MITTHEILUNG-EN wg"-
Zweiter Jahrgang. 15. August 1867.
k. k. österr. Museums für Kunst Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ö. W.
Redncteur Dr. G. Thu. Expedition von C. Gerold's hn. Man abonuirt im Museum, bei
C. Geroldk Sohn, durch die Postmxstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthnudlungeu.
In 11 um Erwerbungen du ömnelch. Museum! 2mm- Waluuutellnng. zum Varuinlml
m. Knultlnduukrie Buulmdl. Dia Kuustiudusßla Suudinlvieus. Hlllbumlbln In
Gcmaludeuüme Kleinere Mittheilungen. Furuelzuug dar hn 11.1. luleum zu Wien kiullnh
Gypllhgilllß. Kuultblimrnmmluug.
einer Bcillge. in mm einen lulbcu Druckbogenl.
Die Erwerbungen des österreich. Museums auf der Pariser
Weltausstellung.
Die Pariser Weltausstellung bietet allen jenen Anstalten, welche
ihre Bestrebungen dahin richten, die Industrie und Kunst zu fördern,
Gelegenheit zu Ankäufen ganz ungewöhnlicher Art. Mehrmals hat man
in Oesterreich solche Gelegenheiten unbenutzt gelassen; weder bei der
h-überen Pariser Weltausstellung noch bei der von London wurden An-
käufe gemacht; es gab auch damals kein Institut, welches, wie das öster-
reichische Museum, speciell für diese Zwecke, die Belebung der Kunst
in den Gewerben, geschalfen wurde. Diesmal ist es glücklicherweise
anders. Dem österreichischen Museum sind, wie unseren Lesern bereits
bekannt ist, nicht unbedeutende Geldmittel zur Verfügung gestellt werden,
um bei der Pariser Ausstellung Ankäufe machen zu können. Diese Geld-
mittel verdankt das österreichische Museum in erster Linie der Gnade
Sr. Maj. des Kaisers, sowie der Liberalität der Ministerien der Finanzen
und des Handels und dem Patriotismus einiger Privaten.
Die Aufträge zu den Ankäufen, welche in verschiedenen Sitzungen
des Curatoriums berathen wurden, sind bereits an den Secretär des öster-
reichischen Museums, Herrn Dr. Georg Thaa, der zu gleicher Zeit
Kanzleidirector des ersten österreichischen Commissärs Hofrath Ritter
v. Sehäffer ist, abgegangen. Die anzukaufenden Gegenstände umfassen
fast alle Zweige der Kunst, Kunstindustrie und Kunsttechnik. Es wurden
bestellt igürliche und architektonische Bleigegenstände bei Monduit
und Bechet; Metallrahmen und Metallgetässe bei Christopble, Lerole;
amerikanisches Bronze-Eisen; Gegenstände aus Aluminium; italienische
Holzschnitzereien Rahmen und Panneaux; gemalte Glasfenster aus der
Fabrik Marschall in Metz; englische und belgische Ledertapeten;
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französische Möbel; französische, italienische und englische Fayence-
Gegenstände, Stotfmuster und Gefasse aus Indien, Marokko, Algier etc.;
russische Tula-Arbeiten, Goldemail von Lepec; russische Teppiche;
französische Bucheinbände von Gruel-Engelmann; Glasgegenstände
von Baccarat und aus der Petersburger Fabrik; Gypsabgüsse nach älte-
ren und neueren französischen Reliefs; Metallgegenstände von Skidmore
in Coventry und Hart Son in London; galvanoplastische Copien von
Goldsehmiedearbeiten von Franchi in London u. s. f.
Der bei weitem grösste Theil dieser Gegenstände wird erst mit
Schluss der Ausstellung von Paris in das Museum geschickt werden;
aber den Bemühungen des Dr. Thaa, der sich in dieser Beziehung der
freundlichsten Unterstützung des Herrn Hofrathes v. Schäffer erfreut,
ist es gelungen, dass einige von diesen Objeeten schon früher wegge-
schickt werden konnten; diese sind zum Theil im Museum angekommen.
Wir werden in diesen Mittheilungen" die vollständige Liste aller
jener Gegenstände geben, welche vom Museum angekauft wurden, und
zwar in der Reihenfolge, in welcher sie angelangt sind. Denn es handelt
sich bei diesen Ankiiufen nicht blcs darum, dass diese Gegenstände auf-
gestellt und den Besuchern des Museums zugänglich sind, sondern auch
darum, dass dieselben unmittelbar nutzbar gemacht und sofort jenem
Kreise der Industriellen, Fabrikanten und Künstler zugeführt werden,
welche zur Fördenmg ihres Geschäftes diese Gegenstände brauchen. Zu
diesem Behufe hat sich die Direction des Museums an jene Handels-
kammern der Monarchie, aus deren bisherigem Verkehr es die Ueber-
zeugung gewonnen hat, dass sie sich an den Bestrebungen des Museums
lebhaft betheiligen, gewendet, und denselben bekannt gegeben, dass die
in Paris angekauften Gegenstände selbstverständlich unter jener Vor-
sicht, welcher die Erhaltung und die Sicherstellung des Eigenthums be-
dürfen den betreffenden Industriellen und Künstlern zur Verfügung
gestellt werden können. Denn nicht wenige Gegenstände sind es, die nur
dann einen wirklichen Nutzen gewähren, wenn sie allsogleich benützt werden,
Die in dem nachfolgenden ersten Verzeichnisse aufgeführten Ge-
genstände sind zumeist orientalische Stoffe und Stotfmuster, gekauft in
der Abtheilung "Algerien", Tapetenmuster der Pariser Firmen J. Des--
fosse, Gillon fils 8c Thoreiller, W. Seegers und Bezault dzCompq
eine Anzahl von Krügen Steingut, Porcellan und Fayenee von zierlicher
Form aus der Fabrik Minton; moderne fi-anzösische figuralisehe Reliefs
von meist sehr eleganter Zeichnung und geistvoller Modellirung, und
Gypsnbgüsse aus dem Musee Napoleon III. nach antiken Terracotten.
Die zuletzt angeführten plastischen Werke sind theils für Ornamentbild-
hauer und Decorateure, theils für Real-Gewerbeschulen von besonderem
Werthe.
Erstes Verzeichniss
der auf der Pariser Ausstellung 1867 erworbenen Gegenstände.
1. Leibbinde Foutah, Seide, weiss mit Gold und bunter Seide gemustert. Algier. 6991
2. Seide, Grund rothbraun, an den Enden bunte Streifen mit Gold. Algier.
6992
3. Seide, bunt, ganz mit gemusterten Streifen bedeckt. Algier. 6993
4. Schllrpc, Seide, Gold und Seide. Algier 6994
5. Möbelstod, Seide. Schwarzer Grund mit Mustern in Blau. Weiss und Gold. Algier. G995
6. Seide; dasselbe Muster in Blau, Roth und Gold. Algier. 6996
7. Seide; dasselbe Muster in Griin, Roth und Gold. Algier. 6991
8. Seide; schwarz, roth, grün, Gold. Algier. 6998
9. Seide; schwarz mit Goldbrochirung, darin bunte Blümchen. Algier. 6995.
10. Seide; schwarz mit Goldbrochirung und bunten Blumen. Algier. C1000.
11. Seide; grün und goldene Streifen mit bunten Blumen. Algier. 700L
12. Seide; blau mit stilistischen Blumen in Orange, Roth und Schwarz. Algier.
7002
13. Seide; blau mit schwarz contourirten verschiedenfarbigen Blümchen. Algier.
7003
14. Seide; weiss mit bunten Blümchen. Algier. 7004.
15. Seide; blau gemustert mit Rindern. Algier. 7005.
16. Zwei Binden ganz gleich, Seide gewirkt, roth und grün. Japan. 7006
17. Halsbinde, Seide, blau, Enden bunte Streifen zum Theil mit Gold. Algier. 7007.
18. Fünf Borten, Seide, einige mit Gold. Japan. 7008
19. Geldtasche, Seide, gestickt. Algier. 7005.
20. Seide, gestickt mit Geld und Silber. Algier. 7010.
21. Fächer, runde Scheibe mit. Vogel und Blümchen. Jspanesisch. 70l1.
ü. Taschentuch, Seide, mit weisser Seide gestickt. Chinesisch. 7012
23. Papiermesser, Elfenbein, GriG geschnitzt. Chinesisch. 7013
24. Blumenhalter, Silberiiligran mit Email. In Original-Etui. Chinesisch. 7014.
25. Zwölf Stück Marmarpapiere auf mechanischem Wege erzeugt von Jules Desfossd in
Paris. ums.
26. 26 Stück Tapetenmuster von Gillon iils Thoreiller in Paris. 7011
27. 50 Tapetenmnsler von Bezault Comp. in Paris. 7018.
28. 15 Tapetenmuster von W. Seegers in Paris. 7019,
29. 14 Bordürenmuster Tapeten von Hoock freres in Paris. 7030
30. Kanne mit Henkel und Schnabel; Fayence im Style Henri H. Copie von Minton in
England. 7021.
31. Zwei Candelaber mit Genien am Fusse; Porcellan, weiss. Minton. 7022
32. Salzfass mit zwei Knaben; Porcellen, weiss. Minton. 7023
33. Kanne in Form einer Ananas; Fayence, natürliche Farben. Minwn. 7024.
34. Krug mit Deckel Zinnrand mit erhabener Rosette; Steingut, blau. Minton. 7025
35. Schale mit Fuss, im Inneren drei Kinder grün; Fayence. Wedgwood. T026
36. Krug, Fsyence, blau mit Gold am Henkel und am Rande. Wedgwood. 7027.
37. Krug mit breitem Boden. Steingut; roth mit Mliandern. Wedgwood. 7028
38. mit Zinkdeclxel, Steingut, weiss. Wedgwood. 7025.
39. Steingut; grau mit Reliefformen. 7030
40. Porcellan; weise mit Rosette in Relief. 7031
41. Rosette, Belief, Gypsabgnss. 7080
42. Pilaster mit je einer weiblichen Figur, französisch, 16. Jabrh. Gypsabguss. 7061
-7o64.
43. Reliefs mit Nereiden. Gy-psahguss. 7065-7061
44. Reliefs mit verschiedenen Darstellungen. Gypsabguss. 7068-7076.
Die mit Pueuthesen eiugekllmmerten Zllem belenhnan die Nummern du luvunuxu du
Beten. llusaumu.
an denjenigen Gogmllinden, m. .1. Gypalhgiuc buelchnet rlnd, ventaht er um von mm. du
dkim Gypubgüllm auch Coplu In am Venuhlnkt werden können. Dlelßlbßn werden 1n der am.
du ürmrr. llnuulu lugahnigt und dum- nux der wirkliche Koaunpnlu du llnuuml dem MINI!!!-
den Industriellen odut Kiuüu lllgorodlltt.
n. Die Qypllhgllllß Nr. bll incl. EI lind moderne ruuöllxche Arbilt.
23'
45. Friese. Mnsicirende Arnoretfen nnf Wolken thronend. Gypenbgnse. 7077-7078.
4G. Reliefs mit verschiedenen Darstellungen. Gypsabguse. 7079, 7081-7084.
47. Maecaron, Gypsabgnss. 7085
48. Reliefs mit verschiedenen Darstellungen. Gypsabgnss. 7086-7088
49. Weiblicher Satyr mit einem Sntyrkind. Gypsabguee. 7085.
50. Gypsabguse. 7090
51. Reliefs mit Kindern und Amoretten. Gypsabgues. 7091-7094.
52. Runde Scheibe mit einem Nebel, mit mueicirenden Gottheiten etc. an relief. Gype-
nbgnee. 7095.
53. Reliefs mit Ornamenten. Gypeabguss. Orig. im Musee Napoleon IH. Antik. G906
-691o.
4. Ornament mit einem geiiügelten Genius. Gypsabguee. Orig. im Mnsee Napeläon III.
Antik. 69114
5. Reliefornamente. Gypsabgiieee. Orig. im Musee Napoläon IH. Antik. 6912-6914.
G. Ornamente. Gypanbgiieee. Orig. im Mnsee Nnpoiäon III. Antik. 6915-8921.
7. Stirnziegel. Gypeabgüese. Orig. im Mnsee Napoiäon III. Antik. 6922- 6825.
Frieeornunente. Gypeabgüsee. Orig. irn Musee Napoleon III. Antik. 6926-6934.
