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Die Frage, in welcher Art und Weise am zweckmässigsten die
höhere Zeichenschule reorgauisirt werden könnte, beantworte ich mir iu
gleicher Weise, wie der Herr Vorredner. Auch ich habe die Ueberzeu-
gung, dass seit dem Bestehen des Museums dieses der Ort für die höhere
Zeichenschule ist, und dass die Direction des Museums eine zweck-
mässige Direction fir eine Schule ist, die bei dieser Gelegenheit reorga-
nisirt, nicht allein eine höhere Zeichenschule, sondern eine wirkliche höhere
Kunstgewerheschule werden kann, in welcher dann beispielsweise neben
dem Zeichnen auch Modelliren, Ciseliren und Graviren und alle einschlägi-
gen Künste gelehrt werden könnten. Das Museum bezeichne ich, ich wie-
derhole es, darum als die geeignetste Anstalt, weil ich die jetzige Leitung
des Museums als eine intelligente und fachmännische ansehe, durch die
das Bestehen einer Kunstgewerbeschule im Museum am besten gefördert
würde, und zwar in einer, schon durch die Reorganisation verlässlicheren
Weise, als durch das Polytechnicum oder durch die Akademie der bil-
denden Künste. Ich glaube sogar, dass der Zweck des Museums selbst
nicht gut erreicht werden wird, in solange den Gehilfen und Lehrlingen
der Industriellen nicht eine freiere Gelegenheit gegeben ist, sich im Zeich-
nen zu vervollkommnen, in der Kunst die gegebenen Motive gehörig zu
verwerthen.
Es ist eine mehrfach von Industriellen ausgesprochene Ansicht, dass
auch das bestehende Musterschutzgesetz in Oesterreich von wenig Be-
deutung ist, wenn die Ausbildung fehlt, welche eben diese Muster er-
finden lehrt."
Aus der Rede des Herrn Dr. Hoffer heben wir folgende Stelle
hervor:
„Wer je Gelegenheit hatte, sich in künstlerischen Kreisen zu he-
wegen, und jene Strebungen, welche die österreichische bildende Kunst
bezüglich ihrer Reorganisation seit Jahren schon lebhaii beschäftigt,'zu
theilen, der weiss es und es war namentlich jene Denkschrift der Genos-
senschaft der bildenden Künstler Wiens, welche auf diesen Punkt ein
bedeutendes Gewicht legte, dass die Pflege jener schönen Vereinigung von
Kunst und Industrie zu gemeinsamem Wirken, welche eine Aufgabe der
modernen Industrie ist, von Seiten des Staates, der dazu berufen ist, er-
folgreich gefördert werde. Und dazu ist dem Landtage, welcher sich
jederzeit geneigt gezeigt hat, die Interessen der Kunst, und namentlich
der bildenden Kunst in so anerkennenswerther Weise zu fördern, die beste
Gelegenheit gegeben, indem er diesem Antrage beistimmt.
Es ist hiebei nicht davon die Rede, dass bereits eine bestimmte Or-
ganisation in der Weise acceptirt werde. Im Grossen und Ganzen aber,
glaube ich, kann der nieder-österreichische Landtag diesem Antrage nur
unbedingt zustimmen, denn dass der Unterricht in den bildenden Künsten
bisher an unseren Unterriehtsanstalten ungenügend und zerfahren war,