228 Die Publication gibt auf 20 Tafeln in geometrischer Aufnahme nur die Contouren antiker Thongefässe; aber diese in möglichster Reinheit und (mit einer einzigen Ausnahme) in der genauen Grösse des Originals. Ergänzende Ansichten der Henkel oder der Gefiisse vvn oben her setzen den praktischen Künstler in den Stand, sich das Gefiiss ohne weitere Umzeichnungen herzustellen. Der Wiedergabe der Ornamentik wurde mit bewusster Ah- sicht entsagt. Die dargestellten Thongefüsse gehören der Sammlung von originalen antiken Thon- gefßseen an, welche Eigenthum des Museums ist; für die Auswahl ist die Schönheit der Gefisse, die Mannigfaltigkeit der Formen und die Verwendbarkeit für den modernen Ge- brauch entscheidend gewesen. Taf. I und II enthalten Trinkbecher, davon drei doppelte horizontale Henkel haben. Die moderne Verwendung derselben, z. B. iiir Kulfee- und Theegeriith, ergibt sich leicht, ebenso auch die allenfalls nothwendige Abänderung der Henkel. Zu dieser Art ge- hört auch Taf. III b mit aufwärts gebogenen, horizontal ansetzenden Doppelbenkeln; eben- falls Tuf. VII u und c, Taf. VIII a. Taf. III bis VI enthalten eine Reihe edelgeformter flscherer, doppelhenkliger Ge- fliss e, die sich z. B. ganz besondere als Sancieren eignen, aber auch für trockene Gegen- stände, z. B. fiir Zucker und Salz, Visitkarten, dienlich sind. Mit Taf. VII beginnt eine Reihe von Gicssgeflissen, die theils mehr kennen- oder klnnchenartig sind (Taf. VII b, VIIIb, XI a, XII - XV) und sich für die moderne Verwendung ohne weiteres eignen, theils haben sie mehr Flaschenfonn mit einfachen senkrechten Henkeln, die nicht minder zur praktischen Beniitzung sich empfehlen dürfte (Taf. IX, X, XI b). Eine besondere für Wasser verwendbare Fonn der Ausgusskannen stellt Taf. XV dar. Taf. XVI und XVII geben zwei Gefiissformen, die man bei den Alten Krater nannte, und die als Mischkriige für den Wein dienten, den man bei den Griechen und Römern rnit Wasser gemischt trank. Das Gefiss auf Taf. XVI hat zwei horizontal ansetzende Henkel, das auf Taf. XVII zwei eigenthümliche Doppelgriäe. Taf. XVIII, XIX und XX enthalten drei doppelhenklige Topfarten, welche die Griechen Amphoren nannten, und welche sich als Behälter zu vielfachem Gebrauche ern- pfehlen. Jene auf Taf. XIX ist mit einem Deckel versehen. ' Das Gefäss auf Taf. XVII ist in zwei Drittel der Grösse des Originals gehalten. Ausser der unmittelbaren Verwendung für die Kunstindustrie dürften diese Blätter auch in der Richtung einen Nutzen zu stiften geeignet sein, dass die Nachzeichnung und das Studium dieser reinen Conturen beitragen könnten, den Gesehmack- und Formensinn der angehenden industriellen Künstler schon in der Schule zu bilden. Das Museum glaubt sohin mit dieser Publication einem wirklichen Bedürfnisse der betheiligten Kreise (der Glss-, Porcellan- und Thonfabrication), ferner der Industrie! und Gewerbeschulen, sowie der für Verbesserung des Geschmackes wirkenden Handelskammern und Gewerbevereine entgegenzukommen und hat, um die Verbreitung des Werkes mög- lichst zu erleichtern, den Preis desselben (zwei Blätter Druck und 20 Blätter lithographirte Zeichnungen) auf 3 II. Öäl. W. festgesetzt. Vorlesungen im Museum. Die diesjährigen Wintervorlesungen im k k. üsterr. Museum wurden am 8. d. M. eröfnet mit einem Vortrage des Directors Rudolph v. Eitelberger über ,die Thlitigkeit des österreichischen Museums im Laufe des Jahres 1866 und über des Kuustleben in Oesterreich". Zunächst berührte der Redner die Erweiterung. welche die Vorlesungen im heurigen Jahre erfahren werden, nämlich nach national-ökonomischer und naturwissenschaft- licher Richtung. Die Thätigkeit des Museums selbst betredend wurde erwähnt, dass im An- fangs des Jahres sich der Besuch gesteigert habe, während er zur Zeit des Krieges he- deutend sank; dass ferner die Verbindungen mit dem Auslande in Folge dieser Ereignisse abnehmen. Auch in anderer Hinsieht war dieser Einduls sichtbar; so unterblieb z. B. die Ausstellung von Zeichnungsvorlugen sämmtlicher Schulen Niederösterreich. Hierauf zählt der Redner die einzelnen Publieatienen des Museums Auf, das „Sticlcmusmrhneh van Sib- mwher" und die "Umrisse antiker Thongefisse" (als direct vom Museum heraußgßgßbßü), ferner die Musterpublication des Herrn Fischbaeh für Fllcheudecoratinn und die gPhy- lselogie der Farben, für die Zwecks der Kunstgewerbe bearbeitet", von Prof. Brswkß, 9m Polin-u"! Mßißißfmqfk. welches in der deutschen Literatur nun ersten Male die Re- sulhte 11er physikalischen Forschung den Kunstgewerben zugänglich macht. Ausserdem wer- den fortwlhnsnd von jüngere Künstlern Zeichnungen nach muetergiltigen Gegenständen der Kunstindustrie vorgenommen. In Vorbereitung sind eine neue (3.) Reihe der Photographien,