Während das Eisen neuen Regungen und seinem innersten Wesen ent-
sprechend rascher in neue Bahnen einlenkt, hält das Zinn noch lange an den
antikisierenden Formen fest. Ein 34 Zentimeter hoher Teekessel ahmt eine
Urne, ein zierlicher Zinnleuchter die Gestalt einer Amphora nach, die in
einem Dreifuß ruht und auf blauem Grund mit weißen Blüten und Sternen
kalt bemalt ist (24 Zentimeter hoch). Die meisten anderen Leuchter sind
kannelierten Säulen nachgebildet.
Ein Räuchergefäß aus Messingbronze hat die Form der Weltkugel, auf
der zeitgemäß ein französischer Adler thront. Gravierte Wolken decken die
Kugelwandung, die auf drei Greifen ruht; aus ihren geöffneten Rachen strömt
der Duft des Räucherwerkes.
Auch anmutige Silberarbeiten kennzeichnen die I-Iinneigung zum Alter-
tum in jener Zeit noch andauernd. Lorbeer, Weinlaub und Akanthus
herrschen vor.
Ein zierliches kleines Salzfaß hat die Schalenform eines innen vergolde-
ten Schiffchens mit zwei weit ausladenden Schalenhenkeln und ruht auf
zwei kleinen gekreuzten Schlangenleibern und einem viereckig geschweiften,
gravierten Sockel.AlsBezitzerzeichen die verschlungenenBuchstaben]AM O.
Beschau fehlt (Höhe 8 Zentimeter, oberer Durchmesser 15 Zentimeter).
Von den sehr verschiedenartig gestalteten Zuckerdosen, denen man
damals _ in der Jugendzeit der österreichischen, von Mähren ausgegangenen
Zuckerindustrie _ mehr Aufmerksamkeit und künstlerische Formen gönnte
wie heute, ist die eine am Oberrand der Leibung durchbrochen, mit Wein-
laubranken und Trauben. Als Deckelknauf dient eine Blüte, auch der Deckel-
rand ist durchbrochen gearbeitet. Wiener Beschau. Meisterzeichen W S
(Höhe ohne Deckel 9 Zentimeter, oberer Durchmesser 10 Zentimeter).
Eine zweite größere Zuckerschale ist wieder schiifchenartig gestaltet,
mit geschliffenem Glaseinsatz in netzartig durchbrochener, mit Blüten
besetzter Fassung. Von den vier bandförmigen Füßen tragen die zwei kleineren
oben Löwenmasken, die zwei größeren sind seitlich zu Henkeln aufgezogen
und mit Palmetten besetzt. Der Sockel hat einen filigranartigen Boden und
ein umlaufendes tauartiges Band (Höhe n Zentimeter, oberer Durchmesser
17 Zentimeter).
Eine ebenfalls für Zucker bestimmte Vase trägt eine Rose als Knauf
des flachen Deckels. An der Leibung ein feiner Fries von Lorbeerblättern,
der Halsrand durchbrochen. Wiener Beschau 1825, Meistermarke A M
(Höhe ohne Deckel I3'2 Zentimeter, oberer Durchmesser I2'4 Zentimeter).
Als Körbchen ist die vierte Zuckerschale geformt. Ein beweglicher
Henkel ist ebenso wie der Oberteil der Leibung aufs feinste durchgebrochen
gearbeitet, mit Palmettenmuster. Besitzerzeichen E A N. Wiener Beschau
1825, Meistermarke ä (Höhe ohne Henkel 7 Zentimeter).
Auch zwei dem heutigen Gebrauch lang entschwundene, einst alltäglich
benützte kleine Dinger sieht man hier: den Ringständer und die Garnkugel.