genannt und vor allem schon von altersher ein Gewerbe der I-Iafner und der Weber. Denn wenn man um die Wende des XII. zum XIII. Jahr- hundert fiandrische Färber nach Wien verpfianzte („Flandrenser") - das erste Beispiel der Aufmischung des gewerblichen Blutes - und diesen Ein- gewanderten m08 ein eigenes Recht verlieh, so muß angenommen werden, daß die Berufung dieser Färber ihren Sinn nur in dem Vorhandensein umfangreicher Hauswebereien haben konnte, deren Erzeugnisse man nicht selbst gut zu färben vermochte. 1222 hören wir von reichen Geschenken, welche die Wiener Gewerbe aus Anlaß einer Hochzeit im Babenbergischen Hause gewidmet haben. Schon vorher setzte der Bau der ältesten Teile von St. Stephan, des Schottenklosters und der Babenbergerburg Vorhandensein oder Heranziehung aller Art von bau- und kunsthandwerklich Tätigen voraus. Wir dürfen uns wohl denken, daß die Wiener Burg in welcher um Reinmar und Walter von der Vogelweide sich eine glänzende Hofgesellschaft versam- melte, mit Komfort ausgestattet war, der nicht ausschließlich von fremden Händen hergestellt worden ist, wenn auch so manches Kunstwerk durch den regen Handel hiehergebracht wurde. Neumann hat darauf aufmerksam gemacht, daß Wien und Krems bereits seit der Mitte des XII. Jahrhunderts in Sizilien als wichtige Handelsplätze bekannt waren," und daß die Kreuz- züge einen Verkehr in den Donauländern förderten, der nicht nur auf Passivhandel beruhte, unterliegt keinem Zweifel. Alt sind auch die Be- ziehungen Wiens zu Venedig, das im XII. Jahrhundert Gewicht darauf legt, daß die Verbindung Österreichs und Süddeutschlands mit dem Orient über Venedig gelenkt wird, wodurch Wiener-Neustadt als Handels- und Gewerbe- stadt und die Semmeringstraße zu jener Bedeutung gelangen, die sie dann durch die Jahrhunderte einnehmen. Vor allem auf diesem Wege kommen orientalische Textilien hieher, die im Lande verarbeitet werden für kirchliche und profane Zwecke, und Goldschmiedetechniken, welche aufgenommen werden und befruchtend wirken. Dieser immer weiter sich verzweigende Verkehr hebt den Wohlstand, bringt neue Ideen und regt bis dahin unbe- kannte Bedürfnisse an, immer ertragfähiger wird der Nährboden für das heimi- sche Kunsthandwerk, das sehr bald von der Deckung des Eigenbedarfes zur Deckung des lokalen und benachbarten Kundenbedarfes übergeht und sich durch Heranziehung immer neuer Arbeitskräfte festigt und erweitert. Wien als Erzeugungsstelle von weithin geschätzten Modekleidern nimmt schon zu Beginn des XIII. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz ein, auch seine Frauengürtel sind berühmt und ebenso die Arbeiten seiner Plattner. Die Babenbergischen Fürsten lassen die inneren Zusammenhänge verwandter Handwerksbetriebe durch Aneinanderrücken der Werkstätten auch äußer- lich hervortreten, aus gewerbetechnischen, polizeilichen und vielleicht aus hygienischen Gründen. Im Umkreise der Bognergasse sitzen schon um die Mitte des XIII. Jahrhunderts die Bogner nicht nur, sondern auch Pfeil- ä In seinem geographischen Sammelwerke nennt der arabische Gelehrte Idrisi am Hofe Rogers II. Biäna (Wien), Ghermesia (Krems).