111 Das ist das alte große Pal- liumthema. Das XIILJahrhundert hatte es, zum erstenmal seit der Antike und von der Antike ange- regt, monumental gemacht. Dem XIV. hatte es so nicht gelegen; drapiert hat man im XIV. jahr- hundert unzähligemal in Pallium- form, aber für Fülle und großen Zug hat man sie nur ausnahms- weise verwertet, und dann in Anlehnung an das XIII. In An- lehnung an das XIII. Jahrhundert wird nun an der Wende zum XV. das Palliummotiv wieder ein Er- reger voller und formreicher Dra- pierung. Das XVJahrhundert hat dem Vorvorgänger unabsehbar viel zu verdanken. Heute kann das nur als Hypothese ausge- sprochen werden; bis jetzt sind nur Einzelheiten allgemein be- kannt, und für anderes beruhigt man sich mit der Gesinnungs- gleichheit. Die Gesinnungsgleich- heit bestand, aber eben um ihret- willen haben Bildhauer des gan- zen XV. Jahrhunderts Werke des XIII. zu ihren Lehrern gemacht. Durchgeführt ist das Pallium- thema an den beiden Freisingertiguren ganz verschieden. Bei Zwei ist der Umhang außen über den einen Unterarm gewickelt und von der andern Hand gegriffen. Die Randfaltung geht erst wie ein Gurtgesims quer über den Leib, dann breit herunter wie ein Spruchband. Der untere Teil schwingt in unglaublich raumstarken Kurven; und nicht nur als Ganzes, er ist auch in sich gedreht; das war ein ganz außerordentlicher Einfall. Die gesimsartige Randführung oben ist in dieser Form selten; ein neuerworbenes Vesperbild im Kaiser Friedrich-Museum hat es unsers Erinnerns so." Bei Eins ist alles ganz anders. Der Umhang ist unter die Arme geklemmt; der Fallrand bauscht sich zu einem kräftigen Strang und streicht quer an der ganzen Drapierung hin als sehr fein und doch eindringlich moduliertes Aus dem Braunschweiger Skizzenbuch 4' Vom Sammlungsbeamten war nur die Auskunft zu bekommen, daß es irgendwoher aus dem südlichen Österreich stammt. k Mit Spruchbändem, aber mit wirklichen, arbeitet die Wiener Plastik der Zeit gelegentlicu und dann in ähnücher Form ; auch das kommt sonst nicht oft von