Verwundete Amazone von einem Krieger gestützt; Bruchetiiek eines Friesen. Gyps-
abgnss. Orig. im Mnsäe Nnpoiäon III. Antik. 6935
60. Stirnziegel. Gypoabgiisee. Orig. im Mnsee Napeläon III. Antik. 6936-6939.
GI. Maske. Gypsahguu. Orig. im Musäe Napoleon III. Antik. 69-10.
62. Ornament. Gypuebguss. Orig. im Mnsee Napoiöon III. Antik. 69511
63. Stimziegel. Gypsebgnxas. Orig. im Musäe Nepaleon III. Antik. 69-12-6943.
64. Lampen. Gypsnbgiisae. Orig. im Mnsäe Napoleon III. 6944-6949.
65. Doppelnnpitiil. Gypsabgnsa. Orig. in der Alhnmbrn. G950
Capitiile. Gypeabgiisse. Orig. in der Alhambra. 6951-6952
u.
gamma-
Die Knnstindustrie Russlands.
J. F. Wer hätte gedacht, dass Russland auf einer Weltausstellung durch seine Kunst-
industrie interessant werden könnte? Und doch ist es der Fall. Russland galt bisher in
dieser Beziehung als wesentlich das civilisirte Europa imitirend und seine Arbeiter standen
in dem Rufe, geschickte, aber sclavisehe Copisten zu sein; die Specialitäten dieses Landes
fielen nicht auf oder galten für Barharismen gegenüber dem Geschmacks der europäischen
Oivilisation. Mittlerweile sind aber den Einsiehtigen über die Bedeutung des bisherigen
europäischen Geschmackes die Augen geötfnet werden, die Schöpfungen des Orients, die
man verachten zu dürfen glaubte, stehen oheuan in der Schätzung und selbst nationale
Eigeuthümlichkeitcn sind zur Anerkennung gekommen.
So ist es denn nicht Russlands civilisirte Kunstindustrie, welche ihm die Aufmerk-
samkeit der Kunstfrennde und Knnstindustriellen und aller derer, die sich mit der grossen
Zeitfrage der Geschmacksreform beschäftigen, verschadt haben, sondern eben seine bisher
überschauen Specialitiiten. Jene Gegenstände, welche der grossen Mode folgen, darin Frank-
reich bisher den Ton angab, und die wohl die Ausstattung aller gressen und wohlhabenden
mssischen Hänser bilden, sie haben keine Spur von Originalität, höchstens dass sie die
Fehler der Mode, die Willkürlichkeiten und Plumpheiten der Formen noch übertrieben
zeigen. Von dieser Art sind die russischen Silberarbeiten, welche 'l'heetisch und Tafel
zieren sollen, naturalistisch barocke, plumpe Gestalten.
Andere Gegenstände, ebenfalls von europäischer Bildung, haben wenigstens im Ma-
terial Eigenthiimlichkeit, insofern Stode, die Russland besonders an eigen sind, dazu ver-
wendet werden. Dahin gehören die Malachitgeßsse oder Gefässe und Gerlthe von anderen
Steinarten, wie Jalpis, Onyx, Achat, insbesondere Lapis lazuli. Einige Getiisse von letz-
terem Steine fallen durch ihre Grösse auf, man Endet aber bald, dass sie aus kleinen
Stückchen zusammengesetzt sind. Man kann nicht sagen, dass diese Gefässe, Vasen, Schn-
len, Trinkbecher n. s. w. misslungen in den Formen sind, wenn wir sie aber mit den glei-
chen Arbeiten des IG. und I7. Jahrhunderts vergleichen, die im "grünen Gewölbe" zu
Dresden und in der Wiener Schatzkammer sich zahlreich erhalten haben und im öster-
reichischen Museum das Entzücken aller Wiener bilden, so muss man sagen, dass die
201m Gypsahgüssv Nr. 53 bis Incl. sind nach antiken Tsrraconen. Die Originale blinden sich
jetzt llll uvre Mnsec Nspoleun lll. und bildeten ehemals einen Theil xlesldnsauul Caulpllll in Rum. Sie sind
in Paris auf der Weltausstellung in der Ahlhailung des lrlnlösisuhen Unterrichtes ausgestellt.
D011
russischen Arbeiten der feinen Durcbbildnng der Form, der zierlichen und reichen Pro-
filining, insbesondere aber des reizenden Schmnckes von Gold und Email entbehren.
Eine derartige Sammlung für diesen Indnstriezweig verwerthet, wäre frir Russland un-
schätzbar. In der kaiserlichen Fabrik von Peterhof werden die erwähnten Steinarten auch
mosaikartig in Belief verwendet, so wie zur Verzierung feinerer Luxusniöbcl benützt. Ein
paar gliiirzende Kästen dieser Art, sog. "Cabinette" nach alter Bezeichnung, davon einer
der Kaiserin gehörte, gut coinpouirt und von reicher Wirkung, linden sich ausgestellt.
Bei russischen Eigentbümlichkeiten ptlegt man wohl zunächst an die religiösen Ar-
beiten der Klöster zu denken, an die kleinen geschnitzten Heiligenschreine, Cruciiixe und
was dergleichen mehr ist. Diese Gegenstände, die zahlreich ausgestellt sind, lassen aller-
dings eine wunderbare Feinheit der Technik erkennen, allein es sind stereotype Arbeiten
von einem nnveriinderlichen, erstarrten und noch dazu unschönen Styl. Sie sind für den
Fortschritt der Industrie und des Geschmacks bedeutungslos und höchstens durch ihre
Starrheit und ihre Beherrschung des religiösen Gebietes ein Hemmniss derselben.
Nicht diese byzantinischen Traditionen sind es. welche uns einen grossen Theil der
russischen Kunstindustrie interessant machen, sondern jene, in denen wir alte asiatische
Einüiisse erkennen müssen oder die auf wirklich asiatischem Boden bei den russischer
Herrschaft unterworfenen Völkern entstanden sind. Dahin gehören in erster Linie die Me-
tallarbeiten, bekanntlich ein lndustriezweig, der in die uriiltesten Zeiten der Geschichte
Asiens hinzufsteigt und von dem uns an der südsibirischen Grenze entlang die Grabhiigel
wundersame Arbeiten geliefert haben, deren Zeit und Schöpfer wir nicht mehr nachweisen
können. Eine Baupttechnik dieser asiatischen Metallarbeiten ist die Tsuschirung oder Da-
inascirung, das Hineinschlagen eines Metallen in ein anderes, davon wir schon bereits in
Spanien eine Tradition aus arabischer Zeit erwähnt haben. In Russland ist Stadt und Be-
zirk von Tula durch dieselbe Technik, die schon seit langem blüht, hoch berühmt. Irn
Norden Deutschlands sind die Tula-Dosen wohl bekannt. Aber die Sclmupftabsksdosen
aus Stahl und Silber bilden nur einen kleinen Theil der Fabrication, die viele Gcräthe
des Hauses, Messer, Gabeln, Löliel, Becher u. s. w., ganz insbesondere auch Waden um-
fasst und alles mit reizenden Verzierungen bedeckt. Fragen wir nach Styl und Ursprung
dieser Ornamente, so Enden wir allerlei reizend verschlungene Arabesken, die sich, aus
Stamm und Wurzel ausgehend und sich verzweigend, nach dem Gesetz schöner Raume
ausfiillung über die gegebenen Flächen hin verbreiten, Arabesken, die keine anderen sind
als jene uns wohlbekannten orientalischen vom fünfzehnten und sechszcbnten Jahrhundert,
die in der Zeit der 'l'ürkenkriege nach Europa kamen und nuf die Rüstungen und Waffen
und anderen Industriezweige übergingen, hier h-eilich aber auch bis zur Unkenntlichkeit
entstellt wurden. Bei diesen TulafArbeiten sehen wir sie vielfach noch in alter Schönheit,
neben ihnen leider aber auch europäische Ornamentation, Rococo, selbst Städteansichten,
Lsndschaßen u. dgl. eingedrungen. Diese gänzlich verkehrte Concession an den civilisirtcn
Geschmack sollte so bald als mögiicb strengstens wieder verbannt werden, denn bei der
Richtung, der wir jetzt entgegen gehen, kann sie leicht unwiederbringlich ins Verderben
führen.
Den Tals-Arbeiten nahe stehend in der Technik, thsilweise auch ähnlich in der
Ornamentik sind die Metallarbeiten der tscherkessischen Völkersehaftßn vom Kaukasus.
In dieser Metallfabrication ist uralte. echt asiatische Tradition vorhanden. Die Gold- und
Silbertauschirung auf den Klingen von Kboressan und Eriwau ist oft so vortreiflich aus-
geführt, wie auf jenen Waden im Schatz des deutschen Ordens, und die Grilfe und Scheiden
von Bein und Elfenbein sind mit zierlichsm, tiefgruvirtem und vergoldetem Liuienornament
überzogen.
Aber neben solchen dainascirten Waden und Gerlithen finden wir hier unter An-
derem Silbergefasse, ilascbenartig, von theilweise edler Bildung mit langem Hals und ge-
triebenen Ornamenten, die in ihrer Zeichnung den nachbarlichen persischen Eiuiiuss er-
kennen lassen, eben jene persischen Blumen, die, scheinbar naturalistisch gehalten, doch
durch glückliches Arrangement und regelmiissige Vertheilung sich den üblen Folgen des
Nnturalismus entziehen. Auch in der Verwendung des Email champleve oder Gruben-
schinelzes, d. h. der Ausfüllung ansgegrnbener Vertiefungen mit dem Schmelzßusse, haben
wir alte Uebcrliefcrung zu erblicken und so noch in manchem anderen, wie z. B. in Fili-
gran, das hier ebenfalls noch in Uebung ist.
Weit hewuuderungswiirdiger aber noch als diese Arbeiten vom Kaukasus sind dic
Stickereien von derselben Herkunft, zumal wohl von der Siidseite dieses Gebirgszuges, die
wohl immer, wenigstens seit der Sassaniden-Zeit. unter dem Einduss des hunstreichen
Persiens stand. Diese Gegend hat Decken aller Art, Kisssniiberziige und dergleichen mit
reichen Stickereien in Gold, Silber und farbiger Seide zur Ausstellung geliefert, deren
Ornamente nicht in Weise der gewöhnlichen vielfarbigeir Tischdecken, sondern mehr im
indischen Blumenstyl gehalten, gross geschwungen, in rcgelmiissiger Anordnung, mit wahr-
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haft künstlerischem Ductus der Hand so schön gezeichnet sind, dass sie den edelsten
Arabesken der Renaissance nicht nuchstehen und. sie an Farbenwirkung iibertreßen. Alte,
ergraute Kunstkeuner haben wir in Bewunderung vor diesen Stickereien gesehen, deren
schönste, allerdings um hohen Preis, das neue Berliner Gewerbemuseum angekauft hat.
Ganz ähnliche Arbeiten hat Persien ausgestellt, woraus man den Zusammenhang erkennt.
Ihnen an Schönheit nahe kommend, aber von anderer Zeichnung sind die Stickereien auf
den tscherkessischen Jacken in ihrem ganz ausserordentlich richtigen Arrangement, in der
Beniitzung der gegebenen Formen für die Ornamentation, so wie nicht minder um der
schönen Cemposition willen in ihrer Art nicht minder hewundernswiirdig. Sie lassen die
gleichen Stickereien der Griechen und Albanesen weit hinter sich.
Sehen wir hier überall die alte und direete nationale und lecale Tradition noch
thitig, so glauben wir sie an anderer Stelle künstlich wieder aufgenommen. Es befindet
sich nämlich in der Ausstellung der kaiserlichen Glasfebrik zu Petersburg eine Reihe von
Geflssen, welche in ihrer Technik und Verzierung ganz xiuifallend an jene beiden orien-
talischen Glasgetiisse aus der Kirche zu St. Stephan in Wien erinnern, welche durch ihre
Ausstellung im österreichischen Museum, wo sie sich noch gegenwärtig heiinden, allgemeiner
bekannt geworden sind. Diese Glasgeflisse gehören zu den grössten archäologischen Selten-
heiten; eines, aber von jiingerexn Datum, besitzt die Ambraser Sammlung, zwei sehr schöne
Exemplare betinden sich hier auf der Ausstellung im archäologischen Theil der ägyptischen
Ahtheilung.
