs. (Abb. 42); Wbite, London (Abb. 66). ' "Das Glas", Handbuch der königlichen Museen zu Berlin, xgn. Seite 343 E. '" „Die Gläser der Sammlung Mühsam", Berlin 1914, Seite 5x. "m Vgl. den Aufsatz von E. W. Braun: "Ein bezeichnetes Werk von Gottfried Spiller" im "Cicerone", 1916, Heft 516. Seite 87.