von Has auf Tafel XXXI seiner „Perspectiiischen Stück" dargestellte reiche Saaldecke im Wiener Landhause noch erhalten ist. Sie wurde von l-Ias in den jahren X571 bis 1572 für den Verordneten-Ratssaal der niederösterreichischen Stände ausgeführt. Die prächtige Decke ist zirka 1 I" 50 Meter lang und 6' 50 Meter breit und aus verschiedenfarbigen Hölzern, ungarischer Esche, Ahorn, Eiche, Palisander, Nuß- und Ebenholz, zusammengesetzt, deren Wirkung durch Vergoldung einzelner Teile noch erhöht wird. Aus der näheren Kenntnis dieses hervorragenden Denkmals österreichischer Werkkunst würde sich auch eine zu- treffendere Würdigung des kunstreichen Wiener Meisters ergeben, der uns mit seinen „Perspectilischen Stück" auch sein von Nikolaus Andrea i 58x gestochenes Bildnis über- liefert hat. Zu Seite 57 ist zu bemerken, daß einer der im Katalog der Ornamentstichsammlung des Österreichischen Museums von 1919, Seite 123, unter Michael Zimmermann auf- geführten Holzschnitte, l-Iandtuchrolle, Tisch und Wiege, Zimmermanns Monogramm trägt. Anerkennung gebührt auch dem Verleger, der es trotz aller Ungunst und Not unserer Tage möglich gemacht hat, das Buch in durchaus vornehmer und würdiger Weise aus- zustatten und Jessens Darlegungen durch nahezu 230 sehr gut gewählte und vorzüglich ausgeführte Abbildungen zu erläutern. Selbstverständlich fehlen dem schönen Werke nicht die ausführlichsten Literaturnachweise und ein Künstlerregister. F. Ritter ÜNSTLERISCHE ZEITFRAGEN VON W. WORRINGERR" Als Nieder- schrift eines in München gehaltenen Vortrages erscheint eine streitbare und höchst interessante kleine Arbeit des angesehenen Kunstforschers, der schon wiederholt in prä- gnanter Form grundlegende Zusammenhänge in künstlerischen Strömungen aufgedeckt hat. So kurz seine Auseinandersetzungen diesmal sind, so wichtig erscheint seine Stellung- nahme nach zwei verschiedenen Richtungen. Der erste Teil gilt der Feststellung einer Krise des Expressionismus, die dessen Ende beleuchtet. Worringer hat selbst in seinen früheren Arbeiten zur Klarstellung des Begriffes Expressionismus zur Feststellung dieser Geistesäußerung in der Vergangenheit beigetragen und ihre uralte und grundlegende Bedeutung scharf hervorgehoben. Wenn er heute die kurze Lebensdauer des Neu-Expressionismus begründet und sein Ende voraussagt, so tut er es mit größter Sympathie, aber auch mit dem Pessimismus und tiefen Bedauern, mit dem er die Kunstarmut unserer Zeit feststellt. Er sagt unter anderem folgendes: „Was viele von uns als den kaum erhofften, erlösenden Durchbruch einer neuen Elementarität und einer zweiten Naivität in unserer ermüdeten Intellektualität zu spüren glaubten, das gibt sich jetzt bei der Bilanz zu erkennen als ein bloßer neuer Antrieb zu einem gesteigerten Rafiinement der kunstgewerblichen Mache. Ein neuer, dekorativ äußerst reizvoller und aufstachelnder Schmiß der künstlerischen Modehandschrift ist von dem ganzen Aufwand geblieben. Nicht viel mehr. Fast ganz verschwunden ist bei diesem hand- schriftlichen Veräußerungsprozeß der Kern. Gewiß, dieser Kern - darüber täuschen wir uns heute nicht mehr - war eine bloße Fiktion, aber immerhin eine tragische Fiktion, eine Fiktion voll heimlichen Leidens, groß in seiner leise durchgefühlten Hoffnungslosig- keit. Jetzt aber spielt man ohne jede Tragik mit den leeren Hülsen des Expressionismus und verwendet sie unter dem Wohlwollen des vertraulich gewordenen Publikums zu einem neuen Schick der dekorativen Aufmachung." Indem Worringer der Ansicht Ausdruck gibt, daß die Kunst als soziologische Funktion und kulturelle Selbstverständlichkeit schon mit dem Ende des Barocks aufgehört hat zu bestehen und später nur mehr durch das Dasein großer Künstler als Kulturornament als Luxusfunktion der künstlerischen Phantasie weiterlebte, weist er einem anderen der Kunst nahestehenden Geistesgebiet eine bedeutungsvolle Rolle zu. Er findet in den geisügen Erkenntniserweiterungen, in der Bereicherung an Denkbildern den Ersatz und erklärt die " München 192i, Verlag Hugo Bruckmann.