Im Gefolge der Weltausstellung kam ihm ein anderer großer Auftrag: die Skulpturen für den Pennsylvania-Bahnhof in Philadelphia. Wenn man ihn nur nach dem Zollstab bemißt, aufzählt, daß es sich dabei um einen großen Terrakottagiebel von 50 Fuß Länge, einen Fries in einem Wartesaal von 30 Fuß Länge, zwei überlebensgroße Figuren als Uhrträger, zwei kleinere Giebel und zehn weitere Reliefs mit historischen Darstellungen handelte, wenn man dazu bemerkt, daß über alles ein Gewimmel von Figuren ausge- schüttet wurde, soviel nur aus dem Füllhorn ging, und ungefähr zwei Arbeits- jahre rechnet - und andere Arbeiten liefen mit -, so ist das künstlerische Resultat damit auch ausgerechnet: das objektive Resultat; für ihn persönlich blieb es eine erstaunliche Leistung und, so sehr sie überhetzt war, trotz allem auch eine ehrliche Leistung. Nun mochte aber der Renner tüchtig erschöpft sein und gern in eine gemäßigte Gangart fallen. Mit Chicago und der Pennsylvania-Station war der jugendliche Sturm und Drang überwunden, und bei seinen nächsten Arbeiten hat man das Gefühl, als löste sich aus einem Wirrwarr lauter Stimmen ein zarter, reiner Ton, sie überwindend,dann mächtiger anschwellend und schließlich allein und siegreich herrschend. _ Innerliche Wandlungen pflegen auch in veränderter äußerer Lebens- haltung ihren Ausdruck zu finden. Bitter hatte bisher seine Werkstatt mitten im lärmenden Getriebe auf der Ostseite der Stadt aufgeschlagen; nun zog er sich von da zurück und baute auf den steil sich erhebenden Uferfelsen, den New-Jersey-Cliffs des Hudson River, sein eigenes Wohnhaus und Atelier, nicht so sehr fern vom Getriebe als über ihm, mit dem Blick über das ganze, große riesenhafte New-York und den mächtigen Fluß, dessen schimmernde Straße man bis zu seiner Mündung übersah. Auch sein geselliger Verkehr, der ein sehr ausgebreiteter gewesen war, schränkte sich auf einen kleinen Kreis guter Freunde ein; das Haus selbst teilte er mit einem Freunde, der ihm besonders nahestand, einem Amerikaner vom besten Kemholz, wie man sie in den guten alten Familien des Landes findet. Durch ihn gewann er ein vertieftes Verständnis für amerikanisches Wesen, das er nun über die Tages- meinung hinweg, die meist so falsch über Volk und Land unterrichtet, aus seiner Geschichte und den Lehren der Gründer des Staatswesens zu erfassen suchte. Die amerikanische Staatsbürgerschaft hatte er bereits erworben. Unter einer Reihe von dekorativen Arbeiten für Privatleute, die nun folgten - als „decorative sculptor" galt er vor allem -, ragen hervor und zeigen eine neue Note die für G. W. Vanderbilts Haus in New-York und seinen Besitz in Biltmore, North Carolina, geschaffenen; sie sind strenger und edler in Form und Auffassung. Die Jugend schwelgt gern in Massen, die Reife geht auf Gehalt. Mehr als die großen Reliefdarstellungen, zumeist in Eichen geschnitzt, und die Einzelfiguren, unter denen eine Jeanne d'Arc und ein St. Louis hervorzuheben sind, fesselte ihn das kleinste Objekt, das er mit besonderer Liebe behandelte: ein Paar Kaminvorsätze aus poliertem Stahl für das Haus in Biltmore, die in den Gestalten einer Venus und eines Vulkan