in Wechselwirkung standen. Es sind besonders aus den Balkanländem wertvolle Samm- lungen angeschlossen worden, die aufzeigen, wie viele Fäden aus dem nahen Orient in das alte Bollwerk germanischer Kultur reichen, das der Kaiserstaat bildete. Dr. Haberlandt ist wohl ursprünglich von ethnographischen Gesichtspunkten ausgegangen und hat die wissenschaftliche Forschung, den Zusammenhang mit den Disziplinen der Universität stets im Auge behalten. Aus dem erfolgreichen Verlauf der Sammeltätigkeit ist aber ein neues Ergebnis ganz naturgemäß von selbst entstanden. Es wurde doch auch ein Museum der Volkskunst, weil alle sichtbare, schöpferische Werktätigkeit kulturell ver- anlagter Völker naturgemäß zur künstlerischen Formgebung drängt. Wie wir heutedie künstlerische Veranlagung der Kinder kennen, die früher so oft unbeachtet und vernach- lässigt blieb, so lernten wir auch die Gestaltungskraft und formgebenden Fähigkeiten jener Bevölkerungsschichten kennen und schätzen, die sich in ihren ländlichen, ursprünglichen Lebensverhältnissen die kulturelle Kindlichkeit erhalten haben. In der ursprünglichen Frische der kraftvollen und handwerksmäßigen Lösung vielfältiger Aufgaben des Wohnens undWirkens, in demEinliuß lokaler, klimatischer und technischerArbeitsbedingungen, in den Nachwirkungen von Sitte, Neigung und Fähigkeit liegt ein Ansporn zu so mannigfaltigem Schaffen, wie es diese reiche Sammlung zeigt. Das erste Stockwerk enthält die Leistungen der deutschösterreichischen, der Sudeten- und Karpathenländer und als künstlerisch wert- vollsten Teil die abgesonderte bedeutende keramische Sammlung. Das Erdgeschoß zeigt die Arbeit der Adria- und Balkanländer, der Schweiz, der romanischen Länder, eine europäische Vergleichssammlung und als künstlerisch abgerundete Vorführung die bäuerlichen Wohn- stuben, sowie eine Sammlung von Beleuchtungs- und I-Ierdgeräten. Es ist stets darauf Bedacht genommen, daß innerhalb der geographischen und kultu- rellen Zusammengehörigkeiten auch die technisch und künstlerisch zusammenhängenden Leistungen aneinandergereiht wurden, so daß außer den Sonderkollektionen noch jede einzelne Gruppe ihr Mobilar, ihre Keramik etc. aufweist. Es ist lebhaft zu wünschen, daß nun auch noch jene so anregende Darstellungsform volkstümlichen Lebens und Schaffens zur Ausbildung gelange, die in den vorbildlichen Sammlungen des skandinavischen Nordens so wirkungsvoll vertreten ist. Die Aufstellung und Einrichtung volkstümlicher Bauten, das Bautenmuseum, wäre der nächste Schritt, zu dem dieser Reichtum an Sammelgut drängt. KLEINE NACHRICHTEN 50' MAX KLINGER Kaum dreiundsechzigjährig ist Max Klinger am 4. Juli dieses Jahres auf seinem Landgute Großjena bei Naumburg einem Leiden erlegen, das ihn - infolge einer Lähmung - bereits einige Zeit vorher des Gebrauches der rechten Hand beraubt hatte, für einen Künstler, dem Schaffen und Leben stets gleichbedeutend war, gewiB ein bitteres Los. Allein als Klingers Kräfte zu versagen begannen, war sein künstlerisches Werk eigentlich schon abgeschlossen und so spielt diese kurze, traurige Periode des Verfalles gegenüber einem Leben, das im ganzen aus einer stolzen Kette von Gipfelpunkten bestand, eine kaum nennenswerte Rolle. Was Nietzsche einmal von sich gesagt hat: „Zwischen drei Begabungen die mittlere Linie finden - mein Problem", das gilt auch von Klinger, dem genialen Radierer, Maler und Plastiker. Aber hinter dieser Dreigestalt des bildenden Künstlers steht unsichtbar und doch in jeder Äußerung deutlich fühlbar der Dichter, Denker und Musiker Klinger. Eine derartige Universalität des Talentes und der Bildung, wie sie uns bei Klinger begegnet, ist seit den Tagen der Renaissance in der Kunstgeschichte nicht wieder hervorgetreten, und von ganz renaissancemäßigem Zuschnitt ist auch Klingers grandioses Kunstwollen und die staunenswerte Vielseitigkeit seines technischen Könnens. Gleich seinem großen