MOHATSSCHRIFT-HERAU
GEGEBED-VOM- K. KOSTE
RElCHlSCHED-NUSEUPTF EH
VERLAG VON RRTT-IRIR Co. VIER.
XXLCIAHRGJSW. HEFT um 1.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
um JÄHRLICH 12 HEFTE um
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1m k.k.Osterre1chischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
21m gx
Seite
Das steirisehe Gold-
ff
schmiedehandwerk in.
bis ins xxx. jahr- f"ß
hundert II. von
Josefjoos. x6g
Nürnberger Messing-
gerät von Walter
Stengel 2x
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Hartwig
Fischel 265
Kleine Nachrichten 26g
Mitteilungen aus dem
k.k. Österreichischen
Museum 270
Literatur des Kunstge-
werbes 272
109
DAS STEIRISCHE GOLDSCHMIEDEHAND-
WERK BIS INS XIX. JAHRHUNDERT 11. se-
VON JOSEF JOOS-WIENM-
ER Besprechung des steirischen Goldschmiedehand-
werks des XVIII. Jahrhunderts sollen einige Mit-
teilungen über die ersten bekannten, durch un-
glückliche Kriege verursachten, vom Staate an-
befohlenen Einziehungen von Gold- und Silber-
geräten behufs Gewinnung von Edelmetallen für
die Ausmünzung vorausgeschickt werden. Die
ersten diesbezüglichen Aktionen richteten sich
nur gegen die Kirchenkleinodienf
Nach der unglücklichen Schlacht bei Mohacs
befahl Kaiser Ferdinand I. infolge der immer
größer werdenden Türkennot zuerst nur für Österreich und am 12. Sep-
tember 1526 auch für Steiermark die Beschreibung und Ablieferung aller
Kirchengeräte in Städten, Märkten, Dörfern, Domstiften, Probsteien und so
weiter. Von den Kirchenschätzen mußten genaue lnventare angefertigt, die
Kleinodien im Schlosse zu Graz abgeliefert und den einzelnen Gotteshäusern
eine gebührliche Empfangsbestätigung" verabfolgt werden. Als Zweck der
Maßregel wurde angegeben, daß die Kleinodien vor den Türken gerettet
und nur irn äußersten Notfalle für die Bedürfnisse der Landesverteidigung
verwendet werden sollten. Unter den abgegebenen Kirchenschätzen befanden
sich solche von hohem Kunstwerte. Nach der Rottenmanner Chronik lieferte
das dortige Kloster unter anderen Kirchenschätzen eine Monstranz im
Metallwert von 16 Mark ab, deren Macherlohn den für jene Zeit hohen
Betrag von 70H gekostet hatte. Von der Matthäi Pfarrkirche in Murau"
wurden sechs silberne, vergoldete Kelche, ein silbernes Marienbild, daran
Haar und Kleidung vergoldet", ein silbernes Barbarabild, eine silberne
Rauchkapsel, drei vergoldete Kreuze und drei kleine silberne Monstranzen,
von der St. Anna-Kirche ein Kelch mit Patena und ebenso von dem Spital
ein Kelch mit Patena, alles zusammen im Gewichte von 22 Mark Lot ab-
geführt. Nach Wichners Mitteilungen opferte die Kirche zu St. Michael damals
eine silberne Monstranz, zwei silberne Bildnisse der heiligen Maria und
Walpurgis, zwei Patenen und drei Kelche im Gesamtgewichte von Mark
Lot; Mautern mußte eine Monstranz und einen Kelch samt Patena ab-
geben. Der Ertrag dieser als Zwangsdarlehen anzusehenden Aktion betrug
63.451 etwa 120.000 8.. Eine Rückzahlung ist niemals erfolgt,
obwohl Kaiser Ferdinand I. versprochen hatte, in friedlicheren Zeitläufen das
Ganze zu ersetzen.
Siehe Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark", herausgegeben von
der historischen Landeskommission für Steiermark, 3. Heft 192, Das Kirchengut in Steiennark im XVI. und
XVII. Jahrhundert" von Loserth.
34
Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges war ebenfalls eine große Geldnot
eingetreten, weshalb wieder eine darlehensweise Einziehung der Edelmetall-
schätze der Kirchen stattfand. Der Armeeoberkommandant Erzherzog
Leopold Wilhelm erließ im Namen des Kaisers am 26. Mai 1645 ein Dekret,
nach welchem die notorisch zum Gottesdienste nicht benötigten Kirchengeräte
sofort abzufordern waren. Die abgelieferten Gegenstände sollten von un-
parteiischen Leuten geschätzt und über deren Wert ordentliche Obligationen,
deren sechsprozentige Verzinsung bis zur Rückzahlung auf das Salzamt
Graz sichergestellt wurde, ausgefertigt werden. Auf Verlangen konnte den
Klöstern und Kirchen die Barablösung der eingezogenen Schätze gestattet
werden. Über den Erfolg dieser zweiten Einziehung der Kirchenschätze
ist uns gar nichts bekannt, doch dürfte man nicht allzu rigoros vorge-
gangen sein.
Anläßlich des spanischen Erbfolgekrieges kam es zur dritten, diesesmal
auch auf den Privatbesitz ausgedehnten Einziehung des ungemünzten Goldes
und Silbers. In dem kaiserlichen Patente vom 10. Oktober 1703 heißt es
Und haben resolviert, daß ein jeder Unserer treugehorsambsten
Vasallen, Unterthanen und Lands-Inwohner die l-Ielfte seines ungemünzten
Silbers vergult oder unvergult, wie er solches in seinem Bekanntnußzetl bey
der letzten Vermögens-Steuer speciticiert und taxiert hat, entweder in Natura
nach dem Gewicht und dem Halt, als er es angezeigt, prästieren oder wann
er sich dessen seines Gebrauches nicht begeben will, die Gebühr sothaner
I-Ielfte in Geld abzulösen haben wird
In einem zweiten Patente vom 24. Jänner 1704 wird befohlen, daß in
der äußersten Not, in welcher man sich jetzt belindet, dermahlen nur
das Gold und Silber der Kirchenschätze angegriffen werden soll". Darbey
aber einige Exception nit gelten soll, allermaßen, wann Gott hilft und man
rechtschaffen zur Sache thut, also daß die Noth und Gefahr überwunden und
der Krieg glücklich zu Ende gebracht würde, Ihre kais. May. es wieder
ersetzen wird." Dannenhero das erhöbende Kirchensilber oder Gold ordent-
lich zu beschreiben, der Betrag richtig zu calculieren und dafür denen Kirchen
eine Obligation auszuhändigen sein wird, mit der Versicherung, daß iinito
bello, in denen nechstfolgenden sechs Jahren mit gleichen ratis das totum
in Geld wieder erstattet werden soll."
Aus einem am 21. Oktober 1704 vom Grazer Münzwardein Franz
Waizmann an den Kaiser erstatteten Bericht erfahren wir, daß im ganzen
4330 Mark Kirchensilber, das meiste aus Probsilber bestehend, eingegangen
waren und daß 646 Mark in natura abgelöst worden sind. Aus dem ge-
wonnenen Pagamentsilber wurden dann in größter Eile ganze, halbe und
Vierteltaler geprägt und nach Wien gesendet.
Aus den Hoikammerakten des Grazer Statthaltereiarchives ist zu er-
sehen, daß zu dieser dritten Silberablieferung die Klöster St. Lambrecht
und Mariazell um 26.781 H. zo kr. Kirchensilber abführten. Jakob Wichner
berichtet, daß das Stift Admont um 1117 fl. Silbersachen zurücklöste,
Abb. l. Leopold
Vogmer, Markt-
richterscbwert
von Leibnitz aus
dem Jahre
Kunstgewerbe
museum am Jo-
anneum' in Graz
darunter die Statuen der Heiligen Benedikt und Blasius,
zwei Ampeln, ein Rauchfaß samt Schiffel, einen Weihbrunn-
kessel, zwei Opferkannen und ein Kruzifix."
Diese später noch ein paarmal sich
wiederholenden Aktionen, die durch die Un-
zulänglichkeit der damaligen Besteuerungs-
maßregeln hervorgerufen worden sind und
die die finanziellen Kriegsrüstungen ergän-
zen mußten, haben natürlich fast alle kirchlichen
Gold- und Silbergeräte der romanischen, gotischen
und Renaissanceperiode vernichtetfso daß wir
heute kein einziges aus diesen Zeiten stammen-
des Stück kennen, das nachweisbar steirischer
Abkunft ist. Wir können uns daher nur aus zeit-
genössischen Beschreibungen ein Urteil über die
qualitativen Leistungen des damaligen steirischen
Goldschmiedehandwerks bilden. Anderseits war
nach einer solchen massenhaften Vernichtung
von Gold- und Silbergegenständen das Bedürfnis
nach neuen Geräten erheblich größer, wovon die
lebenden Goldschmiede wieder ihren Nutzen zogen.
Für das XVIII. Jahrhundert versiegen diek
Jahrbücher der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses und die land-
schaftlichen Ausgabenbücher als Nachrichten-
quellen für das steirische Goldschmiedehandwerk
und auch die I-Iofkammerakten des Statthalterei-
archives in Graz berichten nichts mehr von
Trinkgeschirren und Ehrenketten; sie liefern uns
aber zahlreiche, mitunter umfangreiche, interes-
sante und belehrende Einblicke in Streitigkeiten
und gewerbliche Angelegenheiten der Grazer
Goldschmiedeinnung, die fortgesetzt einen harten
Kampf um ihre Existenz kämpfen mußte. Aus
diesen Schriften, den Pfarrrnatriken, den mit dem
Jahre 1692 beginnenden Innungsbüchern und be-
sonders mit Hilfe der seit der Mitte des XVIII. Jahr-
hunderts fast immer mit den Beschau- und
Meisterzeichen versehenen Silbergegenstände läßt
sich ein sehr guter Überblick über den Stand
des damaligen steirischen Goldschmiedegewerbes
gewinnen.
Am Ende des XVII. Jahrhunderts finden wir
die bürgerlichen I-Iandwerkszünfte in Graz in
Abb. 2. Leopold
Vogtner, Markt-
ricbterschwert
von Leibnitz aus
dem Jahre 1720
Kunstgewerbe
museum am jo-
anneum"in Graz
heftigem Streit mit der Festungsgarnison, den Gwardisoldatenß die mit
ihren Arbeiten die Stadtleute bedienten und durch ihre Fretterei-Arbeit den
bürgerlichen Handwerkern ihr Stück Brod wegnahmen". Wiederholt schritt
der Stadtrichter mit seinen Soldaten ein und nahm den Festungssoldaten
ihre Arbeiten, das Arbeitsmaterial und ihre Werkzeuge weg, mußte sie aber
auf kaiserlichen Befehl immer wieder zurückgeben. Ein Gutachten der
I-Iofkammer vom 28. Juli 1694 über einen solchen Streit sagt Es ist er-
wiesen, daß früher die Schloßgwardi ungehindert das Handwerk mit Ge-
sellen getrieben und auf den Wochen- und Jahrmärkten in der Stadt Stände
aufgerichtet und öffentlich ihre Arbeiten feil geboten hat, weil sie von ihrer
Gage nicht leben können und der Sold zu gering ist." Es wird gebeten,
das bürgerliche Handwerk abzuweisen und die Schloßsoldaten bei ihren
Privilegien zu beschützen. Die bürgerlichen Zünfte gaben aber nicht nach
und erreichten endlich zum Teil ihre Wünsche. Mit kaiserlicher Resolution
vom 28. Februar 1703 wurde sowohl den Schloßsoldaten, den kameralischen
und landschaftlichen Konstablern und Handwerkern wie auch von anderen
geistlichen und weltlichen Herrn Bedienten" infolge einer vom Grazer
Magistrat geschehenen Beschwerde alle an fremde Ort und außern Haus
machende Arbeiten verboten". Sie durften wohl Arbeiten annehmen, aber
keinen Schild aufhängen und nicht mehr Gesellen und Lehrjungen halten.
Auch die Erteilung von landschaftlichen Protektionen und die Stände und
Laden im Landhause wurden untersagt. Den bürgerlichen Zünften wurde
aufgetragen, die abgängigen Meisterschaften zu ersetzen, sich mit genüg-
samben Gesellen zu versehen, nicht übermäßige Preise zu verlangen und
gegen die Nobili allda größeren Respekt zu tragen". Die späteren I-Iofdekrete
vom n. Dezember 1703 und 8. Februar 1704 sagen aber, daß den Befehlen
schlecht nachgelebt werde, derentwegen die Parteien gemüesigt sind,
immerfort mit Beschwerden zu kommen", weshalb nochmals an die kaiser-
liche Resolution vom 28. Februar 1703 erinnert wurde. Aber noch am
9. Februar 1707 Finden wir im Meisterbuch der Grazer Goldschmiedeinnung
eine Eintragung, nach welcher in Causa der Trabanten" beschlossen
wurde Wofern ein Kunstgenosse oder Goldschmied den Trabanten Gold
oder Silber zum Arbeiten verkauft oder ihnen Arbeit zu machen gibt, solle
er in Strafe verfallen seyn mit 20 Thaler ohne Widerrede."
Mit der Besprechung der Goldschmiede beginnend, finden wir, chrono-
logisch vorgehend, gleich am Anfange des XVIII. Jahrhunderts einen der
tüchtigsten und geschicktesten Silberarbeiter namens Leopold Vogtner. Er
war nach den Ehematriken der Stadtpfarre Graz der Sohn des Martin
Vogtner, eines Ziegelmeisters unter der Herrschaft Klosterneuburg in
Österreich".
Nach dem Meisterbuche der Grazer Innung hatte er vier Jahre bei
Johann Friedrich Strohmayr, dem uns von früher bekannten landschaftlichen
Silberarbeiter, als Geselle gearbeitet, hatte sich am 6. Dezember 1707 um
ein Silberarbeiterjus beworben und die üblichen drei Jahre Zeitarbeit"
"IJ
angetreten, die er seines Wohlverhaltens als Geselle wegen" bei seinem
alten Meister verbringen durfte. Aber schon nach 13 Monaten, am 2. Jänner
1709, wurde ihm das in den gebräuchlichen drei Monaten fertigzustellende
Meisterstück, bestehend aus einem getriebenen silbernen Kelche, einem
Ringe mit einem gefaßten Stein und einem Siegel mit einem vierfüßigen
Thier" aufgegeben, nachdem er sich mit der Innung abgefunden hatte, für
die nachgelassene Zeit die zu den drei Jahren Zeitarbeit" noch fehlte
90 Gulden in die Lade zu zahlen. Bald darauf ist er zum Meister angenommen
worden. Vom 17. Juni 1716 bis zum Jahre 1725 ist Leopold Vogtner Unter-
vorsteher und dann bis zum Jahre 1731 Obervorsteher der Innung gewesen.
Aus seinem Privatleben wissen wir, daß er bei der I-Iauptkompagnie
der damaligen 400 Mann starken Bürgergarde Feldwebel war, daß er am
6. Juli 1728 bei den Erbhuldigungen 'der kaiserlichen Majestät die gezie-
mende Aufwartung getan und hiebei mit dem Leutnant Goldarbeiter Josef
Verzi und 18 anderen Offizieren die Speisen aufgetragen hatte. Er war
viermal verheiratet und ist am 19. August 1743 gestorben. Aus den Steuer-
tabellen des Statthaltereiarchives erfahren wir, daß er unbehauster Bürger
war und daß nach seinem Tode vom Jahre 1743 bis 1748 sein Gewerbe in
Abwesenheit des Sohnes Joachim Vogtner nicht betrieben wurde.
Nun wollen wir einiges über die uns bekannten Arbeiten Leopold
Vogtners berichten. In den Grazer Hofkammerakten lesen wir, daß er
am 12. November 1720 wegen Reparatur und Vergoldung von Hof-
kammerbotenschildern", zu welcher Arbeit er 31,", Lot Silber und Gold
gegeben, 30 fl. 44 kr. ausgezahlt erhalten hat. In Jakob Wichners Büch-
lein über Admont ist eine längere Reihe von Arbeiten aufgezählt, die
dieser Meister vom Jahre 1711 bis 1740 dem Kloster geliefert hatte. Im
Jahre 1711 machte er ein silbernes, vergoldetes Pastorale im Gewichte
von Mark Lot, wobei er pro Lot 16 kr. Macherlohn rechnete. Im
nächsten Jahre lieferte er ein silbernes Portaline. Im Jahre 1730 ver-
fertigte er zwei silberne, vergoldete Gießkannen im Gewichte von Mark
und erhielt hiefiir nach Abzug des ihm gegebenen Silbers 49 H. Das
darauffolgende Jahr verkaufte er dem Kloster ein silbernes Vortragkreuz
im Gewichte von Mark 1o Lot, die Mark samt Macherlohn um 21 fi., dazu
für Vergoldung H. und für den Mark 10 Lot schweren Stab 87 H.
kr., macht zusammen 211 fi. 26 kr. Zu gleicher Zeit bekam er für eine
silberne Versehkapsel fl. 37 kr. Eine andere Post erzählt uns, daß im
Jahre 1732 aus des Leopold Vogtner kunstreicher Hand" eine Mark
14 Lot schwere Monstranz von Probsilber für die Kirche in Kammern um
89 f. geliefert wurde. Im nächsten Jahre ließ der Abt von ihm wieder eine
Monstranz um 79 fl. und ein paar silberne Meßkännchen und im Jahre 1734
ein vergoldetes Tabernakelkreuz anfertigen. Ein paar-Jahre später, anno 1737,
lieferte unser Meister dem Kloster einen Kelch und ein Ziborium und die
letzte Post berichtet uns, daß er im Jahre 1740 für das Vergolden einer
kupfernen Krone H. erhalten hat. Von diesen zahlreichen Arbeiten des
-11
vielbeschäftigten, jedenfalls mit mehreren tüchtigen Gesellen arbeitenden.
Meisters konnte anläßlich der Besichtigung der Admonter Klosterkleinodien
leider nicht ein Stück vorgefunden werden. Es ist aber nicht zu glauben, daß-
alle diese schönen Gegenstände verlorengegangen sind, und ist zu erwarten,
daß bei einer genaueren Nachforschung noch manche der von Jakob
Wichner angeführten Stücke zutage gefördert werden könnten. Nur die für
die Kirche in Kammern angefertigte Monstranz ist dort noch angetroßen
worden. Sie trägt das Grazer Beschauzeichen vom Jahre 172g, Leopold
Vogtners einfache Meistermarke, ein L. V. in ovaler Umrandung, und.
gehört nicht zu seinen besten Leistungen.
Abb. 3. Leopold Vogtner, Hauptaltanabernakel in der Kirche der Benediktinerabtei St. Lambrecht
Hier soll eingeflochten werden, daß der Verfasser durch mehrere Jahre
Ober- und Mittelsteiermark von St. Lambrecht, Mariazell und Voran bis
hinunter nach Marburg studienhalber bereist und nebst den großen Stiftern,
Klöstern und vielen Kirchen der Seckauer Diözese die Lokalmuseen und auch
einige Schlösser dieser Gegenden besucht hat, um nach altsteirischen Gold-
schmiedearbeiten zu fahnden. I-Iiebei hat er über 1000 alte Silber- und Gold-
gegenstände studiert und kann sagen, daß sich diese Mühe gelohnt hat. Es.
konnten nicht nur zahlreiche alte steirische Arbeiten mit Hilfe der aufge-
schlagenen Beschauzeichen, sondern auch deren Erzeuger nach den einge-
schlagenen Meisterzeichen einwandfrei agnosziert werden. Unter diesen
Fundstücken befanden sich 23 Stück ein Schwert, ein Becher, acht Kelche,
fünf Monstranzen, zwei Rauchfässer, ein Rauchschiff, ein Pazilikale, eine
Lunulabüchse, ein Missale, ein
"Tabernakel und eine Tasse,
die nach dem Meisterzeichen
ganz bestimmt dem Leopold
Vogtner zugewiesen werden
können. Sie befinden sich über
das ganze Land zerstreut und
manche der schönsten Ar-
beiten liegen an abgelegenen
Orten.
Zeitgemäß soll mit dem
MarktrichterschwertevonLeib-
nitz aus dem Jahre 1720, das
sich im kunstgewerblichen Mu-
seum am oanneum" in Graz
beiindet, angefangen werden.
Es ist Abb. 108 Zenti-
meter lang und die Parier-
stange 22 Zentimeter breit;
der Griff ist achtseitig, aus
Buchenholz und mit Fisch-
haut überzogen. Der zehn-
seitige, profilierte, seitlich mit
eingemeißeltem Blattwerk ge-
schmückte Knauf und die mit
vier Blattkelchen verzierte
Parierstange sind aus Silber
gegossen. Die Klinge ist im
oberen Teile beiderseits geätzt
Abb. 4. Leopold Vogtner, Tür des Hauptaltartabernakels in
der Kirche der Benediktinerabtei St. Lambrecht
und in drei Felder geteilt, von denen die äußeren mit Blattornarnentspiralen
und das mittlere auf der einen Seite mit dem Doppeladler und I-Ierzogshut,
Abb. 5. Leopold Vogmer, Silberblechbeschlag am Hauptaltartabemakel in der Kirche der Bene-
diktinerabtei St. Lambrecht
auf der anderen Seite mit einem lorbeerbekränzten Kopf und Kriegstrophäen
gefüllt sind. Die Holzscheide ist mit olivengrünem Samt überzogen und an
den Enden und in der Mitte mit getriebenen Silberbeschlägen verziert, die
Leopold Vogtners Meisterzeichen tragen. Diese Beschläge zeigen Band-
und Blattspiralenornamente und der mittlere Beschlag trägt auf beiden
Seiten ein ovales, gewölbtes Medaillen, in welches einerseits die Kirche
und MARCKI-IT LEIBNIZ 1720", anderseits ein Wappen und IOSPI-I
FEIERTAG MARCKI-ITRICI-ITER IN LEIBNIZ" eingraviert sind.
Eine andere hübsche Arbeit Leopold Vogtners befindet sich in der
Kirche der Benediktinerabtei St. Lambrecht Abb. und 5. Der mittlere,
ältere Teil des schönen, aus Ebenholz geschnitzten barocken Hauptaltar-
aufsatzes 5'6 Meter lang und r5 Meter hoch, das Tabernakel vordere
Breite 0-7 Meter, volle Breite samt den schiefen Abschrägungen 1'9 Meter,
welches unter dem Abte Anton Stroz im Jahre 1719 angefertigt wurde, ist
mit zahlreichen getriebenen Silberblechverzierungen aus unseres Meisters
Hand beschlagen. Das schönste ist die Tabernakeltür. Von den auf ihr auf-
genieteten getriebenen silbernen Verzierungen sind der Kelch, der Kreuz-
schaft, die Traubenbüschel, die Strahlen um den heiligen Geist und die
aus den Wolken brechenden Strahlen vergoldet. Alles übrige, die auf dem
Kelche aufliegenden Verzierungen, die aus dem Kelche wachsenden Reben-
ranken mit den Blättern, die Figuren, Wolken und anderen Silberblechteile
sind weiß gehalten, wodurch die Bildwirkung erhöht wird. Ebenso sind die
korinthischen Säulenkapitäle mit zwei Reihen Akanthusblättern und die aus
zwei Ringen und einer Platte bestehenden Basen weiß geblieben. Die auf
den schiefen Seitenwänden des Tabernakels sich befindenden zwei gleichen,
ebenfalls getriebenen und weiß gebliebenen, durchbrochenen Silberblech-
ornamente sind horizontal gedacht, aber vertikal angebracht, 69 Zentimeter
lang und 23 Zentimeter breit. Die aufgeschlagenen Beschauzeichen tragen die
Jahreszahl 171g und daneben überall Leopold Vogtners Meisterzeichen. Die
rechts und links vom Tabernakelaufbaue befindlichen je zwei Reliquienkästchen
mit geschwungenen Glasfenstern sowie die über dem Tabernakel befindliche
Expositur mit einem 15', Meter hohen Kreuze, das an den Enden Silber-
beschläge und einen silbernen Christus mit dem Augsburger Beschauzeichen
trägt, sind späteren Datums und von anderen Meistern angefertigt.
Eine Glanzleistung L. Vogtners ist der im Jahre 1720 angefertigte
prächtige Kelch, der sich ebenfalls in der Abtei St. Lambrecht befindet
Abb. 6. Er ist ganz vergoldet, 30 Zentimeter hoch und hat einen 21 Zenti-
meter breiten, barock geschweiften, mit drei konzentrisch am Schaft
zusammenlaufenden, stark überhöhten Rippen versehenen Fuß. Die ovalen,
sehr schönen, bunten Emailbilder am Fuß und Korb sind von aufgelegtem
zierlichen Rokoko-Silberstabwerk eingefaßt, desgleichen der obere Rücken
der Rippen. Die Medaillons am Fuße stellen Die Dornenkrönung und Ver-
spottung Christi", Jesus wird von Pilatus dem Volke gezeigt" und Jesus
stirbt am Kreuze" dar. Am Korbe sieht man Das letzte Abendmahl", "Jesus
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am Ölberge" und Die Geißelung". Der vasenförmige Nodus trägt in ähn-
licher Wiederholung wie der Fuß und Korb drei kleine, mit Kristallglas
bedeckte Medaillons auf Silbergrund mit den Leidenswerkzeugen Christi.
Die Rippen und ihre Überhöhung wiederholen sich auch hier. Die Email-
medaillons am Korbe sind durch je einen ornamentalen, auf den hinauf-
laufenden Rippen angebrachten
Engelskopf getrennt und der Korb
selbst ist über der Mitte der Kuppa
mit einem Kranz und linearem Or-
namentfries abgeschlossen. Zahl-
reiche zwischen den aufgelegten
Rippen angebrachte Halbedel-
steine erhöhen die Wirkung der
kunstvoll ausgeführtenVerzierun-
gen dieses Meisterwerkes. Ein
anderer, 64 Lot schwerer und
30 Zentimeter hoher, ganz ver-
goldeter Prachtkelch aus dem
Jahre 1722, dessen Abbildung wir
dem Entgegenkommen des Pfarr-
amtes in Preding verdanken, ist
ebenfalls eine kunstvolle Arbeit
Abb. 7. Er hat einen geschweif-
ten, I9 Zentimeter breiten, ge-
triebenen Fuß, der mit drei
ovalen, bunten Emailbildern, die
Dornenkrönung, Kreuzigung und
Auferstehung, geschmückt ist
Drei ähnliche Bilder auf den
Kuppa stellen das letzte Abend-
mahl, den Ölberg und die
Geißelung dar. jedes dieser
Bilder ist von zehn bis zwölf
gefaßten farbigen Halbedelstei-
nen in aufgelegten Verzierungen
umgeben. Fuß und Korb sind
mit zirka 200 farbigen Halbedel-
Abb. 6. Leopold Vogtner, Kelch in der Benediktinerabtei
St. Lambreeht
steinen geschmückt, welche dem Kelche ein ganz besonders glänzendes
Aussehen verleihen. Der runde Nodus ist gegossen und mit Kartuschen
und Rosenzweigen verziert. Von den übrigen bekannten sechs Kelchen
sollen wegen ihrer Schönheit der in der Josef-ikirche in Voitsberg und zwei
in Stubenberg erwähnt werden. Alle drei tragen auf dem Fuße und Korb
je drei metallene, vergoldete oder silberweiße, feinziselierte Medaillons,
Szenen aus dem Leiden Christi darstellend, und sind tüchtige Arbeiten.
Von den Monstranzen befindet sich die schönste in St. Georgen bei Wildon.
Sie hat die übliche Sonnenform, getriebene Figuren und ein herzförmiges
Lunulagehäuse. Der Fuß ist mit getriebenen Blattranken, Blumenkörbchen
und Muschelornamenten verziert. Auch die Rauchfässer in Wildon und
Afienz sind wegen ihrer schönen Ausführung hervorzuheben. Das sehr
hübsche Wildoner Rauchschiffchen, nach dem Beschauzeichen vor dem
Jahre 1718 erzeugt, ist am Fuß und Schiff mit getriebenen Blattranken und
Muschelornamenten geschmückt und hat als Griff einen schönen gegossenen
Delphin.
Der Kontinuität halber wollen wir hier gleich den Sohn unseres für Graz
erstklassigen Meisters besprechen. Das Meisterbuch der Innung meldet uns,
daß der aus der Fremde nach Graz zurückgekehrte Joachim Vogtner am
20. August 1747 um das Jus seines Vaters anhielt und am r8. Februar r748
nach Vorzeigung des Meisterstückes zum Meister angenommen wurde. Bald
darauf, am 25. April desselben Jahres, heiratete er. Wir finden ihn später
durch drei Jahre, von 1758 bis 1761, als Obervorsteher der Innung tätig
und lesen im Meisterbuche, daß ihm im Jahre 1773 von der Goldschmiede-
innung ein Sohn aufgedingt und freigesprochen wurde, von dem wir aber
weiter nichts mehr zu hören bekommen. Joachim Vogtner hat in seinem
Gewerbe kein Glück gehabt, denn im Jahre 1777 muß die Innung für ihn
das Armeleutgeld" bezahlen und zwei Jahre später kommt er ins Bürger-
spital. Gleichzeitig wird sein Jus an einen anderen Meister weiterverkauft.
Am I8. März 1782 ist er im Alter von 60 Jahren als Bürgerspitaler ge-
storben. Die Ursachen, warum dieser tüchtige Meister zugrundegegangen
ist, sind nirgends zu ermitteln gewesen. Es ist aber gelungen, fünf Arbeiten,
die mit seinem Meisterzeichen versehen sind, aufzufinden.
Die beste dieser Arbeiten, die im Bilde vorgeführt wird, ist die sehr
schöne, sorgfältig ausgeführte Sonnenmonstranz in Mariatrost Abb. 8. Sie
ist 74 Zentimeter hoch, 4-3 Kilogramm schwer, ganz aus vergoldetem Silber
und im Jahre 1748 angefertigt worden. Das Bild zeigt die reiche Treib-
arbeit, Kartuschenwerk, das im Oberteil sogar bis zum geschwungenen und
verkröpften Gesimse ausgebildet ist, mit meist muschelförmigem Blattwerk.
Ganz oben vor einem Tatzenkreuze schwebt der heilige Geist. Darunter
sitzt unter einem Baldachin Gott Vater auf Wolken; seine Linke umfaßt
die Weltkugel. Vom Baldachin laufen seitwärts Festons, die von zwei
schwebenden Engeln gehalten werden. Zwei weitere Engel befinden sich
weiter unten zu beiden Seiten des Allerheiligsten in anbetender Stellung, der
eine mit dem Weihrauchfasse, der andere mit dem Weihrauchschiffchen.
Hinter dem Ganzen ragt ein Strahlenkranz hervor. Die Lunula trägt das
Chronogramm MeLChIseDeCh 1751, bemerkenswert wegen seiner Kürze
und noch mehr wegen seiner Bedeutung; ein Hinweis auf die wiederholt in
der Schrift vorkommenden Worte, mit welchen Christus der hohe Priester
nach der Ordnung des Melchisedech" genannt wird. Der einzige ursprüng-
liche Edelsteinschmuck der Monstranz ist ein schöner Opal mit einem
Kranze kleiner Diamanten an der Lunula. Die übrigen Brillanten, die
die Monstranz zieren, sind nachträglich angebrachte Votivgaben. Der ge-
schwungene Fuß und der Schaft zeigen die gleiche reiche Verzierungsweise
wie der obere Teil. Aufzeichnungen über die Monstranz sind nicht vor-
handen. Wahrscheinlich haben die von Kaiser Josef II. vertriebenen
Paulinermönche die Chronik mit-
genommen. Es wird aber erzählt,
daß die Monstranz damals verstei-
gert, von der Pfarrgemeinde um
1100 H. angekauft und der Kirche
zurückgegeben worden ist.
DieKunstgewerbesammlung am
Joanneum" in Graz besitzt von
Joachim Vogtner zwei silberne ge-
triebene Kronen Abb. im Barock-
stil für Muttergottes und Kind x75o
und einen Löffel mit gegossenem
und graviertem Rocaillestiel 1754,
das Stift Rein vier getriebene Meß-
kännchen ohne Deckel und ohne
Tasse 1754 und das Schloß Eggen-
berg einen einfachen Kelch, eben-
falls aus dem Jahre 1754. Das Mei-
sterzeichen Joachim Vogtners be-
steht aus den zwei Buchstaben I. V.
in ovaler Umrandung und kann, ver-
kehrt angesehen, leicht für A. I. ge-
lesen werden.
Wegen einiger vorgefundener
Arbeiten mit dem Meisterzeichen
J. J. H. dürfen zwei Silberarbeiter aus
dieser Zeit nicht übergangen werden.
Von Johann Georg Höschl wissen
wir nur, daß er sich am 20. Jänner
um ein Silberarbeiterjus be Abb. 7. Leopold Vogtner, Kelch in der Pfarrkirche in
worben hat und daß er am 24. Mai Pmimg
169g nach Verweisung des Meisterstückes in die Innung aufgenommen
worden ist. Wir finden ihn nur bis zum Jahre 1708 im Meisterbuche ein-
getragen. Dann lesen wir darin, daß sich der Silberarbeiter Josef Johann
Hainegger I-Ieiniger, Höninger am 4. Oktober 1716 um das Jus des
seligen Höschl beworben und dessen Witwe mit ihren kleinen Kindern"
am 8. Februar 1717 geheiratet hat. Er war der Sohn eines Gegenschreibers
aus Kremsmünster und wurde im Dezember 1717 in die Innung auf-
genommen. Nach der Steuerkonsignation vom Jahre 1748 war er ein
behauster" Bürger und muß um das Jahre 1760 sein Gewerbe zurückgelegt
haben, weil in diesem Jahre sein Jus von der Innung um 300 fl. eingelöst
worden ist. Er starb am 1. Juni 1765. Mit dem Meisterzeichen J. J. H. und
dem Grazer Beschauzeichen ohne Jahreszahl befindet sich in der Abtei
St. Lambrecht ein zierlicher Mokkalöffel mit gewundenem Stiel. Auf dem
Bürgermeister-Eidschwert, früher Stadtrichterschwert im Grazer Rathause
findet sich dasselbe Meisterzeichen. Dieses stattliche Schwert wollen wir
etwas näher betrachten. Es hat eine mit vier Blutrinnen versehene breite
Klinge, einen birnförmigen Knauf und eine gerade Parierstange. Die Scheide
ist mit zwei silbernen, vergoldeten, gegossenen Enden geschmückt, von
denen der Griffbügel den steirischen Panther und der Scheidenschuh den
Reichsadler mit zwei Köpfen und der Eingravierung VI." Karl VI. als
plastische Verzierung tragen. Zwischen diesen beiden Enden befinden sich
zahlreiche breite Silberblechbänder aufgeschoben, die größtenteils nur zur
Eingravierung von Erinnerungen an Stadtrichter und Bürgermeister dienen
und die nicht zur Verschönerung des Schwertes beitragen.
Am zweiten Scheidenband stehen die Worte 1547 ist das Gericht-
schwert durch Jochum Rathuet diser Zeit Richter peschlagen worden."
Selch Silber ist mit Straf darzugeben." Am vergoldeten Griffband lesen wir
16o9 ist dises Gericht Schwert durch Georig Frei diser Zeit Stat Richter
zu Gräz renoviert worden." Dieser G. Frei ist wahrscheinlich der im ersten
Teile dieser Veröffentlichung genannte Goldschmied Georg Frey gewesen.
Am dritten Scheidenbande finden wir nach einer Verewigung des Stadt-
richters L. F. Cropp, der diese Stelle in den Jahren 1712 bis 1715, 1722 und
1723 bekleidete, und nach zwei Biirgermeisternamen das Grazer Beschau-
zeichen vom Jahre 1722 und ein etwas abgegriffenes Meisterzeichen, welches
höchstwahrscheinlich die Buchstaben J. J. H. unseres Meisters Josef Johann
I-Iainegger enthält, was auch mit der Zeit stimmen würde. Auf dem fünften
Scheidenbande ist das Grazer Beschauzeichen vom Jahre 1778 und die
Meistermarke J. P. des Silberarbeiters Johann Pettuni-ill und am vergoldeten
Scheidenschuh lesen wir Lorenz Sigmund Hackher den 19. Dezember 1736
zu einem Stadtrichter erwöhlt worden." Darunter belindet sich das Beschau-
zeichen vom Jahre 1737, das Meisterzeichen L. E. des Silberarbeiters
Lorenz Eigner und ein dem Beschauzeichen sehr ähnliches, etwas un-
deutliches Zeichen eingeschlagen, welches Hackhers Wappen sein soll.
Als Goldschmiedearbeiten zu beachten sind nur die zwei Scheidenenden
mit den plastischen Wappentieren, die nur von einem Meister, dem am
Schuh eingeschlagenen Lorenz Eigner, erzeugt sein können, wonach sich
ergibt, daß sie aus dem Jahre 1737 stammen. Erwähnen möchte ich hier noch
ein in der kulturhistorischen Ausstellung in Graz vom Jahre 1883" gezeigtes
Stück, Katalog Nr. 288, die Innungskanne der Schuster in Vorau, die nach
einer Aufzeichnung des Herrn I-Iofrates Arnold Luschin von Ebengreuth
das Grazer Beschauzeichen vom Jahre 1729 und die Meistermarke J. J. H.
unseres Meisters Hainegger tragen soll. Ich bin in Vorau bei allen aktiven
und im Austragstübchen
lebenden Schustern ge-
wesen, es konnte sich
aber keiner an die alte
Innungskanne erinnern.
Sie muß also schon vor
längererZeitwahrschein-
lich in die Hände eines
Händlers oder Sammlers
gefallen sein. Vielleicht
gelingt es durch diese
Zeilen, sie ans Tages-
licht zu ziehen.
Der Silberarbeiter
Lorenz Eigner, dessen
Meisterzeichen wir am
Grazer Stadtrichter-
schwerte vorfanden, war,
nachdem er sechs Jahre
bei L. Vogtner als Ge-
selle gearbeitet hatte, am
24. März 1737 Meister
geworden. Er hat sich
im Jahre 1763 als un-
behauster" Bürger zur
Ruhe begeben". Sein Ge-
schäft befand sich am
kölbernenViertFNr.33g
und dort ist er am 10. Ok-
tober 1772 gestorben.
Nun kommen wir
zu dem hervorragenden
Silberarbeiter Franz Pfäf-
Enger, der in bezug auf
seine Fähigkeiten und
Leistungen sowie die Größe seiner Werkstätte kaum hinter seinem um ein
Dezennium älteren Zeitgenossen L. Vogtner zurückgestanden sein kann. Er
war der Sohn des Veit Pfäftinger, eines Bürgers und Bildhauers zu Lauffen
im Salzburgerland", meldete sich am 21. April I72o um ein Silberarbeiter-
jus an, sollte seine Jahre Zeitarbeit bei L. Vogtner verbringen, und nach-
her sich ordnungsgemäß um das Meisterstück bewerben". Aber schon nach
einem Jahre, am I4. April 1721, verglich er sich mit der Innung, zahlte für
die nachgelassenen zwei Jahre Zeitarbeit 80 fl. in die Innungskasse und
wurde am 6. Juli 1721 nach Verweisung des Meisterstückes zum Meister
Abb. 8. Joachim Vogtner, Monstranz in der Wallfahrtskirche in Mariatrost
angenommen. Wenige Tage darauf, am 14. Juli 1721, heiratete er Therese,
eine Tochter des angesehenen Grazer Goldarbeiters Christian Loreckh. Als
Witwer hat er noch zweimal geheiratet und in den Totenmatriken lesen wir,
daß ihm in den Jahren 1738 bis 1761 sechs Kinder im Tode vorangegangen
sind. Er ist wahrscheinlich kinderlos am 16. April 1763 gestorben und bei
St. Anna begraben worden. Von 1731 bis 1737 war er Untervorsteher, von
1737 bis 1742 und von 1755 bis 1758 Obervorsteher der Innung und findet
sich noch im Jahre 1761 in den Innungsbiichern als aktiver Meister ange-
führt. Aus den Steuerkonsignationen vom Jahre 1748 erfahren wir, daß er
behauster Bürger in der Stadt" war. Die Hofkammerakten des Grazer
Statthaltereiarchives bringen uns einige Nachrichten über von ihm gelieferte
Arbeiten.
