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VERLAG VON ARTARIAB Co. lll VIUT.
XXJAHRG. 1917. HEFT um 10.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
1113 JÄHRLICH 12 HEFTE 1111
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnernents werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Seite
Die Linzer Wollenzeug-
und Teppichfabrik
von Moriz Dreger 289
Annibale Fontana, der
Meister der Bronze-
leuchter im Dom zu
Preßburg von L. Pla-
niscig 370
Aus dem WienerKunst-
leben von Hartwig
Fischel .377
Kleine Nachrichten 38x
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 383
Literatur des Kunstge-
werbes .385
50'
V3 EINSIBD
zog
DIE LINZER WOLLENZEUG- UND TEPPICH-
FABRIK 50' VON MORIZ DREGER, WIEN S0-
ER Titel, den wir als Überschrift unserer Untersuchung
gewählt haben, kam dem Unternehmen, von dem
wir sprechen wollen, in einer an Wechselfällen
reichen Geschichte genau so wohl niemals zu,
faßt aber wenigstens zwei I-Iauptgebiete des
Schaffens zusammen und läßt sowohl die volks-
wirtschaftliche als die künstlerische Seite der
Fabrikstätigkeit hervortreten.
Begreiflicherweise muß für uns hier das
Künstlerische und Kunstgewerbliche der End-
zweck der Untersuchung sein. Wir müssen das
Volkswirtschaftliche aber soweit behandeln, als es bei jeder geschichtlichen
Untersuchung, besonders auf kunstgewerblichem Gebiete, von Bedeutung
ist, hier um so mehr, als wir sehen werden, daß sich das Linzer Unter-
nehmen erst allmählich aus einem rein volkswirtschaftlich zu einem künst-
lerisch wichtigen entwickelt hat.
Immerhin müssen wir uns hier besonders gegen Ende hin in vollem
Bewußtsein beschränken; wir können dies aber auch um so mehr, als wir,
fast ans Ende unserer Vorarbeiten gelangt, erfahren haben, daß ein hervor-
ragender Fachmann gerade die volkswirtschaftliche Entwicklung dieser
und anderer älterer österreichischer Unternehmungen hauptsächlich des
XVIII. Jahrhunderts klarzulegen unternommen hat und nur durch den
Krieg bisher an der Veröffentlichung seiner Forschungen verhindert worden
ist." Anderseits ist unsere Untersuchung durch eine solche Arbeit gewiß
nicht überflüssig geworden, da eine vorwiegend volkswirtschaftliche Unter-
suchung offenbar wieder das Gebiet weniger zu behandeln vermag, das wir
uns klarzustellen vorgenommen haben.
Auch ist es uns möglich, hier, und zwar zum ersten Male, ein reicheres
Abbildungsmaterial von wirklich ausgeführten Arbeiten der Fabrik, besonders
auf dem Gebiete der Teppichweberei, und damit ein anschaulicheres Bild
des wirklich Geleisteten zu bieten."
Wir meinen Herrn Regierungsrat Dr. Viktor Hofm ann von We llenhof, Direktor des Archivs und
der Bibliothek im k. k. Finanzministerium, dem wir für die giitige Förderung bei der Archivbenutzung zugleich
unseren ergebenen Dank aussprechen.
Der größte Teil der hier benutzten Akten erliegt übrigens im Archiv sogenannten Hofkammerarchiv
des k. u. k. gemeinsamen Finanzministeriums, dessen Archivax, Herrn Dr. Gustav Bodenstein, wir uns
zu ganz besonderem Danke verpßichtet fühlen.
Die Akten finden sich hier entweder unter Linzer Wollenzeug-Fabrik" oder zum überwiegenden Teile
unter Cameralia C14", und zwar bis zum Jahre 180, von da an im Archiv des k. k. Finanzministeriums. Wir
haben im folgenden also im allgemeinen nicht besonders angegeben, wo sich der eine oder der andere Akt
befindet, da hier das jahr 180 eben die strenge Scheide bildet.
Wir konnten diese Akten bis zum Jahre 1848 eingehend durchnehmen, also bis in die Zeit, als die Auf-
lösung der Fabrik schon dicht bevorstand.
Einiges über die Linzer Fabrik haben wir bereits in Kunst und Kunsthandwerk", XIX. Jahrgang
1916, Seite 60, gebracht und dort auch unter Nr. 49 und 5c zwei Druckstolfe der Fabrik abgebildet. Eine
38
Die älteste Erwähnung der Linzer Fabrik, die wir in gedruckten Werken
nachweisen können, iindet sich in August Ludwig Schlözers BriefwechseP
es heißt da in einem Reiseberichte aus Wien vorn 2. November 1777 Zu
Linz sah ich die dortige kaiserliche Wollen Manufactur, über die der H. R.
Hofrat Sorgel von Sorgenthal, aus Nürnberg gebürtig, als Director gesetzt
ist. Sie übertraf alle meine Erwartung. Ein prächtiges Gebäude an der
Donau," das einem Palaste gleich sieht, enthält nunmehr eine Fabrik, die
40000 Menschen ernährt, und bei aller ihrer Größe mit einer unglaublichen
Ordnung und Reinlichkeit prangt. Man sieht darinn überall neue vortrefliche
Maschinen, und solche Anstalten, die von einer ausserordentlichen Vorsorge
zeugen. Das Detail davon müssen Sie Sich von einem Manne vom Metier
beschreiben lassen."
Für die meisten wird es überraschend sein, dies zu hören. Zunächst tritt
hier allerdings nur der äußere Eindruck auf einen Laien hervor. Doch ver-
nehmen wir hier auch schon einen Namen, der dem Kenner des Kunst-
gewerbes, nicht nur des österreichischen, vertraut ist, den Namen des
Mannes, unter dessen Leitung die glänzendste Zeit der Wiener Porzellan-
fabrik fällt.
Wegen der Einzelheiten und der eigentlichen Bedeutung des Unter-
nehmens werden wir in dem erwähnten Berichte vorerst auf das Urteil
eines Mannes vom Fach vertröstet. Glücklicherweise meldet sich ein
solcher schon wenige jahre darauf in derselben Zeitschrift Briefwechsel"
1782, I0. Teil, S. 20x11. Der Verfasser nennt sich nicht und nur am
Schlusse findet sich die Anmerkung Vorstehende Nachricht enthält
Antwort auf 26 Fragen, die I-Ir. Prof. de Luca entworfen hat?" Diesem
berühmten Schriftsteller wird es nicht nur sein Vaterland, sondern ganz
Deutschland, verdanken, daß er zuerst eine pragmatische Beschreibung
von einem der schönsten Werke in der Oesterreichischen Monarchie ins
Publicum gebracht hat. Möchte doch sein Beispiel auch auf andre Patrioten
wirken!
Fast nur einen glücklichen Zufall darf man es nennen, wenn es uns
gelungen ist, den Verfasser des Aufsatzes feststellen zu könnenrH
Im Archiv des k. u. k. Finanzministeriums Endet sich ein Gesuch des
Kameralbuchhalters der k. k. Linzer Wollenzeugfabrik Ignaz Kassian Leitner
ältere, aber wenig eingehende Zusammenstellung bietet Stephan Edler von Keeß in seiner Darstellung
des Fahriks- und Gewerbewesens im österreichischen Kaiserstaate", II. Teil Wien 1820, Seite 233i. und
Seite 339i
Verschiedenes llber die älteste vorstastliche Zeit der Fabrik findet sich auch bei Fr. M. Mayer Die
Anfänge des Handels und der Industrie in Österreich und die orientalische Kompagnie" Innsbruck 1882.
Einen allgemeinen Überblick bietet Johann Slokars Geschichte der österreichischen Industrie und
ihrer Förderung unter Kaiser Franz I." Wien rgr4, Seite 353i.
Göttingen 1778, III. Teil, Seite x34. Wir haben nur die Rechtschreibung etwas geändert.
Auf der sogenannten Spitalwiese, siehe Abb. 2.
Ignaz de Luca, geboren zu Wien 1746, gestorben x7g9.
Es ist dann als Beispiel von Augsburg die Rede, und es werden die 26 erwähnten Fragen abgedruckt.
Auch in Benedikt Pillweins Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz Linz 1824,
Anmerkung auf Seite 282, gilt noch De Luca selbst als Verfasser der Nachricht.
vom I4.Jänner 1797
um Verleihung der
neu zu schaffenden
Direktionsadjunk-
tenstellef Es heißt
da unter anderm
DerUrsprung
dieser in Europa
nach ihrer Art ein-
zigen großen Fabrik,
samt dem ersten Stif-
ter derselben, so wie
der weitere Verfolg
war bis zu des Un-
terzeichneten An-
Stellung unbekannt.
Schlötzers Brief-
wechsel enthält die
erste Beschreibung
dieser Fabrik, die
Unterzeichneter
wörtlich nicht für
eine auswärtige Zeit-
schrift, sondern als
Beitrag zur Topo-
graphie von Ober-
östreich, welche ein
k. k. Rath und da-
maliger Professor
in Insbruck das
ist eben Ignaz de
Luca herauszu-
geben willens war,
lieferte.
Die ganze Exi-
stenz der Fabrik
vom Jahre 1671 bis
"A91
Abb. r. Warenzettel der Linzer Fabrik Kupferstich, liegt dem hier links oben
angegebenen Akte im Archiv des k. und k. Finanzministeriums bei wirkliche
Größe
gegenwärtige Zeit samt ihrer verschiedenen Wanderung an verschiedene
Eigenthümer oder Pächter ist, in Epochen getheilt, alltäglich in lateini-
schen Inschriften auf den Seiten des in Mitte des Fabrikhauses stehenden
Wachthurms, samt der in jeder Epoche geführten Wappen zu sehen?"
Nr. 2884 313 vorn jänner.
Die lnsehriften abgedruckt bei Schlözer, a. a. 0., Seite zog und 2x0. Eine Abschrift mit der farbigen
Kopie der Wappen finde! sich in dem Aktenblindel ad 23256 m65 in Cameralia 34. x8x5 und r8x5.
Es ist dies übrigens ein überraschendes Zeichen historischen Sinnes bei
einem Fabriksunternehmen älterer Zeit.
Leitner fährt über seine geschichtliche Untersuchung fort Sie ist die
Frucht von des Unterzeichneten mühesamer Nachforschung der alten
aus Winkeln und Staube gesammelten halb vermorschten Schriften, und
des damaligen Vorhabens, eine hauptsächlich für die Handlungsgeschäfte
gewiedmete Registratur anzulegen,
Es ist selbstverständlich, daß Leitner manches Schriftstück und vor
allem manche mündliche Überlieferung zugänglich waren, die uns heute
fehlen; anderseits können wir auch feststellen, das ihm wenigstens eine
Urkunde aus eigener Anschauung nicht bekannt war, die auch bis heute
nicht veröffentlicht, gerade zu den wichtigsten der ganzen Geschichte des
Unternehmens gehört, nämlich das ursprüngliche, von Kaiser Leopold I.
dem Gründer der Linzer Fabrik, Christian Sind, verliehene Privilegium,
also die eigentliche Stiftungsurkunde des ganzen Unternehmens und die
Grundlage der ganzen weiteren Entwicklung.
Diese Urkunde scheint nämlich sehr lange Zeit in Verstoß gewesen
zu sein und wurde erst zu Ende des Jahres 1811 bei einer Neuordnung der
Akten des Zahlamtes der niederösterreichischen Regierung wieder auf-
gefunden und an das Hofkammerarchiv zurückgesendet."
Erst aus dieser Urkunde selbst erfahren wir, wie Christian Sind über-
haupt auf den Gedanken gekommen ist, ein solches Unternehmen in Linz
zu begründen. Wir hören nämlich, daß der Burger und Handelsmann" zu
Linz, Christian Sindt, den oberösterreichischen Landständen gehor-
samblich beygebracht, wie das iungsthin ein frembder kunstlicher Zeug-
macher, vnd Schönfärber, welcher nicht allein allerhand wullene Gezeug-
werck verförttigen sondern auch dieselbe auf hol- vnd engellendische
Manier färben, und pressen könte, dahin nacher Linz kommen, sich bis
anhero, auf sein Sindts ersuechen, bey ihme aufgehalten vnd alda im
land zuuerbleiben erclärt". Dieser Fremde habe auf Kosten Sindts mehrere
Stücke Catis" hergestellt, und es sei nicht zu zweifeln, daß seine Erzeug-
nisse nach Beschaffung einer richtigen großen Presse den französischen in
Güte, Breite, Farbe und Sauberkeit nichts nachgeben werden. Sindt habe
daher beschlossen, auf eigene Kosten eine solche Zeug oder Cuiis
fabricam" zu errichten. Die Landstände bitten deshalb den Kaiser um ein
Privileg für ihn, daß er in der Vorstadt zu Linz eine Fabrik für gueten
gerechten Cadis, vnd andere geringe ganz wullene Zeug" samt Färberei
errichten und ungehindert betreiben sowie die Waren stückweise im offenen
Gewölbe vertreiben dürfe, wobei jedoch die Kaufleute nicht zum Verkauf
seiner Ware gezwungen sein sollten. Die Erlaubnis zum Betriebe einer
solchen Fabrik in Oberösterreich möge aber mit Rücksicht auf die hohen
Gründungskosten durch dreißig Jahre ausschließlich Sindt und seinen leib-
lichen Nachkommen vorbehalten bleiben.
Nr. 145 vom jänner 1812.
Das erhaltene Privilegium vorn n. März des Jahres 1672 erteilt nun
die hier erbetenen Rechte.
Wir bemerken hiezu, daß Cadis" ein geköperter dicker Wollenstoff
war, der ähnlich wie Tuch zugerichtet und besonders für Winterkleidungen
verwendet wurde; durch die Verbreitung der eigentlichen Tuchsorten
wurde er später ganz verdrängt." Es handelte sich also offenbar von vorn-
herein um die Erzeugung billiger Massenware, deren Herstellung volkswirt-
schaftlich aber von großer Bedeutung war.
Abb. z. Lage der Linzer Wollmzeugfabrik rechts unterhalb der Insel, Plan aus der Zeit von x84 bis 1848
Auf dieser Grundlage, nämlich der Erzeugung billiger Massenware aus
Wolle, wurde das Unternehmen dann durch mehr als ein Jahrhundert aus-
schließlich fortgeführt; so heißt es noch in einem Gutachten der k. k. Staats-
hauptbuchhaltung in Cameralibus germanicis aus dem Jahre 1794i" daß in
der Fabrik nichts als die Kleidungsstoffe für die ärmsten und zahlreichesten
Unterthanen erzeuget werden". Die Grundlage blieb; die äußeren Verhält-
nisse wechselten aber vielfach.
Vgl. Keeß Darstellung des Fabriks- und Gewerhewesens II, Seite 257. Nach Savary "Diction-
naire de Cummerce", Kopenhagen, 1765, war Cadis ein billiger Stoff, der zum Beispiel in Lyon in ungeheurer
Menge für Möbel erzeugt und nach Paris versendet wurde.
Bestimmung der Emstehnngszeit des Planes durch Herrn Museumsdirelnor Dr. H. Uhell in Linz.
Zu Nr. 4a vom April 1795.
"s-r
Sindt oder Sind" geschrieben selbst betrieb die Fabrik nur sechs
Jahre; dann ging sie in den Besitz seines Schwiegersohnes Matthias Kolb
über, der die kaiserliche Bestätigung seiner Freiheiten am 4. Mai 1682
erhielt, und weiterhin an dessen Bruder Dominik Kolb von Kolbenthurn,
der am 22. jänner 1715 die kaiserliche Bestätigung empfing.
Schon im Jahre 1698 wurde aber ein Vertrag geschlossen, laut welchem
das Soldatten Spittal und große Armenhaus" vor dem Schottentore in
Wien durch die Linzer Fabrik mit Arbeit Kämmen, Kartätschen und
Spinnen verlegt werden sollte. Das Spital erhielt dabei auch das Vorkaufs-
recht für den Fall, daß es zu einer Veräußerung der Fabrik käme. Dieser Fall
trat auch tatsächlich ein, und es wurde der Vertrag vom 4.November 1716,
mit dem der Übergang des Linzer Unternehmens an das Wiener Spital
erfolgte, am 15.änner 1717
vom Kaiser bestätigt?
Mit dem Vertrage vom
30. November 1722 wurde
dann die Fabrik wieder vom
Armenhause um 240.000 fl.
an die im jahre 171g
gegründete Privilegierte
Orientalische Compagnie"
weiter veräußertf" das neue
Privileg erweitert zugleich
Abb. 3. Die k. k. Teppichfabrik", nach den Ansichten von Linz Ffeiheiten uÜd vÜrTechte
und Umgebung, nach der Natur gezeichnet und lithographiert von um weitere Jahre
Josef Edlbacher, gedruckt und verlegt von Josef Hafner in Linz,
x8371i1k Innerhalb dieser Zeit
darf außer der Orientalischen
Kompagnie niemand im Erzherzogtum Österreich 0b und unter der Enns
sowie in den innerösterreichischen Landen eine derartige Manufaktur oder
einige CardißjCronräschjSarschetlScotifCreponfFlanel und alle gantz
Woolene- oder sogenannte Harrasene Zeug-Waarenlwas Namen man
denen selben immer geben möchtefwie auch Beuteltücher-l" nach-
zumachen und zu färben befugt" seinj-i- Die Orientalische KompagnieH-T
darf, als Handelsgesellschaft, aber auch alle Wollenzeuge, die bis dato"
nicht oder nicht zulängig" erzeugt würden, einführen und den Kaufleuten
ix Zwei äußerlich etwas voneinander abweichende Abdrücke des neuen Privilegs in dem erwähnten
Aktenfaszikel Nr. 88 im k. u. k. gemeinsamen Finanzministerium.
Die kaiserliche Bestätigung war schon am 27. März 1724 erfolgt.
Die Ansicht von Linz selbst von Ig. Rode, die zwölf Ansichten herum, darunter die dargestellte, von
Edlbacher. Bestimmung der Entstehungszeit des Planes durch Herrn Museumsdirektor Dr. H. Ubell in Linz.
außer Unsers Hof-Kriegs-Raths von Carnpmiller welcher auf die letztere Beuteltiicher besonders
privilegiret ist".
1'1- Über diese Stoffsorten siehe Keeß, a. a. 0., Seite 254 lT.
i-H- Nach Punkt hat die Kornpagnie das alleinige Recht der Einfuhr von "gantz Woolenen und
sogenannten Harrasenen und Beutl-Tiichem". Der 16. Punkt enthält die Erlaubnis, etwa nötige Arbeiter aus
dem Auslande kommen zu lassen, dabey jedoch die Landes-Statuta und in Religions-Sachen ausgegangene
Genenzlia in allweeg beobachtet werden sollen".
v. a. ?ä;x'?;ü-;QA?
.s.ir.cs-.a.xaaxxxe.szqas xcixxsxggeleee axx-xx
Abb. 4. Teppich, unaufgeschnitten, Grund graugelb mit buntem Dessin, 1822"? I5 der wirklichen Größe. Dies
und die folgenden Stücke bis auf Abb. 32 sind Linzer Erzeugnisse und alle Eigentum des Österr. Museums
gefärbt oder ungefärbt weiter abgeben. Die Vorrechte sind also zugunsten
der Orientalischen Kompagnie bedeutend erweitert worden. jedoch ersehen
wir aus einem späteren Promemoriaf offenbar aus dem Jahre 1753," daß
die Orientalische Kompagnie die Linzer Fabrik keineswegs proprio motu,
Schon im alten Verzeichnis als schadhafw angegeben, war also wohl in Gebrauch gewesen. Wir
bemerken, daß die in Anführungszeichen gegebenen Unterschriften entweder dem älteren Inventar, dessen
Abschrift sich im Österreichischen Museum befindet, oder den an Stücken selbst, auf alten Zetteln, an-
gebrachten Bezeichnungen entsprechen. Hinzugefügtes erscheint in eckigen Klammern.
K. u. k. Finanzarchiv, Niederösterreich, Faszikel 88, in dem gebundenen Hefte Nr. 39.
noch auch freywillig übernommen habe, sondern vielmehr auf vielfältige
Sollicitation Einer Hochlöbl. N. Ö. Regierung, ja Ihro Weylandt k. k. cath.
Majestät Karl VI. zu verschiedenen mahlen ergangenen mündlichen
Befehl selbsten
Während sonst, heißt es weiter, Neugründungen von der Regierung
mit Kapitalien unterstützt würden, habe man in diesem Falle den nie
erhörten großen Kaufschilling von jährlichen H. r2.ooo vor das bloße Privi-
Iegium" zugestehen müssen.
In was schlechten Standt diese schon seith ao. 1672 angefangene
Fahrica, was das gebäu und die gantze Einrichtung anbetrifft, gewesen,
und was vor schlechte Waaren der Letzte Jüdische Verleger Abraham
Spitz darauff erzeigen erzeugen lassen, die mann großen Theils auch mit
übernehmen müssen, haben die darüber gemachten Inventaria und Con-
scriptiones genugsam erwiesen.
Die Orientalische Compagnie ist also bemüßiget gewesen, diese Fabri-
cam von Grund aus Neu und gebührend einzurichten. worauß dann
das schon seit a7 26 völlig außgefertigter stehende große und solide gebäu,
so seinesgleichen an guter und zu einer so großen Manufactur allerdings
erforderlichen Einrichtung in Europa nicht hat, erwachsen ist."
Auch hören wir, daß die Fabrik unter der neuen Leitung die Erzeugung
nicht nur verbesserte, sondern auch auf neue Stoffarten ausdehnte. Auch
wurden Arbeiter und Meister aus Holland, Sachsen und Berlin berufen.
Leider war aber die ganze Orientalische Kompagnie wenig vom Glück
begünstigt," hatte sie doch im allgemeinen mit der ununterbrochenen Feind-
schaft der Venezianer, den Weg- und Mautschwierigkeiten, der Unvoll-
ständigkeit der Einrichtungen in den Seehäfen, der Unsicherheit der Justiz,
auch mit der Gegnerschaft eines Teiles der Kaufmannschaft und mancher
Behörden, die oft genug den Absichten der Regierung entgegenarbeiteten, zu
kämpfenf" dann wurde ihr Dasein noch dadurch erschwert, daß sie über
viel zu geringe Geldmittel verfügte. Diesem Übel wollte man im Jahre 1721
durch eine Art Klassenlotterie abhelfen; aber trotz späterer Umgestaltung
versagte auch dieses Mittel und hatte nur die eigentümliche Folge, daß
die Lotterieinteressenten die eigentlichen Eigentümer der Kompagnie
wurden?"
Die Orientalische Kompagnie mit ihren zahlreichen Unternehmungen
ging auf diese Weise nach kurz währendem Aufschwunge unaufhaltsam der
Auflösung entgegen. Eine im Jahre 1721 errichtete Wachsbleiche in Fiurne
mußte schon vor dem Jahre 1730 ihren Betrieb wieder einstellen, eine irn
Jahre 1726 begründete Kottonfabrik in Schwechat wurde schon im Jahre 1740
Vgl. Dr. Franz Martin Mayer, a. a. O. Mayer fußt bei seinen Darlegungen größtenteils auf den von
Franz von Reigersfeld angefertigten Abschriften der Sitzungsprotokolle der Hofkarnmer im Musealarchiv zu
Laibach. Seine Untersuchungen reichen übrigens nur bis zur Mine, bei der Linzer Fabrik im besonderen
sogar nur bis Ende der Zwanzigerjahre des XVIII. Jahrhunderts.
Mayer. a. a. 0.. Seite zu.
Mayer, a. a. 0., Seite 45 und rr4 tT.
wieder veräußert?" am längsten hielt sich noch die Linzer Fabrik, deren
Wert im jahre 1736 mit 400.000 H. angegeben wurde, in ihrem Besitze.
Das früher erwähnte Promemoria" zeigt uns übrigens auch, mit
welchen besonderen Schwierigkeiten man hier zu kämpfen hatte außer
den bereits erwähnten Mißständen bei der Übernahme waren es vor allem
die lässige Handhabung des Verbotes der Einfuhr fremder Waren, die
Gewissenlosigkeit vieler Handelsleute, die aus Engherzigkeit oft schlechten
fremden Erzeugnissen vor guten einheimischen den Vorzug gaben, dann
die hohen Löhne, die nötige Erhaltung von Aufsehern und Überreuthern",
die mangelnde Unterstützung, ja Behinderung bei der Materialbeschaffung,
die vielen Feiertage und die dreifache Maut."
Die ganze Fassung des Promemoria", das Hervorheben der großen
Opfer der Inhaber und des Nutzens für die Allgemeinheit, lassen schon
Vgl. Kunst und Kunsthandwerk", XIX. jahrgang 1916, Seite 30.
Über die Engherzigkeit der Kaufleute siehe ebenda
"Die qualilät betreßendt, ob schon solche zum Theile den äußerlichen Glantz und Schönheit, wie die
frembden von der außbiindig schön fein und milden Englischen Woll gefertigten, so auch in anderen Ländern
nicht nachgemacht werden können, haben, So sindt Sie doch von so guten ansehen, farb und uppretur, daß sich
kein Stand darinnen zu kleyden schämen darf, besonders aber ihrer innerlichen giithe nach dauerhafter, als die
auf den Schein gemachte frernbde, aber auch deßwegen denen l-iandelsleuthen nicht so angenehm, weil jene
bald abgetragen sind, und Sie desto öftere ahkaufer erlangen."
Dieser Satz, in dem sich einige Korrekturen beünden, ist formell wohl nicht ganz klar, inhaltlich jedoch
nicht mißzuverstohen.
Die übrigens wiederholt hervortretende Anklage gegen den Handelsstand erscheint uns sehr bemerkens-
wert und zeigt, wie weit gewisse Verhältnisse. iiber die wir heute klagen, zuriickreichen.
Es wird dann auch auseinandergesetzt, daß man mit Unrecht behaupte, das Unternehmen erstrebe oder
erziele übermäßigen Gewinn; im Gegenteil begniige man sich mit sehr mäßigem. so daß nicht einmahl ein
Land iibliches Interesse von 5. p. C. iiberbleiben kann So daß die Lotterie Interessenten als dermahlige
Inhahere lhr Geld wohl Viel besser nutzen könten, und die Manulactur bloß zu lhro kais. königl. Mayestät und
des Publici Dienst und Nutzen bißhero haben fortsetzen lassen."
Wir erfahren auch, daß innerhalb des Fabrikshauses 500 und außerhalb noch 315 Personen tätig wären.
Auch wären zu Colligirung der gespunsten durch das ganze Land, wie auch in Böhmen z8 Fantores auf-
gestellt", welche bis zum letzten feindlichen Einfall schon gegen gooo Spinner beschäftigt hätten. In dem
ursprünglichen Privileg für Sindt heißt es noch, das er die hierzue nothwendige SchaHswoll allein aus
Österreich ob- und vnder der Enns nemen wolle Es wird dann noch auf die großen Nebenverdienste der
Professionisten bei Erneuerung von Geräten und MaschinenÄ-iingewiesen.
Aus einem Anhange ersehen wir weiters die Zunahme des Warenverkaufs der Manufaktur; er ist von
172.099 H. 55 kr. im Jahre 1747 auf 304.289 H. 44 kr. im Jahre 1754 gestiegen
Im Jahre 1747 172.099 H. 55 kr.
1748 178-758 .. as ..
17491119196" 18 ..
1750 241.009 11 ..
1751 270.095 18
17537 304-139 11 44 11
Ein genaues Verzeichnis des Warenbestandes aus dem jahre 1748 findet sich unter Nr. 39 in dem mehr-
fach angeführten gebundenen Hefte im Faszikel 8B. Wir führen daraus die Namen der in Linz erzeugten und
versendeten Stoiiarten in der dort beobachteten Reihenfolge an Einfache Waaren Feine Cronrasch;
ordinari Cronrasch Crzpomjesuitten Zeug; Sarge 13 v1; Sarge Imperial schwarz auf roth, und g-färbig gedruckt;
Soye 15" und Ciper Soye; Gedruckt- und Futter-Flanell, Geköppert- und ungeköpperte Flanell; 12" Rasch;
Halbrasch; Challon; Scotti; Außläindische Cadis Vorräthig aus Böheimb; Schrnalle Beuttel-Tiicher; Mittel-
breite dem"; Breitte detti. Gezwimte Waaren Carneloth von Filo de angora; Mittelfeine detii; Halb Seiden
Cameloth; Grob- und Clahr-Faden Halb Carneloth; Sayette; Halb Seiden Barcan; Wollen Grobfaden Barcan;
Dem Clahrfaden Barcan; figurine Barcan und Strock; Valenciener Barcan; Amiens Gro de Napel; Carale;
Gestreifte Concent; Gedruckte Cancent; Ordinari breite Cancent; Geblumbt- und Gestreiffte Callamanck;
Geblumte Grisel; Grobfaden Mittelbreite Guinet; Clahrfaden detti; Schmalle Guinet."
Unter Nr. 38 Findet sich dann ein von anderer Hand geschriebenes Verzeichnis derjenigen Waren, die
entweder in den erbländischen Fabriken gar nicht erzeugt oder gegen die Leipziger Preise zu teuer wären.
39
darauf schließen, daß man auf die Übernahme des Unternehmens durch
den Staat hinarbeitete. Tatsächlich erfolgte die Übernahme durch ein Dekret
der Kaiserin-Königin Maria Theresia, gegeben zu Wien am 9. November
1754, gerichtet an den Ober Ennserischen Repraesentations-Praesidenten
Grafen v. Andlerüf
Das Dekret lautet
Maria Theresia.
Gleichwie Wir nicht mißkennen, was an aufrechterhalt- und weiterer
Fortplianzung der Wollenen Zeug-Fabrique zu Lintz Unserem Dienst und
sonderlich dem Nahrungs-Stand in Oesterreich ob der Enns gelegen seye;
also haben Wir entschlossen, diese wichtige Fabrique mittels einer Behand-
lung, so Wir mit denen Interessenten der roofachen Loterie durch Unsere
Ministerial-Banco-Deputation haben treffen lassen, Vollends zu übernehmen,
diese Fabrique dem Banco pro hypotheca seiner ausgelegten Capitalien
übergeben, und unter Direction unseres Commercien-Raths Franz Paul Von
Stegner mit geflissenstem eyfer fernerweit fortführen zu lassen.
Wir befehlen dir demnach, daß du Vorgedachtem Von Uns allergnädigst
emennten DirectoremVon Stegner bey der fabrique behörig Vorstellen sollest,
und sezen anbey in deine bekannte Activiiaet und Dienst -gefließenheit das
besondere allergnädigste Vertrauen, du werdest Ihme Von Stegner in allen
Vorfällen die willfährige Hand Biethen, die Fabrique-Gerechtsamen mit
nachdruck unterstüzen, und was immer zum Aufnahm derselben gereichen
mag, mit diesem gutachtlichen Vorschlag von Zeit zu Zeit an Unseren
Ministerial-Banco-Deputations-Praesidenten gelangen lassen."
Gleichzeitig wurde der in dem Dekret genannte Stegner, der bereits
seit m. April 1753 mit dem Charakter und der Würde eines k. k. Kommer-
zienrates ausgezeichnet war, zum würcklichen Commercien Rath mit
Repraesentations-Raths-Rang"' befördert."
Die Wollenzeugfabrik kam dann ultima Augusti 1754 an das
Allerhöchste Aerarium".""'"'
Die Hauptverschleißstelle der Linzer Waren befand sich übrigens in
Wien, wo auch die Haupt-Niederlags oder Directions-Cassa" war, und der
Direktor wir wissen nicht genau, ob von Anfang an seine Amts-
wohnung hatte. Wien hatte eben nicht nur den größten örtlichen Markt, son-
dern war auch der Ausgangspunkt für den weiteren Handel nach dem Osten,
dem Nord- und Südosten. Und wir werden immer wieder sehen, daß Ungarn
Archiv des k. u. k. Gemeinsamen Finanzministeriums. Niederösterreich, Aktenfaszikel Nr. 8B
Akt Nr. 33.
Ebenda Akt Nr. 34. Er erhielt einen jährlichen Gehalt von 3000 H. und Ersatz der Reisekosten. Die
Insrruction oder Ordnung" fir den Direktor vom zg. November 1754 findet sich unter Nr. x24 vom Februar 1772.
Später finden wir Stegner als Hofrat.
Im Jahre x77 hebt er in seinem Entlassungsgesuche Nr. x24 vom Februar 1772 hervor, er habe sich
angelegen sein lassen die von der orientalischen Kompagnie an das Ärar gestellte Forderung per
2,25o.ooo B. dergestalt mit der besagten Kompagnie und ihren Gläubigern auszugleichen, daß erste mit bloßer
Befriedigung der letztem durch 30. pr Cento von ihren Kapitalien sich begnliget
Entwurf des erneuten Privilegiums in Nr. 94 vom April x775.
199
und Siebenbürgen zu den Hauptabsatzgebieten der Fabrik gehörten; ebenso
wurde der Handel nach der Türkei, Polen und Rußland immer als wichtig
im Auge behalten. Umgekehrt kam auch ein großer Teil der Rohwolle aus
den, damals noch türkischen, Balkangebieten aus Mazedonien und der
Walacheißi ja der Umstand, daß man diesen damals wichtigen Erzeugungs-
gebieten der Wolle näher
gelegen war als andere euro-
päische Kulturländer, bildete
sogar eine I-Iauptgrundlage.
dieses ganzen Fabrikations-
zweiges inÖsterreich und mag
auch eine der Ursachen ge-
wesen sein, warum die Orien-
talischeKompagnie seinerzeit
die Fabrik übernommen hatte.
Der Sitz der Wiener
Niederlage befand sich in
den Jahren 1724 bis 1734 im
fürstlich Liechtensteinschen
Hause auf dem alten Bauern-
markte," dann in dem Hause
zur goldenen Rose" auf
dem alten Fleischmarktef"
Die Örtlichkeit der Nie-
derlage war sehr wichtig, da
sich hier, um den Fleisch-
markt, der Mittelpunkt des
Wiener Großhandels befand
und insbesondere auch der
Sitz der für den Orienthandel
so wichtigen Griechen, die
hier übrigens bis in die neu-
este Zeit ihre I-Iauptnieder-
lassungen hattenxl- Als die
Abb. 5. Teppich, unaufgeschnitten, Grund grün mit rotem Dessin,
18m", 1m der wirklichen Größe
Man vergleiche Vortrag des Knmmerzienrates an die Kaiserin vom 28. April 1768, in Nr. 14
"Eine ganz andere Beschaßenheit aber hat es mit der Linzer-Wollen-Zeug-Fabrick. Diese kann sich zu
ihrer Manufactur keiner andern, als der einachiirigen langen Wolle bedienen, welche bekannterdingen meistens
aus den türkischen Provinzen gebracht wird, indeme die einschürige Schaaf-Zucht in den Erblanden nicht
eingeführet ist."
Schlözers "Briefwechsel" Seite 216.
Vgl. im Berichte Sorgenthals vom 16. Dezember 1789 Nr. 351 vom Dezember 178g, daß das von
der Fabrick albreit über 50 Jahre in Bestand gehabte Hauß auf den Alten Fleischmarkt zur goldenen Rolle
verkauft werden wolte". Ein auf 12 Jahre lautender Mietvertrag vom 28. September 1767 liegt im Original in
Nr. go vom Jänner 177a. Er ist mit Rudolf Grafen von Abensperg und Traun als Vormund des Fräuleins Maria
Anna Freiin Metsch geschlossen. In Nr. go vom jänner 1772 findet sich eine Aufzählung der Räume.
Am u. März 1791 berichtet Sorgenthal an die k. kJ-lofkammer und Minisxerial Banco Deputation" zu
Nr. 854 vom März 179 Alhereit im jahre 1788, wo das GräHich Sauerische Hauß, welches die Fabrik über
Fabrik später wegen Verkauf und Umbau des Hauses zum Umzuge ge-
zwungen war, wurde immer wieder betont, daß man in der Nähe dieses
Platzes bleiben müsse, wenn man nicht großen Schaden erleiden wolle. Um
es kurz vorweg zu nehmen, hatte die Fabrik ihre Magazine und Verwaltungs-
räume bis zum Jahre 1803" in dem erwähnten Hause, das inzwischen aller-
dings den Besitzer gewechselt hatte, und von da ab bis zum Jahre 1840 in
dem" nicht weit entfernten ehemaligen Lorenzerklosterf" Erst in der letzten
Zeit des Bestandes, als sich die Grundlagen des Unternehmens vollständig
geändert hatten, werden wir die Niederlage an einer ganz anderen Stelle
finden. In Wien befand sich übrigens nicht nur eine Verschleiß- und Verwal-
Abb. 6. Colorierter Caminteppich weinroter, schattierter und schwarzer Flor auf gelbem,
unaufgeschnittenem Grunde mit schwarzen Fransen, 1820", 1h, der wirklichen Größe
tungsstelle, sondern seit Mitte der Sechzigerjahre auch eine Filialfabri
Zur Gründungsgeschichte dieser erfahren wir aus einem Protokollauszuge
60 jahre ganz in Bestand hatte, verkauft wurde, hat die Fabrik Direkzion, die allerunterthänigste Vorstellung
gemacht, daß es äußerst schwer fallen dürfte, eine Gelegenheit auf den alten Fleischmarkt, oder dessen Gegend
als die einzige für den Groß Handel gewidmete finden zu können, um die 1c nöthigen geräumige Magazine fir
die Linzer Fabrik, für die Kassen, Buchbalterei und Comptoir, nebst Magazinen für die Spiegelfabrik,
Direkzions, eines Beamtens und Hauß Knechts Wohnungen unterbringen zu können
Er denkt deshalb schon damals an das nahe Lorenzergebäude.
Eine ähnliche Äußerung findet sich auch in Nr. vorn April 1794.
In dieser Zeit ist das Haus als Nr. 740 auf dem Fleischmarkt im Besitz einer Katharina Edlen von
Zepharuwich Zepharovics, mit der man durch Jahre wiederholt verhandelte, um einen von ihr beabsichtigten
Umbau des Hauses und damit die Nötigung zum Umzug zu vermeiden. Siehe unter anderm Nr. 17 vom jänner
1794; 346 vom Mai 1794; 198 vom Mai 1794 und besonders Nr. 312 vom Dezember 1801, wo die Stelle über
die Zunahme der Griechen bemerkenswert ist; dann Nr. 25g vom Februar 1802; 501 vom juni 1802, gerichtliche
Kündigung durch die Zepharovics. Am Fleischmarkt treffen gerade die Ungarn und Siebenhiirger ein, die am
meisten von der Fabrik kaufen".
In Nr. 21 ex September 1816 teilt die Linzer Fabriksdirektion auf Anfrage der Hoikammer mit, daß
die Linzer Wolleuzeug, Tuch und Teppich-Fabriks-Niederlage sich seit Georgy Termin 1803 in ihrem der-
maligen Lokale des Lorenzer Gebäudes" befinde.
Eine Zeitlang, aber nur ganz vorübergehend, ist von der Verlegung der Niederlage in die Vorstadt die
Rede Nr. 200 vom November 1802. Zur Geschichte des Lorenzergebäudes mögen unter andenn nachgesehen
werden Nr. 602 vom August 1805 wegen Lizitierung, 808 vom Oktober 1806 desgleichen; 16 vom Februar 1807
wegen Ankauf durch das Ärar; 34a vom jänner 1817, 827 vom Oktober 1817, 905 vom Februar 1513 und
vom November 181g wegen Bautälligkeit und Umbau; 320 vom Oktober 1823, 31 vom Februar 1839 Abtretung
von Räumen an andere Amter.
3Ul
des I-Iofkommerzienrates vom I8. Mai 1772," daß bey der Zurückreise
Sr. Mayst. des Kaisers von dero Krönung 1765, Allerhöchst Dieselbe den
Augenschein von der Linzer Fabrik genommen, und über dieselbe nicht nur
ihre Zufriedenheit bezeiget, sondern auch Ihrer May. der Kaiserin, Königin
angerathen hätten, mehr dergleichen Filial-Fabriken errichten zu lassen.
Allerhöchst Dieselben
hätten dem Hofrathe v. Mayer
davon Erwähnung und dazu
den Auftrag gemacht, da denn
zuerst das Schloß Ebersdorf in
Vorschlag gekommen, dieser
Auftrag aber anderweiter
Ursachen wegen unbefolgt
geblieben sey.
Endlichen hätten Ihre
Mayst. ihnen Mayer und
Stegner das Meidensische
Haus" zu Meidling mit der
Bedingniß angetragen, da-
selbst mit I-Iülfe der Linzer-
eine Filial-Fabrike zu er-
richten; jedoch dergestellt, daß
das Bad beybehalten werde."
Es scheinen Stegner und
Mayer, der damals auch der
Fabrik angehörte, ingewissem
Sinne Besitzer des Hauses
geworden zu sein, da wir
späterw" hören, daß ihnen
ein jährlicher Bestandzins ver-
abfolgt wird und sie bei der
Auflösung dieser Filialfabrik
eine Entschädigung erhalten.
Die umfangreichen Ge-
bäude und sonstigen Fabriks-
Abb. 7. Teppich, unaufgeschnitten, Grund blau mit gelbbraunem
Dessin, 1820", der wirklichen Größe
anlagen, die über 52.000 H. kostetenj wurden jedenfalls auf Staatskosten
errichtet. Der Erfolg der Wiener Meidlinger Nebenfabrik hat jedoch den
Erwartungen nicht entsprochen; so hören ,wir in einem Berichte des
Kommerzienrates Anton Puchberger aus dem Jahre 176921? Die Meidlinger
Nr. a5 vom Juni x772.
Meidens offenbar der Maler Martin Meylens, 1696 bis 1770.
Nr. 25 vom Juni 177.
Vortrag des Kommerzienrates vom 16. März 177 Nr. 27 vom April r77z.
