220
Zusammenhang der Licht- und Schattenmassen aus dunklen, frisch gestrichenen Ölfarb-
gründen herausholen oder auf dunkle Gründe aufsetzen. Er setzt die Arbeitszeit für die
einzelnen Übungen oft bis auf 15 Minuten herab. Oft läßt er die Schüler auch unmittelbar
nach der Natur in Holz oder Linoleum schneiden. Die plastischen Übungen werden un-
mittelbar aus dem Gips- oder Holzblock herausgeschnitzt.
Die Fachklasse für Malerei des Professors Bertold Löffler zeigt vorwiegend Plakat-
entwürfe und graphische Arbeiten.
Der neuberufene Leiter der anderen Fachklasse für Malerei, Professor Müller-Hof-
mann, bezeichnet als allgemeines Ziel seines Unterrichtes die Auffassung der Fläche als
eines rhythmisch zu gliedemden und farbig zu einer Harmonie zu schließenden Ganzen.
Er sieht das Problem der Malerei in der Verbindung des Zweidimensionalen mit dem Drei-
dimensionalen, der ästhetisch befriedigenden Flächenwirkung rnit dem Raum, des Abstrakten
mit dem Realen. Er fordert daher von seinen Schülern Unterdrückung der malerisch-
imitatorischen Tendenz und verlangt Betonung des Plastischen und Organischen. Seine
Schüler sollen mit menschlichen Formen bauen lernen, was mit nur malerisch erfaßter,
naturalistisch empfundener Form unmöglich ist. Während so im zeichnerischen Entwurf
stärkstes Schließen der Form bis zur übertriebenen Plastik angestrebt erscheint, ist dagegen
das Prinzip der farbigen Skizzen vollständige Wiederauflösung jedes Teiles, auch des tiefsten
Schattens in Farbe. Die Ausstellung dieser Abteilung zeigt neben iiguralen Naturstudien
zahlreiche gezeichnete und farbige Entwurfskizzen.
Die Werkstätte für Emailarbeiten, geleitet von Professor Adele Stark, stellte Limou-
siner Grisaillen mit und ohne farbigem Überschmelz, Platten und Plättchen in Maleremail
und in Cloisonne-Technik aus - alle leider ohne Fassung, die den Stücken erst die volle
beabsichtigte Wirkung geben würde.
Die von Professor Michael Powolny geleitete Werkstätte für Keramik bringt Original-
keramiken, und zwar freihändig gedrehte Gefäße mit bunten Majolikaglasuren, Ofenkacheln,
deren Formen negativ in Gips geschnitten wurden, frei modellierte iigurale Stücke bunt
glasiert oder schwarz gebrannt und eine große, durchbrochene, graphitierte Vase.
lm IX. und III. Jahrgang des Technischen Zeichnens lehrt Professor Dr. Oskar Strnad
die Schüler kunstgewerbliche Gegenstände, Möbel und Architekturen sachgemäß und
technisch richtig aufzunehmen und darzustellen, wobei zugleich die in der Praxis erforder-
liche Gewandtheit im Gebrauch der zeichnerischen Mittel erworben wird.
Die Übungsvorträge über Baukonstruktion, die Dozent Dr. josef Frank hält, bringen
den Schülern alle jene praktischen Kenntnisse bei, die zur Durchführung einfacher Bauten
notwendig sind. Materialkunde, Konstruktionslehre und Bauführung werden der Reihe nach
behandelt. Zeichnerische Durchführung aller für die Ausführung eines Baues notwendigen
Pläne, also der Einreich-, Polier- und Detailpläne der verschiedensten Gebäude ergänzen
die Vorträge.
Im Schulgebäude der Fichtegasse stellte Professor Franz Öizek die Arbeiten seiner
Schüler aus und nennt die heurige Tätigkeit seiner Abteilung „Erneuerung der geistigen
Grundlagen des rhythmischen Gestaltens".
REISZÜERKENNUNG. Das Professorenkollegium der Kunstgewerbeschule hat
in seiner Sitzung vom 22. Juni zuerkannt: den heurigen Eitelberger-Preis an Karoline
Fink, derzeit Schülerin der von Professorin Adele Stark geleiteten Werkstätte für Email-
arbeiten und der Fachklasse für Malerei des Professors Müller-Hofmann für eine in
Limousiner Emailtechnik auf Kupfer gemalte Apostelfigur; ferner den heurigen Lobmeyr-
Preis an Angela Stadtherr, derzeit Schülerin der Fachklasse für Bildhauerei des Pro-
fessors Anton Hanak für eine fast lebensgroße, in Messingblech getriebene Statue einer
Göttin.
Der Eitelberger-Preis, gestiftet von der Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbe-
schule zur Erinnerung an den Begründer des Österreichischen Museums, Rudolf von