152 der, wie der kenntnissreiche Verfasser der "Geschichte liturgischer Ge- wänder", Kanonikus B o ck, sagt, alle Kirchen des Abendlandes weit hinter sich zurückgelassen haben muss, sind leider nur noch geringe Reste vor- handen, 4 Perlenstiekereien, Stücke von einem ehemaligen Altarornate. Sie stellen je drei Halbfiguren von Heiligen vor. Die Gewandpartien dieser Gestalten sind in eng aneinander gereihten Perlen gestickt, so dass sie ein beinahe reliefartiges Aussehen haben, die Falten sind durch ein- genähte Geldfaden angedeutet. Die Gesichter und Hände in Plattstich ge- arbeitet, gegenwärtig aber mit den auf Pergament gemalten Abbildungen eben dieser Theile bedeckt. Der Grund ist Goldfond s. or battu. Diese als kleine Kunstwerke zu bezeichnenden zierlichen Arbeiten mögen ohne Zweifel aus der Zeit Carl IV. herrühren. Mit Uebergehung der folgenden Nummern, die vom künstlerischen Standpuncte weniger Interesse bieten, gelangen wir zu den Nr. 15 und 16, zwei Elfenbeinhörnern, sogenannte Rolandshörner, herrliche Repräsentanten ihrer Gattung, von denen namentlich das eine reicher gezierte Exemplar kaum seines Gleichen hat. Das Schatzverzeichniss von 1378 nennt cornwa triu sive sufflatiles ebumece; heute sind nur ncch zwei vorhanden, viel- leicht glücklicherweise die schöneren. Das eine, reicher gearbeitete der Hörner ist in seiner ganzen Länge mit Iteliefdarstellungen von Wagen- rennen nach beinahe antik römischer Weise geziert, das andere zeigt einen glatten Schaft und nur am breiten Ende die Darstellung einer Jagd mit primitiver Andeutung der Landschaft. Der Knnstcharakter der Reliefs deutet auf Entstehung im Orientc und etwa auf das 9. oder I0. Jahrhundert. Byzantinische Eintiüsse vermittelten dabei vielleicht die antiken Reminis- cenzen. (Mehrfach abgebildet, auch in den „Mittelalterlichen Kunstdenk- malen des österreichischen Kaiserstaates" mit begleitendem Aufsatze von Dr. Fr. Bock.) Die Onyxschale (Nr. I9) und Ampulle (Krug) von Bergkrystall (Nr. 20) sind Geschenke Kaiser Carl IV. an den Dom, wie bei Ersterer die darauf angebrachte InschriR, bei Letzterer das schon wiederholt ge- nannte Schatzinventar zeigt. Einfache geschmackvolle Form charakterisirt diese Gefässe, die auch durch die Reinheit und Schönheit des verwendeten Materiales bemerkenswerth erscheinen. Eine reiche Auswahl interessanter Arbeiten bilden eine Anzahl ver- schiedenartig gestalteter Reliquienbehälter, zum grossen Theile ebenfalls unter und durch Kaiser Carl IV. an den Dom gelangt. Viele der ehemals vorhandenen sind verloren gegangen, manche im Laufe der Zeiten umge- staltet nach wechselndem Geschmack. Die bedeutendsten sind etwa folgende: Nr. 32 ein Reliquiarium in Gestalt eines Küstchens (Tumba) vom Ende des I2. oder vom beginnenden I3. Jahrhundert mit Email champleve, das in zierlichen Blattornamenten sich zwischen den in Relief aufgesetzten Heiligengestalten und Engeln durchwindet, etwas abweichend von der Weise