A. n. 0., Nr. 50. Bericht über die mit dem Hofdekrete vom 24. juli 1768 geforderte Inventur und
Untersuchung" der Linzer Wollenzeugfabrik.
de,
Fabrik seye ein neues Werk, welches hauptsächlich in Ansehung der kost-
baren Gebäude bereits 29.125 H. gekostet, und wenn es vollkommen zu
Stande gebracht werden sollte, noch mal so viel, wo nicht mehr kosten
werde, besonders wenn dem gemachten Anfang nach alle Werk- und
Webestühle in dem Fabriks-Gebäude sich befinden sollen."
Und da die Linzer Fabrik selbst inzwischen vergrößert worden
und auch der Verkehr auf der Donau leicht sei, so seye ersagte Meid-
linger Fabrik umso unnötiger und überflüssiger, als die Arbeiter bey der
Linzer Fabrik zum öffteren nicht mit genugsamer Arbeit verleget werden
können"."'
Nicht vorteilhaft für die Linzer Fabrik war es auch, daß der Direktor
zwei andere Unternehmungen, nämlich die Berchtholdsgadner Holzwaren-
fabrik" und die Nadelburger Messingwarenfabrik, zu leiten hatte. Es wurden
dadurch nicht nur seine Kräfte zersplittert, sondern der Direktor auch mehr
von Linz abgehalten, als es für die sorgfältige Überwachung der dortigen
Fabrik von Vorteil gewesen wäre. Man sah sich daher gezwungen, in Linz
einen eigenen Inspektor zu bestellen. Aber auch unmittelbar zehrten die
Nebenfabriken an dem Hauptunternehmen; so heißt es in dem soeben an-
geführten Berichte Puchbergers, daß die Nebenfabriken es sind, welche
die Fabrik am meisten beschwehren" und hauptsächlich zur beträchtlichen
Vermehrung der Passiv-Capitalien Anlaß gegeben" haben.""'
Über die I-Iauptuntemehrnung selbst empfangen wir in den ersten
Jahren nach der Verstaatlichung aber nur günstige Nachrichten. Auch
erkennen wir den Anteil, den die höchsten Stellen des Staates an dem
Fortgange des ganzen Gewerbszweiges nahmen. Wichtig ist hier unter
anderm ein I-Iandbillett der Kaiserin Maria Theresia aus dem Jahre 1762,?
worin der Auftrag gegeben wird, festzustellen, was für ein quantum an
derley Waaren jährlich in Meinen deutschen, und hungarischen Erblanden
consumiret, und was daran in denen allerseitigen Fabriquen erzeugt wird".
Zugleich wird die Förderung des Anbaues von Farbstoffpfianzen, besonders
Röthe, Wayd, und Wau" gefordert-H
Aus dem Berichte des Hofbuchhalters Samuel AndreaeT-H- erfahren wir
dann, daß die Fabrikserzeugnisse in den 12 Monaten von Mitte des Jahres
1760 bis Mitte des Jahres 1761 um fast 171.000 H. mehr Absatz gefunden
hätten als in den vorhergehenden 12 Monaten, und zwar insgesamt nach
Wien, Linz, Graz, Krems, Brünn und Prag für mehr als 571.000 fl., wovon
Es wird hier nebenbei auch 'auf den Mißerfolg der im Jahre 1755 zu Ybbs angelegten Nehenfabrik
hingewiesen. die nach zwei Jahren mit großem Schaden wieder habe aufgegeben werden müsggfL
Berchtholdsgadner Waaren" nach dem ursprünglichen Hauptsitz der Erzeugung heute Berchtes-
gaden genannt.
Die Holzwarenfabrik hätte vom Jahre 1761 bis 1766 einen Verlust von fast 17.000 8., allein im
Jahre 1767 dann fast 5700 fi. gehabt. Es könnte hier nur ein gänzliche Verbot der Einfuhr ausländischer
Holzwaren helfen. Die Niederlagsräurne befanden sich im selben Gebäude wie die der Linzer Fabrik, siehe
besonders Nr. go vom Jänner 1772.
Ebenda, bezeichnet accepi 24m1 Januarij 1752".
"Röthe, Wayd" und auch Krapp waren dar-nach in Mähren tatsächlich schon eingeführt.
"H1 An die k. k. Kornmerzien-Hofbuchhalterei.
303
weit mehr als die Hälfte nach Wien allein kämef" Und es wird dies in der
Ausweisung" eine richtige Folge des Allerhöchsten Verbots der Einfuhr
Ausländischer wollenen Zeuge" genannt.
Auch erfahren wir, daß in der Lintzer Fabrique alle Arten ausländischer
wollenen Zeuge, auch so gar die Brüseler Camelotte, und gedruckte Golgias,
Abb. 8. Teppich, unaufgeschnitten, Grund lichb blau mit weißhraunern Dessin, 182a", 1,15 der
wirklichen Größe
und Carillas vulgo flaäirte flanelle, glücklich nachgemacht wurden, und
reussifet" hätten." Weiter heißt es und diese Bemerkung ist für die
gesamte Geschichte der Webekunst nicht ohne Belang Die hiesigen
Beigegeben ist auch eine Tabelle mit genauen Angaben über den Verbrauch von Wollsonen in ieder-
österreich, Böhmen und Mähren in den einzelnen Jahren von 1754 bis r759.
Es werden übrigens auch Halb wollen- und halbleinene Custor, Rasche, Mesulan 8m" angeführt.
Über den GolgasWDl-uck oder -Veri'ahren siehe Kunst und Kunsthandwerk", XIX. Jahrgang rgxö,
Seite 28.
Über das FIammiei-en" ebenda, XVllI. Jahrgang rgr5, Seite 38x f.
JVW
Kaufleute haben so viel ich mich errinere die Bestellungen nach denen muth-
maßlich von Fremden Kaufleuten ihnen zugekoxienen Mustern gemacht.
Dahero dann die Waaren auch nach Selbigen getaufet, und mit nehmlichen
Barbarischen Namen Beleget worden, wie Sie auf der zahlreichen Lisia der
Lintzer Waaren verzeichnet sind."
Wie oft mag sich derselbe Vorgang auch bei der allmählichen Wande-
rung der Seidenstofferzeugung vom Südosten her in unsere Länder auf den
zahlreichen Haltepunkten des Weges wiederholt haben?
Und so kommt es, daß sich noch so uralte und fremdartige Namen wie
Alepin" Stoff von Aleppo?, Barcan" Buragan, Polomit""' erhalten
haben. Wenige Ausdrücke wie Vierdrat" das auf Polomit und Guinet
folgt geben sich klarer zu erkennen.
Wir verstehen übrigens auch, daß die Stoffe bei der stets wieder und
unter neuen Verhältnissen erfolgten Nachahmung allmählich selbst etwas
anderes werden konnten, als sie unter der ursprünglichen Form der
Bezeichnung waren.
Doch kehren wir zu unserer Urkunde zurück; es heißt da weiter,
die Erzeugnisse der Linzer Fabrik haben nicht minder das Glück gehabt,
denen Nieder- Ober- und Inner-Oesterreichern zu gefallen, folglich könnte
die Lintzer Fabrique auch noch länger Bey deren Bisherigen Fabricirung
verbleiben.
Was aber die übrigen Erbländer als Böhmen, Mähren, Schlesien,
Hungarn, und Siebenbürgen, auch das Litorale austriacum Betrifft, wo
das Negofium größtentheils von Juden geführet wird, auch die Witterung
wärmer als in hiesigen Gegenden ist; Da wird ohnumgänglich erfordert,
auf leichtere und wohlfeilere Waare fürzudenken, weil anderer Gestalt
die Einschwärtzung unvermeidlich, und nicht möglich ist, denen ausländ.
Zeugen den völligen Abschied zu geben."
Man habe, heißt es weiter, deshalb auch einen Vertreter nach Leipzig
senden wollen, um von den gewöhnlich für Ungarn und Siebenbürgen
bestimmten Waren zunächst für 20.000 bis 30.000 fi. zum Weiter-
verschleiße anzukaufen und die Bedürfnisse der Ungarn und Sieben-
bürger zu erforschen; doch wäre diese Absicht an den Zollschwierigkeiten
gescheitert.
Die Nothwendigkeit, leichte und wohlfeile Waaren fabriciren zu
lassen," fährt der Berichterstatter fort, Beweise ich mit einem eintzigen
Exempel, nehmlich mit dem .Conceni.'"' Diesen verkaufet die Lintzer
Fabrique um 10 H. in Leipzig gilt Er aber nur H. wollte und könnte
man es also einem I-Iungarn, oder Siebenbürger wohl verdenken, wenn
Er auf vernehmen einer so großen dijferenz, zum Gewölbe hinaus lauffet,
und sich nach Sachsen wendet?"
Polamit oder Polemik auch Konzent, Concent genannt mit gezwirntem drei- oder vierdrähtigen Ketten-
und einfachem Schußfaden; siehe Keeß, a. a. 0., Seite 255.
In der früher erwähnten Tabelle in der dritten Hauptgruppe Ordinlri Beutel-Tücher, Cadis, Concent,
Rasch und halb Rasch, Sarges, Barchzt ezc."
305
Auch von dem Triester Magazin wird gemeldet, daß die Waare zu
gut, zu schwer, und zu theuer gewesen" sei. Der Grieche konnte Sie
nicht brauchen, und ist mithin Bey seinen Sächsischen und Berlinischen
Sortiment geblieben.
Ich überreichexalso hierbey eine wehrend meinem Sejour in Böhmen
aus Gera erhaltene Muster-Carte, um damit gehorsamst vorzustellen, wie
die Sächsische I-Iadernmäßige Zeuge um ein Spottgeld verkaufft und feil
geboten werden.
Ein jeder Kaufman, und Waaren Verleger muß feine, mittlere, und
schlechte Waaren zu verkaufen haben.
Die Lintzer Fabrique kann wegen der großen Vorteile der mace-
donischen Wolle, und mit Beyziehung der Böhmisch und Hungarischen,
alle Sächsische Zeuge wohlfeiler imitiren, als die Sachsen Selbstenfw
Wenn man aber fürchte, daß nicht den Bedürfnissen aller Erbländer
entsprochen werden könne, so müsse man in Böhmen, Mähren und
Schlesien eben neue Zeugrnanufakturen anlegen und die Möglichkeit bieten,
einheimische sowie ausländische mazedonische Wolle zu verarbeiten, was
aber der Banco durch die hohe Abgabe auf alle ausländische Wolle ver-
hinderef"
Aus allem erkennen wir übrigens wieder deutlich, daß es sich bei der
Linzer Fabrik zunächst um Massenartikel handelte.
Die Entwicklung der Linzer Fabrik beruhte aber, wie wir bereits ge-
sehen haben, zum großen Teile auf dem privilegium privativum". Dieses
wurde jedoch, nachdem vorher schon ein I-Iandschreiben der Kaiserin
von einem schädlichen Monopolium" und den hohen Preisen der Linzer
Erzeugnisse gesprochen hatte, im Jahre 1764 aufgehoben. Wir können auf
Aus dem oben erwähnten Stand der k. k. Wollen Zeugs Fabrik in Linz" für die Jahre 1761 und 1762
ersehen wir, daß die bulgarische Wolle die größte Wichtigkeit für das Unternehmen hatte. Es wurden
angekauft
Bulgarische rohe Wolle
Böhmische 14.858 31.463 30
Hungarische rohe Wolle 13.140 7.583 31
Ausländische Cvespunste aus Sachsen 50.156 18.586 40
File Dwzngora 4.711 1.246 30
Seiden 11.403 9.660
74.961 106.756 43
159-131 49 175-195 54
1c Prozent bei aller Wolle unter 10 fl. im Werte.
Weiter hören wir von der bereits ziemlich entwickelten Wollzeugmanufaktur im Kloster Ossegk, in
Heinrichsgrün, Gossengriin, Königsberg und im Egerischen Bezirk überhaupt", auch von einem im Grenzer
Redwitz eingenisteten Wunsiedler accatholischen Wollen-Zeug-Handler", der unter dem Vorwande der
Appretur den ärgsten Schleichhandel treibe.
40
diese wichtige volkswirtschaftliche Angelegenheit hier nicht näher eingehen
und wollen uns begnügen, eine kurze Übersicht über die Frage zu bieten, wie
wir sie in einem Vortrage des, auf Stegner folgenden, Direktors Sorgenthal
aus dem Jahre 1793 gefunden habenf" In einem geschichtlichen Rückblicke
wird hier gesagt, daß die Fabrik im jahre 1754, um sie nicht völlig aufliegend
zu machen", vom Ärarium übernommen werden mußte und daß sie durch
das privilegium privativum geschützt eine gewisse Festigkeit und
Verbreitung in ihrer Manufaktur" erlangte, welches zugleich aber zur
Nachahmung besonders in Böhmen bei ordinairen Artikelnanei-ferte, und
daß von der Fabrik auf ihr privilegium stützend viele Klagen darüber
geführt wurden. Der allerhöchste I-Iof, dem nur daran gelegen seyn
konnte, die Wollenzeugmanufacfur allgemein im Lande einzuführen, achtete
nicht den Vorteil der aerarialfabrik, sondern hobe A22 1764 das für die
Fabrik so nutzbare privativum noch vor Erlöschung der bestimmten Zeit
völlig auf, erklärte die Wollenzeug Manufaktur gänzlich frei, und zweifels-
ohne ware die Beibehaltung der Fabrik für das aerarium nur aus diesen
guten Grund geschehen, um der Wollenzeug Manufaktur sicher zu seyn
und die Fabrik selbst dahin zu leiten, alle möglichen Handlungs Vortheile
einzuführen, und nicht nach den vorhinigen Grundsätzen zu manipuliren,
besonders da mit Aufhebung dieses privafivi zugleich die bis dorthin
gestattete fremde Waaren Einfuhr nach Hungarn aufgehoben wurde.
Schwerlich dürfte ein Beispiel vorhanden seyn, wo in einer so
kurzen Zeit nach den aufgehobenen Zwang sich ein Nahrungszweig so
allgemein verbreitete; bis in das jahr 1770 entstanden die ansehnlichen
Fabriken zu Neugedein, Mährisch Neustadt nebst noch vielen anderem"
nur allein in Böhmen wurden über 800 Stühle in Arbeit gestellt, sogar
in Hungarn entstanden selbe, und bestehen noch, in Oberösterreich Henge
jeder Weber, der etliche hundert Gulden aufbringen konnte, auf eigene
Hand zu arbeiten an, einige Weber zu Steyr, und Linz haben schon öfters
einer 100 Stühle im Gange gehabt. Eine natürliche Folge davon ware
es, daß im allgemeinen der Staat durch Verbreitung dieser Manufaktur
gewanne, hingegen die aerarial Fabrik verliehren mußte; wenn sie nicht
nach anderen Grundsätzen betrieben würde
Wir müssen hier allerdings gleich einfügen, was Sorgenthal selbst an
anderer Stelle berichtet, daß nämlich die meisten dieser in den k. k.
deutschen Staaten", besonders in Böhmen und Mähren neugegründeten
Fabriken bald wieder zugrunde gingen, sei es aus Mangel an Kennt-
nissen, sei es aus Mangel an Kapital, das nötig gewesen wäre, um die
Linz, vom n. juni 1793 Nr. 6x9 vom Juli r7g3 an das k. k. Hofdirektorium.
Über Ne ugedein siehe Nr. 460 vom Dezember 1777 Jakob Schmidt, Inhaber der Wollenzeugfabrik
zu Neugedein, bittet um günstigere Abschlagsbedingungen für den rückständigen Rest von 6666 H. 40 kr. des
Kommerzialvorschusses von 10.000 H. Nr. 303 vom März 1785 Jakob Matthäus Schmid als Inhaber der Neu-
gedeiner Wollenzeugfabrik genannt. Nach Nr. 49g vom Februar 1786 wurde die Fabrik von den Schrnidschen
Erben auf eigene Rechnung fortgeführt und lieferte einige vorzügliche Artikel.
Zu Nr. 46g vom Oktober r787 Kurze Übersicht der Mährisch Neustädter Fabrik von ihrer Ent-
stehung von 1768 bis ult. jullf r7;'7".
Jul
ersten Versuchsjahre zu überstehen. Darum konnte zum Beispiel sogar
die Mährisch-Neustädter Fabrik, deren Erzeugnisse selbst sehr gelobt
werden, nur durch eine Geschäftseinlage und den Beitritt der Linzer Fabrik
gerettet werdenff
Immerhin lagen auch für die Linzer Fabrik die Verhältnisse jetzt
schwierig genug. Und man hat offenbar mehr in diesen allgemeinen Zustän-
den die Ursachen des Rückganges zu suchen als in den vielen Kleinigkeiten,
die man dem Direktor Stegner immer offener zum Vorwurfe machte; aller-
dings empfängt man den Eindruck, als ob sowohl Stegner als der, von der
Fabrik in Sassin übernommene, Inspektor Buchmann als ältere Leute etwas
schwerfällig geworden
wären."
Schon im Jahre
1770 war eine Kommis-
sion zur Untersuchung
über die sich gezeigten
Gebrechen", und zwar
noch unter dem Vorsitze
des Hofrates von Steg-
ner selbst berufen wor-
den. Im Jahre darauf
fand sich der Hof-
kommerzienrat dann
veranlaßt, eines seiner
Mitglieder, den bereits
mehrfach erwähnten
Konrad von Sorgenthal,
zunächst zum Studium
der entsprechenden
Unternehmungen nach
Böhmen und dann zur Untersuchung der Fabrik nach Linz zu entsenden.
Der Protokollauszug vom I6. September 1771 gibt ein genaues Bild
der verschiedenen den Betrieb erschwerenden Verhältnisse und der Ge-
brechen", die man in der Fabrik vorgefunden hat; auch werden schon Vor-
Abb. g. Teppich, aufgeschninenj- Grund graublau, mit einer Vase und
Blumen-Bouquet, x822", Im, der wirklichen Größe
Verlängemng des Sozietätsvertrages Nr. 56 vom November 1781 und 49g vorn Februar 1785.
Wegen Gebäudeverbesserung Nr. 245 vom Mai 1788. Wegen Rückzahlung von 70.000 Nr. 34g vorn
November r788. Rückzahlung und Austritt aus der Verbindung mit Linz Nr. 392 vom Mai 178g, auch Nr. 407
und 40g vom Oktober 178g.
Über Buchmann siehe Stegners Gehorsamste Auskunft" vom Oktober 1771 Nr. 116.
Von Buchmarm heißt es später, in einem Briefe Sorgenthals an Hofrat von Degeimann aus Linz vom
27. Jänner 1773, daß er der geweste Inspector" am Sonntag vorher gestorben sei. Er hinterließ 22.000 5.;
"die bey der Fabrik stehende f. 14.000 müssen binen Monaten zurückgezahlt werden."
Über die Fabrik in Sassin, eine Gründung Kaiser Franz 1., siehe Kunst und Kunsthandwer ".XIX. jahr-
gang 1916, Seite 31.
Nr. 3B vom November 1771.
Im alten Verzeichnis irrtümlich als unaufgeschnitten" angegeben.
Nr. 115, a. a. O.
schlägezurVer-
besserung ge-
macht. Wir
müssenunshier
aber versagen,
auf diese Fra-
gen näher ein-
zugehen; nur
einen Irrtum
wollen wir be-
richtigen, der
Abb. 1c. Colorierter Caminteppich aufgeschnittem weinrot mit verschiedenem Rot, Suih ?um' Bel-
Gelb und Schwarz, mit schwarzen Fransen, x82o", über lila der wirklichen Größe Splel 111 Wurz-
bachs Biogra-
phisches Lexikon" eingeschlichen hat und von da in andere Berichte über-
gegangen ist und weiter überzugehen droht. Bei Wurzbachi heißt es nämlich
in Sorgenthals Lebensbeschreibung Im Jahre 1771 war die kaiserliche
Wollfabrik in Linz in ihrem Verschleiß und Vertrieb so herabgekommen,
daß ihr gänzlicher Verfall unausbleiblich erschienß"
So arg war die Sache nun keineswegs; selbst die durchaus nicht für
Stegner voreingenommene Kommission meinte in dem zuletzt erwähnten
Protokoll der Bilanz man sagte damals Bilanz erweiset ohneerachtet
dessen scharfer Untersuchung einen reinen Gewinn zwischen und pro
Cento von dem ganzen Kapital, und also auch von jener nicht gleichgültigen
Summ aus, die daran tod erlieget.
Es ist aber nicht sowohl um die Verwahrung eines beträchtlichen
Schadens oder die Fortsetzung eines Verlustes, sondern darum zu thun, daß
die Fabrik einerseits demselben nicht bloßgestellet bleibe, und daß sie den
möglichsten Gewinn erobere, der sowohl den Nuzen des Aerariums ver-
größern, als das Beyspiel zur Aneiferung des erbländischen Manufacturs-
Standes geben kann."
Und wir erinnern uns, in den fast zahllosen Akten über die ganze Unter-
suchung nur ein einziges Mal eine Andeutung gefunden zu haben, daß die
Unternehmung ernsten Schaden leiden könne, wenn die beobachteten Miß-
stände länger fortdauerten. Das ist aber doch etwas anderes als gänzlicher
Verfall". Damit stimmt auch die Bemerkung in dem Protokollauszuge vom
16. September 1771,? daß bey einmal völlig depurirtem Stande der Fabrick
'36. Band, Seite 2a.
Eine Vorstufe zu Wurzbach ist übrigens auch hierin die Oesterreichische Narional-Encyklopoadie",
Wien, x838, 5. Band, Seite B2.
Die Mißstände bexreßen zum Teile wie hoher Lohn" alle österreichischen Webereien, zum Teile
sind sie der Linzer Fabrik eigentümlich.
Es ist da in zwölf Punkten von den Gespinsten, Vorräten an Wolle und Ausschußwolle, vom Farb-
maxerial, Pressen, Appretieren, von der Inspektion der Waren die Rede. Auch werden Gebrechen in der Buch-
haltung, Kassenfiihrung und Korrespondenz erwähnt, und es wird die Eignung einzelner Angestellter bezweifelt.
Nr. 49 vom Oktober 1171.
über deren Wert kein Zweifel mehr übrig bleiben, folglich der Allerhöchste
Hof, wenn derselbe den Verkauf der Fabrick über kurz oder lange beschließen
will, allezeit wissen, was für einen wahren Werth das Aerarium daran besize,
und also fordern könne, ohne Gewinnsüchtigen Käuffern oder Miteiferern
bey ihren Anträgen in die Hände sehen zu dürfen". Und von dem Gewinn
wird gesagt, daß solcher bey der hergestellten freyen Fabrication und
Handel mit Wollenzeug- Waaren und den herabgesetzten Preisen ver-
schiedener Artickeln in der Fabrick immerhin noch betrachtenswürdig sey,
zumalen da die von der Commission anderweitig angetragene Verbesserungen
dessen Vermehrung hoffen lassen"ß'
Und es ist auch bemerkenswert, daß der Gedanke an einen Verkauf der
Fabrik allmählich wieder ganz zurücktritt.
Eine Hauptursache der Gebrechen", die der Linzer Fabrik im be-
sonderen eigen wären, sah man darin, daß der Direktor, durch seine anderen
Beschäftigungen gezwungen, sich den größten Teil des Jahres in Wien auf-
halten müßte und den Betrieb in Linz nicht persönlich überwachen könnte.
Schon in dem erwähnten Protokolle ist daher von der Einsetzung eines
Vizedirektors in Linz die Rede," und es finden sich schon deutliche Hin-
weise auf Sorgenthal.
Es hat für uns keinen Zweck, die ganzen unerquicklichen Verhandlungen
hier zu verfolgen. Der arme Stegner, der selbst schon sein Entlassungs-
gesuch eingereicht hatte,"""" wurde einer sehr großen Nachlässigkeit" schul-
dig befunden; doch konnte der niederösterreichische Kammerprokurator
Stegner durfte in seiner Gehorsamsten Auskunft über die Angelegenheiten der k. k. Linzer-Wollem
zeugs-Fabrick" Nr. 1x6 vom Oktober 1877 wohl auch mit Recht sagen Verschiedene währender Zeit errichtete
Wollen Zeug-Fabricken sind wieder eingegangen, andere haben durch beträchtliche Suilen von der KorTxerzien-
kassa unterstützet werden müssen, wovon der Erfolg noch zu erwarten steht die Linzer-Fahrick allein hat sich
aus ihren eigenen Kräften stöts aufrecht erhalten, und vergrößert, auch an den Banko und das geheime Kammer
Zahlamt sowohl, als an die Kommerzienkassa zusammen über 800.000 ti. baar abgeführet
Stegner fährt dann fort, daß bey einem so weitläufigen, und so sehr vertiochtenen Werke kein
Mensch im Stande seyn wird die Fürsicht, und Wircksamkeit so weit zu treiben, daß einmal etwas un-
gleiches sich einschleichen sollte. Zweytens können die Mißbräuche und Gebrechen, welche sich bey der
Linzer Fabrick
zeigen, nicht
wesentlich seyn,
sonst wäre es
nicht möglich,
daß dieselbe bis
auf diese Stunde
sich ohne Unter-
brechung im
Wachsthume er-
halten hätte."
Steg-
ner sagt an an-
derer Stelle, er
habe selbst dar-
um angesucht.
Ohne
Datum inNr. 24
vom Februar Abb- "Cvlorierter Caminteppich aufgeschnittem mehrfarbig auf weißem Grunde, mit
177g, schwarzen Fransen, 1820", der wirklichen Größe
keinen dolus" oder eine Malversation", sondern nur Negligenz" nach-
weisen. Aber er wurde nicht nur entlassen, sondern auch mit einer neuen
Untersuchung bedroht."
Es wird nun also Sorgenthal, mit der Gültigkeit vom 1. Februar 1772
an, zum Direktor ernanntf" Er erhält eine jährliche Besoldung von 4000 H.
nebst der freyen Wohnung in Ioco der fabrique, und hat zugleich der
ob der Ennserischen Landeshauptmannschaft, in Manufacturs- und Com-
mercien-Sachen, als Landrath beyzusitzen"."""'
Es ist uns auch die sehr umfangreiche Insfruciion für den kais königl
Landrath Herrn Conrad von Sorgenthal als Director der kais königl privi-
legirten Wollen-Zeug-Fabrik zu Linz" erhaltenrl-
Er wird darnach dem k. k. Hofkommerzienrat, unmittelbar aber einer
unter dem Hof-Kommerzien-Vizepräsidenten Baron von Reischach einge-
setzten besonderen Commission" unterstellt.
Bemerkenswert erscheint uns der 74. Abschnitt In Ansehung neuer
Artikel ist folgendes zu beobachten, der Herr Direktor wird sich in
beständiger Kenntniß auswärtiger Wollenzeugwaaren erhalten, und des-
wegen eine gute Correspondenz sich beyzulegen, auch von Zeit zu Zeit
fremde Muster zu erhalten trachten.
Äußert sich nun, daß die auswärtige Ware in der Appretur einen
merklichen Vortheil erhalten, so wird er solchen ebenfalls zu erreichen
befiissen seyn, und deswegen über geschehende Anzeige von der CorTlission
entweder die Herbeyziehung eines geschickten Appreteurs, oder aber die
Absendung einer vertrauten Person bewilliget werden. KorTxen ganz neue
Artikel zum Vorschein, werden der Fabrick auf etliche Muster in Stücken
Pässe ertheilet werden. Nach diesen Mustern sind sodann die Proben und
Calculafionen zu machen. Gerathen die erstern und zeigen die letztern
einen angemässenen Nutzen, so kann der Versuch geschehen, 0b und wo
damit ein Verschleiß zu erhalten; wornach die weitere Einleitung zu ver-
anlassen-H-
Jedoch ist dabei die Vorsicht zu gebrauchen, dass das Publicum in
keine allzu große Neugierde, sonderlich in Ansehung faconirter Zeuge
Vgl. x73 vom März 1772. In einem gedruckten Zirkular, in dem die zur Firma" berechtigten Beamten
und deren Unterschrift mitgeteilt werden Nr. 134 vom April 1772, heißt es trotzdem, daß Stegner in Gnaden
enthoben" worden sei. Es ist ganz lehrreich, solche übliche Redensarten einmal genauer verfolgen zu können.
Nr. x24 vom Februar x77a.
Sorgenthals ursprünglicher Name ist Sörgel. Er stammt aus einer nachWien ühersiedelten Nürnberger
Familie, ist selbst aber noch in Nürnberg geboren. Die "Niederläger Sörgel und Sohn" finden sich zum Beispiel
in einer Konsignation in Nr. x82 vorn September 1782. erwähnt.
Schon im Eltemhause hefaßte er sich mit dem Handel, trat aber im Jahre 175g in das kaiserliche Heer
und wurde hier Unterleutnant. Verwundet ging er dann in den Zivilstaatsdienst über und wurde im jahre x7 65
zum niederösterreichischen Kommerzienrat ernannt. In demselben Jahre war er auch, noch als Kapitänleutnant,
in den Adelsstand mit dem Prädikat von Sorgentha!" erhoben worden. Er unterschreibt sich übrigens meistens
aber nicht immer "Konrad v. Sorgenthallü Der Name Sörgel scheint bald ganz unterdrückt worden zu
sein; auch in amtlichen Stücken erinnern wir uns nur ein einziges Mal Nr. x84 vom September x78a den
Commercien-Rath Sörgel Sorgenthal" gefunden zu haben. Weiteres über Sorgenthal siehe Seite 318.
Anmerkung und Seite 330, Anmerkung 4'.
Nr. r34 vorn April r77z.
Wir hören später wiederholt von dem Verkaufe älterer eingeführter Musterstücke.
311
Abb. u. Teppich, unaufgeschnirten. Grund grün mit weiß, gelb, braunem und schwarzen Dessin,
1818", '15 der wirklichen Größe
geleitet werde, wobey die Abänderung der Dessirzs entweder kostbar, oder
beschwerlich werden kann. Die bey der Fabrick schon erzeugende Artikel
hingegen sind soviel möglich zur letzten Vollkommenheit zu bringen, auch
bey der gestreift und faconirten Waare dem Geschmacke des Publikums
genügen zu thun."
Für die Erkenntnis der Handelsbeziehungen bemerkenswert ist weiter-
hin der 75. Punkt Da. nicht zu zweifeln, daß die erbländische Wollzeuge
einen Abzug ad extra, sonderlich aber noch Italien werden erhalten können,
und diesen zu suchen bey Vermehrung der innländischen Fabricatur noth-
wendig werden dörfte, so hat der I-Ierr Direktor auch auf solchen den ge-
flissentlichen Bedacht zu richten Weil aber die halbleinen- und halb-
wollene Zeuge dabey den I-Iauptartikel ausmachen, so wird die Speculation
auf solche nicht außer Acht zu lassen seyn."
In Punkt 83 wird sodann festgestellt, daß das Wiener Lager zu ver-
bleiben habe.
Doch mußte die Frage der Nebenfabriken gelöst werden.
Schon auf einen Vortrag des Kommerzienrats am 7. Jänner 1771 hin
hatte die Kaiserin anbefohlen, daß der Fabriksbetrieb zu Meidling durch ein
Jahr fortgesetzt, daß dann aber über Gewinn oder Verlust ein neuer Ausweis
vorgelegt werden sollef Dementsprechend veranlaßte die Kommission zu
Beginn des ahres 1772 eine Untersuchung durch Sorgenthal und erstattete
einen Bericht mit der Wohlmeynung, daß die Fabrik aufzuheben, der
Gebäue wegen aber mit den Grundeigenthiirnern entweder ein gütliches-
oder gerichtliches Abkommen zu Trefen sey".
Als Ursachen des schlechten Ganges der Meidlinger Fabrik werden
Gebrechen genannt, die zum Teil dem Mangel an genugsamer Obsicht, zum
Teil aber auch der Beschaffenheit des Werkes selbst zuzuschreiben seien!"
Zu der letztern Klasse der eigenen und wesentlichen Gebrechen der
Fabrik ist hauptsächlich der, wie es der Director behaubtet, um zo-pro-
Cenfo zu Meidling höher als zu Linz ausfallende Erzeugungskosten zu
rechnen, welcher den Schluss der Commission rechtfertiget, dass die Fort-
setzung der Fabrik dem Aerario nicht anders als nachtheilig sein könne."
Die tauglichen Arbeiter, heißt es weiter, seien nach Linz anzuweisen,
die schlechteren zu entlassen; die Gerätschaften seien teils zu übertragen,
teils zu verkaufen. Tatsächlich hören wir dann auch in Briefen Sorgen-
thals, die anscheinend an Hofrat von Degelmann gerichtet sind, daß am
I2. Juni 1772 der Meydlinger Färber" in Linz angekommen sei, und daß
man die Hoffnung habe, die Meydlinger Apretur bis m. oder 12. July anhero
Transportiren zu können"; im Protokoll vom November 1772 ist sodann
Nr. 27 vom April 177a.
Zu der erstem Klasse der Gebrechen sind zu rechnen, die schadhaft gewordene Wolle, die schlechte
und unbrauchbare Gespunsten, ohneracbtet in Ansehung der Milifar-Gespunsten man dem gewesenen Direcror
die Gerechtigkeit wiederfahren lassen rnuß, daß er deßwegen mehrfältige Klage ohne erfolgter Abhülfe gefdhret
hat." Dann folgen einige weitere Mängel inkurrente Ware, Mangel an Kalkulation und der Skontri, zu teure
Geräte.
Zu den Soldaten als Spinnen-i vergleiche ein Schreiben Abschrift von I. Förster Lieut. im Regiment
v. Preiß"
Wien, den 4ten Novembris 787.
Nachdem Eine Löbl. k. k. Linzer Wollen Zeug Fabrique Ober Dirtction den Preisischen Regiment die
Freundschaft erwiesen, eine eigene Spinnmeisterin anhero zu senden und solche wochentlich mit 2B. zu Be-
zahlen, So wird anmit das geziemende ansuchen gemachet diesen weib aus rucksicht, daß sich selbe alle miibe
gegeben, noch auf eine emere beliebige Zeit diese Gnade diesen zu lassen. Weillen Sie auch wilrklicb 7B Mann in
den Spinnen Abgerichtet, welche aber zu den nach den Türkischen Gränzen Abrnarschirten 3le Battaillon
Trunsferirt werden mussten, an deren Stelle aber ein guter Theil von den eingeriickten Plesser Festung Bön
Comando das Spinnen zu erlernen wünschen, und von welchen auch wilrklich über 30 Mann in der Lehre sind."
313
davon die Rede, daß die Gerätschaften zum Appretieren zu Schiff nach
Linz gebracht worden seienfi
Aus einem dieser Briefe ersehen wir aber auch, daß die Meidlinger
Fabrik nicht gerade schlecht gearbeitet haben muß, sondern, wie bereits
gemeldet, unter ganz anderen Schwierigkeiten litt; denn Sorgenthal schreibt
auch, daß es ihm seit seiner Anwesenheit in Linz gelungen sei, die
Wässerung das Moiriren so schön wie in Meydling zu erzwingen". Und
er fährt fort Hätte
ich die Meydlinger
Pressen, so getrauete
ich mir den Engli-
schen bald gleich zu
kommen."
Auf Befehl der
Kaiserin wurde dann
das Meidlinger Mei-
denssche Fabriksge-
bäude zum Verkauf
ausgeboten."
Zugleich sollten
auch die mit der
Fabrik verbundenen
Schäfereien zu Meid-
ling und Theresienfeld
wegen der dabei er-
littenen Verluste und
da die Verbesserung
der Schaafzucht das
Geschäfte einer Fabrik
nicht seyn kann", auf-
gehoben Werdenfpl"? Abb. 13. Unaufgeschnittenes Teppichmuster, 1820, verschiedenes Braun,
Die Nadelburger Gelb und Schwarz, über 13 der wirklichen Größe
Messingwarenfabrik war schon im Jahre 176g dem Grafen Theodor von
Batthyany käuflich überlassen wordenrl- Nun wurde auch die Holzwaren-
Nr. 94 vom November 1772.
Vgl. hiezu Unterthänigster Vortrag" vom 16. März 1772 in Nr. 27 vorn April 1772, auch 133 vom
August 1772. Bei der ausgeschriebenen Versteigerung hat sich kein Käufer gefunden, daher dem Camerali iiber-
tragen. Als Eigentümer wurden die Hofräte von Mayer und von Stegner bezeichnet. Extractus Protocolli
vom 1c. August 1772 und 7. September 1772 sowie in Nr. 34 vom Oktober 1772. Das Meidenssche Haus"
wurde dann vom Ärar erworben und der Schönbrunner Scbloßverwalter Edler von Edlersperg oder Le Noble
der Verwalter; siehe auch Nr. 37, 1772.
Die Frage der Schafzucht wäre ein Kapitel für sich. Für den, der dieser Frage nachgehen will. er-
wähnen wir nur, daß in den Akten wiederholt Angoraschafe 30 Gaise von Angora", so in Nr. 27 vom April
1772 und die Schäferey von Mercopail" erwähnt werden. Über spanische und afrikanische Schafe und die neu
errichtete Plianzschule in Mercopail" auch in Schlözers Briefwechsekß Teil Heft 3a, Seite 39g, sowie in
Nr. 297 vom Juni I773, Nr. 65 vom Februar 1776 und Nr. 498 vom September 1785.
Nr. 262 vorn Jänner 1777. wegen der Abzahlungsrate. Wegen des Kaufscbillings auch Nr. 396 vom
Juni 1774 vgl. 132 vom März 1772, 743 vom Mai 1782, 478 und 656 vom Dezember 1783 und 132 vom Jänner
41
du
fabrik abgestoßen." Während die Linzer Fabrik auf diese Weise von den
drückenden Fesseln der unvorteilhaften Nebenunternehmungen befreit
wurde, sollte die eigentliche Fabrik selbst möglichst ausgestaltet werden.
Anregungen zu einer Vergrößerung des Linzer Fabriksbaues finden wir
schon in einem Vortrage des Kommerzienrates an die Kaiserin vom
5. Oktober 1772." Eine Erhöhung umfangreicher Teile des Baues wurde
sodann in den Jahren 1773 und 1774 durchgeführt, im Jahre 1775 darauf
der große, inmitten des Hauptbaues stehende, Glocken- und Feuerwehr-
turm errichtet, an dem sich die vier bereits erwähnten geschichtlichen
Inschriften befanden. Auch wurden in den Jahren 1775 bis 1778 große
gemauerte Sicherungen gegen Eisstöße und Überschwemmungen aus-
geführt.
Eine genaue Beschreibung des Bauwerkes, wie es sich zu Beginn der
Achtzigerjahre des XVIII. Jahrhunderts darstellte, finden wir in dem bereits
erwähnten Aufsatze in Schlözers Briefwechsel" I. Band, Seite 202 ff.; auch
kann die Abbildung eines Warenzettels, den wir in den Akten des Jahres
1774 vorgefunden haben, ein eindrucksvolles, wenn im einzelnen vielleicht
auch nicht ganz getreues, Bild bieten Abb. 1.
Noch unter Sorgenthal wurde auch das der Fabrik nahegelegene Zucht-
und Arbeitshaus übernommen. Als Ersatz für die Überlassung desselben
durch die Stände sollte zuerst das aufgehobene Karmeliterinnenkloster zum
Zuchthause umgewandelt werdenfi" dann finden wir aber eine Entschei-
dung des Kaisers, daß das leere" Klostergebäude des aufgehobenen Zister-
zienserstiftes zu Baumgartenberg als Zuchthaus für das Land ob der
Enns verwendet werden sollerl-
Einen Überblick über die baulichen Erweiterungen in Linz bietet uns
eine Äußerung der Staatshauptbuchhaltung in Cameralibus germanicis"
vom 17. Jänner 1795'H'
1784. Nr. 433 vom November 1776 wegen Verlegung der Fabrik von Nadelburg nach Loypersdorf Ungarn;
auch in Nr. 181 vom Jänner 1777.
In einem Briefe Sorgenthals vom 13. Juni 1772 aus Linz ist von den Verdrießlichlreiten die Rede,
die der Empfänger des Briefes Hofrat von Degelmann mit der Übergabe der Holzwarenfabrik haben werde.
In Nr. 16g vorn September und 41 vom Oktober 1773 über die weitere Verwendung des ußewesten Factors
bey der Holzwaren Fabrique Barbieri", dem wegen des Verkaufes der Fabrik gekündigt worden sei. Die Fabrik
habe einen Verlust von mehr als zwei Dritteln ergeben, doch sei Barbieri daran nicht schuldig.
Nr. 54 vom Oktober 1772, auch 118 vom November 1772, dann 74 vom Februar 1774.
Nr. 35 vom Mai 1785. Wegen der Übernahme des Linzer Zucht- und Arbeitshauses und Herrichtung
des aufgehobenen Karmeliterinnenklosters zum Zuchthause. Dabei Pläne des Klosters mit Erklärung Wie das
Haus zum Zuchthaus angewendet werden könne."
Juli-Protokoll vom Jahre 1785 Punkt 50a zu Nr. 328 vorn August 1785. ln einem Majestätsgesuch
Sorgenthals aus Wien vom 6. August 1785 zu Nr. 14g vom September 1785 heißt es, daß 'bei der derrnalig
erweiterten Fabricatian durch Übernahme des gewesten Zuchthauses zwar die woll Manipulation dahin unter-
gebracht werden könne, jedoch ohne einer neu angelegten Färberey unmöglich seye, der so höchst nöthigen
Erweiterung zu entsprechen. Da das Zucht- und Arbeitshaus von den Ständen erbaut war, haben diese das
Klostergebäude des aufgehobenen Stifts Baumgartenberg als Ersatz erhalten" Nr. 285 vom Juni 178g, vgl. auch
Nr. 77 vom Juli 178g. Die Linzer Wollenzeugfabrik zahlte daher seit dem Jahre 1785 an den Religionsfonds
für Baumgartenberg 400 H. jährlichen Zins. Später vom 1. November 1811 an, als das Baumgartenberger
Kloster wieder dern Religionsfonds zurückgegeben worden war, war dieser Betrag an den Zuchthausfonds zu
zahlen Nr. 11g vom Februar 1812. Die Angaben in dem Bericht über die erste allg. österr. Gewerbsprodukten-
Ausstellung im Jahre 1835" Wien, bei Carl Gerold, Seite 39, sind also irreführend.
