stärkerer Kett- und Schußfäden nicht ver- Der orientalische Teppich schlechthin ist für uns der Knüpfteppich. Es ist seit J. Lessing"' üblich, die Knüpftechnik als eine primitive im zeitlichen wie kulturellen Sinne zu bezeichnen. Will man die Grundlagen dieser Meinung nachprüfen, muß man staunend feststellen, daß sie überhaupt fehlen. Denn weder lag die Knüpferei in den Prämissen oder der Ent- wicklungsrichtung" der antiken Textilkunst, noch kann aus dem Gebiete der Völkerkunde eine wirklich primitive Knüpfarbeit beigebracht werden, wovon sich jedermann bei einem Gange durch ein Völkerkundemuseum überzeugen kann. Es lassen aber auch der Zweck, der mit der Knüpftechnik verfolgt wird, wie ihr Charakter an sich sie als durchaus sekundär erscheinen. Denn sie setzt durch die Verwendung des Einschlages die technisch voll ent- wickelte Weberei voraus - anders als die Wirkerei, die nur deren Abart ist _, und sie ist bedingt durch eine erfinderische Leistung, die sich als solche als primär oder primitiv nicht erweisen läßt. Die Anknüpfung der Fadenbüschel an eine Kette in senkrechter Richtung in die Höhe soll eine Verstärkung des Gewebes ohne seine Unhandlich- machung erreichen, die sich beiVerwendung meiden ließefh" Es liegt also der Fall eines Wechsels innerhalb der Techniken, besser der Anschmiegung einer Technik an raffi- niertere Zwecke - geringes Gewicht, Elasti- zität s durch Aufnahme einer zweiten vor, komplizierteVorgänge, die es voll begreiflich erscheinen lassen, daß sich die Knüpfung bei Völkern, die keinen höheren Kultureinfiüssen unterlegen sein können, nicht findet. Freilich war das Ziel, das man mittels der Knüpferei erstrebt, technisch auch durch die Plüsch- Weberei zu erreichen, und man möchte auch hier vermuten, daß die Verbindung von Hand- und Maschinenarbeit, die die Knüpf- technik zeigt, jener gegenüber nicht primitiv, sondern sekundär ist, also nicht ursprünglich, sondern als Nachahmung, der die technischen Schwierigkeiten nicht überwindbar waren, anderseits Arbeitskräfte nichts bedeuteten, also als Verkümmerung entstand. Daraufhin "i „Altorientalische Teppichmuster" (Berlin x 877), Seite 7. - A. Riegl in B. Bucher, „Geschichte der technischen Künste" (Stuttgart 1893), III, Seite 343. i" Hätte die Antike sie gekannt, so hätte der ägyptische Boden Reste bewahrt. '" Ich folge der klassischen Definition A. Riegls, „Alt- orientalische Teppiche" (Berlin rügt), Seite 37 r. Abb- 1- Bäläklik (Turfßnywandzßmälde 3