Im Jänner 1740 sind von ihm für die kaiserliche Schloßkapelle zu
Buccari zwei Kelche angeschafft worden, für welche Meister Pfäffinger
nachfolgende Rechnung ausgestellt hat
Diser Kölch von Probsilber wigt 34 Lot, das Lot samt macherlohn
und vergulden auf das nächste 34 Groschen, macht in Geld 57 H. 48 kr.
Der glate Kölch, das Corpus und Bäten von letig Silber, der Knopf und Fuß
von Kupfer, kommt mit Silbermacherlohn und vergulden auf das nächste
22 fi., zusammen 79 H. 48 kr. Das alte Kölch wigt 20 Lot, das Lot 22 Groschen,
macht 22 H.
Restieret mir noch Summa 57 H. 48 kr.
Franz Pfäffinger,
bürg. Silberarbeiter in Grätz."
Aus dieser Rechnung ersehen wir, daß es den Silberschmieden erlaubt
war, in unprobhältigem Silber zu arbeiten. Im Juni 1741 lieferte Pfäffinger an
die Innerösterreichische Hofkammer für vier neue große königliche Siegel
das Probsilber um 109 H. 51 kr. Die Siegel hat dann der Grazer Münzeisen-
Schneider Johann Chr. Groß Graß geschnitten. Am 19. April 1745 wird
an die Innerösterreichische Hofkammer berichtet Es sind nicht allein in.
Porto Re, sondern auch in der Schloß-Capellen zu Buccari die Paramenter
so schlecht und abgenützt, das fast nicht mehr zu Celebrierung der hei-
ligen Messe zu gebrauchen." Weil sie dort nur sehr teuer zu bekommen
waren, wurde angeordnet, sie in Graz anzuschaffen und hinzuschicken.
Franz Pfäflinger lieferte hiezu wieder einen Kelch, dessen Rechnung lautete
Dißer Kölch von Probsilber wigt 261, Lot, daß Lot mit Silbermacher-
lohn und vergulten auf das Negste 34 Groschen, macht
Summa 45 H. kr.
Franz Pfäffinger, bürg. Silberarbeiter
5. Juni 1745. in Grätz."
Wohin die zwei Kelche vom Jahre 1740 in Buccari gekommen sind,
konnte nicht ermittelt werden. Am 23. Juli 1746 hat Meister Pfäffinger
wieder zu drei für die löblichen Inneröster. Stöllen neu verfertigten großen
103
Siegel die Silberplatten" geliefert und 78 H. 58 kr. ins Verdienen gebracht,
wie das Auszügl angibt, das Lot zu 26 Groschen.
Im Repertorium der Hofkammer wird Pfäflinger diesesmal als I-Iofgold-
schmied angesprochen, er selbst hat sich aber immer nur als bürgerlicher
Silberarbeiter unterfertigt.
Über seine künstlerische Qualität können wir uns durch Besichtigung
seiner zahlreichen, noch vorhandenen Arbeiten leicht ein Urteil bilden. Es
ist gelungen, über ganz Steiermark verbreitet I8 mit seinem Meisterzeichen
versehene Gegenstände aufzufinden, von denen einige der besten Arbeiten
hier abgebildet sind. Am edelgeform-
Eine sehr tüch- ten Hauptkörper se-
tige Leistung ist die hen wir über dem
große, aus Silber Lunulagehäuse Gott
getriebene, feuerver- Vater mit einer stei-
goldete Sonnenmon- nernen Weltkugel,
stranz im Dome unter einem reich
zu Graz Abb. 10. verzierten, von ei-
Sie ist 89 Zentimeter nem Kreuz gekrön-
hoch, oben 45, unten ten Baldachin sitzen;
31 Zentimeter breit, rechts und links da-
25 Zentimeter tief, von schweben En-
wiegt zwischen gel, die Symbole des
und Kilogramm und Abendmahles, Ähren-
trägt an mehreren bündel und Trauben,
Stellen das Grazer in den Händen hal-
Beschauzeichen vom tend. Das Lunula-
Jahre 1750 und das Abb. g. joachim VogtnenMuttergotteskrone gehäuse wird von
Meisterzeichen F. P. K""s'g'""b"M"Sä'r'"m "Jomnmm" größeren Engeln mit
aufgeschlagen. Opfervasen in den
Händen flankiert, deren Flammen aus I-Ialbedelsteinen gebildet sind. Unter
-dem Gehäuse schwebt vor einem kleinen Strahlenkranz der heilige Geist.
Diese Anordnung versinnbildlicht wieder die Dreieinigkeit. Der ganze
Korpus ist mit Bandornamenten, gefaßten Halbedelsteinen und Rauten
und die Lunula mit Blattornamenten und zart gefaßten Edelsteinen ge-
schmückt. Hinter dem Ganzen ragt ein edel stilisierter Strahlenkranz hervor.
Der Schaft zeigt reiches Rocaille mit Blumen. Der Sockel ist geschweift
profiliert und hat Konsolenpilaster mit muscheligem Blatt- und Schnörkel-
werk zwischen den vier Feldern, von denen jedes ein ovales, buntes
Emailbild enthält, und zwar das vordere die Beschneidung jesu, das linke
den zwölfjährigen Jesus mit Maria und Josef, das rechte die Flucht nach
Ägypten und das rückwärtige die heiligen drei Könige, das Jesukind
anbetend.
Auch der Kelch, der sich von F. Pfäflinger im Grazer Dom befindet
Abb. ist eine beachtenswerte Arbeit. Er ist 31 Zentimeter hoch, aus
reich getriebenem, vergoldetem Silber und das aufgeschlagene Beschau-
zeichen trägt die Jahreszahl 1732. Das spiralige und mit Gesimsbildung ver-
sehene Kartuschenwerk hat der damaligen Zeit entsprechend klarere Formen.
Der Nodus ist vasenförmig und die bis zur Mitte mit aufgelegtem getriebenem
Kartuschenwerk verzierte Kuppa trägt drei geschweift begrenzte, bunte Email-
bilder, das heilige Abendmahl, den Ölberg und die Geißelung vorstellend.
Die Basis ist sechsseitig profiliert aus drei geraden und drei geschweiften
Teilen und enthält ebenfalls in drei Emailbildern die Fortsetzung der
Passionsszenen, die Dornenkrönung, den Fall unter dem Kreuze und die
Kreuzigung. Noch schöner ist der Kelch Pfäfiingers, der sich im Benediktiner-
stifte Seckau befindet und der in der Goldschmiedekunstausstellung des
Österreichischen Museums vom Jahre 1907 zu sehen war. Er ist ganz aus
vergoldetem Silber, teilweise getrieben, teilweise mit aufgelegten Orna-
menten, Engelköpfchen unter Baldachinen, Bandelwerk und Gehänge ge-
schmückt und trägt am Fuße und Korbe je drei Emailbilder, die jüdischen
Opferbrote, den Mannaregen und die eheme Schlange, die Kreuztragung,
Kreuzigung und Auferstehung vorstellend.
Zwei andere elegante Kelche, die ebenfalls wie die zwei vorherbespro-
chenen das Beschauzeichen vom Jahre 1732 aufgeschlagen haben, be-
finden sich am Waizberge bei Waiz. Sie tragen am geschweiften Fuß und
am Korbe Emailbilder und zahlreiche farbige Edelsteine. Die Kirche zu
Kammern besitzt einen erwähnenswerten Kelch ohne Emailbilder und ohne
Steinschmuck aus dem Jahre 1738. dessen getriebener Fuß die Symbole des
Leidens Christi in barocken Verzierungen trägt.
Andere, aus dem Jahre 1754 stammende, bemerkenswerte Arbeiten
Pfäftingers sind zwei Meßkännchen mit Tasse in der Abtei St. Lambrecht
Abb. 12 und 13. Sie sind aus getriebenem Silber und in ausgesprochenem
Rokokostile hergestellt. Die Meßkännchen haben gegossene Henkel und
teilweise wellige und gerippte Deckel. Die ovale, geschweifte Tasse ist mit
Ornamenten verziert und trägt in der Mitte die Namen Jesus und Maria
eingraviert.
Zum Schlusse möchte ich noch eine silberne, 18 Zentimeter hohe und
Zentimeter breite, sehr schön getriebene Taufmuschel der Pfarrkirche in
KöHach erwähnen, die mit schönen Blattomamenten geschmückt ist und
nach der dortigen Pfarrchronik im Jahre 1740 um 11 H. angekauft wurde.
Von den Goldarbeitern dieser Zeit darf jedenfalls Josef Melchior Verzi
Ferzi nicht übergangen werden. Er war nach den Ehematriken der Sohn
des gestrengen Herrn Johann Verzi zu Lienz in Tirol" und heiratete am
25. November 1721 im Alter von 27 Jahren in Graz die Rosina Schachnerin,
die Tochter eines Handelsherrn. In den Bürgerausschußprotokollen der
Stadt lesen wir, daß er im Jahre 1728 als Leutnant der dritten Bürgerkom-
pagnie mit dem Silberarbeiter L. Vogtner und 18 anderen Offizieren bei den
Erbhuldigungen die Speisen aufgetragen hatte. Nach den Steuerkonsigna-
tionen vom Jahre 1748 war er behauster Bürger, also jedenfalls gut situiert.
In dem Meisterbu-
che finden wir ihn erst
am 30. November 1745
als Bewerber um die Auf-
nahme in die Innung; er
muß also lange Zeit als
Störer" sein Gewerbe
ausgeübt haben. Vom
29. November 1748 bis
4. Dezember 1757 war
er Untervorsteher und
ist am 26. März 1771 im
Alter von 77 Jahren ge-
storben. Seine Witwe
hat noch bis zum Jahre
1777 das Gewerbe wei-
terbetrieben.
Von den Arbeiten
Verzis wissen wir leider
gar nichts.
Ein anderer Goldar-
beiter ist Christian Span-
genberg, der am 17.Juni
1725 auf das Jus seines
früher genannten Vaters
Heinrich in die Innung
aufgenommen wurde. Er
ist von 1737 bis 1742
Untervorsteher, unbe-
hauster Bürger und nach
dem Steuerausstands-
extrakt vom Jahre 174g
vor Jahren", also im
Jahre 1743 verarmt. Am
17. Oktober 1774 ist er
Abb. 1a. Franz Pfäfflnger, Monstranz in der Domkirche in Graz
als Bürgerspitalef im Alter von 84 Jahren gestorben. Von seinem Sohne
Josef Spangenberg, der ebenfalls Goldarbeiter war, wissen wir nur, daß er
im Jahre 1765 in Graz geheiratet hat. Er mußte jedenfalls nach dem Schiff-
bruche seines Vaters als Geselle oder Störer sein Leben weiterfristen.
Merkwürdigerweise hören wir um diese Zeit wieder von einem Grazer
Hofgoldarbeiter namens Josef Johann Plächien. Er wird am 21. Mai 1724
in die Innung aufgenommen und ist der Sohn weyland des edlen und kunst-
reichen Herrn Daniel Plächien, gewester Bürger und Goldschmied zu Prag
in Böhmen". Die I-Iofkammerakten des Grazer Statthaltereiarchives teilen
a6
uns mit, daß ihm mit Dekret die Hoffreiheit und der Titel eines befreiten
I-Iofkameralischen Goldarbeiters verliehen worden ist". Da er die bürger-
lichen Steuern nicht zahlen wollte, beschwerte sich der Magistrat über ihn und
wies darauf hin, daß die I-Ioffreiheiten mit Resolution vom 17. Jänner 1658
und 21. März 1667 aufgehoben worden seien. Nachdem auch die land-
schaftlich befreiten in Steyer, die ein bürgerliches Gewerbe betreiben, sich
in Civilsachen dem Magistrat unterwerfen, und das Bürgerrecht annehmen
müssen, wird gebeten, dem Plächien zur Unterstehung und Ablegung des
Bürgerrechts, auch Tragung der bürgerlichen Steuern gehörig verhalten zu
lassen, widrigenfalls ihm die Arbeit eingestellt werden sollte." Über diesen
im August 1727 stattgehabten Streitfall lesen wir aber weiter gar nichts
mehr, auch von Plächiens Arbeiten erfahren wir nichts. Die Innungsbücher
melden uns nur noch, daß der Silberarbeiter Johann Baptist Rungaldier am
30. April 1747 um das Plächiensche Goldarbeiterjus gebeten, nachdem er im
August 1746 Katharina Viktoria, die Tochter des verstorbenen Plächien,
zur Frau genommen hatte.
Nun kommen wir zum letzten im Grazer Münzamte tätig gewesenen
Grazer Goldschmied, namens Johann Georg Pfisterer, einen Sohn des
aus Landeck in Tirol gebürtigen Grazer Münzschlossers Christian Plisterer.
Das Meisterbuch enthält über seine Aufnahme gar keine Angaben. Am
25. Mai 1724 finden wir die erste Nachricht über ihn in den Grazer Ehe-
matriken, wo er als Trauzeuge fungiert. Er bekleidet von 1728 bis 1731 die
Stelle eines Untervorstehers und von 1731 bis 1737 die Obervorsteherwürde
der Innung.
Nach den Steuerkonsignationen vom Jahre 1748 war er behauster Bürger
und muß im Jahre 1729 ganz kurze Zeit provisorischer Münzwardein gewesen
sein, weil ein Hofkammerakt am 19. November 172g anordnet, daß dem
angesetzt gewesenen" Münzgwardein in Graz Georg Plisterer die noch
zu erhaltende Münzgwardeinsbesoldung für das ganze Quartal auszuzahlen
ist". Da in einem Hofkammerakte vom 30. März 1729, laut welchem er eine
Münzfälschung von kaiserlichen Leopolds-Talern nach dem Tiroler Gepräge
im Münzamte zur Anzeige gebracht hatte, dem Stadtrichter befohlen worden
war, den Goldarbeiter Johann Georg Piisterer deswegen einzuvernehmen,
kann er um diese Zeit noch nicht die Wardeinstelle bekleidet haben, da er
sonst als Münzamtsbeamter im Münzamte einvernommen worden wäre.
Wahrscheinlich ist er nur aushilfsweise bis zur Besetzung mit einem taug-
lichen Beamten in dieser Stellung tätig gewesen. Ein hübscher getriebener
und mit aufgelegten Silberbeschlägen gezierter Kelch aus vergoldetem
Silber in der Grazer Domkirche trägt das Beschauzeichen vom Jahre 1738
und die deutliche Meistermarke G. P., dürfte daher ihm zuzuschreiben sein,
obwohl er eigentlich Goldarbeiter war.
Sein Sohn Franz Pfisterer, ebenfalls bürgerlicher Goldarbeiter, bewarb
sich am 1. Dezember 1771, weil ihm die noch lebende Mutter das Geschäft
übergeben wollte, um das Jus seines Vaters. Er wird im April 1772 inkorporiert
157
und ist am 27. Juli 1782 im Alter von 42 Jahren in seinem eigenen Hause
Frauengasse 267 gestorben.
Der Vollständigkeit halber soll noch der Goldarbeiter dieser Zeit Franz
Säbin Sabin erwähnt werden. Er ist der Sohn des Gregor Säbin, eines
Grazer landschaftlichen Malers, und wurde im Februar 1731 in die Innung
aufgenommen, nachdem er das
Meisterstiick gemacht und H. als
Strafe bezahlt hatte, weil er bei
einem Uncorporierten als ein Fret-
ter" in Arbeit gestanden war. Von
1742 bis 1748 ist er Untervorsteher
gewesen und wurde in den Steuer-
konsignationen als unbehauster
Bürger geführt. Er starb mit seiner
Frau innerhalb acht Tagen im
Jahre 1758 mit Hinterlassung von
vier unmündigen Kindern.
Nun wollen wir uns wieder
einem sehr tüchtigen Silberarbeiter,
namens Matthias Anton Bern-
haupt Pernhaupt, zuwenden. Er
war der Sohn eines bürgerlichen
Maurermeisters zu Währing negst
Wien", wurde am 4. Juli 1728 nach
Vorweisung des Meisterstückes in-
korporiert, ist behauster Bürger
bei der neuen Welt" gewesen und
starb am 14. Mai 1755. Vom Jahre
1742 bis 1755 stand er der Innung
als Obervorsteher vor. Wir be-
sitzen von ihm mehrere gute Ar-
beiten mit verschiedenen Meister-
zeichen, die entweder die Buch-
staben M. P. H. oder M. B. H.
führen und ganz verschieden um-
randet sind. Das prächtigste Stück
ist die Sonnenmonstranz in Köflach mit dem Meisterzeichen M. P. H. in
herzförmiger Umrandung und dem am Gehäusetürchen, am großen Strahlen-
kranze und am Fuße aufgeschlagenen Beschauzeichen vom Jahre 172g. Sie
ist 71 Zentimeter hoch, der Fuß 26 Zentimeter breit und besitzt ein Gewicht
von Pfund. Die Pfarrchronik berichtet, daß die Monstranz im Jahre 1730
vom Meister Matthias Pernhaupt in Graz um x85 H. angekauft worden ist.
Die alte Monstranz wurde bei diesem Anlasse um 58 H. eingelöst. Die
Lunula ist mit Edelsteinen besetzt. Das Lunulagehäuse ist vierblattförmig,
Abb. 1. Franz Pfäfi-inger, Kelch in der Domkirche in Graz
mit einem Zentimeter breiten Strahlenkranz umgeben und ebenfalls reich
mit Edelsteinen geschmückt. Zu den üblichen Figuren, welche die Drei-
einigkeit repräsentieren, gesellt sich noch die Muttergottes auf akanthusblatt-
förmigen Wolken schwebend hinzu. Am ovalen, gezackten, hochgetriebenen
Fuße sehen wir auf den breiten Seiten zwei große Engelköpfe in Wolken,
auf den schmalen Seiten Blumen und Fruchtgebinde in sorgfältig ziselierter
Ausführung. Die Arbeit spricht für die Solidität und Befähigung des Meisters.
In St. Georgen bei Wildon befindet sich ein schöner vergoldeter Kelch
vom Jahre 1750 mit dem Meisterzeichen M. B. H. in geschweifter Um-
randung. Er hat bandförmige Verzierungen und der Fuß ist mit ovalen,
silbernen, fein ziselierten Medaillons, die Bildnisse von Heiligen vorstellen,
geschmückt.
Im Bilde kann nur ein silberner Messerständer aus dem Kunstgewerbe-
museum am 0anneum" in Graz, der das Meisterzeichen M. B. H. in Drei-
blattumrandung und das Beschauzeichen aus dem Jahre 1743 trägt, gezeigt
werden Abb. x4. Er ist getriebene Arbeit und besteht aus einer geschweift
profilierten Aufsatzschüssel mit eingeschraubtem, zart proiiliertem, ge-
gossenem Dorn, der eine leicht gewölbte, geschweift begrenzte, durch-
brochene Platte mit sechs Ausschnitten zur Aufnahme der Löffel oder
Messer trägt. Was den Meister veranlaßt hat, so oft die Umrandung seines
Meisterzeichens zu verändern, ist schwer zu erklären; da aber um diese
Zeit kein Silberarbeiter lebte, dem die drei Buchstaben M. P. H. oder M. B. H.
entsprechen würden, so müssen wir, weil der Goldarbeiter Matthias Holz-
apfel, der von 1736 bis 1750 existierte, Silberarbeiten nicht ausführen durfte,
alle die besprochenen Arbeiten dem Matthias Bernhaupt zuweisen.
Um diese Zeit am 29. März 1741 finden wir in den Hofkammerakten
des Grazer Statthaltereiarchives eine interessante Nachricht, der wir folgen-
des entnehmen Der Nürnberger Johann Georg Händl ist wegen Falsch-
rniinzerei gerichtlich verfolgt worden und ins Ausland entwichen. Zur selben
Zeit lebte in Graz Johann Georg Krauß, wahrscheinlich ein gelernter Gold-
schmied oder Gürtler. In dem Akte heißt es nun Dieser Krauß ist auf das
Ablaßpfennig- und Däntesmachen in Graz Bürger geworden und ist es
daran gelegen, daß dergleichen Manufakturen da erhalten bleiben." Krauß
hat nun bona Bde von dem Falschmünzer ein Walzwerk erkauft, das im
ganzen römischen Reich denen privaten Handwerken verboten, mit dem
die großen ,Spilldäntes' bei dem Reichsmünzamt des fränkischen Kreises zu
Nürnberg gemacht und von da weiters verkauft werden." Man kann dem
Krauß mit fueg Rechtens dieses Walzwerks nicht berauben; es ist aber
nicht ratsam, daß ein solches Werk bei Handen eines Postibelar-Hand-
werksmannes gelassen wird, da man damit auch falsche Münzen machen
kann." Weil man dem Krauß nichts unrechtes nachsagen kann, so wird das
Walzwerk in das hiesige königliche Münzamt beholtweise zu übernehmen
und dem Krauß wird zu gestatten sein, bei denen Münzbeamten gelegen-
samber Zeit und Stunden, um welche er sich jedesmal zu insinuiren haben
wird, die zu Hause verfertigten Messingplättl daselbst im Münzamt zu
prägen und sodann nach seiner Gelegenheit zu verkaufen."
Nun kommen wir zu einem sehr geschickten Meister, dem Silberarbeiter
Anton Römmer. Er war der Sohn des Organisten Anton Römmer zu
St. Stephan in Wien, verheiratete sich im Jahre 1742 in Graz und findet
sich im Steuerverzeichnisse vom Jahre 1748 unter den unbehausten Bürgern.
In einem später erwähnten, im Februar 1750 von der Goldschmiedeinnung
an die I-Iofkammer vorgelegten Verzeichnisse der Störer und Frötter"
befand sich auch Römmer, was ihn nötigte, sich nach neunjähriger Meister-
schaft bei der Innung um die Inkorporation zu bewerben. Nachdem er am
6. Juni 1751 sein MClStCYStÜCk vorgewiesen, wurde er in den Verband auf-
genommen und bekleidete vom Jahre 1762 bis 1777 die Würde des Ober-
vorstehers der Innung. Nach den Innungsbüchern resignierte er im Dezem-
ber 1777 auf diese Stelle und wurde von da ab nirgends mehr genannt. In
den Sterbematriken der Stadtpfarre finden wir die Eintragung, daß am
14. Juli 1779 der kunstreiche Herr Anton Römmer, bürg. Orgelmacher am
Gries Nr. 470 im Alter von 54 Jahren" gestorben ist. Vielleicht liegen da
Schreibfehler vor und haben wir es in Wirklichkeit mit dem Silberarbeiter
A. Römmer zu tun. Im Grazer Statthaltereiarchive liegen mehrere von
ihm verfaßte Jahresrechnungen der Goldschmiedeinnung mit seiner eigen-
händigen Unterschrift.
Unter den 18 vorgefundenen kirchlichen Arbeiten, die sein Meister-
zeichen tragen, befinden sich neun Kelche, eine Patene, zwei Monstranzen,
ein Rauchfaß mit Schiffchen, ein Pazifikale, zwei Meßbücher und ein ganzer
Altaraufsatz. Das in rotem Plüsch gebundene Missale bei den Karmelitern
in Graz Abb. 15, 16 mit den Maßen 25 zu 361,1, Zentimeter ist mit schön
getriebenen silbernen Ecken, einem Mittelstück und zwei Schließenteilen auf
beiden Einbandseiten beschlagen. Die einzelnen Beschläge sind durch-
brochen, mit Rokokoschnörkeln und Blumen geschmückt, die Mittelstücke
zeigen dreiteilige Bogenarchitektur mit Pfeilern und Blattwulstgehängen,
welch letztere schon auf den Zopfstil hindeuten. Das vordere Mittelstück
enthält das Bildnis Maria Schnee", dem Hochaltarbilde nachgebildet, das
rückwärtige drei I-Ieiligenfiguren, links Ignatius von Loyola, in der Mitte
die heilige Theresia und rechts Franz Xaver. Die Ausführung der Figuren
ist eine sehr sorgfältige. Die Arbeit stammt nach dem Beschauzeichen aus
dem Jahre 1775.
Die größte Silberarbeit in Graz und zugleich die großartigste, die wir
von Anton Römmer besitzen, ist der I-Iauptaltaraufsatz in der geräumigen,
schönen Mariahilferkirche Abb. 17. Im Barockstile und fast ganz aus
weißglänzendem Silber angefertigt, ist er mit dem dahinter aufragenden
großen Ölgemälde Fürbitte der Herzogin für die Hungernden und Kranken"
des italienischen Malers Pietro de Pomis aus dem Jahre 1611 von monu-
mentaler Wirkung. Reich architektonisch gegliedert erhebt sich der silberne
Säulenbau mit vergoldeten Kapitälen, Sockelprofilen und Randverzierungen
zu einer Höhe von 3'2 Meter und in
eine Breite von fast Meter. Die ge-
triebene silberne Tabernakeltür ent-
hält in geschwungener Umrahmung
im oberen Teile in der Mitte ein
schönes Kruzifix mit dem dahinter-
liegenden Stadtbilde von Jerusalem.
Darüber erhebt sich als 85 Zenti-
meter hohes und 55 Zentimeter brei-
tes Mittelstück das getriebene, ver-
goldete, wahrscheinlich unechte Re-
lief Moses vor dem brennenden
Dornbusch". Die linke Seite des
Sockels ist mit dem ebenfalls vergoldeten
und wahrscheinlich auch unechten Relief
Das heilige Abendmahl", die rechte Seite
mit dem Relief esus in Emaus", beide
von schöner Zeichnung undDurcharbeitung,
geschmückt. Ober dem Mittelbilde liegt in
einem Strahlenkranze das Lamm Gottes auf
dem Buche mit den sieben Siegeln unter
einem mit einer prächtigen Marienkrone
i".
per-HIN
155-
süß-w
Abb. rz. ..
FranzPfäfhngenMeßkänncheninderKirche gekronten Baldachlm Das Müfiefbdd, das
Benediktinerabtei St. Lambrecht Opferlamm und der ganze Saulenaufbau
sind von edelgeformten Engelstiguren und
Engelköpfen flankiert. Zahlreiche aufgeschlagene Grazer Beschauzeichen
mit der jahreszahl 1773 und Meisterzeichen Römmers beurkunden die Prob-
hältigkeit dieser Silberarbeit und den Meister. Hinter dem Altar erhebt
sich in breitem, profiliertem, geschweiftem und vergoldetem Rahmen mit
reichem, durchbrochenem und getriebenem Rokokoschnörkelaufsatz das
schon früher genannte Ölgemälde Mariahilf" des in Graz ansässig ge-
wesenen italienischen Meisters, der bei der Arbeit im Jahre 1611 erblindet
und durch Anrufung der Gnadenmutter wieder sehend geworden sein soll.
Das Haupt der Mutter Gottes und des Jesukindes dieses schönen Bildes
eines der besten des Meisters wurde in einer späteren Zeit mit schweren,
in das Bild eingelassenen und mit Edelsteinen verzierten, goldenen Kronen
versehen.
Im ahre 1793 wollte die Regierung den silbernen Altaraufsatz ein-
schmelzen und in Silbermünzen umwandeln lassen. Wir finden diesbezüglich
in einem im Grazer Statthaltereiarchive liegenden Akte über Mariazell vom
16. Mai 1793 nachfolgende Note Von bedeutendem Wert ist der in der
hiesigen Mariahilferpfarrkirche der P. P. Minoriten befindliche Tabernakel
von geschlagenem Silber Ob er nun aber, selbst wenn sich von gleich-
erwähnten Ordensrnännern zur Abgebung desselben erklärt werden wollte,
tersuchen. Hierbei
solches ohne Rücksicht, daß er nunmehr jedermanns Augen ausgesetzt ist,
folglich nach der Hand auch vermißt werden müßte, abgenommen werden
dürfte, hierüber bitte ich Ew. Excellenz um eine hohe Belehrung." Die erfolgte
Belehrung ist nicht aufzufinden gewesen. Jedenfalls ist sie aber zugunsten
der Erhaltung dieser kunstvollen Arbeit abgegeben worden. Von den Kelchen
dieses Meisters sind ein schwerer mit getriebenen barocken Ornamenten im
Stifte Rein, ein zweiter mit Emailbildern und unechten Steinen geschmückter
im Stifte Vorau und ein dritter aus dem Jahre 1775, der mit reihenweise auf-
gelegten Edelsteinen reich besetzt ist, am Pöllauberg besonders hervorzu-
heben. Auch das Missale im Stifte Rein mit seinen zwölfteiligen, auf rotem
Plüsch aufliegenden Silberbeschlägen aus dem Jahre 1767 und das mon-
stranzenartige Pazifikale in der Abtei St. Lambrecht müssen als beachtens-
werte Leistungen Anton Römmers erwähnt werden.
Der Stammvater einer aus dem deutschen Südtirol gekommenen und
sich durch mehrere Generationen fortpflanzenden Silberarbeiterfamilie ist
Johann Baptist Rungaldier gewesen. Die erste Nachricht von ihm bringt das
Meisterbuch der Innung. Er bat am 30. April 1747 um das von Plächien
hinterlassene Goldarbeitexjus und wollte dasselbe durch Verheiratung mit
der Tochter Plächiens, Katharina Viktoria, erwerben. Nach Verweisung des
Meisterstückes wurde er am 6. August 1747 zum Meister angenommen
und war unbehauster Bürger. Zwei seiner Söhne lernen das Goldschmied-
gewerbe, der erste wurde im Jahre 1768, der zweite im Jahre 1775 auf-
gedingt und freigesprochen. Johann Baptist Rungaldier ist vom Jahre 1777
bis zum Jahre 1793 Untervorsteher der Innung gewesen und mußte dann
von dieser Stellung zurücktreten. Das Gubernium hatte dem Grazer Land-
münzprobieramte
den Auftrag erteilt,
die Goldschmied-
geschäfte zu revi-
dieren und die vor-
tätigen Waren auf
die Einhaltung der
Vorschriften zu un-
wurde die unange-
nehmeEntdeckung
gemacht, daß eine
Anzahl der mit dem
Beschauzeichen ge-
stempelten Silber-
waren nicht dem
vorgeschriebenen
Das Münzamt wur- Abb. 13. Franz Pfäfünger, Tasse zu den Meßkännchen in der Kirche der Bene-
de im Jahre 1782 aufgelöst. dilninerabtei St. Lambrecht
Feingehalt entsprachen. Die Sache wurde untersucht und gefunden, daß
der ProbzeichenmeisteW J. B. Rungaldier des Probierens zum Teil un-
kundig", 70 Jahre alt und unbemittelt" war; das Vorsteheramt gab ihm
einen Teil seines Einkommens". Das Gubernium erteilte hierauf nach ein-
gehenden Verhandlungen am 30. Oktober 1793 dem Grazer Magistrat
den Auftrag, den Rungaldier, weil er seine Pliicht nicht ordentlich erfüllt
und unprobhältige Silberarbeiten gezeichnet habe, des Vorsteheramtes
sogleich zu entsetzen und einen anderen einsichtigen, wohlerfahrenen
und bemittelten" Zeichenmeister vom Mittel wählen zu lassen. Wir finden
Rungaldier noch bis 1806 im Meisterbuche, wonach wir nichts mehr von
ihm hören. Daß die Familie Rungaldier aus Südtirol stammt, sagt nicht nur
der Name, sondern auch eine Eintragung in den Ehematriken der Grazer
Domkirche vom Jahre 1830. Es heiratete damals ein Josef Rungaldier aus
Tirol, zu St. Paul in Eppan gebürtig", Sohn des Josef Rungaldier, eines
Realitätenbesitzers. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß die Gegen-
stände, die mit dem Meisterzeichen J-. P. R. bezeichnet sind, aus der Werk-
stätte des Johann Baptist Rungaldier stammen, weil es um diese Zeit keinen
anderen Grazer Goldschmied gab, dessen Name mit den gleichen Buchstaben
anfing. Es sind dies drei Kelche, eine Uhrdose und ein Salzfaß. Der schöne,
aus dem Jahre 1772 stammende Kelch in Lebring bei I-Iartberg hat einen
geschweiften Fuß, der ebenso wie der Korb mit getriebenen Ähren, Trauben
und Blumenzweigen geziert ist. Der sehr elegante Kelch in Vorau aus dem
Jahre 1768 hat am gezackten Fuß und am Korb getriebene Traubenomamente,
ist mit Brillanten und Rubinen reich besetzt und von sorgfältigster Ausführung.
Das silberne gegossene Salzfaß aus dem Jahre 1794 in der Abtei Rein
Abb. 18 hat eine runde, zylindrische Gestalt, eine innen vergoldete Salz-
schale, ist am oberen und unteren Rande mit einem Warzenkranz begrenzt
und steht auf drei zierlichen Rokokofüßen. Als schlichte Verzierung der
glatten Seitenfiächen sind zwei Paar im Granulierstich eingravierte wag-
rechte Linien angebracht.
Um den Zusammenhang der Familie Rungaldier nicht zu verlieren, wollen
wir gleich zu Johann Georg Rungaldier, dem Sohn des eben besprochenen
Meisters, übergehen. Er wurde am 29. Juni 177g in die Innung aufge-
nommen und hatte sein Geschäft in der Schmidgasse 300 oder 308. In den
Innungsbüchern finden wir ihn bis zum Jahre 1812 eingetragen. Er schrieb
sich Georg Rungaldier, weshalb sein Meisterzeichen nur die zwei Buch-
staben G. R. enthält. Wir haben von ihm eine silberne Fahnenstangen-
Bekrönungsiigurengruppe der Grazer Lebzelterinnung im Grazer Rathause
aufbewahrt Abb. 19. Sie ist 61 Zentimeter hoch und 12 Mark Lot
schwer. Die Fahne ist aus resedagrünem Seidenbrokat mit vergoldeten
Silberfransen und enthält zwei vom bürgerlichen Maler Bebler hergestellte
Olgemälde, Johannes den Täufer mit dem heiligen Ambrosius und die heilige
Dreifaltigkeit darstellend. Die im Jahre 1778 erzeugte silberne Gruppe ist ein
vortreffliches Werk der Silberschmiedekunst und stellt Mariä Empfängnis
ßy
vor. Maria steht, anstatt auf. der üblichen Weltkugel, auf dem Attribut der
Lebzelter, einem vergoldeten Bienenkorbe, unter ihren Füßen befindet sich
die Mondsichel und die Schlange. Die Marieniigur voll edler Bewegung und
reichem Faltenwurf der Kleidung zeugt von vorzüglicher Naturbeobachtung
und glänzender Beherrschung des Materials durch die Technik. Die Ver-
bindung der beiden auf Wolken knienden Engelsiiguren mit Maria zu einer
Gruppe von edler Gesamtwirkung ist durch die wallenden Kleider sehr schön
gelöst. Der im Jahre 1799 in Graz geborene bekannte Kupferstecher und
Maler Ignaz Rungaldier war ein Sohn des eben genannten Silberarbeiters.
Er wird noch heute als sehr guter Stecher, Miniaturen- und Porträtmaler
Abb. 14. Matthias Bernhaupt, Messerständer Kunstgewerbliches Museum am Joanneum" in Graz
geschätzt. Ein anderer Sohn, Michael Rungaldier, wurde am 19. März 1808
auf die Silberarbeitergerechtsame seines Großvaters J. B. Rungaldier in die
Innung aufgenommen und Endet sich bis zum Jahre 1817 in den Innungs-
büchern; er wurde aber noch im Jahre 1835 in einem Prozesse genannt,
obwohl seine Gerechtsame schon im Jahre 1830 weitergegeben worden
ist. Wahrscheinlich ein dritter Sohn Georg Rungaldiers war der Silber-
arbeiter Paul Rungaldier, dem am 29. August 1813 das Meisterstück auf-
gegeben und der am 22. Mai 1814 auf die Gerechtsame seines Vaters auf-
genommen wurde. Sein Meisterzeichen P. R. in ovaler Umrandung ist auf
einer Messingtafel vom Jahre 1828 eingeschlagen, die sich im k. k. Pun-
zierungsamte in Graz befindet. Am 6. Jänner 1838 wurde Anton Rungaldier
als bürgerlicher Silberarbeiter auf die nach dem Tode seines Vaters Paul
Rungaldier durch Erbschaft überkommene reale Silberarbeitergerechtsame
37
inkorporiert. Er hat bald darnach Konkurs gemacht, ist schon imJahre 183g
gestorben und war der letzte Goldschmied namens Rungaldier in Graz.
Nun kehren wir wieder in die erste Hälfte des XVIII. Jahrhunderts
zurück, um zuerst einige bemerkenswerte Streitigkeiten der Goldschmiede-
innung, die diese bewegte Zeit charakterisieren, zu erzählen. Einen harten
Kampf haben die Grazer Goldschmiede immer mit den Gürtlern, Störern
und Fröttern" zu führen gehabt, die ihnen bei dem etwas stockenden
Geschäftsgange empfindliche Konkurrenz gemacht haben. So finden wir im
Jahre 1730 in den Grazer Hofkammerakten eine Beschwerde verschiedener
Zünfte, darunter auch der Goldschmiede, in welcher der Magistrat gebeten
wird, sich der bürgerlichen Zünfte besser anzunehmen und die Störer und
Frötter" abzuschaffen. Anläßlich der Konfirmation der Goldschmiedprivi-
legien durch die Kaiserin Maria Theresia am 5. Mai r745 wurde über An-
suchen der Goldschmiedeinnung wegen des schlechten Geschäftsganges die
Meisterzahl von zwölf auf zehn Meister herabgesetzt und den Meistersöhnen
das Vorrecht bei Erwerbung einer Goldschmiedgerechtsame zugestanden.
Unter dem Datum vom 30. Oktober 174g finden wir in den Grazer Hof-
kammerakten einen Befehl der Kaiserin, daß eine Konsignation der alhier
herum häufig befindlichen Pfuscher und Störer zu dero teils gänzlichen Ab-
schaffung, teils Moderierung in gewisse Maaß, dann der von der ehrsamen
Landschaft erteilten Schutzpatente ehestens zu verfassen sein wird". Jede
Zunft hatte ihre diesbezüglichen Beschwerden selbst einzureichen, eine
Konsignation der wissentlichen Störer und Frötter beizulegen und um die
Abstellung derselben zu bitten gehabt. In einem Hefte mit 25 dicht be-
schriebenen Bogen wird diesem Auftrage entsprochen und finden sich
natürlich auch die Störer und Frötter" der Goldschmiede darunter. Diese
heißen Antoni Mayr, landschaftlicher Goldschmied, Antoni Römmer,
Silberarbeiter, Rudolf Hirsch und Josef Pöschmann, Goldarbeiter, Jakob
Krabath, ein gelernter Schneider, haltet Goldschmiedgesellen, Josef Marsaller,
ein Krammer auf der Bruggen, welcher mit Goldschmiedwaren handel
ferner die drei verheirateten Goldschmiedgesellen Josef Arzberger, Simon
Peyer und Johannes Fürst.
Das Resultat dieser Unternehmung war, daß die landschaftlichen
Schutzpatente abgenommen wurden, keine neuen erteilt werden durften
und die Goldschmiede A. Römmer, R. Hirsch und Josef Pöschmann sich
bei der Innung um das Meisterstück und die Inkorporation bewerben mußten.
Mit dem gelernten Schneider Jakob Johann Georg Krabath Corvath
hat aber die Goldschmiedeinnung einen langwierigen Streit auszufechten
gehabt, der bis vor die Kaiserin geführt worden ist und schließlich mit einem
Vergleiche geendet hat. In den Steuerkonsignationen der Stadt Graz vom
Jahre 1748 wird Krabath als Uhrgehäusemacher und als unbehauster Bürger
angeführt. Die Grazer Goldschmiedeinnung richtete nach langem Streite
mit ihm im Jahre 1760 eine Berufung an die Kaiserin und sagte darin, daß
Krabath nach ungeziemend sträflicher Aufführung von Graz entwiechen
und unter dem Vorwande, Uhrgehäuse zu machen, auch Tabatieren und
andere Silberarbeiten erzeugt habe". Die Repräsentationskammer berichtete
hiezu nach Wien Georg Krabath habe vor bis Jahren in Wildon und
Leibnitz mittelst Haltung einiger Gesellen alle vorkommende Arbeit gemacht
und in Wildon ein eigenes Haus besessen. Auf die Bitten der Grazer Uhr-
macher, denen das I-Ierbringen der Uhrgehäuse von Wildon zu umständlich
war, sei er wieder nach Graz gezogen und thäte hier den Goldschmieden
keinen Abbruch. Die Goldschmiede fürchten aber, daß Krabath wieder wie
früher in Wildon und Leibnitz alle vorkommende Arbeit machen und Gold-
schmiedgesellen halten werde." Krabath gab nun das Versprechen, nur
Uhrgehäuse und den Privilegien der Goldschmiede keinen Eintrag machen
zu wollen, womit die Goldschmiedeinnung zufrieden war und der langjährige
Streit sein Ende fand. Krabath dürfte der Stammvater der Grazer Uhr-
gehäusemacher gewesen sein.
