IOO ähnlichenKom- positionen, wie sie in Marmor gearbeitet als Altarschmuck dienten, ver- wandte Er- scheinungen. ' Noch nähere Beziehungen aber bekunden die verschie- denen holz- geschnitzten Bruderschafts- zeichen, die als eine typisch venezianische Erscheinung bezeichnetwer- den können"; das Studium dieser Arbeiten wird für die Erkenntnis des Stiles unseres Meisters ohne Frage von großem Werte sein, wie überhaupt die häufige Verwendung dieses Materials als Symptom der künstlerischen Sonderstellung Venedigs bekanntlich stets hervorgehoben wurde. Der Übergang, der hier zutage tritt, aber ist für Brustolon wie für die Stilstufe, auf der er steht, im allgemeinen charakteristisch. Das Hin- und Herwogen zweier Richtungen, die sich bekriegen, findet auf dem neutraleren Boden des Kunstgewerbes noch am ehesten Bereitwilligkeit für Versöhnung und Kompromisse. Vor einer Custodia der heiligen Theodora in der Kirche San Giacomo zu Feltre"""' wird diese Zwitterstellung besonders leicht klar- gelegt werden können; wie die äußeren Umrißlinien der Truhenforrn doch noch unverschleiert erscheinen, obwohl angebrachte Ornamente, Ranken, ein reiches Gekräusel verwirrter Kurven und die quergelegten Cherubsköpfe in ihrer Funktion als Fußgestelle mit aller Macht gegen die Verdeutlichung der Grundform ankämpfen. Die verschiedenen Rahmen, die als Arbeiten Brustolons bezeichnet werden, sind auf ihre Zugehörigkeit noch zu unter- suchen. Auch vor ihnen läßt sich der eben entwickelte Prozeß feststellen. " Vgl. zum Beispiel Emico Meiringos Altar der Kapelle del Monte di Pielä zu Udine (Hans Tietze, „Zeitschrift für bildende Kunst", igxß, Seite 245). "H Erika Tietze. "Kunsihistoxisches Jahrbuch der Zemralkommission", Wien 1907, Seite 82 ff. H" Abbildung bei Ferrari, a. a. O. Abb. 6. A. Brustolon, Reliquiarentwurf