Bei den erwähnten Petersburger Gefisseu sind dieselben eingebrannten Relieffarben,
dieselben Goldornamente. Hat sich irgendwo auf den weiten Gebieten des russischen Reiches
diese technische Ueberlieferung lebendig erhalten, oder ist es eine bewusste Wiederaufnahme
und Wiedereriindung dieser Technik durch die kaiserliche Fabrik in Folge archäologischer
Anregung? Fast möchten wir das Letztere glauben, denn wir sehen daneben unter Anderem
auch zwei grosse Glasvasen von orientalischer Form beide bereits vom Kensington-Mu seum
angekauft, welche mit wundervollen Laub- und Blumenwindnngen, wie sie die persischen
ldanuscripte des 16. Jahrhunderts zeigen, umgehen sind.
Wenn das der Fall ist, so ist die russische Industrie damit auf dem rechten Wege.
Heutzutage, wo der alte Geschmack der europäischen Cultur sinkt, kann sie in jeder Be-
ziehung nichts besseres thun, als die nationalen Traditionen und die asiatischen Elements
zu pflegen und, wo sie ausgestorben sind, wieder zu erwecken. Die nationalen Traditionen
und die aaiatischen Elemente sagen wir, beides ist aber eigentlich dasselbe, beides ist asia-
tisch, mohammedanisch-asiatisch; national nennen wir die Elemente nur da, wo sie längere
Zeit schon im altrussischen Gebiet heimisch geworden sind. Nationale Kunstelemente-im
slavisehen Sinne gibt es in Russland und wohl überhaupt nicht. Die Kunst in Russland
ist asiatisch, byaautinisdi oder enroplisch. Wiener Ztg.
Die Kunstindustrie Scsndinsviens.
J. F. Die Abgeschlossenheit der scandinsvisebeu Halbinsel, die Isolirtheit ihrer Lege,
welche die fluatuirenden Strömungen der Cultur südwärts voriiherzieheu liess, die Kälte
und Rsnbigkeit des Kliuin's, die Unsugiinglichkeit vieler Gegenden, dies alles lässt ver-
muthen, du wir in der Kunstindustrie der Peninsxiln noch viele eigenthümliche, ju uralte
Elemente sntnlfen werden. Andererseits sind diese Länder in ihrer bedeuteuderen Hälfte
der allgemeinen Cnltur unterworfen werden und die Seestädte der Nord- und Ostsee, Lübeck
sumnl, heben ihnen du Mittelnlter hindurch die Erzeugnisse der europäischen Kunst und
Industrie bis tief in dns Innerste hinein und bis zu den untersten Schichten zugeführt,
und sie bringen ihnen noch heute davon, wss die Schweden und Norweger mit selbststtndig
geworden Handel sich nicht selber holen.
So ist es in der Thnt gekommen. und so sieht man es auf der Ausstellung, dsss
wohl kein Lsnd nuf der Welt so die Mischung moderner Cultur und alterthiinilicher Kunst-
elemenle noch in der heutigen Industrie zeigt. wie Schweden und Norwegen. Jnhrhunderte,
jn Jahrtausende sind hier, nicht suf Leibesläxige, sondern ganz unmittelbar an einander
gerückt und friedlich vereinigt.
Die schwedische Commission hat dieser eigenthümlichen Verbindung schon durch
das Arrnngement Ausdruck verliehen. Ein Portal oder vielmehr eine sende im elterthüm-
liehen ureignsn Holzbau der schwedischen Gebirge schliesst den langen. schmslen Aus-
schnitt der scsndinnvischen Ausstellung der Länge nach ab und dshinter breiten sich neben
den Erzeugnissen der Volksindustrie nlle Erzeugnisse und Bedürfnisse der modernsten Ci-
vilisstion aus. Noch unmittelbarer sher und schlsgender tritt die eigeuthümliche Vereinigung
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an den Volkstrachten, welche an costlunirten Figuren in den Nischen des langen Portals
zur Ausstellung gebracht sind, für das kunstgebildeta Auge zu Tage. Es ist merkwürdig,
wie sich hier an derselben Figur oruamentale Elemente, die aus dem grauen Altertbume,
aus der heidnischen Urzeit Scandinaviens herstammen, mit solchen mischen, die der jüng-
sten Vergangenheit angehören oder ihre ursprüngliche Heimat in sehr unl'ernei' Zeit in in-
dien, China und Japan zu suchen haben.
Von dieser letzteren Art sieht man Kopftücher, roth mit Blumen bedruckt, von be-
kannter Kattunornamentation und neben ihnen andere mit den primitivsten Formen der
Ornamentik, die der einfachsten Haustechnik angehören und der urältesten Zeit entstammen.
Um Kleider und Leiber mit modernster Musterung liegen weiss und roth gewirhte Gürtel
mit jenen winkligen Linienvarzierungen des mittelalterlichen sestes gnmmadise so genannt
von der Form des griechischen Buchstabens Gamma, dass jeder Kenner sie als directe
Fabricate des Mittelalters beschwören möchte. Die gehlümten Kleider und Kopftücher sind
mit Spitzeoberten besetzt. die an Regelmiissigkeit der durchbrochenen Ornamente denen
der Musterhiicher des 16. Jahrhunderts gleichen; die ganze wiiste Ornamentation der Spitzen
in der französischen Periode des 17. und 18. Jahrhunderts, von der wir uns theilweise noch
heute losringen sollen, ist spurlos an diesen Arbeiten vurübergegnngcn. An den Brustleiberu
tinden sich Perlstickereien in runden und länglichen Bcihen, deren Zeichnungen in Stenien
und anderer geometrischer Anordnung aus der spanischsarabischen Kunst des 14. Jahr-
hunderts herrühren könnten; es sind aber nichts als die gerade diesem Material angemes-
senen und entsprechenden und darum auch durchaus gelungenen Muster, die unsere Ge-
schmacksverbildung verschmäht, um statt dessen mit dem gleichen Material die abscheu-
lichsten Caricaturen von Menschen, Landschaflen, Blumen u. s. w. hervorsubringen.
Auch der Schmuck dieser scandinavischen Volkstrachten zeigt nach alte und eigen-
thiimliche Formen und bewahrt noch viele Erinnerungen an jenen chernen, silbernen oder
goldenen Schmuck der Gräber. Daher kommt es auch, dass die Filigrenarbeiten, die sonst
überall, wo sie noch in Uehung sind, von Indien bis nach Italien, vom Sudan bis an die
Donau und nach Russland hinein, ganz ähnliche, fast gleiche Bildungen zeigen, nur hier
in Norwegen noch eigenthiimliche und abweichende Formen behaupten.
Von diesem nationalen Schmuck und den Filigranarbeiten abgesehen, ist jedoch die
Goldschmiedekunst des Nordens, wie sie auf der Ausstellung vertreten ist, namentlich in
allen gressercn Arbeiten und Gefisseu, noch vom vollstindigsten Naturalismus der letzten
zehn, zwanzig Jahre beherrscht und zwar so, dass die Pflanzen und Blumen die grossen
Formen der Gefisse wie die Elemente der Verzierung hergeben, eine Weise, die bei uns
schon wieder dem Verschwinden nahe ist. Desgleichen ist die Möbslfnbrication Scandinn-
viens im Ganzen modern, doch ist sie in ihrer Art vom Standpuncte des Geschmackes
besser als die Goldschmiedekunst. Die ausgestellten Möbel zeigen alle Style, wie sie heute
in der oivilisirten Welt irnitirt werden, hier Gothik, dort Renaissance, dort verzopftes Bucoco.
Nur darin erscheinen diese Arbeiten mehr originell, dass man Rücksicht auf die Holzurten
des Landes und ihre Eigentbiimlichkeiten nimmt. Es findet sich daher z. B. das Maserholz
besonders häufig zu Füllungen und mosaikartigen Zusammenstellungen beniitzt. Auch die
Volksindustria macht verschiedenen Gebrauch von den heimischen Hölzern zu kunst-
industriellen Arbeiten. So weiss sie die schone Birkenrinde zu allerlei kleinen Ziersrbeiten
und Gebrauchsgegenständen zu verwerthsn und macht aus verschiedenfarbigen Hölzern
kleine Schnitzereien, ganz in der Weise der bekannten Schweizer Arbeiten.
Bewahren die Möbel in dieser Weise noch einige Spuren von Eigentbiimlichkeit, so
fällt diese bei dem iihrigen Hausrath ganz hinweg. Die Papiertapeten sind von der aller-
gewöhnlichsten Art; der Umschwuiß, der hierin eingetreten ist, hat Scandinuvien noch
nicht erreicht. Gepresste Ledertnpcten mit reicher Vergoldung machen wohl Ansprüche, aber
sie sind überladen und imitiren die schlechten Zeichnungen des I7. und 18. Jahrhunderts,
und dazu sind sie für Stuhlsitze und Stnhllehnen in viel zu hohem Relief gehalten. Nur
Seidentapeten mit Malereien von Blumenranken und Vögeln an ältere chinesische Art er-
innernd, recht gut und geschmackvoll auf gelbem, gebrochenem Seidengrunds, sind he-
achtenswerth, weil sie eine Technik des vorigen Jahrhunderts, die es zu reizender Wirkung
bringen kann, wieder hervorrufen.
Eben so modern ist die Porcellnn- und Fayenccfahricntion vorzugsweise durch Riir-
strand in Stockholm vertreten. Wir finden hier alle Formen und Ornumentationen, die
in unserer heutigen eklektischen Zeit in Gebrauch sind, Rococo und Renaissance, Genre-
Gguren und Blumistik, wie man sie überall sieht. Gegenüber der Ueberlarlung der letzten
Jnhrzehente auf diesem Gebiete geht aber doch im Ganzen eine gewisse Musshiiltigkeit
und Bescheidenheit hindurch. Die Malereien sind gut ausgeführt und gmsse Vnsen zeugen
von der Kühnheit in der Technik. Die Vollendung, mit der des Biscuit behandelt, beweisen
reizend durchgeführte Ststuetten, vor allem aber eine Reihe Gefässe, die korhartig gedochten
und mit naturalistisch behandelten Dlumenguirlanden von vorzüglicher Ausführung umgeben
392
sind. Dieses Genre, worin ehedem die Fabriken von Meissen und Wien gross waren, ist
aber heute ein wenig veraltet und insoferne mit einigem Recht vernachlässigt, als solche
Gegenstände sich nicht dem Gebrauch empfehlen.
In allen diesen Dingen, worin Schweden der Mode folgt, steht es auch hinter der
Mode, und die lsolirtheit seiner Lage wird auch wohl an dieser Stellung nichts ändern
lassen. Es birgt aber genug der eigenthümlichen, althergebrachten Kunsteleinente so wie
der vorzüglichen Materialien in sich, um es mit Benützung seines Alterthums und seiner
nationalen Kunstelemente und mit rechter Verwendung seiner Stoffe von künstlerischer
Verwendung seines vorzüglichen Eisens haben wir so gut wie gar nichts entdecken können
zu einer eigsnthümlichen Kunstindustrie, wenigstens zu einer originellen Ausprägung der
herrschenden Richtungen zu bringen. In dieser Weise dürfte es selbst auf Export rechnen
und brauchte den Import nicht zu fürchten.
Eine ganz andere Stellung als Schweden nimmt Dänemark in der Kunstindustrie
ein. Hat Schweden sich noch eine grosse Menge nationaler Elemente bewahrt, so hat
Dänemark sie vollkommen alle abgestreift. Seine Kunstindushie erscheint im Gcgentheil
völlig modern, völlig ein Kind unserer Zeit, ohne aber dabei Nachahmung der französischen
Mode zu sein, oder ihr, wie Andere, bedingungslos zu verfallen. Vor diesem Schicksal
scheint sie der Eintluss der Kopenhagener Kunstakademie, die Nachwirkung Thorwnldsens
und die Bemühungen seiner Schule bewahrt zu haben, was hier um so leichter möglich
war, als sich alle bedeutende Kunstindnstrie auf die eine Stadt, die Residenz, beschränkt.
Der genannte Einduss hat es sicherlich bewirkt und das ist nur recht und billig
dass in Allem, was Dänemark auf unserem Gebiete ausgestellt hat, ein Bestreben nach
edler Form und edler Ornainentsüon sich kund gibt, ohne sich dabei an das Griachenthum
zu binden.