Zu Nr. 40 vom April 1796.
313
Beinahe das ganze von der orientalischen Kompagnie übernommene
I-Iauptgebäu wurde um ein Stockwerk erhöhet, ein ganz neuer Seiten-
Bügel zu einer zweiten Färberey, und Stückwascherey von Grund aus her-
gestellt.
Bis in das Jahr 1784 besaß die Fabrik keine andere Gebäude als
das große Hauptgebäu, ein großes Nebengebäu worinn eine Färberey,
Kammerey dann Stück und Garnwäscherey bestund, das sogenannte Zwirn-
nerstöckel, und endlich ein kleines Haus, welches für zween Beamte zur
Wohnung diente."
Seit dem Jahre 1786 wurden aber große Beträge ausgegeben auf
Adaptierung" des Linzer Zuchthauses, Herstellung des neuen Zuchthauses
in Baumgartenberg, Erbauung einer dritten Färberei und Kohlhütte, auf
das ganz neue sogenannte Wiesengebäu" und auf die ganz neue Herstel-
lung des Wasserbeschlägsül" Doch fallen diese Erweiterungen zum Teil
erst nach Mitte der Neunzigerjahre. Vorerst hören wir, daß im Jahre 178g
das neue Fabriksgebäude vollkommen hergestellt und an das frühere
Arbeitshaus angeschlossen worden sei."
Aber nicht nur baulich, sondern auch in der inneren Einrichtung wurde
weitergearbeitet und manche technische Verbesserung vorgenommen. Man
zog, wo es nötig erschien, auch fremde Kräfte herbei; so hören wir von der
Anstellung eines Tuchscherers aus Memmingen, der gut ausgefallene
Proben der Appretur vorgelegt habef" ebenso von einem Plüschmeister
Jean Duvaurant und dessen Gesellen Vilminotrl- Von anderen Verbes-
serungen erwähnen wir das Gummieren der broschierten Stoffe statt
des Leimens und die Einführung von Feuer-Pressen" für gewässerte
Waareüi-r
Von besonderer Wichtigkeit erscheint uns aber, daß auch ein eigener
Zeichner zu der geblumten Waare" aufgenommen wurde. In dem Proto-
collum Commissionis Extraordinariae", Linz vom 12. bis 14. August r772jH
heißt es, wie man denn auch einen eigenen von dem Joseph Hebenstreit
abgerichteten Zeichner Namens Marcus Henkl aus Wienn mit wochent-
lichen ü. zur Probe anhero hat kommen lassen, welcher nicht allein zu
Über die Sicherung gegen Wassergefahr Wasserbeschläg", über den Donauarm, den Kudel-
graben", die Soldatenau" siehe unter anderm Dezember-Protokoll Punkt 522 vom Jahre 1784 in Nr. 362
vom Jänner 1785; April-Protokoll Punkt 322 vom Jahre 1786 in Nr. 560 vom Juni 1786; Nota" Sorgenthals
in Nr. 460 vom September 1786; Oktober-Protokoll Punkt 424 vom Jahre 1787 in Nr. 480 vom November
1787; Nr. vom Mai 1788.
Die Bemerkung wegen des Strafhauses im Bericht über die erste allg. österr. Gewerbs-Produkten-
Ausstellung im Jahre 1835", Seite 39, ist, wie gesagt, irreführend.
Nr. 285 vom Juni 178g.
Nr. 16 vom März 1772. Auch beschäftigte man sich wieder mit der Regelung der Militärspinnereien;
Nr. 128 vom März 1772.
Schon im Jahre 1772 hören wir auch von der Einleitung der Sächsischen Spinnerei" in Oberösterreich,
weshalb in Linz ein oder zwei Spinnschulen errichtet werden sollten Besondere Instructions-Punkte" in Nr. 134
vom April 1772.
Duvaurant war vorher bei der Briinner Plüschfabrik, siehe Nr. 160 vom Juni 1772; vgl. Nr. 94 vom
November 1772 Protocollum pro mense Octobri, Punkt 212.
Nr. 94 vom November 1772 Protocollum pro mense Octabri, Punkt 217, 218.
T-H- Nr. 82 vom September 1772 unter Weberei".
Abb. 14. Ordinairer aufgeschnittener Teppich, 1820", Schwarz und Weiß auf Grün, gegen der wirklichen
Größe
der geblumten Waare die Deseins zu entwerfen, sondern auch die fassonirte
Stühl Einrichtung zu besorgen hatüi Im nächsten Jahre ist dann wieder
die Rede von dem gewesten Zeichner und nunrnehrigen Werkmeister bey
der broschirten Waare" Markus Henklfb"
Wir müssen aber trotzdem annehmen, daß es sich nur um einfacher
klein- gemusterte Stoffe gehandelt habe; denn in den Verzeichnissen ist
immer nur von geköperten, glatten, gestreiften, höchstens geblümten Stoffen
die Rede, daneben allerdings auch von gedruckten, worüber wir später noch
sprechen wollen.
Bei Schlözer finden sich für diese Zeit übrigens auch verschiedene
Mitteilungen über die wichtigsten Erzeugnisse der Fabrik sowie über die
Zahl der beschäftigten Arbeitskräftefiti
Im Jahre 1775 erfolgte die Erneuerung des Privilegiums, womit alle
erteilten Rechte und Freiheiten auf weitere 25 ahre verlängert wurden, mit
Ausnahme der seinerzeit von der Orientalischen Kompagnie genossenen
,privativ-Gerechtsamen", da diese durch die allergnädigst eingestandene
Aus dern "Protocollum pro mense Octobri" Nr. 94 vom November 1772 erfahren wir dann Nr. 214.
Da der von Wienn anhero gekommene Zeichner Markus Henkel einen gewiessen Paul Hörrnann wegen der
besitzenden Känntniß in der gezohenen, und prochirten Arbeit besonders angeriihmet hat, als sind solchem nicht
allein 4. Stühle auf dergleichen Arbeit, sondern auch ein Vorschuß von H. 12 zu Banden des Henkels übergeben
werden Über Hebenstreit siehe Kunst und Kunsthandwerk", XVIII. Jahrgang 1915, Seite 338.
Zum Protokolle vom 17. Julius 1773", Nr. 89 vom juli 1773 Punkt 88.
in't Über den Zustand bei der Übernahme der Leitung durch Sorgenthal und dessen erste Wirksamkeit
siehe Faszikel 8B 1773 4. Nr. 23 vom August 1773 Gesuch Sorgenthals um den Charakter eines Kommerzien-
Hofrates. In demselben Faszikel unter Nr. 50 vorn juli 1773 ein "Preiß-Courranl. Von der kaiserl. königl.
Wollenzeug-Fabrik in Linz. Wien, den ersten julii 1773". Zu Nr. 41 varn Oktober 1782 ein "Surnmarischer
Ausweis von 1c Jahren" 1771 bis 1781 des Gesamtverschleißes.
317
freye Wollenzeugs Fabrikation schon 1764 ihre Endschaft erreicht
hätten"f' Gerade aus dem Verluste dieses Privilegii privativi ging übrigens
eine größere kaufmännische Freiheit des Unternehmens hervor, da die
Linzer Fabrik dadurch in den Stand gleich nur einer jeden anderen derley
Fabrik im Lande versezet worden, einfolglich ihre Bearbeitung nur nach
Maaß des Consurio oder Absatzes einrichten muß. So wird es jederzeit
auch nur von dem Ermessen einer zeitlichen Fabrik-Direktion abhangen,
dieBearbeitung der Nothwendigkeit gemäß, bald einzuschränken, bald wieder
zu erweiteren
Dadurch war es möglich, zahlreichen Beschwerden von Webern und
Kammern, die fortdauernd und zu bestimmten Preisen mit Arbeit versorgt
sein wollten, entgegenzutreten. Wir werden aber sehen, daß man in diesem
Punkte doch nicht zu völliger Klarheit gelangte, und daß sich die beiden ver-
schiedenen Gesichtspunkte, nämlich der einer öffentlichen Beschäftigungs-
anstalt und der eines reinen Erwerbsunternehmens, immer wieder geltend
machten und sehr oft miteinander in Widerstreit gerieten. Besonders zeigte
sich das, wenn der Absatz infolge einer allgemein ungünstigeren Geschäfts-
lage abnahm. So ging zum Beispiele im Jahre 1781 der Betrieb bedeutend
schlechter, so daß die Weber weniger Arbeit erhielten und ihrer sich eine
länger andauernde Unruhe bemächtigte.
Unter anderm ist unsw eine an den Fürsten Kaunitz gerichtete Ein-
gabe oder eigentlich Schmähschrift aus Linz vorn 3x. Juli 1781 erhalten,
Siehe Auszug des Protokolls des Kommerzkonsesses vom 2a. März x775 Nr. 94 vorn April 1775 mit
dem von der Kommission vorgelegten Entwurfs des erneuten Privilegs und der Entscheidung Kaiser Josefs.
Unter Nr. 22 vom Juni r783.
5mm...
um." "um."
"au-mm
"WwM-mim-um; nvmsmw
ß-K-Hwuxavmiuwunuw
"-111- ma-umuueangq-
sm3tQ4un-uqr,g
hiuirxcbhuuzznz"
Mmmwzzz-nmriiii
muuu-mpu.
aäu-mauuuammmt
Abb. 15. Ord. aufgeschninener Teppich, m20", Felder grün. schwarz und weiß, Mittelpunkt gelb; zwischen
den Quadraten orangegelb, gegen der wirklichen Größe
3I8
in der über die Mißwirtschaft Sorgenthals und seines ersten Beamten Gruber
geklagt wird, während der frühere Direktor von Stegner und seine Beamten
aufs äußerste herausgestrichen werden. Wir können und wollen den hier
aufgetischten Klatsch, der sich mit dem angeblichen Ankauf schlechter
Wolle, Farbe und Seife, mit der allzu üppigen Wohnungs- und Garten-
einrichtung Sorgenthals, ja mit dessen Lust- und Vogelhaus beschäftigt,
nicht wiederholen, obgleich an manchem ein Körnchen Wahrheit gewesen
sein mag.
S0 schreibt ja der Kaiser selbst zu dem Allerunterthänigsten Vortrage"
der Hofkammer über diese ganze Angelegenheitfk daß dem Direktor zu ver-
bieten sei, selbst gegen Bezahlung Fabriksarbeiter und Fabriksvorräte zu
verwenden und daß sich die Unterhaltung des Fabriksgartens auf das Nutz-
bare zu beschränken habe?"
Aus der Untersuchung, die auf die erwähnten Beschwerden hin
angestellt wurde, ging Sorgenthal vollkommen gerechtfertigt hervorfkl"
doch ist es bemerkenswert, daß nicht nur einige Ausgestaltungs- und Ver-
besserungsvorschläge gemacht werden, worunter das Verbot der Einfuhr
fremder Waren, sondern daß auch wieder der Unterschied zwischen
dikasterialer" und geschäftsmäßiger Verwaltung gestreift wird, ja daß
sogar wieder an den Verkauf oder, wenn sich kein Käufer fände und Linz
zum Sitz einer solchen Manufaktur als ungeeignet erkannt würde, sogar an
die Auflassung der Fabrik gedacht wird?
Im ahre 1785 erfolgte dann ein Verbot der Einfuhr fremder Waren,
wodurch sich der Warenabsatz der inländischen Fabriken und vor allem
auch der Linzer außerordentlich hob-H-
Doch hatte diese Schutzmaßregel auch den Nachteil, daß sich nun die
Fabriken in ungewöhnlichem Maße vermehrten sogar hundert Schritte
von der Linzer entstand eine Privatfabrikrirr und daß sich Rückschläge
bei dem gesteigerten Wettbewerbe um so mehr geltend machten so beim
Vom z. Dezember 1782, zu Nr. 47 vom jänner r783.
Von Sorgenthal heißt es in der Schmälischrift schlim genug und iiberschlim, daß ein Serkel, Kauf-
mannssohn von Nürnberg, welchen eine verwittibt reiche Wirtin beim goldenen Ochsen in Wienn, weilen
selber ausser die blutige Armnth an sonslen gar nichts weder weiter meriten hatte wegen gut gestalter Person
zu ihren Ehegaten und Herrn von Sorgenthal gemacht, derley becrächtige Gelder. verschwenden darf
und getrauet sich dieser Religion Wechselherr annoeh hören zu lassen, unsere Klagen schadeten ihrne eben
so wenig als sein ausspeicheln wir aber rathen ihrne soviel er solle vielmehr iührllnstig zu Gott betten. damit
er von dieser geliebten Fabrika mit Ehre weiter kommen und etwa durch die desperatian über 30000 zahlenden
Menschen auf eine fürchterliche und schändliche Art nicht vertrieben werden möchte.
Wir geben diese häßlichen Worte hier natürlich nicht wieder, um Sorgenthals Ehre hersbzusetzen,
sondern weil es doch möglich ist, daß einige Tatsachen, wie die Heirat mit der reichen Wirtswitwe, richtig sind
und so zur Kenntnis der Lebensumstände eines in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte nicht unwichtigen
Mannes beitragen.
Nr. 22 vom Juni 1783.
Vgl. in Nr. 529 und 535 vom Februar 1783 die Entscheidung des Kaisers, daß die Fabrik annoch
aerarialisch zu belassen" sei.
Man mußte sogar fast. zu einem Drittel mit ausländischen Gespinsten arbeiten, um mit der Fabri-
kation nachzukommen; siehe Sorgenthals Bericht an die l-lofkammer vom 1. März 1791 in Nr. aao vom
März 179i.
Anmerkung der k. k. Staatshauptbuchhaltung vom 30. Mai 1794 in Nr. 40 vom April 1795.
Vgl. die Allerhöchste Beschlußfassung vorn 24. Mai 1787, zu Nr. 85 vom September 178g.
Ausbruche des Türkenkrieges, der seit Beginn des Jahres X788 auch die
Einfuhr der Wolle aus der Türkei auf dem ordinairerW Wege unmöglich
-.q.'.,e.v.j.-mrxvvct1qw
Abb. 15. Samt-Teppich, Grund grün, mit Rosen-Bordüre, 181815" V13 der wirklichen Größe
machte und nur mehr den Weg über Triest offen ließ." Wenige Jahre
darauf kamen dann noch die, durch die französische Revolution hervor-
Schon im alten Verzeichnis als schadhafül bezeichnet.
Nr. 6G vom Oktober 178g.
gerufenen, Erschütterungen und Kriege hinzu; das Wollenzeuggewerbe im
besonderen wurde aber durch eine ziemlich plötzlich eingetretene Wandlung
des Geschmacks und der Gewohnheiten gefährdet. Wir wollen hierüber
den bereits erwähnten Vortrag Sorgenthals an das k. k. Hofdirektorium
vom n. Juni 1793i vernehmen
Daß aber der Waaren-Verschleiß beträchtlich abnimmt, ist aus
beikommenden Ursachen sehr einleuchtend, indem
bekanntermaßen der Haupt Consumo nach Hungarn, Siebenbürgen,
und Croatien bestehet, die dermaligen schweren Kriegs Läufe haben diese
Länder von dem so zahlreichen Militair entblößt, und die dadurch Circu-
lirende Geldmassa sehr vermindert und selten gemacht
Ein nicht weniger für die Wollen Zeug Fabriken widriger Zufall, der
sie allgemein betrifft, ist unstreitig die seit einem Jahr eingerissene Mode,
daß das ganze Publikum sich an die Cottonwaaren gewöhnt hat, wozu noch
die immer weiter um sich greifende Neigung für die dünen Kasimirtücher
kornt, sehr selten erblikt man auch von der gemeinem Gattung nichts
anders, als Sommer Manschester, Nankins, oder Kasimirs im Sommer zur
Kleidung, ja die Beinkleider Zeuge, wovon sonst die Fabrik allein nur jähr-
lich über 100.000 absetzte, sogar die Futterwaaren als Taniese, deren
Absatz nicht geringer ware, höhren völlig auf, und werden von Baumwolle
erzeugt; alles tragt Baumwollene Zeuge, und wenn nicht hierinen andere
Vorkehrungen von allerhöchsten Orten zu treffen, geruhet werden wird, so
muß in kurzer Zeit, wie in England die Baumwoll Manufaktur jene der
Schafwolle völlig verdrängen, und zu Grund richten; alle Fabriken von letz-
terer Gattung werden dieses bezeugen, und mit ihrer allgemeinen vorge-
nommenen Arbeits Verminderung bestättigenßii"
Nr. 61g vom Juli 1793.
Zu dem Ausdrucke Kasimir" weisen wir auf die Stelle aus einem Berichte Sorgenthals an die Hof-
direktion vom 29. Dezember 1793 zu Nr. 15 vom Februar 1794 die derzeit so gerne gesuchten Halbtileher
und die sogenandten Cassimirs .. und welche doch den Londres Seconds am nähesten kommen."
Die Erklärung der technischen Eigenheit des Kasimirs haben wir in unserer Arbeit über den älteren
österreichischen StoiTdruek in dieser Zeitschrift, XIX. Jahrgang 1916, Seite 60 nach Keeß a. a. 0., Seite 272
gegeben. Der Ausdruck Kasimir" wird übrigens heute noch für eine bestimmte lockere Köperbildung gebraucht.
Zum Namen sagt Keeß, daß der Kasimir ihn wahrscheinlich von der Ähnlichkeit des Gewebes mit dem
echten Kaschmir erhalten hat".
Da wir nun aber eine Stelle gefunden haben, die uns die Entstehung des Namens überzeugender erklärt,
wollen wir sie hier bringen. Gewiß dürfen wir auf Namen nicht zu viel Gewicht legen, wie wir das gerade in
dem erwähnten Aufsatze auf Seite 30 durch Anführung einer höchst sonderbaren Bezeichnung gezeigt haben.
Trotzdem erscheint es uns, wenn wir einen Ausdruck aufklären können, als wissenschaftliche Pflicht, es zu tun,
da man nie wissen kann, welche weitere Irrtümer dadurch verhindert werden und welche Aufklärung jemand
gelegentlich daraus gewinnen kann.
Es heißt also im journal des Luxus und der Moden" Weimar 1787, Seite 95 in einem Berichte über
die neuesten französischen l-lerrenmoden, daß man weiße oder gelbe Hosen von Kerseymere oder schwarze
seidene trage.
l-Iiezu wird nun eine erklärende Anmerkung gefügt Der Kerseymzre oder wie ihn die Franzosen,
die nie eine fremde Sprache lernen und jede jämmerlich radebrechen, nennen Drap Casimir, ist ein sehr
feines geküpertes Englisches Halbtuch, wozu meist spanische Wolle genommen wird."
Das Wort Kerseymere" mit Kersey" zusammenzubringen, ist wohl naheliegend, besonders da dieser
letztere Ausdruck französisch cariset, holländisch Kerzaai heute noch eine Art groben Wollenzeugs bedeutet.
Den Kersey" finden wir nun schon in Savarys Dictionnaire de Cornmerce" a. a. 0., z. Band, Spalte 423
unter Creseawt erwähnt. Es heißt da Creseau, que quelques-uns ecrivent aussi Crezeau. Etoffe de lainee
Über die Gefahren des Modewechsels in anderer Beziehung hören wir
auch früher schon Klagen, so in einer Gehorsamsten Erinnerung" der
Linzer Direktion vom 30. Mai 1777, die sonst über Einschwärzungerf
klagtf" Es heißt da
England sowohl, als Sachsen haben seit etlich hundert Jahren dem
Ziel der VollkorTienheit ihrer Manufacturen sich genahet, dieses veranlasset
sie beständig in Gattungen der Waaren eine Veränderung vorzunehmen, der
Ausweg in ganz Europa erleichtert solchen, wohingegen die inländischen
Manufacturisten, die nur noch dermalen den Inländischen Consumo für sich
haben, durch beständige abänderung in das Verderben gestürzet werden,
weilen, wenn kaum ein Gattung von Waaren den ausländischen gleich-
körTit, schon wiederum ein ganz neuer Artikel erscheinet."
Am wenigsten scheint hiedurch der ungarische und siebenbiirgische
Markt beeinflußt worden zu sein; denn wir finden da eine bemerkenswerte
Äußerung der Linzer Direktion noch aus dem jahre 1804 in Hungarn und
Siebenbürgen, wohin der größte Theil des Absatzes der gemeinsten Erzeug-
nisse den Zug zu nehmen piiegt, haben Luxus und die Moden bei dem
gemeinen Volke so sehr noch nicht eingerissen, dass dasselbe von seiner
gewohnten Tracht so leicht abgehen solteü"
Es war aber gewiß nicht zum wenigsten der geringere wirtschaftliche
Erfolg, der im Jahre r7go wieder die Frage aufleben ließ, ob Fabriken, und
besonders die Wollenzeugfabrik zu Linz, zur Staatsverwaltung geeignet
Seynu. Ikßkßk
Obgleich nun die Hofkanzlei sonst nicht für staatliche Fabriken ist,
glaubt sie bei der so lange bestehenden Linzer Fabrik, die so viele Kräfte
beschäftige und so viel für die Verfeinerung der Manufakts" getan habe,
croise'e, qui est une espece de grosse serge deux envers, poil des deux cbtes. Les Creseaux se tirent
presque tous d'Angleterre, d'Eccsse, nii ils sont aussi appelles Kersey. Cette etoffe se fahrique particulierement
dans la Province de Kent
La Hollande en consomme beaucoup, sur-tout de celle qui est bleue, pour Phabillement de leurs troupes
ou Milices. Les Hollandois la nomrnent Karsay, de Kersey en Anglois."
Wir erfahren dann noch, daß auch in Frankreich und Holland, besonders in Leyden, solche Stoffe ver-
fertigt werden.
Heiden sagt in seinem Handwörterbuch der Textilkunde" Stuttgart, 1904 somit im allgemeinen
richtig, daß der Kersey oder Kirsey ein tuchartiger Stoff von grober Wolle zu Mänteln ist, und läßt den Namen
von dem Orte Kersey in der Grafschaft Kent abstammen. Nach Ritters Geographischem Lexikon" liegt der
Ort allerdings in der Grafschaft SuiTolk, doch macht dies hier wenig aus.
jedenfalls besteht in der Hauptsache über den Namen und Sinn von Kersey" kein Zweifel; uns handelt
es sich hier aber nur darum, das Wort Casimir" mit Kerseymerw und weiter mit Kersey" in Verbindung zu
bringen, ein Zusammenhang, der, wie gezeigt, schon zu Beginn des XIX. Jahrhunderts auch sehr kundigen
Fachmännern nicht mehr bewußt war, so daß sie auf ganz falsche Fährte gerieten.
Wenn Heiden an anderer Stelle seines Textilwürterbuches noch sagt, daß Kersymire im englischen
Handel gedruckte Wollenstolfe" bedeute, so stimmt dies mit der früher gegebenen Erklärung, da wir ja schon
bei der ersten hier angeführten Erwähnung gesehen haben, daß gerade die Casimirw bedruckt wurden.
Aber mit Kaschmir" hat Casimir" nichts zu tun.
Nebenbei bemerken wir, daß der Kasimir auch für Möhelbezüge gebraucht wurde, siehe journal des
Luxus und der Moden", 1805, Seite 641.
Nr. 45 vom Juni 1775.
Nr. 372 vom Juni 1804.
Allerunterthänigster Vortrag der Hofkanzlei" vom rx. Oktober 1790 zu Nr. 224 vom
Februar 79 r.
doch eine Ausnahme machen zu sollen und meint, daß der inzwischen
von der Fabrik selbst genommene Allerhöchste Augenschein deren Fort-
setzung in ihrem dermaligen Stande hoffen" lasse.
Die fortschreitende Verminderung des Erträgnisses und die von der
Kameralbuchhaltung bei der Jahresbilanz des Jahres 1792 gemachten
Erinnerungen" erscheinen Kaiser Franz aber doch eben so wichtig als
bedenklich", so daß er eine besondere Zusammentretung" und die Vorlage
eines Gutachtens anbeliehlti"
Wir finden dann sehr ausführliche Anmerkungen der k. k. Staatshaupt-
buchhaltung in Cameralibus germanicis über die Äußerung der k. k. Linzer
Wollenzeugs-Fabrick Direction in betref der Gegenstände, welche bei der
allerhöchst anbefohlenen Zusammentrettung zu verhandeln sind"""". Es wird
hier zunächst die Frage sehr ausführlich behandelt, zu welchem End-
zwecke" die Fabrik überhaupt gegründet und bisher erhalten worden sei.
Und trotzdem es kein Aktenstiick gäbe, worin dieser Endzweck deutlich
bestimmt worden wäre, wird dieser doch nicht im Gewinn, sondern in der
nützlichen Beschäftigung Tausender Menschen gesehenfhkf
Doch können wir hier auf diese bemerkenswerten Auseinander-
setzungen, auf die Vorschläge zur Verbesserung, auf die Untersuchung der
Ursachen des verminderten Verschleißes, die sich übrigens zum großen
Teile mit dem decken, was wir bereits erwähnt haben, nicht näher eingehen,
obwohl dabei einige aufklärende Streiflichter auf die ganze Lebensweise
und Lebensauffassung des Österreichers in jener Zeit fielen. Auch wird die
Frage gestreift, ob Linz überhaupt der geeignete Ort für eine solche Manu-
faktur seirl-
Nr. 906 vom August 1793. Die schwierigen Verhältnisse in Ungarn nehmen übrigens immer zu, so
daß selbst die solidnluw l-landlungshäuser in Zahlungsstockung geraten. Zu 547 vom März 1795.
Zu 40 vom April 1195 vom sw- Mai 1794-
Man glaubet daher nicht irrig daran zu seyn, wenn man folgende allerhöchste Absichten, als die
wahren Endzwecke des Daseyns der Linzer Aerarialfabrick voraussetzt, und zwar
rmß damit die Wollenzeugrnanufacktur desto sicherer im Schwunge erhalten werde, weil vielleicht, wenn
solche den alleinigen Privatunternehmen überlassen würde, zu besorgen wäre, daß dieser Nahrungszweig der
Unterthanen, wie es unter der orientalischen Compagnie geschabe, wieder in Verfall geriethe.
21m5 damit Privatfabrlcken, und Fabrikanten ein Muster vor sich haben, welchem sie, wenn sie die cou-
currenz im Verschleiße aushalten wollen, sowohl im Preise, als in der Qualität der Waare nacharbeiten müssen.
31m8 damit bei den bestehenden Zwanggesetze, und Verbothe der ausländischen Waaren der Bedarf aller
Wollenzeugartikel, welche vieleicht Privatfabricken gar nicht, oder nicht in hinlänglicher Qualität erzeugen
würden sichergestellet werde."
Auffällig ist die Stellung zur Frage der Verdrängung der Wollzeuge durch die baumwollenen. Unter
anderm wird ungefähr Folgendes auseinandergesetzt Da man die Güte der englischen und sächsischen Schaf-
wolle und daher auch die ausgezeichneten Eigenschaften der englischen und sächsischen Wollgewebe doch
nicht erreichen könne, so wäre es besser, wenn man die Baumwollweberei begiinstige; denn auch die genannten
Länder milßten ihre Baumwolle aus der Fremde einführen, so daß sie in diesem Falle keinen Vorzug genössen.
Bsumwollwaren könnten also auch von Österreich aus ins Ausland gehen, während man dies bei Wollwaren
im Gegensatze zu Sorgenthal für unmöglich hält; die Staatsbauptbucbhaltung sieht daher in der Verdrängung
der Wollenzeuge durch die baumwollenen im allgemeinen ein "Sehr erwünschtes Phänomen".
Es ist wohl schwer, sich diesen Gedankengang eigenzumachen; immerhin ist er bemerkenswert, ebenso
wie es der Versuch ist, die höheren Kosten der österreichischen Erzeugung und die Schwierigkeit des Wett-
bewerbes auf manchen Gebieten, wenigstens teilweise, gerade aus der gesegneten Natur des Landes und der
verhältnismäßig hohen Lebenshaltung der Bewohner zu erklären
ad et d. Mit Wollenzeugen einen auswartigen Absatz zu gewinnen, bleibt immer eine Chirnaere, auch
sogar in dem Falle, wenn man die hierländige Schafzucht der sächsischen, oder englischen gleich brächte, oder
Das Ergebnis der lange verzögerten und lang sich hinziehenden Be-
ratungen und Berichte war zunächst, daß der Kaiser mit Entschließung
vom I2. September 1794 entschied, es wäre zu wünschen, daß die Linzer
wenn man auch sächsische, englische, oder gar spanische Wolle beischaHen und verarbeiten wollte; denn die
schlechte Qualität des Urstofs ist dagegen nicht das einzige l-linternüß, sondern ein noch weit größeres ist die
Landes- und Lebensart der Oesterreicber.
Nur in solchen Ländern, wo fast jede Familie eine eigene Hütte hat, wo Armuth und Magerkeit des Erd-
reichs die Menschen auch um den geringsten Lohn zur Arbeit zwingt, wo eine Ziege mit Laub gelütert beinahe
2. Menschen ernährt, wo sich der Arbeiter mit Wasser oder dünnen Hausgetränke den Durst löscht, und nur an
Sonn und Festtagen sich einen obschon wohlfeilen Krug Bier erlaubt, nur in solchen Ländern ist es möglich,
wohlfeile Waare zu erzeugen, und durch vorzügliche Güte mit Wohlfeilheit vereinigt, auswartigen Absatz zu
bewirken, aber in den oesterreichischen Staaten deren besserer Boden seine Bewohner nicht so stiefväterlich
ernährt, muß der Mensch durch mehr Geld angelockt werden. Der Wochenverdienst eines Thalers ist anderwärts-
Reichthum, hier ein erbärmlicher Unterhalt, wo beinahe die ganze arbeitende Klasse nur gegen hohen Zins ihr
Obdach findet, und wo so zu sagen der Festtagsschmaus des Ausländers die gewohnte tägliche Nahrung ist.
Selbst in der Linzer Fabrick hat ein Wirth einen Schanckkeller in Bestand, für welchen er jährlich 675 f. Zins
und Daz bezahlt, und über dies vieleicht noch einige roo f. an der Kreide verliehrt, dieser Keller ist Sonn und
Feyertäge gesperrt, nur an de'n Arbeittagen offen. Es lässt sich daher ein Überschlag machen, was da getrunken
werden müsse, und zwar blos von den allerrnindesten Arbeitern.
Weit glücklicher ist ein solches Volk, das von der Natur gesegnet, den Segen dankbar und fröhlich hinab-
schlürft. Aber daß es seine Wollenzeuge jemals dem Ausländer verkaufen werde, daran ist schwer zu denken."
Im weiteren wird zunächst auf die große Entfemung der Linzer Fabrik von den Orten der Schafzucht
hingewiesen. Die Wolle gehe dabei durch die Hände vieler Zwischenhändler und mache roo bis x50 Meilen
Weges. Die in Linz geklaubte und gekämmte Wolle gehe dann nach Böhmen und Mähren und komme von dort
als Gespinst wieder zurück.
Nach der Behauptung der k. k. Direction hat die Aerarialfabrick nur noch den einzigen wesentlichen
Vorzug der besseren Qualität ihrer Waaren behauptet. Nur in dieser Rücksicht dürfte und könnte sie noch
nützlich werden.
Hier ist der Ort einen Blick vieleicht nicht fruchtlos auf die österreichische Wollenmanufaktur zu werfen.
Es wird außer der Linzer Aerarial und den Neustädter und Neutitscheiner Privat-Fabricken kaum noch
eine andere Wollenzeugfabrick in der ganzen Monarchie geben, welche eine ordentliche Schönfärberei oder die
erforderlichen Appretirungsmaschinen hätte."
Die Apparate der kleineren Fabriken seien minderwertig. Doch könnten diese Fabriken eben wegen der
Minderwertigkeit des Erzeugnisses um 30 bis 40 Prozent billiger liefern.
Dadurch kömmt aber das inländische Erzeugniß in üblen Ruf, und das Sehnen des Publikums nach
fremden Fabrikaten wird einigermaßen gerechtfertigt."
Die oberösterreichischen Weber sollten ihre Waren zur Färberei und Appretur in die Linzer Fabrik
senden, deren Färberei ohnehin zum Teile gesperrt sei. Es könnte so wenn auch gegen den eigenen Vorteil
der Fabrik ein Teil der Arbeiter beschäftigt Werden.
Dieser Zeitpunkt zur Auflösung der Linzer Fabrik wäre eben derjenige, wo die Privatindustrie auf einen
solchen Grade der Vollkommenheit stünde, daß keine unmittelbare Einmischung und Mitwirkung des aller-
höchsten Hofes, mit einem Worte keine Aerarialfabriek mehr nöthig wäre solche zu errnunteren; die Privat-
fabricken würden sich alsdann selbst untereinander Muster und Sporn zu guter und wohlfeiler Erzeugung seyn,
und das Land würde auch ohne Aerarialfabrick an guten und wohlfeilen Waaren, soweit beides die Natur des
Urstofes und die nicht so frugale Lebensart des Volkes gestattet, nie Mangel leiden. Kurz die Linzer Aerarial-
fabrick hätte ihren ganzen Entzweck erreicht."
Bei allmählich durchgeführter Einziehung der Fabrik könnte alles aufgebraucht, das Gerät und so weiter
rnüßte nicht auf einmal verkauft zu werden. Es sei dieser Vorgang also besser als Verpachtung oder Verkauf.
Die Fabrik stünde alsdann nur als bloße Färberey und Appretur noch da. Aber als solche würde sie der
Manufaktur der ganzen Monarchie vieleicht wesentlicheren Nuzen leisten, als solcher bisher durch die Fabrikazion
geschah. Sie könnte für Färberei und Appretur stätts die Schule neuer Zöglinge seyn, wo diese durch Theorie
und Praxis ausgebildet, und nach abgelegten Proben der Fähigkeit immer weiter und weiter in solchen Gegenden
angesiedelt werden könnten, wo wirkliche Manufakturen weren
Ein Teil des Gewinnes könne auf neue Entdeckungen in beiden Künsten" und auf Belohnungen vorzüg-
licher Talente verwendet werden, damit nicht wieder in den Zeitungen ausländische Schönfärber für Österreich
gesucht zu werden brauchten.
Man solle aber mit der Beschränkung der Fabrik nicht zu schnell vorgehen, weil die Öffentlichkeit nach
Entfernung des stärksten Wettbewerbes noch schlechtere Ware erhielte.
Die k. k. Fabriksdirektion macht darum einen zweifachen Vorschlag
Solche die Fabrik an Privatunternehmungen dergestalt zu überlassen, daß der allerhöchste Hof einen
zu 4. Prozent verinteressierlichen Fond von wenigstens einer Million Gulden darin liegen und mitwirken lasse
Hiemit ist aber die berichterstartende Staatsbuchhaltung nicht einverstanden
Wollenzeugfabrik nicht in landesfürstlichen Händen, sondern an
mehrere Privatpartheyen vertheilt, und ganz der Privatindustrie
zu überlassen wäre".'
Sehr rasch, anscheinend auf bloße Gerüchte von dieser Absicht hin,
erfolgten zwei Kaufangebote, darunter eines von Ungenannten Proponen-
ten", das der Hofkanzler Rothenhan aber als zudringlich" und verdächtig"
bezeichnet."
Und die Hofkanzlei meint, es mögen manche Gebrechen in der Fabrik
vorhanden sein, aber gar so mangelhaft sei die Fabrication" und Regie"
nicht, habe man doch immer noch einen beträchtlichen Überschuß". Auch
würden die Erwerbsverhältnisse durch die gewaltsame Veränderung in Ober-
österreich und Böhmen sehr erschüttert. Hauptursache des Übels sei übrigens
die Verminderung des Absatzes oder vielmehr des Gebrauches der Ware.
Tuch und Baumwolle hätten die bisher erzeugten Wollstoffe aus der
Mode gebracht. Wenn man der Linzer Direktion erlaubt hätte, dieser
Richtung des Handels zu folgen und Tuchstühle für leichte Tücher anzule-
gen, so hätte man nach und nach wieder au Courant kommen, und vielleicht
große Geschäfte in die Türkey machen können dies ist aber nicht gestattet
worden, obwohl schon für 140.000 H. Wolle eingekauft und Arbeiter auf-
genommen warenfhp" Izt, da die Direcfion durch allerley Widersprüche, und
die Gefahr einer nahen Auflösung schüchtern gemacht ist, kommen Anträge
zum Vorschein, diese ungeheure Unternehmung deren Gebäude allein
einen Werth von einer Million haben, in Privathände zu übernehmenßr
Wenn die Fabrik ferner ärarialisch verwaltet werden solle, so sei sie bloß als Privatunternehmen zu
behandeln" und es sei nach ächten Commerzialbegriffen" vorzugehen. So sollten auch ausländische Garne ver-
arbeitet werden, wogegen bisher eine Allerhöchste Vorschrift vom 1G. November 1787 bestünde; es wäre die
freie Entlassung der Arbeiter und so weiter nötig.
jedoch solle der Wiener Raitrath" als Konttolleur" bleiben, ebenso als eine Art Mitdirektion und
Mitlirma".
Gegen diesen zweiten Vorschlag ist die berichterstattende Behörde im allgemeinen nicht.
Vgl. Äußerung der Staatshauptbuchhaltung in Cameralibus germauicis", Wien, den 17. Jänner
1795 zu 40 vom April 1796. Wegen der vom Kaiser gerügten Verzögerung der Untersuchung siehe Nr. 4281
zu Nr. 244 vom Februar 1795 und 323 zu Nr. 244 vom Februar 1795 Krankheit des Referenten und Sorgenthals
sowie anderes als Grund angegeben.
Zu Nr. 291 vom Februar 1795 Das Majestätsgesuch der ungenannten Proponenten" Wien, den
zz. November 1794 zu Nr. 40 vorn April 1795.
Vgl. das Gesuch eines gewissen Philipp Catlich vom 3. November 1794 zu Nr. 291 vom Februar 1795
und dazu Protokollsauszug der k. k. Obersten Staatskontrolle vorn 29. November 1794 zu Nr. 291 vom
Februar 1795.
Die Eingabe Sorgenthals an das k. k. l-lauptdirektorium und die Ablehnung des Kaisers unter Nr. 411
vom juli 1794; vgl. "Zur Rathssitzung" vom 12. September 1794 zu Nr. 193 vom September 1794 und die
"Äußerung der k. k. Staatshauptbuchhaltung" zu Nr. 16 vom Februar 1794. Bei dem Levantehandel dachte
man an den Ersatz der bis dahin aus Frankreich und Verviers" bezogenen Tücher, da der französische Handel
nach der Levante gesunken und auch der niederländische erschwert sei. In Nr. 411 vom Juli 1794 auch
Nr. 16 vom Februar 1794 unter anderm über die bereits bestehenden Tuchfabriken in Böhmen.
Es heißt weiter, der anonyme Antrag sei wohl nur eine Spekulation, um das Unternehmen billig zu
erhalten und dann die Gebäude zu anderem Gebrauche zu benutzen wie es meistens mit denen unter dem Vor-
wand der fabriquen erkauften Religions-Fondsgebäuden geschehen ist und die Fabrikazion. die itzt so große
Summen in das Publicum bringt, bloß nach der Carwenienz eines leichteren und höheren reinen Gewinnes ein-
zuschränken
Es wird dann weiter über die nötige Pensionierung der Beamten und anderes gesprochen und der Vor-
schlag gemacht, wegen der Übergabe allenfalls an Männer heranzutreten, die sich im Auslande schon bewährt
Am 29. Oktober 1795 kann Sorgenthal aber schon berichten Nach
den untern September erlassenen Hofdekret wurde Allergnädigst zu Ver-
Abb. 17. Samt-Teppich, schwarzer Grund mit mehr-farbigem Weinlaub und Trauben, 1818",
gegen 41,5 der wirklichen Größe
ordnen geruhet, nach Umständen, und dem wachsenden, oder abnehmen-
den Verschleiße der Wollen Zeuge andere Artikel von Wolle, oder
hätten, zum Beispiel Limburger Tuchmanufakturislen, niederländische TeppichfabrikantemWerkmeister aus eng-
lischen und sächsischen Zeugmanufakturen. Auch solle man die Meinung der geschicktesten Fabriksbeamten hören.
Vgl. auch den Ratssitzungsberich vom 13. Februar x7g5 Nr. 29x vom Februar 1795.
halbwolle, oder solche Waaren zu erzeugen, von denen sich ein besserer
Absaz, und Gewinn zu versprechen ist."
Der Kommerzienrat fordert dann Sorgenthal unmittelbar auf, da nun
die Einführung der Tuchmanufaktur genehmigt sei, geeignete Arbeiter dazu
anzustellen."
Aber nicht nur die Erzeugung von Tuch wurde aufgenommen, sondern
auch die des sogenannten englischen Pelzwerkes und der Teppiche.
Mit dem Jahre 1795 beginnt also ein neuer Abschnitt in der Geschichte
der Fabrik, der sich auch schon äußerlich in der Änderung des Namens
zeigt; bei Schlözer und in den älteren Akten bis 1796 heißt es noch k. k.
Wollenzeugfabrik in Linz", jetzt wurde der Name erweitert auf k. k. Wollen-
zeug-, Teppich- und Tuchfabrik".
Während die eigentlichen Wollzeuge, dem allgemeinen Zuge der Zeit
entsprechend, in ihrer Bedeutung für die Fabrik mehr und mehr zurück-
treten, gewinnt die Tucherzeugung nun immer größere Wichtigkeit.
Ehe wir uns aber auf die weitere innere Entwicklung der Fabrik, die
gerade auf dem Gebiete des Teppichs sehr beachtenswerte künstlerische
Leistungen hervorgebracht hat, näher einlassen können, müssen wir
wenigstens einen raschen Blick auf die weitere Gestaltung der äußeren
Verhältnisse des Unternehmens werfen; denn in höherem Grade als sonst
vielleicht haben sie innere Wandlungen erzeugt, sehen wir doch, daß die
ganze Gründung großer Zweige des Betriebes, wie der Tuch- und der
Teppichweberei, eigentlich nur aus äußerer Not hervorgegangen ist. Man
kann sagen, je mehr der anfängliche Massenabsatz sank, desto mehr sah
sich die Fabrik gezwungen, sich auf neue und auch auf künstlerisch höher-
stehende Gebiete der Tätigkeit zu verlegen. Die künstlerisch höchste Ent-
faltung des Unternehmens fällt also keineswegs mit der äußerlich oder wirt-
schaftlich günstigsten Entwicklung zusammen; eher kann man bis zu einem
gewissen Grade das Gegenteil behaupten.
