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franziszeischen Zeit lange Zeit unterschätzt worden. Wenn man heute ihren
rasch verschwindenden Spuren folgt, ihre Ehrenrettung ins Werk setzt,
so ist die inzwischen gestürzte, den Epigonen aus dem Gedächtnis ge-
schwundene Baukunst „von Amts wegen" nicht gerade derAnziehungspunkt.
Mit dem Chaos, das nach der Befreiung von amtlicher Bevormundung
allmählich anwuchs und schließlich in eine ganz neue, strengere Bau-
gesinnung ausmündete, der wir heute zustreben, ist uns eine genügende
Distanz gegeben, die ein gerechtes Urteil ermöglicht.
Auch wir fühlen wieder ein Bedürfnis nach Einfachheit und Strenge,
nach Ordnung und Zielsicherheit und da liegt es wohl nahe, uns mit diesen
Franzensbad, Franzensbrunnen, alter Zustand
Qualitäten zu beschäftigen, die unsere .Vorfahren durch ein halbes Jahr-
hundert hindurch festzuhalten vermochten. Auch ihnen ist dieses Bedürfnis
durch ein maßloses und Willkürliches Überschreiten natürlicher Grenzen
geweckt worden, dem sie energisch entgegentraten. Und wenn wir der
immer ruhiger, immer bescheidener, wenn auch trockener werdenden Bau-
gesinnung nachfühlen, so muß dabei der Umstand wohl berücksichtigt
werden, daß jene Zeit für starke künstlerische Persönlichkeiten keinen
besonders günstigen Boden bereitete.
Es ist in diesen Blättern schon früher „der Kunst vor hundert Jahren"
durch E. Leisching mit Wärme eine Lanze gebrochen worden. Auf allen
Gebieten der Kunst und des Kunstgewerbes dieser Zeit wurden vom Autor
Zusammenhänge aufgedeckt, Namen, Daten und Persönlichkeiten heraus-
geholt, die der Vergessenheit rasch anheimgefallen sind. Einem Bau-