Wir beben in dieser Beziehung zunächst die geschnitzten und eingelegten Holzmöbel
hervor, beide in ihrer Weise auf die Renaissance des 1G. Jahrhunderts zurückgehend. Diese
Arbeiten sind vorzüglich in der Construction, im geschnitzten Ornament, das mit wohl-
iiberlegter Bescheidenheit zur Verwendung gekommen ist, so wie auch in Zeichnung und
Färbung der Holzmusaiken. Auch schwarze Ebenholzkiisten mit eingelegtem künstlichen
Schildpatt in verschiedenen Farben sind als Cabinetstiicke zu erwähnen.
Mit diesen Möbeln auf gleicher Höhe stehen die Gold- und Silberarbeiten. besonders
Geiässe und Geräthe aus oxydirteni Silber, componirt in edlen und fein prolilirten Con-
tonreu mit den zierlicbsten Ornamenten und von vorzüglicher Ausführung. Auf diesem
Gebiete besonders zeugen von der Schule und der Schönheit Thorwaldsens Schilder in
oxydirtem Silber oder Platten mit erhabenen Figürchen, welche als Füllungen in Ebenholz-
klstchan eingelegt sind.
Ebenfalls diesem Eindnss ist es zu danken, wenn die Thonfsbricntion eine edle Rich-
tung eingeschlagen hat. Es sind dahin die Nachbildungen antiker Gefiisse zu rechnen, die
gelnngenstsn, die uns noch von den zahlreichen Arbeiten dieser Art vorgekommen sind,
sodann zahlreiche Reliefs, die nach den reizenden Arbeiten Tborwaldsens nnd durch An-
regung derselben entstanden sind. Die Biscuitiignren nach Tborwaldsen sind uns aus den
Exemplaren im österr. Museum hinlänglich bekannt. Das Bestreben der Fabrik, aus der
sie hervorgegangen sind. die von Bing ehemals die königliche und noch heute sogenannt,
ist überhaupt zu würdigen. Die Malerei ist durchgängig fein und zierlich ausgeführt,
Ueberladnng und Schwere der Farben, wie sie der Feinheit nnd Eleganz des Materials
widerstreben, sind vermieden, auch die Formen sind durchwegs edel gehalten, ohne das
Griechentbum zu zopiren; der willkürliche Zopf, die Barockvasen sind verschwunden.
Selbst in den silberplattirten Waaren, im Tbw- und Catfesgerith z. B., wo sonst
noch überall viel Plumpheit und Naturalismus zu Hause ist, erblickt man überall das Stre-
ben nach edlen Contouren und Ornamenten. Dänemark wird gut thun, unter dem Eindnss
seiner Kunstschule auf diesem Wege zu bleiben und sich durch die Schwankungen der
Mode in der Kunstindustrie nicht irre machen zu lassen. Wiener Ztg.
Der lluneumsban im Wiener Gemeindemthe.
Anknüpfend BD das im letzten Heße dieser Zeitechriß mitgetheilbe Votum des Ge-
meinderatheu in Angelegenheit des Neuhnues des Museums für Kunst und Industrie bringen
wir im Nachfolgenden den auf diese Frage bezüglichen Auszug aus dem Bitzungn-Proto-
kolle vom I4. Juni d. J. mit Hinweglaeeung einiger minder wesentlichen Stellen.
Die Disnnssion hierüber begann mit dem Vortrage des Referenten in der Section
Hir Stadterweiterung, Gemeindernthen Schiffner, und der Verlesung des Antrages den
Gemeindernthee Dr. Schrank.
393
Dieser Antrag lautete
Jeder Freund des vaterländischen Fortschrittes auf dem Gebiete der Kunst
und Industrie muss von Herzen wünschen, dass das k. k. Museum für Kunst und
Industrie in ausgedehntester Weise besucht und benützt werde. Da sich nun aber
die hetrübende Nachricht verbreitet, die hohe Staatsverwaltung gedenke ans
blassen Ersparungsrücksichten dieses Museum auf einen Platz zu stellen, auf
welchem es nicht hlos von den übrigen Kunstsammlungen, mit denen es in
vielfacher Wechselbeziehung steht, sondern auch von jenen Stadtbezirken, in wel-
chen das grösste Contingent der eigentlichen Industriebevülkerung Wiens wohnt,
weit entfernt wäre, stelle ich den Antrag
Der Gemeinderath wolle, nach Anhörung seiner Stadterwciterungs-Commission,
sich mit der Bitte an das hohe k. k. Staatsministerium wenden, das k. k. Museum
für Kunst und Industrie in die möglichste Nähe der übrigen Museen und der
eigentlichen Indnstriebezirks Wiens zu verlegen, um in reeller und individueller
Beziehung die erfolgreichste Benützung des schönen Institutes erwarten zu können."
Hieran knüpfte der Redner folgende Bemerkungen
Die Stadterweiterungs-Commission kommt diesem Auftrage nach, und ich erlaube
mir in Kürze den Hergang über die Bestimmung des Platzes für das Museum voranbringen.
Bevor der Antrag gestellt wurde, war eine Commission heim Stnatsministerum wegen des
Platzes, bei welcher der Gemeinderath, die Stadterweiterungs-Commission nämlich und der
Magistrat, sowie auch die Vertreter des Museums, die Architekten Ferstel und Hausen
und der Ministerialmth Löhr vertreten waren. Von Seite der kaiserl. Stadterweitenings-
Commission wurden zwei Plätze in Aussicht genommen. Ministerialrath Löhr hat nnf
den fiir den Eeservegarten bestimmten Platz hingewiesen; er hat sich aber nicht
mit einem Raume von, 400 bis 500 KlaRern begnügt, die das Aerar bei dem Verkaufe sich
vorbehalten hat. Er musste auf eine Ausdehnung eingehen von 1500 bis 1600 Klaftern.
Er ist aber abgegangen davon, nachdem Ihre Vertreter auf das bcstirnmteste erklärt haben,
dass der Gemeinderntb auf diese Scbmiilerung der Gartenanlagen nicht eingehen kann.
Der niichst vorgeschlagene Platz war der gleich neben der Stubenthorbrücko links.
Ich glaube, der Platz ist bekannt; es ist ein kleiner Raum, der auf der einen Seite von
der Ringstrasse begrenzt ist und rückwärts vom Wientlusse; links ist die Strusse vom
Franz Josefs-Thor heraus, rechts die vom Stubenthor. Dieser Platz ist schon seiner lign-
ralischen Ausdehnung wegen nicht geeignet zur Anlage eines grössercu Gebäudes, um so
weniger, da er von vier Seiten so eingeschlossen ist, dass er seinerzeit nie eine Erweite-
rung zulässt.
Der Architekt Ferstel hat nuf Grundlage dieses hier proponirten Platzes wobei
ich namentlich anfiihre, dass sich die Vertretung des Museums unter dem Wunsche, dass
dieses an einer frequenten Strasse und nicht zu entfernt von der inneren Stadt wäre, sehr
warm für die Erwerbung dieses Platzes ausgesprochen hat; aus ihrer Begründung habe
ich aber hauptsächlich entnommen, dass die Vertreter des Museums ihn darum vorziehen,
weil ihnen von der kais. Stadterweiterungs-Commission kein anderer in Aussicht gestellt
wurde, so dass die Sache für sie endlich eine Lebensfrags geworden ist; wie gesagt,
der Herr Architekt erstel hat für diesen Platz ein Pruject ausgearbeitet, das uns auch
vorgelegt wurde. Ihre Vertreter haben auf das Entschiedenste gleich bei dieser Commission
ihre Meinung dahin abgegeben, dass sie diesen Platz durchaus nicht für den geeigneten
halten, erstens wegen seiner Figur und zweitens weil er keine Ausdehnung zulässt.
Wir wissen, dass alle solche Anstalten in einem Zeitraums von 10 bis 15 Jahren,
besonders wenn sie ein so gedeihliches Streben involviren, wie das Museum für Kunst und
Industrie, zu klein werden.
Wir haben weitere bemerkt, dass sich dort das Pulverrnagazin des Herrn Leihen-
frost befindet, Hir das kein anderer Platz mehr ausfindig gemacht werden könnte. Das
Wichtigste für die Commissionsmitglioder war der in nächster Nähe befindliche Park. Er
ist sehr schön und findet allgemeine Anerkennung, nur muss er gegenüber den Anlagen
anderer Städte klein genannt werden; wenn nun überdies dieser kleine Park, der gegen-
wärtig mit drei Stock hohen Hiiusern, sowohl auf der Ringstrnsse als auf der Esplanade-
strasse und hinten durch das Haus des Herrn Pollak und der noch zu erbauenden an
der Nothbriicke eingeengt ist, auch auf der vorderen Seite die Aussicht verliert, so ist er
auf jeden Fall eingesperrt und es wird gewiss nicht zur Schönheit beitragen.
Man hat auch noch darauf hingewiesen, dass die Stnbenthorbrücke, eine alte Brücke,
nicht auf dem Platze steht, wo sie seinerzeit hinkommen wird, denn die Brücke steht zu
viel rechts, sie ist nicht im Mittelpunkt der Wollzeile und nicht im Mittelpunkt der Lasten-
strasse-Hanptstrasse, sie kommt bedeutend nach links. Wenn wir uns nun die einzige
breite Seite, die sich unmittelbar an der Wollzeile befindet, wegen der Brücke und wegen
der Passage denn vor dem Museum muss doch ein Raum sein, damit Wagen anfahren
können wegdenken, so wird es so eine Wurst, dass es unmöglich für ein Museum schön
aussehen kann. Es hat namentlich ein Mitglied der Stadterweiterrnngs Commission
darauf hingewiesen, dass sich der Gemeinderath mit aller Energie dafür verwenden soll,
um zu verhindern, dass das Museum auf diesen Platz zu stehen kommt, und um sich eine
rechte Anschauung davon zu machen, wurde der Vorschlag gemacht, fir den Fall, als das
Ministerium den Platz genehmigen würde, und der Platz, der uns von Sr. Majestät für
eine provisorische Gartenanlage überlassen wurde, uns genommen werden würde, eher ein
Holzgeriiste auf die Höhe des Museums zu errichten, um deutlich dem Publicum und dem
Gemeinderathe zu zeigen, wie es aussehen wird, wenn das Museum dorthin kommt. Uebri-
gens ist die Stadterweiterungs-Commission nicht Vertreter des Museums, wir sind warme
Vertreter unseres Parkes und haben alles Mögliche gethan, um diese Cslamität von dem-
selben fern zu halten. Ich bitte aber, dabei nicht etwa zu glauben, dass wir vielleicht
Gegner des Museums sind, oder die Bücksichteu für das Museum, oder die Wichtigkeit
desselben für Kunst und Industrie nur einigermassen vergessen oder hiutansetzen.
Wir haben also gedacht, wir werden dem Ministerium das Innern selbst Vorschläge
machen, auf welche Weise diesem Uebelstande abgeholfen werden kann, indem wir auf
mehrere Plätze hinweisen, namentlich auf zwei, wo die Interessen des Museums besser
gewahrt sind, als auf dem vorgeschlagenen Platze, weil die Plätze, die wir in Vorschlag
bringen, gross genug sind und vollkommene Quadrate bilden.
Den einen dieser Plätze hat auch schon die kais. Stadterweiterungs-Commission in
Erinnerung gebracht, und der ist unmittelbar an der verlängerten Wollzeile links,
wo sich der grosse Exercierplutz befindet, nämlich ein Theil dieses Platzes vis-h-vis der
Fronte der dort stehenden Häussrreihe. Es wird dadurch die nicht sehr schöne Kaserne
etwas verdeckqman bekommt ein reguläres wunderschönes Viereck und deriPlatz ist so gross,
dass er noch hinreichend für die Exercitien des dortigen Militärs verwendet werden kann.
Das Bedenken, welches wegen der Nähe der Kaserne hinsichtlich der Ruhe ausge-
sprochen wurde, dieses Bedenken existirt ebenfalls, also die Unruhe diirtle nicht
abhalten, weil sonst auch der Platz gegenüber nicht entsprochen hätte. Der Referent der
kais. Stadterweiterungs-Commission hat auch diesen Platz zur Genehmigung Sr. Majestät
vorgeschlagen und es liegt noch im Kriegsministerium, ob man auf die Abtretung dieses
Platzes eingehen wird. Man hat es auch nicht für unwahrscheinlich gehalten, dass dieser
Platz zu einem Museum für Kunst und Industrie abgetreten werden könnte.
