des Cinquecento, so liegt kein Grund vor, den Oberteil für eine Nachahmung des Spätbarock nach dem Cinquecento zu halten, er ist vielmehr die Vor- lage selbst, gutes, verbiirgtes Cinquecento. Der Unterteil mit den Engels- i-iguren ist aber Cinquecento, wie ein Vergleich der nebeneinandergestellten Abbildungen der Engelsjünglinge von Preßburg und der Nachgüsse nach dem Leuchter in Pavia von Annibale Fontana (Abb. 5 und 7, 6 und 8) es jedem deutlich beweisen kann. Hier wie dort dieselben auf den Eckvoluten der Leuchterfüße lässig lagernden, geflügelten Jünglinge, die den einen Fuß, heraufgezogen, im Knie beugen, den anderen ungestützt hängen lassen. Ein blasser Nachglanz von Michelangelos Sixtina-Gestalten scheint sie zu beleben. Dabei willkürlich unmotivierter Kontrapost in der Bewegung, zweck- lose Anspannung zweckloser Muskeln, volle Entfaltung spätcinquecentesken Manierismus, an Bartolommeo Ammanatis „Prigioni" des Neptun-Brunnens zu Florenz gemahnend. Stellung und Haltung der Pavia-jünglinge spiegelt sich in ihren nur örtlich entfernten Verwandten von Preßburg wider. Oder sind es gar dieselben Statisten, die nur ein klein wenig ihre Stellung gewechselt haben, ihre spärliche Draperie um ein leises geändert, ohne aber aus der Rolle zu fallen? Die verlangte Miene haben sie fiirwahr bei- behalten, auch hier in der Fremde wenden sie ihre ausdruckslos leicht lächelnden, lockenumrahmten Köpfe obligatorisch um des Kontrapostes willen nach der der Richtung der Brust entgegengesetzten Seite hin, auch hier neigen sie sich etwas nach vorne, Muskeln und Knochen des Brustkorbes, Falten der Bauchpartie gleich wie in Pavia zum Ausdruck bringend. Könnte eine größere Ähnlichkeit zwischen diesen Figuren bestehen? Spricht aus ihnen allen nicht deutlich die Hand ein und desselben Künstlers? Und ist dieser Künstler nicht ein deutlicher Repräsentant italienischer Spätrenaissance, die meinetwegen auch Barock geheißen werden kann, wenn man diese konventionelle Bezeichnung nicht lieber für das Zeitalter Berninis auf- sparen will? Die in den ornamentalen Partien reicher ausgestatteten Pavia-Leuchter bieten aber noch weitere Vergleichsmo- mente. Auch hier kommt am Leuchter- schaft ein Puttenreigen vor (Abb. 9), zwar vollplastisch - und in der Erfin- dung gerade bei Monumentalleuchtern nicht neu, denn Maffeo Olivieri ersann 3, . Abb. 4. Replik eines Engels vom Pavia-Leuch- ihn schon 1527 für seinen Osterleuchter w, Wien (Sammlung von Auspitz)