Q1441 Vcrtheilung der Felder im innem und liussern Ringe beide Ringe vollkommen gleich neutral grau sind. Man wiirde z. B. zu einem bestimmten feurigen Orange das Corn- plemcnt suchen. ln ChevrenPs Farhenkreisen findet man demselben Blau gegenüber. Auf dem Kreisel gemischt, gaben diese zwei Farben aber nicht das erwartete Grau, sondern hell Purpur - Rosa; dieses Blau ist folglich nicht complementlir zu dem Orange, sondern das Complcment liegt mehr gegen Grün. Man schaltet desshalb noch Grün ein und findet, dass in diesem Falle die drei Farben auf dem in 100 Thcile getheilten Kreise sich folgendermaßen vertbeilen müssen , um gemischt Grau zu geben: 27'5 Theile Orange + 32th Blau + 40 Grün geben ein Gmu, welches in der Mitte des Kreisels durch 345 Weiss + 65'5 Schwarz ebenfalls erhalten wird. Um das Complernent zu Orange zu finden, braucht man blos den Kreisel im Verhältnisse 32'5 :: 40, also mit 45 Blau und mit 55 Grün zu belegen und diese Farben durch rasches Drehen zu mischen. Der Beweis, dass diese Methode richtig ist, wurde geliefert, indem auf dieselbe Weise aus Orange und Grün das Complemeut zu dem verwendeten Blau gefunden wurde, welches vollkommen in der Tinte mit einem zu dem Blau complementir gefärbten gelben Papier iibereinstimmte. Auch mit dem Kreisel gelingt es nur selten, die Complementärfarbe von gleicher physio- logischer Intensität herzustellen. Dies leistet in ganz vorzüglicher Weise Brüek e's Schisto- skop. Im Kalkspath wird bekanntlich jeder gewöhnliche weisse Lichtsnahl in zwei eben- falls weiase Lichtstrahlen von der halben Intensität getheilt. Wendet man statt eines Kalkspsthprisrusfs zwei eigenthümlich geschlißene, sogenannte NicoPsche Kslkspathprismen an, und legt zwischen dieselben ein ebenfalls doppelthrechendes dünnes Gyps- oder Glimmer- plättchen, so wird ein durchfallender weisser Lichtstrahl unter Umständen in zwei gefiirbte zerlegt. Da. man sich das weises Licht aus lauter Cumplemsntärfarbenpaaren zusammen- gesetzt denken kann, so fällt z. B. in einem Fall auf eine Seite alles blaue Licht, man bekiinnnt ulso da ein sehr gesiittigtes aber ziemlich wenig intensives Blau; auf die andere Seite liillt ein physiologisch eben so intensives Gelb, - es ergänzte ja früher das Blau zu Weins - das aber durch die noch beigemischten übrigen Complementiirfarbenpaare, die sich immer zu Wciss ergänzen, bedeutend an Sättigung verloren hat. Dies Weiss kann aber auch glcichrni-Lssig zwischen beide Theilfarhcn vcrtheilt sein; dann sind sie nicht nur von gleicher physiologischer Intensität, sondern auch von gleicher Sättigung. Legt man verschieden dicke Gyps- oder Glimmerplättchen unter, so wird das Lieht nach den mannig- faltigsteu Furbenpaarcn getheilt, was von der Wellenlänge der verschiedenen Lichtsorten abhängt. Sucht man nun das Complement zu einer Farbe, so sucht man dieselbe zunächst, indem man verschieden dicke Gypspliittchen unterlegt, und findet dann gleich an der cor- respondirenden Stelle des zweiten Sehfeldes genau die Complementärfarbe. Wcnn man nach einer der eben angegebenen Methoden Blau mit Weiss mischt, so erhält man nicht ein helleres Blau, sondern ein helles Violet - Lils. Dass nicht etwa das belgemischte Weiss durch Absorption der blaugrünen Strahlen röthlich sei, beweist ein Versuch mit blauem Glaso, welches vor das Auge gehalten wird, so dass es blos die halbe Pupille deckt, während das Auge gegen den mit hellen Wolken bedeckten Himmel oder gegen eine Schneeiiäche gewendet wird. Dann entsteht an der Grenze des wciss und blau gefärbten Thciles des Gesichtsfeldes ein lila gefärbter Streifen durch Mischung dieser beiden Lichtsorten. Wir müssen daraus schliessen, dass das für weiss gehaltene Tages- licht in der That roth sei. Sehen kann man die rothe Farbe des Tageslichts, wenn man sich z. B. mit der linken Seite in die Nähe des hell erleuchteten Fensters stellt und, wlih- rend man ein weisses Papier betrachtet, abwechselnd das linke und rechte Auge schliesst. Man sieht dann mit dem linken Auge, welches von dißusem, durch die mit Blut gefüllten Häute des Auges eingedrungenen Scitenlicht gegen rothes Licht abgestumpft ist, das Papier grün, mit dcm bescbatteten und für jeden Reiz gleich empiiinglichen rechten Auge in der wirklichen Farbe, nämlich röthlich. Für die Richtigkeit dieser Erklärung wäre noch auf- zuführen, dnss man bei dem vollkommen wcissen elektrischen Kohlenliclnt dies Ausweichen aus der Farbe nicht findet, ferner dass bei Maguesiumlicht ein Ausweichen gegen Violet stattfindet Warum nennen wir aber das rothe Tageslicht doch weiss? Wir nennen über- haupt Körper weiss, wenn sie das dominirende Licht unverändert rcflcctiren. Nach liin- gerem Tragen einer blassgrünen Brille wird man gegen das Grün, welches jetzt das do- iniuirende Licht ist, endlich so abgestnmph, dass die grüne Farbe der sonst weissen Ge- gcnstäindc gar nicht mehr anfällt. Wir nennen bei künstlicher Beleuchtung dieselben Gc- genstände wic bei Tage weiss und doch sind sie entschieden gelb, da unsere gewöhn- lichen künstlichen Lichtquellen relativ arm an blauen und violetten Strahlen sind. Diese Eigenschaft ist die Ursache, dass blaue Stoffe Abends unscheinbar oder grün, falls sie ansser dem hlaueu vicl grünes, oder selbst roth erscheinen, falls sie viel rothes Licht, welche Sorten im Kerzenlicht reichlicher vertreten sind, retlectiren. Das letztere thuu z. B. die Vergissmeinnichtbliimchen. Aus demselben Grunde sind weissc und gelbe l-Iaxidschuhe Abends kaum zu unterscheiden, weil sich das für Gelb charakteristische Ahsorptionsver- mögen für blaue Strahlen nicht geltend machen kann.