82 lerische Temperament der kleinen Bronze in letzter Linie auf Michelangelo zurück, eben- so wie die beiden „Tugenden" des Porta von den Liege- figuren Michelangelos auf den Mediceer-Gräbern abzuleiten sind. Nach Burkhards „Cice- rone" (II. r. 2., g. Auflage, Seite 554) befinden sich übrigens im großen Saale des Palazzo Famese noch zwei weitere Figuren dieser Art von der Hand des Guglielmo della Porta, die gleichfalls ursprüng- lich für das Grabmal des Papstes bestimmt waren; sie müßten auch mit der Bronze- iigur zu Prag verglichen wer- den, die wir ebenfalls wohl als eine Tugendgestalt, und zwar als eine „Caritas" anzu- sehen haben. Was die kleine Bronzegruppe an Unmittelbar- keit und natürlicher, reizvoller Schlichtheit vor den großen Liegefiguren des Porta voraus hat, ist durch ihren näheren Zusammenhang mit der Natur erklärt. Abb. 4. Holzrelief nach Lucas van Leyden, x5z4 (Galerie des Denn Während die gfoßen 6mm Nom" i" h") Liegefiguren des Grabmals unter dem mächtigen Drucke Michelangelos „eine klassisch idealisierende Abprägung" erhalten haben, wie A. E. Brinckmann treffend gesagt hat, ruht die schöne kleine Bronze als direktes Aktrnodell auf der sicheren Linie der frischen und einfachen Natürlichkeit. Sehr beachtenswert ist ein Buchsrelief in einem wohl nicht viel später geschnitzten Rahmen aus Pappelholz (Abb. 4, Aufnahme in Originalgröße), das auf der Rückseite in alter Tinte folgende Aufschrift trägt: „Idolino fatto da luca de Leiden nel 1524". Wir erblicken auf einem profilierten vierseitigen Postament, das die Jahreszahl 1524 in arabischen Ziffern trägt, einen auf einer Muschel sitzenden, nach links gewendeten nackten, kräftigen, hart- losen Mann, der in der Linken einen skelettierten Tierkopf und in der Rechten ein gewundenes gotisches Zepter hält; die langen Haare sind