Auf die der französischen Revolution folgenden Kriege mußte schon
früher hingewiesen werden. Wiederholt kam nun aber Linz selbst in Gefahr,
von den kriegerischen Ereignissen unmittelbar ergriffen zu werden; ja es
wurde tatsächlich wiederholt vom Feinde besetzt. Schon im Jahre 1796
Enden wir einen Bericht wegen Vorsichtsmaßregeln bei der drohenden An-
näherung des Feindes."
Eine Besetzung der Stadt durch die Franzosen erfolgte dann im
Dezember des Jahres 1800. Kostbare Waren konnten vorher noch zu
Man hatte bereits mit dem feinen Tuchfabrikanten" Kühnel verhandelt; doch soll man nicht dessen
Arbeiter aufnehmen. Über Kühnel zu Nr. 362 vom Jänner und Nr. 503 vorn Februar 1795, Nr. 411 vom Mai 1796.
Horokoll der Fabrikskommissionssitzung vom 24. August 1796 Nr. 383 vom August 1796.
Vorschrift, wie sich bey Annäherung der Feindesgefahr in Ansehung des zu rettenden Waaren Vorraths,
und der Kassen zu verhalten seye." Zur Sitzung vorn 14. April Nr. 457 vorn April 1797. Die kostbaren Güter
sollten zu Schiff nach Wien geflüchtet werden, die Beamten nach Budweis reisen. Zur Sitzung vom 3. Juli
1798 wird über die Bernängelung des zur Rettung der Güter der Linzer Wollenzeugfabrick bei der vorgewesenen
Feindesgefahr aufgerechneten Kostenbetrag die Erledigung ertheilt."
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Abb. 18.
Schiff nach Nußdorf bei Wien und nach Böhmen gebracht werden. Die
Vorfälle beim Einmarsch der Franzosen werden uns in einem Akte Nr. 569
vom Dezember dieses Jahres geschildert. Wir erfahren daraus unter
anderm, daß die Fabrik große Mengen Tuch, Kasimir und Teppiche aus-
liefern mußte und daß alles in Arbeit befindliche Tuch requiriert wurde.
Ein Akt vom 26. März 1801" gibt dann die Weisung, wie sich die Direktion
bei dem unvermutheten" Rückzug der französischen Truppen zu benehmen
habe.
In ähnlicher Weise mußten die Güter bei den späteren Besetzungen
durch die Franzosen in den Jahren 1805 und 1809 geflüchtet werden." Aus
dem letztgenannten Jahre hören wir auch, daß die Fabrik wegen ihrer
Größe und guten Wohnungsverhältnisse besonders stark bequartiert war;
es wohnten dort ein Brigadegeneral, zwei weitere Kommandanten im
Generalsrang, im ganzen hundert bis dreihundert Personen."""" Auch wird
uns berichtet, daß Marschall Davoust die Fabrik zweimal besucht und dabei
besonders auch die Tuchschermaschinen in Augenschein genommen habe.
Er bestellte sogar in seinem Namen je ein Exemplar der beiden verschiedenen
Arten dieser Maschinen für Frankreich. Die Bestellung wurde später von
Salzburg aus noch in Erinnerung gebracht; doch hatte man es in Linz und
Wien mit der Erfüllung des Wunsches begreiflicherweise nicht so eiligrl- An
die Franzosen mußten aber neuerdings Waren im Werte von fast 17.000 H.
abgeliefert werdenxH- Überhaupt scheint die Besetzung im Jahre 180g die
drückendste gewesen zu sein. Zu allen Leiden mußte die Fabrik noch bei
der Besetzung im Jahre 1805 mit 63.000 fL, bei der im Jahre 1809 sogar mit
300.000 fi. vom französischen Gouvernement abgelöst werden. i-H- Auch
wurde sie während dieser Kriege noch über die regelmäßige jährliche Abfuhr
von 60.000 H. hinaus, die als Verzinsung des Anlagekapitals als sogenannter
Canon galten, einmal zu einem Beitrage von 100.000, einmal sogar von
200.000 fl. zur Unterstützung der Staatskasse herangezogen?
Man begreift also, daß die Fabrik, wenn es zwischendurch, wie 1802,
auch günstigere Jahre gabfm noch mehr in Mitleidenschaft gezogen war als
viele andere Unternehmungen Österreichs, obwohl ja alle schwer genug an
den Kriegszeiten und besonders an der großen Finanzkrise vom Jahre 1811
zu tragen hatten. O0
N1. 218 vom März 1801.
Bericht des Direktors La Casa aus Linz vom zg. April 180g Nr. 184 vom Mai 1809. Ein Teil kam
sogar nach Pest und Esseg, wo dadurch übrigens neuer Absatz eröffnet werden konnte N1. 39 vom Jänner und
72 vom Juni 1806.
Nr. 41 vom Jänner 1810.
N1. 546 vom April 1810.
Nr. 164 vom Mai 1510. Anerkennung für die Direktion, Beamten und Kaufleute in Nr. 621 vom
Dezember 1810. Unterstützung wegen der Feindesnot in Nr. 125 vom Juni 1310.
'H'1' Protokollsauszug des k. k. Oeneralrecbnungsdirektoriurns vom 31. März 1813 Nr. 725 vom April 1813.
Nr. 92 vom November 1807 und Nr. 744 vom April 1810.
Nr. 152 vorn Juni 1802.
Über die allgemeine Geschäftslage im Jahre 1812 siehe Nr. 203 vom Oktober 1814 im Bericht
Ehrensteins über das erste Jahr seiner Geschäftstätigkeit; siehe auch Nr. 488 vom Oktober 1812. In Nr. 341
vom Dezember 1812 wegen eines Ärarialvorschusses zum Betriebe der Fabrik.
Die große Finanzkrise, Geldentwertung und Einführung einer neuen Geldwährung führte dann auch zu
einer Neueinschätzung des Unternehmens, siehe Protokollsauszug des k. k. Generalrechnungsdirektoriums in
Nr. 726 vom April 1813.
YVFTRWvwIr.
.'T'"F'P"'H"T'F'Tf"7
Abb. xg. Teppich, unaufgesehnitten, Grund weiß, mit bunten Blumen, 1822", I'm der wirklichen Größe
Übrigens mußte man sogar im Jahre 1813 noch einmal an die Flucht
denken; doch zog das drohende Gewitter diesmal vorüber, und es konnten
die Fabriksangestellten am 28. Oktober dieses Jahres im feierlichen Tedeum
ihren Dank für den Sieg bei Leipzig darbringenf"
Die schlimmen Jahre waren damit aber noch lange nicht abgeschlossen;
besonders kritisch war bekanntlich das Jahr 1817, wo zu den Folgen der
Über die Fluchtvorbereitung Nr. 4x0 vom April x814 Monatsbericht vorn August x8z3, Nr. 333; über
das Tedeum ebenda Monatsbericht vorn Oktober 1813, Nr. 386.
43
Kriegserschöpfung noch die Nachwirkungen einer zweijährigen schlechten
Ernte kamen. Auf dem Gebiete der Webeindustrien im besonderen war
auch die Überflutung des Festlandes mit der aufgehäuften englischen Ware
sehr bedenklich.
Das geringer gewordene Erträgnis der Fabrik hatte zur Folge, daß die
Auflösung des Unternehmens, mindestens als Staatsbetrieb, neuerdings ins
Auge gefaßt wurde.
Ehe wir aber auf diese Frage eingehen können, müssen wir kurz den
Wechsel in der Leitung der Fabrik überblicken; denn inzwischen hatte
Sorgenthal schon den zweiten Nachfolger gefunden.
Sorgenthal, Hofrat und seit dem Jahre 1795 Baron, war am 17. Oktober
des Jahres 1805 gestorben, nachdem er schon am 7. Mai dieses Jahres den
angesuchten Urlaub zur Herstellung seiner Gesundheit" erhalten hatte."
Es ist übrigens ein eigenes Verhängnis, daß Sorgenthal die Leitung
durch lange Jahre unter denselben erschwerenden Umständen zu führen
hatte wie sein Vorgänger von Stegner. Hatte dieser noch die Geschäfte der
I-Iolz- und Messingwarenfabrik zu führen, so hatte man Sorgenthal im Jahre
1782 zum Direktor der k. k. Wiener Porzellanmanufaktur und der Spiegelfabrik
in Neuhaus ernanntfki Begreiflicherweise mußte Sorgenthal nun den größten
Teil seiner Zeit in Wien verbringen, so daß man wiederholt den Gedanken
erwog, für Linz einen Teilnehmeim zu gewinnenh" und tatsächlich im Jahre
1801 den I-lofsekretär bei der Finanz- und Kommerzhofstelle Josef Edlen von
La Casa zum Direktionsadjunkten ungefähr gleich Direktorstellvertreter
aber ausdrücklich nur für Linz, ernannte, um den Herrn Fabrickendirektor
eine Erleichterung zu VerschaffenW-l- Zugleich verlieh man La Casa
Nr. 115 vom Mai 1805. Laut ärztlichem Zeugnis ist ihm dieser bisher noch nie genossene Urlaub"
nötig. Ebenda das Attestaturn" des Dr. Joanes Nep. de
Wegen des Sterbequartals für die Witwe vermeintlich Gehaltsrückstandes siehe Nr. 73 vom Juni 1806.
Daß Sorgenthal ein eigenes neugebautes Haus besaß und daher das Wiener Naturalquartier fast nicht be-
nützte aber Entschädigung dafür beanspruchte, ersehen wir aus Nr. 773 vorn Nov. 1797 zur Sitzung vom 20. Nov.
1797. Zu dem früheren Naturalquanier siehe Nr. 31 und 684 vom Juni 1776. Nach seinem Tode verblieb
übrigens eine Schuldforderung des Staates von mehr als 12.000 fi., da er wegen mangelnder Aufsicht" für den
Schaden durch Wechselfilschungen und andere Betrügereien des Kassiers Wilhelm Will-lng haftbar gemacht
wurde Nr. 661 vom August 1799 und 151 vom Februar 1802. Die Angelegenheit zog sich jahrelang hin Nr. 186
vom September 1805, 91 vom Mai, 10 vom Juni und 228 vom Dezember 1806, 474 vom April 1808 und endete
schließlich mit einem Ausgleiche Nr. 201 vom Jänner, 116 und 166 vom März und 38 vom Juli 1810, wonach
die Nachlassenschaft als Ersatz des Schadens durch die falschen Wechsel 8244 5., aber nicht den Ersatz des
baren Kassenabganges von 4064 tl. zu tragen hatte. Der Nachlaß Sorgenthals betrug nach 201 vom Jänner 1810
an beweglichem Vermögen der minderjährigen Erben 53.783 ll. 54 11., an unbeweglichem Vermögen nach der
geringen Schatzung" 95.000 H.
Der Sohn Sorgenthals Karl wurde im Jahre 1784 aus besonderer Rücksicht auf die eifrige Verwendung
des Herrn Directors Hofrath Sorgenthall" in der Buchhaltung der Fabrik angestellt Nr. 380 vom August 1785,
Monatsbericht vom Mai 1785; später erhielt er die Mitfinna und Besorgung der Geschäfte auf dem Kontor in
Abwesenheit oder Erkrankung des ersten Beamten, jedoch ohne Adjungirung". Nr. 75 vom Mai 1790. Zur
Sitzung vorn 6. Mai dieses Jahres.
Neuhaus in Niederösterreich. Die Anfänge der Fabrik gehen in die letzten Jahre des XVII. Jahr-
hunderts zurück. Über die Gründung siehe A. 11g Wiener Handel und Gewerbe im 18. Jahrhundert" Wien 1888,
19. Im Jahre 1831 wurde die Fabrik nach Schlüglrnühl verlegt, bestand aber nur mehr neun Jahre.
Ad 2568 182 vom Jänner 1797; Nr. 724 v01n Juli 1797 und anderes.
Nr. 435 vom April 1801 vgl. Nr. 428 vom Jänner und 147 vom Juli dieses Jahres. Leitner, an den
auch gedacht wurde, entnel wegen hohen Alters, erhielt aber eine Gehaltserhöhung. Er starb am 12. März 1808
331
den Character" eines oberösterreichischen Regierungsrates. Die Besetzung
erschien damals um so wichtiger, als nach der Flüchtung vor dem Feinde
eine Neuordnung der ganzen Fabrik nötig und Sorgenthal auch schon im
Alter vorgeriickt war. La Casa führte dann während der langwährenden
Abb. zu. Teppich, unaufgeschnitten, Grund schwarz mit bunten Blumen, 1822", der wirklichen
Größe
Krankheit und Schwäche des Directors" Sorgenthal die Fabrik selbständig
und wurde im jahre 1806 zum Direktor ernannt." Aber auch La Casa
ereilte dasselbe Geschick der Zersplitterung seiner Kräfte, indem er seit dem
Nr. 56 vorn April 1808. die Zukunft wurde eine Verbindung der Linzer und der Porzellanfabrik als nicht
vorteilhaft angesehen. Die Porzellanfabrik erfordere, besonders wenn das Hilfswerk zu Stande gebracht worden
sei, allein einen ganzen Mann. Hiefür auch für Neuhaus wird an Niedermeyer als Adjunkten gedacht.
Nr. 154 vorn Oktober rBoG. In dem Vortrage der Hofkamrner vom 24. Februar werden auch die bis
dahin durch La Casa durchgeführten Verbesserungen erwähnt Herstellung der sogenannten feinen Kloster-
garne in der Fabrik, während sie sonst aus Sachsen kamen; Verbesserung der Tücher- und Teppichmanu-
faktur und des Einkaufes der Wolle. Hier übrigens auch über Niedermayer.
Jahre 1811 auch Direktor des Tabak- und Stämpelgefälls" war. So mußte
denn auch er sich meist in Wien aufhalten und in Linz vertreten lassen."
Am 15. August desselben Jahres wurde er übrigens zur Anerkennung
seiner Verdienste um den damaligen blühenden Stand der Fabrik und wegen
seines klugen patriotischen Benehmens bei der Invasion im Jahre 180g zum
Hofrate ernannt." Lange jedoch trug er die neue Würde nicht, da er schon
in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai des Jahres 1813 zu Wien verschied.
Sein Nachfolger wurde Josef Groß von Ehrenstein, der seit 1811 Adjunkt
der Wiener Fabriksniederlage war.""'"" Ehrenstein nahm seinen Wohnsitz in
Linz, so daß zunächst kein Adjunkt nötig erschienri- Er hatte die Fabrik
durch einige der schwierigsten Jahre zu führen. Erkrankt, erbat er sich im
Mai des Jahres 1820 einen Urlaub für Karlsbad, trat den Urlaub zunächst
aber nicht an, da für Juni ein Besuch des Kaiserpaares angesagt wurde,
und ihn auch eine dienstliche Reise nach Wien zurückhielt. Im August
erneute er sein Gesuch, starb aber schon am 27. September 1820 in Linzrl-i-
Schon kurz nach Ehrensteins Tode wird der Direktionsadjunkt Gottfried
Katzinger als sein voraussichtlicher Nachfolger genanntrl-"H" am 22. März
erfolgt dann seine Ernennung durch kaiserliche Entschließung? Aus Er-
sparungsrücksichten wurde diesmal kein Adjunkt bestellt, jedoch ein eigener
Tuchmanufaktursbeamter, der damalige Leiter der k. k. privilegierten Lan-
gischen feinen Tuchfabrik zu Teltsch, Ferdinand Koppler; man erkennt
also die Wichtigkeit, die dieser Fabrikationszweig für die Linzer Fabrik
bereits erlangt hat.
Am 10. Dezember 1830 kam Katzinger bei der Allgemeinen I-Iofkammer
um die Versetzung in den Jubilationsstand aus dem Grunde ein, weil er
laut des beigebrachten ärztlichen Zeugnisses wegen körperlicher Ge-
brechen und Abnahme seiner Kräfte zur ferneren Dienstleistung nicht taug-
lich sei". o0 Eine Hauptursache seines Rücktrittsgesuches war aber, wie die
Begleitschreiben uns erkennen lassen, die geringe Beachtung, die seine Vor-
schläge höheren Ortes gefunden hatten.
Es waren eben wieder Jahre, wo man sich, besonders seit der ungün-
stigen Bilanz des Jahres 1824,00" sehr angelegentlich nicht nur mit dem
Gedanken einer Einschränkung der Fabrik befaßte, sondern auch mit der
Frage, ob es besser wäre, sie zuveräußern, zu verpachten oder aufzulösen.
Nr. 136 vom Mai 1812. November-Protokoll Wien Nr. und 4. Als Linzer Direktor erhielt er weiter-
hin 2o00 H. statt, wie bis dahin, 3000 H.
Nr. 330 vom August 1811.
Nr. 452 vorn Dezember 1811.
Nr. 512 vom Dezember 1813.
Nr. 245 vom Oktober 1820. Gesuche Nr. 17 vom Mai und 792 vorn August 1820.
TH Nr. vom Dezember 1820.
Nr. 543 vom April 1821. Er wird wohl irrtümlich statt Gottfried auch Gottüeb genannt. Er erhielt
3000 B. Gehalt, einstweilen aber nicht den Regierungsratstitel Nr. 755 vom März 1821.
Nr. 30 vom März 1831. Er ist am 1. April 178g als Manipulant bei den k. k. Steuerreguliemngs-
geschäften angestellt worden, seit 1. März 1790 bei der Linzer Fabrik, seit 30. März 1821 deren Direktor. Zur
Zeit des Gesuches ist er 62 Jahre alt.
Vgl. die kaiserliche Entschließung Nr. 224 vom Jänner 1827.
Eine Zusammenfassung über diese Bestrebungen finden wir in einem Vor-
trage der Hofkammer vom 2. Juni 182g."
Katzinger, den man sowohl wegen seiner Fähigkeiten als wegen seines
Charakters persönlich sehr hoch schätzte, wurde auf sein Rücktrittsgesuch
hin zunächst bestimmt, noch auszuharren, und nun sogar aufgefordert,
selbst Vorschläge zu machen. Er war aber offenbar wirklich schwer leidend
geworden und wurde darum mit kaiserlicher Entschließung vom 2. Dezem-
ber 1833 unter Verleihung des Regierungsratstitels in den Ruhestand ver-
setzt; zunächst betraute man nun den Fabrikskassier und ersten Prokura-
führer Simon Mayer mit der Leitung.
Die Unsicherheit über das weitere Schicksal der Fabrik, die schon
Katzinger so mitgenommen hatte, verhinderte nun durch Jahre die Ein-
setzung eines wirklichen Direktors. Erst als eine, auf Befehl des Kaisers
vom 14. Jänner 1837 veranstaltete, öffentliche Feilbietung keinen Erfolg
hatte," entschied man sich, das Unternehmen wenigstens in beschränktem
Umfange weiter bestehen zu lassen.
Wir kehren nun nach diesem Überblicke über die äußeren Ereignisse
und die Leitung der Fabrik wieder zurück zu den Jahren x795 und 1796,
die durch Ausdehnung des Betriebes auf die Tuch- und Teppicherzeu-
gung für die ganze Entwicklung des Unternehmens-von der größten Be-
deutung waren.
Schon äußerlich zeigte sich die Neugestaltung durch die Errichtung
eines 32 Klafter langen Gebäudes längs der Donau für die Teppichfabri-
kation sowie eines über 58 Klafter langen, einstöckigen Bauwerkes für die
Tuch- und Kasimirmanufaktur; auch wurden eine zweite Färberei und
Sommertrocknungsböden errichtetf"
Nr. 3x3 vom Juni 1829.
Entwurf der Kundmachung des Verkaufes der Linzer Fabrik in Nr. 758 vom Mai 1837.
Vgl. Bericht über die Wiener Gewerbeausstellung vorn Jahre 1835", Seite 39, wo aber nicht alle
Angaben richtig sind, wie hier schon auf Seite 3x4, Anmerkung gesagt werden rnuBte.
Der bauliche Zustand der Fabrik in der späteren Zeit wird aus dem Akte Nr. 3x3 vom Juni 182g am
klarsten, weshalb wir die bet-reEende Stelle hier ausführlich wiedergeben
Darstellung der Verhältnisse der Linzer Aerarial Fabrik.
Die Fabriks-Gebäude, an einem Arrne der Donau gelegen, sind eine Viertl Stunde von der Stadt entfernt
in bestem Stande hergehalten, und können in acht Abtheilungen beschrieben werden
Erstens. Das Hauptgebäude ist bei 58 Klafter lang, 40 Klafter tief, und hat einen Thurrn in der Mitte
des Hofes, in welcheml Thurme die Feuerlösch-Requisiten aufbewahrt sind, und die Nachtwächter und der Kamin-
feger während der Nacht sich belinden. Dieses Hauptgebäude, wovon drei Flügeln in zwei Stockwerken, und der
vierte Flügel in einem Stockwerke besteht, ist durchaus mit Ziegeln gedeckt, und enthält 13 Material-Magazine,
18 Werkstätte und Arbeits-Stuben, eine große Fiirberey, nebst einer Wirthsschenke, acht Beamtens Wohnungen,
vier kleine Wohnungen der Werksleute und eine Hnuskapelle, in welcher an Sonn- und Feyertagen Messe
gelesen wird.
Zweitens. Das sogenannte Kurzenstöckl ein Häuschen neun Klafter lang und fünf KlaRer breit, mit
einem Stockwerke, von dem Rechnungsrathe der Fabrik, und einem Geschirrknechte bewohnt.
Drittens. Der Zwirner Stock, eilt" Klafter lang, und- zehn Klafter tief, enthält zwei Stockwerke mit sechs
Werkstätten, und zwei kleinen Wohnungen.
Viertens. Die Tuchfahrik, eine Fronte Klafter lang, neun Klaßer tief, nebst einem Quadrat-Gebäude,
nämlich das alte Strafhaus von a8 Klaftem; besteht in einem Stockwerke und enthält sechs und zwanzig, theils
für die Zeugfabrik, aber größtentheils für die Tuchiabrik verwendete Werkstätte und Magazine, nebst acht
Wohnungen und eine Wirthsschänke.
Bereits im Jahre 1796 kann Sorgentbal von der zunehmenden Tuch-
manufaktur" berichten und geltend machen, daß jemand für die Besorgung
des Verschleißes nötig sei. Es wird dann der uns bereits bekannte Buch-
halter Leitner, der sich bei Errichtung der Tuch, und Teppich Fabrikatur
bestrebte, der Direkzion so an die Hand zu gehen", sehr gerühmtf"
Von besonderer Wichtigkeit war bei der Tucherzeugung auch die Ver-
vollkommnung der Appretur. Die kaiserliche Entschließung zum Vortrage
über die Linzer Bilanz des Jahres 1796," welcher Vortrag sich noch immer
mit der Verkaufsidee beschäftigt, sie aber ablehnt, fordert deshalb ein Gut-
achten, wie und auf was für Art zum Vortheile der Fabrik geschickte
Werkmeister, apprefeurs, und Färber aus den berühmten niederländischen
und Englischen Fabriken" zu gewinnen oder vertrauenswerte, geschickte
Arbeiter in die Fabriken einzuführen seienf"
Aber noch weit später, zum Beispiel im Jahre 181g, wird ein geschickter
Appreteur gesucht. Und auch durch Verbesserung der Spinnerei bestrebte
man sich, gewisse Mängel der Linzer Tucherzeugnisse zu behebensl-
Fünftens. Das Teppich-Manufakturs Gebäude, ein und dreißig Klafter lang, und acht Klafter tief
mit neun Werkzirnrnern und Magazinen, enthält ein Stockwerk.
Sechstens. Die zweite Färberei, ein und dreißig Klafter lang, und zehn Klafter tief, nebst der Färber
Wohnung.
Siebentens. Die dritte Färberei, zwei und zwanzig Klafter lang, und 41, Klafter tief, sammt des
Tischlers Werkstätte, und desseh und des Zimmerpoliers Wohnung.
Achtens. Die Schlosserey und Wollmanipulations-Werkstätte, nebst der Portiers Wohnung zwanzig
Klafter lang und fünf Klafter tief.
Die sämmtlichen Fabriks Gebäude wurden nach Anhandlassung der Fabriks-Buchhaltung zuerst im
Jahre 1771 mit 174.125 h. 26 kr. aufgeführt. Im Jahre 1779 erscheint der Werth derselben wahrscheinlich
wegen Erweiterung der Gebäude mit 194.753 d. 40 kr. 1785 wurden die sämmtlichen Gebäude mit
50.000 H. bestimmt und derselbe Werth bis 1789 auf den Hauptbüchern fortgeführt. Im Jahre 1790 wird der
Werth derselben. mit 80.000 5., und so bis zum Jahre 1810 aufgefilhrt. Da jedoch im Oktober 1810 die
Steinbrücklmiihle in Kleinmilnchen mit fiinf Mahlgängen und mehreren Grundstücken, vorzüglich zum Behufe
der Tucbwalke, um 32.000 B. Banko Zettl angekauft wurde; so sind die sämmtlichen Gebäude mit 87.149 H.
43V, kr. Wiener Wähmng aufgebucht worden. Im Jahre 1813 wurde auf dem Grunde der Steinbrücklmilhle ein
neues Walkgebäude aufgeführt, welches nach dem Maßstabe sämmtlicher hiebei erloiTener Baukasten irn Werthe
von 895 G. Wiener Währung aufgenommen, sohin der sämmtlichen Gebäude Werth mit Zuschlag der Stein-
brilcklmiihle und neuen Walke mit 95.445 ll. Wiener Währung gebucht wurde.
Im Jahre 1819 wurde von der Fabriks-Buchhaltung auf Anordnung der k. k. Kameral Hauptbuchhaltung
de dato 11ten April 1819 der Werth särnmtlichet Gebäude und Grundstücke in Linz und Kleinrnilnchen auf
80.000 H. Wiener Währung herabgesetzt, welcher aber wieder bei der allgemeinen Regiilirung des gesammten
Fabriks-Vermögens auf Konvenz. Milnze im Jahre 1822 mit 86.000 Konv. Münze festgesetzt wurde,
und bis gegenwärtig ebenso in der jährlichen Bilanz verrechnet wird
Die Maschinen und Geräthschaften sind bei dem Jahresschluß 185 im Werthe von 65.912 n. 241,3 kr.
C. M. angenommen worden."
Zur Rathssitzung vom 15. Dezember 1796."
Vom 15. August 1799 Zur Sitzung vom a0. August 1799 Nr. 363 vom August 1799.
Mit englischer Appretur hat man sich aber auch schon vorher bei anderen StoEarten beschäftigt, so
hören wir im Jahre 1786 Nr. 226 vom Februar Monatsbericht vom Jänner 1786", Punkt 200, daß der Schweizer
Rothpletz die englischen Seng- und Staubmaschinen in die Fabrik eingeführt habe. Über den Aarauer Rat
Johann Jakob Rothpletz auch schon in Nr. 277 vom März 1785. Die Bekanntmachung des Geheimnisses war
in Bern verboten; siehe Nr. 20 vom August 1785.
Wegen englischer Glanzappretur erbietet sich auch ein sächsischer Kaufmann und Manufakturiat Christian
Streiher aus Eisenach, der eine Reise nach England unternehmen will zu Nr. 514 vom Juli 1786.
Nr. 771 vom August 1819. Über frühere Versuche mit Spinnrnaschinen, die von den über Koburg
gekommenen Engländern Houlden und Woodward gebaut wurden, siehe in Nr. 16 vorn August 1806 sowie in
Nr. 81 vom März 1809, La Casa vom 23. Februar 1809. "Unsere Maschinen sind nicht nach der älteren in
England zuerst eingeführt gewesenen Manier ihres Erfinders Genniy, sondern nach der neueren verbesserten,
Die Tuchmanufaktur hatte aber noch mit manchen anderen Schwierig-
keiten zu kämpfen; so wird im Jahre 1798 von der Kameralbuchhaltung
geklagt, daß durch diesen Betrieb viel Geld auf lange hinaus festgelegt
werde, und daß sich bereits Kreditverluste ergeben hätten- auch stünden
die Linzer Erzeugnisse an Güte oder wenigstens an Preiswürdigkeit gegen
die böhmischen und mährischen zurück.
Und es heißt dann weiterz"
Alle diese Nachtheile und ungünstige Aussichten in die Zukunft
wären von keinem Belange, wenn Tücher nur ein neues in Oesterreich noch
unbearbeitetes Fabrikat wären, wie solches die Fabrikatur der nieder-
ländischen Teppiche und englischen Pelzwerke ist. Durch solche ganz
unbekannt gewesenen Artikel wird eine neue Erwerbungsquelle eröffnet,
und in wenigen Jahren wird deren Erzeugung vielleicht im Lande ver-
breitet, ihr Verschleiß vielleicht ins Ausland befördert. Aber Tücher haben
die bereits berühmt gewordenen Fabricken in Böhmen und Mähren schon
viele Jahre in hinlänglicher Menge erzeugt, und in solcher Qualität, und
solchen Preisen, daß damit keine Entreprise von Seite des Aerariums mehr
nöthig warf"
seitdem mehr befolgten Jackscben Methode gebaut." Unter dem Erfinder Genniy Jenny ist natürlich James
Hargreaves gemeint, der seine Erfindung nach seiner Tochter Jenny nannte.
Über Woodward und I-Iouldon siehe auch zu Nr. 210 vom Juni 18m7 Dezember-Bericht von 1806, 81 vom
Dezember 1808 und 81 vom März 190g.
Spiiter Nr. 724 vom Oktober 182i, zur Sitzung vom 10. Oktober 1821" heißt es aber, daß die Spinn-
maschinen, welche die Fabrik vor vielen Jahren ankaufte", sehr unzweckrnäßig wären, da schon im Jahre 1811
bei jedem Srrähn gegenüber der Handspinnerei 1112 kr. Schaden entstanden sei, im Jahre 1814 sogar ein
Schaden von kr. Und man habe die Mascbinspinnerei ganz eingestellt, weil die Maschinen stets fehlerhafter
wurden und jetzt ganz unbrauchbar sind". Es sollen nun aber neue Maschinen von Comoth in Böhmen für
Tuch und Kasimir aufgestellt werden.
Man vergleiche hierzu Nr. 333 vom August 1816 Nr. 37g im September-Berichte von 1815 und Nr. 333
vom April 1816 "Bericht der Kameral-Hauptbuchhaltung vom 1. April 1816"; aus diesem heben wir noch hervor,
daß nach Ansieht der Buchhaltung der hohe Herstellungspreis hätte vermieden werden können, wenn ent-
sprechend dem Plane des verstorbenen Direktors La Casa die Maschinen durch Wasserwähren" betrieben
worden wären, wozu schon im Jahre 1811 die Steinbrükler Mühle um 6.400 B. W. W. gekauft wurde".
Bei allgemeinem Betrieb der Maschinspinnerei würden sich die Kosten auch besser verteilen als jetzt, wo sie
nur ein Siebentel des Bedarfes lieferten. Es wäre traurig, wenn die Maschinspinnerei bei der Linzer Fabrik nicht
mit Vorteil angewendet werden könnte, da doch bekanntermaßen diese Spiunerey bey Privaten, besonders bey
einigen Tucbfabriken in Mähren mit großem Vortheil benützet wird". Man sollte sich wegen Verbesserungen an
das polytechnische Institut wenden.
Ferner geht aus den Protokollen hervor, daß die Fabricke eben diese zur Maschinspinnerey bestimmt
gewesene Mablmilhle zu Kleinmilnchen, welche vormals um jährlich 562 f. verpachtet war, neuerdings
auf Jahr um 1630 f. in Pacht verlassen hat welches sehr wirtschäftlich ist".
Über die Wagnersche Hopf- und Bräunlichsche sowie über die Otfermannscben Tuchscher-
maschinen siehe Nr. 16 vom August 1806.
Die Brüder OHermann hatten nach Keeß und Blumenbach a. a. 0., Seite 407 im Jahre 1803 ein zehn-
jähriges Privileg auf ihre neu erfundene Tuchschennaschine. die sehr gelobt wird, erhalten.
Über den Bau einer eigenen Tucbwallte Dekret vom 4. August 1812 auf dem Grunde der von der
Fabrik erkauften Milhle an der Traun" bei Kleinmünchen siehe Nr. 202 vom August 1812.
Viel über die Maschinen der Fabrik findet sich in der Oesterreichischen National-Encyklopaedie" Wien
1838, 3. Band, Seite 158 H. Hier auch über Comoth, Offermann und so weiter, sowie über die besonders gerühmte
Glanzmaschine des Linzer Schlossers Theodor Rensing.
Äußerung der Kameralhauptbuchbalterey. An die hochläbl. k. k. Finanz- und Komerzien l-lofstelle"
Wien, den 27. Februar 1798 zu Nr. 24 vom Juli 1798.
Wenn man damit die inländischen Privatfabriken auch zur Erzeugung feiner Tücher aus spanischer
Wolle ermuntern wollte; so hätte dieses weit leichter und ohne aller Gefahr dadurch geschehen können, wenn
man den Fabriken die HerbeischaHung spanischer Wolle erleichtert hätte.
JJ"
Von anderer Seite? wird dann die Frage aufgeworfen, ob es nicht
.weit zweckmäßiger für den Vortheil des Staates wäre, in Linz nicht die
gemeinen und ohnehin kurrenten Tücher, sondern jene, die unter dem
Nahmen Serailtücher bekannt sind, und wovon eine beträchtliche Zahl
in der Levante abgesetzt werden kan; hauptsächlich zu erzeugeniwk da
dieser Handel äußerst wichtig ist, und durch den k. k. Internuntius zu
Konstantinopel besonders dann leicht unterstützt werden könnte, wenn es
bekannt wird, daß diese Waare das Erzeugnis einer k. k. Fabrick sey, und
weil das Aerarium, um diesen Handel in Gang zu bringen, den dort üblichen
Kredit zu verleihen im Stande ist".
Es wird dann für die neuen I-Iauptzweige der Manufaktur eine -eigene
Buchführung vorgeschlagen und dieser Vorschlag auch tatsächlich durch-
geführt, so daß wir sehen, welch wichtige und eigenartige Stellung sie
bereits innerhalb der Fabrik einnehmen."""'
Recht deutlich tritt uns die Bedeutung der Tuch- und Teppicherzeugung
in einem Berichte Sorgenthals vom 13. Mai 1802 hervor, wo es heißt
Unsere Teppiche finden allgemein Beyfall, und unsere Tücher werden
jetzt ganz außerordentlich gesucht"? Auch wird in diesem Jahre 1802 von
Mangel an Tüchern und Kasimiren und täglich sich mehrenden Bestellungen
gesprochen, so daß man genötigt sei, die Erzeugung zu vergrößern-ff
Nebenbei bemerkt, wurden auch schon im Jahre 1804 für die Garderobe
des Kaisers selbst weißes Tuch und weißer Kasimir in Auftrag gegebenrl-Ti-
Später heißt es dann in einer Äußerung der k. k. Kameralhauptbuch-
haltungf aus den Operationsprotokollen gehe hervor, daß die Fabriks
Direkzion die Erzeugung von Tuchwaaren so viel wie möglich zu erweitern
für gut befunden, in dem diese Waaren zeither mehr gesucht werden, als die
Zeugartikel, und daß man einstweilen die I-Iandspinnereyen so viel wie
möglich zu vermehren sucht, bis die eigene Spinnmaschinerie in Großen
bestehen dürfte".
Im Jahre 1810 wurde sodann in der erworbenen sogenannten Stein-
brücklmühle zu Kleinmünchen, eine Stunde von der alten Fabrik, entfernt,
Zur Sitzung vom 8. Mai 1798 Nr. 70a vom Mai 1798. Bezieht sich auf die Genehmigung des Ein-
rarens der Kommission zu der Bilanz für das Jahr 1796.
Serailtücher sind leichte, wenig gewalkte Tücher; sie und die ähnlichen Dreilnonentllcher bezeichnete
man auch als Levuntinertücher, siehe Keeß Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens Wien, 182a,
lI. Teil, Seite 270 und 271.
ln dem zuletzt angeführten Akte als unmittelbare Fortsetzung des Angefdhrten Da jedoch, so lange
diese Tuchmanufaktur bestehet, es allerdings zur genauen Beurtheilung ihrer Fortschritte und ihrer Kosten,
dann zu Absonderung ihrer Bilanz von jener der Wollenzeugfabrick notbwendig ist, daß die eine so wie die
andere ganz eigene Conti habe, und daß die Gemeinkosten in dem gehörigen Verhältnisse einer jeden einzeln
zur Last geschrieben werden. dieses auch in Ansehung der englischen Pelzwaarenerzeugung und der Teppich-
fabrikatur beobachtet werden muß, so trägt man der Fabrieksdirekzion hiemit auf, einverstindlich mit ihrer
Buchhaltung das Nöthige hierwegen einzuleiten
Nr. arg vom Februar 1800 hören wir, daß die getrennte Buchführung für Tuch verbleiben soll, um so
mehr als auch die Arbeit und die Gebäude getrennt seien.
Nr. 15a vom Juni 1802.
Nr. 345 vom Juli 1802 Bericht vom März, Punkt 11g; Bericht vom April, Punkt 156 und 16g.
H1 Nr. 386 vom November 1814 wo auch neue derartige Bestellungen und Nr. vom März 1815.
An die k. k. Hofkammer, Finanz- und Kornmerzhofstelle Nr. 352 vom Dezember 1814.
337
eine Tuchwalke errichtet, wobei man an Stelle des Pferdebetriebes die
Wasserkraft der Traun ausnützen wollte.
Wir dürfen aber nicht glauben, daß man über der Tuchweberei die
älteren Zweige der Wollweberei, soweit sie noch'vorteilhaft erschienen,
vernachlässigt habe. Insbesondere wandte man dem seit alters in der
rvvvvvv .7 V'lr'r
43a
is .AV'i'
wie-v v1 vwrvrvvwrvvvarwrv v'v
Abb. 2x. "Teppich, unaufgeschnitten, Grund graublau mit gelbbraunem Dessin. 1822", 1,3 der
wirklichen Größe
Linzer Fabrik gepHegten Stoffdrucke die größte Aufmerksamkeit zu. Schon
das von uns erwähnte Promem0ria" wohl aus dem Jahre 1753""i spricht
von den beyden großen Färbereyen, der Presserey, Druckereyen" und
Der Donauarm, an dem die Fabrik lag, war aus verschiedenen Gründen dazu nicht geeignet, siehe
Seite 3x5. Anmerkung "F.
Über die neue Wasserkraft Nr. 8x vom Mai 180g; wegen Erweiterung des Mühlgebäudes und anderem
siehe Nr. 103 vom Februar und 443 vorn April r8n.
Über die spätere Holzschneidemaschine" zum Zerkleinern der Farbhölzer siehe April-Protokoll Linzb
Punkt 29g, in Nr. 633 vom August 181g.
Über den späteren Verkauf der Mühle Nr. 206 vom Oktober und Nr. 54g vom November 1838.
K. u. k. Finanzarchiv, Niederösterreich, Faszikel 8B, in dem gebundenen Hefte Nr. 39.
44
so weiter. In einem Preiß-Courrant" vom 1.Juli 1773i werden unter anderm
gedruckte Quinefs" verschiedener Art erwähnt.
Vom Berylldrucke Druck mit verdickten Farben unter heißer Presse"
hören wir bei der Linzer Fabrik zum Beispiel im Jahre 1784;i'h' es heißt da,
daß die Bestellungen in den Perill Sergen" so zunähmen, daß man trotz
Zuziehung der Sonn- und Feiertage mit den vorhandenen drei Druck-
maschinen sein Auslangen nicht finde. Man ersucht daher, eine vierte her-
stellen zu dürfen. Im nächsten Jahre ist dann wieder von Perill Druckerei
und Färberei" die Redej- und im Jahre 178g wird von Ersparungen beim
Perill-Drucke" gesprochenq"?
Wie wir schon gesehen haben, wurden in der Fabrik, trotzdem man
nicht immer und überall damit einverstanden warj-rfi- auch Baumwoll-
stoffe verarbeitet; so heißt
es zum Beispiele im Jahre
1813, die auf Catunart
gedruckten Baumwolltamise
finden in Linz starken Äb-
gang".
Von neuen Versuchen
im Stoffdrucke hören wir
vom Jahre 1817 an, O0
wo der Kolorist David
Etienne den Druck schaf-
wollener Tafeldecken und
in sechs Farben gedruckter
Halbmerinos versucht. Man
scheint aber nicht sehr be-
friedigt gewesen zu sein,
da die gehörige Lebhaftig-
keit der Farben" fehlte.
Ebenda Faszikel 88, 177374, zu
Nr. 50 vom Juli 1773.
Über die Technik und ihre Ein-
führung siehe Kunst und Kunsthand-
werk", 1916, in des Verfassers Aufsatze
Über die ältere Zeugdruck-Industrie in
Österreich", Seite 29.
Nr. 241 vom Oktober 1784 Linz,
vom 27. September 1784.
Juni-Protokoll Punkt 443 vom
Jahre 1785 in Nr. 380 vom August 1785.
Jänner-Protokoll Punkt vom
Jahre 178g in Nr. 258 vom Februar 178g.
"ff-i" Siehe Nr. 372 vom Juni 1804.
Juni-Protokoll Wien vom
Jahre 1813, in Nr. 510 vorn Dezember 1813.
Mai-Protokoll Punkt 248 in
Nr. 271 vom April 1818, vgl. auch April-
Abb. 22. "Teppich, unaufgesebnitten, Grund grün mit weiß, gelb, Protokoll, Punkt 137 und Punkt 213, in
braunem Dessin, 1820", i'm der wirklichen Größe Nr, 79; vom Dgzgmbgf 1317,
339
Im nächstenjahre
erfahren wir dann, .4!
daß die Direktion mit .,.- ehe-l-
einem Coloristen auf
Schafwollendruck",
der selbst eine Druk-
kerei auf eigene Rech-
nung in Wien betrei-
be, in Unterhandlung
stehe, um ihn für die
Fabrik zu engagieren,
und daß man gesonnen
sei, gleich in Wien
Versuche im großen
vornehmen zu lassen.
