denn sie läßt deutlich erkennen, wieviel man im Laufe der Jahre zugelernt hat und wie doch immer wieder neue junge Elemente zu den alten stoßen, die einelangsame Verjüngung bewirken. Die Zeit hat auch unerbittlich jene innerlich leeren großen Schildereien entfernt, die früher den Schaustellungen das äußerliche Gepräge gaben. Und wenn diesmal eine Reihe der tüchtigen Arbeiten von Sturm-Skrla, ein gutes Porträt von janesch und andere Werke frischer und jünger empfundener Art eingefügt sind, ohne den intimeren oder konser- vativeren Arbeiten der Mehrzahl zu schaden, so bedeutet das schon einen sichtbaren Erfolg des Fortschrittes. An Versuchen der Plastiker fehlt es dabei nicht, expressionistische Kühnheit mit gefälliger Technik zu dämpfen. Das maßvolle Tempo des Fortschreitens wird im Stockwerk von der Kunstschau ganz außer acht gelassen. Hier ist alles nervöses und suchendes, auch sprunghaftes Schaffen, das manchmal nur leider zu sehr den tragfähigen Boden verliert. - Der Mittelraum ist vorwiegend von der Wiener Werkstätte beherrscht und mit Genug- tuung sieht man wieder dem kunstgewerblichen Schaffen eine größere Geltung gegeben. Die acht Vitrinen angewandter Kunst bergen eine Fülle reizvoller Werke, die in anmutigster Form gezeigt werden. Das getriebene Metall bildet den Mittelpunkt und betont am deutlich- sten jene besondere Note, welche die führenden Künstler der Werkstätte jetzt bevorzugen. In der Abwendung von der vornehmen Einfachheit und strengen Zweckmäßigkeit der Gestaltung und dem Eindringen einer mehr persönlichen und phantasievollen Form- gebung, die ein ungebundenes Spiel bedeutet, liegt Vorzug und Nachteil des jüngsten Kurses. Die künstlerische Freude am Gestalten hat ebenso wie das unbeengte Aus- leben persönlicher Eigenart an Einiiuß gewonnen und den Gestaltungszweck auf die Seite geschoben. Was der einzelne dadurch an Ausdrucksmöglichkeit gewann, wird der Stand- festigkeit und Wurzelkraft der allgemeinen Betätigung entzogen. Ganz auffallend ist dies sogar auch bei der Keramik zu merken. Das geistreiche Experiment und das unbe- kümmerte Formenspiel entfernen die Künstler immer mehr von der breiteren volkstüm- lichen Grundlage, der sie einst so zugeneigt waren. Das was der Graphik und Malerei stets gerne zugebilligt wird, darf der ewig an Gebrauch und Zweck gebundenen angewandten Kunst nicht immer gestattet sein. Bei den Arbeiten aus edlem Schmuckmaterial und den Textilien zeigt sich naturgemäß die größte Unabhängigkeit; sie nähern sich ja auch berechtigterweise dem schillernden Apparat der Mode, dem Wechsel und Spiel stets natürliche Faktoren sind. Peche ist hier am erfolgreichsten tätig. In der farbigen Graphik liegt auch heute noch eine Stärke der Gruppe von Künstlern, die das Flächenhafte und die heitere Buntheit so gut beherrschen. In der Großplastik versagt aber wohl ganz der ornamentale kunstgewerbliche Zug. Das Archäi- sierende tritt stärker hervor als die Beherrschung der selbst- gewählten Probleme vertragen kann. Von der Gruppe der Maler, die so starke Begabungen einschließt und die bei ihrem letzten Auftreten so hohe Ziele erstrebte, ist Faistauer auch diesmal mit der größten Zahl und den abgerundetsten Arbeiten vertreten. Er hat an Formsinn gewonnen. Seine Palette hat sich dabei vom abgestimmten Tiefton merklich entfernt. Das farbenfreudige Nebeneinander interessanter Tonwerte ist zum herrschenden Grundzug vieler jüngerer Arbeiten geworden. Der Pinsel weicht der wirksameren Spachtel und der Farben- rausch verschlingt alles Gegenständliche bis zum Vergessen der Dinge. Daß solche Atelierkunst in der Skizze zumeist schon _ _ _ _ _ _ _ _ _ Aus der Pälffy-Sammlung. die Vollendung erblickt, ist ein Zeichen der Zeit, die in ihrer potpou„;.v,s,_ Wien, m03 Unrast und Hast mehr das Reizvolle als das Bleibende sucht. (Österr. Museum)