Abweichungen von solchen Gestaltungen zeigen sich besonders da, wo Anlagen von jenen einberufenen Handwerksangehörigen geschaffen werden, die "auch mit die Schuld an der Entartung unserer Zivilfriedhöfe tragen. Hier sind die Heeresverwaltungen bestrebt, hemmend und bessemd zu wirken durch die Organisation des Kriegergräberwesens, deren gewaltige Arbeit namentlich auf österreichisch-ungarischer Seite in der Ausstellung zutage trat, und durch das Einvernehmen mit ihren Beratungsstellen, in deren Arbeit besonders die preußische Ausstellung einen klaren Einblick gab. Als das Gemeinsame der Soldatenfriedhofanlagen, auf dem ihre tiefe Wirkung beruht, ergibt sich: klarer, strenger Grundriß, stark betonte Abson- derung durch Einfriedung, Anwendung schlichter, gleicher Grabzeichen, Zusammenfassung durch ein einfaches Gedenkzeichen - zumeist ein über- ragendes Kreuz, Einfügung in die umgebende Natur unter Verwertung der Stimmungswirkung, die namentlich von altem Baumwuchs ausgeht. Diese Elemente kommen natürlich auch im Kriegerfriedhof in der Heimat, der die in Spitälern an Wunden und Krankheiten gestorbenen Soldaten aufnimmt, zur Anwendung und durch die freiere Wahl der Anlageorte und Berufung namhafter Künstler zur Planung oft in künstlerlisch vollendeter Weise. Diese Abteilung der Ausstellung, der für so viele Gemeinden im Augenblicke wichtigsten und dringendsten Aufgabe gewidmet, wies eine geschlossene Reihe starker Leistungen auf. Friedhöfe wie der von I-I. Maß in Lübeck aus- geführte oder der von Migge für Wilhelmshaven geplante Marinegarnisons- friedhof, der von Schoter und Pfisterer für Halle oder der von Amann für Karlsruhe entworfene Ehrenfriedhof sind nebst anderen künstlerisch von solcher Bedeutung, daß zu hoffen ist, es werde die Bewegung zur Schaffung würdiger Kriegergrabstätten einen nachhaltigen, richtunggebenden Einfluß auf die Gestaltung auch unserer Zivilfriedhöfe erlangen, wobei natürlich nicht an eine Übernahme der den Soldatenfriedhof besonders kennzeichnenden Formen gedacht ist; aber die Aufgabe einer Gesamtgestaltung wird hier, wo das Persönliche über das Typische überwiegt, umso dringlicher. Eine von vielen Gemeinden erhobene Frage scheint mir durch eine Überschau über die durch die Ausstellung zur Ansicht gebrachten Lösungen verneinend beantwortet zu werden, das ist die nach der Verbindung eines Erinnerungsdenkmals für die auf dem Schlachtfeld bestatteten Orts- angehörigen mit dem Friedhofe, auf dem die in dem betreffenden Orte gestorbenen ortsfremden Soldaten begraben sind. Abgesehen von der durch die inhaltliche Vermengung geschaffenen Unklarheit, würde die Stimmung der Friedhöfe durch solche Denkmalsetzungen oft leiden. Professor Strnad in Wien hat den inhaltlichen Wesensunterschied zwischen Grabmal und Denkmal schön gekennzeichnet, wenn er sagt: „Grabmale sind Erinnerungen an Menschen, Denkmale eigentlich Erinnerungen an Ideen." So wichtig dieser Unterschied für die Gestaltung beider sonst ist, im Kriegergrab, namentlich im Kriegerfriedhof, tritt aber meiner Empfindung nach die Vereinigung beider ein. Hier wächst aus dem kleinsten Kreuzlein und