316 leben skrlifti g ist, dass sie einen regen Aufschwung nimmt und zwar nicht desshalh, weil sie etwa einer Modesache huldigt, nein, weil sie einem wirklichen, wichtigen Be- dürfnisse entspricht. Das österreichische Museum ist keine Treibhsuspfianze, es ist ein lebenskräftiger junger Baum, der Zweige und Wurzeln treibt und dem nur eine grosse Gefahr droht, der Mangel an Raum, der seine weitere Ausbildung hindert. "Bei den einzelnen Absitzen meines Vortrages musste ich dieses Uebelstaudes öfter erwähnen, da er jeder Entwicklung hemmend sntgegentritt. Es ist bald - um es in we- nige Worte zu fassen -- kein Raum für die Gegenstände, die benützt werden sollen, und noch weniger Baum für das Publicum, welches die Gegen- stände beniitzen will. Völlig gerechtfertigt ist also der Wunsch und die Bitte, mit der ich meinen Vortrag schliesse, dass unser Verein, und wenn nicht anders, durch seine einzelnen Mitglieder, die alle das gemeinschaftliche Banner des Fortschrittes vereint, mit Wort und Schriß dahin wirken mögen, dass dieser für Oesterreichs materielle Entwicklung so wichtige Gegenstand bald einer glücklichen Lösung zugeführt werde, damit das Wort desjenigen Berliners, der unser Museum besuchte und sich äusserte: „Hier haben sie die Gegenstände, aber wir in Berlin haben das Local", Lügen gestraft werde, und die Schale auch würdig und geräumig genug für den edlen Kern seil" In Folge dieses Vortrages erklärte die Versammlung in einer Resolution, „dass der Verein die Unterstützung derartiger Institute, als im lebhaften Interesse der Volkswirth- schalt liegend, anerkenne, und den Wunsch ausspreche, dass die Bestrebungen des Cura- toriums von Seiten des Landtages, der Commune der Stadt Wien und anderer einfluss- reicher Corporationen unterstützt werden mögen." Eine theilweise Erfüllung haben diese Wünsche mittlerweile auch schon gefunden. (Fallnfs Vortrag) über die Geschichte der k. k. Porcellanfabrik, den derselbe am 22. November v. J. im Museum gehalten hat, ist in einem Separatabdrucke erschienen. (Vorlesungen im Museum.) In seinem vierten Vortrage über die Volks- wirthschaß der Gewerbe, Donnerstag den 14. Februar, beschäftigte sich Prof. Dr. Beer mit der Arbeiterfrage, deren Lösung durch die Schattenseiten der Maschinenindustrie in neuerer Zeit zu einer dringenden Aufgabe geworden ist. Zur Erörterung dieses Gegen- standes schickte Rsdner die Definition der Begriffe: des Angebotes und der Nachfrage, des Maximal- und Miuimalpreises, sowie des Arbsitslohnes und der diesfalls geltenden Gesetze voraus. Hieran reihte sich die Mittheilung, dass die bestehenden Zustände der Arbeit und ihre Behandlung in der Theorie gewaltige Ang-ride auf die Wissenschaft der Nationalökonomie hevorgernfen hätten, die sich theils gegen das Capital als Feind des Arbeiters, theils gegen den Handel und dessen Unproductivität, theils gegen das Geld richteten. Je dringender die Lösung dieser Frage an die moderne Zeit herantrat, desto mehr häuften sich die Pro- bleme, die sich jedoch alle mehr oder weniger unausfiihrbar erwiesen. Erst seit zwei De- cennien sei diesbezüglich eine glückliche Wendung in der Theorie und Praxis eingetreten durch Aufstellung der Behauptung, dass nicht Hilfe von Aussen, sondern Selbsthilfe das Losungswort der Zeit sei. Ihr Resultat bilden die Associationen, welche in England, Frankreich und Deutschland in den verschiedensten Formen auftauchen. Der fünfte Vortrag, Donnerstag den 21. Februar, behandelte das Asso- ciationswesen, dessen Kern darin gipfelt, dem Arbeiter zur wirthschaftlirhsn Selbst- ständigkeit zu verhelfen. Die Associationeu zerfallen in zwei Hauptgruppen. Der ersteren gehören die Bildnngsvereine an, welche theils durch Unterricht, theils durch populäre Vor- träge aus allen Zweigen des Wissens die Hebung des Arbeiterstandes sich zur Aufgabe machen. Zur zweiten zählen jene Associationen, welche die Besserung der materiellen Lage zum Zwecke haben und theils fiir Handwerker, theils für Arbeiter bestehen. Die erste Stufe derselben beschäftigt sich mit der Erwerbung der unentbehrlichsten Lebens- bediirfnisse - Consumvereine, die zweite Stufe bilden die Prodnctivvereine, Associstionen zur Gründung von Etablissements von Seite der Arbeiter. Anders gestalten sich der Natur der Sache nach die Vereine der Handwerker. Die Beschaffung billigen Credites führte zunächst zur Bildung der Verschussvereine, ihnen folgten die Rohstoifvereine, der Mangel aller Vorbedingungen für eine angenehme Hiiuslichkeit führte zu den Baugenossenschafzen und hieran schlossen sich dann die Magazinsvereine. - Den zweiten Theil des Vortrages bildete eine kurze Geschichte der Genossenschaüen. England kann als Herd derselben an- gesehen werden. ln Frankreich und namentlich in Deutschland haben sich die Genossen- schaften nur langsam Bahn gebrochen. Gegenwärtig bestünde jedoch eine grosse Zahl der- selben in den deutschen Landen, an deren Spitze Schnlze-Delitsch stehe. In Oester- reich haben sich bis jetzt nur Consumvereine gebildet, während die Productivvercine fehlen. Die Genossenschaften haben zur Hebung der socialen Uebelsxände viel beigetragen; dennoch müsse es bezweifelt werden, eh sie den gesammten Fabricationsbetrieb zu beherrschen im Stande sein werden. Eine solche Eventualitiit sei aber auch nicht nothwendig. Durch die Gewährung einer 'I'antiems an die Arbeiter, durch die Bestrebungen der Fabrikanten für