Ein alter Stich in dem Werke: „Darstellung des grätiich Friesischen Hauses auf dem josefsplatz am 16. Jänner 1814, Wien bey Degen", zeigt noch den ehemaligen Zustand, unseren Modellen entsprechend. In den dem Saale IX angegliederten Räumen sind, wie oben erwähnt, einige hervorragende Arbeiten der Plastik des XVIII. Jahrhunderts aus Blei zur Ausstellung gebracht. Ein hervorragendes Stück ist die in Blei gegossene Figur einer liegenden Frau mit einem Hunde von Raphael Donner, die in der Literatur als „Nymphe mit Hund" bezeichnet wird (Abb. 32). Sie ruht in vornehmer Haltung auf einem mit einem T uche belegten weichen Lager, nackt, nur die Scham mit einem Tuche bedeckt, trägt eine modische Frisur, stützt sich auf den rechten Arm und spielt mit einem Schoßhündchen, das neben ihr auf dem Ruhebette liegt. Das Profil ist von großer Feinheit, der Körper schlank und lang und anmutig in der Bewegung. (Die Gruppe ist 37 Zentimeter lang.) In der Komposition erinnert dieses Werk sehr an die Brunnentigur der March vom Donner-Brunnen am Neuen Markte, nur ist diese Frau viel herber in den Zügen des Gesichtes sowohl wie in der Behandlung des Nackten. Der Kopf der Nymphe ist viel individueller, fast porträthaft in seiner Wirkung und Donner wollte wohl auch nicht eine Nymphe, sondern eine vornehme Dame darstellen, die sich ihre Zeit mit dem Schoßhunde zu vertreiben sucht." Die Entstehung dieses Werkes fällt wohl in die gleiche Zeit wie die Arbeit Donners am Brunnen auf dem Neuen Markte, um 1739. Aus der Zeit der Regierung Kaiser Josefs II. besitzt das Museum einen sehr interessanten Entwurf für ein Denkmal der Kaiserin Katharina II. von Rußland, das in Blei gegossen ist und aus der Figur der Kaiserin, die auf einem geflügelten Pferde in Herrensitz reitend dargestellt ist, und vier sitzenden allegorischen Figuren besteht (Abb. 33). Die Kaiserin, die die Haare im Nacken geknüpft hat, trägt einen römischen Brustpanzer, einen faltigen Rock und hat die Beine über den Ansatz der Flügel des Pferdes gelegt, das auf den Hinterüißen tanzt und sich bäumend die Vorderfüße stark erhoben hat. In der Rechten hält die Kaiserin den Feldherrnstab gesenkt nach unten und blickt, den Kopf nach rechts wendend, streng gegen den Be- schauer. (Höhe 44 Zentimeter.) An den Hufen der Vorderfüße des Pferdes finden sich zwei Zapfen aus Blei, die keine Berechtigung hätten, wenn man nicht noch Figuren oder Embleme als Stützen hätte aufbringen wollen. Es scheint also dieses Modell noch nicht zur Ausführung bestimmt gewesen zu sein. Auch die Gruppierung der vier allegorischen Figuren ist nicht sicher- gestellt, da das vorhandene Postament nicht zu den Figuren paßt und jedenfalls erst später angefertigt worden ist. Die vier Gestalten stellen die Stärke, den Sieg, die Wahrheit und die Verschwiegenheit dar (Abb. 34 bis 37). Die Stärke ist symbolisiert durch eine Figur des Herkules, der den mächtigen Kopf in die Rechte gestützt hat und mit der Linken die Keule hält (der rechte Fuß ist unter dem Knie i" Ein zweites sehr schönes Exemplar dieses Gusses bei Herrn Stephan von Auspitz in Wien. m