w MITTHEILUNGEN wg- Erster Jahrgang. 15. Septbr. 1866. k. k. österr. Museums für Kunst 8t Industrie. (Monatsschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.) (Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr 3 (l. ö. W. Bedactenr Dr. G. Tbu. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man ahonnirt im Museum, bei C. GerollTs Sohn, durch die Postanstalten, sowie durch alle Bnch- und Kunsthandlungen.) l n h nl t: De: künstlerische Nachlass der Wiener hie. Porcelllnmlnuflctur im österr. Museum, - Zur G24 schichte der Volllswirthlchnltlpllega in Belgien, II. - Kleinere Miltheiluugen. - Fortsetzung des Vsneiennissls du im k. k. 6mm Museum zu wm kinhlchen Gypsshgüsae. - Neue Erwerbungen der Bibliothek. Der künstlerische Nachlass der Wiener Aerarial-Porcellanmanu- factur im österreichischen Museum. J. F. Wir haben in diesen Blättern schon einmal von der Blüthezeit der Wiener k. Porcellanfabrik gesprochen; wir haben gesagt, dass ihre Leistungen damals, etwa in den Jahren von 1790 bis 1815, die aller ihrer Rivalen übertrafen, ja dass ihre Werke, trotz des Verfalls aller decorativen Kunst zu jener Zeit, in mancher Beziehung vielleicht das Beste sind, was überhaupt jemals aus eurupäischen Porcellanfabriken hervorgegangen ist. Wir können hinzufügen, dass unsere Fabrik damals im vollen Sinne des Worts nach ihren Zwecken wie nach ihren Werken eine Kunstanstalt war. Sie war eine Schule, die sich alle ihre Künstler selber erzog, und was sie in der eigenen bildnerischen und decorativen Schule nicht lehren konnte, das liess sie dieselben auf Reisen und durch jahrelangen Aufenthalt in Italien lernen. Es war eine Anstalt, die vollkommen sich selber genügte und in sich selber die Kräüe für alle gestellten Aufgaben fand. Ja man kann sagen, ihr Verfall datirt von dem Augenblick - wenigstens stimmt es genau mit der Zeit überein - wo sie genöthigt war, sich an die Archi- tekten um Zeichnungen zu wenden. Das geschah etwa zuerst gegen das Jahr 1820 und hat dann fortgedauert bis auf die Gegenwart. Eine grosse Lehre Eir alle ähnlichen Institute! Jene hohe Stellung der Wiener Porcellanfabrik vor und nach dem Jahre 1800 wird uns begreiflich, wenn wir das noch aus jener Zeit übrig- gebliebene Studienmaterial betrachten, welches jetzt bei der Auflösung der Fabrik an das k. österr. Museum gekommen ist, ein Material, welches kein anderes ist als dasjenige einer hohen Kunstschule überhaupt. Man erkennt daraus, wie hoch die Ziele waren, welche sich diese Fabrik damals gestellt hatte und welche Anforderungen sie an sich selber machte. 12