Sein Nachfolger ist wahrscheinlich der sich im Jahre 1783 verheiratende
Uhrgehäusemacher Salvator Bemardi, welcher der Sohn eines Lottobeamten
war, gewesen. Im Jahre 1796 finden wir den bürgerlichen Uhrgehäusemacher
Johann Ramschüssel, x8o4 Franz Ramschüssel und im Jahre r812 Martin
Schnabl, den Sohn des bürgerlichen Silberarbeiters Matthias Schnabl, in
Graz in diesem Gewerbe tätig.
Zur selben Zeit hat die Goldschmiedeinnung einen anderen, lang-
wierigen Streit mit dem Kompositionsgalanteriearbeiter Johann Lauer gehabt.
Dieser war als gelernter Langmesserschmiedgeselle Schwertfeger auf seine
Profession nach Wien gereist und dort bei einem Galanteriewarenarbeiter in
Arbeit getreten. Nach seiner Verheiratung war er wieder nach Graz gezogen
und hatte da als Frötter" die Langmesserschmiedprofession nebst Ver-
fertigung von Kompositionswaren betrieben. Auf Anlangen der Langmesser-
Schmiede wurde ihm der Betrieb ihrer Profession abgeboten. Im Jahre 1752
erhielt er die Konzession für Kompositionsgalanteriearbeiten, 176g wurde
ihm die Haltung eines Gesellen und im Jahre 1770 die Erlaubnis zur Aus-
hängung eines Schildes über seinem Laden erteilt. Hierauf fing er an, kleine
Silberarbeiten, Schnallen, Stockknöpfe und Gürtel zu erzeugen, was ihm
von den Goldschmieden nachgesehen wurde. Da er aber immer mehr
Silberarbeiten machte, ohne Wissen der Goldschmiedeinnung sich einen
Silberarbeitergesellen hielt, somit das Goldschmiedhandwerk beeinträchtigte,
beschwerte sich die Innung beim Gubernium über ihn. Dem Patente vom
I5. November 1774 entsprechend wurde auf seine Erzeugnisse die Schwert-
fegerpunze geschlagen, womit Lauer aber nicht einverstanden war. Er
verlangte, daß die Punze der Goldschmiede auf seine Silberarbeiten ge-
schlagen werde, wollte ein Goldschmiedjus kaufen, Goldschmiedgesellen
halten und schlug auf seine Silberwarenerzeugnisse ein unkenntliches
Meisterzeichen und einen kleinen Tannenzapfen, wie er von der Stadt
Augsburg als Beschauzeichen geführt wurde". Dadurch kam Lauer in den
schlechten Ruf, daß er eine falsche Punze verwende. Außerdem sollen seine
190
Silberarbeiten von grober Ausführung gewesen sein, weil er, wie die Gold-
schmiede behaupteten, als Tombak- und Kompositionsarbeiter mit dem
Silber nicht umgehen konnte. Die Goldschmiede wiesen in einer Eingabe
darauf hin, daß in Graz ohnehin sechs Gold- und sieben Silberarbeiter und
ringsherum in den Städten und Märkten des Landes noch 14 Goldschmiede
säßen, die kaum den nötigen Lebensunterhalt hatten, außerdem die wenigsten
sich einen Gesellen halten konnten, die Hauptarbeiten nach Wien geschickt
würden und die Kirchenarbeiten ganz unterblieben; ferner daß die Jahr-
märkte und das ganze Land mit fremden, meist geringhaltigen und
schlechten Gold- und Silberarbeiten überiiutet würden und auch die Kauf-
leute Ga1anterie- und Silberwaren verkauften. Das half ihnen aber alles nichts.
Lauer appellierte in beweglichen Worten an die Kaiserin, verstand es, die
Goldschmiede in ein ungünstiges Licht zu stellen, und erlangte nach lang-
jährigem hartnäckigem Streit die kaiserliche Entscheidung vom I. April 1778,
nach welcher ihm erlaubt wurde, als Kompositionsgalanteriearbeiter einen
Gesellen zu halten und
seine Konzession an sein
einziges Kind, eine Toch-
ter, weitergeben zu dür-
fen. DaeinKompositions-
galanteriearbeiter aber
mehr in die Kategorie
der Goldschmiede als in
die der Schwertfeger ge-
hörtunddieGoldschmied-
punzen keine Präcipun-
zen der Goldschmiede-
zunft, sondern lediglich
als Fürsicht anzusehen
sind, das Publikum gegen
Bevorteilung sicherzu-
stellen," wurde ihm für
seine Silberwaren die
Goldschmiedpunze zuge-
standen. Das verlangte
Goldschmiedjus wurde
ihm abgeschlagen und es
wurde ihm aufgetragen,
sich der ihm nicht zu-
stehenden Silberarbeiten
und der Haltung eines
Goldschmiedgesellen bei
Verlust der erteilten Kon-
Abb. 15. Anton Römmer, obererDeckel des Missales bei den Karmelitern
in Graz zesslon zu enthalten. Da-
mit hatte der Streit sein
Ende. Lauer hatte sein
Geschäft in der Sporr-
gasse 6x und starb nach
den Matriken der Grazer
Stadtpfarre als bürger-
licher Goldschmied" am
17. März 1784. Ein drit-
ter Fall, der in die durch
zwei Jahrhunderte übli-
chen starren Zunftge-
bräuche eine Bresche
legte, ereignete sich mit
dem ersten bürgerlichen
Gold-, Silber- und Ga-
lanteriearbeiter August
WeidmannWeydmann.
Dieser war durch sechs
Jahre bei Joachim Vogt-
ner als Galanteriearbeiter
in Kondition gestanden
und hatte am 22.Septem-
ber 1753 von der Witwe
Saranzo um 350 H. das
Goldarbeiterjus ihres im
Jahre 1707 verstorbenen
Mannes gekauft. Wahr-
scheinlich hat man bei
Weidmann die kaiserli-
che Resolution Wien
vom 5. Jänner 1753 Codex austriacus", Band Seite 721 angewendet,
durch welche eine Union der Galanterie- mit den bürgerlichen Gold- und
Silberarbeitern angebahnt" worden war. In dieser Resolution heißt es, daß
das Meisterstück wie bisher aus einem Kelch, Ring und Siegel bestehen
solle, den Bewerbern jedoch unverwehrt sein möge, den Kelch so gering
als sie immer wollen, mithin ebenfalls von Composition, auch Fassung
von falschen Steinen prästieren zu können". Weidmann war der erste
Grazer Goldschmied, der anstatt eines getriebenen nur einen glatten
Kelch zum Meisterstück ausarbeiten durfte und am 25. Juli 1755 als Gold-,
Silber- und Galanteriearbeiter in die Innung aufgenommen wurde. Diese
Ausnahme bezüglich des Meisterstückes und des Rechtes, sowohl in
Gold und Silber als auch in Galanteriewaren arbeiten zu dürfen, sollte
sich aber nur auf sein Jus beschränken. Wir wissen über ihn nichts
anderes, als daß die Innung von x7go bis 1795 für den verarmten Weid-
Abb. 16. Anton Römmer, unterer Deckel des Missales bei den Karmelitern
in Graz
mann" die Gewerbesteuer und im Jahre 1796 der Witwe 2B. Almosen
bezahlt hat.
Die merkwürdigste von allen Innungsstreitigkeiten ist aber die mit dem
Silberarbeiter Kajetan Schwarz gewesen. Dieser war der Sohn des Johann
Georg Schwarz, eines armen Silbertraxlers" in Graz, hatte am 12. Oktober
1755 die Witwe des tüchtigen Silberarbeiters Matthias Bernhaupt geheiratet
und wurde am 13. März 17 57 in die Innung aufgenommen. Der junge, unter-
nehmende Meister nahm sich nun einen tüchtigen Goldarbeiter namens
Thomas Schuechmeister als Gesellen auf, was die Goldarbeiter der lnnung
ihm nicht erlauben wollten, da er ein Silberarbeiter war. Darüber kam es zu
einem leidenschaftlichen, jahrelangen Streit. Infolge Anrufens des Bürger-
meisters wurde dem Schwarz der Goldarbeitergeselle abgeschafft, wogegen
dieser am 5. Jänner 1761 eine eigenhändig geschriebene, umständliche
Berufung an die Repräsentationskammer richtete. Die Goldarbeiter sagen
in ihrer Verteidigung Es ist zu wissen nötig, daß eine uralt hergebrachte
Beobachtung und Gewohnheit ist, daß kein Goldarbeiter einen Silberarbeiter-
gesellen, hingegen aber auch kein Silberarbeiter einen Goldarbeitergesellen
halten dürfe, welche Observanz man von unerdenklichen Jahren ruhig
beobachtet und bisher ungekränkt beibehalten habe. Der Kläger ist nun ein
Silberarbeiter, der quästionierte Geselle hingegen ein Goldarbeiter, deshalb
kann letzterer nicht bei einem Silberarbeiter arbeiten." Weil nun Schwarz
diesen Schluß nicht anerkennen wollte, haben sich die Goldarbeiter Rudolf
Hirsch der Vorsteher, Verzi und Wasserburger, nach dem Schwarz diesen
guten Goldarbeiter Gesellen schon Jahre behabet, bei dem Bürgermeister
beschwert und dieser habe beide Teile gehört und den Gesellen abgeschafft."
Es sind auch alle Goldarbeiter, deren wären, und alle andern Silber-
arbeiter einig, daß Schwarz diesen Gesellen nicht behalten dürfe, damit
keine Frettereien und Uneinigkeiten entstehen, sondern jeder bei seiner alten
Observanz bleiben möge. Es ist auch weltkundig, daß die Goldarbeit bei
dermaligen Zeiten nahmhaft abnimmt; wann aber diese Verwechslung der
Gesellen gestattet würde, so möchte die Pfuscherei einreisen, daher sind
alle einig, daß der Goldarbeitergeselle Thomas Schuechmeister abgeschafft
werden soll. Graz, 16. Jänner 1761."
Das Gubernium gab dem Bürgermeister und der Innung recht und
Schwarz bekam den Auftrag, den wieder bei ihm arbeitenden Goldarbeiter-
gesellen zu entlassen, welchem Befehle er aber zu entsprechen sich weigerte.
Der Bürgermeister bedrohte ihn hierauf mit einem Personalarrest und da
Schwarz nicht nachgab, ließ er ihn in Arrest setzen und seinen Goldarbeiter-
gesellen mit Gewalt entfernen. Kajetan Schwarz wendete sich nun in seiner
Not mit einer Berufung an die Kaiserin, wies auf seine fünf unmündigen
Stiefkinder hin, berief sich darauf, daß in Wien jeder Goldschmied in Gold,
Silber und Galanteriewaren arbeiten durfte, führte den Weidmann in Graz
als lebenden Zeugen an, der sowohl in Gold, Silber, als auch in Galanterie-
waren arbeitete und zum Schlüsse bezeugte ihm der bürgerliche Gold-
flrwhv,
.. 21..
Eh.
Abb. I1. Anton Römrner, Hauptaltaraufaatz in der Mariahilfexkirche bei den Minoriten in Graz
schmied Josef Cammerlander in Villach in einem Atteste, daß er bei dem
Silberarbeiter M. Bemhaupt in Graz dreijahre in Gold und Galanteriewaren
gearbeitet habe. Das Gubernium wies hingegen in seinem Berichte auf
die Grazer Goldschmiedeordnung hin, welche die Bestimmung enthielt
Demnach hinfüro in der Stadt Gräz doch auf unser gnädigistes gefallen
nicht mehr als ain Hoff-Goldschmidt und ain I-Ioffgoldarbaiter gehalten
werden sollen", woraus man entnehmen könne, daß nicht jeder in Gold und
Silber arbeiten dürfe; ferner berief es sich darauf, daß schon durch mehr
als 70 jahre in den I-Iandwerksbüchern angemerkt werde, ob die Meister
und auch die Lehrlinge auf die Gold- oder Silberarbeit aufgenommen werden".
Nachdem durch längere Zeit von der Kaiserin keine Entscheidung
eingelangt war, verfaßte Schwarz eine zweite Eingabe, gegen die sich wieder
die ganze Goldschmiedeinnung wendete. Aber auch auf diese zweite Eingabe
hat der unglückliche, fast zugrunde gerichtete Schwarz keine Antwort
bekommen, denn auf dem ziemlich voluminösen Aktenbündel, dem diese
Mitteilungen entnommen'wurden, steht der Vermerk Dieser Bericht ist von
der Partei niemals aus dem Taxamt gelöst, folglich auch nicht naher Hofe
abgegangen", wovon Schwarz sicher nie etwas erfahren hat. Wahrscheinlich
ist der Mann infolge der vielen Aufregungen im Jahre 1763 oder anfangs
1764 gestorben, weil im Meisterbuche seine Einzahlungen nur bis 1763
reichen und im Jahre 1764 sein jus weiterverkauft wurde. Wer die Akten
dieses typischen Streitfalles aufmerksam durchliest, kann kaum glauben, daß
sich so etwas unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia ereignen
konnte. Wenn die Berufung des bedauernswerten Kajetan Schwarz zur
Kenntnis der Kaiserin und ihrer Räte in Wien gekommen wäre, hätte die
Entscheidung nicht zugunsten der Grazer Goldschmiedeinnung ausfallen
können. Aber auch der in diesem Prozesse wiederholt genannte Gold-
arbeiter johann Paul Wasserburger wollte sich den alten Zunftregeln nicht
ganz fügen. Er hatte nach dem Tode seines Meisters Franz Säbin die Be-
sorgung der hinterlassenen vier unmündigen Kinder und ihres Vermögens
auf sich genommen, die ältere minorenne Tochter geheiratet und so die
Säbinsche Goldarbeitergerechtsame an sich gebracht. Bei Aufgabe des
Meisterstückes kam er mit der Innung in Streit und machte deswegen ein
Majestätsgesuch, in welchem er folgendes anführte Man verlangt von mir
die gewöhnlichen Meisterstück, einen mit Kleinod besetzten Kölch und
einen Prätiosen Ring gefaßt, nebst einem Siegel Es ist von jedem das
Meisterstück zu machen, dann sind IOO H. zur Lad, 12 H. Stuhlgeld, H. für
das Sigel und H. Fahngeld, zusammen 125 H. zu bezahlen. Diese x25 H. wollte
ich bezahlen und habe gebeten, mich vom Meisterstücke zu entbinden. Da
meine Kenntnisse den Goldschmieden bekannt sind und ich Jahre bei dem
verstorbenen Säbin die kostbarsten Goldarbeiten verfertigt habe, wie es der
Mehrteil vom hohen Adel bezeugen kann, auch noch mit Kleinod besetzte
Kelch und viele Prätiosen Ringe im Verlaß sind, die ich mit meiner Hand
gemacht habe und als vollständiges Meisterstück vorweisen kann, folglich
an meiner Tüchtigkeit nicht zu zweifeln ist. Warum soll ich nun neue Meister-
stück anfertigen? Zu was soll ich einen mit Prätiosen besetzten Kelch in
dieser geldlosen Zeit anfertigen, wo schon in den fertig daliegenden Sachen
201
ein großes todliegendes Kapital liegt? Ich müßte dann den fertigen Meister-
stückkelch nachher wieder zerbrechen und den Schaden tragen. Ich bitte
daher um Befreiung des Meisterstücks und Aufnahme gegen Bezahlung
der Taxen." Paul Wasserburger.
Die Innung wollte aber von den alten Gebräuchen durchaus nicht ab-
gehen, weshalb es zu einem Vergleiche kam. Der Goldarbeiter Verzi erbot
sich, den von Wasserburger zu machenden Kelch um den von den anderen
Goldschmieden zu bestimmenden Preis anzukaufen, womit sich Wasser-
burger einverstanden erklärte. Er wurde am 2. Dezember 1759 in die Innung
aufgenommen, war von 1770 bis 1777 Untervorsteher und zahlte bis zum
Jahre 1795 seine Einlagen in die Innungskasse. Im Jahre 1797 wurden
laut Jahresrechnung für den alten Wasserburger H. Almosen" herge-
geben. Weiter hören wir nichts mehr
von ihm.
Aus diesen von allen Seiten sich
häufenden Angriffen auf die alten, aus
dem Jahre 1592 stammenden Innungs-
vorschriften ersehen wir, daß eine
neue Zeit im Werden war, die die
engen Fesseln des Zunftzwanges nicht
mehr ertragen konnte. Gegen diesen
neuen, nicht mehr besiegbaren Geist
kämpften die inkorporierten konser-
vativen Goldschmiede, deren Vorteil
darin bestand, große Konkurrenz
hintanzuhalten und den Verdienst
auf wenige Meister zu beschränken, Abb. xB. Johann Baptist Ilungaldier, Salzfaß in der
Abtei Rein
um sorgenfreier und gemachlicher
leben zu können, vergebens. Die Regierung bereitete deshalb eine neue
Goldschmiedeordnung vor und wir lesen in den I-Iofkammerakten, daß
am 2. April 1762 der Auftrag erging, die Wiener Goldschmiedeordnung für
Steiermark zu adaptieren". Der erste Schritt dazu war die Verordnung
vom I6. April 1762 an alle Kreisämter, daß sämtliche bürgerlichen Gold-
schmiede des Landes in die Grazer Innung zu inkorporieren seien. Im
Jahre 1774 erschien dann die neue Bruderschaftsordnung für die bürger-
lichen Gold-, Silber- und Galanteriearbeiter" und das Patent, das Regula-
tivum des Gold- und Silber-Punzen für das Herzogthum Steyermark
betreffend". Mit diesen neuen Vorschriften beginnen ganz neue Lebens-
Verhältnisse für das Handwerk.
Kehren wir nun wieder zu den Grazer Goldschmieden dieser bewegten
Zeit zurück.
Der Silberarbeiter Johann Pettunfill Petunvill war der Sohn des bürger-
lichen Perückenmachers Anton Pettuniill in Graz und wurde am 30. De-
zember 1760 in die Innung aufgenommen. Zwei Söhne von ihm wurden, der
28
eine im Jahre 1783 und der zweite im Jahre 1793, von der Goldschmiede-
innung als Lehrlinge aufgedingt und zugleich freigesprochen. Im Jahre 1797
wurde er das letztemal in den Innungsschriften genannt und muß bald darauf
gestorben sein, weil sein Jus im Jahre 1798 weiterverkauft worden ist.
Ein Bruder von ihm, Johann Franz Pettuniill, war Maler und heiratete im
Jahre 1758 Anna Marie, die Tochter des Malers Johann Raunacher.
Von dem Silberarbeiter Pettuntill haben wir zwei Arbeiten in Graz, die
mit seinem Meisterzeichen J. P. versehen sind. Am Stadtrichterschwerte
in Graz befindet sich ein glatter, mit seiner Namenspunze und dem Beschau-
zeichen vom Jahre 1778 gestempelter silberner Beschlag und im Kunst-
gewerbemuseum am Joanneum" in Graz liegt ein hübscher silberner,
gegossener Siegelring von ihm Abb. 20. Die Siegeliiäche trägt ein bürger-
liches Wappen, offenbar das eines Fleischhauers, eingraviert, wofür das
Wappentier, ein springender Ochse, spricht. Das Schnörkelwerk beim
Wappen entspricht der Rokokozeit, die Palmenzweige dem Zopfstil, wo-
durch die Entstehungszeit schon gegen das Ende des XVIII. Jahrhunderts
gerückt wird. Das Beschauzeichen ist nicht zu entziffern.
Ein anderer durch sieben größere Arbeiten bekannter Silberarbeiter ist
Matthias Pößner mit dem Meisterzeichen M. P. Er wurde am 23. April 1764
inkorporiert, hatte sein Geschäft in der Sporrgasse Nr. 66 und ist am
4. Mai 1781 gestorben. Die beste von ihm bekannte Arbeit ist eine schwere,
78 Zentimeter hohe Monstranz in Preding. Korpus und Fuß sind sorgfältig
getrieben. Der Hauptteil trägt neben den üblichen, die Dreieinigkeit ver-
körpernden Gestalten unter dem Lunulagehäuse eine Muttergottesiigur
in einem Dornbusch mit einem Türkenkopf, eine Anspielung auf die Lokal-
geschichte des Ortes. Von den vier Kelchen und zwei Ziborien, die wir noch
von diesem Meister kennen, ist ein Kelch aus dem Jahre 1768, der sich in
Mariahof befindet, hier im Bilde zu sehen Abb. 21. Er ist reich getrieben
und in ausgesprochenem Rokokostile mit Kartuschenwerk, in dem Kom-
ähren und Weintrauben, die Symbole von Brot und Wein, eingeflochten
sind, ausgeführt. Das geschweifte Sockelprofil tritt klar hervor. Die Anordnung
des nur in dem Blattkelche des Sockels steckenden Griffknopfes ist nicht
glücklich, weil zu unorganisch verbunden und zu wenig Festigkeit ge-
währleistend. Die Einzelheiten sind sonst geschmackvoll und geschickt
durchgebildet.
Um diese Zeit begegnen wir zum erstenmal einer später auch in Wien
J. Kern 1798, Heinrich Kern 1824 und heute noch in Klagenfurt tätigen
Goldschmiedfamilie, namens Kern. Der Grazer Goldarbeiter vielleicht der
Stammvater Josef Kernn war der Sohn des Tobias Kernn, eines bürgerlichen
Tuchscherers in Graz. Er wurde am 29. September 1770, nachdem er sein
Meisterstück vorgewiesen hatte, inkorporiert, heiratete am 29. Juni 1775
die Jungfrau Antonie Stierlin, des I-Iausmeisters beim Grafen Dietrichstein
Tochter" und war vom Dezember 1777 bis zum Ende des Jahres 1793,
also durch 16 Jahre Obervorsteher der Innung. Er hatte zuerst sein Geschäft
in der Sporrgasse Nr. 64, später hat er
in der Bürgergasse das Haus Nr. 16 be-
sessen. Wir finden seinen Namen bis
zum Jahre 1807 in den Innungsbüchem.
Im Kataloge der Ausstellung alter Gold-
und Silberschmiedarbeiten im k. k.
Österreiohischen Museum vom Jahre
1907 finden wir unter Nr. 1065 eine
Tabakdose aus verschiedenfarbigem
Gold, oblong, mit abgerundeten Ecken,
guillochiertem Streifenmuster, auf dem
Deckel das Reliefmedaillon des Kaisers
Franz 11.". Sie ist im Besitze der Gräfin
Johanna Baillett de Latour in Wien
und soll die Grazer Goldpunze vom
Jahre 1798 und das Meisterzeichen J. K.,
also das des Goldarbeiters Kemn
tragen. Am 6. Jänner 1811 wurde des
Josef Kernn Sohn, der ebenfalls Josef
Kemn hieß, auf die Gerechtsame seines
Vaters in die Innung aufgenommen.
Er war vom November 1818 bis etwa
1826 Obervorsteher der Innung. Sein
Meisterzeichen Findet sich auf der Mes-
singtafel vom Jahre 1828 eingeschla-
gen, die im Grazer Punzierungsamte
liegt. Am 30. September 1845 hat Ed-
mund Kutt die Kemnsche Goldarbeiter-
gerechtsame um 500 H. samt Einrich-
tungen und Werkzeugen käuflich er- Abb. 19. Johann Georg Rungaldier, Fahnen-
Worben stangen-Bekrönungsfigur der Grazer Lebzelter-
innung Rathaus in Graz
Der erste Goldschmied, der nach
der neuen Bruderschaftsordnung vom 3. August 1774 in die Innung auf-
genommen wurde, heißt Jakob Fielner. Wir finden im Statt-
haltereiarchive in Graz die Akten über diesen weitläufigen
Prozeß, der die Schwerfälligkeit und Unhaltbarkeit dieses
neuen Verfahrens vor Augen führt. Am 4. März 1777 be-
richtete der Kommissär des Goldschmiedmittels Johann
Andreas König an das Gubernium in Graz, daß der Gold-
schmiedgeselle Jakob Fielner um die Bestätigung der gekauften
Johaäbäglmüu, Verzischen Goldarbeitergerechtsame angesucht habe, daß
SiegelringKunsX- der Bittsteller gegen die neue Bruderschaftsordnung vor-
g""'b'"'"s'"m gegangen sei, sich weder beim Goldschmiedmittel, noch
am "Joanneum"
in Graz beim Münzamte gemeldet, sondern nach Erkaufung des
Verzischen Jus um 300 fi. vor Wochen im offenen Laden der Witwe
Verzi für sich zu arbeiten angefangen habe". .Das Gubernium verbot nun
durch das Münzamt dem Fielner unter Androhung der schärfsten Ahndung,
weiter auf seine Rechnung zu arbeiten. Fielner richtete infolgedessen eine
Bittschrift an die Kaiserin und das Gubernium einbegleitete sie mit dem
nachfolgenden Gutachten Fielner hat als hiesiges Landeskind seine Pro-
fession auf die neueste Art erlernt und hat im hiesigen Münzarnt im
Beisein des Wardeins Johann Adam Kollmann laut anschlüssigem attestati
sowohl im Zeichnen als bossieren seine Fähigkeitsprobe dargethan und
bittet nun, ihm die Übernahme der erkauften Gerechtigkeit zu gestatten und
seine Inkorporierung zu veranlassen."
Das Goldschmiedmittel habe hierüber sich geäußert, daß die Zeichnung
und Bossierung des Fielner zwar nicht nach der neuen Art verfertigt, noch
in selben eine Reinlichkeit zu ersehen sei, daß man jedoch bei den Prob-
stücken etwas besseres erhoffe; dann wäre das Mittel keineswegs entgegen,
gedachten Fielner nach gemachter Probe für einen Meister aufzunehmen."
Zum Schlusse sprach das Gubernium die Hoffnung aus, daß die ganz
gesunkene Verzische Gerechtsame mit einem fleißigen Genie wieder belebt
werden wird" und erteilte den Ratschlag, das Ansuchen des Fielner zu
genehmigen. Der kaiserliche Bescheid vom I2. Juli 1777 betonte in erster
Linie, daß von der festgelegten Regel, daß dergleichen Meisterrechte nicht
als Jura realiaß sondern lediglich als ,personalia' anzusehen, mithin nicht ver-
käuflich sind, nicht abgegangen werden" könne, gestattet aber, daß nach
der gut befundenen Meisterprobe die Verzische Witwe dern Bittsteller das
Gewerbe abtritt und beide sich hierüber vergleichen". Das Gubernium teilte
dies dem Kommissär des bürgerlichen Goldschmiedmittels, dem Münzamte
und dem Fielner mit und ordnete an, daß nach der Bruderschaftsordnung
wegen Bestimmung der Meisterprobe, des Stückmeisters und der zwei
Beschaumeister am 1. August 1777, früh Uhr im Gubernium eine Kommis-
sion stattzufinden habe, zu welcher die Meisterschaft und Fielner vorgeladen
wurden. Am 5. August gab dann das Gubernium an den Kommissar des
Mittels den Auftrag hinaus, daß Fielner die kommissionaliter bestimmte
Meisterprobe, bestehend in einer kleinen Stecknadel mit guten Steinen"
unter der Aufsicht der zwei Goldarbeiter Wasserburger und Kernn in seinem
eigenen Quartier zu verfertigen und solche sodann zur Approbation zu
überreichen haben wird. Nach der ausgeführten und gut befundenen Meister-
probe richtete ielner an das Gubernium ein Gesuch um Auftraggebung an
das Goldschmiedmittel, daß selbes ihn inkorporieren möchte, welcher Bitte
das Gubernium im Wege des Kommissärs des Goldschmiedmittels nachkam.
Dem umständlichen Akte liegt das mit einem I5 kr.-Stempel versehene
Attest des Münzwardeins bei, welches bestätigt, daß die verfertigte
diamantene Haarnadel ohne eines anderen Beihilfe von Fielner gemacht
und vom Goldschmiedmittel als für ordinarie Arbeit für sehr gut, als
Meisterstück aber für so zimlich geltend erkennt worden".
Nach diesen die Geduld auf eine harte Probe stellenden, langwierigen
Formalitäten wird Fielner am 7. Dezember 1777 in die Innung aufgenommen
und ist wahrscheinlich von 1807 bis 18m Obervorstehuer der Innung
gewesen. Er war der Sohn des Grazer Gärtners Jakob Fielner und hatte
sein Geschäft am Murvorstadtplatz Nr. 535. Wir finden ihn noch am
28. Juli 1818 im Alter von 63 Jahren
als Heiratskandidaten in den Trau-
matriken der Mariahilferkirche und
dann nirgends mehr erwähnt. Im
selben Jahre ist sein Jus an Leopold
Hauber weiterverkauft worden.
Ähnlich umständlich, mit Viel-
schreiberei verbunden, sind die For-
malitäten bei der Inkorporation des
Silberarbeiters Anton Streb gewesen.
Er hatte im Münzhause im Beisein
des Münzwardeins Kollmann einen
Kelch und ein bossiertes Geschirr"
zu zeichnen. Der Münzwardein be-
stätigte, daß Streb selbst und ohne
eines andern Beihilfe beide Ar-
beiten gemacht, die über Verneh-
mung eines in dieser Kunst wohl
erfahmen und geschulten Meisters
sehr gut ausgefallen wären". Beide
mit roter Kreide ausgeführten Zeich-
nungen liegen derzeit noch beim dies-
bezüglichen Akte im Grazer Statt-
haltereiarchive vom 14. Juli 1778,
Nr. 26. Aber auch die Goldschmiede-
rneister haben in einer Sitzung die
Zeichnungen beschaut und gefunden,
daß der Kelch schlecht, dagegen die
Vase sehr gut gezeichnet war und
daß beide nicht von einer Hand an-
geferügt Seinlkonnten; das Mittel war Abb. 21. Matthias Pößlxlilearnigeallch H1 der Pfarrkxrcbe in
aber bereit, wenn es das Gubemium
wünscht", dem Bewerber den gezeichneten Kelch aus Probsilber als
Meisterstück" aufzugeben. Ferner sagten die Goldschmiede, daß das in
Wachs bossierte Geschirr mehr einer Hafner- als einer Silberarbeit gleich-
sehe und daß Streb sich angemaßt habe, ohne noch Meister zu sein,
zwei Leuchter und zwei Salzfässer aus Silber mit daraufgeprägtem Namen
zum Probzeichnen zu schicken, was wider die Freiheiten und die Bruder-
schaftsordnung sei. Auch am vorgewiesenen Meisterstücke fanden sie Ver-
schiedenes auszusetzen Der Kelch sei mehr Gürtler- als Goldschmied-
mäßig ausgefallen und könne wegen seiner Fehler als Meisterstück nicht
geltend befunden werdenff Das Gubernium fand den Kelch aber hinreichend
für das Meisterstück" und trug dem Magistrat am 12. Jänner 177g auf, die
Inkorporation des Anton Streb zu veranlassen.
Im Jahre 1804 war dieser Meister Besitzer des Hauses Sporrgasse Nr. 61.
Mit der Innung ist er immer auf gespanntem Fuße gewesen. Im Jahre 1785
beschwert sich das Goldschmiedmittel beim Gubernium über ihn und bittet,
ihm den im Schilde führenden doppelten Adler abzubieten und die von ihm
geschätzten Pöllauer Prätiosen von einem Goldarbeiter schätzen zu lassen".
Ferner behauptet es, daß sich Streb für einen Wiener Goldschmied aus-
gehe". Zur Beurteilung seiner Fähigkeiten haben wir fünf in seiner Werk-
stätte gearbeitete Gegenstände, und zwar einen einfachen, grob getriebenen
Kelch mit dem Beschauzeichen vom Jahre 1778 in Weiz, einen silbernen
Löffel vom Jahre 1794 im Schlosse St. Martin bei Graz und zwei hohe
Kannen und eine Zuckerbüchse aus Silber vom Jahre 1800 in der Abtei
St. Lambrecht. Von den Kannen ist die eine 27, die andere 22, die Zucker-
dose 15 Zentimeter hoch. Die Kannen, von denen die eine im Bilde gezeigt
wird Abb. 22, sind aus starkem Silber getrieben, haben elegant gebogene
Bandhenkel und sind von edel profilierter Gestalt, die durch kluge Be-
schränkung der Ausschmückung ganz besonders zur Geltung gelangt. Der
klar durchgebildete Blatt- und Blumenornamentfries ist der Glanzpunkt der
Verzierungen und kontrastiert etwas mit dem den Abschluß bildenden,
künstlerisch schwächeren, aufgelegten Blattkelch mit Knospen am Deckel.
Die Zuckerdose ist ebenfalls getriebene Arbeit Abb. 23, einfach, aber edel
profiliert und mit zwei durchbrochenem, geschweift gebogenen Bandhenkeln
versehen. Als Verzierung ist hier am Körper ein hübscher Weinlaubfries
und am Deckel der Blatt- und Knospenabschluß wie bei den Kannen an-
gebracht. Alle drei zusammengehörenden Stücke zeigen Verständnis für
den Empirestil und sind anerkennenswerte Leistungen. Das Meisterzeichen
A. S. zuerst im eingekerbten und später im einfachen Rechtecke findet sich
auf allen genannten Stücken.
Ein anderer guter Silberarbeiter dieser, Zeit, der sich nach seinen
vorgefundenen Arbeiten taxieren läßt, ist August Jezbara. Er war der Sohn
des Verwalters Johann Jezbara und nahm am 22. Jänner 1775 Katharina,
die Tochter des tüchtigen Silberarbeiters Anton Römmer, zur Ehewirtin.
Als Meisterstück machte er zwei fassonierte silberne Tafelleuchter, die zur
vollsten Zufriedenheit" des Goldschmiedmittels ausfielen, wonach er am
16. Juli 1778 inkorporiert wurde. Im Dezember 1793 ist er Obervorsteher der
Innung geworden und hatte diese Stelle wahrscheinlich bis zu seinem
am 1. September 1802 erfolgten Tode inne. Wir besitzen von diesem
Meister sechs bekannte Arbeiten, von denen eine gut getriebene silberne
hohe Monstranz mit massiven Figuren aus dem Jahre 1778 in Knittelfeld,
ein kreuzförmiges, silbernes Pazifikale mit kleinem Strahlenkranz aus dem
Jahre 1794 in Obdach und eine silberne Teekanne
aus dem Jahre 1778 in der Abtei St. Lambrecht die
besten Leistungen sind. Diese schlichte Kanne
Abb. 24 ist getrieben, 9112 Zentimeter hoch, von
einfacher Biedermeierform, der Schnabelausguß
beim unteren Ansatz etwas gotisierend.
Vom Silberarbeiter Philipp Trost Drost haben
wir das Meisterzeichen auf der Tafel des Punzie-
rungsamtes Graz vom Jahre 1828 und auf drei be-
kannten Silbergegenständen gefunden. Er war der
Sohn des Schmiedes Josef Trost zu Fiume, erwarb
sich am 2. Dezember 1781 durch Verheiratung mit
der Witwe des verstorbenen Matthias Pößner das
Silberarbeiterjus und wurde am 21. Juli 1782 inkor-
pariert.
Von ihm befinden sich in der Stadtpfarre in
Graz ein silbernes Rauchfaß mit Rauchschiffchen
von getriebener, einfacher Arbeit mit gebuckelten
Rändern und ein einfacher Kelch aus dem Jahre 1809,
auf dessen rundem Fuße die Muttergottes mit den
sieben Schwertern in getriebener Arbeit zu sehen ist.
Das Meisterbuch meldet uns, daß im Jahre 1813
Augustin Trost
das Meisterstück
machen sollte.
Wahrscheinlich Anton StrebAlzrnxfezin derBene-
ist er der Sohn diktinerabieiSLLambrechr
des Philipp Trost
gewesen. Er wird nur noch einmal im
Jahre 1817 erwähnt und sind von ihm
erzeugte Geräte und sein Meisterzeichen
nicht bekannt.
Ein wegen seiner Arbeiten bemer-
kenswerter guter Silberarbeiter ist Johann
Stadlmayer. Er ist nach dem sehr gut"
ausgeführten Meisterstück, bestehend in
einer silbernen Zuckerbüchse", im Jahre
1798 inkorporiert worden. Von 1810 bis
1812 finden wir ihn als Obervorsteher der
Innung und dann noch bis zum Jahre 1820
im Meisterbuche. Im Jahre 1838 wird seine
Gerechtsame an den bürgerlichen Silber-
arbeiter Josef Bacher weiterverkauft.
Abb. 23. Anton Slreb, Zuckerdose in der Bene-
diktinerahtei St. LimbfßChl Von seinen Arbeiten befindet SlCh ein
glattes silbernes Reisesalzfaß mit Deckel im Stifte Rein und ein vergoldeter,
mit weißen Silberfiligranverzierungen überzogener Kelch, der sein Meister-
zeichen und die Wiener Punze vom Jahre 1807 trägt, im Kunstgewerbe-
museum am Joanneum" in Graz. Wahrscheinlich hat Stadlmayer Filigran-
arbeiten nicht machen können und hat daher diesen Kelch in Wien an-
fertigen lassen und dann sein Meisterzeichen über das des Erzeugers ge-
schlagen. Dieser unproportionierte, 31 Zentimeter hohe Kelch mit zu kleiner
Kuppa ist Eigentum der Landschaft. Zwei von ihm erzeugte silberne ge-
triebene Kannen Abb. 25 von einfacher, eleganter Empireform mit engem
Halse, breitem Ausguß und aufklappbarem Deckel, der einen getriebenen
Rosenzweig mit zwei großen und vier kleinen Blüten als Verzierung trägt,
befinden sich ebenfalls im Museum am Joanneum" in Graz. Sie haben einen
dünnen, geschweiften und oben eckig abgebogenen Henkel mit breitem Auf-
satz, der zum Teil mit Leder überflochten ist, und tragen neben Stadlmayers
Meisterzeichen die Grazer Feingehaltspunze vom Jahre 1807. Beide Kannen
waren im Jahre 1907 in der Ausstellung von alten Gold- und Silberschmiede-
arbeiten im Österreichischen Museum in Wien unter Katalog Nr. 1352 und
1353 zu sehen.
Als letzten Meister aus dem XVIII. Jahrhundert wollen wir den Gold-
arbeiter Jakob Gordon Gordano erwähnen. Er wurde am 21. Jänner 1799,
nachdem er sein Meisterstück, einen karmosierten Brillantring, zur Zufrieden-
heit des Goldschmiedmittels ausgeführt hatte, in die Innung aufgenommen.
Im Oktober des Jahres 1812 wurde er mit dem bürgerlichen Goldarbeiter
Wolfgang Bachl als geschworner, magistratlicher Schatzmeister" von Gold-
geräten aus Mariazell, die nachträglich nach dem Patente vom Jahre 1809
zur Einschmelzung in das Grazer Einlösungsamt abgeliefert werden sollten,
genannt. Sein Meisterzeichen befindet sich auf der Messingtafel des Grazer
Punzierungsamtes vom Jahre 1828.
