AHRBÜCH FÜR KÜNSTSAMMLER 1921. Unter diesem Titel gibt Adolph
Donath, der bekannte Herausgeber des geschickt redigierten Berliner „Kunstwandererh
den ersten Jahrgang einer illustrierten Zeitschrift heraus (Frankfurter Verlagsanstalt A. G. in
Frankfurt a. M.), die gleich dem „Kunstwanderer" in erster Reihe den Bedürfnissen und
Wünschen der Sammler angepaßt sein soll. Der hübsch gedruckte und gut illustrierte Band
zerfallt in zwei Teile. Im ersten erscheinen kürzere aktuelle Aufsätze von Fachleuten über
Themen, die in ihrer Mannigfaltigkeit den Leser besonders interessieren dürften. Unter
anderem bringt H. Zimmermann eine spätgotische Kreuzigung, ein Holzbild aus der Zeit
um r440, das nach dem Verfasser aus derselben Werkstätte stammt wie zwei gleichfalls
abgebildete Bilder, eine Kreuzigung im Museum des Klosters Neustift zu Wiener Neustadt
und ein St. Georg im linken Seitenschiff der Stephanskirche.
Sehr hübsch und interessant ist eine Studie Paulis über verschollene Dürer-Zeichnungen,
die uns in den Radierungen Wenzel Hollars erhalten sind; die mitgeteilten Abbildungen
beweisen, wie nahe der Prager Meister seinen Vorbildern gekommen ist; für Kopien des
frühen XVII.]ahrhunderts sind diese Blätter außerordentlich genau nach den Originalen
wiedergegeben.
Zwei wichtige Beiträge zum Ludwigsburger Porzellan und zur Biographie Danneckers
bringen Robert Schmidt und Gustav Pazaurek, denen sich H. J. ]oosten mit seinem auf-
schlußreichen Aufsatz zur Löwenfink-Frage anschließt. Daß joosten mit der Deutung der
Signatur A. 1..., die an frühen Höchster Fayencen und Porzellanen vorkommt, auf den
Maler Adam Ludwig recht hat, beweisen zwei kürzlich aufgetauchte Vasen in der Sammlung
von Goldschmidt-Rothschild zu Frankfurt, von denen die eine mit A. L., die zweite jedoch
mit dem vollausgeschriebenen Namen Adam Ludwig bezeichnet ist. Den Schluß macht ein
illustrierter Aufsatz j. Schlossers mit dem etwas irreführenden Titel „Armeleute-Kunst"
alter Zeit, den der Verfasser im jahre 1920 als Vortrag im Österreichischen Museum ge-
bracht hat.
Den zweiten Teil des Buches füllt der umfangreiche illustrierte Bericht des Heraus-
gebers über die Psychologie und Entwicklung des deutschen Kunstmarktes xgxgfzo und
die bei den einzelnen Auktionen erzielten Preise. E. W. Braun
IESEBIETER O. DIE DEUTSCHEN FAYENCEN DES XVII. UND
XVIII. JAHRHÜNDERTSÖ" Riesebieters Kennerschaft und großer Erfahrung
verdanken wir dieses vorzügliche Werk über die deutschen Fayencemanufakturen. Der
Verfasser hat seine in der Zeitschrift „Oude Kunst" erschienenen Aufsätze in erweiterter
und ergänzter Form zusammengestellt. Die Fabriken sind nach ihrer geographischen Lage
zu bestimmten Gruppen vereinigt und es wird jeweils ein" Überblick über die Geschichte der
Manufaktur sowie über die Erzeugnisse gegeben. Genaue Markentafeln sind beigefügt. Das
1920 erschienene Handbuch August Stöhrs konnte noch berücksichtigt werden. Mehr kann
heute noch nicht verlangt werden. Denn einzig über Hanau ist bisher von Dr. Ernst Zeh
eine wirklich erschöpfende Geschichte der Fabrik nach ihrer künstlerischen, technischen
und wirtschaftlichen Seite hin erschienen. Eine große zusammenfassende Geschichte der
deutschen Fayencekunst wird vor allem wieder die hervorragendsten künstlerischen Lei-
stungen der Manufakturen in den Vordergrund stellen, nachdem die Handbücher bisher
vorwiegend das Typische in ihrem Abbildungsmaterial gebracht haben, ohne doch hiebei
für alle Manufakturen ein vollständiges Bild ihrer Tätigkeit zu erreichen. Ich denke da vor
allem an die bedeutendsten Manufakturen, wie Nürnberg. Auch wird sich die bisher geübte
Gruppeneinteilung modifizieren. Man wird ihr nicht allein das geographische Prinzip zu-
grundelegefL H. Trenkwald
Ä Leipzig, ldinkhardt ä Biermann, 192i.
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