nächster Zeit revidiert werden, das ungerecht über einzelne Persönlichkeiten zu Gericht saß. Hier gab Lobmeyrs emsige und wohlwollende Sammelarbeit mit ihrem wienerischen Einschlag manchen nützlichen Anlaß. Was aber stärker packt und tiefer greift, ist das geschlossene Bild zweier ganz bedeutender Wiener Künstler: das Bild Pettenkofens und R. Alts. Nur durch persönliche Freundschaft mit dem vornehmen und in seiner Feinfühligkeit fast bis zur Menschen- feindlichkeit ablehnenden Künstler und Menschen Pettenkofen konnte eine so reiche und hochwertige Folge von Ölbildern und Studien des Meisters in einer Hand vereinigt werden. Sowohl die impressionistische und dabei starke und einfache Art zahlreicher Studien vor der Natur mit Stift und Pinsel, wie die intime, zur möglichsten Abrundung und Durchbildung vorgetriebene Art der fertigen kleinen Ölbilder, die den Meister kenn- zeichnen, waren in der Sammlung Lobmeyr ausgezeichnet und mannigfaltig vertreten. So trat das Werk des Künstlers Pettenkofen in einem höchst belehrenden, anregenden, genuß- reichen Ausschnitt hervor, wie man es in keiner öffentlichen Sammlung finden kann. Man fühlte hier die grüblerische, ins Tiefe dringende, nach Vollendung strebende, bis zur selbstquälerischen strengsten Selbstkritik ehrlich gewissenhafte Malkunst einer starken Künstlernatur, die ein Bildwerk-nur als seltene Frucht intensiven Ringens gelten lassen will. Daneben blühte die warme innige Liebe zur Natur in unermüdlichen sicheren Beobachtungsstudien, die in ihrer flüchtigen Niederschrift oft schon die Meisterschaft abgerundeter und erschöpfender Leistung zeigen. Hier die warme, lebenssprühende Frucht künstlerischer Impression, dort die vollkommene, intensive Verdichtung dieser Eindrücke zum konzentrierten Ausdruck seines Erlebens. Ganz anders, aber auch sehr hoch stehend, trat das Werk Rudolf Alts in einer prächtigen Bilderreihe auf. Wir haben noch die glänzende, imponierende Art in Erinnerung, mit welcher der bejahrte Meister einer vorwärtsstürmenden jüngeren Generation als Leit- stern voranschritt. Lobmeyrs Kollektion zeigte uns den werdenden und gewordenen Meister in prächtiger Fülle. Er war ein Phänomen, das an die griechische Sage von der Geburt der Athene erinnert, die gewappnet und fertig aus dem Haupt ihres Vaters Zeus hervortritt. So schreitet auch der selbstsichere, klarsehende, im frühesten Jugendalter reife Schilderer der Natur, ein Fertiger von frühem Alter an, durchs Leben. Kein selbst- quälerisches Grübeln, kein Zwiespalt zwischen Naturbeobachtung und Bildschöpfung. Klar, sonnig, bestimmt und dabei doch so genau, mit der feinsten Kenntnis des reizvollen Details, in allen Teilen vibrierend von Leben und Naturfreude, dabei stets bildhaft und abgerundet, so erscheint das Werk Rudolf Alts fast von Anbeginn an. Seine herrlichen Arbeiten aus dem sonnigen Süden, leuchtend und satt, seine glänzenden, über alles Schwierige der Darstellung wie spielend herrschenden Bilder aus den Alpenländern, seine Innenräume und seine Architekturen, denen kein Formenreichtum die Einheit und Ruhe nimmt, wirken frisch und lebendig, als ob sie heute entstanden wären, und doch sind sie zumeist mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Eine ganze Folge von Bildern aus der Krim (Südrußland) zeigte die vortreffliche Einfühlung in eine ganz fremde Landschaft, die rasch dem Wanderlustigen ebenso vertraut wird, wie es die eigene Heimat stets war. Solche Phänomene sind wie die Stützen und Pfeiler hochstrebender Bauwerke, die Testen Halt gebenden Träger im Gebäude österreichischer Kunst, die stets überzeugend, beruhigend und Genuß spendend vor uns stehen, wenn wir vor ihre Lebensarbeit treten. Es ist ein hohes Verdienst des Sammlers, dies empfunden zu haben, und ein wert- volles Ereignis für jeden wahren Freund der Kunst, wenn plötzlich, zusammenhängend, so bedeutendes Wirken ausgebreitet vor den Beschauer tritt. Ein sorgfältig gearbeiteter Katalog mit zahlreichen Bildtafeln und einem erschöpfenden Text von Arpad Weiidgärtner bot an sich schon wertvolles Material. Die Wirkung spiegelte sich in dem glänzenden Ergebnis der Versteigerung, an der Galerieleiter, Sammler und Künstler lebhaften Anteil nahmen. Und wenn auch die Bewertung der Werke nicht immer mit dem Gehalte der- selben in richtigem Verhältnisse stand, und wenn auch leider kein Gesetz noch den Nach-