werden, überhaupt ein besonderer Fall vor. Aber auch die Form der großen Fenster läßt sich mit den Bestimmungen des Vertrages in Übereinstimmung bringenf Die drei Halbtürme der Grabenseite waren nach dem Bauvertrage so zu verteilen, daß der eine vor der königlichen Majestät Paradeisstube, der zweite vasst in die Mitte des Saales, der dritte vor die Kapelle zu liegen käme. Bei dem ersten Turrne wird noch gefordert, daß er sich weiter der (Paradeis-)Stube Vergleich, und daß auf dieser Seite der Stube kein weiteres Fenster mehr nötig sei. Die „Paradeisstube", die ihren Namen wohl von einer in ihr befindlichen Paradiesdarstellung von Kölderers Hand erhalten hat, stieß mit ihrer Nordseite an das „Frauenzimmer", wie dies aus zahl- reichen älteren Nachrichten hervorgeht; so heißt es in einem Berichte des Jahres 1534, daß in der Nacht vom 8. auf den g. Juni in der Burg unver- sehentlich oberhalb des „Neuen Saals", das ist des von Maximilian nach 1510 erneuten Saales, ein Feuer ausgebrochen sei, das die Decke dieses Saales und das „Paradeis" zerstört habe." Es sei, heißt es ferner, das Feuer aber nicht weiter gedrungen, als bis an die schidmauer (Zwischen-, Quer- mauer) des Paradeises gegen das Frauenzimmer und auf der andern (offenbar südlichen) Seite bis an die Garderobe, die Mathies, Balbierer selig, innegehabt und in welcher der Kaiser zu speisen gepflegt habeffi" Das „Paradeis" befand sich also zwischen dem großen Saal und dem Frauenzimmer. Es ist dann aber der nördliche Halbturm, der vor dem „Paradeis" lag. Dazu stimmt auch die Angabe des bereits erwähnten Nachlaßverzeichnisses von 15964- die mittere und vorder purg, oberst poderi, im zimmer am großen saal, die paradeisstuben genannt, in dem arkher (Erker, hier: vertretender Raum im Halbturm) ain rund tafel . . . Und auch bei Hainhofer, dem bekannten Augsburger Patrizier und Kunstvermittler, stoßen wir noch im Jahre 1628 auf eine entsprechende Nachrichtxf-T Diese „Paradeisstube" findet sich denn auch mit dem anliegendan Halb- turrne auf dem Grundrisse nördlich vom Saal (Abb. n). Nun verstehen wir auch, warum es früher hieß, daß auf der Seite des Halbturmes kein weiteres Fenster mehr sein solle; auf der andern (West-)Seite sieht man nämlich (auf Abb. n) ein (Eck-)Fenster und es konnten dort noch mehr Fenster vor- handen sein, insbesondere, solange der dort ansetzende Nordflügel des großen Hofes noch nicht vorhanden war. Es werden sich hieraus für uns noch sehr wichtige Folgerungen ergeben. " Jedes Fenster soll irn Liehten u Werkschuh hoch und samt den Pfosten 51': Werkschuh breit sein. Auch werden Kolonnen, Kapitelle und Simse aus Mittenwalder Stein gefcrden; in den unteren Teilen der Fenster soll Naglstein (Nngeltluh) zur Verwendung gelangen. Daß die lichte Höhe der Fenster im Aufriß nur 10 Schuh beträgt, könnte sich durch Änderungen während des Baues erklären, vielleicht aber auch durch Ungenauigkeit du Aufnahme. '"' Cuusa domini r53zA36 f. x36. Wegen des hier genannten goldenen Saals siehe spätere Abhandlung. H" Der „Bnrbierer Mathis" im Gedenlrbuche Maximilians vom Juhre x50: erwähnt (Reg. 230 f. 28). i Rvz- sssü. f- 154- _ _ _ __ _ H Hainhofer führen wir stets an nach: Oskar Doenng „Des Augsburger Patnciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden" (Quellenschriften für Kunstgeschichte). Wien und Leipzig rgox. Die hier gemeinte Stelle auf Seite 5x. 20