Dann vernehmen
wir in einem Wiener
Berichtefki daß die
Direction sich immer
mehr überzeugte, daß
es für die Fabrik un-
umgänglich nothwen-
dig sey eine Druckerey
aufSchaafwollenzeuge
einzuführen, und
sich daher einen dieser
Druckerey kundigen
Coloristen auf die wohl-
feilste Art, und unter
den wenigst drücken-
den Bedingungen ver- wryi 171i" üvfwtjv."
sehafte". Kurz darauf '.sl, irrt-Alp .1..- wiß" "m." w."
wird uns gemeldetfh"
daß mit dem für die Abb
.23. eppic unau gesc ninen, run ic tia, ge bg-rüner Blätter-
Fabnk zu Llnz zu Ver" dessin, mit schwarzen Fransen, 1820", der wirklichen Größe
suchen einerDruckerey
auf Schaafwollen Waaren engagirten Coloristen Dufraisne ein Betrag von
f. 50 C. Mz. für seinen und des Modelstechers Haupt Übersiedlung nach
Linz bedungen" Sei? vergleiche Abb. 37. Im Jahre 1840, da Dufraisne um
eine Gehaltsaufbesserung ansucht, erfahren wir auch, daß die gedruckten
iiTZQ-Iiutiia-J
Dezember-Protokoll Linz vom Jahre 18x8 Punkt 53 in Nr. 567 vorn April x8xg.
jänner-Protokoll Punkt 93 in Nr. 77x vom August 18x9.
Ebenda Punkt m3.
Karl Dufraine" oder Dufraisnw geschrieben. Über den späteren Vertrag mit Dufraisne für Druck
und Ätzen im Februar-Protokoll Linz, Punk x64 in Nr. 60g vom Juli 1819.
340
Möbelstoffe durch ihn zu einem bleibenden Verkaufsartikel geworden, daß
die Verbesserung der Wollendruckerei durch Anwendung des Tapeten-
druckes auf Wollwaren erreicht worden sei und daß die Tischdecken
allgemein Anerkennung finden." Von den gedruckten Tischdecken hören
wir schon im Jahre 181g, daß sie zum Teil in Ätz-, zum Teil in Farben-
druck ausgeführt worden seien." Auch vernehmen wir von gedruckten
Urnhängtüchern von extra f. Shawl Croisäwfkit Und daß man auf die neu
gewonnene Kunst und ihre Geheimhaltung großen Wert legte, geht auch
daraus hervor, daß in demselben Jahre ein Verbot erschien, Fremde ohne
Direktionserlaubnis in die Schafwolldruckerei einzulassen?
S0 wie die Tuchmanufaktur hat übrigens auch die Teppicherzeugung
anfänglich Widerstand gefunden. So hören wir gelegentlich einer Rats-
sitzung vom 21. November 17g4,-'r-f daß der Teppichfabrikant Wilhelm
Greull in Wien um Ablösung seiner Moquettefabrik angesucht habe. Unter
M0quette" oder Mocade" verstand man, beiläufig bemerkt, früher gröbere
ausgezogene oder aufgeschnittene Wollsamte mit Leinenfaden im Grund-
gewebe, im Wesen also die späteren Maschinteppicherl-Ti"
Greulo hatte, wie er sagt, neben seiner Savonneriefabrik auf Begehren
mehrerer Herrschaften eine Moquettefabrik eingerichtet doch erlaubten
ihm seine Vermögensumstände die Fortsetzung nicht; er biete die Fabrik
daher dem Staate gegen eine billige Entschädigung an. Auch ersuchte er,
daß sein Sohn als Werkmeister angestellt würde.
Sorgenthalm meinte nun, daß sich ein verständiger Wollenzeug-
fabrikant durch die Vorliebe des Publikums für baumwollene Zeuge und
leichte Tücher nicht zurückschrecken lassen dürfe, alle Gattungen von
Waren zu erzeugen, die er in seiner Fabrik leicht herstellen könne, als
die sogenannten Casimire, und diese nach dem dermahligen Geschmacke
Nr. 119 vom April 1840. Wir hören hier noch, daß er im Jahre 1819 an die Fabrik gekommen sei,
um einen bedeutenden Vorrat von unverkäuflichen WollstoHen durch Druck verwendbar zu machen. Dufraisne
wird dann der Nachfolger des als sehr tüchtig, aber kränklich geschilderten Färbereivorstehers Franz Richter
Nr. 719 vom Jänner 1821. Hier auch über den sehr erheblichen Absatz der gedruckten Zeugwaren.
Mai-Protokoll Wien, Punkt 198, in Nr. 633 vom August 1819.
November-Protokoll Linz, Punkt 28, in Nr. 562 vom Mai 1820; Preise der gedruckten und geätzten
Tisch- und Bettdecken aus Serailtuch im August-Protokoll, Punkt 438 in Nr. 599 vom Dezember 1820.
April-Protokoll Linz, Punkt 329, in Nr. 633 vom August 1819.
Der Versuch, l-Iusarensäheltaschen und Schabraken, die bis dahin in Stickerei ausgeführt wurden, durch
Ätzdruck herzustellen, bewährte sich aber nicht; vgl. Nr. 251 vom Dezember 1819, Nr. 836 vom März 1820; Nr. 47
vom jänner 1822 Ablehnung durch den Hofkriegsrat.
Ein chemisches Laboratorium, das im Jahre 1816 siehe Nr. 572 vom August und Nr. 922 vom Oktober
1816 durch den Chemiker josef Knezaurek eingerichtet wurde, hatte für die Färberei weiter keine Bedeutung,
sondern erzeugte nur einige Säuren für den Bedarf der Fabrik. Es wurde im Jahre 182d dann auch wieder
aufgelassen Protokoll für April 1817 Linz in Nr. 791 vom Dezember 1817, Nr. 688 vom Oktober 1820 und
Nr. 544 vom November 1821.
1'1- Nr. 373 vom November 1894.
Hi- Vgl. Savary Dictionnaire de Commerce" Kopenhagen 18 III. Band, Spalte 993 Moquette,
qu'on apelle aussi Mocade et Moucade. C'est une sorte d'e'tofl'e veloutee qui se fabrique sur le metier,
peu pres de meme que 1a Peluche
Greul, auch Greuil und anders geschrieben, war Hofteppichmacher. Vgl. Nr. 973 vom August 1817.
Bericht an das Direktorium vom 15. November 1794 in Nr. 373 vom November 1794.
S'il
drucken zu lassen; auch könnten die Moquette vorzüglich in Wollenzeug-
Fabriken mit großem Nutzen erzeugt werden. Ganz anders aber verhalte
sich die Sache freilich bey der k. Linzer Wollenzeug-Fabrik, da alle ge-
machten Vorstellungen, sie auf einem wahren Handelsfuß einrichten zu
dürfen, fruchtlos blieben."
Damals hatte nämlich auch die Einrichtung der Tuchmanufaktur noch
nicht Zustimmung gefunden, und Sorgenthal war darüber offenbar mißmutig.
Doch änderte sich die ganze Frage der Teppicherzeugung, als man sich
einmal für die "Tuchherstellung entschieden hatte.
Um aber die Bedeutung der Teppiche für jene Zeit zu würdigen, wollen
wir hier einen Bericht aus dem Weimarer Journal der Moden" vom Jahre
1786 anführen; er ist so aufklärend, daß wir kaum etwas hinzuzufügen
brauchen, aber auch kaum etwas weglassen dürfenz"
Türkische und Englische Fuß-Teppiche. Die Fuß-Teppiche in den
Zimmern sind von dem orientalischen Luxus in den Europäischen ver-
pflanzt worden. Man belegt entweder den Fußboden eines ganzen Zimmers
damit, um ein fein ausgelegtes Parquet zu schonen, oder einen schlechten Fuß-
boden zu bedecken, und die Füße warmzuhalten; oder braucht sie in kleinen
Stücken, wie beym Türkischen Canapee, als Teppiche vor Sophas, Betten,
und unter Schreibtische. Ehedem waren die schönen Türkischen Teppiche
dazu sehr in Gebrauche; da sie aber gewöhnlich sehr hoch in Preißen stehen
denn ein nicht gar großer Türkischer Teppich kostet an x00 Dukaten und
mehr und der Luxus Fuß-Teppiche in den Zimmern zu haben, in England
und Holland allgemein wurde, so tieng man an sie in England, Schottland
und Holland selbst zu machen. Die schönsten darunter sind ohnstreitig die
Englischen, oder sogenannten Wilfon Carpeis. Sie sind sehr wollenreich,
dick und sammetartig, von schönen Desseins, und sehr lebhaften Farben; der
Grund meistens schwarz, und die Blumen grün, roth, gelb und violett, sehr
crell, wie es der Geschmack bey diesem Artickel ist, aber dem Auge gefällig.
Für ganze Zimmer hat man sie von großen aneinander passendem Desseinf"
das zusammengesetzt, undrund herum mit einer breiten Bordüre, die man
besonders haben kann, besetzt, und nach der Größe des Zimmers eingerich-
tet wird. Die Brabanter Elle von diesen Wilfon Cizrpets kostet ohngefähr
Rthlr. 16 Gr. Zu kleineren Teppichen vor Canapees und Betten, hat man
welche von kleinerem Dessein, und diese werden ebenfalls wie jene, nach
welcher Größe man sie haben will, zusammengesetzt, und mit einer Bordüre
eingefaßt. Auch braucht man sie in Wagen, die Fußboden damit zu belegen.
Die andere aber schlechtere Sorte, die man auch in England hat, und
Scotch-Carpets heißen, wird in Schottland gemacht. Sie sind aber bey
journal der Moden, herausgegeben von F. j. Bertuch und G. M. Kraus". Weimar 1786, Seite x68 H".
Vorher Seite x67 über ein sogenanntes türkisches Canapee" oder ächtes Sopha" mit echtem türki-
schem Teppich; dazu dort Tafel 13.
Anmerkung dazu Ein kleines und sehr lebhaftes Dessein taugt nicht zu ganzen Fußböden denn es
thut den Augen weh, und macht Schwindel, wenn man ein wenig drauf sieht; dies hat Erfahrung gelehrt.
Der Herausgeber."
weitem nicht so schön von
Farben und Dessein, nur halb
so dick wie jene, da ihre
Textur nicht Sammt sondern
Zwillichartig ist, folglich auch
nicht so warm und dauerhaft;
sie kosten aber auch nur halb
so viel als jene, und die Bra-
banter Elle nur I8 bis 20 gr.
Auch in Teutschland,
z. B. in Hamburg und Chur-
Sachsen werden dergleichen
Zeuche zu Fußteppichen ge-
webt, die sehr wohlfeil sind.
Unter allen Erfindungen des
Luxus ist sicher die der Fuß-
decken in Zimmern eine der
besten, und für die Gesund-
heit, wegen Erwärmung der
Füße, eine der wohlthätigsten;
deren Genuß, wenn man ge-
rade "nicht Pracht damit ver-
binden will, sich sehr leicht
jeder nur etwas Wohlhaben-
der verschaffen kann."
Ergänzungen in tech-
nischer und künstlerischer
Hinsicht bietet uns dann eine
Verkaufsanzeige in derselben
Abb. 24. Teppich, unatufgeschnitte-n, Grund rot mit buntem Zeitschrift vom Jahre
Dessm, 18m der wirklichen Größe Beiblatt Seite Es
heißt da unter der Überschrift Englischer Teppich zu verkaufen" Ein
überaus schöner neuerfund noch unzusammengesetzter Englischer Fuß-
teppich von sogenannter gezogener Arbeit, mit einer Bordüre ist zu ver-
kaufen, weil man sich in der Verschreibung desselben aus England geirrt
hat. Der Grund ist ganz dunkel kirschfarb und schwarz gestreift,
mit Fuß langen ovalen Feldern von ganz schwarzem Grunde, mit einem
großen überaus schön gearbeiteten Bouquet von ponceau, blau, karmesin
und blauen Blumen, deren Farben brennend lebhaft und schön sind
Die Bordüre hat schwarzen Grund, eine fortlaufende sehr brillante
Blumen-Ranke, und an beyden Seiten eine iigurirte Kante
Es ist klar, daß es sich bei solchen Stücken um maschingewebte Er-
zeugnisse handelt. Und dies gilt auch von den nun in Linz versuchten
Arbeiten. Eine der frühesten Erwähnungen der Teppicherzeugung in Linz
Lf
1..
l.
1T
finden wir in einem Verzeich-
niß des bei der k. k. Linzer
Wollenzeug und Tuchfabrik
mit Ausgang des Jahres 1795
in Arbeit und Nahrungs Ver-
dienste gestandenen Personals
in Vergleichung des vorher-
gegangenen 179496" Jahresüi"
Unter anderm heißt es da
In der Fabrik.
Teppich Manufactur Per-
sonale auf Stühlen unter
einem Werkmeister Anno 1794
nichts Anno 1795 Per-
sonen von Civil 13."
ImJahre 1795 waren in der
Linzer Fabrik also zum ersten
Male Teppichweber beschäftigt.
In dem nächstjährigen
Vergleichsausweise" heißt es
dann unter eigenem Titel
Teppich Manufactur
Weber und Zieher auf
Stühlen unter Werk-
meister."
Im Jahre 1796 ist also
noch die gleiche Anzahl von
13 Personen in diesem Be-
triebe tätig?"
Ein "Verzeichnis der Abb. 25. Teppich unaufgeschnitten Grundlichtgrün mit bunten
der Linzer mit Blumeh,1820", I'm der vyvirklichen Grüße
Ausgang des Jahres 1797 in
Arbeit und Nahrungs Verdienste gestandenen Personals in Vergleichung
des vorhergegangenen 1796MB" Jahres" erwähnt dann in der Teppich-
manufaktur zum Jahre 1797 bereits Meister und Gesellen, und Zieher
auf Stühlen unter einem Werkmeister" insgesamt 19 Personen. Die
Englisch Pelzwerk und Barchet Manufactutwi- beschäftigte im Jahre 1796
Zu Nr. 604 vom Juni 1796.
Ebenda.
In einem Berichte Sorgenthals ad Nr. 528 ex Octobri 1796, Monat Augustus" Punkt 26g zeiget
die Fabrikazion an, daß von der Teppiehmanufactur der so geschickte Gesell Johann Lang zum Rekruten aus-
gehoben worden seye. Da dieser der einzige ist, der den Meister in Erkrankungsfällen, oder Abgang ersetzen
kann, so hat man um dessen Entlassung sich mittels Note an die Ober Polizei Direkzion verwendet."
Keeß, a. a. 0., II. Band, Seite 333 Stoffe aus Baumwoll- und Schafwollgarn. Nr. 22. Englisches
Pelzwerk, ein weißer aufgerauchter StotT, dessen Grund aus Baumwollgarn gewebt ist, aus der k. k. Linzer
Wollenzeugfabrik Dieser Artikel wurde im Jahre 1789 in England erfunden und Fleecy-Hosiery genannt.
Gichtkranke und Podagristen sind die meisten Consumenten desselben."
344
17, im folgenden Jahre allerdings nur 11 Personen. In der Tuchmanufaktur ist
die Gesamtzahl der Beschäftigten im Jahre 1797 dagegen von 258 auf 340
gestiegen.
Der Erfolg mit den Englischen Pelzwerken" scheint also nicht
besonders groß gewesen zu sein, oder die Herstellung war für die Linzer
Fabrik mit zu großen Schwierigkeiten verknüpft, da es dabei hauptsächlich
auf Beischaffung baumwollener englischer gespünste ankömti und
überhaupt die Beschäftigung der Linzer Fabrik mehr auf Verarbeitung
innländischer Urstoffe, das ist vorzüglich der innländischen Schaafwolle zu
leiten" sei."
Die Weiterentwicklung der Teppicherzeugung erkennen wir aus einem
Bericht Sorgenthals vom 16. November 18o1f" worin es heißt
Die Direkzion hat schon einigemal vorgestellt, daß es bey dem sich
imer mehrenden Verschleiß der Teppiche,.und Tücher sehr nothwendig
seye, für dieße Beyden Artikeln ein eigenes Verkauf Lager zu haben, welches
vorzüglich bey den Teppichen aus dem Grunde um so nöthiger wird, weil
mehrere Hohe Herrschaften sie selbst in der Fabrik Niederlage besehen,
und einkaufen wollen, und es in dem gemeinschaftlichen Verkaufslager, wo
sich besonders im Markte die Abnehmer sehr häufen, theils unschicksam,
theils sehr erschwerender ist, diesen Verkauf mit Ordnung, und Genauigkeit
zu besorgen, auch bedarf man zu dem der Direkzion seit zwey Jahren
übertragenen Verschleiß der Königl. Hungar. KarTieral Seide öfter eines
Gewölbes, wo man zugleich eine große Waage anbringen könnte."
Im Jahre 1808 sagt dann der Direktor La Casa in einem Schreiben an
die I-Iofkammer aus Linz vom 6. November 1808; daß es zur Zeit, da er die
Anstellung bei der Fabrik erhalten also im Jahre 1801, dort zwölf Teppich-
stühle gegeben habe; in den darauffolgenden vier Jahren wären einige hin-
zugekommen. Seit dem Abzuge der Franzosen im Februar 1806 sei die
Zahl auf 27 erhöht worden, weil dieser Artikel der Fabrik Ehre macht, und
Nutzen bringt". Der Bestellungen auf Teppiche", heißt es weiter, gibt
es so viele, daß nun auch obige vermehrte Anzahl von Werkstühlen nicht
mehr hinreicht. Aber die darauf eingerichteten Werkstätte fassen keinen
neuen Zuwachs mehr und man muß daher auf Vergrößerung derselben in
der Voraussetzung denken, daß Eine hohe Hofstelle die Erweiterung dieses
nutzbringenden schönen Zweiges zu genehmigen geneigt sein wird."
Es folgt dann ein Vorschlag, welcher Raum zu verwenden sei und wie
hoch sich die Kosten der Neueinrichtung beliefenrii"
Vgl. die Allerhöchste Entschließung vom 15. August 179g.
Zur Sitzung vom zo. August 179g Nr. 363 vorn August 1799.
Später wandte man sich bei mangelnden Schafwallgespinsten aber doch wieder baumwollenen und ver-
wandten Erzeugnissen mehr zu, vgl. April-Prof. 1810 im Faszikel 181 12, Nr. 345 und Februar-Prot. 1811, Nr. 255.
Die Kündigung des Wiener Geschäftshauses und Vorschläge für einen neuen Mietvertrag ben-eßend,
in Nr. 312 vom November 1801.
Zu Nr. 388 vom November 1808.
Es wird ein Teil des im Sommer zur Waren- und Garntrocknung dienenden Gebäudes vorgeschlagen;
Kosten 3616 ti. Über Erweiterungen im Jahre 1805 siehe September-Bericht in Nr. 428 vorn April 1805 Nr. 271;
über die Erzeugung feiner Gespinste für die Teppiche Mai-Bericht in Nr. 658 vom September 1807 Nr. zgo.
345
Der Vorschlag wird genehmigt, da diese
Fabrikation im Lande noch zu schwach betrieben
wird" und sie den Privaten zum Beispiel dient, ohne
ihnen Eintrag zu tun.
Begreitlicherweise gingen die Kriegsjahre
und vor allem das schlimme ahr 1811 auch an
der Teppichmanufaktur nicht spurlos vorüber, ja
sie brachten sie vorübergehend beinahe zum Still-
stand; doch erfolgte gerade auf diesem Gebiete
überraschend schnell ein neuer Aufschwung.
Besonders belehrend für uns ist hier ein Bericht
des Direktors von Ehrenstein an die k. k. Hof-
kammer in Wien vom 12. Dezember 1815," der
uns zugleich mit den wichtigsten um die Teppich-
erzeugung bemühten Technikern und Künstlern
bekanntmacht; wir müssen ihn daher hier etwas
ausführlicher bringen
Unter den verschiedenen neuen Industrie-
zweigen, die seit beinahe zwanzig Jahren bey der
Linzer Aerarial-Fabrik in der.Absicht eingeführt
worden sind, um ihr als ein Aequivalent für den Ahhm Teppich,
immer mehr sinkenden Absatz der gemeinen unaufgeschnitten, Grund grau-
Wollenzeugwaaren zu dienen, ist es nebst der Tuch- 1331"Ziggälätiaälfäitflsjäi
manufactur wohl vorzüglich die Teppichmanufactur, Größe
die ihrem Zwecke am meisten entsprochen hat,
und die fast unter allen Zeitumständen, und in allen Epochen jenem sinken
Waaren-Absatz am meisten zu Hilfe gekommen ist, und nebstbey sich
immer am besten rendirt hat.
Dieser Waaren-Artikel hat für die Fabrik so-
wohl, als für den Staat, sehr wesentliche Vortheile,
der Absatz desselben ist größtentheils baar, und
da das meiste davon an Private abgesetzt wird, so
erspärt die Fabrik auch noch den beim Comptant-
Verkauf sonst üblichen Escompte. Der Absatz dieses
Artikels verschafft daher der Fabrikskasse fast imer
die ergiebigsten Geldzuflüsse, und trägt dadurch
vieles zur Deckung ihrer currenten Auslagen bey.
Für den Staat ist die Erzeugung dieses Ar-
tikels dadurch von großer Wichtigkeit, weil er
einen Theil des Activhandels der österreichischen
Monarchie ausmacht. Sowohl Deutschland, und
Abb. 17. "Teppichmuster Italien, als vorzüglich Rußland, und Polen beziehen
unaufgeschninem weiß und rnehr- viel On unsere Te ichw
farbig auf bräunlichem Grunde, aare
1837", Hi; der wirklichen Größe Nr. 683 vom Jänner 1816.
45
Der Verschleiß der Teppichwaaren hat im Militärjahr 1815 blos allein
bey dem hiesigen Lager mehr als einmalhundert vier und fünfzigtausend
Gulden betragen, und allein in dem Monat November d. J. wurden abermal
für mehr als fünf und dreißigtausend Gulden Teppichwaaren hier in Wien
meistens pComptant abgesetzt.
Nur in den Jahren 1812 und 1813 blieb bey der allgemeinen Stockung
alles Verkehrs auch der Absatz der Teppiche bedeutend zurück, die Vor-
räthe häuften sich, und die damalige Fabrik-Direction sah sich genöthigt
auch die Teppichmanufactur irTier mehr zu beschränken, da die Geld-
zuflüsse von allen Seiten versiegten, und die Fabrikskassen ganz erschöpft
waren. Dadurch geschah es, daß der gehorsamst unterzeichnete Director
bey dem Antritt seines Amtes im August 1813 von den damals aufgestellten
dreißig Teppichstühlen nur drey im Gange fand, während das Lager mit
mehr als dreihundert Stücken an Teppichen, und Borduren überhäuft war.
Doch bald darauf im Spätjahr 1813, als durch die großen politischen
Ereignisse sich auch der Verkehr der Manufacturwaaren wieder emporhob,
und die Nachfrage nach Teppichen in eben dem Maaße sich allmählich
wieder vermehrte, war es die erste Sorge dieser gehorsamsten Direction
auch diesen so nützlichen Industriezweig wieder zu erheben, und die Er-
zeugung dieses so wichtigen Artikels wieder zu seiner vorigen Ausdehnung
zu bringen. Mit vieler Anstrengung gelang es ihr auch trotz der bedeutenden
Hindernisse die ihr im Wege standen, ihren Zweck so weit zu erreichen,
daß schon im ersten Jahre nach dieser Epoche, nämlich im Julius 1814
wieder achtzehn Teppichstühle in Gange waren. Seitdem sind bis jetzt nicht
nur alle aufgestellten dreißig Stühle in Gange gesetzt worden, sondern die
Direction ließ noch vier neue Teppichstühle aufrichten, von denen gleich-
falls schon einer im Gange ist, so daß in diesem Augenblicke auf 31 Teppich-
stühlen gearbeitet wird.
Auf diesem Grade der Ausdehnung stand diese Manufactur seit ihrer
Errichtung noch nie, denn außerdem, daß nur 30 Stühle aufgestellt waren,
konnten und können nie alle Stühle beschäftigt werden, weil es unumgäng-
lich nothwendig ist, immer einige Stühle in Reserve zu haben damit bey
neuen Stuhleinrichtungen, und Veränderungen des Desseins der dadurch in
Feyer koriende Arbeiter auf einen andern Stuhl einstweilen beschäftigt
werden kann.
Allein die gehorsamste Direction hatte auch bedeutende Hindernisse zu
überwinden, und große Anstrengungen zu machen, um die Teppichmanu-
factur in dem kurzen Zeitraum von zwey Jahren um beynahe das zehnfache
zu vermehren. Die meisten abgerichteten Arbeiter hatten sich theils ver-
laufen, theils wurden sie zu den Linientruppen oder Landwehren ausge-
hoben, und es blieb also nichts anders übrig als sich neue Zöglinge zu bilden,
was aber eine eben so zeitraubende, als beschwerliche Arbeit ist. Auch
an hinreichenden Gespunsten fehlte es, und es mußte also auch dafür
durch Erweiterung dieser Spinnerey, und Zutheilung derselben an andere
Factoreyen gesorgt werden, da bisher nur eine Spinnfactorey zur Erzeugung
dieser Gespunsten verwendet, und die Spinner darauf abgerichtet waren.
Noch einem anderen Bedürfniß dieser Manufactur, für welches bisher
noch gar nie gesorgt worden ist, nämlich dem eines Zeichners suchte die
Direction gleichfalls abzuhelfen, indem sie einen jungen Mann, den Sohn
des bey der Fabrik zu Linz bestellten Casse-Controllor Banholzerü hieher
nach Wien schickte, und ihn in der Manufactur-Zeichnungsschule der hiesigen
Akademie der bildenden Künste sowohl in der Manufactur-Zeichnung über-
haupt, als auch vorzüglich darin unterrichten ließ, daß er jeden ihm vor-
liegenden Dessein sowohl aus natürlichen Mustern als aus Zeich-
nungen in die Carta rigafa zu übersetzen im Stande seyefi" Er hat der
Erwartung der Direction ganz entsprochen, und ist, da er schon vorher als
Journalist bey der Fabrikazion angestellt war, nun der Teppichmanufactur
als Zeichner zugetheilt worden, und versieht zugleich die Dienste eines
joumalisten bey derselben. Der Unterricht dieses Mannes hat der Fabrik
auch nur sehr geringe Unkösten verursacht, da er während seines hiesigen
Aufenthaltes außer seinem ohnehin bestimmten Wochenlohn nur eine Zu-
lage von täglichen I. 30 kr. genoß, die ihm nebst der Her- und Rück-
reise für die zehn Monate des ganzjährigen Lehrkurses vergütet wurden.
Die Oberaufsicht bey der Teppichmanufactur in Beziehung auf den
technischen Theil dieser Manipulation führt der für die gesamte Zeug-
fabrikazion bestellte Oberwerkmeister Feßl. Die mittelbare Aufsicht in der
Werkstatt, so wie überhaupt die eigentlichen Geschäfte eines Werkmeisters
bey dieser Manufactur führt schon seit mehreren Jahren, nämlich seit
dem Austritt des letzten Teppichmanufacturs Werkmeisters Schönwetter
der erste Gehilfe Entner.
Außer diesen beyden Individuen ist noch der obenbenaüte Zeichner
Banholzer, dann ein zweiter Gehilfe Schopper endlich noch eine weib-
liche Arbeiterin zur Aushilfe bey Stuhleinrichtungen Heindlin, mit einem
bestimten Wochenlohn bestellt. Die übrigen Arbeiter sind die Teppich-
macher, die in den Stühlen arbeiten, und nach der Elle bezahlt werden,
endlich die Spullermädchen die in einem nach Umständen bemessenen
Taglohn stehen.
Das erste der obenbenanten Individuen, nämlich der Oberwerkmeister
Feßl hat um die Errichtung der Teppichmanufactur sehr wesentliche Ver-
dienste, wie das schon öfter bey anderen Gelegenheiten ausführlich zur
Kenntniß Einer hohen Hofstelle gebracht worden ist, denn er hat ohne je
einen Teppichstuhl gesehen zu haben, diese complizirte Manipulazion blos
nach einigen ihm vorgelegten natürlichen Mustern von Teppichen ein-
gerichtet und zu einem bedeutenden Grad von Vollkor-xfenheit gebracht. Er
hat aber auch dießmal bey der Wiedergeburt dieser Manufactur sehr thätig
Der Kassekonu-ollcr johann Michael Bannholzer starb am 13. juni 1818, siehe 201 vom Juli 1818.
Über verunglückte Versuche, von dem Teppichwerkmeister Schönwetter jährlich bis neue Teppich-
zeichnungen zu erlangen, siehe März-Bericht vom jahre 1810 Nr. 305 und 32a im Faszikel r8x m.
.1.-
mitgearbeitet und seiner eifrigen Mitwirkung so wie auch vorzüglich des
oben erwähnten Ersten Gehilfen Enirzer verdankt es die Direction daß sie im
Stande war in so kurzer Zeit dieser Manufactur wieder jene Ausdehnung zu
geben
Dann werden noch einmal die Tätigkeit Banholzers, Schoppers und
der Heindlin rühmend hervorgehoben und Geld-Belohnungen erbeten als
Anerkennung für die bisher geleisteten Dienste, zugleich aber auch um
diesen Eifer für die Zukunft zu erhalten, und noch mehr anzuspomen,
da die so häufige Nachfrage nach Teppichwaaren hinter der die bisherige
Erzeugung bei weitem zurückbleibt, eine neue sehr bedeutende Erweiterung
dieses so nützlichen Industriezweiges erfordert
Bey dieser Gelegenheit", fährt der Bericht fort, muß die gehorsamste
Fabriks Direction noch eines Mannes erwähnen, der sich mittelbar um die
Fabrick in Beziehung auf die Teppichmanufactur wesentliche Verdienste
gesaifielt hat. Schon die vorige Direction, und vorzüglich der gehorsamst
unterzeichnete Director hat sich bey Umänderung alter Desseins, und Über-
setzung derselben in die Carfa rigata dann auch in Ermanglung fremder
Muster bey Entwerfung neuer Zeichnungen besonders in jener Zeit, als die
Fabrik noch jenen eigends gebildeten Zeichner nicht besaß, an den Rath
und Professor der Manufacturzeichnungsschule an der k. k. Akademie der
vereinigt bildenden Künste Ignatz Strenzl verwendet, und derselbe hat die
ihm übertragenen Arbeiten der Fabrik jedesmal mit besonderer Bereit-
willigkeit übernommen. Vorzüglich aber hat sich derselbe durch den
Unterricht des obbesagten Banholzer um die Fabrik verdient gemacht,
in dem er denselben dem Banholzer auch außer den Lehrstunden der
Akademie in seinem Hause öfters besonderen Unterricht ertheilte, ohne
dafür eine Belohnung von der Fabrik weder begehrt, noch angenorTien
zu haben, obwohl die Direction ihm dieselbe schuldig zu sein glaubte,
und sie ihm also angebothen hatte
Es wird daher vorgeschlagen, daß man Strenzl eine Belohnung, aber
nicht in Geld, sondern in einem Erzeugnis der Teppichmanufaktur im Werte
von ungefähr 120 bis 50 H. nach seiner Wahl übergebe.
Der hier wiederholt erwähnte Jakob Feßl wird in einem Gutachten
der Hofkammerl als der Stifter ihres der Fabrik auserlesenden Erzeug-
nisses, nemlich der Teppichmacherey" bezeichnet, und es heißt weiter von
ihm, er hat sie zu dem Grade der Vollkommenheit gehoben, auf welchem
sie nun stehet". eßl erhielt denn auch mit der Allerhöchsten Entschließung
vom 31. Juni 1820 eine goldene Ehrenmedaille." Im Jahre 182g trat er dann
wegen Kränklichkeit zurück.
Nr. 28g vom Juli 1820.
Die mittlere goldene Ehrenmedaille samt Öhrl am Band" siehe Nr. 28g und 473 vom Juli 1820.
Nach Nr. 28g vom Juli 1820 hat er vor 23 Jahren nach vorgelegten Mustern von Niederländer Teppichen
die Stühle eingerichtet. Dann hat er aber auch stets Verbesserungen durchgeführt und alle fremden Erfindungen
benützt.
Siehe Gesuch seines Nachfolgers Helm in Nr. 11g vom April 1840.
349
Wie wir aus den angeführten Stellen deutlich
ersehen und auch im weiteren noch erkennen
werden, handelte es sich bei den Linzer Teppichen
ausschließlich um maschingemachte Arbeiten.
Allerdings wird im Jahre 1816 von außen-
stehender Seite angeregt, in der Fabrik auch
Savonnerie-Teppiche" zu erzeugen, worunter
wohl handgeknüpfte Arbeiten zu verstehen sind;
doch wird diese Anregung mit einer bemerkens-
werten Begründung sofort abgelehnt.
Es hat sich nämlich der Fabrikant Johann
Hager in Hietzing bei jetzt in Wien, der die
Savonnerieteppicherzeugung bei dem früher bereits
erwähnten Hofteppichmacher Greul" erlernt hatte,
anerboten, Zöglinge darin auszubildenfkli" Ehren-
stein fragt nun am 22. März 1816 an, ob er bei
der immer zunehmenden Nachfrage nach diesem
Artikel den Teppichen im allgemeinen nicht auch
die Verfertigung von Savonnerieteppichen aufneh-
men solle. Sie würden auf hochschäftigen Stühlen
haute lice gewebt und man könnte ihnen in Linz
Abb. 28. Teppichmuster aufge-
besseres Kolorit geben, als an den Stücken bei Hager schnitten, gestreifter rarer Grund
mitWeiß, Grün, Gelb und anderen
und 1m k. k. Fabnksproduktenkabmett zu bemerken Farben, maß gegen der
sei. Es heißt dann weiter Daß übrigens diese wirklichen Größe
Teppiche nämlich die Savonnerieteppiche im be-
sonderen nicht mehr zu den gesuchtesten Artikeln gehören und daß ihre
zu große Dichtigkeit und Qualität, und der daraus nothwendig folgende
hohe Preis derselben, nicht für den heutigen Luxus paßt, dessen erstes
Gesetz Veränderung heißt, ist außer Zweifel, sowie daraus natürlich folgt,
und durch das Beispiel des Proponenten
Hager erwiesen ist, daß eine Manufactur, die
sich blos mit der Erzeugung dieser Teppiche
beschäftigt, nicht leicht bestehen kannßi-
Nr. 963 vom August rB17, auch Nr. 773 vom November
dieses Jahres.
Der verstorbene Hof-Niederländer-Teppichmacher
Greuil", beißt es in dem Akte. Vgl. Seite 340.
Vgl. Stephan Edler von Keeß Darstellung des
Fabriks- und Gewerbewesens im österreichischen Kaiserslaate",
Wien r8zr, 2. Teil, x. Band, Seite 343 Ein Bouquet in Sa-
vonnerie-Teppicharbeit von johann Hager, dem einzigen, noch
hier befindlichen Teppicharbeiter aus der ehemaligen Greil'schen
Savonnerie-Teppichiabrik zu Hietzing nächst Wien. .. Hager
arbeitet die Savonnerie-Teppiche nach der älteren Art auf einem
Abb. 29. Teppichmuster ein Rapport, hochschäftigen Stuhle Haute lisse." Bei seinen Arbeiten war
aufgeschnittemaußenGelb aufGrümrunde auch die ganze Kette aus Wolle.
Form verschiedenes Rot, Grün und Gelb Die Savonnerie-Teppiche werden nach Quadratschuhe
aufWeiß, 1837", 14,5 derwirklichen Größe bemessen, und jeder solche Quadratschuh wird wieder der Länge
JJ"
Die Linzer Manufaktur könnte solche hochschäftige Stühle allerdings
einstellen, da die hierzu ausgebildeten Arbeiter bei geringer werdender
Nachfrage auch anders zu beschäftigen wären.
Jedoch erfolgte am I4. November 18x7 die Ablehnung des Kaisers.
Man hatte offenbar keine Lust, sich auf so wenig ergiebige Unternehmun-
gen einzulassen. Es verblieb also ausschließlich bei den maschingewebten
Arbeiten.
Die Technik der in Linz ausgeführten Teppiche betreffend, bemerken
wir noch, daß es in dem Akte Nr. 289 vorn Juli 1820 heißt Feßl habe was
wir auch sonst schon erfahren haben die Teppichweberei in der Fabrik
eingeführt bloß nach vorgelegten Mustern von niederländer Teppichen",
er habe aber weiterhin stets Verbesserungen vorgenommen und alle fremden
Erfindungen benützt, wie er denn die Englischen unaufgeschnitten
gearbeiteten Teppiche so vollkommen herstellte, daß die inländischen kühn
mit den fremden concurriren können und auch im Auslande gleichen
Absatz finden. Auch einen ganz gelungenen Versuch mit einer bei der
Fabrik bisher ganz fremden Art hochfloriger Teppiche, welche der Sava-
neric-Arbeit gleichen das heißt hier offenbar nur äußerlich ähnlich sind,
habe er unternommen, welche Manufactur gegenwärtig sehr gesucht
werde."
Man hat darnach in Linz also zuerst aufgeschnittene Niederländer",
dann erst ausgezogene nicht aufgeschnittene, genoppte, englische Teppiche
verfertigt. Damit stimmt, was der offenbar von der Fabrik selbst unterrichtete
Keeß sagtfk Anfänglich hatte die Manufactur sich ausschließend auf die
sogenannten aufgeschnittenen Teppiche nach Niederländer Art beschränkt
und wenn dieselben auch damahls den ausländischen nicht ganz gleich-
gestellt werden konnten und noch manche Mängel hatten so fehlte es doch
nicht an Absatz Bald darauf fing man an, die Teppich-Erzeugung
auf die ausgezogenen, d. i. unaufgeschnittenen Teppiche, die ihrer Dauer-
haftigkeit wegen viele Vorzüge vor den aufgeschnittenen haben, auszu-
dehnen?"
Es kommen übrigens auch beide Arten der Technik in einem Stücke
vereinigt vor, wie bei einem Teppiche, den die Direktion im Jahre 1818
der Hofkanzlei übersandte und mit folgenden -Worten begleitete""""
und Breite nach in acht kleinere Theile eingetheilt, so daß also der Quadratschuh wieder 64 solche kleine
Quadratfelder, deren jedes zehn Kettenfaden Breite hat, enthält Eine genaue Preisberechnung der Savan-
nerieteppiche findet sich in der Eingabe Ehrensteins vom 5. Dezember 1816 in Nr. 773 vom November 1773.
A. a. 0., Seite 33g.
Dann weiterz Überhaupt nahm die Ausdehnung dieses neuen Arbeitszweiges mit jedem Jahr zu,
so wie man auch in der Vervollkommnung der Waare nicht zurilckblieb. Wesentlich trug hierzu die Umge-
staltung- der Wehstilhle nach der Art, wie sie in der Berliner Teppichfabrik eingeführt wurden, bey. Hat gleich
der als Director der Linzer Fabrik nach dem Frhrn. von Sorgenthal aufgestellte Hofratb Lacasa sich durch
seine Sorgfalt viele Verdienste um die Teppichfahrication erworben so war es doch dem kürzlich verstorbenen
Fabrikschef, Hrn. Regierungsrathe jos. Gros von Ehrnstein, vorbehalten, die Linzer Teppiche zu einer solchen
Stufe der Vollkommenheit zu bringen, daß sie in Hinsicht der Ausführung der Zeichnungen, der Lebhaftigkeit
und Dauer der Farben und der Qualität der Stoffe, selbst den englischen Mustern gleichgestellt werden können."
Bericht Ehrensteins an die Hofkammer vorn 1x. Mai 1818 in Nr. 551 vom Mai 1818.
Dieses Erzeugnis ist nach einem englischen Muster nach geahmt, das
gleichfalls zur Vergleichung mit vorgelegt wird, und besteht in einem kleinen
Teppich, deren man sich in England zu Kaminen bedient.
Dieser Teppich zeichnet sich besonders durch seine Arbeit aus, indem
er die beiden sich vorzüglich unterscheidenden Arten der englischen aus-
gezogenen, und niederländischen aufgeschnittenen Teppiche in sich ver-
einigt, es ist nämlich der Grund dieses Teppichs ausgezogen, und die De-
corazion, nämlich die Ornamenten, aufgeschnitten; auch zeichnet er sich
durch seine besondere
Solidität, und Dichtig-
keit, und durch die
Höhe des Flors aus,
wodurch er beynahe
demSavonerieTeppich
ähnlich ist, und doch
auf den gewöhnlichen
Teppichwebestuhl mit
wenigen Abänderun-
gen gearbeitet wird"?
Von dieser Art
können wir übrigens
schon ein älteres Bei-
spiel bieten Abb. 6;i""
doch finden wir noch
in einem späteren ge-
druckten Verzeichnisse
von 1833 neben aus-
gezogenen und auf-
geschnittenen Teppi-
chen auch solche mit
Abb 30. Gobelinartige Arbeit in farbiger Wolle, 1833, gegen der wirk-
ausgezogenen Grunde liehen Größe; siehe Seite 366,1
und aufgeschnittenen
Dessein".""' Neben den angeführten drei Arten werden in den erwähnten
Verzeichnissen und Preisbestimmungen noch angeführt?
Der Teppichstuhl ist vom Oberwerkrneister Feül eingerichtet, von dem gesagt wird, daß er in
132 Jahren 80a zusammengesetzte Teppiche hergerichtet habe, wovon zwei Drittel verkauft worden seien. Für Feßl,
für den Färbermeister Richter da die Schönheit und Lebhaftigkeit der Farben so wesentlich zu der Vollkommenheit
unsere! Teppichwaaren beiträgt", dann für den Werkführer Entner werden Remunerationen beantragt und auch
bewilligt. Über eine Drathzug-Maschine", bei GeorgWooclword bestellt und um 500 H. für die Teppichmanufaktur
übernommen, siehe Juli-Protokoll von 1811. Punkt 533. Über den Ankauf von Teppichstühlen des vormaligen"
Linzer Teppichfabrikanten Zezenberger siehe juli-Protckoll Linz von 1818, Punkt 486 und 50g, in Nr. 916
vom Oldober 1818 und August-Protokoll Linz von 1818, Punkt 52a und 545, in Nr. 293 vorn November 1818.