Ein kurzer Rückblick in das abgelaufene Jahrhundert zeigt uns, daß in
der zweiten Hälfte desselben ein völliger Umsturz von längst veralteten und
unhaltbaren zu zeitgemäßeren gewerblichen Anschauungen stattgefunden
hat, denen sich die Goldschmiedeinnung vergebens mit allen Mitteln ent-
gegenstemmte. Wenn auch manche Neueinführungen, zum Beispiel die lang-
wierigen Formalitäten bei der Erwerbung des Meisterrechtes nicht praktisch
waren, so wird" doch auch in dieser Beziehung bald der richtige Weg
gefunden. In diese durch die josetinische Gesetzgebung und die Kriege mit
dem immer unruhigen Frankreich charakterisierten Zeiten fielen die beiden
Ablieferungen von kirchlichen und profanen Gold- und Silbergeräten in den
Jahren 1793, 180g und 1810 an den geldbedürftigen, infolge von kostspieligen
Kriegen notleidenden Staat, wobei wieder zahlreiche Gegenstände von hohem
Kunstwert verlorengingen, was ein nie mehr gutzumachender Schaden
für die Geschichte des Kunstgewerbes bleiben wird. Das Avertissement vom
10. April 1793 verkündet Um den gegenwärtigen, von der französischen
Nation Sr. k. k. apostolischen Majestät abgedrungenen, kostspieligen Krieg
mit allem Nachdruck fortzusetzen", wird angeordnet, daß ein inländisches
ungezwungenes Darlehen in ungemünztem Gold und Silber eröffnet werden
soll; weil durch ein sogeartetes Darlehen ein todliegendes Staatsvermögen
in gangbare Münze verwandelt und sollchergestalten die nun so häufig ins
Ausland ohne RückHuß ausströmende bare Geldmasse zur Belebung des
allgemeinen Kreislaufes einigermaßen wieder ersetzt wird." Zu diesem
Darlehen sind alle Gold- und Silbergeräte, in welcher Form oder Gattung
solche immer bestehen mögen, geeignet, nur allein die k. k. k0nventions-
mäßigen Münzen ausgenommen." Für den nach dem Feingehalte berech-
neten Kapitalswert wird dem Eigenthümer eine durch nacheinander
folgende Jahre beiderseits unaufkündbare mit 411,07, verzinsliche Kupfer-
amtsobligation zu Wien ausgefertigt, überdies aber noch dem Darleiher ein
Prämium von 4M, von der aus dem gelieferten Gold und Silber auf den vor-
erwähnten Fuß gerechneten Kapitalssumme beiAushändigung der Obligation
bei dem Einlösungsamte baar auf die Hand gezahlt werden." Und da end-
lich auch das todliegende Kirchensilber einen vorzüglich wichtigen Teil des
aus diesem Darlehen mit allgemeinen Nutzen anwendbaren Metalls ausmacht,
jedoch nicht der entfernteste Schein des Zwanges eintreten darf, so sollen
die Herrn Ordinarien in jedem Bezirk die stärkere Einlieferung des über-
flüssigen goldenen und silbernen Kirchengerätes befördern", um so mehr
als mit der gegenwärtigen Verteidigung des politischen Staates auch die
Beschützung der Religion und ihrer Diener engest verbunden ist."
Über den Umfang dieser Ablieferung sollen einige bekannte Angaben
gemacht werden. Von der Domkirche in Graz wurden zwei goldene und
zwölf silberne Kelche, zwei Ziborien, Opferkannen, große und kleine Leuchter
und Lampen, und zwar der Amtsbestätigung nach
an Gold 57 Mark 12 Lot Quintel 2381 H. 40 kr.
Silber 120 2492
zusammen um 4873 H. 51 kr. eingeliefert.
Das Kloster Admont soll 300 Mark Silber geopfert haben. Über die
Ablieferung von Gold- und Silbergegenständen durch die Wallfahrtskirche
Mariazell liegen im Grazer Statthaltereiarchive die Verhandlungsakten der
Regierung mit dem damaligen Bisch0f'von Leoben, aus denen zu entnehmen
ist, daß zwei Ablieferungen, die erste im Metallwerte von 50.000 bis 70.000 H.
und die zweite im Werte von 5700 H., stattgefunden haben, und zwar derart,
daß Gegenstände, bei denen der Metallwert größer als der Edelsteinwert war,
meistens abgeliefert wurden. Über die eingeschmolzenen Gegenstände liegen
ausführliche Inventare bei. In demselben Aktenstücke wird uns berichtet,
daß auch aus den weltlichen Kreisen größere Ablieferungen stattfanden;
daß zum Beispiel die Herrn Stände selbst ihr silbernes Tafelservice zum
Darlehen angeboten haben" und daß vom 13. April bis 14. Mai 1793"
beim Pagamenteinlösungsamte in Graz an Feingold Mark Lot, an
Feinsilber 1485 Mark Lot, zusammen im Geldwerte von 40.692 H. kr.,
darunter fast gar nichts von Gotteshäusern, eingelaufen sind".
210
Am umfangreichsten, drückender und rigoroser war jedoch die Silber-
und Goldeinlieferung 11er Jahre 1809 bis X810. Mit Patent vom I4. April 1809
ergeht an die Besitzer des entbehrlichen Gold- und Silbergerätes, sowie
der todliegenden Geldvorräte" die Aufforderung zu einem freiwilligen An-
leihen unter sehr vorteilhaften Bedingungen". Es werden Obligationen zu
von IOO ausgefertigt, die nach einem öjährigen Stillstande in den darauf-
folgenden Jahren mittelst Verlosung zurückgezalt" werden sollten.
In der Publikation vom 16. Dezember 1809 wurde gesagt Um die der
französischen Regierung in Folge des Friedens Traktats zu zahlende Con-
tribution gänzlich zu berichtigen, ist der Kaiser genötigt, verschiedene
außerordentliche Mittel anzuwenden" und unter anderem auch die Ab-
lieferung alles entbehrlichen Silbers der Kirchen-
bißthümer, Stifter und geistlichen Korporationen
ohne Ausnahme binnen der
Frist von Monaten gegen
in Conventionsgeld ver-
zinsliche Hofkammer Obli-
gationen nach 10 jahren in
Jahre sfristen rückzahlbar"
anzuordnen. Ferner wurde bestimmt, daß jene
Kirchen und Stifter, welche allenfalls heilige Ge-
fäße, die ganz oder zum Teil aus Gold bestehen,
besitzen, dieselben auch abzugeben haben". In
der darauffolgenden Publikation vom I9. De-
zember 1809 lesen wir Alle aus Silber oder ver-
goldetem Silber verfertigten Geräte oder Kleidungs-
334812;gzfglnlgilixzärxi; bestandteile aus gegossenem oder beschlagenem
in Sh Lambmh, Silber, welche unsere Unterthanen eigenthümlich
besitzen, sind vor dem 1. Mai x8x0 abzuliefern.
Ausgenommen sind nur die Löffel, silbernen Uhren, Petschaften und andere
kleine Arbeiten, wie Verzierungen, chirurgische Instrumente, Fassungen von
Edelsteinen, Medaillen, die in Kunstkabinetten befindlichen Kunstarbeiten,
Antiken, endlich alle bei den Goldschmieden befindlichen, zum Verkauf
bestimmten Stücke." Überdies ist den Parteien, welche auf die Beibehaltung
eines oder des andern Stückes einen besonderen Wert legen, gestattet,
dieselben durch unentgeltliche Erlegung des ganzen Wertes in Conventions-
geld von der Einlieferung zu befreien." Die Einlieferung der Goldgeräte
wird nicht angeordnet, doch wird erwartet, daß aus patriotischem Antriebe
der entbehrliche Vorrat unter gleichen Bedingungen abgegeben wird."
Aus den näheren Bestimmungen für die Einlösung von Kirchensilber vom
24. Jänner 1810 entnehmen wir Ad et Von der Einlieferung sind nur
die oberen Teile der jeder Kirche unentbehrlichen Kelche, der Ziborien
und der Gefäße, worin das heilige Öhl aufbewahrt wird, nämlich die so-
genannte Kupa, der Melchisedech in den Monstranzen und die Patennen
ausgenommen. Daher sind die unteren Teile der Kelche, Ziborien und der
Gefäße für das heilige Öhl, die Kannen, Tatzen, Glöckchen, Weihrauch-
büchsen und Schüsseln, Rauchfässer, Ampeln, Leuchter, Bischofsstäbe, Be-
schläge der kirchlichen Kleider, Bilder, Opferstücke und Tafeln, Altäre,
alles Schatzsilber, mit einem Worte alle Geräte und Verzierungen von
weißem und vergoldetem Silber oder von Gold, insofern ihre Ausnahme
nicht schon mit obiger Verordnung lit. bestimmt ist, ohne weiters
zur Einlieferung zu bringen." Die politische Behörde wird zu ent-
scheiden haben, welche für den täglichen Gottesdienst ganz
unentbehrlichen Kelche, Monstranzen und
Rauchfässer insolange zurück zu halten sind,
bis sie durch neue Gefäße ersetzt werden
können". Die Einsammlung des Kirchen-
silbers auf dem flachen Lande wird dekanats-
weise, die Einlieferung selbst aber von den
Kreisämtern geschehen."
Die Verordnung vom 31. Jänner 1810
bestimmt, daß Goldschmiede bei Strafe von
keiner Partei Bruchsilber oder Silbergeräte
ankaufen und nur gegen Einlegung be-
schworener Inventarien ihre neuen Geräte
zurückbehalten dürfen". Eine andere Anord-
nung verfügt Nachdem aber unter den mit
Steinen besetzten und emaillierten Geräten
auch ein oder das andere besonders künst-
lich gearbeitet oder mit echten Steinen von
großem Werte reich und dergestalt besetzt
vorkommt, daß die Steine mit ihrer Fassung
nicht abgeschraubt werden können und somit
zur Wegnahme gebrochen werden müßten",
so dürfen solche gewissermaßen als Fas-
sungen zu betrachtende Stücke" befreit und
mit dem Befreiungsstempelbezeichnet werden. am" 25' Johann smdlmaye" Kam"
unstgewerbemuseurn am joanneum
Ein vom Kreisamte Graz gelieferter Aus- in Gfaz
weis gibt an, daß von ihm 1877 Mark 4152 Lot
Silber abgeliefert und 384 Mark 101'132 Lot befreit, das heißt, daß 83 Prozent
eingeschmolzen und nur I7 Prozent von der Vernichtung gerettet worden
sind. Hiebei ist der Gedanke einigermaßen tröstend, daß vorwiegend kunst-
voll gearbeitete Stücke befreit worden sein dürften, so daß also die noch
vorhandenen alten Gegenstände im großen ganzen als eine Auslese zu
betrachten sein werden.
Mariazell, der an kirchlichen Kunstschätzen reichste Ort Steiermarks,
der im Jahre 180g für die Rettung des Kirchenschatzes vor den Franzosen
nach Temesvar x4.o5o fi. 36 kr. ausgegeben hatte, wurde natürlich wieder
sehr beansprucht. Der geschickte Silberarbeiter" Georg Desselbrunner in
Bruck an der Mur wurde nach Mariazell zur Besichtigung der Gegenstände
und Schätzung auf ihren Kunstwert abgesendet und hatte als Sachver-
ständiger jene Stücke auszuwählen, die wegen ihrer künstlichen Ausführung
von der Einschmelzung zu befreien waren. Einem Gutachten des Grazer
Guberniums sind folgende Anträge und Bemerkungen entnommen daß
jenes Kirchensilber, welches vorzüglich in die Augen fällt, wie z. B. das
silberne Gitter, die Statuen u. s. w., dessen Entgang daher unangenehmes
Aufsehen erregen oder auf die Volksstimmung nachteilig einwirken möchte,
befreit werden sollte".
Auch würden in Mariazell und anderen Kirchen Gegenstände zerstört
werden, in denen der Wert des Silbers vielleicht kaum der 10. Teil dessen
ist, was die Verfertigung und Verzierung z. B. der Monstranzen und Kelche
gekostet hat".
Daß nicht eine größere Quantität an entbehrlichem Gold und Silber
abgegeben werden kann, kommt daher, weil schon im Jahre 1786 sämmt-
liche Opfer von Gold und Silber hergegeben und darauf in den Jahren 1793
und 1794 alle Geräte und Gefäße von Gold und Silber, sowohl glatte, als
karmosierte, die durch eine eigens dazu abgeordnete Kommission als ent-
behrlich geurteilt worden, in die Münze abgeliefert worden sind." Man hat
schon Statuen vom Hauptaltar, welche Bestandteile desselben waren,
dann mehrere Stücke von dem Gnadenaltar und auch die rückwärts ange-
machten silbernen Blätter vom Gitter hergegeben, so daß nichts anderes
übrig blieb, als was ohne äußerste Verunstaltung des Ganzen und ohne
größeres Auffallen" nicht weggenommen werden konnte.
Infolge Hofkammerverordnung vom 24. September 1816 mußten Ver-
zeichnisse der vorgelegten Silbereinlösungsscheine angefertigt werden, aus
welchen zu entnehmen ist, was jede Kirche in Geldwert eingeliefert hat.
Dreizehn von diesen Verzeichnissen liegen im Grazer Statthaltereiarchive.
Die sechs ersten von ihnen ergeben für 640 Kirchen der Steiermark und
Kärntens summarisch einen Silbereinlösungswert von 30.668 H. 20 kr. Von der
Domkirche in Graz wurden 145 Mark Lot Silber im Werte von 2.682 H. 29 kr.,
von der Stadtpfarre in Graz um 3.378 43
Münzgrabenkirche St. Anna in Graz 1.654 35
den Patres Franziskanern in Graz 1.021 10
der St. Andräkirche in Graz 545 29
vom Stifte Rein 7.012 17
von der Kirche St. Andrä in Göß 2.989 16
vorn Stifte Vorau 800 21
von Mariazell 20.391 20
der Kirche St. jakob in Leoben 1.429 59
und vom Stifte Admont Zentner an Silber, darunter
200 Stück silberneTafelbecher, alles zusammen imWerte von 7.395 47
abgeliefert.
2x3
Die Einlieferung hatte Mitte Dezember 180g angefangen und konnte
wegen Saumseligkeit einzelner Kirchen erst am Ende des Jahres 1812 abge-
schlossen werden.
Für die diese große Vernichtung von edlen Goldschmiedegeräten er-
lebenden Goldschmiede und Gürtler muß damals keine schlechte Zeit ge-
wesen sein. Bei den Kelchen, Monstranzen, Ziborien usw. wurden in aller
Eile größtenteils von Gürtlern die abgelieferten silbernen Teile, die nach den
kirchlichen Vorschriften unecht sein durften, durch grob und unschön ge-
arbeitete Ersatzstücke ersetzt, die heute noch vielfach vorhanden sind und
diesen alten Kircheninventarstücken nicht zur Zierde gereichen. Die Gold-
schmiede haben allmählich für die vernichteten Gegenstände neue, modernere
Stücke geliefert. Für die Kunst waren aber diese Gold- und Silberablieferungen
Katastrophen und nimmer wieder gutzumachende Verluste.
Nach der Schilderung dieser für die Goldschmiedekunst sehr bedauer-
lichen Ereignisse sollen im III. Teile dieser Studie noch einige der be-
kanntesten Goldschmiedemeister der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
besprochen werden.
NÜRNBERGER" MESSINGGERÄT so VON
WALTER STENGEL-NURNBERG so-
IE Ergebnisse der Metallbeschlagnahme haben für die
Museen eine Konjunktur geschaffen, durch die
unsere bisher vernachlässigten Messinghausalter-
tümer in den Brennpunkt museologischen Inter-
esses gerückt werden.
Ein nicht geringer Prozentsatz aller deutschen
Messingarbeiten des XV. bis XIX. Jahrhunderts
stammt aus Nürnberg. Wenn es gelingt, diese
große Gruppe auszusondern, so ist damit in das
weitschichtige Material, das die Kriegszeit vor
uns aufgetürmt hat, Bresche geschlagen und die
Möglichkeit zu tieferem Eindringen gegeben. Glücklicherweise wurde gerade
in Nürnberg das Kleingerät in der Regel bezeichnet. Auch sind wir in
der Lage, die Mehrzahl der Marken eindeutig zu bestimmen. Eine nahezu
650 Nummern umfassende Liste unterbreite ich den Fachgenossenik gleich-
zeitig in den Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum.
Auf den Epitaphien kommen eigentliche Marken so gut wie gar nicht
vor. Die einzige Ausnahme, die mir begegnet ist, hat schon Bösch beobach-
tet ein Schuh mit den Initialen das Zeichen des Melchior Schuster
Nr. 173 nicht, wie Bösch vermutungsweise annahm, eines M. Schuh.
Der Verfasser bittet hinsichtlich mangelhafter Zitate und etwaiger Irrtümer um Nachsicht, da er während
der Korrektur plötzlich militärisch einberufen wurde, weshalb auch manche Anmerkung mit ergänzenden Nach-
weisen unterblieben ist.
Über die Messinggrabplatten der
Nürnberger Friedhöfe läßt sich Ab-
schließendes erst sagen, wenn eine
neue Bestandsaufnahme der Denk-
mäler durchgeführt ist. Da die alten
Gräber immer wieder neu belegt und
bei solchem Anlaß die schweren Stein-
blöcke samt den kostbaren Reliefs um-
gestürzt werden, kann man nie alle
Epitaphien gleichzeitig studieren. Da-
zu kommt, daß viele Gräber völlig mit
Efeu überwuchert sind und erst wieder
ausgeschnitten werden müssen. Unter
diesen Übelständen hat schon das
Trechselsche Inventardes XVIILJahr-
Abb. Epnaph des Üijißmachm Hans Gmmd hunderts gelitten. Trechsel vermißt
zum Beispiel das Epitaph des Rot-
schmiedes Hans Neydel, das heute noch vorhanden ist Abb. 79. Hier
interessieren im wesentlichen nur die Rotschmiedepitaphien und ihre
Abbildungen von Handwerkserzeugnissen." Trechsel verzeichnet solche
auf dem Johannisfriedhof, Gugel etliche auf dem Rochusfriedhof, andere
auf dem zu Wöhrd, zusammen eine ganz stattliche Anzahl, die jedoch
auffallend klein erscheinen muß, wenn man bedenkt, daß uns ungefähr
2000 Meisternamen bekannt sind. Manche Rotschmiedepitaphien mögen
auch darum unserer Aufmerksamkeit entgehen, weil Embleme und Berufs-
bezeichnung darauf fehlen, wie das etwa bei Hans Wurzelbauer der Fall ist.
Auch sind ja bekanntlich im Laufe der Zeit viele Steine durch Diebstahl
Unseren Reproduktionen von Epilsphien liegen Gipsabgüsse zugrunde. Für die Erlaubnis, diese anfertigen
zu lassen, bin ich Herrn Kirchenrat j. Schüler verpllichtet. Die Photographien zu den Abbildungen 14, 20 bis
22, 24, 26 bis 3x, 47, 57, 66, 68 bis 7x und 77 verdanke ich dem Besitzer der Gegenstände, Herrn Baurat Wallraff.
Abb. z. Blechfragmem mit eingeschlagenen Marken der Nürnberger Rotschmiede, Länge 10-7 Zentimeter
vergrößert
geplündert worden, trotz der hohen Strafen, die
auf solchem Sakrileg standen; im Meisterver-
zeichnis ist einmal 1661, bei dem Namen des
Zapfenmachers Antoni Götsch notiert ist erheet
worden aufgehängt hat gestohlen Epitaphium".
Das unerfreuliche Werk von Bösch-Gerlach,
das auf wissenschaftlichen Wert keinen Anspruch
machen kannf" enthält von den Meistergräbern
nur eines, nämlich das verhältnismäßig belang-
lose des Veit Hoffmann Tafel 48, 4. Bei einer
systematischen Sichtung des gesamten Materials
wird man aber jedenfalls zum Teil von dieser
Gruppe auszugehen haben. Manche der Rot-
schmiedepitaphien sind zwar notorisch nicht von
dem in der Grabschrift genannten Meister aus-
geführt worden, wie das Beispiel der von Johann
Jakob Schmidt signierten Gedenkplatte des Johann
Fleischmann beweist. In anderen Fällen, wie
bei dem von Trechsel Seite 635 beschriebenen
Epitaph des Benedikt Wurzelbauer, wird jedoch
an der Eigenhändigkeit nicht zu zweifeln sein.
Bösch konnte im Jahre 1891 noch den Satz
niederschreiben von der Mitte des XVII. Jahr- Abb. a.
hunderts an verlieren die Epitaphien an Bedeu-
tung". Das war eine groteske Verkennung des
Sachverhalts. Die Glanzleistungen eines Sebastian Denner, die selbst mit
dem im vornehmen Antiquitätengeschmack Deutschlands noch immer
herrschenden belgisch-französischen Qualitätsbegriff zu umfassen sind,
datieren erst seit jener Zeit und stellen manches in den Schatten, was das
Barock sonst aus Bronze geschahen hat.
Wenn diese Meisterwerke in der Kunstge-
schichte einen Platz neben Andreas Schlüter
nicht fanden, liegt das daran, daß das Interesse
der Nürnberger Forschung früher in der Dürer-
Zeit aufging. Lediglich der Vischer-Periode
entnahm man den Maßstab zur Wertung der
ganzen Gattung der Messingepitaphien. Zwei-
fellos wird die Praxis der Gegenwart gerade
bei den Inkunabeln vom Anfang des XVI. jahr-
hunderts anknüpfen müssen, bei jenen Gedenk-
platten, die mit knappester Fassung der Grab-
schrift und ausdrucksvoller Kürze in der bild-
tl Zur Charakteristik ein Epitaph versehentlich zweimalrepro-
Abb. 4. Schraubenkopf, XVLJahrl-iunden duziert.
lichen Bezeichnung des Berufes die wahren Gegenbeispiele zu der Unvor-
nehmheit neuerer Bestattungssitten bieten. Unter solchem Gesichtspunkte
kann man in der zweiten Hälfte des. XVI. Jahrhunderts und im Anfange
des XVII. Jahrhunderts,
in der Zeit des Eklekti-
zisten Jakob Weinmann,
eine Verwilderung der
Kunst finden, nicht aber
im Barock, dessen gute
Arbeiten auf einer ganz
anderen Linie stehen.
Neben den Epitaphien
haben die übrigen Er-
zeugnisse des Nürnberger
Rotschmiedgewerbesbis-
her wenig Beachtung ge-
funden. Dieses große
Abb. 5. Bügelschraube Samm-
lung Wallraff
weitläufige Handwerk",
um ein offiziöses Wort
von 1593 zu gebrauchen,
hat auf den verschieden-
sten Gebieten Bedeuten-
des geleistet. Man ver-
gleiche zur Orientierung
das Inventar eines Rot-
schmiedladens von 1529
im Stadtarchiv Nürn-
berg"lundeinen265ahre
späteren Preiskurantf"
Vor kurzem ist durch
eine Veröffentlichung in
dem Jahrbuch der königlich sächsischen Kunstsammlungenßwi deren
Ergebnisse im Markenverzeichnisse berücksichtigt sind Nr. 50 und 93, das
Interesse auf die Gewichtfabrikation in Nürnberg gelenkt worden. Nach
Roth waren hier die Gewichtmacher schon x4o3 zünftig". Trechsel gibt
Seite 560 bei der Beschreibung des Epitaphs des Rotschmiedes Michel Par
gestorben X522 an, daß darauf ein großes eingesetztes Gewicht in
erhabener Arbeit abgebildet war. Auch auf dem Grabe des I-Ians Gscheidt
will er zwei eingesetzt? Gewichte gesehen haben, doch handelt es sich
in diesem Falle, wie unsere Abbildung zeigt, um Stockgewichte, wie denn
Trechsels Angaben überhaupt mit leichter Vorsicht zu benutzen sind.
Die Schlangen- oder V0-
gelköpfe erinnern an ähnliche
Motive bei späteren Einsatz-
gewichten. Von einem Nach-
kommen jenes Hans Gscheidt,
jedenfalls dem x573 Meister
gewordenen Hans dem jün-
geren, der r593 und 160g
Geschworner war, rührt ein
Gewichtsatz her, den das
Österreichische Museum für
Kunst und Industrie besitzt.
Liber Invenxariorum no. neue
no. Seite Hi Katharina Jorgen Ammans
seligen Inventarium.
Vgl. "Mitteilungen aus dem Ger- Abb. 7. Einsatzgewicbt Ger-
Abb. 6. Einsatzgewicht Ger- manischen Museum", 1918. manisches Museum, Nürn-
manisches Museum, Nürnberg Band VI 1915. berg
Dieser ist, nach freundlicher Mitteilung des Herrn k. k. Regierungsrates
Ritter, mit den Buchstaben nebst der Jahreszahl 1580 und dem Buch-
staben gemarkt. Letzterer ist als die Stadtmarkel anzusehen, die in älterer
Zeit vorgeschrieben war. Eich-
zwang bestand in Nürnberg seit
1538. Eine entsprechende Be-
stimmung in 32 der Rot-
schmiedeordnung lautet Es
soll auch ein jeder gewicht ma-
cher uff alle messene Gewicht
Marke, wie sie ausweislich des
Epitaphs der ältere Gscheidt
schon geführt hat, ist hier nicht
die Rede. Vielleicht hat dieser
das Kleeblatt, das sich dann
im Nürnberger Gewicht- und
Wagmacherhandwerk bis zum
Anfang des XIX. Jahrhunderts
forterbte, nicht sowohl auf
Gewichte als auf andere Er-
zeugnisse aufgeschlagen. Sein
Epitaph, das ihn ausdrücklich
sie seyen mit Pley ausgegossen
oder ganz Messen, sein aigenes
Zaichen schlagen, und folgendts,
wan dieselben durch Eines Ed-
len Ernvesten Rathes verorden-
te Amptsleuth uff gezogen und Za;"el;2er als Gewichtmacher bezeichnet,
besichtiget, auch das alsz ein manisches bildet auch einen Leuchter ab.
Beyzeichen, darauf geschlagen Die Spezialisierung scheint also
werden." Von einer bildlichen damals, wie noch aus anderen
Epitaphien hervorgeht, nicht sehr weit gediehen zu sein. Der in Ab-
bildung wiedergegebene Standleuchter könnte unter Umständen von
einem Gewichtmacher herrühren. Das auffallende Pferdchenmotiv war in
gleicher Stilisierung bei den Einsatzgewichten gang und gäbe.
Der Forrnenschatz der Gewichtmacher hängt jedenfalls ursprünglich
mit dem der übrigen Rotschmiede aufs engste zusammen. Die Drachen, die
auf dem Deckel und als Verschluß der Gehäuse
angebracht sind, erinnern an
die Handhaben der Kannen und
Aquamanilien des XV. Jahr-
hunderts. Letztere scheinen
gerade in Nürnberg in der
Form von Pferden beliebt ge-
wesen zu sein. So ist in einem
Inventar des Hans Imhoff des
Älteren von 1499, das mir Herr
Major Hans Freiherr von Imhoff
Später finde sich das Stadtwappen.
Ein solches auch auf dem Blechfragment
Abb. z. Die verschiedenen Nürnberger Be-
schauzeichen für Gewichte rniißten bei einem
monographischen Ausbau dieses Kapitels, zu
Datierungszwecken besonders berücksichtigt
werden. Nicht zu verwechseln mit dem Ver-
fenigerzeichen sind die Marken der Eich-
rneister. Die abgebildeten Gewichte sind mit
Ausnahme des in Abbildung wiedergegebe-
nen einstweilen nicht eindeutig zu bestimmen.
Abb. g. Einsatzgewicht
von Christoph Schirmer, letztes
Viertel des XVII. Jahrhunderts
Germanisches Museum, Nürn-
berg
Abb. xo.
Einsatzgewicbt Germani-
sches Museum, Nürnberg
zur Verfügung stellte, ain messins gießfaß gleich
einem Pferd" verzeichnet, ebenso wie schon in dem
dreizehn Jahre früheren Inventar von Kunz Imhoff
In der hindern großen Stuben Ain Messing
Rößlin" und In der großen Kammer in ainer Truhen
von Messing zway groß und ain klain peck. Und
zway Rößlin." Noch auf Jost Ammans Holzschnitt
sieht man in der Nürnberger Rotschmiedwerkstätte
ein kleines Pferd. Die Ringpunze, die sich speziell
bei der Gruppe der Pferdeaquamanilien findet" und
ähnlich bei Nürnberger Rotschmiedarbeiten des
XVI. Jahrhunderts nachzuweisen ist, zum Beispiel
an der in Abbildung wiedergegebenen Engelskopf-
schraube, kommt auch bei Einsatzgewichten der
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts vor, wo die
Punzierung ja überhaupt eine große Rolle spielt. Es
wird eine dankbare Aufgabe sein, an der Hand des
Markenverzeichnisses die Entwicklung der Punzenmusterkartew zu ver-
folgen. Sind doch mit den Zeichen in der Regel auch die Formzige" von
einer Werkstatt in die andere übergegangen. Der aus zwei Delphinen
gebildete Griff an dem einen Gewicht des Albrecht Weinmann in Dresden
Berling, Tafel entspricht einer Handhabe
der Sammlung Wallraff Abb. und kommt
ähnlich schon an Kronleuchtern des XV. Jahr-
hunderts vor, zum Beispiel an dem sicher
Nürnbergischen der Lorenzkirche und an dem
Exemplar im Rathaus zu Goslarfkiki Die be-
helmten Männer jenes Gewichtes, wie eines
anderen im Germanischen Museum Abb.
und treten ähnlich als Wirbel von Zapfen
auf Abb. ebenso wie die häufigeren Meer-
Weibchen Abb. bis 12. Köpfe als Schmuck
des Deckels zeigt schon das frühe Exemplar
Abb. zu dem es im Augsburger Maximilians-
Museum ein Gegenstück gibt. Ob das letztere
bezeichnet ist, konnte ich noch nicht nach-
Abb. n. Einsatzgewicht Ger-
rnanisches MuseurrhNürnberg
Vgl. H. Reißerscheidt, Figürliche Gießgefäße des Mittel-
alters", Mitteilungen des Germanischen National-Museums", xgxz,
Seite 59 und 62.
Eine Abbildung des reich gepunzten Gewichtes auf Burg
Kreutzenslein findet man in von Walchers Aufsatz über die Küchen-
geräte daselbst in Kunst und Kunsthandwerk", Seite 15.
Letzterer ist abgebildet im 30. Vorbilderheft des Berliner
Kunstgewerbemuseums, Tafel 4. Man vergleiche auch die Hermen
des Bügels an dem Gewicht von Christoph Schirme Abb. mit Abb. n. Einsatzgewicht
Griffen von Kronleuchtern Abb. 29 und 30. Germanisches Musgum, Nürnberg
prüfen. Ersteres hat im Boden mehrere undeutliche
Marken. Übrigens war, worauf auch Berling schon
hinweist, die Signierung bei Stücken, die für den
Export gearbeitet wurden, wenigstens zeitweise die
betreffende Urkunde datiert vom Jahre 562 nicht
obligatorisch. Ungemarkt ist zum Beispiel ein Ge-
wicht der Sammlung Wallraff, wo die Köpfe in
barocke Fratzen umstilisiert sind Abb. 14.
Die Monopolstellung der Nürnberger Einsatz-
gewichtfabrikation, die noch Krünitz anerkenntff
ist erst im XVIII. Jahrhundert erschüttert worden.
In Potsdam entstand im Jahre 1738"" eine Fabrik
für Gewichte und Wagschalen, die mit königlichen
Privilegien ausgestattet wurde, 1766 eine zweite
in Berlin, die speziell messingene Einsatzgewichte
Abb. 13. Einsatzgewicht in Leder-
futteral Germanisches Museum,
Nürnberg
herstellte, und in anderen Staaten mögen gleichzeitig ähnliche Gründungen
gefolgt sein. Bezeichnend für den Rückgang der Branche in Nürnberg ist,
daß im Jahre 1761 kein zum Geschwornenamt geeigneter Gewichtmacher
mehr vorhanden war, so daß statt eines solchen ein Wagmacher einspringen
mußte, wiewohl die Angehörigen dieses Spezialgewerbes bis dahin nicht
geschwomenfähig waren, und der gleiche Vorgang wiederholte sich zehn
Jahre später. Der gehobenen Stellung der Wagmacher, die damit zum
x788
Nürnberg kommt."
werden sollten.
ländische contisciren."
Abb. 4. Einsatzgewicht Sammlung Wallraff
Ausdruck kam, entspricht das Ansehen,
dessen sich der in zahlreichen Museen
mit seinen Fabrikaten vertretene Tobias
Martin Kolb erfreute.
den Lebenslauf des vielseitigen und ge-
schickten Feinmechanikers durch mehrere
Nachrufe unterrichtet, auch liegt ein ge-
druckter Preiskurant seines Geschäftes
Wir sind über
Ökonomische Encyklopädie", 1a. Teil, Brünn
das Einsatzgewicht, welches größten Teils aus
Vgl. Krünitz, a. a. 0., Seite 177. Daß von Ostern
173g an. kein fremdes Gewicht, Wageschalen und Wage-
balken, aus Cöln und Nürnberg, oder andern Orten, mehr in
die königl. Landen, unter was für Prätext es auch seyn möchte,
eingehen, sondern von der gesetzten Zeit an, alle von solchen
Sorten aus der potsdamschen Gewicht- Wageschalen- und
Wagebalkenfabrik, welche mit dem Namen der Stadt Potsdam,
mit des Fabrikanten-Zeichen, nämlich einem Schwan, und mit
ihrem Namen bezeichnet seyn werden, genommen und erkauft
Daher sollen die Accisebedienten bey künftiger Ver-
steuerung allerley Gewichte, Wageschalen und Wagebalken,
bey schwerer Verantwortung wohl und pHichtmäßig exami-
niren, ob die obbemeldeten drey Zeichen auf selbigen befind-
lich sind, in Ermangelung derselben aber solche als aus-
vor? Die Wagbalken wurden teils gegossen
das sorgfältig gearbeitete Meisterstück
von Andreas Bankel Meister 1825 in der
bayrischen Landesgewerbeanstalt zeigt die
Langlebigkeit guter Tradition teils in
Eisen geschnitten. Als nächstliegendes Bei-
spiel der letzteren Art, mit der sich der 1575
datierte 23 der Rotschmiedeordnung be-
schäftigt, sei ein älteres, kleines, sehr zier-
liches Exemplar desselben Museums ge-
nannt, das mit der Nürnberger Stadtmarke
signiert ist.
Während der Kolbsche Preiskurant nur
hölzerne Futterale verzeichnet, bestanden
die Kästchen der Goldwagen früher häufig
aus Messing. In der Ordnung der Geschmeid-
macher ist davon die Rede. Diesem Hand-
werk waren in Nürnberg im übrigen fol-
gende Messingarbeiten vorbehalten ver-
sperte auch geschraubte Schreibzeug, Bar-
biererPüchs-
gen, Pindt-
zeug, Pores
Püchsen,
Perlein Püchsen, Rechenpfennig Püchsen,
Rundt und Länglichte Feuerzeug, Sandt
Uhr geheuß, Weyrauch Schifflein, Sing Ku-
gel, Linier und Schreibfedern unterschied-
licher gattungen, gros und kleine wurzlöffel,
Aufsez Nadel, Puzscher Träglein, Spick-
nadel, Sprizen, Lerchenpfeiffen, Troschel-
pfeiffen und anders mehr". Da auch die Ge-
schmeidmacher signierten, wird man bei nä-
herer Aufmerksamkeit zweifellos schon mit
Hilfe der wenigen bekannten Marken einige
Klarheit über ihre Erzeugnisse gewinnen
können. Leider kann ich zurzeit nur auf
die Zeichen hinweisen, die sich als eiserne
Stampfen bei den Akten erhalten haben.
Wie Weigel mitteilt, stellten die Geschmeid-
macher unter anderem die sogenannten,
oben als Linierfedern" angeführten Geiß-
Abb. 15. Blecbschale
Vgl. Journal von und für Deutschland". x7B5, Stück
Seite 448.
Abb. x6. Blechschälchen mit Reichsapfel-
marke
füße" her, die zum Ziehen der Notenlinien dienten.
Ein solches Instrument in einem Reißzeug des
XVIII. Jahrhunderts im Germanischen Museum hat
ein Zeichen, das an dem Schälchen aus Messing-
blech Abb. 15 unverkennbar wiederkehrt. Ein
zweites Schälchen gleicher Art Abb. I6 ist mit
einem kleinen Reichsapfel gemarkt. Es handelt sich
auch da jedenfalls um Geschmeidmacherarbeit.
Während in dem urkundlichen Verzeichnis nur von
Putzscherträglein die Rede ist, hätten die Geschmeid-
macher nach Weigel auch Lichtscheren hergestellt.
Vielleicht ist das ein Irrtum. Weigel betont selbst
im Druck mehr die Licht-schnäuzen-Laden, selbige
das heißt die Scheren zu Vermeidung manchen
unheyls darein zulegen".
Lichtputzscheren aus Messing gehörten in
Nürnberg zu den Erzeugnissen der Zirkelschmiede Abb- "andläwme 10'
und wurden von diesen noch in der zweiten Hälfte hannmdreas Gnebehnach 1676
des XVIII. Jahrhundertsi neben solchen aus Eisen regelmäßig als Meister-
stücke verlangt. Auf dem Epitaph des Hans Raab 1600 findet sich eine
Dochtschere abgebildet, ebenso auf dem des Zirkelschmiedes Hans Polster
1589. In beiden Fällen zeigt das glatte Gehäuse die spitz-ovale Form des
bei von Beneschw auf Tafel 35 unter Nr. bis wiedergegebenen Typus.
Ein Exemplar mit dem Blumenvasenmotiv im
Germanischen Museum hat als Marke zwei Schellen.
Dieses Zeichen findet sich wieder an einem prächtigen
großen eisernen Schraubzirkel ebenda. Daneben ist
hier eine zweite Marke eingeschlagen, ein Herz mit
Kreuz, und das ist, nach der im Jahre 1673 ange-
legten Zeichentafel der Nürnberger Zirkelschmiede,
das Zeichen jenes Nikolaus I-Iautsch, dessen künst-
liche Arbeiten für den dänischen Hof Doppelmayr
unter den Nürnberger Wunderarbeiten beschreibt.
Auch auf seinem Epitaph, das auf dem Johannis-
friedhof erhalten ist, sieht man nur dies eine Zeichen.
Doch ist die Grabplatte bei Lebzeiten des Meisters
entstanden, der die Doppelschellenmarke also wahr-
scheinlich erst später adoptiert hat, wie denn die
Zeichentafel der Zirkelschmiede bei vielen Meistern
mehrere Zeichen nebeneinander vermerkt. Vielleicht
ist das in der Weise zu deuten, daß verschiedene
Die älteren Einträge im Stadtarchiv Nürnberg geben keine Spezi-
fikation der Meisterstiicke.
Ladislaus Edler von Benesch, Das Beieuchtungswesen vom Mittel-
Abb. xßilürnberger Handlaterne alter bis zur Mine des XIX. jahrhunderts", Wien 1905.
ZZZ
I-Iandwerkserzeugnisse verschieden gemarkt wurden. Das Nebeneinander
mehrerer Marken auf dem erwähnten Zirkel würde sich dann so erklären,
daß dieser als Prunkstück besonders ausgezeichnet ist. Es mag der Fall
aber auch nach Analogie der Rotschmiedmarke Nr. 186 gewissermaßen
als Ausdruck einer Erweiterung der Firma, die eine andere aufgesogen hat,
verstanden werden. Das springende Pferd, das dem genannten Epitaph des
I-Ians Raab beigegeben ist, haben viele ältere Messing-Lichtputzscheren
im viereckigen Gehäuse als Marke. Im Germanischen Museum sind zwei
Exemplare, von denen das eine die stehende Madonna in der Glorie, das
andere den Markuslöwen als geschlagenes Relief enthält. Beide Typen des-
gleichen Lichtputzen mit Doppeladlerrnuster kommen
auch vor mit einer Scherensignatur, die auf der Zeichen-
tafel von 1673 neben dem Namen Sewastian Zöllner
Mumm im steht, dort zusammen mit einer Glocke. Die Annahme,"
daß die Markusscheren venezianisches Fabrikat seien
bei den Exemplaren mit dem Doppeladler hat man
österreichische Provenienz Alpenländer vermutet
ist jedenfalls damit hinfällig. Übrigens tritt der Markus-
löwe auch als Zeichen eines Zirkelschmiedes Friedrich
Götz 16 auf. Die viereckige Form ist durch das Still-
leben in dem gemalten Epitaph der Margareth Wilhelm
Hallerin gestorben 1487, das Alwin Schultz in seinem
Deutschen Leben" abgebildet hat, für Nürnberg
schon früh belegt. Die Spitze fehlt hier noch.
Aus einem Ratsverlaß von 1529 H. 1710 geht
hervor, daß die Rotschmiede damals Putzscheren her-
stellten, also gegossene Arbeit." Zwei derartige Stücke
waren Trechsels Beschreibung zufolge Seite 653 auf
Abb- 19- Nümbßrßernend- dem Epitaph der 1546 gestorbenen Frau des Hans
Wagner abgebildet. Wahrscheinlich haben die Zirkel-
schmiede sich dieses Arbeitsgebietes erst im Laufe des XVI. Jahrhunderts
bemächtigt. Eine Entscheidung des Rates von 1541 in einer Streitsache des
Rotschmiedhandwerks und des künstlichen Zirkelmachers Valtin Neupauer
H. 2577 gibt letzterem freie Hand. Es ist nicht gesagt, daß es sich um
Putzscheren handelt, aber wahrscheinlich.