Der zweite Platz, den ich mir aber erlaube in Vorschlag zu bringen, ist unmittel"
bar vor dem Schottenthor, nämlich der Platz vis-a-vis den Oelzelfschen Hiiusern.
Dieser Platz misst noch mehr, als das Museum beansprucht, er ist vollkommen regulär,
und seine Figur ist eine solche, dass sich auf diesen Platz ein hübsches Gebäude hin-
stellen lässt, Uebrigens glaube ich, da die äusseren Glacisgriinde noch so wenig verbaut
sind, dass sich noch mancher Platz finden diirfte, um ein Museum für Kunst und Industrie
hinzustellen und namentlich dem Antrags des Herrn GR. Schrank gerecht zu werden,
der Ihrer Stadterweiterungs-Commission vollkommen begründet erscheint; denn es lässt sich
schwer denken, dass ein solches Museum, welches in einer solchen Entfernung von den
anderen Museen hingebaut werden soll, mit Nutzen bestehen kann; es lässt sich auch
schwer denken, dass ein solches Museum, welches doch von den Industriebezirken am
meisten besucht wird, so entfernt von denselben hingebant werden soll.
Es ist zwar wahr, dass mir eingewendet werden wird, dass dieser Platz ebenfalls
etwas entfernt ist aber er ist doch etwas näher, als der bei der Stubenthorbriicke.
Denn die Industrie in Wien ist auf der Landstrasse und in der Leopoldstadt am gering-
sten vertreten.
Ich bin selbst ein Vertreter der Leopoldstadt; bei uns ist mehr der Handel zu Hause,
aber die Industrie als solche, namentlich die Industrie, die des Museums bedarf, das sind
industrielle Gewerbe, bei denen Zeichnungen, Muster nothwendig sind, eine solche
Industrie haben wir in der Leopoldstadt in einem geringen oder gar nicht nennens-
werthen Masse.
Ich empfehle daher auf das wärmste den Antrag des GR. Dr. Schrank. Das
Museum für Kunst und Industrie wird übrigens noch auf vielen freien Plätzen Baum
finden, insbesondere, wenn mm ihm einen geben will. Beherzigen Sie die einzige freie
Seite des Stadtparkes.
Ich empfehle Ihnen den Antrag der Stadterweiterungs-Commiesion.
GB. v. Wertheim. Nach diesem sehr detuillirten Expose des Herrn Referenten
ist es mir schwer, mit einem ähnlichen ausgedehnten Berichte vor Sie zu treten, weil Ihre
Aufmerksamkeit nicht mehr vorhanden sein diirße.
Ich für meine Person kann Ihnen nur sagen, ich spreche zwar hier als Gemeinde-
ratb, kann mich aber dennoch nicht der Eigenschaft als Curator des Museums entkleiden,
und ich bin daher über diesen Gegenstand sehr genau informirt.
655D
Das Bessere ist der Feind des Guten, der Herr Referent wünscht dem Museum alles
Gute, aber nur keinen Platz.
Der Herr Referent sagt weiter, der Gemeinderath wird Alles beitragen, wird das-
selbe unterstützen, wo er nur kann, aber das Museum soll sich um einen Platz selbst
umsehen.
Nun werden Sie mir erlauben, dass ich den Standpunkt der Industriellen einnehme.
Der Herr Referent hat recht, wenn er von seinem Standpunkte ausgeht, als Liebhaber des
Parkes. Industrie und Gewerbe sind aber meiner Meinung nach mehr werth als der Park,
denn wenn wir nicht früher wären, könnte der Park später nicht sein, denn der Steuer-
triiger zahlt den Park.
Ich sage Ihnen, dass das jetzige Museum, welches kaum drei Jahre besteht, so Er-
freuliches geleistet hat, dass wir in der Pariser Ausstellung Leute haben, die sich durch
Copiren von Modellen Medaillen erwarben.
Wenn ich hier einige kleine Andeutungen gegeben habe, so möchte ich nur sagen,
welche grosse Bedeutung ein Museum hat und haben muss.
Heute sind wir an der Schwelle der Thiitigkeit angelangt, wo es mit gewissen
Wissenschaften allein nicht mehr möglich ist, durchzudringen, wenn man nicht die ge-
werbliche Wissenschaft als solche mehr ausbildet. Kunst und Industrie sind verwandt.
Eines kann ohne das Andere nicht bestehen; wo wollen Sie heute einen Gewerbsschiiler
Modelle verzeichnen lehren? Alle Hochachtung vor den Gewerbsschulen, die sehr primitiv
sind, das Museum hat einen Anlauf genommen und es sind 600-700 Schüler dort; wenn
Sie sich Abends überzeugen wollen, wenn die Vorlesungen sind, so werden Sie sehen,
dass die Leute im Hof stehen müssen. Ein Herr Versprecher hat gesagt, er wünscht das
Beste für das Museum, aber ich sage Ihnen, wir werden es nicht erleben. Wir haben
einen Anlauf fir zwei grosse Museen, es sind die Concurspliine ausgeschrieben, bis sie
aber gebaut werden, werden einige von uns nicht mehr existiren. Ich will mich seinerzeit
sehr gerne belehren lassen, dass ich Unrecht habe, aber beute ist es nicht der Fall. In
Anbetracht, dass das jetzige Museum unserer Generation nicht mehr Fir die Zeit nützen
könne, hat man geglaubt, das kleine Museum ausdehnen zu müssen. Se. Majestät hat für
das Museum 30.000 d. für die Einrichtung, Fundirung etc. bewilligt; wenn man sagt, dass
mit diesen geringen Mitteln alles fertig gemacht werden soll, so werden Sie mir zugeben,
dass der Platz auch massgehend ist. Ein Herr Vorredner hat auf den Platz vor der Ka-
serne hingewiesen; wenn dieser zu erlangen wäre, so würde ich mich dafür erklären, nur
habe ich das Bedenken, dass die Kasernfrsge heute noch immer auf einem andern Stand-
punkt steht, als die Museuinsfrage. Aber gegen den Platz vor dem Schottenthore muss
ich mich aussprechen. Der Herr Referent ist nicht eingeweiht; die Fundamentirung auf
diesem Platze ist die schlechteste von Wien, und es müsste gleich die Hälfte des Capitals
in den Grund hineingesteckt werden. Ich weise die Herren nur auf den Bau der Oelzelt-
schen Hlinser hin. Die Bemerkung, dass der Park beeinträchtigt wird durch die Her-
stellung eines einstöckigeu Baues, nun, ich muss gestehen, ich kenne den Raum auch und
ich glaube, er würde den Anforderungen, die wir an ein Museum fiir die 20 nächsten
Jahre stellen, genügen. Nach 20 Jahren mögen unsere Nachkommen einen anderen
schaden. Die Aussicht soll verbaut werden. Kann die Aussicht vielleicht etwas kriinken?
Aber ich würde hier diesen Standpunkt nicht so sehr im Auge behalten, weil die Leute,
die im Parke sind, im Park die Aussicht haben, und dann hätte man müssen Sorge tragen,
dass die zwei fiinfstöckigen Hiiuser nicht hirigehaut worden wären; diese stören die Aus-
sicht mehr, als ein oinstöckiges Hans,
Vielleicht ist es nicht so, und ich würde einverstanden sein, wenn man ein Modell
hiustellt, ob es wahr ist.
Was die Bemerkung wegen der Pulverniederlage anbelangt, so müsste ich mich
hautement dagegen verwahren. Es heisst immer die Industrie steht höher als das Pulver,
und dass es dahin kommt, sollen wir Alle zusammenwirken; fir den Pulververschlciss
wird man schon einen andern Platz finden; und wenn Sie ein Museum hinstellen, haben
Sie etwas Besseres gethan. Die Commune Wien hat die Verptlichtung, die Sache zu
unterstützen.
Wir sind ja die Industrie. Wer ist die gewerbliche Thätigkeit, als die Commune
Wien in indirecter Linie?
Wenn es möglich ist, diesen Bauplatz zu erhalten, den der Herr Referent angetragen
hat, vom Stubenthor links, und ich glaube, es wäre zu erreichen, dann sollten Sie
nicht hindern, dass man dort ein Gebäude hinstellt, das mehr nützen kann, als die schönste
Aussicht. Was niitzt die schönste Aussicht, wenn wir leere Taschen haben? Wir müssen
verdienen, und ein grosser Factor zum Verdienen ist das Gewerbe. Die Concurrenz dringt
von Aussen mächtig heran, suchen wir, dass wir stark werden, sonst könnte die Zeit
kommen, wo es zu spät ist.
396
Jedenfalls bitte ich, wenn der Platz nicht zu haben ist, seinerzeit auf den anderen
Platz iiberzugehen.
GR. Dr. Koffer, Die Nothwendigkeit des Museums beweisen zu wollen, wäre
überflüssig, darüber ist in den Räumen dieses Saales kein Zweifel, wie nothwendig solche
Anstalten sind, die unsere Kunstgewerbe heben, und zu dem machen, was sie werden sollen.
Mein Versprecher, Fachmann in eminenter Weise und kräftiger Vertreter der Industrie,
hat es warm betont, wie auch ein Sprecher von der anderen Seite.
Aber ich frage, oh es wahr sei, dass wir der Sache, für die wir so warm eintreten,
einen Dienst thun, wenn wir mit diesem vorläufigen Verzögerungsantrag, der sich zu einem
Vertagungsautrag in infiuitum gestaltet, hervortreten?
Wir sagen zur Verwaltung Ihr wollt einen Platz? Ihr findet, er genügt euch,
aber wir wollen einen besseren Platz. Gut! Hütten wir den Platz, ich würde beistimmeu.
Mir wäre es angenehm, wenn unser Stadtpark sich plötzlich auch über jene öde Wüste
ausdehnen könnte, die sich derzeit vor den Kasernen ausbreitet und auf der wir mittler-
weile nur trommeln und blasen hören. Wir wissen leider aus Erfahrung, dass, wo es sich
um die mindeste Einschränkung jcner Plätze handelt, auf denen exerciert wird, wir Hinder-
nissen begegnen, die zu den schwersten gehören, und besorgen, dass der Wunsch, jenen
Platz links vor dem Btubcnthor fiir das Museum zu erlangen, unter den jetzigen Umständen
ein frommer Wunsch bleiben wird.
Was den anderen Platz bei dem Schottcnthor betriB, so hat er die Aussicht auf
das Parlament, was aber kein Grund ist, ihn fiir ein Museum zu verwenden; von anderen
Plätzen habe ich nichts gehört.
Wir werden einen Platz für das Museum brauchen, auf dem sich dasselbe entfalten
kann, und ich habe den Plan gesehen und ihn entsprechend für geraume Zeit gefunden.
So lauge wir also dem Museum nicht einen Platz bieten können, der ihm taugt,
so lange können wir diesen Platz ihm nicht wegnehmen, den es braucht.
Wer bürgt uns dafür, ob und in welcher Zeit das Museum aus seinen derzeitigen
beschränkten Räumen um Bullplatze herauskommen wird, wenn diese zwei Plätze, die wir
als Alternative behandeln, für selbes verloren gehen?
Ich frage, wie sieht da unser Wohlwollen aus? Fassen wir die andere Seite der
Frage buchstäblich in's Auge, ob unser Stadtpark wirklich ernstlich an Schönheit lciden
würde? Ich habe mich auf die Terrasse des Kursalons gestellt und meine Phantasie su-
gestrengt, welches Bild sich zeigen wird, wenn das Museum dort hinkommt, vorausgesetzt,
dass es nicht wie das Opernhaus aussehen würde und habe mich gefragt, was verlien wir?
Die Aussicht auf das Hauptzollasntsgebüude. Ob dieses schön ist, darüber sind die Mei-
nungen getheilt, ferner die Aussicht auf die Hüuscrfroute in der Leopoldstadt und vielleicht
auf einen Theil der Franz Josefs-Kaserne. Leidet aber der Park dadurch, wenn z. B. das
Hansenäche Palais in denselben hineinblickt? Leidet er durch ein anderes schönes Ge-
bäude? Eine wahrhaft schöne Architektur ist ein schöner Hintergrund für cinc Gartenanlage.