Auch Keeß und Blumenbach Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben
und Manufacturen Wien 182g, 1. Band, Seite 46g über diese neue dritte Gattung", bei der Teile ausge-
zogen, andere aufgeschnitten velours sind.
Liegt in Nr. 192 vorn November 1833.
Gedrucktes Preisverzeichnis vom 15. jänner 1816 in Nr. 965 vom August 1816.
Gedrucktes Verzeichnis vorn 15. Februar 1811.
Schottische in allen Farben?" dann Shawl-Teppiche" oder Tep-
piche auf Shawl Artßw Zeugteppiche" und Tischteppiche", später auch
Ungarisch geilammteßwl"
Es handelt sich hier zum Teil offenbar um glatte, nicht genoppte oder
iiorartige, Teppiche, die etwa wie Schale gemustert und gewebt sein
mochten; ein wahrscheinlich als ungarisch geflammt" zu bezeichnendes
Stück in der Art der Point de I-Iongrie", aber ziemlich grob gewebt findet
sich in den Sammlungen des Museums.
Als Art Halbteppiche" bezeichnen Keeß und Blumenbach-i" die soge-
nannten Flurtücher Floorcloths, die seit dem Jahre 1823 in der Linzer
Fabrik erzeugt wurden.
Wegen des Materials, aus dem die Teppiche ausgeführt wurden,
bemerken wir, daß als Grundkette Leinen verwendet wurdeyl-TT als
Polkette, die Noppen oder Flor bildet, diente Wolle.
Die durchgehende Breite der gewebten ausgezogenen und aufge-
schnittenen Teppiche scheint 118 Ellen gewesen zu sein.
Aus den einzelnen gewebten Bahnen wurden, wie wir schon gehört
haben, zusammen mit den herumgesetzten Borduren" die zusammen-
gesetzten" Teppiche gefertigt. So heißt es auch am Schlusse des früher
erwähnten gedruckten Preisverzeichnisses Ferner zusammengesetzte,
ganz fertige, Teppiche in allen Desseins, und von verschiedener Größe?"
Aus den uns zugänglichen Akten ersehen wir auch einige Besteller
und Abnehmer von Linzer Teppichen. So wurden im Jahre 180g an Seine
Über die schottischen" Teppiche siehe oben Seite 341,2.
Die Schalstühle waren übrigens den Teppichstühlen sehr ähnlich vgl. Keeß, a. a. O., II, Seite 337.
Über Shawl croise" aus der Linzer Fabrik siehe Keeß, a. a. 0., Seite 258 Nr. 23.
Die Schalweberei selbst betreffend, wollen wir hier nur auf Johann Georg Bartsch Die Vorrichtungskunst
der Webstühle" Wien, 1832, II, Seite 161 f., verweisen, da wir dort sehen, daß Wien auf diesem Gebiete Frank-
reich undyEngland vorangegangen ist.
Es wäre hier. auch der Ausdruck Arlequin-Teppich" zu erwähnen, der einige Male in den Linzer Akten
vorkommt. Harlekins" waren früher eine Art englischer wollener Stoße, deren bunte Muster in Kettendruck
chiniert" hergestellt waren; vgl. Juli-Protokoll Wien von 1816, Punkt 162, in Nr. 932 vom April 1816 über
die Calculation des neuen Arlequin-Teppiehes Nr. 45" und August-Protokoll Linz von 1807, Punkt 451, in
Nr. 270 vom April 1818 ein Teil der damals entbehrlichen Arlequinstilhle soll in Zugstühle umgewandelt werden.
In dem früher erwähnten Verzeichnisse in Nr. 192 vom November 1833. Beiläuiig bemerkt, hier auch
solche mit hohem Flor angeführt.
A. a. O., Seite 469.
Sie dienten zur Bedeckung der Vorzimmer, oder auch zur Schonung theurerer Teppiche an solchen
Stellen, die am stärksten betreten werden, oder auch in Wägen Dieses Gewebe ist einfach gearbeitet und mit
einem dicken Futterschuß eingetragen, der fast ähnliche Erhöhungen bildet, wie in den übrigen Teppichen der
oben liegende Flor mit runden Maschen. Diese Art Halbteppiche kann auf die mannigfaltigste Art schattirt
werden, indem das ganze Farbenspiel durch die Kette hervorgebracht wird, und diese nach Schattirungen und
bunter Ordnung einer unendlichen Vervielfältigung fähig ist." Einfachere deckenartige Teppiche wurden auch
in Österreich besonders in Tirol vielfach erzeugt, vgl. Keeß, a. a. 0., Seite 341 ff.
Hi Man vergleiche im März-Protokoll vom jahre 1810 Punkt 298; das Protokoll liegt im Faszikel
181112 Nachdem die Teppicbmanufaktur mit dem zu den Ketten der Teppiche, und Bordüren nöthigen
Leinzwirn sehr im Gedränge ist, weil die Zwirner auch für den seit kurzer Zeit von auf kr. pr. erhöhten
Zwirnerlohn nicht mehr arbeiten wollen so sah man sich gezwungen, diesen Zwirnerlohn abermahlen zu
erhöhen, und zwar pr. auf 12 kr."
Zu den baulichen und technischen Einrichtungen der Fabrik wäre noch die bereits erwähnte
Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz" von Benedikt Pillwein Linz, 1824, Seite 282 ff., zu vergleichen.
Daselbst Seite 120 auch über die Besetzung im Jahre 1809; Seite 274 über das Strafhaus.
königliche Hoheit den Erzherzog Karl Ambros, Primas von Ungarn, solche
Arbeiten geliefert." Im Jahre 1811 hören wir" von einem Teppich mit
Bordüren für ein großes Zimmer, ein Stück, das, ursprünglich für den
Minister am königlich bayrischen I-Iofe Baron von Steuben bestimmt, wegen
der Farbe nicht verwendet werden konnte und dann anderwärts in München
verkauft wurde. Im Jahre 1813 vernehmen wir von der Bestellung eines
Teppichs für die Kaiserin, zu dem nachträglich besondereiEckstücke bestellt
wurdenfph"
Dieser Auftrag fällt übrigens vielleicht nicht zufällig, sondern als
Unterstützung der Fabrik gedacht gerade in die Zeit einer Stockung des
Geschäftes; denn es wird uns berichtetj" daß wegen Überhäufung des Wiener
Lagers nur mehr unmittelbar bestellte Waren aus Linz gesendet würden,
die Teppichmanufaktur wäre auf einige Zeit eingestellt und es würden nur
noch die für die Kaiserin bestellten Teppichwaren sowie die für das Lager
committirten Arlequin Teppich Nr. ausgefertigt.
Doch hören wir in diesem Jahre auch, daß dem Obrist-Burggrafen in
Prag auf indirektes Verlangen" Muster zugesendet worden seien und er die
ganze dahin übermachte Partie Teppichwaren zu behalten" erklärt haberH
Im Jahre 1820 wird uns mehr zufällig von dem Verkaufspreise eines
großen zusammengesetzten Teppichs mit hohem Flor für Grafen D'Elsi
berichtet. H-T
Der größte Teppich", heißt es aber bei Keeß und Blumenbachf
welcher bis jetzt in der Linzer Manufactur verfertigt wurde, ist der 1828
für das kaiserliche Appartement in Wien gelieferte Fußteppich. Bey einer
Länge von 32 Schuh und einer Breite von 28 Schuh ist sein Flächenmaß
896 Quadratschuh. Das Gewicht desselben beträgt 500 Pfund. Er zeichnet
sich besonders durch schönes Colorit aus."
Im ganzen dürfen wir jedenfalls annehmen, "daß auch die Teppiche,
wie wir es von den anderen Linzer Erzeugnissen gehört haben, in VVien
ihren Hauptabsatz fanden oder von hier aus ihren weiteren Weg nahmen?
Sonst sind wir über die Wege des Absatzes nur wenig unterrichtet;
nur gelegentlich hören wir, zum Beispiel in einem Bericht Ehrensteins vom
Nr. 507 vom September 1816 da sich die Zahlung durch die Nachlaßverwaltung hinauszog. dann
Nr. 827 vom Oktober 1817 und selbst noch 868 vom Februar 1818.
Dezember-Protokoll von 1811 Punkt 52 und 66 in Nr. 136 vorn Mai 1812; dann Jänner-Protokoll
von 1812 Nr. 86 ebenda.
Jänner-Protokoll Wien vom Jahre 1813 Punkt 48 und 55 in Nr. 365 vom Mai 1813; März-Protokoll
Linz von 1813 Punkt 163 in Nr. 55a vom August 1813; Juni-Bericht Wien von 1813 Punkt 200 in Nr. 510
vom Dezember 1813. Auch August-Protokoll von 1813 Punkt 338 in Nr. 410 vom April 1814.
Jänner-Bericht Linz vorn Jahre 1813 in Nr. 365 vorn Mai 1813.
11' Februar-Protokoll von 1813 Punkt B9 in 365 vom Mai 1813 und April-Protokoll Wien Nr. 141.
Später Nr. 244 vom Jänner 1828 hören wir von Teppichen, die zur Einrichtung der Obersthurggrätlicben
Wohnung in Prag geliefert worden sind. Die Fakturen waren vorn Jahre 1827.
i-H Dezember-Protokoll vom Jahre 181g Punkt 37 in Nr. 562 vom Mai 1820.
A. a. 0., Seite 469. Das Buch ist 1829 erschienen.
Ein merkwürdiger und früher Beleg für die Wertschätzung der Teppiche in Wien ist es, daß die
Besitzerin des Wiener Hauses, in dem sich die Fabriksniederlage befand, als Entschädigung für den unter-
lassenen Umbau des Hauses bei der Kontraktsverlängerung 40 Ellen Teppich verlangte.
46
354
28. November 1817i von dem Verkehr nach Polen und Rußland. Es wird
hier die seit einem Jahre dauernde Verkehrsstockung erwähnt, über die
wir gleichfalls schon berichtet haben, und dann fortgefahren Allein die
Teppiche sind es nicht allein, die nach Galizien Abzug finden; die Fabrik
erzeugt eine Menge anderer Artikel, die sonst gleichfalls nach Pohlen
gesucht worden sind, und die jetzt sehr wenig Abzug finden, da noch immer
nur wenig gallizische Juden auf den Platz kommen, und sonst kein Verkehr
mit Gallizien eingeleitet ist."
Der Handel nach Galizien sei, wie es weiter heißt, um so wichtiger, als
sich ihm auch immer mehr oder weniger ein bedeutender Activhandel mit
Rußland anschließt". Es sei daher ein neuer Weg nötig und man mache
den Versuch, ein Teppichkommissionslager in Lemberg zu errichten.
Der Verkehr über Pest, Graz und Brünn wurde seit alters durch regel-
mäßige Beschickung der dortigen Märkte vermittelt.
Im Jahre 1821"" wird uns berichtet, daß die Pester Märkte sich noch
gut rentierten, die anderen aber herabgekommen seien, und daß mindestens
das Grazer Marktlager aufzuheben wäre, was dann auch tatsächlich nach
dem Hofdekrete vom 15. Dezember 1821 erfolgt-k Dagegen wird bei der
noch immer hervorragenden Wichtigkeit des ungarischen Absatzes im Jahre
1825 zunächst vorläufig für ein Jahr eine dauernde Niederlage in Pest ein-
gerichtet, da sie billiger zu stehen komme als das Besuchen der MärktesH
Kommissionslager, insbesondere für Teppiche, bestanden vorüber-
gehend auch in Leipzig und Frankfurt am MainxH-l-
Im Jahre 1817" hören wir, daß der Gouverneur des lombardisch-vene-
zianischen Königreiches Franz Graf von Saurau zur schleunigen Einsendung
einer Musterkarte sämtlicher Erzeugnisse der Linzer Fabrik und Angabe
der Preise in Konventionsmünze auffordert. Daraufhin wird eine Kiste mit
12 Stück kleinen, aus je einem Blatte bestehenden, Teppichen, mit ent-
sprechender Bordüre zusammengesetzt, abgesendet; dazu kommen Merino-
muster und anderes. Im nächsten Jahre heißt es sodannfm daß ein gewisser
David von Payer, der fünf Jahre in Bozen beschäftigt gewesen wäre, einen
Nr. 587 vom Jänner 1818.
Betreffs des Verkehres nach Rußland tragen wir hier einen älteren Bericht nach zu Nr. 236 vom Juli
1783. Es wird darnach mit Bewilligung des Kaisers dem russischen Handelsmanne Larawou Casiruirof Gladillin
ein größerer Warenkredit bewilligt; er habe bereits seit Jahren beträchtlichen Verkehr von hierländigen Eisen-
waren nach Rußland gemacht". Die Linzer Fabrik wäre in Rußland aber noch nicht bekannt. ln England und
Sachsen bekäme Gladillin überall Kredit; auch habe er Empfehlungen des russischen Ministers Fürsten Galizin.
Nr. 381 vom Dezember 1821.
Februar-Protokoll Linz, Punkt 94, in Nr. 81g vom Mai 1822.
Nr. 767 vorn August 1825.
Das Leipziger Kommissionslager wurde aber im Jahre 1823 wegen Mangels an Absatz und Gewinn
eingezogen.
Nach Leipzig hatte man schon 1816 Muster von Bordüren und Teppijzhen zur öffentlichen Ausstellung
wohl zur Messe, vgl. Nr. 843 vom März 1816 gesendet; siehe Nr. 43 vom April und Nr. 428 vom Mai 1828.
Sonst vergleiche man noch September-Protokoll von 1820, Punkt 473, in Nr. 700 vom Dezember 182a
und August-Protokoll in Nr. 837 vom August 1821. Wegen Frankfurt Kommissionslager bei E. von Moers
siehe September-Protokoll Punkt 487 von 1817 in Nr. 270 vom April 1818.
November-Protokoll Punkt 33 von 1817 in Nr. 41x vorn August 1818.
Mai-Protokoll Wien, Punkt 235, in Nr. 773 vom Oktober 1818.
Abb. 3x. Tischdecke aus Schafwollenzeug, blau mit gelb gedruckt, r82o", der wirklichen Größe
großen Teil Italiens bereist hätte und die italienische Sprache sowie den
Handelsverkehr vollkommen beherrschte, in Wien als Kontorist angestellt
worden sei, weil der mit Italien, vor allem mit Mailand, eingeleitete Verkehr
besonders in Teppichwaren" lebhaft zu werden verspräche. Schon im
Jahre 1819 ist dann von der Errichtung eines eigenen Lagers in Mailand die
Redef"
Es wurde dieser Gedanke dann tatsächlich auch irn Jahre 1824 ausge-
führt und Payr für Mailand bestimmt. Auch hört man, daß sich die dortige
Niederlage sehr gut rentiere", so daß man sogar eine weitere Niederlage
für Venedig in Aussicht nimmtf" doch kam diese Gründung nicht zustande,
Bericht Ehrensteins an die Hofkammer vom 16. Dezember 181g in Nr. 229 vom Dezember 181g. Ehren-
stein will zunächst übrigens nur einen Beamten als Vertreter in Italien reisen lassen.
Die Mailänder Niederlage wurde mit l-lofdekret vom 5. September 1823 zunächst auf Jahre zur Probe
bewilligt Nr. 50g vom Mai m26. Vgl. Note vom 25. November rB23 Nr. 587 vom Dezember 1823 und
am.
zum Teil wohl auch deshalb, weil gerade damals wieder die Frage erwogen
wurde, ob nicht die ganze Fabrik zu entstaatlichen wäre."
Das Mailänder Lager erwies sich aber offenbar als eine zweckmäßige
Gründung und blieb daher bis in die letzte Zeit der Fabrik bestehen! Erst
im Jahre x844, als die ganze Fabriksunternehmung bereits äußerst ein-
geschränkt worden war, erwog man für Mailand die Errichtung eines bloßen
Kommissionslagers.
"Wir haben schon gesehen, daß es zwei verschiedene Gesichtspunkte
waren, von denen aus man immer wieder an die Frage herantrat, ob die
Linzer Fabrik im Staatsbetrieb bleiben solle oder nicht einerseits war es
die Furcht, den Staat durch ein, keinen Gewinn, vielleicht sogar Ver-
lust bringendes Unternehmen zu schädigen, anderseits die Besorgnis, den
privaten Unternehmern einen unnötigen oder gefährlichen Wettbewerb zu
schaffen. Beides traf, wie wir aus dem bisher Gebrachten bereits erkannt
haben, am wenigsten bei der Teppicherzeugung und beim Stoffdrucke zu.
So tauchte schon vor dem Jahre 1813 der Plan auf, aus der Linzer
Wollenzeugfabrik eine Art Gespinstvermittlungsstelle zu machen, aber
doch die Teppichabteilung beizubehalten?" Und ein Allerunterthänigster
Vortrag der Hofkammer" vom 21. Mai 1820, der sich mit dem Krisenjahre
1817 beschäftigt, meint, vor allem wäre zu bedauern, wenn die Teppich-
macherei, welche sich zum Range einer Kunstanstalt erhoben hat und ihre
Erzeugnisse allen ausländischen kühn an die Seite stellen darf, in Privathände
geriethe, oder doch von der Stufe ihrer Vollkommenheit bis zur Gemeinheit
herabsänke". Ungemein ermüdend wäre es aber, wollten wir hier einen
Bericht über die wechselnden Ergebnisse der einzelnen Jahre und die immer
wieder auftauchenden Verkaufsideen geben. Eine Zusammenfassung der auf
die ungünstige Bilanz des Jahres 1824 hin wieder sehr erstarkten Verkaufs-
bestrebungen finden wir in einem Vortrage der Hofkammer vom 2. Juni des
Jahres 18291- und weiterhin in Nr. 142 vom Oktober des Jahres 1836.14-
anderes. Über die beabsichtigte Verbindung mit der Porzellan- und Spiegelglasniederlage daselbst siehe Nr. 542
vom Mai und Nr. 72g vom September 1823.
Über die Absichten mit Venedig Nr. 354 vom September 1825, Nr. 38 vom Juli 1827 und 133 vorn
Dezember 1827.
Bericht des Venezianischen Landespräsidiums in Nr. 38 vorn Juli 1827 Gewisse feinere Wollen-
zeuge für Kleider könnten Absatz linden. Grobe Tücher habe das Land genug. Teppiche habe man zwar
nicht, aber der gesunkene Wohlstand der Einwohner verbiete ihnen den Gebrauch solcher. Nach kostbarer
Porzellanware sei aus demselben Grunde keine Nachfrage. Alles müßte gut und billig sein. Zur Ausfuhr nach
der Türkei über Venedig taugten mittelfeine Tücher mit lebhaften Farben; man müßte da mit Frankreich in
Wettbewerb treten. Verschiedenes käme auch für den Handel ins Päpstliche und Neapolitanische in Betracht.
Über einen Einbruchsdiebstahl im Mailänder Lager siehe Nr. 34 vom August 1844.
Wegen der Tumulte im Herbst 1847 wurde die Niederlage militärisch bewacht, die Gelder kamen nach
Wien und im Jahre 1848 erging der Befehl, die verpackten Waren einem
Gebrüder Wurm zu übergeben, siehe Nr. 10 vom April 1848.
Siehe die große Abhandlung in Nr. 622 vom August 1815.
Nr. 313 vom Juni 182g; die kaiserliche Entschließun
Jänner 1827.
"Actenrnäßige Uibersicht sämmtlicher seit dem Jahre 1826 über die
Wollenzeug- Tuch- und Teppich-Fabrik aufzulösen,
Verhandlungen."
uverlässigen Handlungshause
zur Bilanz von 1824 siehe in Nr. 214 vom
Frage ,ob die Linzer Aerarial-
zu veraußern oder zu verkaufen wäre." stattgefundenen
er? v-W- ----.---b.v.--.v--.. v-.--.-v-----v.- -.--..--
genommen, fortdauernd an dem Unternehmen zehre und der Absatz durch
das Aufrechnen hoher Regiekosten auf die Einzelstücke fortdauernd beein-
trächtigt werde. Schon in einem Gutachten der I-Iofkammer zur Bilanz des
Jahres 1829 heißt
es"' Die früheren
Directionen haben
die Manufaktur in
ein offenbares Miß1
arixearlxeerqrxex
verhältniß Zwischen 0000c0l00 elolnouolollouucn
Erzeugung und Ab-
satz versetzt
Dadurch hatten SHICh
zu große Vorrate,
übermäßig viel Ar-
beiter, unzuverlässi-
ge Rechnungsdaten
und andere Übel- J. .5 gd, J.
stände ergeben. Die
gegenwärtige Direk- Qv
tion bemühe sich
wohl, das Eben-
maß" herzustellen;
die Manufaktur ver-
zinse sich aber fast
gar nicht, sondern
habe im eigent-
lichen Sinne als ein
IIIOOIIOIIOII IIIIICIUOOOQ.
dahinschwindender
Körper von ihrem
ällqillirlvlillirälirlls
eigenen Marke ge-
Zehretvund nurdurch Abb. 32. Mit Farben gedrucktes ffuchmuster, aus Wien, r837", zweierlei
Lgsschlagung alter Grün auf Rosa, etwas über I4, der wirklichen Größe
Vorräthe den offen-
baren Verlust gedeckt, den sie zu tragen habe". Als äußerer, aber höchst
ungünstiger Umstand kam vom Jahre 1835 an noch das Auftreten der
Cholera hinzu," da die Seuche gerade den Absatz von Stoffen als gift-
saugenden Waaren" sehr beschränkteßw"
Vom rg. März r83r in Nr. 593 vom April m31.
Siehe Nr. 29g vom Februar rB3r.
Irn Jahre 1535 wurde das Brünner Marktlager aufgehoben, dagegen wurden Komrnissionslager in
Brünn und Graz errichtet siehe Bilanz von 1834 und r835 in Nr. 350 vom Jänner und 79 vom Februar 1837.
Die Ergebnisse der Verschleißstellen in Wien, Pest und Mailand in den Jahren 1833 bis 1841 siehe in Nr. 550
vorn Mai 843.
330
Aus Ersparungsgründen wurde nun ein Teil der Wiener Buchhaltung
und die Wiener Kasse nach Linz übertragenf die Wiener Niederlage aus
dem Laurenzergebäude in das gräflich Friesische Haus am Iosephsplatze
verlegt und mit der Porzellanniederlage verbunden; später wurden dann
beide Niederlagen in das neuerbaute aerarische Haus Nr. in der
Schauflergasse" übertragen."
Wir haben schon erwähnt, daß man im Jahre 1837 den Versuch einer
öffentlichen Feilbietung der Fabrik machte, da sich aber kein Käufer einfand,
von der Veräußerung zunächst abstandfmi
Die Hofkammer machte nun den Vorschlag, die verlustreichen Be-
triebe" des Unternehmens ungesäumt aufzugeben, die Teppich-Manu-
factur- und Wollendruckerei" aber weiter zu betreibenrl- Die Hofkammer
schließt sich dabei in ihrem Gutachten so ziemlich an die Vorschläge der
Linzer Direktion an, die beantragt hatte, die Teppich-Manufactur und die
Wollenzeugdruckerei noch ferner auf Rechnung des A. H. Aerars fortzu-
führen.
Der Fortbestand dieser beyden Manipulationszweige", heißt es in dem
Berichte der Hofkammer weiter, biethe folgende wesentliche Vortheile dar
Es sey eine bekannte Tatsache, daß die k. k. Fabrik im Fache der
Teppicherzeugung einen Vorrang behauptet, welcher ihr bisher noch von
keinem Privaten streitig gemacht wird.
Dieser Zweig und die Druckerey seyen auch die einträglichsten
Fabricationsabtheilungen und entsprechen am Meisten den Bedürfnissen des
Innlandes, denn wenn die Teppich-Erzeugung aufhört so werde Österreich
in die Lage kommen, eben so, wie es in den Jahren 1780 u. 1790 der Fall
war, jährlich eine baare Geldsumme von 80 bis 90.000 B. für Teppiche nach
den Niederlanden und England zu schicken.
Hierzu komme aber noch der Umstand, daß durch die Verthei-
lung der Arbeiter bey der Teppichmanufactur viele Hände beschäftigt
werden.
Durch den ferneren Betrieb der Druckerey, in welcher die k. k. Fabrik
eine bisher auf dem Festlande noch nicht erreichte Berühmtheit und Voll-
kommenheit erlangt hat, dürfte nicht nur das ganze bey diesem Fabrications-
Nr. 74g vom April 1836.
Nr. 627 vom Mai 1840 Wegen Vereinigung der Linzer und der Porzellanfabriksniederlage in einem
Lokale; Verhandlungen mit Freiherrn von Sina wegen der Erlaubnis, ein Fenster gegen die Bräunerstraße
in einen Eingang für die Linzer Niederlage urnzugestalten, was auch erreicht wird. Ein Teil der Teppichräume
kommt gegen den josephsplatz. Nr. 748 vom jänner 1844 Übersiedlung aus dem Laurenzergebäude
in das gräflich Fries'sche Haus am josephsplatz am Schlusse des Verwaltungsjahres 184a. Nr. 19g vom
Dezember 1842 Wegen Übersiedlung in das Haus in der Schauflergasse.
Hier sind die Maße der beiden Niederlagsabteilungen für Porzellan und für Teppiche im Friesischen
Pallavicinischen und im neuen Hause angegeben; siehe auch Nr. 57g vom Jänner und 1g vom März 1843, wo
auch die Pläne des neuen Hauses.
Über ein Teppichdepot im sogenannten Niederländer Gebäude in der Herrengasse 29 siehe Nr. 786 vom
jänner 1843. Wegen des Mietzinses Buo B. siehe Nr. 461 vom August 1843.
Die Feilbieiung war außer in österreichischen auch in den vorzüglichen Blättern Preussens,
Sachsens. Bayerns, Wünembergs und Belgiens" bekannt gemacht worden Nr. 122 vom Oktober 1837.
Nr. 44 vom Februar 1838.
0.1
zweige beschäftigte Personale, sondern es dürften auch noch
10. Weberfamilien Brot und Erwerb finden. Sollten dann auch die zum
Drucken der Tischdecken erforderlichen Serailtücherik wie bisher in der
Fabrik erzeugt werden so würde dann noch ein Theil der Tuchweber
fortan beschäftigt werden können."
Die Verrechnung könnte natürlich sehr vereinfacht werden.
Die Waaren-Niederlage in Wien und Mayland, wo der Verschleiß
der Teppiche am stärksten ist, wären beyzubehalten, jene in Pest in ein
Commissionslager umzugestalten. Der Fortbestand der Wiener Nieder-
lage würde noch den
Vortheil darbiethen,
daß die Vorräthe der
aufgelassenen Tuch-
und Zeugfabrik nicht
durch eine gewalt-
same Licitation, son-
dern allmählich
verkauft werden könn-
ten." Doch wäre in
Wien eine wohlfeilere
Unterkunft zu suchen.
ZurUnterbringung
der Teppichmanufak-
tur und Druckerei wer-
den die zweite Fär-
berei oder Tuchmanu-
factur und das soge-
nannte Tischlerstögkel Abb. 33. Tischleppich aus Tuch, in Farben velutirt, 1821".
Vorgeschlagen" bade in verschiedenem Braun, Gelb und Grün, der wirklichen Größe
zusamrnenauf24.o0oti.
geschätztyk" Wir hören dann, daß ein Teil der Linzer Gebäude für mili-
tärische Zwecke, Hauptzollamt und andere Behörden in Aussicht genom-
men seifm
Sehr lebhaft setzte sich auch die oberösterreichische Regierung, der
natürlich daran lag, die Erwerbsverhältnisse im Lande nicht zu erschüttern,
für die Erhaltung der Teppichmanufaktur und der Stoffdruckerei einj
Serail- oder Damentuch", leichtes und wenig gewalktes Tuch, vgl. Keeß, an a. 0., Seire 271, Keeß und
Blumenbach, a. a. 0., Seite 380.
Sollte der Staat aber durchaus keine Fabrik mehr betreiben wollen, so solle man diesen verminderten
Fabriksbetrieb ausbieten, für den sich gewiß eher ein Käufer finden werde als für das gesamte Unternehmen.
Hierüber zahlreiche Verhandlungen schon in den Jahren 1830 bis 1832, so wegen Errichtung einer
Zwangsarbeirsanstalt Nr. 42 vom März und Nr. 137 vom Juni 183a, mit der Militärverwaltung Nr. 501 vom
August, 13, 3c und 377 vorn Oktober, 300 vorn November, 381 vom Dezember 1831; 59g vom Oktober 1832.
über die Frage, ob das alte Strafhaus Eigentum des Ärars sei Nr. 347 vom Februar 1832, wegen der Stein-
brücklmiihle Nr. 598 vorn Oktober und 54 vom Dezember 1832.
Vgl. Nr. 822 vom juli 1838, wo auch das Folgende nachzusehen wäre.
Es wurde also der mit so vielen schätzbaren Kenntnissen im Fabriks-
fache ausgerüstete" Direktor der k. k. Porzellan-, Gußspiegel- und Smalte-
fabrik Regierungsrat bald darauf Hofrat Andreas Baumgartner, der früher
schon entsprechende Vorschläge erstattet hatte, aufgefordert, nach Linz zu
reisen und eingehend zu berichten, wie die bauliche Herrichtung der für den
Betrieb übrigbleibenden Gebäude, die Einreihung des Personals eine sehr
schwierige Frage wegen der zahlreichen nötigen Ruhegehalte, der Absatz
der Vorräte und das Rechnungswesen einzurichten seien, sowie um die
Instructionen" für den Direktor und die Angestellten auszuarbeiten.-
Aus einem Berichte der Hofkammer vom 4. Dezember 1838, der selbst
wieder Baumgartners Urteil über einen Bericht der Linzer Direktion um-
faßtff erfahren wir dann
Mit dem Anfange des Verwaltungsjahres 1839 das ist mit I. November
desjahres 1838 sey die Tuchmanufactur in allen ihren Theilen gänzlich auf-
gelöst, die eugfabrik auf die Erzeugung der zum Drucke benötigten Bar-
kane" beschränkt worden, und nur die Teppichfabrik und die Druckerey
werden fortbetrieben.
Diese Regeneration der k. k. Fabrik sey ganz spurlos bewerkstelligt
worden, so daß außer wenigen wegen Alter und Gebrechlichkeit ohnehin
ganz erwerbsunfähigen und der höheren Gnade bereits empfohlenen Indivi-
duen Niemand außer Verdienst gesetzt werde.
Ein großer Theil der rüstigeren Zeugweber werde bey der um 17. Stühle
erweiterten Teppichmanufactur verwendet, und der Rest derselben habe in
Privatfabriken Arbeit gefunden.
Die älteren zur Stuhlarbeit nicht mehr geeigneten Weber seyen mit
Teppichspullerey belegt, und die Tuchweber zur Barkanfabrication ver-
wendet worden.
Die Aussichten für die neuorganisierte Arbeit und zwar insbesondere
für die Teppich-Erzeugung stellen sich äußerst günstig dar.
Trotz der Vermehrung der Teppichstühle sey die k. k. Fabrik nicht im
Stande, die gemachten Bestellungen zu befriedigen, so zwar, daß eine
abermahlige Erweiterung dieses Manufacturzweiges unerlässlich und die
Anschaffung mehrerer neuer Teppichstühle ein dringendes Bedürfniß sey.""'""
Wenn nun diese Anstalt von der Last einer unverhältnißmässigen Regie
entbunden werde, so sey mit Bestimmtheit vorauszusehen, dass dieselbe
nicht nur wieder einen Ertrag abwerfen, sondern auch ihre frühere Wichtig-
keit erlangen werde."
Nr. 550 vom November 1838.
Barcan, Baracan, Perkan, ein Wollenstcft" aus grobem Gespinst, leinenanig gewebt; siehe Keeß,
a. a. 0., Seite 256.
ln einem Zusatze der Bofkammer heißt es
Bisher wurden im Durchschnitte jährlich verkauft
25.000 Ellen Teppiche, die Elle zu 212i mit 5z.5oof
860 Stück Barkane 20 Ellen. die Elle xx.433f
und x.5oo Tischdecken, das Stück mit xof x5.ooof
zusammen 88.g33fjährlich."
Mit Allerhöchster Entschließung vom 5. Februar 1840 wird nun auf
Baumgartners Vorschlag hin der bisherige provisorische Leiter" Simon
Mayer zum Direktor der k. k. Teppich-Fabrik und Schaafwollwaaren-
Druckerey" in Linz ernannt."
Der Webereivorsteher und Werkmeister Johann Helm, der Nachfolger
Feßls, und der Kolorist Karl Dufraine blieben in ihren bisherigen Verhält-
nissen und Genüssen, trotzdem Baumgartner sie außerordentlich gerühmt
und vorgeschlagen hatte, sie zu Beamten zu ernennen. Von Helm hob er ins-
besondere hervor, daß er einer der ausgezeichnetsten Kenner der Teppich-
weberey sey, dessen Ruf im Auslande so begründet ist, daß der deutsche
Handelsverein im Jahre 1834 ihm die silberne Verdienstmedaille ver-
liehen hat. Der von ihm neu erfundene Teppichwebstuhl könne als ein
schöner Beytrag zur Erweiterung dieses Industriezweiges angesehen
werdenfw"
Von Dufraine sagt Baumgartner, er sey ein gelernter Färber und
Drucker ein wahrer Meister seines Faches Die von ihm geschaffene
Farbenbollete sey in Bezug auf Haltbarkeit und Feuer der Farben noch von
keiner anderen Fabrik erreicht worden, und die Linzer Druckwaaren
ragen über alle anderen Vaterländischen Erzeugnisse dieser Art hervor.
Dufraine habe bisher nur die Farbenbereitung und die Druckerey geleitet;
in der Folgezeit hätte er aber auch noch die Färberey zu besorgen. Siehe
Abb. 37 und 38.
Fähigere Individuen als I-Ielm und Dufraine wären für diese zwey
Posten wohl schwerlich in ganz Deutschland aufzufinden
Dufraine wurde übrigens bei der Wiener Gewerbeausstellung des
Jahres 1845 in den ,,Beurteilungs-Ausschuss" gewählt, der nur die her-
vorragendsten Vertreter der verschiedenen Gebiete umfaßtef"
Von der Bilanz des Jahres 1839, der ersten des neu eingerichteten Be-
triebes, heißt es, sie entspräche einstweilen der ErwartungW-l-
Nr. 538 vom Februar 1840. Er erhielt 2000 H. Gehalt, Naturalwohnung irn Fabriksgehäude und
Holzdeputat.
In diesem Akte finden sich auch die iibrigen Ernennungen und ein Verzeichnis aller Angestellten, die
nicht beibehalten werden.
Simon Mayer kam am 7. Juli 1800 als unentgeltlicher, unbeeideter Practicant" in die Fabrik; seit 1. Sep-
tember 1800 war er provisionsfähig"; seit 10. November 1806 wirklicher Beamter. Seit dem Jahre 1833 ,war
er provisorischer Leiter. Zur Zeit seiner Ernennung zum Direktor hatte er 100 H. K. M. Gehalt, Nnturalquartier
und Holzdeputat. Er hatte die Gattin und acht unversorgte Kinder zu erhalten.
Johann Helm war im Jahre 1818 in die Fabrik eingetreten. Später nahm er die Stelle des, im Jahre
182g wegen Kränklichkeit zurückgetretenen, juhilierten Oberwerkrneisters Feßl ein. lrn Jahre 1840 hatte er eine
monatliche Besoldung von 40 5., iemer ein Naturalquartier, wöchentlich H. Meistergebilbr, Holz und Kerzen.
Er hatte die Gattin und fünf unversorgte Kinder zu erhalten.
Keeß a. a. 0., II., Seite 343 erwähnt eine im Jahre 1810 nicht mehr betriebene Teppichfabrik von Lorenz
Helm in Linz, von der wir nicht wissen, 0b sie mit Johann Helm irgendwie in Verbindung steht. Das Unter-
nehmen Lorenz Helms wurde dann durch einige Zeit durch Ignaz Zetzenherger fortgesetzt siehe Keeß, a. a. 0.,
Seite 340. Über die Liquidierung der Zetzenbergerscben Geschäfte und den Verkauf seiner Maschinen an die
Linzer Fabrik siehe im Vorliegenden Seite 351, Anmerkung 4'.
Bericht über die dritte allg. österr. Gewerbe-Ausstellung in Wien 1845". Wien, 1846, Seite 18.
Nr. 374 vom August 1842, vgl. Nr. 70 vom Februar und Nr. 163 vorn April 1543.
47
Jvn
Auch die zweite Bilanz 1840
wird im Vergleiche zu den Einbußen
in den Jahren 1834 und 1838 als be-
friedigend angesehen; doch bemerkt
die Hoikammer, die Direktion habe
von zu sanguinischen Erwartungen
geleitet die Erzeugung über die Maßen
gesteigert"."'
Und in einem Dekrete zum Vor-
anschlag für das Jahr 1844 bemerkt
AM" 34' 'zjggfxajtyifreäsifizzegaäggeam Mdbd" die I-Iolkammer," daß auf dem
Fabrikswaaren-Lager bedeutende
Vorräthe ganz neuer, allerdings ausgezeichnet schöner, aber sehr kost-
spieliger Teppiche vorhanden sind, welche als reine Luxusartikeln bey den
gegenwärtigen Zeitumständen wenig Absatz finden 5'.
Es mußte daher die Erzeugung wiederholt eingeschränkt werdenfm"
Die übermäßige Sparsamkeit der Behörden trug aber auch ihrerseits wieder
zum weiteren Rückgänge bei; so klagt die Direktion, daß man wegen
Mangel an Geldmitteln den Dampfmaschinenbetrieb nicht ordentlich
durchführen und ausnützen könne. Ein Satz neuer Spinnmaschinen wäre
erst der Schlußstein der Organisierung des neuen Fabriksbetriebes",
während man nun jährlich mindestens 200 Zentner Gespinste von der
Maschinspinnerei der Johann Dierzerschen Erben bei Gmunden beziehen
müsse, indes in der Fabrik selbst freie Räume und Betriebskraft vorhanden
seienrl-
Wir hören auch wieder von Vermögensverminderungen, von zu ge-
ringem Verschleiß, von zu großer Regie. Es tauchen aber sogar Bedenken
auf, ob die Teppichfabrik, die sich
trotz gleichbleibender Regie auch
bei gemindertem Absatze ohne Vor-
schuß zu erhalten vermöge, dies
nicht etwa auf Kosten der von dem
früheren Betriebe herstammenden
und allmählich zur Veräußerung
gelangenden Kommissionsvermö-
gens tue-H Und man findet neuer-
dings Anlaß zu der Frage, ob der
Zeitpunkt zur gänzlichen Auflassung
Nr. 460 vom August und Nr. 13 vom No-
vember x843.
Nr. 104 vom August 1843.
Nr. 1x3 vom November 1843, Nr. 664 vorn
Juni r844 und Nr. 705 vom Februar 1845.
Bericht der Direktion vom 30. Jänner 1845
Abb. 35. Mehrfarbig gedruckter Barcan auf Möbel, in NL vom März 1345
1337", der wirklichen Größe Nr. 17g vom Dezember 1843.
der k. k. Teppichfabrik aus der Aerarischen Regie eingetreten sei .". Eine
Note der Hofkammer aus dem Jahre 1847 zur Bilanz des Jahres 1844
bestätigt" dann die Richtigkeit der in jener Note vom I8. July 1845
entwickelten Ansicht, daß dieses Fabriks-Etablissement gegenwärtig zum
offenbaren Nachtheile des Staatsschatzes gereiche, und erheischt daher
dringend die Finalisierung der im Zuge befindlichen Verhandlungen zum
Behufe der definitiven Beantwortung der in Anregung gebrachten Frage
wegen ihrer Auflassungtät
Die Fabrik, heißt es, arbeite nur mit Verlust und sei trotzdem den Privat-
unternehmungen eine Konkurrenz. Die Verhältnisse verschlechterten sich
nun im Herbste 1847
und dem darauffol-
genden Winter so, daß
der Teppichverschleiß
in dieser Jahreszeit,
sonst der eigentli-
chen Jahreszeit des
Bedarfes", zur Un-
bedeutendheit" herab-
sank, und daß die
Direktion, um ihre Ar-
beiter nicht gerade zur
schlimmsten Zeit ent-
lassen zu müssen, um
eine monatliche Geld-
unterstützung anzu-
suchen genötigt war. Begreiflicherweise war ja auch das allgemeine
Geschäftsleben durch die politischen Wirren der Zeit aufs äußerste in
Mitleidenschaft gezogen.
Die Hofkammer erklärte sich nun nach einer kurzen Darstellung der
ganzen Entwicklung für die Auflösung. Das General-Rechnungsdirektorium
setzte aber noch immer einige Hoffnung auf technische Verbesserungen,
Auflassung der Faktorei in Mailand, Ersetzung durch ein Kommissionslager
sowie auf gewisse Beschränkungen und Vereinfachungen.
Übrigens konnte manin jener bewegten Zeit schon aus politischen
Motiven die Arbeiter nicht entlassen, so daß auch die Hofkammer
schließlich für die angesuchte Geldaushilfe ist." So haben die äußerlich
ungünstigen Verhältnisse diesmal gerade die Erhaltung des Unternehmens
bewirkt, allerdings nur mehr für wenige Jahre. Wir wollen uns für diese
Zeit aber ganz kurz fassen. Im Jahre 1852 kam die Fabrik an den privi-
legierten Schafwollfabrikanten Josef Dierzer in Linz,""""' der sich schon
Nr. 48 vom Februar 1847. Inzwischen sind auch die Schlußergebnisse des Kommissionsgesehäftes
aus dem früheren Betriebe vorgelegt worden; vgl. den Finalabschlui? in Nr. 24x vom April 1848.