Als Verfertiger von Lichtschneuzen kommen nach Weigel 1698,
Seite 383 endlich auch die Flaschner in Betracht. Jedenfalls handelt es
sich aber da nur um Lötwerk von gewöhnlichem Eisenblech. Ursprünglich
durften die Flaschnerw" überhaupt nur in diesem Material arbeiten. Später
von Benesch, z. a. 0., Seite 13.
Eine in Ulm gefundene Llchlputzschere mit rechteckigem Gehäuse, noch ohne Spitze, ist gegossen,
also Rotschmiedearbeit.
Über die Geschichte des Nürnberger Flaschnerhandwerks vergleiche man Kunst und Gewerbe",
r87g, Seite 297 bis 29g, wo jedoch weder der Marken Erwähnung getan noch der Versuch gemacht ist, erhaltene
Arbeiten nachzuweisen.
Wußten sie es gegen den Widerstand der Geschmeidmacher durchzusetzen,
daß ihnen die Herstellung aller möglichen Geräte aus Messingblech gestattet
wurde. Dazu gehörten in erster Linie die Handlaternenf die seit der zwei-
ten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ein Hauptartikel des Gewerbes gewesen
sind. Während an anderen Flaschnerarbeiten, wie etwa den aus Weißblech
hergestellten großen Flaschen mit eingesetzten Bechern, wovon das Ger-
manische Museum zwei Exemplare, derzeit in der Folterkammer, bewahrt
Prunkstücke, die bei Hochzeitsschmäusen gebraucht wurden
Marken anscheinend nicht vorkommen, sind solche bei den kleinen Messing-
laternen in der Regel anzutreffen, und zwar meist an der Handhabe oder
oberhalb derselben. Die Zeichen sind teils gemalt im Schränkchen des Hand-
werks im Germanischen Mu-
seum, teils in Kupferplatten
gestochen, beziehungsweise
auf Papier gedruckt, vom
XVII. bis in das XIX. Jahr-
hundert hinein erha1ten.Eine
systematische Zusammen-
stellungfindetmanimAnhang.
Unsere Abbildungen 17
bis I9 geben einige der
wichtigsten Typen wieder.
Die mit barockem Laubwerk
verzierte viereckige Klapp-
laterne rührt ausweislich der
Marke ein zum Spiegel-
monogramm verdoppeltes Abb. 2c. Wandhaken Sammlung Wallrafi
von Johann Andreas
Griebel her, dessen in ähnlichem Laubwerk schön getriebenes Epitaph
von 170g bei Bösch-Gerlach auf Tafel 37, reproduziert ist. Spätere
Inhaber der Marke kommen wohl nicht in Betracht. Weitere Stücke, die
jedenfalls mit Sicherheit für Nürnberg in Anspruch zu nehmen sind, befinden
sich zum Beispiel im Kaiser Karls-Museum für Volkskunde in Wienm
Sammlung von Benesch, in der Sammlung des Volkskunstvereins in
Feuchtwangenj im Museum in DinkelsbühlT-l- und im Berliner Kunst-
Handwerksordnungen Stadtarchiv Nürnberg, Seite x22 und Akten des Geschmeidmacherhand-
werks Gerrnanisches Museum Urkunden vom m. Oktober 1657, 31. jänner 1658 und r5. Oktober x68o.
Das 161g datierte Inventar des Nürnberger Patriziers Nikolaus Hieronymus Paumgärtner, das ich dank
dem Entgegenkommen des Herrn Majors Freiherrn Hans von Imhofbenützen konnteyerzeichnet der Frau Wittib
untaxiert bevor gelassen zwo Plechene Flaschen mit dem Paumgärrner und Scheurl Wappen, so uff dero
Hochzeit zum Einschencken gebraucht worden"; und junckfrawen Maria Helena Paumgärtnerin ist bevor ge-
lassen zwo plechene tlaschenn mit Paumgärtner und Starkhenn Wappen, welche uf lxes Herrn Vatters unndt
Frau Mutter, Beeder seligen Ehrentag und Hochzeit, zum auftragen unndt Einschenckhen gebraucht worden."
Abgebildet bei von Benesch, Tafel 53, Nr. 23, 29 und 35.
Abgebildet in Die Quelle", herausgegeben von Martin Gerlach, Band Unterfranken. Text von
O. Schwindrazheim, Seite 86, Nr. 394 das Stück rechts.
1-1- Die Quelle", a. a. 0., Seite 30, Nr. 112 die Laterne links und die beiden rechts und vielleicht auch
die in der Mitte.
224
gewerbemuseum. Ein dem bei von Benesch auf Tafel 53 abgebildeten
flachen Laternchen Nr. 23 entsprechendes Stück in Nürnberg ist an der
zweigeteilten Handhabe wie eine solche die der Griebel-Laterne ent-'
sprechende Nr. 22 der gleichen Tafel zeigt mit dem Zepter des Johann
Gabriel Schweiger r78g bezeichnet. Das Motiv des Sternreflektors findet
sich unter den der Flaschnerordnung beigefügten Skizzen wieder. Eine
Laterne vom Typus der Nr. 39 bei von Benesch, viereckig mit Butzen-
scheiben und durchbrochenem bauchigen Rauchabzug, in der Sammlung
Wallraff hat die Radmarke. Ein ähnliches Stück bildet das 31. Vorbilderheft
des Berliner Kunstgewerbemuseums als Tafel II ab. Besonders reich
ausgestattet ist die ebenda unter wiedergegebene Laterne mit gedrehten
I-Ialbsäulen, ein Modell, das vereinfacht auch in Eisenblech ausgeführt
wurde. An den durchbrochenem Bändern sind hier kleine Medaillons mit
Abb. 2x. Wandhaken Sammlung Wallraff
dem Brustbild eines römischen Kaisers angebracht; solche kommen als
Messingzierat an Salatseihern aus Weißblech vor. Unverkennbar ist die
Ähnlichkeit mit einem der knopfförmigen Probeisen, die in der Lade der
Nürnberger Flaschner innen am Deckel angebracht sind Abb. 81 und 82,
neben denselben Namen, die mit den Marken in dem Schränkchen stehen
und hier von Daten begleitet werden. Einige der Stifte fehlen, darunter
jedenfalls auch das Eisen, das dem Berliner Kaisermedaillon genau entspricht,
wenn die Laterne nicht jünger ist. Die Bedeutung dieser Zwecken unter
den Köpfen bemerkt man zwei, die Max und Moritz verzweifelt ähnlich
sehen erhellt aus einer Notiz in einer handschriftlichen Zusammenstellung
von Emblemen aller Nürnbergischen Gewerbe aus dem XVIII.ahrhundert"'
Seyn auch Spengler, so von allerhand Muster Von Messing gehauet, Nägel
in Form, Roszen, Stern, Monschein, und andere Vieler ley Art, machen auch
Theils verguldene, welche zu Satteln, Caretten, Cammerwagen, Seszeln,
und andern Vielen zum Zierath gebraucht auch in andere Länder verführt
Vom Ursprung und Herkommen samt der Beschreibung aller Hand Werker in der Stadt Nürnberg."
Ein Exemplar in der Merkelschen Bibliothek im Germanischen Museum.
werden." Ob die Spengler hier mit den Flaschnern ver-
wechselt sind, beziehungsweise ob neben den Flaschnern
andere Gewerbe an der Fabrikation solcher Messing-
zwecken beteiligt waren, soll hier unerörtert bleiben.
Doch sei erwähnt, daß die auf bestimmte Meister fest-
gelegten Muster der Flaschnerlade an Nähpulten, Käst-
chen und anderem Kleingerät auch an der Innenseite von
Schranktüren wiederkehren und insofern für manche Da-
tierungsfragen wertvolle Anhaltspunkte bieten. Übrigens
arbeiteten die Rotschmiede gleichfalls Nägel mit Messing-
köpfen. Ihr Preiskurant von 1794 führt Kutschenknöpfe
auf und im Kramladen des Jörg Amman gab es 152g
messin sesselknopff", wie sie
noch 90 Jahre später das Inventar
des Nikolaus Hieronymus Paum-
gärtner an einem mit rotem Leder
beschlagenen hohen Sessel beson-
ders hervorhebt. Auch im Hause
des Willibald Imhof stand 1580
Abb. 23. Schraubenkopf,
XVI. jahrhundert
sonst zum Roß- und Fuhrzeuch
gehörig". Abgesehen von Ringen
sind darunter unter anderm jedenfalls Zierscheiben und
Pferdekämme zu verstehen. Die meisten der in von Wal-
chers Katalog der Ausstellung der patriotischen Kriegs-
metallsammlung Wien 1915,16 auf Tafel XLVII und
XLVIII abgebildeten Pferdekämme, darunter auch der
besonders charakteristische mit dem Kutscher im Zylinder
an der Krippe, sind seit dem Anfang des XIX. Jahrhunderts
bis in die jüngste Zeit in Nürnberg hergestellt und von
den Firmen Büttner und Reinfranck auch in illustrierten
Katalogen geführt worden.
Die an Nürnberger Schränken, auf Eisen montiert,
vorkommenden messingenen Schlüssellochdeckel in Ge-
stalt von Engelsköpfen im Stil der Zeit um das Jahr 1600
sind vielleicht nicht auf das Konto des Rotschmied-
gewerbes zu nehmen, vielmehr als Erzeugnisse des mit
diesem beständig in Fehde liegenden Handwerks der
Abb. 22. Schraube
Sammlung Wallraff
in der Kammer am Erkerstüblein ein lidrenner
sessel mit messen knöpffen". Ein Ratsdekret von
1590 29 der Ordnung stellt ausdrücklich fest,
daß die Nürnberger Rotschmiede je und allezeit
allerley kleine Arbeit gegossen und aufberait". Außer
den Sesselknöpfen waren das zum Beispiel Buckel
für Pferdezäume und 55, datiert 1677f78 was
Abb. 24. Schraube
Sammlung Wallraff
3x
Gürtler" anzusehen. jahrzehntelange
Kompetenzstreitigkeiten der letzteren
und der zinnen Geschmeid- und Knopf-
gießer" in betreff von Zinnspielsachen
wegen des zinen dockenwercks"
führten 163 zu einer Ratsentscheidung
H. 2617, die beiden Parteien die ge-
gossenen adler, brustbilder und andre
schraubenzier" freigab. Es ist nicht klar,
Am wandhaken ob es sich hier um Messingarbeiten han-
delt. Die Mehrzahl der in den Abbil-
dungen 20 bis 30 reproduzierten Schrauben dürfte jedenfalls von Rot-
schmieden herrühren. Das Geschwornenbild des Ringmachers Martin
Beringer enthält 1704 unter anderm zwei einfache Wandhaken, wovon
der eine den hier vertretenen Rosettenteller aufweist, und das Meister-
buch vermerkt 179g neben dem Namen des Georg Rudolf Beck, daß er ein
Schraub"enmacher war. Die mit Manschettenscheiben und einem Ring in
einer Faust" ausgestatteten Schrauben Abb. 27 und 28 Faust und
Spiegel" und Ring und Spiegel" sind sie im Preiskurant, unmittelbar nach
Bettschrauben mit Blumen", genannt dienten angeblich zur Befestigung
eines Bandes, an dem man sich im Bett aufrichtete. Auf die bügelförmigen
Schraubmuttern Abb. 29 und 30 wird im Kapitel Kronleuchter" zurück-
zukommen sein.
Unter den älteren Nürnberger Messingblechfabrikaten sind die geschla-
genen Becken die bekanntesten. Es bedarf noch der Aufklärung, wie das
Beckschlägergewerbe gerade nach Nürnberg kam. Mög-
licherweise hängt seine Vorgeschichte zusammen mit der
im Jahre 1466 erfolgten Zerstörung von Dinant. Von die-
sem einstigen Zentrum der Messingindustrie zerstreuten
sich damals die überlebenden batteurs" nach allen
Richtungen und die Verschleppung nach Nürnberg könnte
um jene Zeit erfolgt sein. Doch läßt sich über solche
Beziehungen erst etwas sagen im Zusammenhang einer
umfassenden vergleichenden Studie, die im Rahmen dieser
Abhandlung nicht möglich ist. Stegmannl" hat sich seiner-
Ihre Meisterstücke wurden x743 folgendermaßen festgesetzt x. Einen Be-
schlag an einen Commod-Kasten. Die Rotschmiede lieferten, wie aus dem Preiskurant
von 1794 hervorgeht, damals Glenkerlein an die ComcdkästenW 2. Ein Reit-Zeug-
Besehläg. 3. Ein Hirsch-Fänger-Beschläg. 4. Ein Degen-Kuppel-Beschläg. 5. Einen
Stock-Knoff. ü. Ein Beutel-Beschläg. 7. Ein paar Wandleuchter. Und wenn auch in das
künffxige, Zeit, und Facon oder Invention noch etwa mehrers zu Meisterstücken taug-
licher hervor brächte, ein Gem Meister sich ebenfallß davon etwas choisiren dörtfte."
In den Meisterstiicklisten der Rotschmiede 1686 ein Wandleuchter mit
einer Faust". Auch an Türklinken ein Beispiel vom Anfang des XIX. Jahrhunderts
an einem Meisterhaus in der Rotschmiedgasse kommt das Faustmotiv vor. Abb. 26.
Mitteilungen aus dem Germanischen Museum", 1899, Seite E. und Schraube Sammlung
Seite x7 WallraH
zeit auf solche Untersuchungen nicht eingelassen,
seine Arbeit leidet, was ja auch von seinen Möbel-
aufsätzen gilt, unter der einseitigen Beschränkung
auf das Material des Germanischen Museums.
Manche der bekannten Typen scheinen außer-
nürnbergische Vorbilder mit Gewißheit voraus-
zusetzen. Wieweit Flandern, wieweit Italien hier
beteiligt sind, wird sich noch ergeben. Peltzers
ausgezeichnete wirtschaftshistorische Forschungenl
eröffnen die Möglichkeit, daß auch Aachen als
Provenienz für eine bestimmte Gruppe, in deren
Mittelpunkt eine Jagdschüssel der Wartburg steht,
in Betracht kommt. Leider ist jedoch der kunst-
gewerbegeschichtliche Ertrag des Werkes von
Peltzer verhältnismäßig bescheiden. Den mancherlei
Urkunden über Zeichenzwang, die der Verfasser an-
führtf" steht nicht ein Nachweis eines markierten
Stückes gegenüber. Mag sein, daß die betreffenden
Marken lediglich für das Rohmaterial, beziehungs-
weise für Halbfabrikate Bleche und so weiter be-
stimmt gewesen sind. In Nürnberg war es anderseits
Abb. 27.
den Messingschabern zeitweise gestattet, ihre Bleche Scmub, Sammlung wnhaq
unsigniert zu lassenfmi
Auch an den Nürnberger Becken kommen Marken so gut wie gar nicht
vor. Das Doppelkreuz, das Stegmann an einem Exemplar des Germanischen
Museums beobachtet hat, findet sich an einem bei
der Metallbeschlagnahme in Nürnberg eingelieferten
Stück wieder. Auf den Epitaphien zweier Nürnberger
Beckenschläger, die sich auf dem Johannisfriedhof
erhalten haben darauf Schüsseln mit Wirbelumbo
sowie Stern- und Schlingenpunzen, sind keine Zeichen
angegeben; das Wappen des einen wird kaum An-
haltspunkte zu Identifikationen bieten. Ich setze trotz-
dem die Beschreibung von Trechselj weil sie gar zu
schön ist, hierher Auf dem löten Stein mit Nr. 1003
erscheinen ober dem ersten Gesims-Werck, einer
großen und schönen Tafel, zway in Leviten-Röcke und
Chor-Hemde gekleidete Engel, in einem zierlichen
R. A. Peltzer, Geschichte der Messingindustrie und der künst-
lerischen Arbeiten in Messing in Aachen und den Ländern zwischen Maas und
Rhein". Aachen 190g.
A. a. 0., Seite 76 und 200, Aachener Bestimmungen über Stempelung
des Messings r55u; Seite 93, betreffs Zeichenzwang für Messingwaren aus
Stolberg, Komelimünsier, Dinant, Namur und Bouvignes i59i und 1595.
Abb. 28. Schraube Raisverlaß H. 23g 1431.
Sammlung Wallraff Seite 283; vgl. auch Seite 292 Nr. 987.
Kranz, jeder mit einem Palm-Zweig
in der einen Hand, und mit der
andern einen Wappen-Schild zwi-
schen sich haltend, auf welchem
ein bartigter Mann ohne Beine, in
einem engen Camissol und blodri-
Abb 19 Kronleuchtergrw gen Schweitzer-Hosen, mit einer
wanmf Albaneser-Mütze, an dern Spitze Aztgaizgflizgüäätfg?"
ein Quasten sitzt, auf dem Haupt,
über einem Drey-Berg, welcher mit beeden ausgestreckten Armen, in der
rechten Hand ein gebackenes, sogenanntes Röckelein, und in der lincken ein
auch sogenanntes Wespen-Nest, ist ein vierkaulichtes, von Butter und dem
schönsten Meel gebackenes delicates Brötgen hält und vorzeiget; unter dem
Schild lehnt ein messingnes Becken, neben welchem zu beedenSeiten zwey
Creutz weiß geschränkte Hämmer liegen; dann siehet man oben unter dem
Gesims-Werk der Tafel den Stiffter dieses Monuments mit seinem Weibe,
5. Söhnen und 8. Töchtern mit betenden Händen knien, und folgende
Inscription unter ihnen, auf die Tafel verzeichnet des Ersamen Hans Schmids
Beckschlagers und seiner Erben Begrebnus. An d. verschid der Ersame
I-Ians Schrnid Beckschlager."
Wappenschüsseln, wie sie in dem In-
ventar des Lazarus und der Katharina Holz-
schuher im Germanischen Museum vor-
kommen 1525 zway gesternpffte Becken
mit Wapen", sind eine ganze Reihe
erhalten, die sich zu einer besonderen
Gruppe zusammenschließen werden. Eben-
so ist besonderes Augenmerk zu richten auf
datieite Stücke, wenn auch da bisweilen
Vorsicht am Platze sein dürfte, wie bei der
eigenartigen Jahreszahl 1425 in der Samm-
lung Schnütgen. Eine Schüssel mit Adam
und Eva in Göppingen hat das Datum 1487,
eine andere mit der gleichen Darstellung
in Ölsnitz in Sachsen ist 1534 entstanden,
beziehungsweise gestiftet.
Die Becken mit römischen Köpfen
hat Stegmann wohl mit Unrecht als rezen-
tes italienisches Fabrikat verdächtigt. Im
Württembergischen Denkmälerinventar"
ist eine solche Schüssel mit der Büste
Ober-am Göppingen, Seite 92. Vgl. Die Kunst- und
Abb. 31. Landsknechdeuchter, XVI. jahr- Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg", Stadt Göppin-
hunden Germanisches Museum, Nürnberg gen, Seite 25 ohne Abbildung.
Ciceros in der evangelischen Pfarrkirche in Faurndau
abgebildet.
Völlige Unklarheit herrscht noch über die von den
Rotschmieden in Nürnberg gearbeiteten Becken, die,
nach der Abbildung bei Amman zu schließen, bisweilen
auch reichen Reliefzierat gehabt haben. Im allgemeinen
wird es sich um dünn ausgedrehte, glatte Becken ge-
handelt haben. In den Meisterstücklisten kommt 1748
als Probe des Leuchtermachers Matthias Hollederer, der
uns wieder begegnen wird, eine Schale vor. Die gleiche
Aufgabe wählte ein Geselle x776 und 1772 heißt es
genauer eine Presentir-Schale".
Wie aus dem erwähnten Inventar des Rotschmiedes
Amman ersichtlich ist, fehlten, mit Verlaub zu sagen,
unter den Rotschmiedartikeln der Vischer-Periode
nicht die prunz Scherben", das heißt, um auf nieder-
deutsch mit dem Inventar eines Haushaltes vom Ende
des XVI. Jahrhunderts in Aacheni" zu reden, wo das
Keßlerarbeit war, keupffere messingene pißpot".
Einträchtiglich daneben stehen 152g in Jörg Ammans
Laden Landsknechtleuchteim. Solche sind also sicher
Häfen-in
UN.
Abb. 32. Altarleuchter
Nürnberger Fabrikat und die Tradmon, die auch gotische Sammlung waum?
Männleinleuchter für Nürnberg in Anspruch nimmt, hat
vielleicht nicht unrecht. Es wurde schon ange-
deutet, daß die Gruppe der Pferdeaquarnanilien
mit der Ringpunze unter Umständen für Nürnberg
in Betracht kommt und mit dieser steht in engstem
stilistischen Zusammenhang der bärtige Leuchter-
träger der Sammlung Figdor," eine Figur, die
einer Zuweisung an einen Nürnberger Modelleur
ernstliche Schwierigkeiten nicht bereiten würde.
Der zeitlich am nächsten stehende, sicher Nürn-
bergische Guß des sogenannten Hansel aus dem
Spitalhofbrunnen bietet zwar keine unmittelbaren
Vergleichsmomente, doch hat die Gestalt mit den
schlanken Beinen und der scharf eingezogenen
Taille eine allgemeine Ähnlichkeit, die über den
Zeitstil hinausgeht. Die Ringpunze, an sich gewiß
ein geringfügiges Detail, kommt übrigens auch
vor an der Figur eines Leuchterträgersi" der
Peltzer, a. a. 0., Seite 13x.
Vgl. H. Reifferscheid in Mitteilungen aus dem Germanischen
Abb. 33.TischleuchterdesKürschner- Museum" xgu, Seite 6x.
handwerks in Nürnberg, x627 Ger- Abgebildet bei E. W. Braun. "Die Bfßnlen Sammlung
manisches Museum, Nürnberg Guido von Rhö".
Sammlung Guido von Rhö, zu der es in
der Gruppe fechtender Landsknechte eine
Replik im Germanischen Museum gibt."
Das bekannte Modell des gotischen
Männleinleuchters, das E. Basserrnann-
Jordan nach dem Exemplar des Passauer
Domschatzes als Nürnbergische Arbeit im
Formenschatz" veröffentlichte, ist die späte
Variierung eines alten, durch den Erfurter
Wolframm hervorragend vertretenen Typs
und dessen mittelalterliche Büßergestalt in
langem Gewande hat in der freien Aktfigur
des Vischer-Leuchters der Sammlung Felix
ein ebenbürtiges Renaissancependant ge-
funden ein Zusammenhang, der vielleicht
Abb- 34- Leuchter vom Epiraph des Rol- tiefer begründet ist. Die Vischer lieferten
"hmkd" 'viC3';'lä'eS vim" in mehreren Generationen Grabplatten für
den Dom zu Erfurt, wo der Wolfram"
steht und aus den Akten kann man entnehmen, daß zwischen dem Hand-
werk in Nürnberg und Thüringen-Sachsen noch später eine Art lockeres
Kartell bestanden hat, das wieder auf alte Tradition schließen läßt. So wurde
zum Beispiel, wiewohl das Nürnberger Handwerk ein gesperrtes das heißt
nur Söhnen von Bürgern der Stadt zugänglich war, im Jahre 1697 hier ein
Meistersohn von Erfurt namens Johann Christian Bienstock zu einem
Gesellen gemacht.
Gewissermaßen als Bestätigung
dieser Zusammenhänge liegt noch
heute in der Lade der Nürnberger
Rotgießer, derzeit bei dem Ober-
meister Herrn Ammann also nach
400 Jahren wieder dieser Namei,
das aus dem XVI. Jahrhundert stam-
mende Siegel ihrer Naumburger
Kollegen unter den Emblemen
unter anderm ein Standleuchter mit
rundem Sockel.
Die bei dem Vischer-Leuchter
wie bei dem Passauer Männlein noch
vorkommende alte Dreifußform hat
sich in der kirchlichen Tradition
dauernd erhalten vgl. Abb. 3.
Vgl. W. Josephi, Die Werke plastischer
Kunst im Germanischen Museum", Nr. 162 Seite 8x.
Vgl. Zeitschrift für christliche Kunst", 1903, Abb. 35. Epitaph des Rotscbmiedes, Heinrich Geiger,
Spalte x43 bis x56, und im Formenschatzü X543
Ein Kerzenträger in Landsknechtform im Ger-
manischen Museum, ein bemalter Bleiguß, stammt
nachweislich aus Nürnberg. Vielleicht handelt es
sich um ein Modell. Autochthon dürfte auch der in
Abbildung 31 wiedergegebene Leuchter des Ger-
manischen Museums sein.
Über die Entwicklung der nichtfigürlichen Stand-
leuchtet unterrichten uns die Epitaphien Abbildung 34
bis 37 und 39. In der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts verschwindet das Reliefornament und der
reichgegliederte Schaft schrumpft, der abgeknapperten
Krämpe gleichzeitiger I-Ierrenhüte etwa entsprechend,
zur Eiform zusammen, offenbar unter italienisch-
orientalischem Einfluß. Auf diesen hat schon von
Benesch hingewiesen. Nächstliegend vergleiche man
die" Abbildung zweier orientalischer Leuchter in von
Walchers Katalog der patriotischen Kriegsmetall-
Sammlung, Tafel Nr. 263, und III, 65, sowie in
von Benesch' Werk auf Tafel rg, Figur wo sich
Abb. 36. Leuchter vom Epiraph
1m ubrigen eine ganze Musterkarte von Nurnberger des Romhmiedes Hans H".
Leuchtern zusammengefunden hat, deren Marken "nlm-lwemsvißmldesxvl-
jetzt leider wegen Umzug der Sammlung ebenso Jahrhunderts
wie die der erwähnten Laternen nicht zu ermitteln waren. Es sei bei dieser
Gelegenheit bemerkt, daß die vorliegenden Studien überhaupt unter
erschwerenden Umständen abgeschlossen werden mußten, ehe es dem
Verfasser möglich war, andere Samm-
lungen systematisch auf Nürnberger Mes-
sing zu durchsuchenf"
Der in Abbildung 38 wiedergegebene
Leuchter trägt dieselbe Marke 185, wie
zwei ziselierte Stücke in der bayrischen
Landes-Gewerbeanstalt Abb. 40. Die
Sternenmarke läßt sich bis in die erste
Hälfte des XVI. Jahrhunderts zurückver-
folgen. Möglicherweise kommt, da den
Stern im XVII. Jahrhundert ein Gulden
führte, der 1564 Meister gewordene Georg
Gulden in Betracht. Das 1607 entstandene
Epitaph des Nikolaus Haubenthaler, der
damals Inhaber der Sternenfirma war, ent-
hält die gleiche Leuchterform, die man
Vgl. auch die erste Anmerkung. Für freundliche Be-
antwortung meiner Fragen bin ich noch zu Dank verpiiichter
Abb.37. Schild vomEpitaph clesRmschmiedes Herrn Professor Dr. Ph. M. Halm. Geheimrat Dr. Gradmann;
Hans Wolf, 1534 Dr. K.Simon, Frankfurt am Main, Fräulein Dr. Schütte, Leipzig.
auch noch 1632 in der Hand eines Rotschmiedes
erblickt Abb. 39. Während Haubenthaler
auf seinem Grabe mit der ganzen vielköpiigen
Familie abgebildet ist, steht Peter Kürßner allein
da, angetan mit dem Schurzfell, das schon Peter
Vischer auf seinem Selbstbildnis nicht ohne
Grund umgebunden hat. Das Schurzfell war
der erste Lohn des Lehrbuben, der außerdem
im ersten Jahre mit einem Paar Schuhe und
einem Hemd noch den Badhut erhielt, dieser
wahrscheinlich von Stroh geflochten, wie ihn
die Leute in Dürers Männerbad und der Meister
bei Jost Amman auihaben. Die alte Sitte des
Badens, die im XVII. Jahrhundert in Deutsch-
Amaaleuchmmitdumarke18m land abkam, hat sich jedenfalls beim Rot-
GG mir dem Stern schmiedhandwerk darum länger erhalten, weil
der ausgeschöpfte Schmelztiegel mit seiner lang
anhaltenden Hitze der gegebene Badeofen ist, den noch heute die Nürn-
berger Meisterfrau zu nutzen weiß. Daß das Schurzfell für das Handwerk
außer der praktischen eine gewisse symbolische Bedeutung hatte, zeigt
eine Personalaktnotiz, wonach einem militärischer Desertion bezichtigten
Gesellen 1677j78 bedeutet wird, seinen Rothschmids Schurtz nicht mehr
an leib zu tragen, bisz er sein Ehrlichen Nahmen bringt von sein Ofticier".
Noch im XVII. Jahrhundert gehörte nach den im Germanischen Museum
deponierten kurzen Erinnerungen des Meisters Hutzelmaier zur Tracht der
Rotschmieddrechsel neben dem Schurzfell, als Zeichen der Wahrung des
Geheimnisses der Mühlen, ein Messingschlüssel. Die Herstellung von solchen
wurde den Rotschmieden, die sie im
XV. Jahrhundert noch mit gewissen
Einschränkungen verfertigen durften
Ratsverlaß H. 25, 145g, im XVI. Jahr-
hundert laut 38 ihrer Ordnung durch
Dekret von 1562 untersagt- Ein mittel-
alterliches Exemplar, das in Nürnberg
gefunden wurde, ist sehr kurz, hat
runden Griff und breiten Bart. Die
Sammlung Wallraff besitzt ein reich-
gearbeitetes Stück, das um 1700 ent-
standen sein mag und jedenfalls auch
niirnbergisch ist.
Wir kehren nach dieser Ab-
schweifung zu den Leuchtern zurück.
Um die Mitte des XVII. Jahrhunderts
Abb. 39. Schild vom Epitaph des Rotschmiedes
wird der Schaft wieder gestreckt und Peter Kürßner, 163,
ähnlich wie die Nürnberger Glaspokale es
gibt auch entsprechende gläserne Leuchter
reich profiliert, so daß das Licht auf den
Knaufen flimmernd spielen kann Abb. 43.
Diese Stilstufe vertritt Sebastian Denner ein
mit der Marke Nr. 192 bezeichneter Leuchter
der Art von ihm wurde bei der Metallbeschlag-
nahme in Nürnberg eingeliefert. Ob ein reich
ziselierter Tischleuchter der ehemaligen
Sammlung Riedinger in Augsburg, der eben-
falls Denners Zeichen trägt, gleiche Form hat,
ist aus der Katalogbeschreibung nicht er-
sichtlich. Unsere Abbildung 43 gibt ein mit
gepunzten Besitzerinitialen und der Jahres-
zahl 1666 versehenes Exemplar wieder, ge-
markt von jenem Melchior Schuster, der
1682 auf der Kupferstichdarstellung eines
Handwerksumzuges mit David Zeltner, Peter
Paul Market und Christoph Schirmer, dem
Verfertiger vieler in Museen erhaltener Ein-
satzgewichte vgl. Abb. den Reigen der
Abb. 40. Leuchter milder Marke Nr. x85,
mit den Stern
Meister er- Bayrische Lsndesgewerbeanstalt
öffnetfk Von
David Zeltner ist ein gleichartiger Leuchter
erhalten. Dieser befand sich früher im selben
Besitz wie der in Abbildung 42 wieder-
gegebene, der die gleiche Kronenmarke mit
den Initialen trägt, dem seit 1712 von
Georg Zeltner geführten Zeichen. Beide
Zeltner waren eigentlich Zapfenmacher, es
mag sich hier um Gelegenheitsarbeiten
handeln. Ähnliche Durchbrucharbeit zeigt
ein Leuchter im Berliner Kunstgewerbe-
museum, der mit einem bloß ziselierten Ge-
genstück im Vorbilderheft Kandelaber" als
holländische Arbeit abgebildet ist." Der Text
gibt als Marke des Exemplars mit durch-
brochenem Fuß die Buchstaben da-
zwischen ein Messer nicht sicher erkenn-
bar. Es handelt sich hier jedenfalls um den
Säbel, den Georg Beck 1688 von seinem
Mehrere Altarleuchter mit der gleichen Marke Schuh
Abb mit in verschiedenen Kirchen in Würzburg und in Ellwangen
Tiscbleuchter, Marke Eichel zwischen in den Inventars" "ich! 9959"-
Germanisches Museum, Nürnberg Auf Tlfel 14-
'19
Vater übernommen hat das ist entweder der Leuchtermacher Hans Georg
Beck Meister 1665, bei dern nach Doppelmayer Johann Georg Rohmsteck
in die Lehre ging, oder Hans Beck, auch Leuchtermacher Meister 1640. Der
andere Leuchter in Berlin hat als Meisterzeichen ein durch einH gestecktes T.
Das dürfte analoge Abkürzungen Findet man im Markenverzeichnis unter
Nr. 42 und 182 der Leuchtermacher Hans Christoph I-Iaubenthaler
sein, der 1670 seinen Namen" ohne Beizeichen aufschlug; also ein Ver-
wandter des Nikolaus Haubenthaler, der um 1607 die Sternenmarke führte.
Zierlich gedrehte und wohl öfters durch-
brochene große Altarleuchter oder Cheridonen
sind nach Weigels Angabe 1698 ein besonderer
Artikel der Nürnberger Rotschmiede gewesen,
die solche Durchbrucharbeit auch bei anderen
Gegenständen seit dem XVI. Jahrhundert, wenn
nicht schon früher pflegten. Die Frage, wie weit
holländischer Einiiuß hier mitspielt, kann heute
unerörtert bleiben.
Die Barockform hat sich bis in den Anfang
des XIX. Jahrhunderts erhalten, wie ein als
Scherbenleuchter" bezeichnetes Muster eines
um 1800 ausgegebenen Katalogs des Nürnberger
Kaufhauses von Ebermayerbeweist. Das wesent-
liche Kennzeichen der Ausläufer der Tradition
besteht darin, daß der Kontur des Fußes zur
Sohle ausladend abfällt, also gewissermaßen die
Muskelkraft kräftiger Einziehung eingebüßt hat.
Der Ausdruck Scherbenleuchter" begegnet in
den Meisterstücklisten schon im siebenten Jahr-
Abbdu. Tischleuchter zehnt des XVII. Jahrhunderts und ebenso im
von Gwg 19mm, nach neunten desXVIII. 1782 zwei durchgebrochene
Scherbenleuchter", 1783 zwei gestochene".
Die Gewohnheit war vielleicht in keinem Handwerk so mächtig wie in
diesem der Messingverarbeitung, das doch, sollte man meinen, durch die
tägliche Übung des Einschmelzens von alter Ware wie kein anderes zur
Umwertung aller Werte veranlaßt wurde.
Der einem Böttger-Modell ähnelnde Tischleuchter mit der seit 1738 von
Konrad Rößner Abb. 44 geschlagenen Schwertermarke zeigt, daß auch die
Nürnberger Rotschmiede mit der Zeit zu gehen wußten. Um das Jahr 1768
kommt dann ein neuer Typ auf, in der Form des bei von Benesch auf
Tafel 12, Nr. wiedergegebenen, der im Preiskurant, in dem genannten
Musterbuch und in den Meisterstücklisten 1829 zweimal und 1834 als
Patentleuchter geführt wird Abb. 45. Es ist ein Leuchter mit Griff, schüssel-
förmigem Fuß und verstellbarer, meist geschweift ausgeschnittener Handhabe
des Provitchens" in der häufig gerieften geraffelt gedrehten Röhre. Bei
der Metallbeschlagnahme sind in Nürn-
berg mehrere Exemplare mit der Marke
des im Meisterbuch als Gewichtmacher
Stück- und Glockengießer und Leutnant
des fränkischen Kreises iigurierenden
Andreas Philipp Stumm eingegangen, die,
wie oben erwähnt, von späteren Meistern
samt den Initialen unverändert über-
nommen wurde. Stumm, der uns auch
als Verfertiger zweier Kanonenrohre des
Germanischen Museums und der 1772
datierten Rokokograbtafel des Johann
Christoph Schmidhammerä wohl des Or-
namentstich- und Bilderbogenverlegers
bekannt ist, war jedenfalls der Erfinder
und erste Inhaber des Patents", wie aus
einer Notiz von 1768 in den Akten her-
vorgeht Die Streit Sachen wegen des
Meister Lorentz Renner" und des Meister
Andreas Philip Stumm. Wirt man in den
Protocol Buch allens ausführlich finten.
Wie sich es mit des Meister Stumm seinen I-Iantleuchtern zugetragen.
Welche ihme der Meister Renner abgespickt und nachgemacht und Was
seine Strafe gewesen." Eine ältere Konstruktion des Handleuchters mit
verstellbarer Tülle findet man bei von Benesch, Tafel 12, Nr. 18, abgebildet.
Dieses Stück hat den typischen Nürnberger Barockfuß; das Provitchen läuft
in einem aus sechs Stäben gebildeten Schaft-
gestell. Ein Leuchter des Systems, bei dem
der Fuß schüsselförrnig ausgebildet ist im
Germanischen Museum, ähnlich etwa wie
von Benesch, Tafel 21, hat an dem Griff
der Tülle die Engelkopfmarke, leider ohne
Initialen, so daß es zunächst zweifelhaft bleibt,
welcher Inhaber dieser bedeutenden Firma
in Frage kommt.
Nach 1800 treten dann in den Meister-
stücklisten weitere neue Formen auf vgl.
Abb. 45 und 46, die als Pariser 1814,
englische 1811, 1812, Gesellschaftsleuchter
1825 bezeichnet werden. Ob die letzteren
identisch sind mit den Glockenleuchtern
Abb. 43. Leuchter von Melcbior Schuster, 1666
Abgebildet bei Bösch-Gerlach, Tafel 61, 4.
Abb. 44. Leuchter von Konrad Rößner, Von diesem ein mit Marke bezeichnetes Bügeleisen in
nach 1738 der Staatssammlung Vaterländische Altenümer in Stuttgart.
Abb. 45. Leuchter nach einem Musterkaxalag, um 1800
1828 und 1833, die im hohen Schaft eine Klingel tragen von Benesch,
Tafel 14, 43 oder mit langrohrigen, in einem Fidibusbecher stehenden, auch
Wirtsleuchter genannten, ist nicht sicher eine Kombination von beiden bei
von Benesch, Tafel I4, 91. Der Ausdruck Plätzleuchter" im Preiskurant
bedeutet chandeliers pieds plats." Dieser Preiskurant enthält übrigens
nicht die Preise, wie sie der Verleger" für die fertige Ware nahm, sondern
den Tarif der Gebühren, die der Drechsler für das Abdrehen zu verlangen
befugt war. Jeder Gießer stand mit einem Drechsler in unmittelbarer
Geschäftsverbindung und dieser mußte, wie r8 der Rotschmiedordnung
lehrt, wenn er von anderer Seite Gelegenheitsaufträge hatte, solche immer
gegenüber der vordringlichen Arbeit seines versprochenen Meisters zurück-
stellen. Das Ausdrehen des Rauhgusses hatte für den Charakter der Nürn-
berger Rotschmiederzeugnisse entscheidende Bedeutung. Nicht ohne Grund
hütete der Nürnberger Rat mit großer Peinlichkeit, die an die Sorgen des
venezianischen Senats um das Arkanum der Glashütten von Murano erinnert,
das technische Geheimnis der Konstruktion der Drehbänke und Mühlen,
deren es nach mündlicher Überlieferung vier gab nämlich das erste oder
obere Rad mit acht Werkstätten, das zweite das Häüein" und das dritte
die Katz" mit sechs, das vierte die Kuh" genannt, mit acht Werkstätten.
Zwei der alten Gebäude auf der hinteren Insel Schütt, die 1848 durch einen
Vgl. johann Christian Schedels neues Waaren-Lexikon", Band 1800, Seite 848 Im Handel mit
Frankreich hat man insonderheit folgende Sorten zu merken Plätzleuchtex, chandeliers pieds plats."
224,44,
...,1'.- km1. .4" I...
Abb. 46. Leuchter nach einem Musterkatalog, um 1800
Brand vernichtet wurden, zeigt noch ein Campescher Bilderbogen der
NoricaP-Serie. Schon Roth" hat darauf hingewiesen, daß die Schätzung der
Nürnberger Messinggußwaren vornehmlich auf ihrer außerordentlichen
Leichtigkeit beruhte und diese ist den Drechslern zu danken. Mehrere Meister
der heutigen Generation, in der der Schritt vom alten Kleingewerbe zur
Armaturenfabrik gemacht wurde, erinnern sich noch daran, daß man auf
das Ausdrehen eine Prämie setzte, die nach dem Gewicht des Krätzeabfalls
berechnet wurde. Das Nürnberger Gewerbe ging schon darum besonders
haushälterisch mit dem Material um, weil es im Rohstoffbezug, der nur
durch wiederholte scharfe Verfügungen des Rates sichergestellt werden
konnte, wesentlich auf Bruchmessing angewiesen war. Aus diesem Grunde
ist auch eine einheitliche Legierung, besonders bei den älteren Arbeiten,
nicht festzustellen. Immerhin scheint es, als ob in der Frühzeit, bis 1600 etwa,
stärkerer Zinnzusatz beliebt gewesen wäre. Noch die Fabrikate des Meisters
mit dem Stern haben den mehr glockenspeiseähnlichen Charakter, den
der Landsknechtleuchter im Germanischen Museum Abb. 31 mit seinem
zwar unter der Scheibe, aber nicht im Innern abgedrehten Fuß aufweist.
