198 Als das byzantinische Email auf anderen Boden verpflanzt wurde, nahm es merkwürdiger Weise eine andere Gestaltlmg an. Es gab aber damals noch gleichzeitig ein ähnliches Email, einen Zellenschmelz, näm- lich in China, welches erst seit der letzten Eroberung von Peking in Europa bekannt geworden ist. Dieses Email hat in jedem Fall ein sehr hohes Alter und dürfte möglicher Weise gleich der Seide der byzantini- schen Fabrication den Anstoss gegeben haben. Die Gegenstände, die nach Europa gekommen sind, zeigen genau dieselbe Technik, nur mit dem einzigen Unterschiede, das das Metall nicht Gold, sondern Kupfer mit vergoldeter Oberfläche ist. Das Kupfer erlaubte natürlich die Gegenstände grösser zu machen, und wir haben im Museum selbst ein Gcfass von zwei bis drei Schuh Höhe aus dem Besitz des Herrn Trau gesehen. Andere Gegen- stände dieser Art, darunter eine ganze Reihe aus der Sammlung des Grafen Edm. Zichy, waren im vorigen Sommer ausgestellt. Das Museum selbst besitzt ein ganz vorzügliches Stück (Kat. Nr. 71), das auch durch die friihchinesische Ornamentation ausgezeichnet ist. An ihm mag man diese Art Email studiren. Das chinesische Email, um das vorweg zu sagen, machte in seiner späteren Entwicklung ganz den europäischen Gang durch. Aus dem Email cloisunnä wurde es zunächst Email champlevä auf Bronze, wovon früher verschiedene Beispiele wiederholt ausgestellt waren; es ist das die gewöhnliche Art alter chinesischer Emails, die man bisher in Europa kannte. Dann wurde es zum gemalten Email, indem man Kupfer- gefasse mit einer Schichte weissen opaken Emails überzog und auf diesen Ueberzug malte. Hievon findet man ein schönes Beispiel im Museum neben dem erwähnten Gefäss vom ältesten Email stehen. Das byzantinische Email gelangte, wie schon angedeutet, auf frem- dem Boden zu neuer Entwicklung, und zwar geschah dies seit dem Aus- gang des l0. Jahrhunderts am Niederrhein, insbesondere in Köln, wo es durch die Kaiserin Theophanie, eine griechische Prinzessin, dan- geregt sein soll. Doch müssen wir gestehen, ist uns bei der Verschieden- artigkeit der Technik dieser Zusammenhang etwas fraglich. Jdöglicher Weise dürfte eine Verbindung zwischen dem oben erwähnten barbarisch- britischen Email und dem niederrheinischen obwalten, zumal die Technik ziemlich die gleiche ist. Das Email von Köln, wo eine Fabrikstätte unzweifelhaft constatirt ist, hat zum Grunde Kupfer oder Bronze, und es mochte dieses Metall von selbst auf eine andere Technik fuhren. In der gleichdächigen Metall- platte wurden die Vertielimgen, welche das Email fassen sollten, mit dem Grabstichel heraus gegraben, daher deutsche Archäologen dieses Email „Grubenschmelz" nennen, die Tranzosen minder gut Enuzil champlevei Statt der aufgelötheten Bänder blieben Fassungen oder Umrahmungen aus dem soliden Metall stehen, welche vergoldet wurden. Die Einlassung der Schmelzmasse war dann dieselbe. Man sieht nun leicht, dass entweder