44 in den Figuren das intensive Studium raffaelischer Kunst, während die helle Fernlandschaft von dem großen Eindruck zeugt, den Dürers Werke in der Belvederegalerie auf den Künstler geübt haben. Den zarten und leuchtenden Farben dieses tief empfundenen Bildes fehlt noch das schillernde, süßlich bunte Element der späteren Gemälde. Ebenso wie dieses schönste Bild des Meisters ist auch sein berühmtestes, der Gang Mariens über das Gebirge von 1841, das die empfindsame, religiös katholische Seite stärker betont, Besitz der kaiserlichen Gemäldegalerie. Aus derselben Sammlung stammt ein Spätwerk Ludwig Schnorrs von Carolsfeld, eine Landschaft mit Mönchen aus dem Jahre 1850. In der vagen, stimmungsreichen Auffassung des Gegen- ständlichen so recht ein Werk der romantischen Schule, überrascht es durch die feine Beobachtung des Spieles des Sonnenlichtes auf dem Waldboden und der violetten Töne in der Ferne. Ein Raum der Staatsgalerie ist nun der berühmten Aquarellfolge der schönen Melusine von Moritz von Schwind, die, 186g entstanden, gleichfalls Hofbesitz ist, gewidmet. Die poetische Seele des Künstlers zeigt sich darin in ihren feinsten Ausstrahlungen. Wen die Entstehung der Folge näher interessiert, möge Schwinds Briefwechsel mit Eduard Mörike nachlesen. Über der Melusine haben Zeichnungen von Führich, Steinle und Feuerbach Platz gefunden. Im Gegensatze zur romantischen Schule sind die übrigen, im zweiten Viertel des Jahrhunderts entstandenen Schöpfun- gen der um 1800 geborenen Künstlergeneration bürger- lich und provinziell. In München und den Rhein- landen, in Berlin und Hamburg, in Wien und im tschechischen Prag ent- standen Kunstkreise, die zwar alle Genre und Por- trät, Landschaft und Ve- dute pflegten, voneinander aber so gut wie unbeein- fiußt waren, so daß nur der Geist der Zeit ihnen seinen gemeinsamen Stem- pel aufprägt. Unter den ver- schiedenen Kunststätten war zweifellos Wien am reichsten an künstleri- Ferdinand Waldmüller, Partie am Grundlsee schen IndividualitätenJ-Iier