in der Mitte mehr vortrat, was sich auch nach oben hin zeigen mußte; es ist das keine allgemein übliche, sondern schon eine besondere Form und darum Dürer wohl aufgefallen. Die Zinnen des Giebels erscheinen übrigens wie eine Steigerung der an dem Bauteil rechts im Hofe auf Abbildung zo er- kennbaren." Nach allem dürfen wir somit als sicher annehmen, daß die beiden Blätter Dürers wirklich die Innsbrucker Hofburg darstellen. Und man wird es jetzt wohl auch gerechtfertigt finden, daß wir früher scheinbare Kleinigkeiten nicht übergangen haben, da sich nur dadurch wirkliche Beweise gewinnen ließen. Sollte aber noch irgendein Zweifel bestehen, daß wir in den Dürer.- schen Blättern wirklich die Ansichten des Innsbrucker Burghofes vor uns haben, so wird wohl ein Vergleich mit Dürers bekannter Stadtansicht Inns- brucks die letzten Bedenken zerstreuen. Daß es sich bei der Stadtansicht (Abb. 21)" trotz des erst nachträglich hinzugesetzten Monogramms um eine echte Zeichnung Dürers handelt, ist wohl niemals bezweifelt worden und kann auch kaum bezweifelt werden; ja man hat das Blatt immer als eine der reizvollsten landschaftlichen Studien aus Dürers Frühzeit erkannt. Und daß wir eine Ansicht Innsbrucks vor uns haben, ist gleichfalls zweifellos und nicht bloß durch die Aufschrift lnsprug, die übrigens sicherlich von Dürers Hand stammt, erwiesen. "i": Schon hervorgehoben haben wir, daß das Dach des Eckturms ganz links rückwärts auf der Gesamtansicht mit dem des rückwärtigen Turmes auf dem Schloßhofblatte (Abb. 19) übereinstimmt, auch in der grünen Farbe. Wenn wir nun auf der Stadtansicht von diesem grünen Eckturme aus den Blick nach rechts und zugleich nach vorne hin- gleiten lassen, finden wir zunächst vor dem Turm einen zweiten mit rotem walmartigen Dache, davor dann einen aus der Stadtmauer gerundet heraus- tretenden niedrigeren Bau, gleichfalls mit rotem Dache. Dieser Bau könnte mit dem heute noch vertretenden Rundbau (vergleiche Abb. z), der eine Zeitlang die Kapelle des „Benefiziatenhauses" enthielt, im Zusammenhang stehen. Weiter gegen den Beschauer finden wir dann bei Dürer einen in der Mauerflucht emporragenden Bau mit rotem Satteldach und endlich ganz vorne den nordwestlichen Eckturm der Stadt, den Kräutertunn. Zwischen dem rechts vom „Schatzturm" emporragenden (rotgedeckten) Turme und dem (roten) Satteldache sehen wir nun rückwärts ein querlaufendes (rötliches) " Sonst hätte man zum Beispiel die Zinnen der Pfarrkirche auf Abbildung z: zu vergleichen und die Haller Pfarrkirche. 7 Zur künstlerischen Ausgestaltung des Riesenhauses mag besonders der Bück von der Burg aus beigenagen haben, so wie später unter Maximilian etwa das „Haus am Platze" zu einer künstlerischen Aus- gestaltung aufzufordern schien. Man vergleiche hier noch die Bemerkung vom Jahre r 557 (Reg. 7261), daß die behausung zu Neuhof ein fürstlich haus und gleich am platz menniglichen am gesicht gelegen sei. Die künst- lerische Bedeutung des Riesenhauses mag Dürer auch bewogen haben. hier über den engsten Burghereich hinaus- zublicken; im übrigen handelte es sich hier ja auch um ein fürstliches Bauwerk. w" Lippmann (Farbentafel) Nr. 45x; Schönbrunner und Meder Nr. 542. "' Siehe u. a. Berthold Haendke, „Die Chronologie der Landschaften Albrecht Dürers", Seite 22. Hier wird das Blatt in die Zeit der Rückreise der ersten ltalienfahrt Dürers r495 96 verlegt. Meder dagegen nimmt die Hinreise als Entstehungszeit an (Text zu Lippmann und „Neue Beiträge zur Dürer-Forschung" jahrbuch der Kunstsammlungen des Kaiserhauses, Wien XXIII (1902) Seite 53 B1). ä Schönherr, Ges. Schr. I, Seite 125 R1, kennt, dem damaligen Stande der Forschung entsprechend, nur eine italienische Reise, die heutige „zweite", Dilrers nach Italien (r5o5-x5o7) und versetzt die Zeichnung daher in diese Zeit.