75 meisterhafte Silberfälschung seiff Nicht bei der Hervorbringung, wohl aber bei der Verwertung dieser glänzend gelungenen Arbeit spielte ein bekannter ausländischer Händler eine entscheidende Rolle; es lag daher nahe, andere auffällige Silberarbeiten, welche von dort aus angeboten wurden, sehr genau unter die Lupe zu nehmen. Da fügte es sich, daß kurz darauf der Nachlaß dieses inzwischen verstorbenen Händlers zur Versteigerung gelangte und sich hierin ein sehr kurioses Silber- werk, genannt „Krönungs- halle Karls VI.", befand, das ich zunächst für eine Fäl- schung hielt, wie übrigens auch alle anderen Interes- senten, denn das relativ hoch bewertete Stück erzielte bei der Auktion nur einen ganz geringen Preis. Das hier" abgebildete Objekt zeigt einen Prunkaufbau (Höhe 52 Zen- timeter, Breite 50 Zentimeter) aus Bronze mit reicher Ju- welierarbeit, einen tempel- artigen Mittelbau mit Bal- dachin und Thron, daneben die stehende Figur des Kaisers in Prunkrüstung mit Lorbeer und Schwert (aus einer Barockperle mit Silber und Steinen geformt), vor dem Throne ein sitzender Türke, auf dem silbernen Tisch drei Kronen und Zepter, eine - Weitere Krone von einem Abb. 2. Augsburger Goldemailuhr von Schör, . Totenkopf in Goldemail Indianer herangetragen; auf dem Mittelbau Viktoria, die Architektur mit Trophäen, Vasen, Engelfiguren geschmückt, an den Säulen die Porträts der sechs Kurfürsten. Die Frage, wann und wie dieses Objekt in den Besitz der Firma gekommen sei, wurde dahin beantwortet, daß es in den sechziger-Jahren auf einer Auktion in London erworben worden sein dürfte. Wenn dies richtig war, so konnte zunächst nur an Christie gedacht werden; eine vor Kriegsausbruch dahin gerichtete Frage nach den Auktionen jener Jahre blieb jedoch unbeantwortet und die Suche nach dem Kataloge vorläufig erfolglos. Da kam mir durch Vermittlung von i Abgebildet im XXVI. Bande des Jahrbuches der Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Das gesamte Material dieser Untersuchung wurde dem im Jahre x91: in Wien abgehaltenen Kongresse des inter- nationalen Museenverbandes vorgelegt. 41' Auf Seite 73.