Die einfacheren (und wahrschein- lich älteren) Bei- spiele, deren De- kor nur aus einem üppigen, von Kin- dergestalten be- lebten Ranken- werke besteht, hal- ten noch ganz an der Anordnung fest, wie sie für Buchfrontispizien der zweiten Hälfte des XVII. jahrhun- derts eigentümlich war." In reicheren Arbeiten, wie an einem prächtigen, jetzt in Genua befindlichen Rah- men" ist das Abweichen von der viereckigen oder rechteckigen Grundfonn nur an Abb. 7. A. Bruslolon, Reliquiar, Buchs- und Ebenholz, Höhe 96 Zentimeter, der oberen Leiste Breite B5 Zentimeter (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe) ins Werk gesetzt worden; die bekrönende Figur einer Fides wird als Dreieckskomposition als oberer Abschluß aufgesetzt, ohne daß der gesteigerte Schmuck der übrigen Rahmenleisten sich außerhalb der geradlinigen Umrißkonturen wagen würde. Die alten Formen der Renaissancekunst (oft noch der Spätgotik), die üppige und dicht aneinandergerückte Barockomamente äußerlich über- decken, aber nicht völlig verdecken, kämpfen mit den Ansätzen einer sich bahnbrechenden Kunstanschauung, die das Wesentliche zu verneinen sucht und dem Zufälligen, Scheinbaren zur Herrschaft verhelfen möchte. Wie bei Brustolon dieses I-Iinlenken zu einer Überwindung des Schweren und Schwerfälligen vor sich ging, wieweit die ihm innewohnende Entwicklungs- fähigkeit ein Schritthalten mit dem Gange der allgemeinen Evolution für statthaft hielt, dies versinnbildlicht am besten die folgende Studie zu einem "' Ein besonders glückliches Beispiel bietet ein Titelblatt des Johann Ulrich Stapf, tätig in Augsburg um 1670 bis etwa 1695; abgebildet bei Lehnen, a. a. 0., II, Abb. x16. "l Abgebildet „Arte italiana decorativn e industriale", Band II, 87. 2!