Nr. 617 vom März 1845.
Die Großindustrie Österreichs" Wien, bei Leopold Weiß xEgB, IV. Band, Seite 348.
Abb. 35. Gedruckter Prunelle, aus der k. k. Wollenzeugmanufakxur in
Linz, 1837", Schwarz auf Weinrot, gegen 3,3 der wirklichen Größe
früher auf die Gerüchte von der, im Jahre 1836 beabsichtigten, Veräußerung
an die Direktion gewendet hatte, um ein genaueres Bild des Zustandes zu
erlangenf" Er war damals jedoch auf die bevorstehende öffentliche Feil-
bietung gewiesen worden, an der er sich aber offenbar nicht beteiligte.
Die Firma Dierzer wird in dem Bericht über die erste Wiener Gewerbs-
produktenausstellung vom Jahre 1835" angeführt als Johann Dierzer's sel.
Erben, Besitzer einer k. k. priv. Schafwollzeug-Fabrik in Linz, und der k. k.
priv. Maschinen-Kammgarn-Spinnfabrik in Theresienfeld, bei Gmunden, im
Salzkammergute"."""" Die Dierzersche Kammgarnspinnerei war seit dem
Jahre 1834 im Betrieb und beschäftigte im Jahre 1835 bereits 270 Arbeits-
kräfte. In dem erwähnten Ausstellungsberichte vom Jahre 1835 heißt es von
der Dierzerschen Fabrik auch Was die Gewebe betrifft, welche als ihre
Erzeugnisse im Handel erscheinen, so werden diese theils in der
Wollenzeugfabrik zu Linz, theils in der Weberschule zu Traunkirchen
nächst Gmunden gewebt." Wir linden die Sachlage hier also etwas anders
dargestellt als in dem früher erwähnten Berichte der Linzer Fabrik vom
30. Jänner 1845i Für seine Wollenzeugfabrikation hatte der Besitzer der
Fabrik im Jahre 1835 übrigens die Bronzemedaille, für die Hebung der
Kammgamspinnerei die ehrenvolle Erwähnung erhalten.
An der Wiener Ausstellung vom Jahre 1839 beteiligte er sich nicht;
dagegen erscheint Josef Dierzer bei der Ausstellung des Jahres 1845 nicht
bloß als Teilnehmer, sondern auch als Mitglied des Beurteilungsausschusses
Zentralhofkommission und stand damit außer Preisbewerbung. Seine
Spinnerei in Theresienfeld beschäftigte damals schon über goo Arbeiterrl-i-
Wichtiger für uns ist aber noch, daß er nun bereits als Eigentümer einer
Teppichfabrik zu Kleinmünchen bei Linz auftritt. Diese Fabrik war damals
vor Jahren gegründet worden; von ihr heißt es, daß sie bereits in dieser
kurzen Zeit ausgezeichnete Teppiche von guter Qualität der Stoffe, von sehr
schöner Zusammenstellung der Farben, und in mannigfaltigen Dessins in den
Handel gebracht und die länger bestehenden Fabriken dieser Art nicht nur
eingeholt, sondern theilweise sogar überflügelt" habe.
Es darf uns also nicht verwundern, wenn Dierzer nun das ältere Linzer
Werk selbst übernimmt.
Die Erzeugnisse der Linzer Fabrik, die wir hier abbilden, entstammen
ausschließlich dem früheren technologischen Kabinett, dem sie von der
Fabrik selbst zur Zeit der Entstehung oder kurz darnach übergeben worden
sind; sie sind daher als Arbeiten der Fabrik über jeden Zweifel erhaben-Hi-
Nr. x36 vom jänner 1837.
Siehe oben, Seite a8.
Niederlage in Wien, Köllnerhofgasse Nr. 378.
In Nr. vom März r845. Vgl. hier Seite 362.
Ebenda, Seite 41516.
T1- Ausgenommen Abb. 32. Über das Fabriksproduirren-Kabinett", über das technische Kabinett
des Kronprinzen Ferdinand" und über die Mustersammlung von Stephan Edlen von Keeß siehe Kunst und
Kunsthandwerk", XVIII. Jahrgang xgxj, Seite 327, Anmerkung. Daseibst, Seite 360, über die Zuweisung
der polytechnischen Sammlung an das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie.
u'u
Schon aus dem Jahre 1808" hören wir, daß die Linzer Direktion ein
Verzeichnis von Mustern ihrer Erzeugnisse für das auf Befehl Sr. Majestät
angelegte Kabinet von innländischen Manufakturs- und Fabriksprodukten"
vorlegt. Wegen der Teppiche wird besonders bemerkt, daß vielleicht größere
Maße sonst Elle nötig sein werden, da mit den Teppichen, die kostspielig
sind, ein und anders Behältniß des Kabinets belegt werden sollen, dessen
locale aber noch nicht ausgemittelt istä" Aus dem Jahre 1811 ist uns dann
ein Verzeichniss der von der Fabrik für das Produkten Kabinet in Aussicht
genommenen Teppiche" erhalten.
Weiters hören wir, daß im Jahre 1814 von der Wiener Verschleißnieder-
lage dem k. k. Produckten Cabinet, welches seither mit dem k. k. Politechni-
schen Institute vereinigt worden ist", mehrere Zeuge und Tuchwaren abge-
geben worden sindj Von einer neuen, im Werte höheren, aber unent-
geltlichen, Zuweisung wird uns dann im ahre 1822 berichtet.
Nr. 89 vorn August 1808.
Wegen der Teppiche soll eine weitere Anfrage beim Oberstkämmerer Grafen von Wrhna gemacht
werden.
Note des Grafen Wrbna an den k. k. wirklichen geheimen Rats- und Hofkammerpräsidenten Grafen von
Donell Wien, den 16. Dezember 18o8 in Nr. 46 vom Jänner 180g
Unterm töten August d. J. theilte mir der H. k. k. Hofkammerpräsident Graf v. Zichy den beyliegenden
Bericht der k. k. Linzer Wollenzeug- Tuch- und Teppicb-Fabricks Direkzion mit, und gieng mich um meine
Äußerung hierüber an.
Nach der Meinung des Direcktors des k. k. Fabricksproducktenkabinets, den ich vernehmen zu müssen
glaubte, wären demselben die angebothenen Muster und der Katalog raisannä sehr willkommen. Er bemerkt auch,
daß die Größe der in dem Verzeichnisse angeführten Artikel hinlänglich ist, bis auf die Tüchermuster 1,. Elle,
welche zu klein, und zu einer öffentlichen Ausstellung nicht geeignet seyn würde.
Die schönen Muster dieser Art, die das Kabinet von den Mährischen Fabriken erhielt, sind meist 15' Elle,
und darüber lang.
Was die Teppiche betrifft, so glaubt er, daß es für das Kabinet sehr lehrreich seyn würde, auch kleine
Muster von den vorzüglichen dessins gerade von einer solchen Grüße zu haben, welche bis Parthien der
Zeichnung übersehen laßen, so daß jeder samt der Bordüre einen vollständigen kleinen Teppich vorstelle, der
oder 215", Ellen im Gevierte ausmachen kann.
Zur Beurtheilung des StoEes, der Zeichnung, der Farben, wären diese Exemplarien hinlänglich. Aber in
Ansehung eines größeren Teppichs für den Fußboden der,Ansstellungszimmer hat es Zeit, bis Seine Majestät
über ein beständiges Locale für das Kabinet Ihre Allerhöchste Entschließung werden erlassen haben.
Nr. 86 vom juni 1811.
Verzeichnis der von der Fabrik für das Produkten Kabinet in Aussicht genommenen Teppiche immer
zwei Breiten und eine solche Länge, wodurch bis Opern ersichtlich werden. Ringsherum eine Bordure
Von Teppich Nr. Ellen kr. 3c kr.
Bordure X3 45 35 45
Teppich .. 15 541; 45 30 97
Bordure 17 12H, .. 45 34 az
Teppich .. a1 48 341- 48 ..
Bordure 21 13 45 35 45 ..
Teppich zz Glfg .. vy 48 35.. X5 11
Bordure .. 22 131, .. .. 1., 45 37"
Teppich 24 .. a4 14
Bordure zo 13 54 37 4a
Teppich .. 25 51, 14 33 45
Bordure 25 13','2 v1 45 37 11
Hiezu Macherlohn und Besetzung der Näthe
mit Bändern, dann Einfassung per Stück 18
Summe in Wiener Währung 433 27 kr."
In Nr. 63g vom September 1825, da die Rechnung damals noch unbeglichen war.
1'1- Februar-Protokoll Linz, Punkt 82, in Nr. 81g vom Mai 182. Vgl. Nr. 61'1 vorn juli 151g, wegen der
gedruckten Aufforderung des National-Fabriksproduktenkabinetts an die Fabriksbesitzer.
Ein Schreiben des Direktors des polytechnischen Instituts, Josef Prechtel
aus Wien, vom 21. April 182g an die Hofkammer betont, daß nach der
Verfassung des k. k. polytechnischen Institutesi ein wesentlicher
Karakter der Sammlung die chronologische Anordnung sey, verrnöge
welcher sie ein historisches Tableau der National-Industrie, den jedesmaligen
Stand der GewerbsKultur zu einer bestimmten Zeit und vergleichsweise die
Fortschritte derselben in den einzelnen Zweigen darstellt. Deshalb behaupten
in dieser Sammlung auch die ältern Sachen immer einen historischen Werth,
und sind nothwendige Vergleichspunkte für die wirklichen Fortschritte der
einzelnen Industriezweige Soll nun diese Sammlung ihren Zweck ferner
erreichen; so ist es nothwendig, daß ihr von den einzelnen Fabrikationen,
solche Musterstücke fortlaufend hinzugefügt werden, welche einen wirklichen
nicht etwa bloß in Form und Mode begründeten Fortschritt in der Fabri-
kationsweise beurkunden. Als Zeichen solcher Fortschritte dürften nun aller-
dings die in der k. k. Linzer-Wollenzeugmanufaktur seit einiger Zeit mit
Auszeichnung verfertigten Thier- und Blumenstücke von denen die Samm-
lung noch keine Muster besitzt angesehen werden."
Direktor Katzinger wird daraufhin von der I-Iofkammer beauftragt, einen
Tier- und einen Blumenstückteppich abzusendenf"
Im Jahre 1834 überreicht die provisorische Direktion der Hofkammer
ein Exemplar ihrer neuesten Producte in dem Zweige der bisher in den
k. k. österr. Staaten noch wenig ausgeübten Kunstweberey mit der Bitte,
dasselbe in die Gewerbs-Producten-Sammlung des k. k. polytechnischen
Institutes aufnehmen zu lassen .".
Nach der Umschrift handelt es sich um ein nach Goblin-Art mit
der Hand gearbeitetes Pferdchen". Und aus einem weit späteren Gesuche
Helms erfahren wir, daß das Tableau in Gobelinweberei, ein Pferdchen dar-
stellend, das sich im technischen Kabinet Sr. Majestät befinde", eine tech-
nische Leistung Helms ist-f Die Hofkammer bezeichnet es als wohl-
gelungenes Probestück"; doch wurde durch ein I-Iofdekret vom 26. Mai 1834
angeordnetJ-i- daß für die Wiener Gewerbeausstellung des Jahres 1835
größere Musterstücke der Kunstweberei la Gobelin" und nach einem
ausgezeichneteren Tableau", als das auf Gobelinart ausgeführte Pferdchen
wäre, herzustellen seien. Die Direktion trat daraufhin mit dem Professor
und Schloßhauptmann Peter KrafTt in Verbindung, der ein in der k. Galerie
Liegt gedruckt Wien, 1818, bei Gerold dem betreffenden Akte Nr. 597 vom Mai 182g bei.
Nr. 708 vom August 182g. Die Fabrik zeigt an, daß sie zwei Exemplare von Shawlteppich" als eine
unentgeltliche Gabe an die Direktion des polytecbniscben Instituts zur Aufstellung in dem Fabriksprodukten-
kabinett abgegeben habe. Wert zusammen r5 H. 40 kr. K. M. Im jabre 1820 Mai-Protokoll von Linz,
Punkt 334 und 337 in Nr- 195 vom August man wurden auch an das "Technische Kabinet" des Kronprinzen
Ferdinand Muster mit einer "Beschreibung des Etablissement zur Verfassung eines Haupttableau" übergeben,
Im Jahre 1833 Nr. 236 vom Jänner und x74 vom März 1833 wurden dem polylechnischgn Institut zwei
Modelle von Jacquaxdschen Webstühlen zugewiesen, die man angefertigt hatte,
A. H. Hofes und Hoher Herrschaften den Mechanismus erklären zu können".
Nr. 604 vom Mai 1834.
Nr. ng vom April 1840.
Nr. 34g vom November m34.
um bei der Anwesenheit des
befindliches Blumen-Bouquet", gemalt von Professor Sebastian Wegmayr,
als das geeignetste Vorbild aussuchte. Die Linzer Direktion ließ das Werk
nun kopieren und legte das Bild der Hofkammer mit der Bitte um baldige
Entscheidung vor. Es wird auch erwähnt, daß man sehr gern ein Tableau
mit Figuren" gewählt hätte. Aber weil es der erste Versuch 1a Goblin"
in größerem Maße sei, so habe man sich für Blumen, als weniger schwierig,
entschieden. Später," erbittet sich die Direktion jedoch die Kopie zurück, da
das Bild vielfach kritisiert worden sei und die Fabrik auch nicht mehr fertig
werden könne. Man werde aber noch einen geeigneten Entwurf vorlegen.
Auf der Ausstellung selbst erschienen dann nach dem amtlichen
Berichte" eine große Anzahl aufgeschnittener und ausgezogener un-
Abb. 37. Gedrucktes Wollentuch mit verschiedenen Farben, als Teppich verwendbar, 1838", I'm der wirklichen
Größe, rechts unten Calorin von C. Dufraine"
aufgeschnittener Teppiche verschiedener Breite und Länge, und zwar
theils in Rollen, theils in fertigen, mit Borduren besetzten Stücken; Bett-
oder Schafwollteppiche mit schwarzen Fransen, Ornamenten-, Arabesken-,
Blumen-, Thier- und Figurenzeichnung, oriental-persischen und aus Kalei-
doskopen entlehnten Dessins; Blätter eines I6 Ellen langen und
I2 Ellen breiten Medaillons-Teppiches mit hohem Flor; eine kleine
Arbeit la Gobelin mit Pferd", dann verschiedene Zeug- und Tuchwaren
sowie bedruckte Stoffe. Das ominöse Pferdchen wurde also doch ausgestellt,
und wir sind in der Lage, es als jetzigen Besitz des Museums auch hier
Abb. 30 wiedergeben zu können. Aber auch andere von uns gebrachte
Abbildungen gehören hierher.
Die Druckstoffe der Fabrik werden in dem genannten Ausstellungs-
berichte dann noch in einer besonderen Abteilung" erwähnt, nämlich
Am zo. November x834, ebenda.
A. a. 0., Seite 4c.
Auf Seite x22.
30a
schafwollene Tisch- und Bettdecken mit gedruckter Arabesken- und
Blumenzeichnung, die wegen ihrer schönen und vielfarbigen Dessins
besonderen Beifall fanden, und bei welchen sich allgemein das erfreuliche
Urtheil aussprach, daß Österreich in diesem Fabrikationszweig auf sehr
hoher Stufe stehe, und daß diese Erzeugnisse der k. k. Fabrik vollendet
genannt zu werden verdienen".
In dem Berichte heißt es übrigens Seite 39 und 40, daß die Fabrik
Teppiche in allen Größen nach eigenen oder angegebenen Dessins" aus-
führe.
Daß wir aber schon ganz in die naturalistische Zeit hineingelangt sind,
zeigt uns auch eine ungefähr diesen Jahren angehörige gedruckte Preis-
liste", bei der Bett-Teppiche mit Fransen folgende Darstellungen zeigen
Arabesken mit in blau, grün und rot variirtem Fond, Blumenkorb, Hirsche,
Pferd, Blumen, Hahn und Henne, Hund, Fasan, Jagdhunde einen Fasan
aufspürend, Guten Morgen Gute Nacht siehe Abb. Tauben im Neste,
Pudel als Briefbote, Hase, Schafe, Schweizer Landschaft, Taube, Wild
Aenten, Papageien".
Bei der Wiener Ausstellung des Jahres 1839i wird unter den Arbeiten
der Linzer Fabrik, die damals schon auf Teppiche und Schafwolldrucke
beschränkt war, ein IÖ Ellen langer und I2 Ellen breiter Medaillen-Teppich
mit hohem Flor" hervorgehoben, von welchem in der Ausstellung irn
Jahre 1835 nur einzelne Blätter vorlagen. Das Medaillon befand sich im
grauen Grunde mit Blumen-Guirlanden, die äußere Füllung aber im dunkel-
braunen Grunde mit reicher blauer Arabeske, an welcher sich eine in Gold-
farbe gehaltene Bordur anschloß. Das Eigenthümliche und Bemerkenswerte
dieses Teppiches war seine Vielfärbigkeit, welche, da bei den gewöhnlichen
Teppichen nur Farben zur Figurirung aufgeschweift werden, nur damit
erreicht werden konnte, daß die Fäden des Flors mühsam abgebrochen,
und neu angeknüpft wurden." Kleine Kanapeeteppiche mit Fransen besetzt
zeigen den Lago maggiore, die Tell-Kapelle und eine Fasanerie. Die Druck-
waren werden wieder sehr gelobt auch wegen der Weiße des Stoffes.
Die Tischdecken, worunter besonders eine mit Schweizer Landschaft
gerühmt wird, fanden bisher auf der Leipziger Messe einen guten
Abgang, da sie wirklich die schönsten ausländischen Artikel dieser Art
übertreffen".
Der Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe-Aus-
stellung in Wien 184 gibt uns, obgleich die Arbeiten noch sehr anerkannt
werden, kein anschauliches Bild.
Die. zuletzt erwähnten naturalistischen Arbeiten neben denen auch
die kaleidoskopartigen kennzeichnend sindiw" werden uns heute ja gewiß
Bericht über die zweite allg. österr. Gewerbs-Producten-Ausstellung im Jahre 1339". Wien k. k. Haf-
und Staats-Aerarial-Druckerei, 1840, Seite 278 und 330.
Wien k. k. Hof- und Sraatsdruckerei 1846, Seite 440 und 558.
Über das mechanische Gravier- und Zeichnungskaleidoskop Er. Leitenbergers siehe Keeß und
Blurnenbach, a. a. 0., Seite 25 und 253.
399
nicht sehr verlockend erscheinen. Wirklich befriedigen können uns dagegen
wohl einige der etwas älteren Arbeiten, die wir hier abgebildet haben?
Sie zeigen uns den Klassizismus und den frühen Naturalismus in sehr
reizvoller Form. Und wir dürfen wohl vermuten, daß die Entwürfe zu den
besseren dieser Arbeiten von dem oben erwähnten Professor der Manu-
fakturzeichenschule an der k. k. Akademie der vereinigten bildenden Künste
Ignaz Strenzl und von dessen Schüler Banholzer herrühren. Daß man an-
fänglich die fremden Arbeiten auch in den Mustern nachgeahmt hat, haben
wir schon oben gezeigt, ebenso, daß man auch nach vorgelegten Entwürfen
arbeitete." Auch dürfen wir wohl annehmen, daß man das Linzer Unter-
nehmen nach dem den Zeitgenossen
Gesagten weder schon durch ihre
überschätzen noch großartige äußere
unterschätzenwird. Erscheinung, aber
Was man bisher auch durch ihre
im allgemeinen dar- innere mustergültige
über Enden konnte,
war ja nur wenig;
man wird aber
Einrichtung Ein-
druck machte, auf
eine reiche und in
wohl zugeben, mancherBeziehung
daß diese Unter- unvergleichliche
nehmung, die zur Geschichte zurück-
Zeit ihrer höchsten blicken konnte. Und
wirtschaftlichen wenn auch die
Entwicklung gut Wechselfälle einer
40.000 Spinnern, fast zweihundert-
Abb. 38. Gedrucktes Wollenluch
Webern und an" mit verschiedenen Farben, als Teppich verwend- lahngen Entwlck"
derenArbeitern Be- 183.8", Sßhjvm aiff gäb, '15 der wirklichen lung, darunter drei
schäftigung bot, die Gmß" Teil Ruckw" Abb" 37 feindliche Beset-
zungen, große volkswirtschaftliche Verschiebungen und das Auftauchen zahl-
reicher Wettbewerber, die Fabrik gezwungen haben, die ursprünglichen
Grundlagen zu verlassen, so muß es uns doch mit Achtung erfüllen, daß
man in den Zeiten größter Not gerade durch Veredlung und künstlerische
Hebung dem Betriebe neues Leben zu geben suchte, und daß man dies für
eine ganze Reihe von Jahren auch tatsächlich erreicht hat, so daß gerade
die späteren, wenn auch nicht die allerletzten, Jahre künstlerisch als die
höchststehenden erscheinen.
Wie wir nach Abechluß unserer Arbeit zufällig erfahren. sind die Teppichstühle der Dierzerschen
Fabrik später in den Besitz von j. Ginzkey in Maffersdorf übergegangen, und so konnten auch einige weit
ältere zum Teil auch hier abgebildete Teppichmuuter noch in den Siebzigeijahren des vergangenen jahr-
hunderta weiter erzeugt werden. Die Stücke des Museums sind aber unbedingt alt, aiehe Seite 364.
Zu vergleichen wäre hier, was Goethe in seinen Bemerkungen über Kunstachäue am Rhein, Main und
Neckar, 1814 und 1815" Vierzigbindige Ausgabe, 26. Band, Seite 307 über die Teppichfabrik von J. D. Leisler
und Comp. unter Hanau" belichtet. Die Mitteilungen Goethes machen hier den Eindruck, als gingen sie
geradezu auf eine Anzeige der Firma zurück. Einiges stimmt selbst im Wortlaute rnit den Linzer Ankündigungen,
gehört also offenbar dem geschählichen Bruuche der Zeit an.
48
der Elemosynarius-Kapelle des Domes zu
Preßburg stehen rechts und links vom Altar
zwei große Bronzeleuchter auf drei schweren
Voluten, die den Fuß bilden, sitzen drei Engel,
darüber erhebt sich der Schaft, mit einem
Puttenfries und einer gewundenen Weinranke
verziert Abb. I.
Es war meine Absicht, diese zwei Stücke
in einem ganz anderen Zusammenhang zu ver-
öffentlichen, als in dieser Zeitschrift der Aufsatz
von A. R. Franz über Raphael Donners Elemosynarius-Kapelle in Preß-
burg" erschien," worin die Bronzeleuchter eingehend besprochen und
Raphael Donner zugeschrieben werden. Die Lokaltradition, die ja immer
bestrebt ist, einem einheimischen oder als
einheimisch angesehenen Meister soviel wie
möglich der erhaltenen Kunstprodukte zuzu-
schreiben, nennt Donner als den Meister der
Leuchter. Gegen diese Bestimmung wehrte
sich ein großer Kenner des österreichischen
Barocks, Albert 11g" dem sich auch der Bio-
graph Donners, Mayrfh" anschloß, und er-
klärte die Stücke fiir italienische Werke des
Seicento, die man Donner in die Schuhe ge-
schoben hat". Schließlich bezeichnete sie List
von dessen Tafelwerk A. R. Franz keine
Kenntnis zu haben scheint als italienische
Arbeiten des XVI. Jahrhunderts? So war aus
dem Dunkel der Lokaltradition auf wissenschaft-
lichem Boden eine allgemeine Bestimmung
erreicht worden, von der aus nur noch der
Künstlername zu entdecken gewesen wäre.
Nun will A. R. Franz in diesen zwei Leuchtern
unerklärlicherweise verkannte Donnersche
Schöpfungen" erblicken. Doch das sei
Kunst und Kunsthandwerk", Wien 1917, Seite 85 H.
11g, Raphael Donner", Festschrift zum zweihundenjäh-
rigen jubiläum, Seite 6.
A. Mayr, Georg Raphael Donner", Wien-Leipzig xgo7.
C. List, "Bildhauerarbeiten in Österreich-Ungarn. Von der
Barocke bis zum Ernpire", Wien, Kunstverlag Schroll Co., o. 1.,
Tafel rg.
Abb. x. Preßburg, Dom, Bronzzleuchter
von A. Fontana
'die sicher nicht hinlangen, eine
371
gleich bemerkt nicht die Bestimmung Franz" fällt hier in die Wag-
schale, sondern eine briefliche Mitteilung Bodes an Franzf" die von
letzterem als willkommene Unter-
stützung seiner Bestimmung be-
nützt wurde. Ich bin überzeugt,
daß Bode diese Mitteilung zunächst
nicht für die Öffentlichkeit be-
stimmt hatte, überdies enthält sie
nichts Apodiktisches, sondern den
Rat, die Kandelaber noch ein-
mal darauf zu prüfen, ob sie nicht
charakteristische Werke Donners
aus der Zeit der ganzen Kapelle
sind". Aus dem abgedruckten
Briefe geht auch hervor, daß Bode
die Originale nicht kennt und daß
sein sehr vorsichtig gehaltenes
Urteil lediglich aus den ihm vor-
gelegten Photographien entspringt,
richtige Vorstellung wie auch
Franz zugibt" von den Bronze-
werken zu gewinnen.
Die Zuschreibung der Preß-
burger Leuchter an Raphael Don-
ner beruht bei Franz ausschließlich
auf stilistischen Gründen Doku-
mente darüber scheinen sich nicht
erhalten zu haben, wenigstens
Franz hat keine gefunden. Es sei
mir deshalb erlaubt, auch nur mit
stilistischen Gründen zu entgegnen,
die aber ausreichend genug sind,
um die irrige Zuschreibung Don-
ner" für alle Zeiten zu erledigen
und die alte, seit List freilich
nicht in der Lokaltradition be-
stehende Bestimmung Italienisch,
XVI. Jahrhundert" wiederum zu
Ehren zu bringen, ja mehr noch,
den Namen des Künstlers dieser
Kunst und Kunsthandwerk", ein,
Seite 1045.
Kunst und Kunsthandwerk", ein, Seite
x05, Anmerkung. Abb. z. Pavia, Certosa, Bronzeleuchter von Fomana
Prachtstiicke italienischer Spät-
renaissance zu nennen Annibale
Fontana.
Um das Jahr 1580 schuf
der Mailänder Annibale Fontana
zwei Bronzeleuchter, die im
Querschiff der Certosa in Pavia
vor dem Reliquienaltar stehen
Abb. 2." An den vier unteren
Ecken eines jeden dieser Leuch-
ter sitzen vier Engel jünglinge,
fast schon dem Mannesalter
nahe, doch groß geüügelt, ihre
Nacktheit nur durch ein loses,
um die Hüften gelegtes Tuch ge-
schützt, die Haare lang und in
Abb Replik eines Engels vom Pavia-Leuchter Wien Locken gewellt. Da es mir durch
Sammlung von Auspm die jetzigen Umstände unmöglich
ist, eine große photographische
Aufnahme dieser Figuren zu erbringen, bilde ich hier je zwei Ansichten.
von alten Bronzewiederholungen dieser Jünglinge ab, die I-Ierr Stefan von
Auspitz-Wien in seiner reichen Sammlung besitzt Abb. 6. Es sind
direkte Nachgüsse nach den Leuchterengeln von Pavia, nur die Flügel
wurden weggelassen oder an einem Exemplar verkümmert wieder-
gegeben, da diese an den Originalen in die Rückwand des Leuchterfußes
fiach übergehen.
Für seine Bestimmung waren Franz nur die Engel am Leuchterfuße
maßgebend. Aus dem Briefe Bodes geht sogarhervor, daß Zweifel vorhanden
waren, ob die Leuchter aus ein und derselben Zeit stammen, denn Bode
schrieb Ich habe mir das, was Sie selbst und Herr Satori vorgebracht
haben, reiflich überlegt, aber ich gestehe, daß ich die Empfindung habe,
daß der ganze Leuchter eins ist und der obere Schaft mit den Putten
und dem Laubwerk ist zwar ganz ähnlich im Cinquecento gerade in Italien
gearbeitet worden, aber gerade das Spätbarock holte sich seine Motive in
Italien gelegentlich vorn Cinquecento". Also mit anderen Worten der Ober-
teil mit dem Puttenreigen und mit der Ranke soll Spätbarock sein, nur weil
der Leuchter aus ein und derselben Zeit stammen und der Unterteil ein
Werk Donners sein soll. Ist der ganze Leuchter aus ein und derselben
Zeit und ist der Unterteil nicht von Donner, sondern ein italienisches Werk
19'
Zwei andere Leuchter desselben Künstlers, von Brambilla gegossen, fanden auf der Balustrade vor
dem Presbyterium derselben Kirche Platz und dürften auch um die gleiche Zeit entstanden sein. Über
Annibale Fontana siehe Borghini, Il Riposo". Ausgabe Mailand 1807, Band III, Seite x33; Morigia, "Nobiltä
di Milano", rGrG; Torte. Ritratto di Milano", 1674; Cicognara, Storia della Scultura", Band I1, Seite 36x;
Carctti, Arte tialiana decorativa industrielle", 1893 und mit guten Abbildungen seiner Leuchter in der Certosa
von Pavia, Beltrami, L'Ane negli Arredi sacri della Lombardia", rBg7, Tafel XLVI, XLVII, LHI, LIV.
des Cinquecento, so liegt kein Grund vor, den Oberteil für eine Nachahmung
des Spätbarock nach dem Cinquecento zu halten, er ist vielmehr die Vor-
lage selbst, gutes, verbiirgtes Cinquecento. Der Unterteil mit den Engels-
i-iguren ist aber Cinquecento, wie ein Vergleich der nebeneinandergestellten
Abbildungen der Engelsjünglinge von Preßburg und der Nachgüsse nach
dem Leuchter in Pavia von Annibale Fontana Abb. und und es
jedem deutlich beweisen kann. Hier wie dort dieselben auf den Eckvoluten
der Leuchterfüße lässig lagernden, geflügelten Jünglinge, die den einen Fuß,
heraufgezogen, im Knie beugen, den anderen ungestützt hängen lassen.
Ein blasser Nachglanz von Michelangelos Sixtina-Gestalten scheint sie zu
beleben. Dabei willkürlich unmotivierter Kontrapost in der Bewegung, zweck-
lose Anspannung zweckloser Muskeln, volle Entfaltung spätcinquecentesken
Manierismus, an Bartolommeo Ammanatis Prigioni" des Neptun-Brunnens
zu Florenz gemahnend. Stellung und Haltung der Pavia-jünglinge spiegelt
sich in ihren nur örtlich entfernten Verwandten von Preßburg wider. Oder
sind es gar dieselben Statisten, die nur ein klein wenig ihre Stellung
gewechselt haben, ihre spärliche Draperie um ein leises geändert, ohne
aber aus der Rolle zu fallen? Die verlangte Miene haben sie fiirwahr bei-
behalten, auch hier in der Fremde wenden sie ihre ausdruckslos leicht
lächelnden, lockenumrahmten Köpfe obligatorisch um des Kontrapostes
willen nach der der Richtung der Brust entgegengesetzten Seite hin, auch
hier neigen sie sich etwas nach vorne,
Muskeln und Knochen des Brustkorbes,
Falten der Bauchpartie gleich wie in
Pavia zum Ausdruck bringend. Könnte
eine größere Ähnlichkeit zwischen diesen
Figuren bestehen? Spricht aus ihnen allen
nicht deutlich die Hand ein und desselben
Künstlers? Und ist dieser Künstler nicht
ein deutlicher Repräsentant italienischer
Spätrenaissance, die meinetwegen auch
Barock geheißen werden kann, wenn
man diese konventionelle Bezeichnung
nicht lieber für das Zeitalter Berninis auf-
sparen will?
Die in den ornamentalen Partien
reicher ausgestatteten Pavia-Leuchter
bieten aber noch weitere Vergleichsmo-
mente. Auch hier kommt am Leuchter-
schaft ein Puttenreigen vor Abb.
zwar vollplastisch und in der Erfin-
dung gerade bei Monumentalleuchtern
nicht neu, denn Maffeo Olivieri ersann
Abb. 4. Replik eines Engels vom Pavia-Leuch-
ihn schon 1527 für seinen Osterleuchter Wien Sammlung von Auspitz
01'!
im Presbyterium von S. Marco zu Venedig doch für die künstlerische
Auffassung von der Gliederung eines Leuchterschaftes im Cinquecento recht
charakteristisch. Den Girlanden, welche in Preßburg von den Putten getragen
Abb. 5. Replik eines Engels vom Pavia-Leuchter, Wien Sammlung von Auspitz
werden, und
den ähnlichen
Girlanden der
Engelsjünglin-
ge am Sockel
wiederum ein
Moment, das
für die Einheit-
lichkeit des
ganzen Leuch-
ters spricht,
begegnen wir,
zwar in ver-
ändertem Ar-
rangement, in
der Detailbil-
dung jedoch
ganz gleich,
hoch oben un-
ter dem Tel-
ler des Fonta-
na Leuchters
vonPavia wie-
der; die Be-
handlung des
Eierstabes am
oberen Teile
des Preßbur-
ger Leuchters,
die für Bode
nicht Renais-
sance,sondern
Barock" ist si-
cher ganz rich-
tig vom Stand-
punkte iloren-
tinischer Frührenaissance, treffen wir vollkommen gleich in Pavia, ganz
unten, über den Leuchterfüßen; und schließlich die zwischen den Engels-
jünglingen in Preßburg angebrachten Löwenköpfe, die mit dem Rachen die
Girlanden mittragen, kann man in Pavia, auf dem oberen Teile des Schaftes
in merkwürdige greifenähnliche Leiber iibergehend, wiedererblicken.
ula
Ich glaube, dadurch die oberitalienische Herkunft des Preßburger
Leuchterpaares zur Genüge bewiesen zu haben. Freilich bleibt die Frage
offen, wann und wie diese zwei Prachtstücke Fontanas nach Ungarn
gekommen sind, eine Frage, deren Beantwortunguns vielleicht einmal die
Lokalforschung durch Entdeckung einer Urkunde möglich machen wird.
Vorläufig kann ich nur darauf hinweisen, daß Fontana von Haus aus Stein-
Schneider und Medailleur war und daß uns von ihm Medaillen erhalten sind,
die zu Ungarn in Beziehung gebracht werden können. Lomazzo bespricht
in seinem Trattato della Pit-
tura" eine Medaille vonFon-
tana auf Fernando Francesco
d'Avalos, Herzog von Pesca-
ra, gestorben 1571, die auch
von Armand diesem Künstler
zugeschrieben wird? Aber
auch der Künstler, der mit
der Abkürzung ANIB seine
Medaillen bezeichnete und der
nach Milanesi von Armand"
als Annibale Borgognone da
Trento angesprochen wird,
ist, wie es bereits Bolzenthali
getan hat, mit unserem Anni-
bale Fontana zu identifizieren,
was sicher nicht schwerfallen
wird, wenn man die hier noch
zu besprechende Medaille auf
G. B. Gastaldi mit jener
des d'Avalos vergleicht. Die
Medaille auf den Feldherrn
Karls GlOV. Bütt. Gastaldi, Abb. 7. Preßburg, Dorn, Leuchterfuß
Grafen von Piadena, gestorben
1562, hat auf dem Avers um das Porträt des in hohem Alter dargestellten
Feldherrn folgende Aufschrift IO BA CAS CHR CAES FER RO
REG ET BOE RE EXERCIT DVX--ANIB Auf dem Revers ist
eine Landschaft mit einer nackten liegenden Frau, die eine Krone hält,
und eine Waffentrophäe dargestellt. Im Vordergrund eine kleine liegende
Figur, als Personifikation des Flusses Maros. Die Aufschrift lautet TRAN-
SILVANIA-CAPTA--MAVRVSCIVS. Bolzenthal bemerkt darüber Die
Armand, Les Medailleurs imliens, Paris 1883, Band 253, r.
Annand, op. ein, Band x75, x.
Von Annibale Borgognone du Tremo wissen wir nur, daß er Kanonenrohre für die Herzog von
Ferrara gegossen hat und daß er in ihrem Dienste x57 gestorben ist. Gesicherte Medaillen von ihm sind nicht
bekannt. Es liegt aber auch kein Anlaß vor. ihm Medaillen zuzuschreiben.
H. Bolzenthzl, Skizzen zur Kunstgeschichte der modernen Medaillenubeir", Berlin 1840, Seite .162.
JI"
Eroberung von Siebenbürgen, welche durch Gastaldo bewerkstelligt wurde,
fällt in das Jahr 1551; wir zweifeln aber, daß die Schaumünze schon in dem-
selben Jahre entstanden sei." Das hohe Alter des auf der Medaille Dar-
gestellten, ferner der Umstand, daß zu Ehren Gastaldis, der seine letzten
Lebensjahre in Mailand verbracht hat, noch zwei weitere Medaillen von
derselben Hand ausgeführt wurden, die eine mit der Reversaufschrift
LIPPA CAPTA -MAVRYSCIVS,"' die andere mit der Aufschrift CAPTIS-
SVBAC FVSIS REG NAVAR DACIAE ET FOLIM PERSA-
TVRC-DVCE-i", berechtigt die Annahme Bolzenthals, darin ugendwerke
des sonst wenig bekannten Fontana zu erblicken, die er in Mailand für den
greisen Feldherrn Karls V. oder für seine Nachkommen geschaffen hat.
Es ist aber hier nicht beabsichtigt, in Fontanas Schaffen einzugehen.
Ich wollte nur seine möglichen Beziehungen zu einem Feldherrn, der in
Ungarn und Siebenbürgen gekämpft hatte, nicht unerwähnt lassen, um
vielleicht damit dem Lokalforscher einen Weg zu weisen, die Herkunft der
zwei Leuchter von Preß-
burg ermitteln zu können.
ik
Es könnte von dem
Verteidiger der Donner-
Zuschreibung mir Folgen-
des eingewendet werden
die Übereinstimmung mit
den Fontana-Leuchtern in
Pavia sei evident, doch die
Engelsjünglinge der Preß-
burger Leuchter, verglichen
mit den Gestalten des
Donner-Brunnens auf dem
Neuen Markte in Wien und
vor allem mit den Marmor-
engeln am Altar der Preß-
burger Elemosynarius-Ka-
pelle, weisen mit Werken
dieses Künstlers unleug-
bare Berührungspunkte auf,
die zur Annahme führen
können, Donner habe die
Pavia-Leuchter Fontanas
gekannt und für seine
Werke in Preßburg, die
Abb. 6. Replik eines Engels vom Pavia-Leuchter, Wien Sammlung Armand, op. cit., Band x75, z.
V9" AUSPÜZ Arrnand, op. ein, Band 75, 3.
Leuchter inbegriffen, be-
nützt; kurz, die Leuchter
in Preßburg seien Kopien
oder Varianten nach den
Exemplaren in Pavia. Ab-
gesehen von der techni-
schen Beschaffenheit der
PreßburgerStücke und auch
abgesehen von ihrem rein
cinquecenteskenStilcharak-
ter, wäre diese Hypothese
doch ziemlich weit herge-
holt. Es wurde angenom-
men, Donner habe in seinen
Lehr- und Wanderjahren
Italien besucht. Tietze-
Conratf die den Ursprung
des dieses Künstlers Abb. 8. Preßburg, Dom, Leuchlerfuß
ergründen wollte, hat auf
Venedig hingewiesen, ihm sogar in Venedig Werke zugeschrieben.
Dokumentarisches über einen Aufenthalt Donners in Italien fehlt aber
vollkommen. Sein von Tietze-Conrat festgestellter Zusammenhang mit
der Kunst Venedigs kann aber bei der Internationalisierung der Kunst im
XVIII. Jahrhundert und namentlich mit der italianisierenden Kunst- und
Kulturrichtung Österreichs im Settecento auch ohne Aufenthalt in Italien
gedeutet werden. Genug italienische, namentlich oberitalienische Künstler
waren während des XVII. und XVIII. Jahrhunderts in Österreich beschäftigt
und hatten hier neue Kunstformen eingeführt, so daß es nicht schwer fällt,
die italianisierende Note in den Werken Donners damit vollauf erklären
zu können. Und was hindert uns schließlich, gerade in den Preßburger
Leuchtern des Fontana eine Quelle zu erblicken, aus der Donner von
den italianisierenden Vorbedingungen seiner Kunst dazu bestimmt Neues
für seine weitere Tätigkeit schöpfen konnte?
E. Tietze-Conrat, Georg Raphael Donners Verhältnis zur italienischen Kunst", Kunstgeschichtliches
Jahrbuch der k. k. Zentralkornmission, Wien 1907.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sfv VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN Sie
SEZESSION. HERBSTAUSSTELLUNG. Nach langer Pause tritt die Ver-
einigung bildender Künstler Österreichs, Sezession, wieder im eigenen Heim vor das
Publikum. Und als ob die Zwischenzeit, die so manche Lücke in ihre Reihen riß, so manchen
zwang, dem Kriege nachzuziehen, doch wieder auch für andere eine Zeit der Sammlung
und Selbstbesinnung geworden wäre, zeigt die Schaustellung eindringlichere Züge als
49
sonst. Es sind in Kollektionen zusammen-
geschlossene Bilderfolgen in größerer Zahl
wie einst geboten, die zum Gedächtnis ab-
geschiedener und zur besseren Würdigung
lebender Künstler dienen.
In der ersten Gruppesind Franz Hofer
und Heinrich Gollob hervorzuheben. Leider
sind es zwei von den jungen, Hoffnungsvollen,
die nicht mehr schaffen sollen. Franz Hofer,
mit seinen zahlreichen Radierungen, Zeich-
nungen, Bildstudien, war wohl ein feiner
Beobachter und trefflicher Schilderer flüch-
tiger Eindrücke, die tief nachzuwirken ver-
mögen. Tonig und vornehm in der Farbe, zart
und lebendig im behenden Strich. Heinrich
Gollob war in gewissem Sinne derber und
kräftiger veranlagt. Die steirische Landschaft,
das Bildnis sah er stark farbig, aber auch stets
geschlossen und trotz seiner kräftig zugreifen-
den Art blieb er einfach und breit in sicherer
Ruhe.