Ich glaube kaum, dass in dieser Richtung ernste ästhetische Bedenken obwalteu;
aus diesem Grunde, weil ich glaube, dass durch den von uns heute zu fassenden Beschluss,
wenn er nach dem Antrags des Referenten ginge, ein unberechenbarer Schade zugefügt
würde, erlaube ich mir den Antrag, dass vorläufig nicht beschlossen werde, das Museum
habe nicht au jene Stelle zu kommen, sondern, dass sich dahin ausgesprochen werde, dass
nur dann, wenn dem Museum ein anderer, vollkommenerer, geeigneterer, seinen Wünschen
entsprechender Platz eingeräumt werden könnte, wäre es wiiuschenswerth, dass dieser Platz
den Parkanlagen vorbehalten bleibe. Wenn das aber nicht möglich sei, sollten wir unsere
Zustimmung allerdings ertheilen.
Referent. Ich erlaube mir, um die Herren, welche noch zu sprechen gesonnen
sind, auf den eigentlichen Gegenstand zurückzuführen, um den es sich handelt, zu bemerken,
dass wir nicht aufgefordert wurden, einen Platz für das Museum zu bezeichnen oder an-
zuweisen. Es handelt sich um nichts Anderes, als um den von Herrn Dr. Schrank ge-
stellten Lutrag, den ich vorgelesen habe, und der den Wunsch enthält, dass das Museum
näher an die industriereichen Bezirke verlegt werde. Ich habe nur, um den Standpunkt
klar zu machen, erwähnt, dass comuiissionelle Verhandlungen beim Ministerium geptlogen
wurden, ohne dass es noch irgendwie zu einem Beschlusse gekommen wäre. Nachdem, wie
ich früher die Ehre hatte zu erwähnen, dieser Platz von Sr. Majestät der Gemeinde zu
Gartenanlagen übergeben wurde, so wird, wenn das Ministerium dennoch entscheiden würde,
dass das Museum auf diesen Platz kommen soll, die Frage an den Gemeinderath kommen,
was derselbe in dieser Suche zu beschlicssen gedenke?
Darüber haben wir heute keine Vorlagen; heute handelt es sich blos um den An-
trag Schranlfs, das Museum in die Nähe der industriereichsten Vorstiidte zu verlegen.
Was ich weiter sagte, habe ich nur zur Aufklärung bemerkt, aber nicht, nru einen Be,
schluss darüber hervorzurufen, ob das Museum da oder dorthin gebaut werden soll.
327.
GB. Suess. Von uns ist, wenn ich nicht irre, unsere Wohlmeinung verlangt werden,
ob das Museum dahin gebaut werden soll.
Referent. Nein.
GB. Suess. Es wurde aber doch eine Commission abgehalten unter Zuziehung
aller Betheiligten.
Referent. Wir haben die Entscheidung dem Gemeinderstbe vorbehalten; ich war
selbst Tomrnissionsmitglied.
GB. Suess. Herr Dr. Schrank hat sein Bedauern ausgedrückt, dass das Museum
so wcit entfernt sei von den Fahriksvorstädten und gewünscht, dass es näher liege an
den beiden grösseren Fabriksbezirken Neubau und Msriahilf.
Dier Standpunkt ist ein vollkommen berechtigter; ich glaube, Niemand ist unter
uns, der diesen Wunsch nicht theilt.
Sehen wir aber die Sache im concreten Falle genauer an. Die Commission hat sich
den Ansichten des Herrn Collagen Dr. Schrank angeschlossen und sich zur Unterstützung
dieser Ansichten auf das ästhetische, oder, wenn ich so sagen darf, auf das Gebiet der
Architectur begeben; aber ich bedaure, sagen zu müssen, dass die Behauptungen, die man
hier sufstellte, wenig stichhaltig sind. Einer der grüssteu Fehler, die bei den Neubauten
der Stadt Wien wiederholt vorgekommen sind, besteht darin, dass man die kleinen Gebäude,
welche gleichsam die Juwelen der neuen Stadt sein sollten, dadurch erdrückt hat, dass
man sie neben riesige Massen hingestellt hat. Ein solcher kleiner, einstöckiger Bau ist
das neue Museum; stellen wir das neue Museum wieder hinter grosse Zinshäuser, so ist
derselbe Fehler nochmals begangen. Wenn Sie irgendwo zwischen die Biiusermassen
welche sich vor dem Burgthore entwickeln werden, dieses kleine Gebäude hineinstellen,
so werden Sie diesen Fehler wiederholen. Im grossten Massstabe wiederholt sich aber der,
Fehler, wenn, wie die Commission verschlägt, man proponiren wollte, das Museum in die
unmittelbare Nahe der Franz Josephs-Kaserne zu stellen. Ich kann mir nicht vorstellen,
wie ein Kunst-Museum unter die Schiassscharten gestellt werden soll; ich halte es für un-
möglich, ein Kunst-Museum auf einen Exercierplatz zu stellen. Man hat ausdrücklich ge-
sagt, dieser Platz sei ein ungünstiger, er sei eine Wurst; welches ist aber nach den viel-
fachen Erfahrungen der letzten Jshrzehente fir derlei Anstalten der praktische Bau? Der
Bau im Annex, der Wuratbau, wenn Sie wollen. Ein Annex mit einer einfachen Balle ist
das, was wir am ersten verlangen können, und dann ist dieser Platz gerade vorzüglich
geeignet dort können Sie nichts Besseres hinstellen, als einen Annex. Man sagt endlich,
die Alzssicht von der Terrasse des Cursalons wird gestört. Diese Bemerkung erscheint mir
sonderbar; es kommt mir das erste Mal in meinem Leben vor, dass man sagt, durch einen
Museuuibau wird eine pointe de vne gestört; geschmückt wird sie dadurch, nicht gestört!
Sie bauen ja kein Ziushaus, sondern ein Objcct, das für die Ausstellung von Kunstgegen-
stiinden bestimmt ist und an und fiir sich selbst ein kleines Kunstwerk sein soll. Der
Name Ferstel bürgt mir, dass die Sache nicht schlecht ausfallen wird. Man sagte, es werde
die Aussicht auf die Leopoldstadt verstellt, gibt aber selbst zu, dass nur die Stirnseite
hinkommen soll.
Ich behaupte, die Aussicht vom Cursalon aus gegen die Leopoldstadt wird durch
den sehr geringen obersten Theil des Museums, der überhaupt sichtbar wird, nicht gestört.
Nicht, wie gesagt worden ist, gekrlinkt wird sie werden, gemildert wird sie; es wird für
Jeden von uns ein wohlthiitigcs Gefühl sein, neben den mthen Bastillen endlich ein Ge-
biiude entstehen zu sehen, welches der Kunst des Friedens gewidmet sei. Es ist gesagt
worden, das Bessere sei der Feind des Guten; wenn es irgendwo isb behaupte ich, ist das
hier am Platze. Wenn Sie so sehr von der Vorzüglichkeit dieses Museums überzeugt sind,
wenn Sie die Sachlage kennen, werden Sie ruhig zugeben, dass das der einzige Platz ist,
wo man das kleine Gebäude isolirt hinstellen kann, wo es nicht erdrückt wird von den
grossen Zinshßusern. Ich werde dem Herrn Vorredner beistimlnen und lieber sehen, dass
wir das Museum überhaupt bekommen; wir wissen ja, wie oft es heisst Die Gelegenheit
hat vorne Haare, hinten ist sie kahl"; fassen wir sie, wenn wir es thun können, und wenn
wir die Gelegenheit haben, ein solches Gebäude in Wien entstehen zu sehen, fördern wir
die Gelegenheit, vertagen wir die Sache nicht in's Endlose, wie es olme Zweifel geschieht,
wenn Sie auf den Cornmissiousantrag eingehen;
GB. Stach. Ich stimme allerdings auch nicht so vollkommen der Commission bei,
welche ein besonderes Gewicht auf die Aussicht legt, die allenfalls dem Park durch das
Museum versperrt werden sollte. Obwohl ich nicht zugeben kann, wie von einer Seite be-
merkt wird, dass durch das neue Museum das Hauptzollamtsgebliude verdeckt würde, son-
dern im Gegentheile jedenfalls aussprechen muss, dass durch das auch noch so schön aus-
gestattete Gebäude jedenfalls die Perspective, die der Stadtpark hat, in zwei Theile getheilt
wird. Das Gebäude wird, rnag auch der Architekt so viel wie möglich sein künstlerisches
Schaffen an demselben versuchen, immerhin ein ungünstiges Verhältnis; nyyigchgn Höhe
und Breite haben. Allein fiir mich liegt das Hauptgewicht jedenfalls darin, dass Eir das
Museum der Platz, der von der kaiserlichen Stadterweiternngs-Commissien vorgeschlagen,
oder der Nr. genannte Platz gegenüber der Kaserne gewählt wird, an der Stelle ein be-
deutender Lärm herrsdit und viele Störung bereiten wird eben durch die Nähe der Kaserne.
Weiters ist nicht zu liiugnen, dass das Museum an dieser Stelle den denkbar weitesten
Platz von den industriellen Bezirken Wiens hat, der überhaupt ansgemittelt werden konnte,
und unter diesen Umständen könnte ich mich weder fiir den einen noch fiir den andern
Platz aussprechen, sondern bescheide mich recht gerne, dem Antrags der Commission, dass
das Museum wo möglich auf dem Platze in der Nähe des Schottenthores errichtet wird,
und will hier nur ein Bedenken entkräften, welches bezüglich der Fundirung angefdhrt
wurde. Es ist gesagt werden, der Platz vor dem Schottentbore hat eine bedenkliche, kost-
spielige Fundirung und der Platz in der Nähe des Stubenthores hätte diesen Uebelstand
nicht; ich muss nun da auf die Thatsache hinweisen, dass wir bei dem Onrsalon eine
sehr tiefe Fnndirung haben, wo mit hydraulischem Kalke fundirt werden musste, um dem
Gebäude die nöthige Solidität zu geben, dass die Fundirung für das künftige Stadthans
mit jeher einer jener unangenehmen Punkte ist, über die wir schwer hinauskommen und
wo wir uns im Vorhinein auf bedeutende Kosten gefasst machen; ich will ferner erwähnen,
dass der Bau eben insbesondere an einem Platze, der proponirt wird, wo factisch der Stadt-
graben nur zugeschüttet ist, und Sie an dieser Stelle ebenso gut hinnntergraben müssen,
um ein gutes Fundament zu bekommen, wie beim Schottenthore, ich vermuthe, dass man
beim Schottenthore schon an der Sohle des einstigen Wallgrsbens ein gutes Fundament
findet, besser als beim Stnbentbor, weil da in alter Zeit der Wieniinss gedossen ist, welcher
früherer Zeit gestant war bei den Werken, ich glaube, bei der Münze, weil diese das
Wasser benützt hat. Es ist also jedenfalls ein sumpiiges Terrain und unter diesen Um-
stünden, glaube ich, soll jedenfalls ein besserer Platz ausgemittelt werden, als derjenige,
wo man unter Trommeln und Commandoworten das Museum haben würde, und weil ferner
bezüglich der Fundirung keine Ersparung sein wird. Ich stimme dem Antrags der Com-
miasion bei.
GR. Dr. Schrank. Ich sehe nun, dass mein Antrag so gut hier missverstanden
wurde, als in der Oeßentlichkeit.
Mein Antrag ist speciell dahin gegangen, das Museum dort hinzustellen, wo dessen
Beniitzung möglich ist; mir ist ganz und gar ferne gelegen, irgendwie nachzuweisen, dass
durch den Bau des Museums unser Park oder unsere Strassen vernnziert oder entwerthet
werden könnten; mir ist nicht eingefallen, hier zu sagen, wie der Architekt daraus kommen
wird, ob er diesen Wurstbau oder einen andern ausführt, eb mit einem oder zwei Stock-
werken, damit mag der Architekt selber fertig werden. Mir ist eingefallen, das Museum
hat einen Zweck und soll ihn erreichen.
Ich weiss gut, was die Prenssen, die nicht gerne die österreichischen Einrichtungen
nachahmen, in der jüngsten Zeit sich beeilen, uns zuvor zu kommen, die Prenssen haben
Angst, dass auf einem Gebiete, auf welchem wir zurückgeblieben, wir sie ühertlügeln
könnten, dass Wien der Centralpunkt der Kunst und Industrie von ganz Deutschland
werden kann, darum beeilen sie sich, darum wollten wir uns mit der Bitte an das Staats-
ministsrinm wenden, dass möglichst schnell der Bau noch begonnen werden soll, damit
uns nicht die Berliner zuvorkommen. Was ich in meinem Anfrage gesagt habe. ist, dass
ich das Museum in nächster Nähe der Industriebezirke wünsche. Ich meine nicht, es soll
nach Gnrnpendorf oder Schottenfeld kommen, sondern möglichst nahe diesen Bezirken, und
dies hat seinen Grund darin, weil diese Bezirke den griissten Theil an Besuchern dem
Museum liefern.
