Bei Anlegung der Sammlungen im österreiehischen Museum hat man daher von Anfang an auf die Aufstellung bedeutender und belehrender Werke der tiguralischenThonplastik ein ganz besonderes Gewicht gelegt, und es ist dem Museum gelungen, mehrere sehr bedeutende Terracotta- büsten und Reliefs theilsals Eigenthum durch Kauf oder Schenkung zu erwerben, theils ausßdentlichen und Privatsammlungen für bestimmte Zeit zu entlehnen. Das uPublicum ist diesem Theile der Sammlung mit be1 sonderer Aufmerksamkeit gefolgt, und es ist zu erwarten, dass auch im künstlerischen und kunstgewerblichen Leben ein praktischer Nutzen davon gezogen wird. Allerdings stehen zweiiÜmatände der Verwirklichung dieser Wünsche hemmend iin Wege: das Capital, welches siehiplastischen Unter- nehmungen zuwendet, ist der rein künstlerischen Verwendung des Thones selbstverständlich nicht hold. Es lehnt sich in erster Reihe den Massen- bedürfnissen von Bauunternehmungen an und ist so zu sagen gebunden an das Kunstbedürfniss der Bauherren, und dass die Bauherren in Wien, die Commune unduder Staat, private und öffentliche Gesellschaften nur sehr geringe Anforderungen, an die decorative Plastik stellen, hat man bei den Neubauten Wiens sattsam Gelegenheit zu beobachten. Die Plastik selbst ist in Wien unter allen Künsten die am mindesten entwickelte, und wenn es irgendeinem Zweige der Kunst an geistiger Disciplin und Schule fehlt, so ist es die Bildhauerkunst. Bei einer solchen Lage der Dinge aber ist es um so nöthiger, auf jene Werke hinzuweisen, welche als Muster einer künstlerischen Behand- lung des Thones betrachtet werden können und die insbesondere der jüngeren Künstler-Generation, unter denen es nicht wenige begabte: und strehsame Talente gibt, als Vorbild hingestellt werden können. Die älteste Texraeottabüste, die im österreichischen Museum aus- gestellt wurde, istyerst in jüngster Zeit hinzugekommen. Sie befand sich bisher in der kais. Hofbibliothek und wird nur eine relativ kurze Zeit im österreichischen Museum verbleiben. Es ist weder bekannt, wen diese Büste vorstellt, noch wer sie gemacht hat. Sie gehört 'wohl der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an und hat theilweise schon gelitten; sie ist bemalt und verbindet mit einer seltenen Feinheit in der Durchführung _ eine realistische Wahrheit in der Auffassung der Formen, wie dies in jener Zeit nur, beivwenigen hervorragenden Werken der Plastik vor- kommt. ' ' Einer, etwas späteren Zeit gehören die drei Terracottabüsten des b Alessandro Vittoria an. Alessandro Vittoria, ein Sehüler Sanso- , vi_no's und Freund Tizians, geboren zu {Trient ]524,_ gestorben zu Ve- Nnedig 1608, . galt, seiner Zeityzugleich als der tüchtigste Porträtbildhauer _ und dergeistvollste Decorateurj nicht _ wenige der berühmtenmStuecatur- V Arbeiten in den Palästen Venedigs sind ein Werk seiuerHand. Die drei Büsten, lwelche Eigenthum des Museums sind, stellen Glieder IderIFa-