Gartengrundstück läßt sich ökonomischer einteilen; seine durchlaufende Fassade, nicht
zerrissen von der sinn- und zweckwidrigen Zäsur des stereotyp wiederkehrenden Bauwichs,
gibt in stadtbaulicher Hinsicht trefflich geschlossene Straßenwände. Nur an hervorragenden
Stellen des Siedelungsplanes ist das Einzelhaus, als etwas Einzigartiges und Besonderes,
zu errichten.
Was die Innengestaltung des Kleinhauses angeht, so hat hier selbstverständlich in
noch gesteigertem Maß der Grundsatz der Sparsamkeit zu walten: der ökonomisch be-
schränkte Grundriß fordert gebieterisch die bestüberlegte Ausnützung der an sich kleinen
Baufläche. Das für den Industriearbeiter gedachte Haus enthält so an I-Iauplräumen die
Wohnküche, die gute Stube, die Spülküche und Schlafkammern. Da der Tagesaufenthalt
der einfachen Familie in der Wohnküche stattfindet, gilt es, aus ihr, dem reinen Wohnzweck
gemäß, alle jene Unsauberkeiten und Reinigungshantierungen zu entfernen, für die nun
eine besondere Spülküche vorgesehen ist. Daß natürlich die hygienischen Bedürfnisse der
Wasserversorgung, der Lüftung, Beheizung und Beleuchtung technisch erfahren gelöst
werden, versteht sich von selbst. _
Es wird eine Hauptaufgabe der öffentlichen Körperschaften nach dem Kriege sein,
eine möglichst große Anzahl von Kleinsiedelungen zu errichten, sowohl für die aus dem
Felde zurückkehrenden Krieger, die mehr oder minder alle nach den langjährigen Feldzugs-
Strapazen daran denken, sich in friedsamer Behaglichkeit ein eigenes Heim zu gründen, wie
auch für die zur Großstadt drängenden ländlichen Bevölkerungsmassen, da erfahrungs-
gemäß nach jedem Kriege stets eine allgemeine Stadtflucht der Landbewohner einzutreten
pHegt. Deshalb müssen sich jetzt schon unsere Städte für diesen bestimmt vorauszusehen-
den Fall rüsten, damit nicht dieselbe Wohnungsnot in Deutschland entsteht wie nach dem
Kriege 187o[7i. Sie dürfen vor allem nicht sich auf die Privatinitiative verlassen, die, wie
vor allem unsere deutsche Großindustrie - man denke an die mustergültigen Anlagen der
Friedrich Krupp A.-G. (von Baurat Robert Schmohl), die Kolonien Altenhof bei Essen an
der Ruhr und der Gewerkschaft Emscher an der Lippe, von Friedrich Metzendorf die
Kolonie Margarethenhöhe bei Essen _, zwar im Kleinsiedelungswesen schon Großartiges
geleistet hat, aber ohne die ständige Beihilfe von Stadt und Staat, vor allem auch in
finanzieller Hinsicht, bald am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sein wird. Stadt und
Staat müssen daher den so gemeinnützigen Bestrebungen der Kleinsiedelungsgenossen-
schaften in weitestem Maße Boden zu ganz billigen Preisen, eventuell umsonst, das heißt
in unverzinslicher Erbpacht auf 99 jahre, und Baudarlehen zu ebenso billigen Zinsen
geben. Eine solche Großzügigkeit der Wirtschaftspolitik wird dann ihre schönsten Früchte
zum Wohlergehen des gesamten Volkes tragen. Fritz Hoeber, Frankfurt am Main.
SYCHOLOGIE DES KUNSTSAMMELNS." Als gegen Ende des XIX. und zu
Beginn des XX. Jahrhunderts eine größere Anzahl der wichtigsten und umfassendsten
privaten Kunstsammlungen zur Versteigerung gelangte, begann sich die Öffentlichkeit
damit in eingehender referierender Weise zu beschäftigen. Die behende moderne Jour-
nalistik erfaßte rasch den eigenartigen Reiz, den die öffentliche Schaustellung und Feil-
bietung alter Kunstwerke dem komplizierten Kulturemplinden unserer Zeit verschafft und
in immer eingehenderem Maß begleiteten gut beobachtete Feuilletons die Kunstauktionen
der letzten Jahre. A. Donath, ein in Berlin lebender österreichischer Journalist, hat schon
anläßlich der in drei Abteilungen zu Berlin bei Lepke verauktionierten alten Prager
Sammlung des Freiherrn Adalbert von Lanna viel Kluges und richtig Beobachtetes in
einer dortigen Zeitung niedergelegt und diese Büchtigen Betrachtungen des Tages haben
ihn wohl veranlaßt, eine Psychologie des modernen Kunstsarnmelns zu schreiben, die
allerdings angesichts der allerneuesten, auf rein kapitalistischer Basis beruhenden wider-
lichen Auswüchse bereits beinahe als veraltet gelten muß. Sein Thema hat der Verfasser
"' A. Donatb, „Psychologie des Kunstsammelns". Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler, Band g.
2. Auflage. Berlin, Rich. Karl Schmidt ä Co. Mit 5B Abbildungen.