Ich weiss, dass an Sonntagen viele Personen aus Neugierde das Museum besuchen,
dass aber viele eine oder andere Stunde frei haben und durch's Bnrgthor gehen und ist
das Museum in der Nähe, so können sie Stunde dort zubringen.
Diese Leute kommen aber oft Jahr und Tag nicht in die Nähe des Stubenthores.
Im Museum sind eine Menge Gegenstlnde, die seinerzeit den beiden anderen Museen
angehören, heute hat man ans der Schatzkammer, aus dem Miinzcabinet Gegenstände ans-
gestellt. Wie praktisch ist es, wenn man hier ein Stück sieht, und wenige Minuten entfernt
das anders Museum ist, wo die Collection ist, aus der das Stiick herausgenommen wurde.
Meine Idee ist also, diese Museen sollen im Zusammenhangs stehen, und man miige
auf diesen Umstand aufmerksam machen. Allerdings schwebte mir vor, dass man aus
Sparsamkeitsriicksichten den Platz gewählt hat. Wann es sich um ein Militär-Etablisse-
ment gehandelt hlitte, wäre ein Platz schon gefunden worden.
Das Museum ist gegenwärtig in einem Orte, wo es nicht lan mehr sein kann;
nicht allein, dass der Baum beschränkt ist, so dass Viele von den Vor esnngen abgehalten
werden, nicht alle Gegenstände aufgenommen werden können und die Znsendungen ah-
gehalten werden müssen, ist auch das Gebäude so baufällig, dass es nicht möglich ist,
einen Luster anzubringen. Das Museum kann dort nicht bleiben, es stehen Mlinuer an
der Spitze, die, wenn man ihnen das ernstlich vorstellt, dahin wirken werden, dass man
nicht einen solchen Platz bestimmt, der eben geboten wird, weil man nichts Anderes damit
anzufangen weiss.
Also dahin ist mein Antrag gegangen, aber nicht dahin, dass die Sache vs
werde, und ich stelle den Znsatzantrsg, dass, wie immer der Beschluss ausfallen möge,
die dringende Bitte an das Ministerium gestellt werde, heuer noch den Bau auszuführen,
mit Einweisung, dass der Platz kein günstiger sei, und ich würde die Motivirung weglassen,
dass der Park beeinträchtigt würde.
GR. Bück. Wenn Sie mich als Privatmann fragen, wenn ich das Geld hätte, ich
sollte bei der Kaserne mir ein Haus bauen, so werde ich mich bedanken dafür. Ich weiss.
wie es dort zugeht, ich gehe täglich vier Mal vorbei, früh urn Uhr Rrrrrrr! Da wird
getrommelt, auf der anderen Seite treiben sie Pferde herum und johlen und schreien, gleich
darauf ist Wachparade mit der türkischen Musik dort wollen Sie ein Museum hinstellen?
wo kein Mensch ruhig zeichnen kann, das wiire eine Tliorheit, ein Hirschauerstückl. Ich
werde nic die Zustimmung zu so etwas geben.
Wir haben 400 Bauplätze beim Schottenthor; wenn Sie weiter gehen am Franz
Josefs-Quai sind viele Hänser, wenn Sie fragen, wem sie gehören? lauter Fabrikanten, die
gehören zur Industrie, hier habe ich fundiren gesehen, dort ist der Grund nicht so schlecht,
wie bei den Oelzelfschen Eläusern.
Ich berufe mich auf Bauverstlindige, dort ist der Grund besser, als im Stadtgrabeu;
dort ist ein Platz vis-a-vis vom Arsenal, wenn Niemand einen schönen Platz wsiss, so
werde ich einen vorschlagen, nämlich wo das Trsumann-Thealer gestanden ist.
Da. wiire das Museum am Platze, das möchte auch dem Platze ein schönes An-
sehen geben,
Also mich kann es nicht beruhigen, wenn die kaiserliche Stadterweiterungs-Com-
mission sagt, es sind keine Plätze da. Wo sind dann die Hliuser? Im vorigen Jahre wurden
zwei Bauplätze verkauft, und jetzt will man auf diesen Zwickel zwischen der Wien und
dem Donaucanal das Museum hinbaueu. Privathüuser kann man hinbauen lassen, und wenn
Jemand Gusto hat, diese Remasori von der Kaserne anzuhören, so soll er hinbauen; aber
das Museum hinzubausu, wäre gefehlt.
GR. Kleyhonz. Der Herr Referent und Herr GR. v. Wertheim vertreten das
gleiche Interesse, beide legen grossen Wertb auf die lndustrie, und beiden ist der Platz
demzufolge zu klein. Die Nebensache vom Park will ich nicht berühren, ich schliesse mich
Ihnen an, ich bin auch dafür, dass das Museum auf diesen Platz nicht gebaut wird, aus
dem Grunde, weil mir der Platz zu klein erscheint.
Der Herr Referent hat gesagt, es steht doch zu erwarten, dass das Gebäude ver-
grössert wird; das erwarte ich selbst, und warurn erwarte ich das? Weil es sich der kleine
Handwerker vergehen lassen muss, sich mit der Gross-Industrie zu messen. Der kleine
Handwerker wird sich beschränken müssen auf das Museum, es wird dahin kommen, denn
Oesterreich kann und darf nicht zurückbleiben hinter dem Auslands. Es müssen die Schulen
anders hergestellt werden, wir dürfen keine Trotteln erziehen, von jetzt an müssen die
Kinder in der Volksschule den Bleistift in die Hand nehmen, wir werden nicht zurück-
bleiben, aber ausstellen werden wir nicht, warum? Weil von dem kleinen Handwerker
zum grossen Industriellen ein Sprung ist, gerade so wie vom Feldwebel zum Lieutenant;
das ist ein Privilegiuin, das lassen wir gehen, wir werden zu dem Museum unsere Zuiiucht
nehmen. Wer etwas Schönes zu leisten im Stande, wird es im Museum ausstellen, er wird
sagen Wiener, schaut die Sache an, belohnt mich mit Anerkennung, ich verzichte auf
eine Medaille, weil ich einsehe, dass ich dort nicht concurriren kann."
Ich glaube, dass das Museum einmal eine Vergriisserung erhalten wird, dass es einen
Zuhau bekommen wird, warum? Es gibt auch anderswo permanente Ausstellungen, und
wir werden sie auch in Wien bekommen; aus Grund dessen, weil ich glaube, dass es zu
ein ist und aus dem Grunde, weil es dort zu unruhig ist, wünsche ich selbst, dass es
uf einem anderen Platze ausgeführt wird, und der Platz vor dem Schottentlnor würe ganz
geeignet, wenn man auch tiefere Fundamente zu legen hat. Hat man wo anders tiefe
Fundamente gelegt, so kann man es hier auch, man muss halt etwas mehr zugeben, wenn
man für die Kunst etwas thun will.
Also ich wiire daüir, dass der Gemeinderath die Bitte ausspricht um einen anderen,
grösssren, passenden Platz, nicht wegen des Pulvermagazins und des Stadtparks, sondern
weil der Platz zu klein ist und von den industriellen Bezirken zu entfernt, denn Wisden,
Schottenfeld und Breitenfold können nur als die Bezirke der Industrie bezeichnet werden;
die Leopoldstadt und die Landstraße überlassen wir den Beamten, die sich vielleicht für
das Museum nicht interelsiren.
QUU
Ich stimme mit dem Referenten mit dem Beisatze, schnurgerade um einen Platz zu
bitten und einen solchen zu bezeichnen.
Ich glaube, man wird uns Gewerbetreibenden, wenn wir auch nur Zehngnlden-Miinner,
aber dennoch Steuerträger sind, schon etwas zu Liebe thun. Andere Zeiten, andere Sitten.
Die Zeit ist vorüber, wo die Gewerbslents sitzen bleiben müssen, wir müssen uns mit dem
Auslands messen. Ich bin dir den Antrag des Referenten.
Referent. Ich werde nicht in die Details eingehen; ich will auch einige ästhe-
tische Gründe, so ehrenwerth die Herren sind, von denen sie ausgesprochen wurden, nicht
berühren. Aber nebenbei gesagt, scheint es mir doch nicht schön zu sein, wenn Sie das
Gebäude mit der Stirnseite gegen die Franz Josefs-Kaserne hinstellen wollen als Gegen-
front. Was die Aussicht auf der Terrasse anbelangt, leider ist der Park nicht weiter als
die Stirnseite des Museums; also nimmt man ihm faetisch die ganze Aussicht. Ich muss
Eines erwähnen, was ich vergessen habe, und was einen Einduss haben könnte, in Er-
innerung bringen, weil hier ausschliesslicb der Standpunkt des Parkes, der in den Ressort
der Stsdterweiterung gehört, vertreten wird. Wenn Sie den Platz verbauen lassen, so wird
für immer die Möglichkeit genommen, die Parkanlagen von Seite der Promenirenden in
einem Zusammenhangs benützen zu lassen. Wenn hier auf diesem Platze ein Park aus-
geführt wird, so sind Sie in der Lage, von der Aspernbrücke bis zur Elisabethbrücke immer
in einem Park zu gehen. Sie können wohl auf der Ringstrasse in der Allee gehen; aber
der Park verliert für Sie dadurch. Das dürfte ein Motiv mehr sein, den Antrag der Ssction
anzunehmen. Ich erlaube mir daher den Antrag zu empfehlen, den Herr GR. Schrank
gestellt, und zur grösseren Deutlichkeit werde ich ihn noch einmal vorlesen. Ich glaube
kein Vergehen zu begehen, wenn ich im Namen der Stadterweiterungs-Commission den
Antrag des Dr. Schrank anempfehle, weil ich mir zu constatiren erlaube, dass kein ein-
ziges Mitglied der Stadterweiterungs-Commission die Wichtigkeit, die Nützlichkeit, die
Nothwendigksit der Erbauung des Museums verkennt. Ich glaube die Mitglieder der Stadtr
erweiterungs-Commission werden mir beistimmen, wenn ich den Zusatzantrag des GB.
Dr. Schrank zu dem früher gestellten Antrag beifiige.
Er lautet
Der Gemeinderath bsschliesse, sich mit der Bitte an das hohe k. k.
Ministerium zu wenden, das k. k. Museum für Kunst und Industrie in die
möglichste Nähe der übrigen Museen und der eigentlichen Industrie-
bezirkeWiems zu verlegen, um in reeller und individusllsrBezishung die
erfolgreichste Benützung dieses schönen Institutes erwarten zu könnsn."
Nun kommt schlissslich der Zusatz-Antrag, den ich mir nicht erlaube zu wieder-
holen, ihn wird der Herr Präsident zur Abstimmung vorlegen. Ich empfehle nochmals den
Antrag, es liegt kein anderer vor, und ich glaube, er wird allen Wünschen entsprechen,
es wird das Museum neuerdings in Anregung gebracht, es wird ein passender Platz ge-
funden werden, die vorgeschlagenen Plätze waren nur zur Begründung des Antrages des
Herrn Dr. Schrank zum Beweise, dass noch andere Plätze existiren, ja, wie lIerr GB.
Kleyhonz erwiihnt hat, dass es noch viele Plätze gibt ausser den namhaß gemachten,
wo das Museum hingestellt werden kann, und wo es auch dem Zweckes entsprechen wird.
Präsident. Nach der Erklärung des Herrn Referenten schliesst sich derselbe volb
kommen dem Schrank'schen Antrags an. Schrank hat zu dem verlesenen Antrags
noch specisll einen Antrag gestellt, dahin gehend, dass man die Bitte an das Ministerium
des Innern, resp. an die kaiserliche Stadterweiterungs-Commissien stellen möge, dass der
Bau des Museums so schnell als möglich, und wo thunlich noch heuer be-
gonnen werde.