Unter den Kriegsmalern bringt Oswald
Roux eine Folge farbenschöner Schilderungen
aus dem unruhigen Soldatenleben an der
Front in großer Gebirgsnatur. Anderen gelang
es auch im Kampf, ihre innere Ausgeglichen-
heit zu erhalten; Viktor Hammer ist intim
und fein abgestimmt geblieben. Er hat einen
bäuerlich anmutenden Raum mit Bildnissen
gefüllt, die feinen Geschmack, peinlich korrekte
und saubere Form, die stille, in sich gekehrte
friedvolle Art alter Kunst atmen.
Stärker fühlt man bei Richard Harlfinger
den Nachhall des Krieges. Am kraftvollsten
ist Egger-Lienz mit seinem Sämann und den
Südtiroler Landschaften aufgetreten. Dabei ist
er immer mehr ein Tiroler Hodler geworden.
Unglaublich fruchtbar erscheint Josef
Stoitzner. Wenn manche Trockenheit und
Härte nicht immer wieder den Künstler be-
schweren und hemmen würde, man könnte
sich seiner bestimmten und würdevollen Art vorbehaltlos stets von neuem freuen. In
seiner strengen zeichnerischen Weise, der das Gegenständliche, die Raumschilderung
gewissenhafte Pliichterfullung bleibt, befriedigt zugleich auch das Klare und Erschöpfende
der Darstellung. Nur an der Farbe kann man sich nicht immer freuen. Luft und Duft
der malerischen Erscheinung zaubern eine andere Welt der Farbenfreudigkeit hervor. In
dieser ist Hänisch vollkommen zu Hause. Seine Interieurs aus der Albertina, sonnig und
farbig und dabei doch gegenständlich klar, sind schöne und warme Einblicke in jene Welt
der Farbe und des Wohlklanges. Das ist gute Malerei vor allem andern, der Maler ist
stärker als der Zeichner in ihm. Wer nicht starke Erregungen der Seele, das Tiefste aus
dem Innern zu holen vermag, der wird als sinnenfroher und helläugiger Beobachter der
äußeren Welt der Erscheinung leicht verstanden und dankbar begrüßt werden. Wenn
Abb. g. Preßburg, Dom, Leuchterschaft
innere Wärme, eine poetische Erzählungskunst den Maler über den einfachen Natur-
ausschnitt hinausführen, dann steigert sich in ihm die Beobachtung zum vollen Kunst-
werk. Diesem wird aber nur mehr ein kleinerer Kreis zu folgen vermögen.
EDLITZHALLE. Der Wirtschaftsverband bildender Künstler Österreichs hat
nun seine ständigen Kunstausstellungen. Anfänglich war noch eine ziemlich strenge
Sonderung fühlbar; nach Vereinigungen in Räumen gruppiert, sah man wohl die ver-
schiedenen Parteien nebeneinandergereiht und doch schien es fast, als 0b jede noch von
der anderen etwas abrücken wollte, um selbst in der gemeinsamen Schaustellung einen
besonderen Standpunkt betonen zu können. Später sind auch die letzten Schranken schein-
bar gefallen. Die Mitglieder verschiedener Vereinigungen sind gelegentlich durcheinander-
geworfen worden. Die Kunstwerke sind nach ihrer günstigsten Wirkung und nicht nach
einer Vereinszugehörigkeit untergebracht. Dabei scheint eine kluge Auswahl und erprobte
Ausstellungsgeschicklichkeit am Werke gewesen zu sein.
Diese Beobachtung tut wohl, weil unser öffentliches Kunstleben, weil die Stellung
der Künstler und ihrer Arbeit gegenüber dem kunstfreudigen Publikum so sehr unter Zer-
splitterung litt. Das Publikum will geführt sein, womöglich ohne daß es dies merkt. Und
wenn nach entgegengesetzten Richtungen mit ähnlicher Kraft gewiesen wird, bleibt wohl
der Ratlose lieber ganz unbeweglich und der sonst Bestberatene kann manchmal irre
werden an seinem Glauben.
Die Ausstellungen in der Zedlitzhalle zeigten die Verträglichkeit der Leistungen im
Gegensatz zu mancher Unverträglichkeit der Menschen. Es galt nicht Programme, sondern
Arbeit zu demonstrieren. Diese Arbeit ist durchschnittlich von guter, wenn auch nirgends
von höchster Qualität. Durch den Krieg wurden auch die Künstler aus ihren Geleisen
geworfen. Die in der Heimat weilen konnten, haben im Toben des Geschehens wohl oft
an Produktivität eingebüßt, haben an Glauben zur inneren Berechtigung und Bedeutung
der bisherigen Betätigung, während die Welt in Aufruhr steht, verloren.
Viele aber haben doch die Flamme am eigenen Herd gehütet. Unbekümmert um die
äußeren Weltereignisse vermochten sie noch mit archimedischer Ruhe ihre Kreise
zu ziehen und die Zeit abzuwarten, bis ihre Stimme wieder Geltung erlangt.
Aus solchen Werken und aus Friedensarbeit besteht das meiste von den aus-
gestellten Leistungen. Es ist viel Frauenarbeit dabei und doch wenig von der gewöhn-
lichen mondänen Konvention. Die leere Routine tritt zurück vor der wärmeren, wenn
auch noch so abgedämpften Innerlichkeit jener, die arbeiten, weil ihnen das künstlerische
Wirken ein Lebensbedürfnis ist.
Trotzdem die Parole des Verbandes ein wirtschaftlicher Zusammenschluß ist, fühlt
man nicht oft die Verkaufsabsicht störend hervortreten. Man wird nicht verstimmt, weil
man eine unkiinstlerische Absicht merkt, man wird aber auch nicht fortgerissen durch
ungestüme Kräfte, die nach Ausdruck drängen, und man scheidet mit der beruhigenden
Empfindung, daß es noch viele gibt, die Sammlung zu künstlerischem Schaffen fühlen und
jene Glut in ihrem Herzen hüten, die zeitlos und weltabgewendet von ewigen Strahlen
genährt wird. Daß diese Glut, wenn auch unter der Asche so vieler zerstörter Häuslich-
keiten, Lebensbedingungen und Hoffnungen weiterglimmt, ist Gewinn für die Zukunft.
AMMLUNG LOBMEYR. Wieder kam eine der alten wohlgepflegten und in
manchen Gebieten abgerundeten Sammlungen von Bildern und Handzeichnungen,
die schon durch den Träger ihres Namens großer Popularität sicher sind, unter den
Hammer. Vieles war durch Ausstellungen und Kunstwanderungen weiten Kreisen bekannt
geworden; das gastliche Heim des Besitzers war stets auch den lntimen der Kunst zu-
gänglich, so daß der Inhalt der Sammlung nicht versteckt genannt werden konnte. Und
doch bildet die Durchsicht des reichen Kunstgutes ein Ereignis. Die Makart-Zeit fängt
wieder an, für die Nachkommen Interesse zu gewinnen, und manches Urteil wird in
nächster Zeit revidiert werden, das ungerecht über einzelne Persönlichkeiten zu Gericht
saß. Hier gab Lobmeyrs emsige und wohlwollende Sammelarbeit mit ihrem wienerischen
Einschlag manchen nützlichen Anlaß.
Was aber stärker packt und tiefer greift, ist das geschlossene Bild zweier ganz
bedeutender Wiener Künstler das Bild Pettenkofens und R. Alts. Nur durch persönliche
Freundschaft mit dem vornehmen und in seiner Feinfühligkeit fast bis zur Menschen-
feindlichkeit ablehnenden Künstler und Menschen Pettenkofen konnte eine so reiche
und hochwertige Folge von Ölbildern und Studien des Meisters in einer Hand vereinigt
werden. Sowohl die impressionistische und dabei starke und einfache Art zahlreicher
Studien vor der Natur mit Stift und Pinsel, wie die intime, zur möglichsten Abrundung
und Durchbildung vorgetriebene Art der fertigen kleinen Ölbilder, die den Meister kenn-
zeichnen, waren in der Sammlung Lobmeyr ausgezeichnet und mannigfaltig vertreten. So
trat das Werk des Künstlers Pettenkofen in einem höchst belehrenden, anregenden, genuß-
reichen Ausschnitt hervor, wie man es in keiner öffentlichen Sammlung finden kann.
Man fühlte hier die grüblerische, ins Tiefe dringende, nach Vollendung strebende, bis
zur selbstquälerischen strengsten Selbstkritik ehrlich gewissenhafte Malkunst einer starken
Künstlernatur, die ein Bildwerk-nur als seltene Frucht intensiven Ringens gelten lassen
will. Daneben blühte die warme innige Liebe zur Natur in unermüdlichen sicheren
Beobachtungsstudien, die in ihrer flüchtigen Niederschrift oft schon die Meisterschaft
abgerundeter und erschöpfender Leistung zeigen. Hier die warme, lebenssprühende Frucht
künstlerischer Impression, dort die vollkommene, intensive Verdichtung dieser Eindrücke
zum konzentrierten Ausdruck seines Erlebens.
Ganz anders, aber auch sehr hoch stehend, trat das Werk Rudolf Alts in einer
prächtigen Bilderreihe auf. Wir haben noch die glänzende, imponierende Art in Erinnerung,
mit welcher der bejahrte Meister einer vorwärtsstürmenden jüngeren Generation als Leit-
stern voranschritt. Lobmeyrs Kollektion zeigte uns den werdenden und gewordenen
Meister in prächtiger Fülle. Er war ein Phänomen, das an die griechische Sage von der
Geburt der Athene erinnert, die gewappnet und fertig aus dem Haupt ihres Vaters Zeus
hervortritt. So schreitet auch der selbstsichere, klarsehende, im frühesten Jugendalter reife
Schilderer der Natur, ein Fertiger von frühem Alter an, durchs Leben. Kein selbst-
quälerisches Grübeln, kein Zwiespalt zwischen Naturbeobachtung und Bildschöpfung.
Klar, sonnig, bestimmt und dabei doch so genau, mit der feinsten Kenntnis des
reizvollen Details, in allen Teilen vibrierend von Leben und Naturfreude, dabei stets
bildhaft und abgerundet, so erscheint das Werk Rudolf Alts fast von Anbeginn an. Seine
herrlichen Arbeiten aus dem sonnigen Süden, leuchtend und satt, seine glänzenden, über
alles Schwierige der Darstellung wie spielend herrschenden Bilder aus den Alpenländern,
seine Innenräume und seine Architekturen, denen kein Formenreichtum die Einheit und
Ruhe nimmt, wirken frisch und lebendig, als ob sie heute entstanden wären, und doch sind
sie zumeist mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Eine ganze Folge von Bildern aus der
Krim Südrußland zeigte die vortreffliche Einfühlung in eine ganz fremde Landschaft, die
rasch dem Wanderlustigen ebenso vertraut wird, wie es die eigene Heimat stets war.
Solche Phänomene sind wie die Stützen und Pfeiler hochstrebender Bauwerke, die
Testen Halt gebenden Träger im Gebäude österreichischer Kunst, die stets überzeugend,
beruhigend und Genuß spendend vor uns stehen, wenn wir vor ihre Lebensarbeit treten.
Es ist ein hohes Verdienst des Sammlers, dies empfunden zu haben, und ein wert-
volles Ereignis für jeden wahren Freund der Kunst, wenn plötzlich, zusammenhängend, so
bedeutendes Wirken ausgebreitet vor den Beschauer tritt. Ein sorgfältig gearbeiteter
Katalog mit zahlreichen Bildtafeln und einem erschöpfenden Text von Arpad Weiidgärtner
bot an sich schon wertvolles Material. Die Wirkung spiegelte sich in dem glänzenden
Ergebnis der Versteigerung, an der Galerieleiter, Sammler und Künstler lebhaften Anteil
nahmen. Und wenn auch die Bewertung der Werke nicht immer mit dem Gehalte der-
selben in richtigem Verhältnisse stand, und wenn auch leider kein Gesetz noch den Nach-
o..-
kommen der Künstler einen Anteil an den hohen Wertsteigerungen sichert, so liegt in der
gesteigerten Beteiligung weiter Kreise an solchen Auktionen selbst für die Allgemeinheit
mancher wichtige Vorteil.
IE MARINEBILDERAUSSTELLUNG DES ÖSTERREICHISCHEN
FLOTTENVEREINS. Die Säulenhalle des Österreichischen Museums beher-
bergt derzeit eine Reihe von Bildern und Zeichnungen, deren Inhalt das Wirken unserer
Marine bildet. Aus dem intimen Leben an Bord, aus den reizvollen Zufälligkeiten am Strand
und im Hafen haben Künstler interessante und liebenswürdige Studien vorgeführt. Dann
wieder stellen größere Bilder die ernsten und großen Vorgänge am Meere dar, die den Ruhm
unserer Flotte, ihre Kämpfe und Erfolge allen jenen klar machen, die keine Vorstellung von
der Größe der Ereignisse und der angewendeten Mittel besitzen. Endlich bringt eine Reihe
von Porträten die führenden Persönlichkeiten lebendig zur Anschauung. Das künstlerische
Interesse war hier nicht das Bestimmende. Wenn auch manches Blatt in künstleri-
scher Hinsicht besondere Reize bietet, so ist doch die fesselnde und wertvolle Wirkung
der Ausstellung fast ausschließlich die gegenständliche. Sie regt zum Nachdenken über
die außerordentlichen Leistungen an, die oft nur in wenigen Zeilen eines Kriegberichtes
zusammengeschlossen sind, und wird dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf die außer-
ordentliche Tragweite des Seegeltungsgedankens zu lenken. Diesem zu dienen durch ein-
dringlichen Anschauungsunterricht, ist der wichtigste Grundzug dieser kleinen Schau-
Stellung, die dann von Wien aus in die größeren Landeshauptstädte wandern soll.
KLEINE NACHRICHTEN 51b
WIEN. DREI JAHRE KUNSTLERFÜRSORGE. Das Künsterfürsorge-
komitee Wien, I., Schillerplatz k. k. Akademie, welches seine Tätigkeit am
1. September x9i4 begonnen hat, erstattet Bericht über die drei Jahre seines Wirkens. An
Unterstützungen Beiträgen für Lebensunterhalt und für Zins von Wohnungen und Ateliers
sowie Equipierungsbeiträgen für ins Feld gegangene Künstler wurden bisher 285.288
verausgabt. In rund x25 Sitzungen wurden 5x21 Ansuchen von 797 Künstlern und deren
Familien erledigt. Von den Unterstützungswerbern sind 5x Architekten, x53 Bildhauer
und 593 Maler. Außer den in Not geratenen Wiener Künstlern wurden auch solche in
den Kronländern unterstützt. Ebenso wurde den in Wien lebenden reichsdeutschen
Künstlern, die sich in Not befinden, Hilfe gewährt. Auch unentgeltliche Rechtshilfe wird
erteilt. Die Spesen der Gesamtverwaltung während der drei Jahre betrugen nur K.
Die Mittel des Komitees wurden durch Sammlungen aufgebracht, deren Fortsetzung
dauernd geboten ist. Dem Komitee gehören Hofrat Dr. Leisching als Präsident, Rektor
von Hellrner und Professor Darnaut als Vizepräsidenten und als Mitglieder die Herren
Professor Adams, Prorektor Bacher, Professor Breitner Schriftführer, Hänisch,
Regierungsrat Hoffmann, Dr. Junk, Keller, Baron Krauß, A. Nowak, Präzeptor Geschäfts-
führer, Ranzoni, Direktor Hofrat Roller, Professor Schmutzer, Schram und Dr. Schück
Rechtsbeistand an.
IEN. KRIEGSSTAMMBUCH DER STADT WIEN." Ein handlicher
Band vereinigt die handschriftlichen Widmungen, welche der Gemeinde Wien für
einen patriotischen Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Die gekrönten Häupter der
Zentralmächte, Fürsten, ihre Heerführer und Staatsmänner, die Bürgermeister der Resi-
denzen haben zumeist nicht nur ihre Unterschrift gegeben, sondern auch Sentenzen,
Wahlsprüche und Gedanken handschriftlich beigefügt. Die begleitenden Porträte sind
Herausgeber Gemeinde Wien. Verlag Gexlach und Wiedling.
nach photographischen Aufnahmen hergestellt. So zieht eine große Folge bedeutender
und berühmter Namen an uns vorüber, deren Klang uns mehr durch die Eigenart der
Schriftzüge und Äußerungen als durch das Lichtbild lebendig wird. In der Schrift liegt oft
viel von der Persönlichkeit des Schreibers. Manches auch in der Wahl der Worte. Darum
wird diese Sammlung sicher ihre Freunde finden und wird alle jene interessieren, die "den
aktiven Kräften des großen Ringens auch eine persönliche Teilnahme entgegenbringen,
die mehr von ihnen zu erfahren strebt, als der Fernstehende leicht erreichen kann.
IE GRIECHISCHE PLASTIK VON EMANUEL LOWY. Von diesem
Handbuch, dessen Erstausgabe bereits in diesen Blättern XIV, x91 Seite 32 u. f.
durch Josef Folnesics gewürdigt wurde, ist vor kurzem eine zweite Auflage" erschienen.
Die Scheidung in einen Textband und einen mit zahlreichen, allerdings sehr stark auf ein
Zwanzigstel der Originalgröße verkleinerten Abbildungen versehenen Tafelband hat sich
sicherlich als sehr praktisch erwiesen für eine gut orientierende und übersichtliche Dar-
legung der künstlerischen und historischen Entwicklung der griechischen Plastik. Und
wenn die Bilder auch recht klein sind, so erfüllen sie dennoch den Zweck der augen-
blicklichen Orientierung; sie sind doch mehr oder weniger nur Erinnerungsbilder an
schon bekannte Werke, die außerdem dern Suchenden sehr rasch und mühelos anderwärts
zur Verfügung stehen. Den I-Iauptwert des Büchleins bildet die vortreffliche und klare Ein-
führung iin das augenblickliche Wissen der Archäologie von der hellenischen Plastik. Im
Mittelpunkt der Darstellung stehen die machtvoll führenden Meister, ein Phidias, Skopas
und Praxiteles, die den allgemein gültigen und verehrten Typus des Griechentums in der
Kunst geschaffen haben. Nach rückwärts in die Anfänge hinunter und hinauf in die Folge-
zeit legt die Darstellung Löwys Zusammenhang und Verbindung vollkommen klar und
erkenntlich dar. B.
ETER FLETTNERS HOLZSCI-INITTE. Im Anscblusse an seine im
x67. Hefte der Studien zur deutschen Kunstgeschichte" Straßburg, J. 1-I. Ed. Heitz
begonnene eingehende Untersuchung des Holzschnittwerkes Peter Flettners führt Heinrich
Röttinger im x86. Hefte der genannten Sammlung die kritische Sichtung der Holzschnitte
dieses Nürnberger Meisters zu Ende. Röttinger bespricht in seiner neuesten überaus gründ-
lichen Arbeit zunächst die Holzschnitte zu den Zwölf ersten deutschen Königen" des
Burchard Waldis Nürnberg, Guldenmundt, 543, deren erster das Monogramm Peter
Flettners trägt, von denen er jedoch Flettner nur zwei beläßt, die übrigen aber Erhard
Schön, Virgil Solis und Hans Brosamer zuteilt, weiters die namentlich durch Graf Breunner-
Enkevöerths Publikation bekannte Folge der Landsknechte, von der er übrigens nur zwei
Blätter I. und III. des erwähnten Werkes als Originalarbeiten Flettners gelten läßt.
Hierauf behandelt Röttinger eine Reihe bisher Flettner zugeschriebener Holzschnitte und
stellt dann eine Anzahl unbeschriebener, zumeist für Flugblätter entstandener Arbeiten des
Künstlers zusammen. Schließlich gibt er unter gewissenhaftester Benützung der bezüg-
lichen Literatur ein 70 Nummern umfassendes Verzeichnis aller in Originalen oder in
Kopien erhaltenen echten Holzschnitte Peter Flettners. x8 Abbildungen nach bisher nicht
reproduzierten Holzschnitten Flettners sind der für einschlägige Studien ungemein förder-
lichen und höchst verdienstlichen Arbeit angefügt. Rr.
EINE TYPOGRAPHISCI-IE MÜSTERLEISTÜNG ist neuerlich aus der
Abteilung für Kriegsinvalide der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in
Wien hervorgegangen, eine Auswahl von Richard Schaukals Kriegsliedem aus Oster-
reich". Das äußerst gefällige Büchlein ist als einmaliger Privatdruck in nur 300 numerierten
Exemplaren hergestellt worden.
Zwei Bände. Band Text, Band II mit Abbildungen auf Tafeln. Leipzig, Klinkhardt und Biermann.
595
Gleichzeitig erschien im k. k. Sehulbücherverlage in Wien ein l-Ieimat" betiteltes
Heftchen mit x3 Skizzen und Erzählungen aus Schaukals Werken Großmutter-W Die
Märchen von Hans Bürgers Kindheit" und Das Buch Immergrün", Erinnerungsbilder aus
des Dichters Jugendleben. Das Heftchen ist zunächst bestimmt, in größerer Anzahl an die
Soldatenheirne abgegeben zu werden.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50'
USZEICI-INUNGEN. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Aller-
höchster Entschließung vom 16. August d. J. den Kuratoriumsmitgliedern Minister
a. D. und Statthalter a. D., Geheimen Rate Erich Grafen Kielmansegg und dem Präsidenten
der niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer, Mitgliede der Staatsschulden-
Kontrollkommission Paul Ritter von Schoeller das Kriegskreuz für Zivilverdienste erster
Klasse allergnädigst zu verleihen geruht.
ERSÜNALNACHRICHTEN. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit
Allerhöchster Entschließung vom 16.August d.j. den Vizedirektor des Österreichischen
Museums, Privatdozenten an der Universität in Wien, Regierungsrat Dr. Moritz Dreger zum
ordentlichen Professor der Kunstgeschichte an der Universität in Innsbruck allergnädigst
zu ernennen geruht.
Der Minister für öffentliche Arbeiten hat den Regierungsrat Dr. Dreger mit Ende
September von der Stelle des Vizedirektors am Österreichischen Museum enthoben und
ihm bei diesem Anlasse für seine vieljährige ausgezeichnete Dienstleistung den wärmsten
Dank und vollste Anerkennung ausgesprochen.
Der Minister für öffentliche Arbeiten hat den Kanzlisten am Österreichischen Museum
Hubert Slouka zum Kanzleiofiizial ernannt.
ARINEBILDERAUSSTELLUNG DES ÖSTERREICHISCHEN
FLOTTENVEREINS. Am 19. Oktober um Uhr Vormittags wurde im
Säulenhofe des Österreichischen Museums die unter dem Protektorate Seiner Majestät
des Kaisers veranstaltete Marinebilderausstellung des Österreichischen Flottenvereins
durch Seine k. und k. Hoheit Herrn Erzherzog Karl Stephan eröffnet.
Zu der Eröffnungsfeier hatten sich eingefunden vorn Präsidium des Österreichischen
Flottenvereins der Präsident General der Infanterie Freiherr Woinovich von Belobreska
mit den Vizepräsidenten Konteradmiral Rudolf Grafen Benigni, Konteradmiral Schanzer
und Konsul de Pottere sowie zahlreichen Mitgliedern des Vereinsvorstandes. Ferner waren
erschienen Ihre Exzellenzen Minister für Kultus und Unterricht Dr. Cwiklinski, Minister
für Landesverteidigung Feldrnarschalleutnant von Czapp, in Vertretung der deutschen
Botschaft Botschaftssekretär Prinz Erbach, der Stellvertreter des Chefs der Marinesektion
Konteradmiral Rodler, Feldmarschalleutnant von Dani, Kogteradmiral I-Iauser, Minister
a. D. Dr. Freiherrlvon Engel, Sektionschef a. D. Dr. Adolf Müller, Linienschiffskapitän von
Khüpach, Linienschiffskapitän Schramm, Korvettenkapitän Freiherr von Ramberg, in
Vertretung des Polizeipräsidenten Polizeirat Spielvogel, der Vizepräsident des niederöster-
reichischen Landesschulrates Ritter von Braitenberg, Korvettenkapitän Gabler, Oberst
Bäumer, die Universitätsprofessoren Dr. Oberhummer und Wahle, vorn Österreichischen
Museum Hofrat Dr. Leisching, Regierungsrat Ritter, Kustos Dr. Schestag und Amanuensis
Dr. von Schönbacb, in Vertretung der Künstlergenossenschaft Baurat Seidl und Maler
Quincy Adams, vom Kriegspressequartier Oberst Schramrn, Oberst Reich und Oberleutnant
Zeirner, die Maler Professor Puchinger, Krauß, Alexander, in Vertretung des Wiener
Kunstgewerbevereins Maler Falkenstein, für das Kriegsfürsorgeamt Rittmeister Salvatori
und zahlreiche andere Persönlichkeiten.
Um xi Uhr erschien Seine k. und k. Hoheit Herr Erzherzog Karl Stephan und wurde
vom General der Infanterie Freiherrn von Woinovich, Landesverteidigungsminister Feld-
marschalleutnant Czapp, Konteradmiral Rodler und Hofrat Leisching empfangen und in
den Säulenhof geleitet.
General der Infanterie Freiherr von Woinovich hielt sodann an den Erzherzog
folgende Ansprache
Seine k. und k. Apostolische Majestät als Allerhöchster Protektor des Öster-
reichischen Flottenvereins haben allergnädigst geruht, Eure k. und k. Hoheit mit Aller-
höchstseiner Vertretung bei der Eröffnung der Marinebilderausstellung zu betrauen. Diese
Ausstellung, welche eine Sammlung von Bildern unserer heimischen Marinemaler enthält,
soll die Taten, welche unsere ruhmreiche Flotte während des Weltkrieges vollbracht hat,
unserer Bevölkerung vor Augen führen. Sie soll all denen, die nicht Gelegenheit hatten,
die Leistungen unserer Flotte und das Seeleben überhaupt kennen zu lernen, Gelegenheit
bieten, sich durch eigene Anschauung von der Art und dem Umfange der Tätigkeit unserer
Macht zur See ein Bild zu machen. Namhafte Künstler haben ihre Werke beigestellt und
in musterhaften Darstellungen die Taten unserer Flotte festgehalten. Doch auch so
manchem jungen, frisch aufstrebenden Talent soll durch diese Ausstellung Gelegenheit
geboten werden. in weiten Kreisen bekanntzuwerden. Indem ich Eurer k. und k. Hoheit
für höchstderen Erscheinen den untertänigsten Dank sage, bitte ich, gnädigst geruhen zu
wollen, die Marinebilderausstellung zu eröffnen."
Seine k. und k. Hoheit Herr Erzherzog Karl Stephan erwiderte
Als begeisterter, einst aktiver Marineoffizier ist es mir eine besondere Auszeichnung,
bei der heutigen Feier Seine Majestät unseren allgeliebten Monarchen vertreten zu dürfen.
Der Allerhöchste Protektor verfolgt mit lebhaftem Interesse die sichtlichen Erfolge
des Österreichischen Flottenvereins in dem Bestreben, unsere bewährte ruhmreiche
Flotte in den breiten Schichten der Bevölkerung volkstümlich zu machen und unsere
Marine zu jener Geltung zu bringen, die ihr so reichlich gebührt. Ich spreche allen, die
sich um das Zustandekommen der Ausstellung bemüht, sowie den sie beschickenden
Künstlern den Dank des Kaisers und Königs aus und entbiete allen Anwesenden Aller-
höchstseinen kaiserlichen Gruß.
Im Namen Seiner Majestät unseres allergnädigsten Kaisers und Königs und Herrn
erkläre ich die Marinebilderausstellung des Österreichischen Flottenvereins für eröffnet."
Hierauf begann der Erzherzog den Rundgang durch die Ausstellung, sprach das
Präsidium des Österreichischen Flottenvereins an und ließ sich die anwesenden, an der
Ausstellung beteiligten Künstler vorstellen. Nach einstündigem Aufenthalt verließ der
Erzherzog die Ausstellung.
Ihre k. und k. Hoheit Frau Erzherzogin Maria Josepha hat am 20., Ihre k. und k.
Hoheiten Frau Erzherzogin Maria Annunziata und Elisabeth, Prinzessin von und zu
Liechtenstein haben am 28. Oktober die Ausstellung besichtigt.
Die Ausstellung ist an Wochentagen von bis Uhr, an Sonn- und Fgigrfagen von
bis Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
IE AUSSTELLUNG DER GEWERBLICHEN KRIEGSINVALIDEN-
SCHULEN wurde am 3x. August geschlossen.
BESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden in den Monaten August und September von 8.287 Personen, die Bibliothek
von 2.273 Personen besucht.
JVJ
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 54b
TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ASTI-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICI-IER UNTERRICHT so-
BERINGER, j. A. Volkskunst im Schwarzwald. De-
korative Kunst, juli.
HOCHE, P. Vorn Kulturwert des Werkunterrichts.
Innen-Dekoration, Juli-Aug.
jAUMANN, A. Freie Raumkunst. Innen-Dekoration,
Sept.
K. M. Vom neuen Kunstgewerbe. Innen-Dekoration,
Juli-Aug
RATH, A. Zur Ästhetik des Kunstgewerbes. Hand-
werker-Zeitg, Aug., Beil.
SEGMILLER, L. Kunstgewerbliche GeschmackserzieA
hung. Stickerei- und Spitzen-Rundschau. Sept.
STAUDHAMER, S. Beleuchtungskörper, kirchliche
Kleinkunst und die christlichen Künstler. Die
christliche Kunst, April.
WINTER, F. Einführung ins Kunstverständnis in der
Mittelschule. Zeitschr. für Zeiehen- und Kunst-
unterr., Aug.7Sept.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
Bäder einst und jetzt. Zum Neubau des Bades Kissin-
gen. Die Plastik. 1917, 6.
BETHGE, H. Paul Scheurich. Die Kunst für Alle,
XXXII, 19-20.
BODE, W. v. Neuerworbene kleinplastische Arbeiten
von Meister B. G. und von Georg Schweigger.
Arntl. Berichte aus den König. Kunstsarnml. in
Berlin, Mai.
DOERING, O. Wettbewerb für eine Kreuzigungs-
gruppe in Trier. Die christliche Kunst, juni.
GOLDSCHMIDT, F. Deutsche Porträtreliefs um 1800.
Amtl. Ber. aus den Königl. Kunstsamrnl. in
Berlin, juli.
Zwei Adriaen de Vriessche Reliefs. Amtl. Berichte
aus den Königl. Kunstsamml. in Berlin, Mai.
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Gedenktafeln. Deutsche Kunst und Dekoration,
Sept.
HÄUSELMANN, j. F. Entwürfe von Karl Pullich-
Stuttgart. Innen-Dekoration, juli-Aug.
HEILMEYER, A. Hans Taschner. Die Plastik 1917,
JESSEN, P. Baukunst
Juli.
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Krieger-Grabmal, Das, auf dem Ehrenfriedhof zu
Douai. Die christl. Kunst, juni.
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grahes. Monatshefte für Kunstwism, Auge-Sept.
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PALLMANN, Zum Thema "Heldenhaine". Deutsche
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PATZAK, B. Ein unbekanntes Altarwerk des,Frat.er
Christoph Tausch, S. j. Die chnstl. Kunst, juni.
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Dekorative Kunst. Aug.
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TREU. G. Bildwerke von Robert Diez am Dresdner
Albertinum. Zeitschr. für bild. Kunst, Aug.
VAN DER SLUYS. C. Bouwaardewerk en Bouwheelds
werk von Willern C. Brouwer. Onze Kunst, Juni.
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ZETZSCHE, P. Berliner Kirchenbauten.
Architekturwelt, XlX, 8-9.
Berliner
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so
FEUERSTEIN, H. Der Monogrammist M. W. und der
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wiss., juli.
KLEINSCHMIDT, B. Zwei romanische Kruzifixe in
S. Chiara zu Assisi. Zeitschr. für christl. Kunst,
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Neuerwerbung. Eine, der Münchener Staatsbibliothek.
Die christl. Kunst, Juni.
OIDTMANN, H. Die Ausstattung einer St. Elisabeth-
kirche mit Glasmalerei. Zeitschr. für christl.
Kunst. xxx, 5.
WÖRNDLE. H. v. Übersicht über Fiihrichs Schaffen.
Die christl. Kunst, juni.
1v. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
FESTE. LEDER- UND BUCH-
BINDERARBEITEN
A. R.-R. Bemerkungen zu einigen neuen Arbeiten von
Emmy Zweybrilck. Deutsche Kunst und Dekora-
tion, Sept.
BONNER, M. Einiges ilber alte Klöppelspitzen.
Stickerei- und Spitzen-Rundschau, Sept.
EBERHARDT, L. Atzverfahren für Batikarbeiten der
Stuttgarter Kunstgewerbeschule. Stickerei- und
Spitzen-Rundschau, Sept
E. H. Neue Stode für Raumkunst. Dekorative Kunst,
uli.
HABJICPiT, V. C. Die Gobelins im Rittersaal des
Domes zu Hildesheim. Monatshefte für Kunst-
wiss., juli.
j. A. L. Festschrnuck liir die Königs-Krönung in
Budapest. Innen-Dekoration, Juli-Aug.
jAUMANN, Affextilkunst als Heirnindustrie. Stickerei-
und Spitzen-Rundschau, Aug.
Verfall der Volkstrachten im Osten. Stickerei-
und Spitzen-Rundschau, Sept.
50
386
JESSEN, J. Arbeiten der deutschen Spitzenschule
Berlin. Stickerei- und Spitzen-Rundschau, Aug.
Florence Jessie Hösel. Stickerei- und Spitzen-
Rundschau, Juli.
Künstlerische Kinderkleider. Stickerei- und Spit-
zen-Rundschau, Sept.
MARTELL, P. Vivatbiinder. KunstgewerhebL, Aug.
MULLER-WULCKOW, W. Bedruckte Stoffe der
oherhessischen Leinenindustrie. Deutsche Kunst
und Dekoration, Juli.
MUSCHWECK, T. Die künstlerische Handarbeit in
EIsaß-Lothringen. Stickerei- und Spitzen-Rund-
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REISEWITZ, G. Stoilbroschen von Frau Valy Busch-
mann-Dresden. Stickerei- und Spitzen-Rundschau,
Aug.
SCHÄFIQR, E. Die textilen Künste in der Antike.
Stickerei- und Spitzen-Rundschau, Juli.
SCHULZE, O. Der Kunstbuchbinder Johann Rudel.
Die christl. Kunst, April.
WESTI-IEIM, P. Stickerei und Spitzen im Wohnraum.
Innen-Dekoration. Sept.
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KUNSTEso
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DANHELOVSKY, K. Die Bilderheilagen zu Bäuerles
Theaterzeitung". Internat. Sammler-Zeitung,
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DOERING, 0. Wettbewerbe Fiir zwei Diplome. Die
cliristl. Kunst, Juli.
FRIEDLÄNDER, M. J. Max Lieberrnann als Radierer.
Zeitschr. für bild. Kunst, Juli.
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kamp. Onze Kunst, Juli.
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Exlibris-Gesellscln, XV, 1.
Karl Sterrer. Österr. Exlibris-Gesellsclm, xv, 1.
Rudolf Geyer. Österr. Exlibris-Gesellsch, XV, 1.
Österr. Exlibris-Ge-
Österr.
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MARTELL, P., s. Gr. IV.
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Exlibris-Gesellsch, XV, 1.
Über Bernhard Riedels Linoleumschnitte. Österr.
Exlibris-Gesellsch, XV, 1.
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srücxrzcnsnc, E. A. Vermeintliche Exlibris.Öste1r.
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wöxnncn, u. v., s. Gr. m.
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Dekoration, Juli-Aug.
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. so-
GOLDSCHMIDT, F., s. Gr. n.
KÜSTER, 3., s. G1. n.
STIERLING, 1-1., s. Gr. 11.
IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNST w.
GOLDSCHMIDT, F., s. Gr. II.
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Eynatten in der Nikolaus-Kapelle des Aachener
Münsters. Die christl. Kunst, April.
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GRAPHIE. MUSEOGRAPHIE so
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BASEL
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DRESDEN
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Riistltamrner. Zeitschr. filr hist. Watfenlrunde,
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EMMERICH
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Museumskunde, XIII, riz.
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WEIMAR, W. Die Aufstellung der Sammlung
von Diapositiven im Hamburger Museum filr
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LEIPZIG
SCHULZE, F. Das stadtgeschichtliche Museum
zu Leipzig. Museumskunde, XIII, 1-2.
SOFIA
KAZAROW, G. Das Archäol. Nationalmuseum
in Sulia. Museumskunde, XIII, 1-2.
WIEN
KURTI-I, B. Die Buchkunstausstellung der k. k. Hof-
bibliothek. Österr. Exlibris-Gesellsch, XV, 1.
Alle fiir Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, Stuhenring zu richten. Fiir die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
CH DGCRCRSGQSCH
K.U.K. PHOTOCH EMIGR.
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ILIIEN XVIX1.
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Ellex. Ilehr
Reighenhgier "i'd Kunitidlloiierei
WIEII IX. Bezirk
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IIIODERIIE
CIICIICIUICIDISIDICIDIOIEIICI IGIUICIDICIDIOIDICIDICICIICIDIOIDICIDIQUÄDÜIIQEIICIDICIUIDICIDIQI
IM VERLAGE VON ARTARIA Co., WIEN, ERSCI-IIEN
JOSEF FÜHRICH
VON DR. MORIZ DREGER. I-IERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM FUR KULTUS UND
UNTERRICHT
IIOIDICIÜICIDICIDICIDQDICIDQIUCIDIIIIÄUIDICIDIDID1UÖDIOIDiDIOIEIICICICIDICIDIQCI
Textband. 4". 17 Bogen mit 45 Illustrationen in Lichtdruck
und Zinkätzung, davon farbig. Tafelband im Formate
4536 Zentimeter, mit 60 Tafeln in Lichtdruck und Heliogra-
vüre. Einmalige Ausgabe in 500 Exemplaren und 65 un-
verkäuflichen Dedikationsexemplaren. Subskriptionspreis
Pur beide Teile gebunden in Original-I-Ialbleinenband 96.
Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
CIDIÖUIOIDICIDICIICIQ
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom
k. k. Ministerium Pur Kultus und Unterricht herausgegebenen
Serie von Werken, die das Schatten hervorragender österrei-
chischer Künstler in musterhaften Wiedergaben und in monu-
mentaler Weise zur Anschauung bringen sollen. Der Verfasser,
Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger, Dozent an der Wiener
Universität und an der Akademie der bildenden Künste in
Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäftigt und konnte
bisnun ganz unbekannte Qgellen benützen. Der Tafelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht
unmittelbar nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
IDIGIDIQDIOIDQIIICIDCIDQIDIG.
10;92mwznv0Qcnotuwxaßu90ocxouwtuauauauouonaucuwurauozu E110
JOSEF FÜHRICI-IS WERKE
nebst dokumentarischen Beitra en und Bibliographie, gesammelt von
HEINRICH VON WOERIfD LE unter Mitwirkung von ERICH
STROHMER. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht mit Abbildungen. Preis broschiert 15, in Original-
Leinenband 16-50. Dieser Oeuvre-Katalog" bildet die Ergänzung
zu der oben angezeigten großen Monographie. Beide Werke sind zu
beziehen durch alle Buch- und Kunsthandlungen sowie durch den Verlag.
CIIQIUICICIIOIÜIOIÜICICIIÖCIIQDIQICI
oQuäuwzuQnyuQnwnßnäuwzuyuouannmmuotuäuonnnwznotuwzuwuwnh
DIE WIENER PORZELLAN-
SAMMLUNG KARL MAYER
KATALOG UND HISTORISCHE
EINLEITUNG VON J. FOLNESICS
ERSTER VIZEDIREKTOR DES K. K. ÖSTERREICHISCHEN
MUSEUMS FÜR KUNST UND INDUSTRIE
Die umfassende Bedeutung dieser Sammlung ließ es berechtigt erscheinen, dem
eigentlichen Katalog eine historische Einleitung vorangehen zu lassen, die in großen
Zügen an der Hand der vorhandenen Objekte ein Bild der geschichtlichen Entwicklung
der Wiener Porzellanfabrik vor Augen führt und die Bedeutung der einzelnen besonders
hervorragendenObjek-
te klarlegt. Sie stammt
aus der Feder des Mit-
arbeiters an der 1907
erschienenen bereits
vergriffenen umfang-
reichen Geschichte der
Wiener Porzellanma-
nufaktur, des ersten
Yizedirektors am k. k.
Ostcrreichischen Mu-
seum, Regierungsrates
JOSEF FOLNESICS,
und ist mit 86 Tafeln
versehen, die uns 220
dererlesensten oderge-
schichtlich bedeutend-
sten Stücke der Samm-
lung vorführen. Davon
sind 20 Tafeln teils in
Farbenlichtdruck, teils
und 86 Volltafeln, davon 10 Farbenlichtdrucke, 10 farbige
Lichtdrucktafeln. DER
in farbigen Autotypien
von LOWY ausge-
führt, welche die cha-
rakteristische Farben-
wirkung der Originale
mit bisher kaum er-
reichter Treue veran-
schaulichen.
Das Werk er-
scheint im Format die-
ses Prospektes in ei-
ner auf 350 Exempla-
re limitierten Auflage,
von welcher SOOExem-
plare mit den Num-
mern bis 300 in den
Handel gelangen.
Der in Leder ge-
bundene Band enthält
etwa 20 Druckbogen
Text auf Büttenpapier
Autotypien und 66 einfarbige
UBSKRIPTIONSPREIS FUR EIN GEBUNDENES
EXEMPLAR BETRÄGT 100- M. 85'-. DIE ERHÖHUNG DES LADEN-
PREISES NACH ERSCHEINEN DES WERKES IST VORBEHALTEN.
Subskriptionen werden von allen Kunst- und Buchhandlungen entgegengenommen
sowie vom Verlag
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