Dieser kam noch am selben Tage und beruhigte ihn. In einem besonderen Memoxiale erbat sich Füger zur Vorbeugung gegen weitere Einquartierungen speziellen Schutz für den großen Marmorsaal als Depot der Galerie, für den botanischen Garten und das dazu- gehörige Gebäude sowie iiir die Wohnungen der Beamten und Diener, worüber er eine schriftliche Zusicherung erhielt. Die Folge bewies, daß ohne diese Maßregel das ganze Belvedere den eigenmächtigen Einfüen des französischen Kommissärs preisgegeben gewesen wäre. Fügers Bericht ergeht sich nun des weiteren ausführlich über die nachfolgenden Einquartierungen bis zum November 1809, die von wenigen hundert auf mehrere tausend Mann stiegen und während welcher wiederholte Durchsuchungen des Palais und der Nebengebäude sowie neuerliche Besuche Denons und seiner Untergebenen stattfanden. Die größte Gefahr drohte, als am 14. November zu den schon vorhandenen 300 noch 3000 Mann einquartiert wurden, zumal die naßkalte Witterung den meist schlecht gekleideten Soldaten nicht erlaubte, im Freien zu bleiben und nur zwei Öfen und drei Küchenherde da waren. Die übrigen Öfen waren ohne Rauchfang, daher ihre Benutzung im höchsten Grade feuergefahrlich. Unbekümmert darum heizten die Soldaten, so daß die k. k. l-Iofbaudirektion genötigt war, bedeutende Wachverstärkungen zu requirieren, wo- durch tatsächlich einem Unglück vorgebeugt wurde. Eine Hauptursache der Unzufrieden- heit der Soldaten war, daß sie Stroh und Brennholz nur tagweise und erst dann bekamen, wenn wieder neue Truppen angekommen waren. Zur Besserung waren weitwendige Ver- handlungen mit dem französischen Kommissariat nötig. Dazu kamen unüberwindliche Schwierigkeiten des Transportes. Daher ergaben sich bei Ankunft der 3000 Mann, die auf dem nackten Fußboden liegen mußten, entsetzliche Zustände. Immerhin war es noch ein Glück, daß die französischen Soldaten selbst sahen, die Mängel seien nicht der Haus- administration, sondern der eigenen Verwaltung zuzuschreiben. Dessenungeachtet haben Mutwille und Roheit so vieler Tausende sich selbst überlassener zügelloser Menschen nicht nur brutale Verstiimmlungen von Statuen, Porträten usw., sondern auch allerlei „Unilätereien" zur Folge gehabt und die Zimmer wurden durch rücksichtsloses Heizen und Kochen ruiniert, so daß sich die umfassendsten Reparaturen als notwendig erwiesen. Ein Glück war es, daß die Beamten und Diener nicht auch noch aus ihren Wohnungen verdrängt wurden, so daß wenigstens sie für die Verhütung der Feuersgefahr und Bewachung der Depots nach Kräften sorgen konnten. Gezeichnet ist der Bericht von Füger als Galeriedirektor, Johann Tusch als ersten Galeriekustos und Rosa als Galeriekustos. Über diese Relation erstattete der Oberstkämmerer Graf Wrbna am 17. Februar 1810 Vortrag: „Bereits in meinem Berichte vom 28. Februar 1809 habe ich auf die Verleihung des Titels und Charakters eines k. k. Rates und Schloßhauptmannes für den Bilder- galeriedirektor Füger angetragen. Derselbe vertritt zugleich die Schloßhauptmannstelle und genießt deshalb eine jährliche Zulage von 700 fL, welche beinahe die Hälfte des wirklichen Gehaltes des Schloßhauptmannes ausmacht. Um ihm daher eine auf- munternde Auszeichnung zu verschaffen, wie den von ihm während der letzten Ereignisse bewiesenen Eifer zu belohnen, glaube ich meinen a. u. Antrag erneuern zu dürfen. Eure Majestät geruhten aber zu entschließen, daß, bevor Ah. dieselbe den Antrag genehmigen, anzuzeigen ist, welchen Verlust die Bildergalerie durch den Feind erlitten habe. Da der beiliegende Bericht nicht nur die Ah. befohlene Auskunft, sondern auch die klare Recht- fertigung des Fügers enthält, der ich nur noch die Bemerkung beizufügen finde, daß in der letzten Epoche durch die Betriebsamkeit des Direktors Füger weit mehr Bilder der Galerie zukamen, als im Jahre 1809i von hier weggeschaift wurden, so erlaube ich mir ehrfurchts- vollst auf die Ag. Verleihung des Rats- und Schloßhauptmannstitels mit Nachsicht der Taxe und nebstdem einer Zulage von jährlichen 750 EL, welche eigentlich nur eine (Mehr-) Auslage von 50 H. beträgt, wiederholt a. u. anzutragen." ' lm Konzept des Vortrages ateht hier 1805. Das ist aber offenbar ein Schreibfehler, da ja die 1805 nach Preßburg gebrachten Bilder vollzählig wieder zurücltgelangt waren.