mit seinen Vorderfüßen das Monstranzengehäuse, welches als Krönung einen großen, auf einem Stifte aufsteckbaren steirischen Herzogshut trägt. Das ganze sinnreiche Gebäude stellt eine Monstranz vor. Nimmt man die Deck- platte herab, so hat man einen Kelch, der mit dem von der Monstranz ab- genommenen I-Ierzogshut zugedeckt werden kann und dann ein Ziborium vorstellt. Meister Strohmayr hat jedenfalls seine Aufgabe so gut als möglich zu lösen verstanden. Der elegant geformte, schön gegliederte Kelch ist ganz vergoldet und mit aufgelegten, getriebenen, ziselierten, weiß gebliebenen und sehr schön geschwungenen Blattranken und Engelköpfen überkleidet. Am Fuße befinden sich sechs Emailplättchen, von welchen eines ein Chronogramm, welches auf das Jahr 1694 hinweist, enthält; die fünf anderen Emailplatten tragen rot auf weiß die komplizierten Wappen des Präsidenten und der vier Verordneten des Landes aus dieser Zeit. Um das ovale Monstranzengehäuse schwingen sich zierliche Blattranken mit Blüten und Fruchtfestons, über welchen zwei liebliche Putten schweben, die mit ihren Händchen auf den über dem Ganzen thronenden I-Ierzogshut hinweisen. Die Stilisierung und Ausführung des Ganzen bekundet eine geschickte Meisterhand. Außer diesem Stücke findet sich in der Grazer Domkirche ein 4'5 Meter langes und 0'138 Meter hohes, dreiteiliges, aus starkem Silberblech getriebenes und auf roten Plüsch aufgelegtes Antependium, welches in schwungvoller Zeichnung um das Jesusmonogramm sich windende, stilisierte Blattranken darstellt, in denen sinnreich verteilt Blumenkörbe und Engelköpfchen eingelagert sind. Diese auf Seite 63 abgebildete Arbeit und ein einfacher Kelch aus St. Jakob bei Fernitz mit einer Widmung aus dem Jahre 1701 tragen den steirischen Panther als Beschauzeichen und die Meistermarke I. S. in anderer Um- randung wie der Monstranzenkelch vom Taubstummeninstitut. Da die schwungvolle Zeichnung des Antependiums an den Monstranzen- kelch erinnert, kein Silberarbeiter dieser Zeit die Anfangsbuchstaben I. S. trägt und die Erfahrung zeigt, daß die Goldschmiede während ihrer Tätig- keit wiederholt die Umrandung ihrer Meisterzeichen veränderten, dürften auch diese zwei Arbeiten unserem Johann Friedrich Strohmayr zuzusprechen sein. Ich bemerke aber, daß zu dieser Zeit auch zwei Goldarbeiter in Graz tätig waren, die die Anfangsbuchstaben J. S. führten. Es sind dies Johann Jakob Schober, der von 1698 bis etwa 1720, und Johann Jakob Schischeckh, der von 1697 bis 1743 sein Handwerk trieb. Da es in Graz aber üblich war, daß ein Goldarbeiter nur Goldwaren und ein Silberarbeiter nur Silbergegen- stände erzeugen durfte und die Goldschmiede zähe an diesem Brauche festhielten, kann nicht angenommen werden, daß einer von diesen oder der Goldarbeiter Johann Heinrich Spangenberg, der von 1698 bis etwa 1747 r tätig war, der Erzeuger der genannten zwei Stücke ist. Schober war durch eine Reihe von Jahren Unter- und später Obervorgeher, während Spangen- berg von 1722 bis 1725 das Obervorgeheramt bekleidete. Schischeckh war zeitlebens ein armer Mann und starb im Bürgerspital.