Ist dieser fast weißlich, so beobachtet man bei den Barockleuchtern vielfach
jenen rötlichen Glanz, der, wie mir aus der Praxis versichert wird, nicht
etwa durch einen besonders großen Prozentsatz von Kupfer, sondern im
Gegenteil durch Übersetzung, das heißt besonders starke Beimengung mit
Geschichte des Nümbergischen Handels", Leipzig, 1800.
.3-
zwei Dritteln Zinkgalmei hervorgerufen sein soll. Daß'man der Speise
ausnahmsweise wohl auch einmal Silber zusetzte, wie das die Akten
von dem Herbergsleuchter 1706 berichten, sei nebenbei bemerkt
hat daran genommen mit wisen und willen der herrn alten Meister
des jonas Paulus Witman seiner Withwe ihr Becherlein, daß der
Meisterschaft verehrt hat weils man nicht gebraucht hat mans zu
Speis zum leichter angewendet". Die
Stück- und Glockengießer, die zum Teil
wie mehrere Herold und der erwähnte
Andreas Philipp Stumm innerhalb des
Rotschmiedhandwerkswirktemmögenge-
legentlich auch zum Kleingerät Glocken-
speise verwendet haben, wie denn noch
570 im Haushalt der Sabina Scheurl ein
Mörser? von Glockenspeiß" gebraucht
wurde Inventar im Germanischen
Museum, während anderseits ein
solcher im Inventar des Lazarus und der
Katharina I-Ioltzschuher ebenda bereits
525 als ein glockspeiszer alltermorser"
bezeichnet wird, doch wohl, weil nicht
nur die
Form, sondern auch das Material als alt-
modisch empfunden wurde. Die Güsse des
XVIII. Jahrhunderts scheinen im allge-
meinen gelblicher ausgefallen zu sein. Und
am Anfang des XIX. Jahrhunderts kommen
dann lackierte Stücke vor, als Meisterstück
1828 eine lackierte Judenlampe, womit
offenbar ein schon 1784" als englische Er-
Findung beschriebener Goldlack gemeint ist,
der den Glanz und die Farbe des Messing-
geschirres erhöhte.
Einen lehrreichen Vergleich zwischen
der Drechslerarbeit des XVIII. und des
XVI. Jahrhunderts bieten zwei Stand-
leuchter, die in sächsischen Kirchen erhalten
Abb. 47. Mörser. 1766 Sammlung WallraE
Bei den anläßlich der Metsllbeschlagnahme in Nürn-
berg zur Ablieferung gekommenen Mörsern habe ich zahl-
reiche Marken festgestellt, und zwar unter dem Boden. Auch
im Würzburger Luitpold-Museum zwei markierte Nürnberger
Mörser.
Vgl. Krilnitz, Encykl0pädie", 89. Teil 1802,
Seite 49g, wo unter anderem auf Crells chemische Annalen von Abb,43 Mal-hauchte,- in Khebu-g bei Leipzig,
x784 verwiesen wird. 1529
sind." Der eine, 1737 nach Meißen gestiftet Abb. 49,
rührt von Matthäus Bleul her, von dem die Ägidienkirche
in Nürnberg ein Dutzend reich ziselierte Wandleuchter und
der Johannisfriedhof mehrere Epitaphien" bewahrt. Der
Schaft ist in weich undulierenden Umrissen gedreht,
während der andere Abb. 48, den ELISABETH THOMAS
I-IAISTERIN VON NURMBERCK EINE GEBORNE
LEBZELTERIN DER KIRCHE ZU CLEEBERG bei
Leipzig AM NEWEN IAHRSTAGE A. 162g verehrte,
noch ganz scharfe Renaissanceproiile aufweist. Am Fuß
die charakteristische Scheibe, die bei den Leuchtern für
den Hausgebrauch schon vor der Mitte des XVI. jahr-
hunderts in Nürnberg modern gewesen zu sein scheint. Paul
Beheim notiert 1548 in seinem
Haushaltungsbuch messe
Leuchter unten mit breiten
scheuben". Einer späteren Auf-
zeichnung desselben Patriziers Abb.qg.Altarleuchterin
1563 einen messen leuchter Müssen. von Matthäus
mit einem gruen glas und zwey 81ml "37
rohren" ist zu entnehmen, daß es im XVLJahr-
hundert in Nürnberg auch Lampen von Messing
mit GlasbehältergabJa, solche sind bereits 75jahre
früherg 1488 kauft ein Herr von Tucher mess-
lein messingen Leuchter zu Lampen und die
Glesser derein und Stück" hier nachweisbar,
wo im XVIII. Jahrhundert ein Lehrer eines der
ersten Systeme von elektrischen Beleuchtungs-
körpern konstruieren solltefhlik Nach Weigels
Zeugnis von 1698 fabrizierten die Nürnberger Rot-
schmiede nach tausenderley Inventionen sehr
wohl gemachte Lampen", und das waren sicher
nicht bloß Ewiglichtampeln. Denn diese blieben
von dem Tuchervschen Standardtyp der Sebaldus-
Für die Erlaubnis zur Reproduktion der Klischees aus dem
Sächsischen Denkmälerinventar Band 39. Seite ng, und 15, Seite 8x
sind wir Herrn Geheimrat Gurlitt und Herrn Professor Bruck zu Dank
verptiichtet.
Unter anderm aus den Jahren r7zo ovale Schrifttafel mit ein-
fachem Lorbeerlcranz, auf dem Stein neben Nr. 44g; 1730 Epitaph des
Peter Butzawinkel die Namensignatur mit Einzelstanzen eingeschlagen;
1736 Bösch-Gerlach, Tafel 66, undatiert mit Scheurl-l-loltzschuher-
Wappen Stein Nr. 1505 Trechsel beschreibt Seite 909 des Epitaph
des Christoph Adam Gierisch von 1723 und Seite 922 den eigenen Grab-
stein des Rotgießers gantz neu, zierlich und leer" das heißt noch ohne
Epitaph.
Abb. 50 Altarleuchter. nur Vgl. Krünitz Lexikon", 59. Teil l794y Seite 3x3, eine nicht
Nürnberg, St. johanniskirche weniger als 265 Seiten umfassende Abhandlung über Lampen.
kirche bis zu dem Eber-
mayerschen Musterka-
talog vom Anfang des
XIX. Jahrhunderts wo
der Ausdruck Lampe
dafür gebraucht wird
im wesentlichen unver-
ändert in der Gestalt,
die ein Exemplar der
patriotischen Kriegs-
metallsammlung" von
Walchers Katalog, Tafel XXVII, Nr. 1893, dazu Tafel III,Nr. 31 repräsentiert.
Es ist vielmehr anzunehmen, daß bei den engen Handelsbeziehungen, die
zwischen der Pegnitz und den Lagunen auf anderen Gebieten nachgewiesen
sind Roth nennt ausdrücklich Italien als Absatzgebiet des Nürnberger
Rotschmiedhandwerks in Nürnberg Messinglampen von einer dem
sogenannten venezianischen Modell von Benesch, Tafel 46 ähnlichen Form
hergestellt wurden. Eine Notiz in den Akten hat in diesem Zusammenhang
Interesse 1720 sein wir leichtermacher Friedrich Röschel, Hans Wind-
häsel, Andreas Michel, Mateus Bleul mit den Albrecht Bergner vor der Rug
gewesen von wegen der welschen Lampen mit dem hochen Spitzen daß er
hat nach gemacht so ist ihm von dem Ruchs ambt auferlegt worden sich
nicht da geringste nach zu machen und wann wir waß Sehen darvon solches
gleich weg zu nehmen und darbei gesprochen worden er soll sich an der
rißmachen, daß unser nicht gleich sein darbei ist wieder ein Handwerck
gemacht worden hat wider den riß aufgewisen wie vor ihm wider von den
alten Meistern abgesprochen worden. Er soll es unser nich gleich machen
dar bey soll auch bleiben dann solche
Meister verderben daß I-Iandtwerk."
Bald danach erhebt sich ein ähn-
licher Streit um ein'Modell von pol-
mischen" Lampen, worunter vielleicht
die Judenlampen zu verstehen sind,
die xoo Jahre später auch unter den
Meisterstücken erscheinen. Anno
1722 den 23. Martii hat Meister Paulus
Niedel seine Forrnzeuch als polnische
lämplein viererley gattung welche er
von holz hat drehen lassen und den
M. GeorgAndreas Michel seinen gleich
gewesen. Seinen Formzeuch gleich
nachgemacht. Gegossen und auff der
Mühl bey M. Sebastian Otten ab trehen
lassen, welche man erfahren und vor
Abb. 5x. Wäxmpfanne von Hans Windhäsel Germaniscbes Museum
Abb. 52. Schild vom Epitaph des Rotschmiedes
Nikolaus Haubentbaler, 1607
die Ruch fordern lassen, alta di
form zeuch bey ein Hoch Edlen
Ruch im Beysein der sambtl.
Geschworner, wie auch andre
Meister der Leuchter macher, als
Nemlich Georg Andreas Michel,
Fridrich Röschel, johann Wind-
häsel, Matheus Bleul dabey
gewesen und hat M. Niedel die
von holtz wie auch die abge-
drehten und Rau gegosnen vor
die Hoch Edel Ruch auffweisen
müssen." Die Stücke wurden
dann alle zerstört.
Die hier genannten Meister sind uns zum Teil gut bekannt. Friedrich
Röschel, der Verfertiger eines Paars von Altarleuchtern in der Kirche zu
Katzwang," war der Schwager ,des berühmten Leuchtermachers Hans
Georg Romsteck, der für den Johannisfriedhof eine ganze Reihe von
Epitaphien aus den Jahren 1706 bis 1711 geschaffen hat." Von dem-
selben Meister besitzt die Ägidienkirche zwei prachtvolle große Stand-
leuchter voll bezeichnet und datiert 1715, die an künstlerischer Durch-
bildung dem ausweislich der Marke Nr. 64 wahrscheinlich von Friedrich
Lindner, wenn nicht von Friedrich Hinderheissel geschaffenen Leuchter-
paar der Johanniskirche Abb. 50 kaum nachstehen. Das Germanische
Museum bewahrt die beiden von ihm für die Sternapotheke gegossenen
großen Mörser. Letztere sind außer mit dem Namen auch mit der Tanne
bezeichnet, die früher schon den beiden Denner gehörte und 1730 zum
Abb. 53. Wärmpfanne Germsniscbes Museum, Nürnberg
Firmenzeichen des Matthäus Bleul,
wurde, von dem bereits oben die
Rede war.
Hans Windhäsel, der beidemal,
1720 und 1722, in der Lampenjury auf-
tritt, hat seinen Namen und die Marke
Nr. 7g""'"" auf eine Wärm- oder Glut-
pfanne des Germanischen Museums
Abb. 51 aufgeschlagen, und zwar
mehrmals auf den in Bandwerk durch-
Katalog der historischen Ausstellung in
Nürnberg", 1906. Die Kenntnis der Marke Nr.3 mit
dem vollen Namen RESCHL verdanke ich der Kirchen-
Verwaltung.
Paumgärtner, 1706 Nr. 1164; Michael
Hanmann, 1708; Georg Platner, 17o9; Erasmus Wag-
ner, 1706; Pühler-Preu, 1707; Georg Wachter, 171.
Abb. 54. Schüsselring von Georg Weinrnann Mehrere Alurleuchter von ihm, .mit der
Sammlung Alben gleichen Marke, in Würzburg.
33
474
brochenen Deckel. An
der gleichen Stelle ist
auch eine Wärmpfan-
ne in Privatbesitz be-
zeichnet mit dem En-
gelskopf und dem Na-
Abb. 55. Schüsselring Gerrnanisches Museum, Nürnberg man elnes der belden
von Ach, die nach
Friedrich Röschel und Hans Georg Romsteck diese Marke Nr. 32 geführt
haben.
Rechauds sind im XVII. und XVIII. Jahrhundert besonders häufig als
Meisterstücke gearbeitet worden. In den Listen kommen 1676 und 1682
durchbrochene" Wärmpfannen vor, 1695 und 1731 dreimal durch-
brochene", 1689 und 1690 viermal durchbrochene". Dann gibt es auch in
den jahren 1774 bis 1786 Stahlpfannen mit durchgebrochenen Deckel". In
der ehemaligen Sammlung Riedinger-Augsburg befand sich ein Speisen-
wärmer auf drei geschwungen profilierten Füßen ruhend, doppelt gehenkelt,
die reich durchbrochene Platte mit Ranken und Blumenwerk verziert, die
Flächen graviert, bezeichnet mit der 1715 eingetragenen Säbelmarke des
Wolf Hieronymus Beck. Das Gerät, das 1607 in dem Epitaph des Nikolaus
Haubenthaler Abb. 52 erscheint, fehlte schon zu Dürers Zeit nicht auf
der reichen Tafel." Eine Wärmpfanne des Germanischen Museums, die
unsere Abbildung 53 wiedergibt, ist mit durchbrochener Schrift verziert, eine
Technik, die hauptsächlich bei Schüsselringen beliebt war.
Während 1486 in der Wohnstube des Nürnberger Patriziers Kunz
Imhof ein hölzerner" Schüsselring verwendet wurde wie noch 400 Jahre
später in den Stuben der Bauern, hatte die nächste Generation
seiner Familie Wolf
Imhof 1520 zwei
solche aus Messing
in Gebrauch und
1525 finden sich in
einem anderen vor-
nehmen Haushalt so-
Im Inventar des
Wolf Imhof, 1510 messen
pfendlein auf den Tisch".
Auch die Kandel-
gießerfertigtenSehüsselringe,
doch kommen solche nur
selten vor. In dem Inventar
des Willibald Imhof 53a ist
das einzige, was von Zinn-
geschirr besonders aufgeführt
wird, ein "zinner Schüsselring Abb. 57. Zapfen-
mit des Herrn seligen An- wirbel Sammlung
Abb. 56. Schüsselring Germanisthes Museum, Nürnberg herrn Wappen". Wallraff
AFfJ
gar drei messingne Schüsselringe bei Lazarus und Katharina Holzschuher.
152g hielt Jörg Amman in seinem Kram über 200 Stück auf Lager, und zwar in
vier verschiedenen Größen, außerdem eine besonders breite Form. Unter der
letzteren ist wohl die durch unsere Abbildungen vertretene zu verstehen. In
der Werkstatt, in die uns Jost Amman einen Blick tun läßt, erkennen wir,
wenn der Holzschnitt nicht trügt, jene konkave, umgekehrt pneumatik-
reifartige Gestalt, die bei
Nürnberger Fayencen des
XVIII. Jahrhunderts ein
Beispiel in der Bayrischen
Landes-Gewerbeanstalt
wiederkehrt.
Der Schüsselring ge-
hört schon im XVI. Jahr-
hundert zu den Meister-
stücken, wie das Exemplar
der Sammlung Kaufmann
Abb. 54" beweist, das
die durchbrochene In-
schrift trägt AUS DEM
DEGEL PIN II ICI-I GE-
FLOSENHGORGIIWEIN-
MAN HAT MICH
ZVM ll MASTERSTICK
GOSEN ll 1566, welches
Datum mit der Meister-
liste übereinstimmt. Unter
den Meisterstückeinträgen
finden sich Schüsselringe
mit einer Schrift" noch
1690, 1719 und 1720 ver-
zeichnet. Einmal heißt es
auch 1733 mit ainer
ausgehauenen schriff In
der Tat hat schon Georg
Weinmann bei der durch-
bro chen gegossenenSchrift
mit derFeile nachgeholfen.
am"? "'21
.a
ßiaerßirimr
Jbßäßä?
mw...
Abb. 58. Radierung
Weigel beschreibt 1698 die Meisterprobe des Nürnberger Handwerks als
einen schüsselring mit einer deutlichen schrifft und zierlichen laubwerck
durchbrochen". Durchbrucharbeit ohne nähere Angabe des Motives ist in
Beschrieben im Auktionakatalog von 1917. Dem jetzigen Besitzer, Herrn Dr. Kurt Albzrt, der mir das
Stück zum Skudiurn nach Nürnberg sandte und die photographische Aufnahme gestattete, sage ich an dieser
Stelle vexhindlichsten Dank.
den Listen nicht selten vermerkt. Bisweilen kommen
wie bei den Pfannen zweimal durchbrochene Stücke vor,
so 1673, 1697, 1701- und 1705, in letzterem Jahre auch,
was vielleicht dasselbe ist, ein doppelter" Schüsselring.
Ferner notieren wir eckige Schüsselringe 1715 und 1718.
1695 lieferte ein Geselle einen achteckigen, 1699 einen
sechseckigen, 1733 einen neuneckigen. Als Füße kommen
vor Stollen 1686, 1699, 1706, in der Regel gedrehte
so 1690, 1695, 1710, 1729, 1734 und 1737, aber auch
brate", das heißt wohl nur polierte so 1695, 1733134,
1737, 1739; Klauenfüße werden angegeben 1690 bis
1693 und 1733 löben pfätzlein".
Ein Schiisselring der ehemaligen Sammlung August
Riedinger-Augsburg Nr. 348 des Kataloges von 1894 ist
doppelt durchbrochen in der einen Reihe Ornament-
werk, in der anderen die Inschrift Rosina Neidhar.
David Heller Fecit Mihi 1629"."' Als Füße Delphine, wie
bei dem einen Exemplar des Germanischen Museums
Abb. 55 und bei dem Untersatz eines runden Vogel-
bauers, der aus einem alten Nürnberger Haus stammt.
Bei dem anderenSchiisselring desGermanischenMuseums
Abb. 56 fehlen die Füße ebenso wie bei dem Meister-
stück des Georg Weinmann. Ein ähnliches Exemplar der Sammlung
Riedinger 349 die Platte ist in drei Reihen geteilt, die mittlere durch-
brochen, mit Wappen, Delphinen und römischen Kaiserbildern hat
Kugelfüße. Bei den gehelmten und geschwänzten Kriegern ist die stilistische
Übereinstimmung mit Nürnberger Zapfenwirbeln der Renaissance Abb. 57
nicht zu verkennen. Auch anderwärts sind damals im XVI. Jahrhundert
messingene Schüsselringe, zum Beispiel im Elsaß nachweisbar." Wahr-
scheinlich handelt es sich da um Nürnberger Fabrikat.
Das Nürnberger Handwerk hatte, worüber uns Roth""'"' belehrt, noch
gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts bedeutende Absatzgebiete, die aller-
dings hauptsächlich in Polen zu suchen wären. Der Ausdruck polnischer
Schüsselring", der uns in den Meisterstücklisten in den Jahren 1667 bis 1699
wiederholt begegnet zu erinnern ist hier auch an die oben erwähnten
polnischen Lampen" läßt darauf schließen, daß die Beziehungen zu
Polenff die schon von der Geschichte der Vischer-Werkstatt her bekannt
In den Meisterverzeichnissen stehen nur die Namen Christoph und Jobs! Heller 1593 und 1597 ein-
getragen, doch könnte es sich hier vielleicht um ein heimliches Gesellenstiick handeln oder einer der genannten
Meister führt den Nebennamen David. Auch ist immer mit Lücken in den Listen zu rechnen.
Vgl. Edmund Ungerer, Elsäßische Altenünier in Burg und Haus etcf", Strraßburg.
A. n. O. Produkte der verschiedenen Arten des Rotschrniedhandwerks gehen nicht nur in alle
Gegenden Deutschlands, sondern auch sehr häufig nach Rußland, Spanien, Italien etc."
Herr Nicolai in seinen Reisen 253, sagt, daß ein hiesiger Nürnberger Kaufmann auf dem
Dominikus-Markt von Danzig ein Fuß von bis Zentnern voll lauter Brurnmeisen oder Mnultrommeln Zirkel-
schmiedarbeit gebracht habe, welche zum Teil in Polen blieben, aber auch weiter bis nach der Krim etc. gingen
Roth, a. a. 0., IV, 258.
Abb. 59. Altarleuchter in
Nieder-Planitz 1598
sind, damals noch lebendig waren. Wir erfahren auch aus dem Meisterbuch,
wo uns 1713 der polnische Name Damratschki, beziehungsweise Tomrazke
auffällt, daß der Leuchtermacher Michael Arnold Meister 169i nach
Moskau übersiedelte; und wenn wir die an dem Sandrart-Epitaph Bösch-
Gerlach, Tafel 71, angebrachten Initialen auf diesen Meister deuten
dürfen, dann würde es sich lohnen, seinen Spuren in Rußland nachzugehen.
Im allgemeinen waren ja die Nürnberger Rotschmiede an ihre Vater-
stadt gefesselt. Die Personalaktsglossen des Meisterbuches, die auch von
späterem Umsatteln, von Nebenberufenf und unnatürlichen Todesursachen
und dergleichen, wie dem gewaltigen Gewicht des 1670 gestorbenen Zapfen-
machers Matthias Zeltner war ein großer Mann hat gewogen 534 Notiz
nehmen, verraten uns aber, daß es gar manchen Handwerker auf die Dauer
hier nicht litt. Es steht dann immer das harte Wort da ist davongelaufen",
häufig mit dem belastenden Zusatz hat die Formzig mitgenommen". Leider
ist das Ziel der Auswanderer nur selten angegeben. Der Leuchtermacher
Johann Bechert geht 1800 nach Wienf" der Ring- oder Rollenmacher
Christoph Spiegel 1803 nach Berlin, wohin sich auch der Rotschmied Seidel
wandte, der 1744 samt seinen Formzeichen" zunächst nach Braunschweig
alS ein Schelm" efliwiCh, um alttorten eine Fabricke aufzurichtenßß"
und 1763, von dem preußischen
königlichen Amt Mühlenhoffen be-
glaubigt, durch den Pfeifenmacher
Götz das Handwerk ohne Erfolg
ersuchte, ihn von der schwarzen
Tafel auszustreichen. Einige Aus-
kunft geben uns auch die Verfü-
gungen des Rates, der in seltenen
Fällen Urlaub erteilte. Zwischen
x5z7 und 1533betinden sichmehrere
Rotschmiede in Breslau H. 2395.
Wie bei anderen Gewerben ein Kunst-
drechsler Zick war zugleich Pastetenkoch. der Gold-
schmied Nicolai Grey 1651, Trechsel, Seite 746
französischer Sprachmeister, der Schuster Georg
Conrad 1687, Trechsel, Seite 925 Kriegsautbieter
kommen auch bei den Rotschrnieden Neben-
herufe nicht selten vor. Wiederholt begegnet die
Kombination Rotschmied und gesalzene Fischer.
Manche Meister versahen die Obliegenheiten eines
Kirchendieners, andere waren Obst- oder Kohlen-
rnesser und so weiter.
Aus Krllnitzens Lexikon entnehme ich
das Zitat Messing-waarenfabrik in Wienerisch
Neustadt. Siehe Gothaische Handlungszeitung",
1787, Seite xG. Warenpreise Seite 335".
Eine Messingfabrik bestand in Blanken-
burg; man vergleiche das Zitat von Krilnitz von
Beneckendorf ein Vorfahre des Generalfeldmar-
schalls ökonomische Reise" Seite 327. Abb. 6c. Kronleuchter in Kraftshof
155g reiste Sebastian Müller mit
Permeß nach Koburg H. 3757, 1585
Jakob Esel nach Dänemark H. 832.
Paulus Zeltner und Veit Schiller
befanden sich im gleichen Jahre in
Danzig H. 828, SebaldWeinmann
als Geselle 1578 in Steyer H. 35g
und 361
Über die Reiseroute der Rot-
schmiedgesellen fehlen uns sonst
Angaben, doch mögen manche mit
ihrem Felleisen auf denselben Stra-
ßen gezogen sein wie Hans Sachs,
dessen Itinerar" uns bekannt ist
Abb. 6x. Bügeleisen von Andreas Kechel. x72 Regensbufg und Passau, Braunau
Gerrnanisches Museum, Nürnberg am Inn und die in der gele
genen Orte, Öttingen, Burghausen an der Salzach und Ried, Wels, Salzburg
und Reichenhall, München und Landshut, Würzburg und Frankfurt am Main,
Koblenz, Köln und Aachen.
Wir erfahren von manchem ehrenvollen Auftrag, der von außerhalb
kommt. Jörg Labenwolf wird 1571? erlaubt, Landgraf Wilhelmen zu
Hessen seine Bildwerg in zyn abzugiesen" H. II n. Lienhart Nürnberger
liefert in den Fünfzigerjahren des XVLJahrhunderts Leuchter für den Kaiser
H. 33, 25 und der Rotschmiedsdrechsel Wolf Dibler hat 1590 nötige
Arbeit für den Kurfürsten zu Sachsen. Als sächsische I-Ioflieferanten
begegnen uns auch mehrere Gewichtmacher der Familie Weinmann in
Dresdenß" r57o finden wir Wolf Weinmann dort H. 4263.
DieBeziehungen zuThüringen undSachsen, für welche die Beteiligung der
Nürnberger Hochfinanz am Mans-
felder Kupferbergbau nicht ohne
Belang gewesen sein magj- waren
Weitere Nachweise siehe bei Baader in
Zahn's Jahrbücher für Kunstwissenschaft", 868,
Seite 240 lT.
Vgl. MurnrnenhoH, Der Handwerker",
Seite 63 bis 69.
Vgl. Berling, Mitteilungen aus den säch-
sischen Kunstsammlungen", VI, r9t5. Seite 44.
l-Iauptbeleg zwei Hängeleuchter in der
St. Andreasltirche in Eisleben rnit den Wappen
mehrererNürnbergerPatrizierfamilien,unteranderen
der Fürer und Irnhof. gestiftet 16m anläßlich der
Verlängerung eines Kupfer- und Silber-Kauf- und
Verlagsvertrages mit den Mansfelder Grafen Vgl.
C. Kühlemann, Einige neue Nachrichten über den
Ursprung der Kronleuchter in der St. Andreaskircbe
zu Eislebemf Sonderabdruck aus der Sonntagsbeilage
der Eislebner ZeitungDer Sonntagsgast", rg xü. Die
dort aus dem arntlichenDenkmälerinventar übernom- Abb. 62. Bügeleisen von l-Ierolt Marke Nr. 150
besonders enge. Es wurde schon
oben mehrerer Standleuchter ge-
dacht, die teils durch ihre Marke,
teils durch Stifterinschrift als Er-
zeugnisse des Nürnberger Hand-
werks gesichert sind. Diesem wird
der nicht geringe ReichtumSachsens
an kirchlichem Messinggerät in
erster Linie zu danken sein.
Mehrere sächsische Kirchen,
so die Marienkirche in Zwickau, die
Kirche in Guttleuba Amtshaupt-
mannSchaftPil-na und weigsdorf Abb.53.BügeleisenGermanischesMuseum,Nürnberg
bei Zittau besitzen Hängeleuchter,
die von einem Blitze schleudernden und auf dem Adler reitenden Zeus
bekrönt sind. Eine alte Abbildung dieses Modells ist uns in einer Radierung
erhalten, die wir nach einem Exemplar des Germanischen Museums wieder-
geben Abb. 58. Ein zweites Exemplar findet sich in der graphischen
Sammlung der Stadt Nürnberg, ein drittes in der Sammlung Wallraff. Da
weder ein Künstler- noch ein Verlegernarne angegeben ist, muß die nahe-
liegende Annahme Nürnberger Provenienz und die entfernte Möglichkeit
sächsischen Ursprungs einstweilen offen bleiben." Es spricht jedoch schon
die Beischrift leichder" leichter" wird das Wort gewöhnlich in den
Meisterstücklisten geschrieben für Nürnberg. Hier" wurden nach Weigels
Zeugnis 1698 fürnemlich sehr grosze mit mancherley bilderwerk und
zierarten ausgeschmückte, und mit vielen darzwischen hervor ragenden
Schenkeln, um die leichter darauf anzustecken, versehenne Haeng- und
cronen-leuchter hergestellt". Auch zeigt der Gebrauch der Nürnberger Rot-
schmiede, bei besonderen Festlichkeiten der Lichtmeßfeier des sogenannten
Lichtleintragens vor den Meisterhäu-
sern der Rotschmiedgasse schöne Kron-
leuchter aufzuhängen, daß solche der
Stolz des Handwerks waren. In der
meneBezeichnungpalmenartiges GewächsHiir eines der
Wappenbilder bezieht sich auf das lmhofsche Wappen,
wie aus einer mir von Herrn Architekten Georg Kutzke in
liehenswürdiger Weise übermittelten Skizze hervorgeht.
die Nürnberger Kirchen mit Ausnahme der-
jenigen von St. Sebald noch nicht inventarisiert sind, war
es mir entgangen, daß in der Kirche des Vororts St. Leon-
hard ein Leuchter dieses Typs hängt, der zudem von der
Nürnberger Rotschmiedezunft 1652 gestiftet ist, womit
die ganze Gruppe auf Nürnberg festgelegt wird.
Weigels Text bezieht sich fast ausschließlich
auf Nürnberger Verhältnisse, auch da, wo er es nicht aus-
drücklich angibt, während der Illustrator seines Werkes,
Abb. 64. Bügeleisen von Wolf Hieronymus Beck H. Luyken, manchmal mehr seine holländische Heimat
Bayrische Landes-Gewerbeanstalt mit ihren Grachten als die Pengitzstadt im Auge hat.
Meisterschenke hing ein Pracht-
stück, das Leonhard Gerstner, der
Schwiegersohn von Melchior
Schuster, verfertigt hatte. Die
Akten melden 1706 haben wir
geschworen Meister den hencke-
ten leichter in der feisten Küchen
das ist der Name der Herberge,
in der die Rotschmiedmeister
damals ihre Zusammenkünfte
hielten" aufgehenkt bleibt immer
und ewig der ganzen Ehrbaren
MeisterschafftdesRotgieserhand-
wercks", eine Bestimmung, die
leider nicht länger als 100 Jahre
in Geltung blieb. 1806 wurde das
Vischer-Gitter des Rathauses als Bruchmessing verschleudert und drei Jahre
damach ereilte auch die I-Ierbergskrone das gleiche Schicksal. Man verkaufte
sie damals samt der großen Kandel, um von dem Erlös einen Teil der
Unkosten für das neue Leichtuch zu bestreiten, wie auch die Gesellen die
damals schon lange eine besondere Kneipe hatten, 180g ihre großen und
kleinen Kandeln veräußerten, um ihre Schulden zu bezahlen".
Der Gedanke liegt nahe, in der Radierung eine Reproduktion des
Herbergsleuchters zu sehen, doch widerspricht dieser Vermutung die auf dem
Exemplar der Sammlung Wallraff vermerkte auffallende Gewichtsangabe
von 780 Pfund, die nicht mit dem in den Akten eingetragenen Gewicht
9x Pfund übereinstimmt.
Die Kugel hat durchaus den Charakter von Nürnberger Durchbruch-
arbeiten des XVI. und XVII. Jahrhunderts, zum Beispiel der ewigen Lampe
amTuchergestühl der Sebalduskirche. Obelisken wie in der Radierung sind an
einem 1650 gestifteten Kronleuchter im Dome St. Peter zu Bautzen vor-
handen. Das Motiv kehrt auch sonst wieder, so an einem Lüster in Schnee-
berg,""'"" hier auf kurzen Schenkeln, zwischen den lichtertragenden Armen.
Diese selbst tragen noch weitere, am Ende nadelartige Spitzen mit ei-
förmigem Mittelstück. Von anderer Art wieder umgekehrt birnförmige
Schwellung und schlank flaschenförmige obere Endigung sind die Spitzen
an einem Kronleuchter der Kirche zu Zwönitz im Erzgebirge, der r7o4 datiert
istrl- Die häufig, auch bei den eben genannten Exemplaren vorkommenden
Abb. 65. Bügeleisen von Herold, XVIIL Jahrhundert
x68 zogen sie, wie uns das bereits erwähnte Gedenkblatt des Sprucbsprechera Leonhard Wolf zeigt,
vorn Weißen Lamm" auf der hinteren Füll zum Pfauen" in der Neuen Gasse.
Auch an dem sicher Nümbergischen Kronleuchter in Eisleben siehe oben und in der Pfnrrkirche
in Forchbeirn zwischen Nürnberg und Bamberg, wo noch mehrere andere wichtige Kronleuchter hingen. Den
Hinweis auf Forcbheim verdanke ich Herrn Baurat Wallraß in Nürnberg.
Abgebildet in Kunst und Gewerbe", x885, Beilage 1B.
Abgebildet ebenda, r87g, Beilage 20.
Bügel am oberen Teil der Spille haben dieselbe Gestalt wie die Henkel der
SchmeckenkrügeW so heißen im Nürnberger Dialekt die Blumenvasen, die
aus Messing annähernd in derselben Form gearbeitet wurden wie ein
Kreussener Steinzeugexemplar des Germanischen Museums. Als ein Meister-
Stück kommt ein Blumenkrug erst 1815 vor. Seit dem Barock ist die ganze
stilistische Entwicklung an diesem Ziergerät zu verfolgen von den an das
Gansflügelomament derEpitaphien erinnernden noppig gekerbten Handhaben
mit einem jungfernköpfchen wie am Zwönitzer Luster bis zu den, Mäander-
ausschnitten der eckigen Empirehenkel. Zu der formellen Übereinstimmung
mit jenen Spillenansätzen kommt noch die technische der losen Einfügung
in einen trapezförmigen kleinen Ausschnitt an der Schulter der Vase, eine
hier unnötige und unpraktische Art der Befestigung, die bei den schweren
Kronleuchtern gewählt wurde, um die Glieder beim Putzen leicht auseinander-
nehmen zu können.
Ein Leuchter in der Kirche zu Gundorf bei Leipzig vormals in der
Kirche zu Lengenfeld im Vogtland an einem Adler hängend, der den
Evangelisten Johannes trägtm" also die kirchliche Umwandlung des heid-
nischen Motivs, hat auf der Kugel die Inschrift IOSEPI-IiBEI-IEM 16gI,wohl
nicht der Künstler, wie das Inventar anzunehmen scheint, sondern der Stifter,
wahrscheinlich ein Nürnberger bürgerlicher Linie wie jener Andreas Beheim,
der 1589 der Kirche in Nieder-Planitz einen Altarleuchter widmete Abb. 59."
In demselben Jahre 1691 stiftete nach Bobenneukirchen der aus Deckengrün
stammende Kaufmann Kaspar Degenkolb zu Nürnberg zwei Messingkugel-
leuchter. Der größere ist mit dem Reichsadler, der kleinere mit einer weib-
lichen Figur geschmückt. Eine weibliche Gewandtigur mit erhobenen
Armen in einem Peristylgehäuseii" stehend findet sich bei dem er-
wähnten, 1650 gestifteten Luster im Dom St. Peter zu Bautzenrf Von
sonstigen Zieraten, die das Denk-
mälerinventar des Königreiches
Sachsen an Messingkronleuch-
tern aufweist, seien noch die fol-
genden erwähnt kleine Ritter-
iiguren, wiederum in Nieder-
Planitz gestiftet wahrscheinlich
1592; drei freie Ritter und drei
Bergoder Tuchknappen in der
Katharinenkirche zu Zwickau; an
Vgl. Beschreibende Darstellung der
Bnu- und Kunsrdenkmäler des Königreiches
Sachsen", Band XVI, Seite 50.
Mit Erlaubnis der königlich Säch-
sischen Denkmälerkommission reproduziert nach
der Abbildung im Sächsischen Denkmäler-
Inventar.
Ein solches auch in Forchheim.
Abgebildet a. a. 0., Band XXXIII,
Sei" Abb. 66. Bügeleisen, r788 Sammlung Wallraß
a4
der Spille in zwei Reihen je vier tanzende Männlein
in Türchau. Die Form eines Schiffes hat ein Hänge-
leuchter von 1731 in Neustadt bei Pirna. In Spitz-
kunnersdorf bemerkt man Männerköpfe mit Delphin-
schweif an den unteren Tüllen; in der St. Moritz-
kirche zu Zwickau steht oben auf der Spille ein Knabe
mit Schild und Fackel. Wiederholt kommt die Figur
eines wilden Mannes vor, so in der Zwickauer
Marienkirche und in Weißenborn bei Zwickau. Auch
die Kirche in Waltersdorf bewahrt einen Hänge-
leuchter mit einem behaarten Mann an der Spitze,
der in der Rechten ein Schwert hält und inder
Linken ein Schild, auf dem steht 1576 MH, daneben
eine einem Fraktur-X ähnelnde Hausmarke und
darunter ganz klein die ligierten Buchstaben
und drei Punkte.
Bei näherem Studium dürften sich, sollte man
meinen, an Kronleuchtern auch sonst Marken fest-
stellen lassen. Ein prinzipielles Fehlen von Bezeich-
nungen gerade der Hauptstücke des Handwerks
Abb-ÖY-Kas?" deälüfjdwmls müßte um so mehr befremden, als aus den gä 45
d"Rfgjähf,'jf,fe"gffj,jf"g' und 47 der Rotschmiedeordnung hervorgeht, daß
das Gesetz in diesem Gewerbszweig den Material-
betrug besonders scharf ahndete, zu dessen Bekämpfung doch wohl nicht nur
bei den Gewichtmachern der Eichzwang ein-
geführt war
Zum fünf undvierzigsten soll kein meister
bey Verlust seiner redlichkeit und straff des
falsch, weder in die Pfeiffen oder Röhren an
den Dischleuchtern und anderer dergleichen
arbeit, so man nach dem gewicht verkaufft,
ainig Pley, noch ainige andere schwere
materia, alsz Eisen, Spießglaß und dergleichen
gießen, noch die runden messen Kugeln an
den hangenden Leuchtern mit Sandt füllen,
sondern denselben ganz herausthun, damit
also ein meister neben dem andern verkauffen
und bestehen, ein ieder Mann mit der arbeit
gewahret, und gemeiner Statt so wol hand-
werck in gemein, kein böser name zugezogen
werde."
Zum siebenundvierzigsten sollen mit
weniger und bey ebenmessiger Straf der Gul-
Abb.68.Zzpfe um XVI. .11
den, die Former zu dem betrug mit den Kugel- hunderts ßäijjw, sfadfjmumj
leuchtem nicht helffen, sondern die gedrehete
Formen machen, wie von alters, damit der Sandt
füglich heraus getan werden könne, desgleichen
sollen auch die Drechsel, da ihnen solche Kugel-
leuchter uf die Mühl gebracht werden, darinnen
noch Sandt ist, denselben selbst herauß thun, oder
es den geschworenen anzeigen, und sie solche
unrechtfertige Stück besichtigen lassen."
Beide Dekrete sind 1632 datiert.
In Nürnberg selbst sind nicht viele Kron-
leuchter, die Ausgangspunkt einer Spezialunter-
suchung werden könnten, erhalten. Die Not der
Franzosenzeit, der ja auch die Messingzier der Rot-
schmiedeherberge zum Opfer fiel, kann den Mangel
erklären. Noch hängt in der Kirche der Vorstadt
Wöhrd, deren ehemals an Messingepitaphien des
XVI. Jahrhunderts reicher Friedhof verschwunden
ist, ein Leuchter aus dieser Zeit, auf den ich zuriick- Am fg;aiffjf,'g;,fl,'jgffjfg'j"de"
zukommen denkef" Der Barockluster in der Kirche
des Johannisfriedhofs ist verhältnismäßig einfach und bietet mangels figür-
licher Ausstattung wenig auffallende Merkmale. Ein kleiner Hängeleuchter
mit Lilien und der Figur des Kirchenheiligen auch in St. jobst. Gleiches gilt
von dem zierlich in Gold gehöhten Hängeleuchter im Geschwornenwappen
des Georg Bischof.
Daß man in Nürnberg zur Zeit Dürers, der selbst ein leidenschaftlicher
Geweihsammler war, auf Kerzengehörne großen Wert legte, ist bekannt. Es
liegt nahe, in dieser Mode eine Beeinträchtigung des Rotschmiedgewerbes
zu erblicken, das infolgedessen damals Bildschnitzern und Schlossern die
Herstellung hängender Beleuchtungskörper überlassen hätte. Der Drache
aus dem Nürnbergischen Wasserschlößchen Gleishammer und der Engel
aus dem Rathaus in Forchheim zwischen Nürnberg und Bamberg, beide
im Germanischen Mu-
seum, hängen an eiser-
nen Ketten und tragen
eiserne Tüllen. Noch
1525 hatten die Holz-
schuher" ein Gehörn
mit eisernen Flügeln".
Das war jedoch damals
Ein Renaissancetyp, wie
er unter anderm auch in Hessen
begegnet.
Inventar des Lazarus
und Katherina Holzschuher" im
Abb. 70. Zapfen Sammlung Wallraff Germanischen Museum.
schon längst nicht mehr modern. In der gleichen Erbschaftsmasse,
in der jenes erscheint, ist und zwar vorher, weil höher geschätzt
ein anderes aufgeführt, das mit zwölf Messingarmen ausgestattet
war. Schon Hans Imhof, der Stifter des Sakrarnentshauses
gestorben 1499 besaß ain kurn mit messin leuchtern". Ein
anderer Nürnberger Patrizier, Michel Beheim, ließ sich im Jahre
1494 von dem Rotschmied Amman, wohl demselben, dessen
bedeutende Werkstatt wir kennen, sieben Leuchter an ein
gehurn" machen." Der Hirschkopf mit vier schlanken S-Förmigen
Messingarmen, der im Flötner-Saal des Tucher-Landhauses in der
Hirschelgasse hängt, dürfte, nach dem Wappenschild zu urteilen,
erst um xöoo entstanden sein, wie die gleichartigen Stierköpfe
in Herford und Berlin." Damals befand sich auch in der Paum-
Abb. 71. gärtnerschen Familien" ein schön großes Hirschgeweihe, mit
sfgäjäng dem Paumgärtner quardirten Wappen prauniert und vergult mit
wanmg sechs messenen Armen und einem geschnittenen Hirschenkopf".
I5 bestellte sich Paulus Behaim messene leuchter" für das
ihm von seiner Schwester geschenkte väterliche Erbstück eines henkeden
leuchters, darauf ein schlos auf ein vels stet". Es war dieses Gehörn nicht das
einzige in seiner Art. Ein zweiter hangeter leichter, darauf ein geschnitzt
schloß", mit sechs Messingarmen, hing im Jahre 1570 im Scheurlschen
Hauserf Vielleicht ist das Fragment des bayrischen NationalrnuseumsT-l-
daran die Wappen von Nürnberg mit einem der beiden identisch; es ist
noch gotisch und das war wohl auch bei dem Behaimschen Exemplar der
Fall. Behaim wendete etwas auf für malen, ausstreichen und verneuen" des
alten Leuchters, der ihm aber auch dann nicht recht gefiel, weshalb er
bereits ein Jahr später ein Gehörn mit dem Renaissancemotiv einer Lucretia
anschaffte, wie ein solches im Rathaus zu Sterzing erhalten und in dieser
Zeitschrift im Jahre 1915 von Ph. M. I-Ialm veröffentlicht worden ist.
Der Typus des Meerweibchenlüsters, den Dürer 1513 für Willibald
Pirkheymer geschaffen hatte Hi man hat auf die Parallele der Kerzenträge-
rinnen des Sebaldus-Grabes hingewiesen kehrt mit Messingfassung" in
einem Nürnberger Patrizierhaushalt vom Anfang des XVII. Jahrhunderts
wieder messener Henngleuchter von Dam Hirschengeweyhe, mit mes-
Vgl. den Eintrag in sein Haushaltungsbuch Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt
Nürnberg", VI, Seite 73.
Das ergänzte Berliner Exemplar ist abgebildet im XXX. Vorbilderheft des Berliner Kunstgewerbe-
museums Tafel 13, dort als Kronleuchter einer Schlächterinnung bezeichnet.
Inventar des Nikolaus Hieronymus Paumgiirtner im Imhofschen Familienarchiv.
Inventar der Sabina Christoph Scheurlin im Germanischen Museum.
Abbildung bei Alwin Schultz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert", Fig. rg.
Hi" Vgl. Bergau in Kunst und Gewerbe", 1872, und danach Brüning im Kunstgewerbeblarw, N. F. IX
xBg8, Seite x13, wozu nur noch nachzutragen ist, daß sich in Pirkheymers Nnchlaß tatsächlich drey schene
eingefaste gehurn mit Pirkheymer Wappen und ab der yedem ain rasen" vorfanden, außerdem a5 hirschen
gehum so im hoH am gang herumgehangen". Inventar von 1531 im von lmhoischen Familienarchiv. Ein
unveröffentlichter Entwurf aus der Dürer-Zeit befindet sich noch im Stadtarchiv in Nürnberg.
Bergau, a. a. Q., erwähnt einen solchen Sirenenleuchter mit Messingarmen im Schloss Rosenberg in
Böhmen Photogramm von A. Groll in Wien.
senen Armen und einerJungkfrau mit einem
Wahllischlaib."
Ganz in Messing gearbeitete Kron-
leuchter können wir bereits gegen Ende
des XV. Jahrhunderts mehrfach 1486 und
I4g9 in Imhofschem Besitz nachweisen und
wenn das in der Literatur angegebene
Datum eines Kronleuchters im Schloß zu
Laxenburg glaubhafter ist als die frühe
Jahreszahl des sagenhaften Laxenburger
Reichsadlerhumpens, sind Messinglüster
schon am Anfang des XV. Jahrhunderts in
Nürnberg gearbeitet worden jener Leuchter Abb- 71- Zavftzgiezmanisches Museum-
wurde nach Brüning" im Jahre 1404 von
den Gesellen der Rotschmiedezunft zu Nürnberg in die Nikolaikirche zu
Eger gestiftet. Dem Ende des gotischen Zeitalters gehört die Lichterkrone
der Lorenzkirche an, die der Tradition vielleicht nicht mit Unrecht, man
vergleiche das runde Stabwerk als Meisterstück von Peter Vischer gilt.
Den Leuchter der von Kreßischen Familienkirche in Kraftshof, an dem die
fischblasenartigen Durchbrechungen der Tropfschalen auffallen, bilden wir
nach einem Aquarell von Wilder ab Abb. 60.
Der niederländische Einfiuß ist unverkennbar, wie auch daran wohl
nicht gezweifelt werden kann, daß die Niederländer die Erfinder des barocken
Kugelmotives sind. Allerdings wird man sogar dicht vor den Grenzen des
niederländischen Kunstkreises bisweilen Nürnberger Provenienz in Betracht
ziehen müssen. Eine Rechnung vom Jahre 1608 aus Cambrai gibt einen
Fingerzeig in dieser Richtung 1608. Pour chandeliers en cuyvre de
Nuremberg, pour chandelles de suif Unschlitt aux chapelles de Notre Dame
la grande et des trepasses, liv. I0 Daß es sich hier um Lüster handelt,
ist insofern wahrscheinlich, als Altarleuchter doch wohl paarweise auftreten
würden.
Von zwei Kronleuchtem in der Jakobikirche zu Rostock aus den Jahren
1602 und 1603 ist die Nürnberger Herkunft gleichfalls urkundlich erwiesen,
wie aus folgender Notiz hervorgeht?" 1613 ist Dr. Henricus von Bergen
Rigensis und fürstlicher Mecklenburg. Fiscal gestorben und in St. Jacobs-
Kirchen zur Erde bestattet worden; erhatte vor sein Ende gelobet, messingene
Kronen an St. Jacobs Kirchen zu geben, dieselben hat seine Witwe auch zu
Nürnberg verfertigen und ein Jahr nach sein Tode in dem großen Mittel-
gang zum Gedächtnis aufhangen lassen." Der Stifter, der wohl aus Riga
stammte, wird in seinem Testament schon die Vergebung des Auftrages nach
Nürnberg gewünscht haben. Da wir ferner aus den Akten erfahren, daß in
KunstgewerbeblltW N. F. 1897, Seit 60-
Ondey, Comptes de Cambrai", 253, zitiertvon Henry d'Allemagne, Histoire du luminaire", Seite 298.
Lüer-Creutz, Seite 494, Geschichte der Metallkunst", und in Die Kunat- und Geschichtsdenkzxiäler
im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin" ohne Abbildung.
Mitau in Kurland das Nürnberger Rot-
schmiedmeisterrecht gleichsam wie der
EhrendoktoreinerberühmtenUniversität
gesucht war der dortige Stück- und
Glockengießer Friedrich Fechter" läßt
sich 1736 eine solche Promotion in ab-
sentia ein schönes Stück Geld kosten
dürfte der norddeutsche oder gar nieder-
ländische Ursprung des gesamten han-
seatischen Materials nicht über jeden
Zweifel erhaben sein. Es wäre insbeson-
dere zu prüfen, ob die zahlreichen Kron-
leuchter der Nikolaikirche in Reval
datiert 1615, 1645,1648, 1652, 1691, 1692
Abb. 73. Epitspb des Rotschrniedes Peter Schletz, etcq als Verfertigel- zweier Luster vom
m5 Jahre 1580 in Thom wird ein dortiger
Gießer namens"Andres Kugelhan angegeben" wirklich baltische Arbeit sind.
Der Danziger Marienleuchter von 1517 Formenschatz", 1909, Nr. 69, 70 gilt
als solche. Einer Urkunde des XVI. Jahrhunderts, die uns von dem Aufenthalt
zweier Nürnberger Rotschrniede in Danzig berichtet, wurde bereits gedacht,
ebenso des Nürnbergischen Handels mit dieser Metropole des Ostens und
ihrem Hinterland.
Auch zwischen Lübeck und Nürnberg gingen manche Fäden hin und
her. Als das Lübecker Handwerk Neugestaltung seiner Organisation an-
strebte, wandte es sich um Auskunft an die Kollegen in Nürnberg, wo man
übrigens auch von Wien und Köln aus gelegentlich interpelliert wurde. Auf
die Frage des Verhältnisses der hanseatischen Kronleuchter zu Nürnberg
kann ich heute nicht näher eingehen, doch sei soviel hier schon gesagt, daß
stilistische Beziehungen da sind. Der bekannte Kronleuchter der Lübecker
Katharinenkirche""" zum Beispiel hat manche Verwandtschaft mit einem
Exemplar, das früher in der Sammlung Bergau in Nürnberg war und
dann in das South-Kensington-Museum in London gekommen ist. Die
Bekrönung bildet in Lübeck 1665 wie 1710 in Reichenau bei Zittau ein
Engel mit Palmzweigsl-
Wie der Preiskurant beweist, gehörte noch am Ende des XVIII. Jahr-
hunderts der Hängeleuchter zu den Hauptartikeln des Nürnberger Gewerbes.
Besonderes Interesse bieten die Teilstücke, wie Lilien und Röslein, die da
aufgeführt sind. Unsere Abbildung 63 zeigt, daß die gleichen Details bei
Bügeleisen Verwendung fanden. Diese Geräte wurden denn auch in älterer
Friedrich Fechter läißt sich in gleicher Weise noch 1754 durch die Nürnberger Meisterschaft den aus
Riga gebürtigen Friedrich Karl Koblach als Lehrling in Mitau aufdingen und denselben dann 1158 ebenso aus-
schreiben und zu einem Gesellen machen.
Vgl. Lller-Creutz, a. a. O.
Abgebildet bei Lüer-Creutz, s. a. 0., Seite 494, und Kunstgewerbeblatfß N. F. 1898, Seite 115.
Solche Bekrönungstigur auch in Forchheim.
Zeit in der Regel doch nicht immer von Leuchtermachern hergestellt. Erst
in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts treten innerhalb des Rot-
schmiedehandwerks spezielle Bögeleisenmachef auf. Es sind dies Martin
Ulrich Meister 1765. Stephan Fleischmann 1774, Wolfgang Nikolaus Adam
1775, Johann Ernst Diez 1776 und noch 1805 Bartholomäus Spachel.
Georg König 1760, den das Handwerk selbst als Bügeleisenmacher führt,
ist in der amtlichen Liste des Rugsamtes noch als Hahnenmacher einge-
tragen, ebenda Christian Fleischmann 1773 als Leuchtermacher.
Das Signum iindet sich an den Bügeleisen in der Regel hinten auf
dem Türchen. Die großen Initialen im Ornament der Oberseite bedeuten
stets die Besitzerin des Stückes. Bei einem Exemplar vom Jahre 1771 im
Münchener Nationalmuseum ist zum Beispiel mit der Marke Nr. 37, des
Matthäus Hollederer der Eignerinnenname Sibila Henrietta Hollederin, also
wahrscheinlich der Frau Meisterin selbst, voll ausgeschrieben, wie bei einem
zweiten vom Jahre 1688 ebendort, das der Regina Sabina Jungin gehörte
und von einem in den Namenlisten fehlenden Meister BEER nach Mit-
teilung von Herrn Professor Halm in späterer Schrift vom Anfange des
XIX. Jahrhunderts gemarkt ist. Ein in Privatbesitz befindliches Bügeleisen
das ausweislich der Marke Nr. 103 von Albrecht Kercker herrührt, der dieses
Zeichen im Jahre 1691 annahm, ist ähnlich einem Exemplar des Germa-
nischen Museums Abb. 63 an der Oberfläche mit gepunztem Blumen-
omament verziert. Ob dies die gehauene" oder die gestochene" Arbeit
der Meisterstücklisten ist, sei dahingestellt. Es kommt dort auch der Aus-
druck "gebunzelt" vor, jedoch in anderem Zusammenhang, bei Erwähnung
eines Weihkessels, den ein Geselle ungehörigerweise obenherum" so
verziert hatte.
Albrecht Kercker war der Lehr-
meister des Andreas Kechel, von
dem das bereits erwähnte Haupt-
stück des Germanischen Museums
mit dem ausgeschriebenen Namen
KECHEL und der Marke Nr. 138a
bezeichnet ist Abb. 61. Der ge-
drechselte Holzgriff ruht hier auf
zwei weiblichen Halbiiguren, ähn-
lich wie bei einer im Handregister
zum Jahre 1759 eingetragenen Mei-
sterprobe, die so beschrieben wird
ist gehaut und anstatt der stollen
mit mehrfraeulein geziert". Kechels
Ein ähnliches Stück scheint sich, soviel
die kleine Abbildung erkennen läßt, im Museum in
Rotbenburg ob der Tauber zu beünden. Abgebildet
in Die Quelle", herausgegeben von Gerlach und Abb. 74. Schild vom Epitaph des Roteclamiedes Friedrich
Schwindrazheim, Band Seite 18, Nr. 56. Findeis, 1648
Arbeit verrät eine über den gediegenen,
aber einfachen Charakter der ganzen
Gattung hinausgehende höhere Absicht.
Sein künstlerisches Verständnis kam auch
dem Handwerk als solchem zugute als
ihm das Geschwornenamt übertragen
wurde, ließ er den in schlechtem Zustand
befindlichen I-Ierbergswillkommen, jeden-
falls eine erstklassige Goldschmiedearbeit,
die dann 180g angeblich nach Frankfurt
verkauft wurde, renovieren und stiftete
zu den vorhandenen fünf Anhängern ein
neues Schildchen mit seinem Namen.
Nach barocker Art gewundene"
Stützen der Handhabe, wie sie noch 1773
bei einem Meisterstück notiert werden,
Abb. 75. Schild vom Epitaph des Rotschmiedes zeigt das mit dem vollen Namen Herold
Hans Zelmer, r6o5
und der Marke Nr. 150 bezeichnete Bügel-
eisen Abb. 62. Ein eben so signiertes Plätteisen im Besitz der Stadt
Nürnberg derzeit in der Küche des Pickert-I-Iauses hat eine einseitige
Handhabef" die von einem Delphin gebildet wird. Der spitze Bolzenbehälter
ist hier oben rund, eine Form, die in dem Musterkatalog des Kaufhauses
von Ebermayer als französisch" bezeichnet ist und in einer späteren Preis-
liste als Ochsenzunge geführt wird. Zwei Delphine als Stützen sind in den
Meisterstücklisten 1765 und r766 eingetragen. Den Typ repräsentieren
unsere Abbildungen 63 bis 66. Man sieht, wie die früher vollrunden Delphine
allmählich flacher werden. Um 1800 ist im Ebermayerschen Musterkatalog
das völlig verkürnmerte Motiv kaum wiederzuerkennen. Die dort repro-
duzierten Plätteisen sind überdies nicht gehauen und nicht gestochen, womit
wir den Ausdruck wohl einmal in seiner ursprünglichen Bedeutung anwenden.
Das zweite Stück unserer Reihe trägt die bereits an einem der Berliner
Leuchter notierte Becksche Säbelmarke, hier mit den Initialen die sich
wahrscheinlich auf Wolfgang Hieronymus beziehen und dann die Datierung
nach 1715 ergeben. Das in der Entwicklung mitten
innestehende ziselierte Exemplar trägt wieder den
Namen I-Ierolt nebst Posthorn und Schwan. Da es aus
stilistischen Gründen älter sein muß als das 1788 datierte
Bügeleisen Abb. 66 der Sammlung Wallraff, so bedeutet
das Zeichen da nicht den letzten Inhaber, den Leuchter-
macher Ernst Herolt, der es x825 aufschlug, sondern
So kommt das Gerät auch in Zinn vor, zum Beispiel in der Sammlung
Süßheim in Nürnberg.
Nach Krünitz 18m sind die auf französische Art gemachten Plätteisen
von Stahl und sehr lief, weil sie statt des Bolzens mit glühenden Kohlen gefüllt
werden- Abb. 1a. Schriipfkopf
vermutlich den Zapfenmacher Wolfgang den jüngeren,
der es seit 1698 verwendete. Der Ältere kommt wohl nicht
mehr in Betracht. Aus dem XVIII. Jahrhundert ist auf Grund
des I-Iandregisters kein Träger dieser Doppelmarke nach-
zuweisen.WelchesZeichen die zwei jenerZeit angehörenden
Mitglieder der Familie führten, die den Vornamen Christian
Viktor hatten, ist aus den Einträgen nicht ersichtlich. 1752
und 1763 datierte Glocken in Klein-Ansbach sind mit dem
vollen Namen bezeichnet; ebenso eine Porträtbüstel des
Reichsschultheißen Hieronymus Ebner von Eschenbach,
die sich bei dessen Nachkommen erhalten hat. Hier lautet
die Signatur A. Vestner Frguravit. C. V. Heroldt fudit.
P. T. Werner perposivit. A. 1741" Modelleur und Gießer
sind also verschiedene Persönlichkeiten, was zum Beispiel
von den auf Pankratz Labenwolf zurückgehenden Bronze-
büsten eines dänischen Königspaares um 1574 die Güsse Abb. 77. Zapfen.
im Schloß Rosenberg, das Tonrnodell der Königsbüste in XV1-Jah"""de"
Berlin" nicht angenommen wird. Aus einer Urkunde von Mjijfjfääffjeig,
1541, wonach sich die Rotschmiede in Nürnberg damals
für den Bildschnitzer H. Metter verwandtenfm" geht hervor, daß Holz-
modelle in älterer Zeit wenigstens außerhalb des Handwerks bestellt wurden;
man vergleiche in diesem Zusammenhange auch die erwähnten Nachrichten
vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts über die Lampenfabrikation. Das
Germanische Museum besitzt die hölzernen Originalformen zu einer Brunnen-
maske und zu einem Türklopfer des XVILJahrhunderts. Das letztere Modell,
eine prächtige barocke Fratze mit Schlange im Maul, in der Art des im
23. Vorbilderheft des Berliner Kunstgewerbemuseums auf
Tafel abgebildeten, entspricht ungefähr den an der Spital-
kirche erhaltenen beiden Türklopfern. Diese Kirche, der Rot-
schmiedgasse näher gelegen als die Münster von St. Lorenz
und St. Sebald, bewahrt auch noch den Meisterstuhl des Rot-
schmiedhandwerks, der, wie das I-Iandregister meldet, an-
läßlich der Renovierung des Baues 1663 dort aufgestellt
wurde. Ungefähr zur selben Zeit dürfte die Messingzier an den
Türen angebracht worden sein. 1665 verfertigte Sebastian
Denner, dessen Stil dem der genannten Fratze nahesteht, als
Meisterstück einen Anklopfer. Eine nähere Angabe darüber
fehlt, auch später ist diese Probe in der Regel nicht speziliziert.
Bei Michael Arnold, der wie erwähnt in der Folge nach Moskau
ging, heißt es jedoch 1691 ausdrücklich, daß er einen Anklopfer
mit einer Schlange" ablieferte. Weigel 1698 definiert die
Abb. 78. Zapfen- Katalog der historischen Ausstellung Nürnberg 1905, Nr. 777.
wirbel, XVI. Jabr- Abgebildet in Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epoche", königliches
hundert Sammlung Museum zu Berlin, x88a, Tafel 19. zu Seite 10g.
Wallraff Ratsverlaß Rampe 2526.
2.55
Meiste rprobe der Nürn-
bergerLeuchtermacher
als" einen großen Lö-
wen-Kopf einen be-
weglichen Ring in dem
Rachen haltend, wie
solche an die Kirch-
und Haustüren zur
Zierde theils Orten an-
geschraubt werden".
Das durch mehrere
Exemplare an der
Lorenzkirche" ver-
tretene mittelalter-
liche Löwenmotiv, das auch Geschützgießer des XVI. Jahrhunderts über-
nommen haben, hält sich in Nürnberg-bis in das XVIII. Jahrhundert. Noch
1733 verzeichnet das Handregister als Probe des Zapfenmachers Johann
Georg Dürsch einen Schenen Löbenkopf mit einem eckichten Ring". Es
wird das derselbe Meister sein, auf den der Name DVRSCH an einer kleinen
Brunnengruppe der Sammlung Wallraff sich bezieht?" Dargestellt ist
I-Ierkules mit der lernäischen Schlange, ein Motiv, das auch eine mit der
Bezeichnung Bromig Bildhaver fecit anno 1725" versehene Bronze-,
beziehungsweise Messinggruppe behandelt.'""" Dieser Bromig war ein Out-
sider, dessen Gießertätigkeit er verfertigte unter anderm Epitaphien
dem Handwerk wiederholt Anlaß zu Beschwerden bot, ohne daß jedoch mit
solchen Eingaben etwas erreicht wurde. Ein im Handel befindlicher, wie die
Gruppe mit dem bloßen Namen DVRSCH signierter Zapfen mit Delphin-
wirbel zeigt, daß dies Renaissancemotiv, das wir in zwei Exemplaren, einem
noch ganz im Charakter des Vischer-Stils seehundartig glatt modellierten
Abb. 68 und einem reicher durchgebildeten aus etwas späterer Zeit
Abb. 69 wiedergeben, bei den Zapfenmachem noch im XVIII. Jahr-
hundert beliebt war.
In den Meisterstücklisten sind Delphin-Hahnen" sogar noch
1814 bis 1816 und 1822 aufgeführt, während in älterer Zeit, wo sich
nähere Angaben linden, nur Zapfen mit durchbrochenem Wirbel
genannt werden. Einmal, 1734, heißt es von einem Gesellen, daß
er den Würbel mit einer durchgebrochenen Schriff machte. In
Eines abgebildet bei Lüer-Creutz, a. a. 0.
Auf dem Johannisfriedhof mehrere Epitaphien von ihm, eines 1761 datiert, Nr. 1961, mit
lappigem Rocailleakanthuswerk; Nr. 470 oder 47 augenscheinlich nach dem Vorbild einer
Ornamentstichkartusche des Weigelschen Verlages gearbeitet. Der Vorname ist hier weggebrochen
eine Beschädigung, die jedenfalls durch das immer wiederholte Urnstiirzen der Steine hervor- Abb. 80.
gerufen wurde. Nr. 118, das noch erhaltene undatierte Epitaph des Schreinerhandwerks, iilhrt Zapfen
Trechsel Seite 114 auf. Es ist also vor der Drucklegung seines Werkes 1735 entstanden. Übrigens Germani-
sind verschiedene Meister des Namens zu unterscheiden. Die vollständige Meisterliste gedenke ich scbes
gelegentlich zu veröffentlichen. Muggufn,
Katalog der historischen Ausstellung, Nürnberg 1906, Nr. 776. Nürnberg
Abb. 79. Schild vom Epitaph des Hans Neydel, 1545
431
der Regel ist unter der Durchbrucharbeit ein gotischer Dreipaß zu verstehen.
Einen solchen Zapfen sehen wir 1605 auf dem Epitaph des Hans Zeltner
Abb. 75 und schon früher auf dem vor 1570 die beiden letzten Ziffern
sind erst nachträglich im Todesjahr eingefügt worden entstandenen Epitaph
des Enderes
BlechnerMei-
ster r548.Das
bei Gerlach-
Bösch, Tafel
48, abgebil-
dete Epitaph
des Veit Hoff-
mann zeigt
einen Zapfen
mit durchbro-
chenem Wir-
bel" von einem
Delphinzapfen
gekreuzt.Wei-
gel16g8nennt
das Meister-
stück der Rol-
len- und Zap-
fenmacher
einen großen
Hanen mit
einem Wurm-
Maul und dazu
gehörigenWall-
Fisch Zapfen
versehen"und
anandererStel-
le sagt er Die
große Stück-
Faß Röhren
sind die für-
nehmste, und
werden gemei-
niglich die Öffnung desselben in Gestalt eines großen wohl-proportionirten
Wurm-Maules, die I-Ianen aber in der Form eines Wall-Fisches oder Meer
Wunders gegossen und ausgearbeitet." Unter den Waltischen versteht er
dieDelphine. Ob derAusdruckMeerwunder" dasselbe meint,ist nicht deutlich.
Abb. 8x. Nagelzeichen der Nürnberger Flaschner Germanisches Museum, Nürnberg
Man vergleiche auch den Grillenzapfen in de Brys Emblemenbuch von 15g6; Diederichs "Deutsches
Leben in der Vergangenheit", II. Seite 30g Abb. m56.
ZUU
Möglicherweise denkt Weigel da auch an Sirenen, wie sie unsere Abbil-
dungen 71 und 72 zeigen. Zapfen mit einschwänzigen Meerfraeulein" wie
diese sind durch die Epitaphe des Peter Schletz Abb. 73 und des Friedrich
Findeis Abb. 74 für die erste Hälfte des XVII. Jahrhunderts 625 bis x648
belegt. Die schon erwähnte, 1605 datierte Grabplatte des 587 Meister
Abb. 82. Nagelzeichen der Nürnberger Flaschner Gerrnanisches Museum,
Nürnberg
gewordenenI-Ians
Zeltner Abb. 75
zeigt ein doppel-
schwänzigesMeer-
Weib chen als Wir-
bel. Dieser Typ
wird durch ein voll-
ständiges Exem-
plar im Germa-
nischen Museum
Abb. 77 und
einen aus der-
selben Form ge-
gossenen Wirbel
der Sammlung
Wallraff Abb. 78
repräsentiert. Die
Rückseite ist nach
Art einer Janus-
herme als männ-
liches Gegenstück
ausgebildet. Das
Modell scheint auf
Pangratz Laben-
wolf zurückzu-
geben, wenn wir
eine Stelle des
Haushaltungs-
buchesvonPaulus
Beheim richtig
verstehen 1558
Adi 12. augusto
hab ich "in mein
haus trog neben prunnen setzen lassen und mit eim zulaufenden wasser
machen lassen, hat cost erstlich zahlt dem steinmetzen ausszuhauen ein
schwipogen und zu dem pleyhen roeren einzubauen und für ein kestlein zu
machen 28 ü. Dem rotschmidmaister Pangratz zahlt für ein messes
pild, wilds fraeulein und man, so das wasser geben, zahlt H.
Dem maler von solchem allen zu malen zalt H."
Die dem Ausdruck Hahn wörtlich entsprechende, in Nürnberger
Preislisten des XIX. Jahrhunderts noch als Judenhahn" geführte Form,
die man an einem Brunnen in Dürers Männerbad bemerkt, hat ein
kleiner Wirbel im Germanischen Museum Abb. 80. Der Rotschmied
I-Ians Neidel pflegte, wie sein Epitaph von 1546 Abb. 79 erkennen läßt,
solche Hähnchen mit seiner Signatur, dem Pfeil das daneben groß
abgebildete Zeichen besteht eigentlich aus zwei gekreuzten Pfeilen zu
machen. Auch das in dem Hundsaquamanile des Germanischen Museums
steckende Hähnchen, von dem man freilich nicht wissen kann, ob es
ursprünglich gerade zu diesem Gießgefäß gehörte, ist bezeichnet, und
zwar mit einer Hausmarke, eine Art der Signatur, die uns am Anfang des
XVI. Jahrhunderts in Nürnberg bei den Rotschmieden Hans Haug und
Hans Parterum begegnet.
Auf dem kleinen Epitaph im Germanischen Museum, das Bösch in
seinem Katalog auf Seite 27 als das eines unbekannten Meisters abgebildet
hat, kehrt die rechts und links vom Leuchter als Marke angegebene Lilie
darüber als Wirbel des Zapfens wieder, der also die Verkörperung des
Firmenzeichens darstellt. Auf Grund des alten Inventars von Trechsel, wo
Seite 272 als Zierat des Steines Nr. 1028 zusammen mit jenem Schildchen
noch die im Germanischen Museum fehlende Inschrifttafel beschrieben
wird, ist hier als Inhaber der Lilienürma Hans Kurtz anzusehen, und
zwar kann es sich nur um den älteren handeln, der 1538 Meister wurde,
da der jüngere, der erst 1590 das Meisterrecht erlangte, keinesfalls die
Jahrhundertzahl 15 starb im 15 jar" für sein Todesdatum reserviert
haben würde. Ein Lilienzapfen erscheint auch in dem 1582 von Andreas
Herneis gemalten Schützenbildnis des Nürnberger Rotschmiedes Martin
Hoffmann als Attribut. Der Brauch, den Wirbel gewissermaßen als redende
Marke zu stilisieren, ist noch im XVII. Jahrhundert bei einem Besitzer
des Zeichens nachzuweisen, wie ein mit der Marke Nr. 98, signierter
Lilienwirbel derzeit im Handel beweist.
ANHANG.
DIE ZEICHEN DER NÜRNBERGER FLASCHNER.
x. ADLER, SITZEND
Johann Georg Schmieg x826.
xa. DOPPELADLER.
Johann Konrad Grübel 176x.
Konrad Friedrich Böhrer x817.
2. ANKER
Leonhard Müller 17 1.
Johann Andreas Ismeyer x8o3.
Johann Michael lsmeyer 1854.
3. AUGE.
Johann Benedikt Günther 17 36.
Johann Jakob Albrecht 1814.
Georg Konrad Frauenberger 1844.
4. BÄR
Konrad Rollner 1841.
a. BAUM.
Johann Philipp Büchner 1696.
Johann Adam Reindel 1752.
5.
6.
1.
8.
BLUMENVASE
Abraham Prechtel 1741.
BUCHSTABEN
A.
Andreas Bachhelbel 1667.
A. B. IM KRUG.
Andreas Bader 1798.
B.
Andreas Schauer 1670.
F.
Lorenz von Berg 1692.
G.
Georg Reindel 1689.
Johann Ignaz Reindel 1723.
Kaspar Gottlieb Geißler 1826.
0G SPIEGEL-
MONOGRAMM G.
Johann Andreas Griebel 1676.
Johann Stauber 1806.
Johann Georg GoeB 1826.
Matthäus I-Ieß 1826.
J. A. K. MONOGRAMM.
Johann Adolf Kronberger 1834.
K.
Christoph Kimrnel 1824.
M.
Jakob Maurer 1675.
Kaspar Meiseubach 1797.
M. IN EINEM DRUDENFUSS.
Christoph Meisenbach 1854.
M. K. IM KRANZ.
Matthäus Krach 1803.
N.
Andreas Nüssel 1678.
Christoph PaulNüssel 1736.
O.
Paul Gottlieb Oetterich 1838.
P.
Elias Pachelbel 1759.
R.
Heinrich Reindel 1652.
Johann Lorenz Reindel 1718, in der Lade
heißt er Ronda.
ST.
Andres Stauber 1825.
W.
Johann Wolff Reindel 1692.
DEGEN
Konrad Lanner 1673.
Georg Jakob Lanner.
DELPHIN
Johann Paul Konrad Laner 1744.
Q.
I0.
II.
I2.
13.
14.
15.
16.
17.
Georg Jakob Reindel 1781.
Christoph Heinrich Reindel 1822.
EICHEL
Johann Steffler 1696.
Peter in der Lade Martin Stäffler
1722.
Johann Friedrich Jäckel 1759.
Leonhard Matthäus Karl 1806.
Tobias Christoph Flor 1825.
Johann Friedrich Pachelbel 1855.
EICHHÖRNCHEN
Georg Philipp Falckner 1746.
Johann Konrad Heerdegen 1830.
EINHORN
Johann Gsänger 1830.
ENGEL, STEHEND MIT SCI-IWERT
Andreas Stief 1811.
Johann Nikolaus Nüssel.
ENGELSKOPF
Johann Schuster 1768.
FISCH
Ullrich Lauer 1683.
Johann Michael Messerer 1755.
Georg Konrad Koch 1805.
Jakob Schädlich 1852.
FORTUNA
Christian Gottlieb Seischaf 179g.
Johann Christoph I-Ieumisch 1845.
ST. GEORG ZU PFERDE.
Johann Friedrich Heyder 1826.
GLOCKE
Johann Stefiler 1723.
17a.GLOCKE MIT DARAUF
18.
19.
20.
21.
22.
Hans Leonhard Steffler 165g.
Dominik Reulein 1827.
HAHN
Johann Veit Schuster 1731.
Georg Schuster 1815.
Johann Philipp Milbradt 1826.
HAND
Johann Reindel 1683.
M. G. Niedemayer 1750.
HARFE
Johann Leonhard Weber 1854.
HEILSFAHNE, LAMM
Johann Paul Buchher 1731.
Heinrich Markus Büchner 1817.
HELM HARNISCHKOPF
Johann Jakob Vogelsang 1735.
Hermann Jakob Baumler 1801.
Johann Schwarzenbilder 1834.
Christian Stadtler 1852.
23.
HERZ
Michael Steffler 1662.
Martin Steffler 1732.
23a.BRENNENDES HERZ
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
H. M. Pius Geißler 1803.
Wolfgang Friedrich Oberndörfer 1847.
HIRSCH STEIGENDER
Stephan Vogelgesang 1705.
Samuel Stephan Vogelsang 1732.
Johann Samuel Niedermayer 1778.
Johann Michael Bernh. Hißläuter 1823.
Johann Leonhard Hißläutner 1847.
HUFEISEN
Johann Stephan Nüssel 1708.
Johann Heinrich Eckert 1797.
HUND SCHREITEND
Johann Wilhelm Friedrich Ring 1825.
SPRIN GEND
Johann Benjamin Weigel 1779.
Samuel Stephan Vogelgesang 1732.
JUSTXTIA
Johann Georg Kiskalt 1806.
KANONE
Johann Sebastian Jäckel 1735.
Johann Lorenz Büchner 1788.
Johann Büchner 1824.
KELCl-l
Johann Adam Bachhelbel 1704.
KLEEBLATT
Martin Hoffer 1676.
Georg Friedrich Regenfuß 17o1.
Georg Christoph Regenfuß 1727.
Johann Christoph Regenfuß 1755.
Christoph Wilhelm Stumpf 1796.
Johann Georg Raab 1819.
KREUZ GLElCHSCl-IENKLIG
Leonhard Bachhelbel 1664.
Johann Paul Bachhelbel 1698.
Kaspar Lanner 16
Augustus Hoffer 1756.
Johann Hofer 1827.
31a. KREUZ MIT KURZEM QUER-
32.
BALKEN
Johann David Hofer 1827.
KRONE
Paulus Lanner 1645.
Daniel Lanner 1712.
Johann Jakob Reindel 1758.
Johann Wilhelm Hießleitner 1781.
Christoph Gottlieb Werner 1822.
32a. LAMM
Johann Paulus Büchner 1731.
33-
34-
35-
37-
Georg Paul Büchner 1758.
Heinrich Markus Büchner 1817.
LILIE HERALDISCH
Hans Behr 1646.
Johann HaFfer 1722.
Wilhelm Ferdinand Echt 1828.
LOKOMOTIVE
Johann Friedrich Lichtenneber 1852.
LÖWE STEIGENDER
Daniel Lanner 12.
Adam Popp 1798.
Christoph Wilhelm Popp 1830.
Paul Büchner "1854.
Johann Stephan Reindel 1854.
LYRA
Johann Georg Opitsch 1854.
MADONNA
STEHEND IN GLORIE
Johann Friedrich Bohrer 1787.
Johann Kupfer 1835.
Julius Karl Finck 1841.
MADONNA MIT KIND
39-
40.
41.
42.
43-
MONOGRAMM SIEHE BUCHSTABEN.
44-
Johann Leonhard Schremmel 17 52.
MANN STEI-IENDER MIT SPEER
001212 FÄHNCI-IEN
Johann Bichelmann 1743.
MANN WILDER
Johann SteHler 1738.
Konrad Philipp Distelbart 1805.
MEERPFERD
Johann Markus Denis 1847.
MEERWEIBCHEN
MIT ZWEI SCHWÄNZEN
Veit Balthasar Holleder 1731.
Johann Michael Ameisoeder 1798.
MELONE
Andreas Kleinlein 1850.
MERKURSTAB
Johann Crarnbauer 1854.
HALBMOND
Lorenz Maurer 1705.
Johann Schaedlich 1815.
NUMMER 3.
Michael Lanner 1625.
Johann Paul Weigel 1712.
NUMMER 4.
Kaspar Lanner 1684.
Georg Fuchs 1764.
Johann Jakob Lämmermann 1808.
Johann Michael 1842.
Sebastian Weigel 741.
45-
47-
49-
5o.
51.
52.
53-
54-
55-
ORDEN
Samuel Lämmermann 1852.
PFAU
Elias Carl 1813.
Johann Schwemmer 1820.
Johann Egidius Vogel 1848.
PFEIL
Valentin Seiffart 1669.
Martin Schauer 1700.
Christoph I-Iolzamer 1750.
PFERD SPRINGENDES
Johann Beer 1681.
Jonas Paulus Griebel 1727.
PFERD NACH RECHTS
Johann Ferdinand Kalb 1836.
TRABENDES PFERD
Johann Jakob Wilhelm Luntz 1801.
PFERD MIT ZÜGEL, SCHREITEND
Georg Eichner 1834.
POSTI-IORN
Johann Albrecht Orelli 1852.
RAD
Georg Fleischmann 1691.
Georg Ludwig Fleisch 1726.
Johann Georg Regenfuß 1754.
Johann Weidinger 1808.
Johann Philipp Weidinger 1837.
REICI-ISAPFEL
Leonhard Steffler 1630.
Severius Steffler 1687.
Michael SteHler 1701.
Nikolaus Steffler 759.
Johann Konrad Nidemayer 1787.
Georg Thomas Groser 1827.
Johann Caspari Rosenbauer 1848.
REITER MIT FÄHNCHEN
Karl Wilhelm Rath 1842.
RITTER MIT SPEER UND SCI-IILD
Johann Hieronymus von Berg-1728.
Johann Thomas 1804.
ROSE
Johann Christoph Goetz 1789.
Johann Georg Meinetsberger 1839.
SÄBEL
Georg Jakob Lanner 173g.
Karl Gabriel Schweiger 1826.
SCHELLE
Johann Adolf Reindel.
SCI-IELLEN, ZWEI
Paulus Reindel 1678.
SCHLOSS
Johann Fron sie! Hoffmann 1704.
59
60.
61.
62.
66.
68.
7o.
71.
SCHLÜSSEL
Konrad Glick 1695.
Friedrich Fleischmann 1723.
Andreas Nüssel 1755.
Johann Kauer 1828.
SCI-IWAN
Adam Bachhelbel 1732.
Jakob Pachelbel 1790.
Johann Friedrich Pachelbel 1821.
SICHEL
Andreas Steffler 1706
in der Lade Andreas Nüssel derJüngere.
Johann Michael Krafft 1741.
Lon. Peter Wenger 1797.
Martin Wolbert 1853.
SONNE
Johann Georg Weigel 1750.
Veit Paul Reindel 181g.
und 64. STERN
Franz Wilhelm Schauer 1701.
Martin Wilhelm Bachhelbel 1728.
Konrad Hauer 1816.
Georg Matthias Buchner 1844.
STULPENSTIEFEL
Johann Stieff 1745.
Johann Georg Werner 1792.
Lorenz Peter Werner 1826.
TANNE
Johann Philipp Buchner 1696.
Johann Lorenz Buchner 1821.
Johann Eduard Buchner 1843.
Johann Friedrich I-Iesell 1851.
TAUBE MIT ÖLZWEIG.
Georg Ludwig Jäckel 1763.
Georg Nikolaus Eichgelein 1837.
Georg Christoph Spitzbart 1836.
Georg Dietrich Wolf 1809.
Kaspar Gottlieb I-leimprecht 1827.
Georg Nikolaus Eichgelein 1837.
TRAUBE
Johann Bachhelbel 1639.
Johann Christoph Bachhelbel 1698.
Johann Christoph Bachhelbel 1734.
Leonhard Brenhaeußer 1803.
Johann Georg Spitzbart 1846.
TROMMEL
Heinrich Weix 1853.
Johann Martin Dell 1855.
TROMPETE
Johann Georg Trambauer 1827.
TULPE
Georg Christoph Kobler 1851.
72.
73-
74-
UHU
Friedrich Hannenberg 1853.
VOGEL SITZENDER
Michael Lanner 1676.
Johann Karl Schön 1731.
WAGE
Johann Hollederer 1756.
Daniel Adam Wimmer 1795.
Adam Wimmer 1795.
Friedrich August Sturm 1846.
WAPPENSCHILD MIT
Paulus Bächtner 18 54.
WINKELMASS
Lorenz Kopp x826.
ZEPTER
Johann Gabriel Schweiger 178g.
ZIRKEL
Georg Heyder 1826.
Johann Georg Adam Rempel 1838.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN Sie
TTO WAGNER. Die stärkste und fruchtbarste Persönlichkeit unter den Bau-
künstlern Österreichs ist mit Otto Wagner aus dem Wiener Kunstleben geschieden.
Sein Charakterbild ist kein schwankendes,-wenn auch der Parteien Haß und Gunst und
manchmal auch ein eigenes unbedachtes Wort geeignet waren, es zu entstellen. Sein
Werk ist ein ununterbrochenes Fortschreiten auf einem von ihm selbst zuerst wohl nur
dunkel gefühlten, dann immer klarer und selbstbewußter gewählten Weg. Und so sicher
war er seiner Ziele, daß eine große Zahl von jungen Kräften in seinen Bann gezogen wurde,
sich um ihn scharte und seinen Ideen und Prinzipien auf vielen Gebieten zum Durchbruch
verhalf. Keiner war so schaffensfreudig wie er, so stets bereit, mit seinem präzisen und
eleganten Entwurf bei allen wichtigen Aufgaben des öffentlichen Lebens trotz zahlloser
Enttäuschungen immer wieder freigebig einzutreten.
An der spröden Aufgabe der Zinshausbauten ist seine künstlerische Überzeugung
herangereift; er hat sie aus eigenen Mitteln und auf eigene Gefahr verwirklicht, an ihnen
seine künstlerischen und technischen Ideen erprobt. Öffentliche Aufträge sind ihm nur
wenige zugefallen.
Zum Baue der Hochbauten für die Wiener Stadtbahn kam er durch die Wahl seiner
Kollegen, deren Vertrauen er genoß. Bei all den großen Konkurrenzen, die ihm Ehrungen
in Fülle eintrugen, ist die Ausführung anderen zugefallen. Unbeugsam in seiner Gesinnung,
kannte er nur ein Ziel sein künstlerisches Glaubensbekenntnis vom Sieg des Materials
und der konstruktiven Forderung, von der Herrschaft des Zweckes und des modernen
Fortschrittes der Technik und des Verkehres. Er hat seine Anschauungen in seinen
Schriften niedergelegt, an seiner Schule und in seinem Atelier verbreitet. Die gründliche
Veröffentlichung seiner Entwürfe und ausgeführten Werke, die er nach seiner Art auch
selbst in Szene setzte, hat seinen Namen in der ganzen Welt verbreitet, überallhin, wo es
strebende Baukünstler gibt. Überall, wo die großstädtische Entwicklung zur Lösung neuer
architektonischer Aufgaben drängte, war dieser Vorkämpfer für die moderne Großstadt
ein Ratgeber und lnspirator.
Der schrolTe und kampfbereite Ton seiner persönlichen Außerungen hat dem Künstler
Otto Wagner wohl oft erhebliche Nachteile gebracht. Der Baukünstler, der mit fremden
Mitteln zu bauen, für fremde Bedürfnisse zu sorgen hat, bedarf auch der weltmännischen
Klugheit; der Feldherr muß auch etwas vom Politiker haben, wenn er Reiche schaffen soll.
Das Reich Otto Wagners zählte wohl viele Anhänger, die zahlreichsten aber unter den
Künstlern. So blieben ihm immer wieder nur Stift und Feder für seine weitgreifenden
Pläne, vielfach zum Nachteil des Landes, in dem er lebte, das er verschönern, mit Kunst-
werken schmücken wollte und das ihm zumeist nur äußere Ehrungen bieten sollte.
Gebaut haben dann die Geringeren, die bessere Politiker waren.
35
EZESSIQN. Die Funfzigste Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Öster-
reichs, deren Gründung unter dem Schlagwort Sezession" so tief in das Wiener
Kunstleben eingegriffen hat, vollzieht sich unter ungünstigen Verhältnissen. Von den beiden
hauptsächlichen Programmpunkten, den jungen Kräften der Heimat eine Piiegestätte zu
sein und dem heimischen Publikum die Bekanntschaft mit den besten Leistungen des
Auslandes zu vermitteln, hat in letzter Zeit nur der erste Erfüllung finden können. Mit der
eigenen Bilderschau und der Angliederung des l-lagenbundes" an diese Ausstellung hat
die Vereinigung ihre Gastfreundschaft neuerdings betätigt. Es muß ihr dies um so höher
angerechnet werden, als manches aus ihrem eigenen Schaffen dadurch erheblich schärfer
beleuchtet wurde, das scharfes Licht leider nicht mehr verträgt. Von dem, was einst,
mitgerissen durch die Begeisterung für höhere Leistungen, als zukunftsfroh gedeutet
wurde, ist vieles wieder im Schatten der Konvention versunken, die einst bekämpft wurde.
Und doch ist tüchtige Arbeit genug vorhanden, wenn auch wirklich Großes fehlt.
Immer lebt noch in allen jener Sinn für die dekorative Wirkung an der Wand, die Ein-
Fügung in eine Kunst des Raumes, die vom Gegenstande unbeirrt, über diesen hinaus zu
starker farbiger Wirkung vorzudringen vermag. Hier wären Fr. von Radlers Panneaux zu
nennen und Jungnickels phantasievolle Kompositionen, die in ihrer Art auf besonderen
Wegen eine bunte und doch abgestimmte Flächenwirkung anstreben.
In der Landschaft weiß R. l-larlfinger das gute Ornament mit kräftigem Natursinn
herauszugreifen, während F. X. Weidinger in abgestimmten altmeisterlichen Tönen die
Versenkung in lineare und farbige Feinheiten mit schönem Raumgefühl verbindet. Im
Stilleben herrscht die farbige Buntheit in maßvoll abgestimmter Kraft.
Einen ganz erfreulichen Eindruck der voll beherrschten Leistung bietet jener Raum,
der dem Kunstgewerbe und der Graphik eingeräumt ist. Dr. Rudolf junk bringt mit seinen
Bucheinbänden, farbigen Holzschnitten, so abgerundete Leistungen, daß man wohl von
einem erreichten Hochstand sprechen kann. Vielleicht ist es ein wenig auch ein Mangel,
aber sicher ist es zugleich ein Stolz des Wiener Kunstlebens, daß dem Kunstgewerbe die
volle Ebenbürtigkeit mit der hohen Kunst errungen wurde, daß hier der Wettbewerb mit
den Besten unserer Zeit erfolgreich kann bestanden werden, und daran hat die Sezession
ihren großen Anteil.
Auch dem Bildhauer F. Barwig, dem Meister der Kleinplastik, hat der Kontakt mit
dem Kunstgewerbe jene wertvollen Grenzen gesteckt, innerhalb deren sein Werk doch
wieder jene Vollkommenheit erreichen konnte, die ganz erfreut und befriedigt.
Die Graphik ist mannigfaltig und gut vertreten.
Ein neues Verfahren des Handtiefdruckes", das Maler August Roth erfand und selbst
so reizvoll auszuüben versteht, das alte und so bewährte I-lolzschnittverfahren, in dem
Carl Thiemann besonders anziehende Arbeiten zeigt, die Handzeichnung und das Aquarell
sind in Illustrationswerken und Einzelblättern gut vertreten. So rundet sich das Bild "der
Ausstellung zu einem heiteren und anregenden, wenn auch nicht zu einem aufregenden
Eindruck. Die Gesetztheit" beherrscht ihn ganz.
KUNSTLERHAUS. FRUHIAHRSAUSSTELLUNG 1918. Wenn nicht
einige Porträte aus hoher und höchster Gesellschaft und das Vorwiegen militärischer
Uniformen bei ihnen an die Gegenwart erinnern würden, die Frühjahrsschau der Künstler-
genossenschaft würde sich von zahlreichen Vorgängerinnen kaum unterscheiden. Gesell-
schaftliche, nicht künstlerische Ereignisse bilden den Grundton. Man begrüßt altbekannte
und beliebte Persönlichkeiten unter den Künstlern, bewundert Schönheiten der vornehmen
Welt, Landschaften, Städteansichten aus Gegenden, die als malerisch berühmt sind. Die
alten Geleise sind überall wieder beschritten und kein aufregender Versuch, sie zu über-
schreiten, stört die Ruhe der Besucher. Bedeutendes fällt nicht auf, trotzdem manche
Begabung in einem stärkeren Milieu zu höherer Leistung wachsen könnte; das Schwache
und Unzureichende wird nachsichtig eingereiht und hingenommen.
Abseits in einem Nebenraum hängen Ohmanns Bemühungen, den Votivkirchenplatz
zu retten. Ein unermüdlicher und phantasievoller Gestalter versucht hier einem von allem
Anbeginn an unglücklich disponierten Stadtbild Geschlossenheit zu geben und einem
großen Denkmal günstigen Raum zu schaffen.
Man freut sich wenigstens hier, das Drängen und Treiben einer Kraft zu fühlen, die
über dem Alltag steht und große Ziele stets vor Augen hat.
UNST IM DIENSTE DER VVOHLTÄTIGKEIT. Eine Reihe von Ver-
anstaltungen hat die Hilfsbereitschaft der österreichischen Künstler im Dienste der
Wohltätigkeit gezeigt. Es war eine gegenseitige Förderung humanitärer Ziele und künst-
lerischer Absichten, welche einen guten Zusamrnenklang gab. Diese Anlässe mehrten sich,
je intensiver die Aufmerksamkeit wurde, welche der bildenden Kunst unserer Tage von
neuem geschenkt werden sollte und je zahlreicher die Aufgaben und Ziele humanitärer Art
heranwuchsen, welche die Not der Zeit erstehen ließ. Wenn es sich dabei auch nicht um
Ereignisse des Kunstlebens handelte, die für die Entwicklung neuer künstlerischer Kräfte
und Probleme Bedeutung besaßen, so waren doch immerhin die so nötigen Kontakte und
Berührungsiiächen vermehrt worden, die Vorhandenes in das Licht der Öffentlichkeit
rückten.
In den Kunsttagen im Auersperg-Palais waren eine Reihe von Damen aus den
Kreisen der Mäzene und Gruppen von bildhauerisch und kunstgewerblich Tätigen am
Werk, ein Spezialgebiet, die Schaffung von Figurinen und Puppen, auszubauen.
Eine leicht verständliche und anmutige Kleinwelt von mondänem Reiz kam dem
Verständnis weiter Kreise und der Kauflust entgegen und bot geschickten Händen will-
kommenen Anlaß, ihre amüsanten Einfälle geschmackvoll vorzubringen und damit zugleich
eine große Hilfsaktion fördern zu helfen.
In anderem Sinne war eine Kunstförderung versucht worden, indem der Festsaal der
Universität einer Reihe von türkischen Malern geöffnet wurde, die im Interesse des Roten
Halbmondes und Roten Kreuzes ihre Werke zur Schau stellten.
Hier konnte die völlig nach Mitteleuropa gerichtete Sinnesart unserer östlichen
Nachbarn und Freunde auf einem Kunstgebiet festgestellt werden, das allerdings in der
historischen Vergangenheit des nahen Ostens keine Wurzeln besitzt, der die unmittelbare
Wiedergabe der natürlichen Erscheinungswelt nicht kennt.
So blieb die Lokalität und Herkunft mehr durch die Gegenstände der malerischen
Darstellung als durch einen Zusammenhang mit nationaler Eigenart betont.
Am Deutschmeisterplatz bot der Österreichische Kunstverein eine Schaustellung von
Bildern, Studien, graphischen und bildhauerischen Arbeiten aus allen Lagern unserer
Künstlergruppen, um das Reinerträgnis dem Witwen- und Waisenfonds des Schützen-
regiments Nr. 24 zuzuwenden. In solchen Revuen, die aus den Ateliers angesehener
Künstler und erfolgbedürftiger Jünger zusammeniließen, erscheint manches feine Studien-
blatt, das sonst in Mappen zurückblieb, und manche tüchtige Erstlingsarbeit, die den Kreis
älterer, reiferer Werke nicht zu scheuen braucht. Im allgemeinen ist zu sagen, daß das
dilettantische Mittelmaß, das sonst solche Revuen belastete, immer mehr zurücktritt vor
der größeren Zahl ernsterer Arbeiten, seit man gelernt hat, nicht immer nur das fertige,
durchgepinselte, bis zur Ermüdung detaillierte Bild, sondern mit Recht auch die frische
Studie, die unmittelbare Impression zu schätzen, die ein besseres Verständnis voraussetzt,
aber auch reichlich belohnt.
EVVEGÜNG. Eine kleine Gruppe junger künstlerischer Kräfte, die sich unter dem
Losungswort Bewegung" zusammenfand, bringt bei Albert Kende eine Ausstellung
ihrer Arbeiten. Ein gut geschriebenes Vorwort zu dem illustrierten Katalog gibt dem
Schriftsteller E. A. Rheinhardt Gelegenheit, die Ziele dieser Bewegung" genau zu um-
schreiben. Sie fühlt sich zugleich als Nachkommenschaft und als Verkünderin der Zukunft.
Sie arbeitet an großen und neuen Problemen, die für jede Generation aus ihrer eigensten
Mission erwachsen, will aber auch das von den früheren Generationen Geleistete als Unter-
grund und Piedestal zum Aufstieg werten. Eine Rückkehr zur strengen Gebundenheit älterer
und ältester Epochen, eine Abkehr von Naturalismus, Impressionismus, ein Suchen nach
innigem, gläubigem, geschlossenem Ausdruck innerer Bewegungen. Auf jedes kleinlich
dekorative oder naturalistische Bedürfnis völlig verzichten zu lernen und alles Wollen dem
einzigen Ziele der letzten, überindividuellen architektonischen Einheit des Kunstwerkes
unterzuordnen", ist ihr Bestreben. Zu dieser Verwirklichung des gotischen Ideals" mußte
auch die repräsentative, formenstrenge Kunst anderer Völker und Zeiten Lehrrneisterin
werden, die Kunst des fernen Ostens, Ägyptens, Assyriens, Byzanz.
Mit diesem Programm und Bewegungsziel ist allerdings nicht bloß das Streben dieser
kleinen Gruppe gekennzeichnet. Es enthält ja im wesentlichen dasjenige, was schon seit
längerer Zeit in allen vorwärtsdrängenden Künstlergemeinden vom Westen bis zum Osten
Europas am Werke ist und in den mannigfaltigsten Erscheinungsformen zeitweilig her-
Vortritt.
Man fühlt in den tonfeinen ruhigen Landschaften aus der Provence, die Richard
Dillenz brachte, die helle, durchleuchtete und großformige Naturanschauung, welche die
französische Malkultur der letzten Generation zur Vorbedingung hat. Ebenso ist die farbige,
breite und schwere Art, mit der die Damen I-I. Funke und K. Zirner Porträt und Figurenbild
vortragen, westlichen Ursprungs. Enger schließt sich an alte deutsche Innigkeit die intime
Porträtkunst von Janina Großmann an, die sich zu äußerster Vereinfachung und edler
Schlichtheit durchgerungen hat.
Graphische Arbeiten von starker konzentrierter Ausdrucksfähigkeit bringt F. Feigl
insbesondere in seinen Dostojewski-Blättern, während die Phantastik Kubins weit weniger
zu diesem Programm zu stimmen vermag.
In vielen Bildern und Blättern liegt mehr noch das Bedürfnis nach Anschluß als die
Sicherheit einer neuen, über diesen hinausgehenden Selbständigkeit. Aber Ernst und
Empfindung, Strenge und Warmblütigkeit sind gute Empfehlungen für ein künstlerisches
Streben, das sich zum Aufstieg anschickt. Welche I-Iöhe diese Bewegung" zu erreichen ver-
mag, wird von der Stärke der Begabungen und der Kraft ihrer Überzeugung und ihres
Glaubens bestimmt werden. Dieses erste Auftreten vor der Öffentlichkeit kann nur sym-
pathisch begrüßt werden.
ALM 8l GÜLDMANN. SCHVVEDISCHE GRAPHIK. Die kleine Sammlung
schwedischer Graphik, die Halm 8c Goldmann vereinigte, übte die wohltuende
Wirkung aus, die heute mehr wie jemals ein willkommener Besuch aus der Fremde uns
bietet. Wohl sind viele der Gäste früher oft bei uns erschienen und darum wohlbekannt
und geschätzt, wie der breite und sinnenfrohe A. Zorn, der humorvolle Carl Larsson,
der ernste Ferdinand Boberg, sie spiegeln die handfeste, genußfrohe Art der heiteren
schwedischen Natur. Dazu kamen jüngere, nervenfeinere Radierer wie Axel Friedell,
porträttüchtige Zeichner wie Gustav Magnusson, Egil Schwab, dann kraftvolle Holz-
schneider wie I-Ijalmar Sträät und noch manche tüchtige Hand, die Lithographie, Linoleum-
schnitt und den Tuschpinsel beherrschen.
Kenntnis der guten Arbeiten anderer Länder und wacker zugreifende Art des eigenen
sonnigen und doch ernsten Temperaments kennzeichneten diese Auswahl, die uns wieder
ein Fenster öffnete in eine weitere Welt, aus der uns die Schwere der Zeiten ausgeschlossen
hat. Mangel an Dilettantisrnus machte sie sympathisch und die selbstfrohe Lebenskunst
des Nordens leuchtete erfrischend aus diesen mannigfaltigen Blättern und Blättchen.
QFRAT LEISCHING ÜBER KAÜNITZ. Es ist ein erfreuliches Zeichen
des wachsenden Selbstbewußtseins und der zunehmenden Selbsterkenntnis, daß
unserer heimischen Kunstentwicklung immer mehr Interesse zugewendet wird. So sonder-
bar es klingt, es ist eine bedauerliche Tatsache, daß auf dem Gebiete der österreichischen
Kunstgeschichte, selbst wenig zurückliegender und höchst bedeutsamer Epochen, sowohl
die Materialien und Vorarbeiten als auch die abgerundeten und zusammenhängenden
Darstellungen vielfach fehlen. Hofrat Leisching hat es sich wiederholt zur Aufgabe
gemacht, solche wertvolle Arbeit zu leisten und abgeschlossene Charakterbilder auf-
zubauen. So hat er es kürzlich in einem Vortrag unternommen, die so interessante
Persönlichkeit des Fürsten Kaunitz zu beleuchten, der seine Kanzlerschaft unter Maria
Theresia, Josef II. und Leopold II. mit einer führenden Rolle auf dem Gebiete des
österreichischen Geisteslebens verband. Der tiefgreifende Einliuß einer energischen, mit
organisatorischem Talent und schöpferischem Willen ausgestatteten Persönlichkeit ver-
mochte die Grundlagen einer neuen Entwicklungsmöglichkeit auf den verschiedensten
Gebieten des Handwerks und der Kunstindustrie, der hohen Kunst und des Unterrichts-
wesens zu schützen, welche einWachsen und Gedeihen der in unserem Vaterlande so
reichlich vorhandenen Kräfte beförderten.
Jene Blütezeit heimischer Kunst, die noch den großen Vorzug besitzt, populär zu sein
und nachzuwirken. selbst in einer Zeit gänzlich veränderter Arbeitsgrundlagen, diese
starke und arbeitsfrohe Zeit verdient gar sehr ein liebevolles Studium und eine sachkundige
Schilderung ihrer wichtigsten Charakterzüge. Mit dem scharf umrissenen Bild des Fürsten
Kaunitz ist in viele wichtige Zusammenhänge ein aufklärendes Licht gebracht worden.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
IEN. NEUERWERBUNGEN DER ÖSTERREICHISCHEN
STAATSGALERIE. Die Neuerwerbungen der k. k. österreichischen Staats-
galerie der Jahre rgiö bis 1918 haben sich in so stattlicher Weise entwickelt, sie geben
ein so reichhaltiges Bild österreichischer Arbeit, daß sie eine selbständige Aufstellung
in vier Räumen des Wiener Künstlerhauses fanden. Dort üben sie eine sehr anregende
und vornehme Wirkung aus. Vorerst ermöglichen sie die erfreuliche Feststellung, daß
die so wertvolle Sammlung dank ihrer ernsten und rührigen Leitung und vielfältiger För-
derung auch in den schweren Jahren des Weltkrieges gewachsen ist und ausgebaut werden
konnte, dann aber bieten sie durch ihre Qualität und ihren Gehalt hohen Genuß.
Ein Raum vereinigt die alten Kunstwerke jener frühen Epochen, die auf österreichi-
schem Boden eine Blütezeit erlebten. Die alpenländische Kunst, insbesondere die Tiroler
Malerschulen des Mittelalters und die alte steiermärkische Holzplastik, dann die Kunst der
Donauländer sind durch prächtige und trefflich erhaltene repräsentative Werke vertreten,
die um so wertvollere Erwerbungen bilden, als unsere Zeit mit Recht in erhöhtem Maße
dieser Kunstblüte Achtung und Verehrung widmet und das Bedürfnis fühlt, tieferen Ein-
blick in ihre Bedeutung und Entwicklung zu gewinnen.
Zwei andere Räume mit Werken aus dem XVIII. und XIX. Jahrhundert unter
denen einige ausländische Kunstwerke von richtunggebenden Meistern in günstigster
Weise eingefügt sind Cezanne, Daumier, zeigen, wie der vorhandene Besitz stetig aus-
gebaut wird, wie einzelne Erscheinungen des Kunstmarktes, so die Auktion Lubmeyr und
andere ähnliche Ereignisse, ausgenützt werden konnten.
So ist Pettenkofens Werk aus früherer Zeit erheblich vermehrt worden, dann sind
Künstler von weniger bekannter Meisterschaft zu Ehren gebracht worden Edlinger,
Scheffer und sind die Lieblinge unserer Sammler Waldmüller, Füger, Dafiinger, Fendi,
durch feine und glückliche Arbeiten vertreten.
Eine Überraschung eigener Art bietet der vierte Raum mit den l-Iandzeichnungen
für alle, die ihr Urteil und ihre Meinung über Persönlichkeiten stets von Zeit zu Zeit
revidieren wollen. Ein glänzender Entwurf Makarts für den Stadttheatervorhang zeigt diesen
so oft falsch beurteilten Meister des breiten flüssigen Pinsels als vortrefflichen und schwung-
vollen Zeichner, der das architektonische Ornament wie die Figur mit größter Sicherheit
beherrscht und eine Fülle von Einfällen aus der Feder sprudeln läßt. Dann aber zeigen
mehrere Skizzenbücher den glänzenden Maler des Gegenständlichen F. G. Waldmiiller als
so ängstlichen Zeichner mit dem Stift, daß man bei diesen Blättern den Meister und Maler
ganz vermißt.
Solche Einblicke sind ungemein lehrreich und gehören so recht zu dem wertvollen
Erfolg einer systematisch geleiteten einsichtsvollen Sammeltätigkeit, die ein möglichst
gerechtes Bild der heimischen Kunstentwicklung aufzurichten bemüht ist. Sie wird dabei
vielleicht oft ungewollt Überschätzungen korrigieren und Ehrenrettungen bewirken,
vor allem Licht und Einsicht verbreiten. H. F.
IEN. DAS NIEDERÖSTERREICHISCHE LANDESMUSEUM.
Im alten Geymüllerschen Haus in der Wallnerstraße, das noch manchen Raum-
schmuck im vornehm kühlen Geschmack der Kongreßzeit aufweist, sind die lehrreichen
und anregenden Sammlungen des Landes Niederösterreich untergebracht. Die Neu-
einrichtung, eine Arbeit Otto Wagners, hat kürzlich eine Erweiterung erfahren, weil der
Bestand der Sammlungen wieder erheblich gewachsen ist; dabei sind die wichtigsten Teile
neu geordnet worden und haben durch besondere Rücksichtnahme auf eine chronologische
und pädagogische Systematik wesentlich an didaktischem Werte gewonnen. Die archäo-
logische Sammlung hat ihren eigenen Raum erhalten und wirkt dadurch sowohl reicher
als einheitlicher.
In der volkskundlichen Sammlung bildet die Neuaufstellung des Poysdorfer Fundes aus
der Mitte des XVlLjahrhunderts, mit ihrem Einblick in den Besitz eines Haushaltes jener
Zeit, der etwa von 1670 bis 1883 in einer Mauernische verborgen blieb, -einen besonderen
Anziehungspunkt. Als Denkmal der Strafrechtspflege alter Zeiten ist die reichhaltige Samm-
lung Dr. Liebls hervorzuheben, die einen gründlichen Einblick in die grausamen Straf-
rechtsmittel alter Justiz gewährt. Auch das Lapidarium ist vermehrt worden. So zeigt sich
die wertvolle lokalgeschichtliche Sammlung des Heimatlandes als ein lebendiger, im
Gedeihen und Wachsen begriffener Organismus, von dem vielfache Ausstrahlungen die
Wärme des Heimatgefühls zu erhöhen vermögen, damit es die Kraft betätige, weite Kreise
zu durchdringen und auszufüllen und enger an den Boden zu fesseln, in dem sie wurzeln.
AMITTEILUNGEN AUS DEM K. ÖSTER-
REICI-IISCHEN MUSEUM
URATORIÜM. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben folgende Aller-
höchste Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht
Lieber Prinz von und zu Liechtenstein!
Indem Ich Sie über Ihre Bitte von der Funktion des Präsidenten des Kuratoriums
des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Gnaden enthebe, spreche Ich
Ihnen für Ihre im Interesse dieses Staatsinstitutes geleistete ungemein ersprießliche Tätig-
keit Meine volle Anerkennung aus.
Eckartsau, am 16.Juli 1918.
Karl Homann m. p."
Lieber Graf Berchtold!
Ich ernenne Sie zum Präsidenten des Kuratoriums des Österreichischen Museums
für Kunst und Industrie.
Eckartsau, am 16. Juli 1918.
Karl Homann rn. p."
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vorn
30. Juli d. J. dem Kuratoriumsmitgliede, Sektionschef im Ministerium für öffentliche
Arbeiten Wilhelm I-Iaas taxfrei den Orden der Eisernen Krone zweiter Klasse allergnädigst
zu verleihen geruht.
USSTELLUNG DER NEUERWERBUNGEN DES ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM S. Am 27. juni um vier Uhr nachmittags hat der
Minister für öifentliche Arbeiten von Homann, welcher in Begleitung des Ministerialrates
Freiherrn von Klimburg erschien, in Gegenwart zahlreicher illustrer Gäste die Ausstellung
der Neuerwerbungen der historischen Sammlungen des Österreichischen Museums eröffnet.
Es hatten sich unter anderen eingefunden Ihre Exzellenzen Oberstkämmerer Graf Berchtold,
Kabinettsdirektor a. D. Baron .Schießl, die Minister a. D. Freiherr von Engel, Freiherr
von Hussarek, Dr. Kosel, von Ritt, Gesandter von Kuczynski, Feldzeugmeister Freiherr von
Marterer, Exzellenz Dr. Adolf Müller, die Fürstinnen Montenuovo und Liechtenstein, Rektor
der Universität Hofrat Dr. Hans Horst Meyer, die Ministerialräte Baron Berlepsch, von
Demelic, von Förster, Vering, die Hofräte Friedlaender, I-Iimmelbaur, von Karabacek,
Kubitschek, Obersteiner, von Querner, die Professoren I-Iupka und Emil Reich, Sektionsrat
Dr. Rücker, Hofrat Roller mit den Professoren Barwig, Breitner, Regierungsrat Hoffmann,
von Kenner, Mallina, Powolny, Rothhansl, von Stark, der Vorstandstellvertreter der Künstler-
genossenschaft Professor Ranzoni mit Professor Baurat Seidl, der Präsident der Sezession
I-Iarlünger, in Vertretung-des Hagenbundes Dr. R. Junk, ferner der Direktor der Staats-
galerie Regierungsrat Dr. Haberditzl, die Kustoden Dr. Stix und Dr. Rathe, der Direktor
des niederösterreichischen Landesmuseums Dr. Vancsa, der Präsident des nordböhmischen
Glasindustriellen-Verbandes Palme, in Vertretung des Österreichischen Werkbundes Herr
Stephan Rath und viele andere. Die Ausstellung ist bis auf weiteres täglich UVIontag aus-
genommen von bis Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden in den Monaten Mai und Juni von 6.442, die Bibliothek xfon 2.834 Personen
besucht.
ÜNSTGEVVERBESCHÜLE. PREISVERLEIHÜNGEN. Zum ersten Male
wurde der von der Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbesehule gestiftete
Lobmeyr-Preis in diesem Jahre verliehen; ihn erhielt in der Höhe von xzoo Kronen der
Schüler Otto Fenzl der Schule des Professors Anton Hanak für eine in Ton modellierte
Kolossalgruppe. Die in diesem jahre zur Vergebung gelangten drei Eitelberger-Preise von
je 600 Kronen erhielten Hertha von Bucher aus der Schule des Professors Michael
Powolny für ihre keramischen Originalarbeiten; Maria Sophie Dolnicka aus der Schule
der Professor Adele von Stark für eine Folge von fünf Ernailbildern eines l-Iausaltars;
I-lertha Ramsauer aus der Schule des Professors Dr. Oskar Strnad für ihre unter Leitung
des Professors von Larisch hergestellten schriftkünstlerischen Arbeiten.
Im diesjährigen Wettbewerb um den Max Mauthner-Preis der niederösterreichischen
l-Iandels- und Gewerbekammer hat für die beste Lösung der Aufgabe eine Ofenkachel,
Original oder Modell in Gipsguß" über Vorschlag der Direktion die niederösterreichische
Handels- und Gewerbekarnmer den Preis zuerkannt dem Schüler der Werkstätte für
Keramik Hans Adametz. Den Wettbewerbsteilnehmern Otto Fenzl, Hertha von Bueher,
Ella Max und Alice Teichtner sind schriftliche belobende Anerkennungen für ihre Wett-
bewerbsarbeiten erteilt worden. Eingelaufen sind im ganzen 16 Arbeiten, von denen
zwei- als den Wettbewerbsbestimmungen nicht entsprechend aus demselben ausgeschaltet
worden sind.
272
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 51b
I.TECI-INIK UND ALLGEMEINES.
FlLOW, B. Denkmäler der thrakiachen Kunst. Mitteil.
des Kaiserl. deutschen Archäolog. Instituts, Röm.
Abt, XXXII, 1-2,.
HILDEBRANDT, H. Europa und die asiatische Kunst.
Deutsche Kunst und Dekoration, April-Mai.
LEHRS, M. Alfred Lichtwarks Blriefe. Zeitschr. für
bild. Kunst, Mai.
LEISCHING, jul. Balkanltunst. Mitteil. des Erzherzog
Rainer-Museums in Brünn, 1917, 1-1 z.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
GLEICHEN-RUSSWURM, A. v. Kleiderart und Bau-
weise. Innen-Dekoration, Mai.
HEILMAIER, M. Ein Beitrag zur Lösung der Krieger-
denkmalsfrage. Die Plastik, 1918, 4.
l-IOEBER, F. Die Aufgabe der Baukunst in der Kultur
unserer Zeit. Dekorative Kunst, Mai.
HEUSS, Th. Bildhauer Carl Stock-Frankfurt a. M.
Deutsche Kunst und Dekoration, April-Mai.
JESSEN, P. Peter Behrens. Reclams Universum,
11. April.
KRAFT, L. Ein neuer KaHeeraum in Halle. Innen-
Dekoration, Juni.
Turnhalle der technischen Hochschule Aachen.
Innen-Dekoration, Mai.
Neubau, Der, des Kurhauses in Baden-Baden. Der
Architekt, XXI, 12.
SCHINNERER, Ant. Wilhelm Gerstel. Die Kunst für
Alle, 1918, 13-14.
SCHMITZ, H. Das Haus Hirsch in Messingwerk bei
Eberswaldc. Dekorative Kunst, Mai.
SIEVEKING, j. Das Relief des Archelaos von Priene.
Mitteil. des Kaiserl. deutschen Archäolog. Instituts,
Rörn. Abt., XXXII, 1-2.
STIERLING, H. Das Rätsel des Sebaldusgrabes.
Monatsheite für Kunstwiss, XX. 5-6.
TIETZE, H. Otto Wagner. Kunst-Chrom, 1918, 29.
Töpferkunst. Die Plastik, 1918, 2-3.
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so-
EGLI, j. Die Wandmalereien im Rathaus zu Appenzell.
Anz. für Schweiz. Altertumsk, N. F. XIX, 4.
RODENWALDT, G. Gemälde aus dem Grabe der
Nasonier. Mitteil. des Kaiserl. deutschen Archä-
olog. Institutes, Röm. Abt., XXXII, 1-2.
SCHUMANN, P. Arbeit-Wohlstand-Schönheit, ein
neues Monumental-Gemälde Max Klingers. Zeit-
schrsfur bild. Kunst, Mai.
SECKER, H. F. Dürer undMantegnas Fresken inPadua.
Zeitschr. für bild. Kunst, April.
SIMON. K. Aus Peter von Comelius Frankfurter Tagen
Zeitschr. für bild. Kunst. Mai.
VOGEL, J. Das Freskobild des Erzengels Michael im
Museum der bildenden Künste zu Leipzig. Zeit-
schr. für hild. Kunst, April.
IV. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
FESTE LEDER- UND BUCH-
BINDERARBEITEN
BOGENG, G. A. E. Neue Einbände von Paul Kersten.
Archiv für Buchbinderei, April-Mai.
COLLIN, E. Das textile Kunstgewerhe auf der Leip-
ziger Frühjahrs-Mustermesse 1918. Textile Kunst
und Industrie, XI, r.
HILDEBRANDT, H. Die Stuttgarter Inszenierung von
Glucks Iphigenie auf Tauris". Deutsche Kunst
und Dekoration, April-Mai.
MICHEL, Wilh. E. J. Margolds Keks-Packungen.
Dekorative Kunst, Juni.
ROSSBACH, E. Deutsche Batiks oder echte Batilts?
Textile Kunst und Industrie, XI, x.
SCHMIDT,A. Sächsische Einbände in der Großherzog.
Hof- und Landeshibliothek zu Darmstadt. Zeitschr.
fiirBiicherfreunde, N. F. 1-2.
SERVAES, F. Neue deutsche Tapeten. Deutsche
Kunst und Dekoration, März.
WALDE, K. K. k. Fachschule für Textilindustrie in
Wien. Textile Kunst und Industrie, XI, 1.
Perlstickereien. Textil Kunst und Industrie, XI, r.
V.SCI-IRIFT. DRUCK. GRAPH.
KUNSTE so
BERINGER, J. A. Der Radierer Emil Anner. Die Kunst
für Alle, XXXIII, 17-18.
BRAUNGART, R. Neue Arbeiten von Ferdinand Staeger.
Deutsche Kunst und Dekoration, Juni.
BREDT, E. W. Holzschnitte von JosefWeiB. Deutsche
Kunst und Dekoration, juni.
CHRISTOPHE, F. Paul Scheurich als Graphiker.
Deutsche Kunst und Dekoration, April-Mai.
MERBACH, P. A. Der große Wettbewerb für Kriegs-
anleihe-Plakate. Deutsche Kunst und Dekoration,
juni.
SCHÜRMEYER, W. Die Hy-pnerotomachia Polifili des
Francesco Colonna. Zeitschr. für Bücherfreunde,
N. F. n.
SCHULZE, 0. Scherenschnitte Walter Kamprnanns.
Deutsche Kunst und Dekoration, März.
UTITZ, E. Fest- und Eintrittskarten von Cipriani und
Bertolozzi. Deutsche Kunst und Dekoration, März.
VOGEL, T. Aus Dan. Chodowieckis Briefen an Anton
Graff. Archiv für Buchgewerbe, Jäm-Febr.
WITKOWSKI, G. Das künstlerische Buch der Gegen-
wart. Zeitschr. für Bücherfreunde, N. F. 1-2.
Daumiers Holzschnitte. Zeitschr. für Bücher-
freunde, N. F. 3.
VI. GLAS. KERAMIK su-
DUVE, H. Neues Kopenhagener Porzellan. Deutsche
Kunst und Dekoration, Juni.
EISLER, M. Die Gmundener keramische Werkstätte.
Der Architekt, XXI, 12.
FILOW, B., s. Gr. l.
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
wignv Smbenring zu 159111911. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
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JOSEF FÜHRICH
VON DR. MORIZ DREGER. I-IERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM FUR KULTUS UND
UNTERRICHT
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Textband. 40. 17 Bogen mit 45 Illustrationen in Lichtdruck
und Zinkätzung, davon farbig. Tafelband im Formate
4536 Zentimeter, mit 60 Tafeln in Lichtdruck und Heliogra-
vüre. Einmalige Ausgabe in 500 Exemplaren und 65 un-
verkäuflichen Dedikationsexemplaren. Subskriptionspreis
für beide Teile gebunden in Original-I-Ialbleinenband 96.
Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom
k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht herausgegebenen
Serie von Werken, die das Schaffen hervorragender österrei-
chischer Künstler in musterhaften Wiedergaben und in monu-
mentaler Weise zur Anschauung bringen sollen. Der Verfasser,
Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger, Dozent an der Wiener
Universität und an der Akademie der bildenden Künste in
Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäftigt und konnte
bisnun ganz unbekannte Qjellen benützen. Der Tafelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht
unmittelbar nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
IDIOIÜICIUICICHQDIQICIIGIEIÄIEIIOIUIOIDICICIICIDICIDIOIßIUICICIIOICIIOICIIOICIIOICIIOIÜIOIDIOI
JOSEF FÜHRICHS WERKE
nebst dokumentarischen Beiträgen und Bibliographie, gesammelt von
HEINRIC VON WO ER LE unter Mitwirkun von ERI
STROI-IMER. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht mit Abbildungen. Preis broschiert 15, in Original-
Leinenband 16'50. Dieser Oeuvre-Katalog" bildet die Ergänzung
zu der oben angezeigten groijen Monographie. Beide Werke sind zu
beziehen durch alle Buch- und Kunsthandlungen sowie durch den Verlag.
Nach einem Aquarell von Rudolf Alt Der Hohe Merkt", 1835
SEIN LEBEN UND SEIN WERK
HERAUSGEGEBEN VOM K. K. MINISTERIUM FÜR KULTUS UND UNTERRICHT.
TEXT VON LUDWIG HEVESI,
nach dem hinterlassenen Manuskripte für den Druck vorbereitet durch KARL M. KUZMANY.
23 Bogen Gr. 4". 61 Tafeln, davon 31 farbig. 100 Texthilder, davon farbig. Gebunden in Original-Leinenband.
Einmalige Ausgabe in 500 Exemplaren und 50 unverkiuflichen Dedikationsexemplaren.
Subskriptionspreir 200.-. Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Diese Werk erschien als zweite Verößentlichung einer Serie von Monographien, die in monumentaler Weise
du Schafen der öljten österreichischen Künstler des neunzehnten Jahrhundert darstellen werden.
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Zemperafarben
Ölfarben
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zu richten. Für die Rednktion verantwortlich Franz Ritter.