Präsident. Es sind folgende andere Anträge gestellt worden
GB. Bitter v. Wertheim hat den Antrag gestellt, dass mm sich zuerst aussprechen
möge für den Platz, der in der verlängerten Wollzeile liegt, vis-h-vis den erbauten Zins-
hänssrn, also vor der Franz Josefs -K.aserne, und wenn dieser nicht zu bekommen wäre,
für den Platz neben der Stubsnthorbrücke, den auch die kais. Stsdtsrweitemngs-Commiz.
siou bestimmt hat.
GB. Dr. Hoffer hat sich dahin ausgesprochen, dass der Gemsiuderath petitionire,
dass, wenn ein anderer, vollkommen tauglicher Platz fir das Museum gefunden werden
künnte, dieser Platz jenem an der Stubentborbrücke jedenfalls vorzuziehen sei.
GR. Back beantragt den Platz, wo früher am Franz Josefs-Quai das Treumann-
illellter gestanden ist.
Fortsetzung auf der Beilage.
Beilage zu Nr. 23.
GB. Dr. offer. Ich bitte um's Wort zur Fragestellung. Es ist richtig, dass die
Anträge so gestellt wurden, aber wie es in der Debatte geht, wenn mnn von dem Punkte
ausgeht, das Gute zu erreichen, so ist es auch hier gelungen, eine Form zu linden, mit
der sich der Herr Antragsteller, ein geehrten Mitglied an meiner Seite links, und dann
jenes Mitglied, welches gegen den Herrn Referenten gesprochen hat, einverstanden erklären
werden, welche dnbin fuhrt.
Pr äsident. Ich kann einen neuen Antrag auch der Form nach nicht stellen lassen.
Ich kann nur die alten Anträge in jener Form, in der sie gestellt waren, zur Ab-
stimmung bringen.
Es wurde nicht gesagt. dess ich einen der Anträge unrichtig formulirt hätte, es
wäre nur möglich gewesen, so lange die Debatte noch im Flusse war, einen Vermittlungs-
antrag zu stellen, jetzt ist es zu spät.
Weitere liegt der Antrag Schrank's vor, der von dem Herrn Referenten verlesen
wurde, dahin gehend, dass man sich verwenden möge, dass das Museum an einem
Platze, wo möglich in der Nähe der sndereu beiden Museen und in der
Nähe der Stadt Wien nur Errichtung kommen möge. Ich bringe diesen Antrag
zuerst zur Abstimmung. Die Herren, welche daiiir sind, bitte ich sich zu erheben.
Wird genehmigt.
Präsident. Der zweite Theil des Antrages ist, die Gemeinde möge eine Pe-
titiun überreichen, dass der Museumban möglichst schnell begonnen werd e.
Einverstanden.
Kleinere Mittheilungeu.
Die Donnefschen Bruuuenliguren auf dem Neuuiarkte. Der
Director des Museums hat unter dem 24. Juli an den Bürgermeister der
Haupt- und Residenzstadt Wien, Herrn Dr. Zelinka, we en Herstellung
von Gypsabgüssen nach den Rafael Donnefschen Brunnenäguren auf dem
Neumarkte folgendes Schreiben gerichtet
Unter den Brunnen Wiens aus der älteren Zeit nimmt der Blei-
brunnen auf dem Neumarkte das grösste Interesse in Anspruch, sowohl
dadurch, dass er uns ein Vollendetes Kunstwerk repräsentirt, als auch
deshalb, weil er von dem hohen Stande der damaligen Technik des Blei-
sses in Oesterreich ein vorzügliches Zeugniss ablegt. Sind schon alle
ääerke von Rafael Donner, diesem grössten Vaterländischen Bildhauer,
von echtem wahren Kunstgehalte erliillt, so sind es doch insbesondere
jene Figuren des Brunnens auf dem Neumarkte, die uns von dem Geiste
und dem Compositionstalente des Künstlers die beste Vorstellung gehen
und den Beschauer mit wahrer Bewunderung erfüllen. Alle Freunde der
Kunst haben es daher mit lebhafter Freude begrüsst, dass der löblicbe
Gemeinderuth die Erhaltung dieses YVerkes neuerlich zum Gegenstande
seiner Sorgfalt gemacht hat und hegen nur den aufrichtigen Wunsch,
dass in dieser Richtun noch mehr veranlasst werden möge, als bis jetzt
möglich war. Jedenfa ls erscheint es aber von der grössten Wichtigkeit,
dass wenigstens Hi! die Reproducirung dieses Kunstwerks in thuulicbst
kurzer Zeit Sorge getragen werde, da. nach dem einstimmigen Ürtheile
der Fachmänner, je länger damit gesäumt würde, desto rascher die De-
pravirung der Figuren fortschreiten dürfte. Gypsahgüsse nach Donner-
schen Werken fehlen bis jetzt in allen Museen und wird deren Abgang
überall bedauert.
aus
Das k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie, mit dem eine
psgiesserei in Verbindung gebracht ist, hält es daher, trotz der sehr
erheblichen Kosten, die hierdurch erwachsen würden, für seine Pflicht,
die Herstellung solcher Abgüsse zu veranlassen und hat mir das Cura-
torium dieser Anstalt in seiner Sitzung vom 11. d. M. die Durchführung
dieser Angelegenheit auf das Warmste empfohlen. Ich erlaube mir dem-
nach, an Ew. Hochwohlgeboren die Bitte zu richten, hochgeehrter Herr
Bürgermeister wollen sich im Interesse der Förderung der Kunst und
Kunstindustrie sowie in Hinblick auf die Verherrlichun der Verdienste
eines hochberühmten Vaterländischen Künstlers gütigst estimmt finden,
die Abformung der Donnefschen Brunnontiguren auf dem Neumarkte zu
gestatten, wobei ich bemerke, dass die Abgüsse an Ort und Stelle ge-
macht und hierbei die Figuren nicht vom Platze gerückt werden würden.
Schliesslieh glaube ich die geneigte Aufmerksamkeit Ew. H. darauf hin-
lenken zu sollen, dass durch die erfolgte Gestattung des vorliegenden
Ansuchens in dem Falle, als ein Ab uss der Brunneniiguren in Erz beab-
sichtigt werden sollte, das Museum die angenehme Lage versetzt sein
würde, dem löblicben Gemeinderathe die dazu nöthigen Formen in Gyps
zur Verfügung zu stellen."
Das vorstehende Schreiben wurde vom Herrn Vice-Bürgermeister
Dr. Caj. Felder in einem an den Director des Museums gerichteten
Briefe, den wir hier mittheilen, beantwortet
Euer Wohlgeboren!
Die in Ihrem verehrten Schreiben vom 24. v. Mts. Z. 201 mir er-
öffnete Absicht des löbl. Museums für Kunst und Industrie, von den Blei-
tiguren beim Donnefschen Bassin am neuen Markle Grypsabgüsse anfertigen
lassen zu wollen, kann ich nur mit Freude begrüssen, indem durch die
Realisirung dieser Idee den Verdiensten eines grossen Vaterländischen
Künstlers, sowie auch den Interessen der Kunst und Kunstindustrie ge-
rechte Förderung wird.
Der Gemeinderath der Stadt Wien hat die Schönheiten dieses Kunst-
werkes wohl anerkannt und zu deren weiterer Erhaltung eine umfassende
Renovirung des genannten Bassins beschlossen.
Nachdem diese nun jetzt eben vorgenommen und im Laufe der
nächsten Woche der Brunnen abgeplankt werden wird, so düfte dies der
für das löbl. Museum geeignetste Zeitpunkt zur Vornahme der Gyps-
abgiessung sein und ich erlaube mir Ew. Wohlgehoren dies mit dem Be-
merken zur Kenntniss zu bringen, dass das Stadtbauamt, mit dem sich
Ew. Wehlgeboren gefälligst in's Einvernehmen setzen wollen, beauftragt
ist, das verehrte Museum für Kunst und Industrie in seinem Vorhaben
nach Möglichkeit zu unterstützen.
Empfangen Ew. Hochwohlgeb. etc. etc.
Dr. Felder,
Vice Bürgermeister.
Neu erworbene Sllekmustrrbüeher. Zu den grössten Seltenheiten gehören
die Stickmusterbiicher von iiltercm Datum. Es ist uns gelungen, für unsere Bibliothek
eine Anzahl von Stickmusterhüchern der Art zu erwerben. Sie enthalten eine Fundgrube
von prachtvollen Mustern, die heutzutage praktisch sehr gut verwsrthet werden können,
und sind zum grossen Theile Ilnirn.
Wir tlieilen diesmal den Katalog derselben mit, lind gedenken seiner Zeit diese
Stickmusterbücher in ähnlicher Weise zu verwsrthen, wie es im verflossenen Jahre mit
Siblnachefs Stickmusterhvich herausgegeben vom iisterreich. Liuseum bei C. Gerold ge-
schehen ist.
493
1. Modclbuch. Eyn New Kuens tich Moedelbusch,' darynn vill schosner staelen
begrif fen, die ietzundt auff das newst, vnnd noch nije im Druck ausgangeu,
als IKoertgens werck, Löbar tisch vnnd vberlegt werck,I auch Wapenstickers
vnnd Schnitzlers, Frauwen vnnd Junckfrauwen fast nutz lich dar-muss zu lernen
etc. Gedruckt zu Coln durch Pe ter Quentell. Im inir 1544.
Vng nouvenu liurc, nuec plusieurs sciences et pntrons qui nont point oste en-
core imprimees.
27 Bl. in 4'. Blatt enthält den Holzschnitttitel, auf der letzten Seite das
ciiluische Wappen mit der Unterschrift O. fualix Colonia. H52
2. Modelbuch. Ein new kunstlieh Model- buch, dair yn meir dann SocbfshundertI
üguren, nmnster ader stalen befondenn, wie mann ua der rechter art, Perleustic-J
kers, Laußer werck, Spsnsche stiche, mit der naelen, vort vp der Rumcn, vn
Ivp der laden, boerden wircken sal, wilcbe stalen al tzo samen verbessert sint,
vnn vil kunstlicher gernacht,I dan die eirsten mit vil meir neuwe stalen hier by
gesatz etc. Sere nutzlich alle, wapsnsticker, frauwen. ionEeren, vnd met- ger dair
vfs solch kunst lichtlich tzo lerenn. Vng Nouieu liure auec pluseurs sciences et
patrons qui nont poiut estes encor imprimes.
Gedruckt tzo Cuallen vpdem Doemhoß durch Peter Quentell. Im jair M.D.XLV.I
4'. 34 Bl. Titel, auf der Rückseite desselben eine Randverzierung, hierauf 32 auf
beiden Seiten mit Mustern in Holzschnitt bedruckte Blätter. Bez. bis in gothi-
scher Miuuskel, Majuskel und in Kapitalscbriß. Lage besteht aus Lage aus
Bättern. 1478
3. Furm oder modelbuechleinl dar in zu lernen vnnd gantz Leichtlich zu be-I
greyßen die recht vnd war kunst auch die aufstey- lung, aller Handgewirck in der
rnm in der lade vnd mit der Hand aufs zu Neben ganntz Ney gemacht
Gedruckt zu Augspurg D. H. S. o. J. c. 1550. 4'. 13.131. Titel und 12 auf
beiden Seiten mit Mustern in Holzschnitt bedruckte Blätter. Bez. O. 1480,
4. Modelbuoch Welscher, Ober vnd Niederlmn- discher Ar- Ibait. Getruckt zu
FranckfortI o. J. 4'.
20 Bl. Titel mit Randverzierung und 39 Seiten mit Mustern in Holzschnitt.
Signirt und D. 1472.
5. Ornamente delle belle, et virtuose Donne. Opera nova nella qualo trouerai
varie sorte de frisi, eo li quali si potra urnar ciascuna dona, et ogni letto, cc
ponti Tagliati, poti gropposi, ogn' altra sorte di poti per far tutte le belle
opere che si appertegono alle virtuose, et lode- uoli Fanciulle. In Venetia MDLIIII.
Auf dem Schlussblatte In Venetia per Mattbio Pagano, in Frezzaria, all' In-
segna della Fede. MDLIIH.
Eine Lage von 24 Bl., bez. An bis Axu. Titel mit Holzschnitteinfassung, auf
der Rückseite desselben die Widmung; hierauf folgen die Muster, auf beiden Seiten
gedruckt, auf der letzten Seite eine Einladung zum Kaufe dieses Buches in Versen.
1455
G. Esempln rio di Lauori che inse gna alle donne il lnodo et ordine di lauoraru
cusire et raccamare et ünalrnete far tutte quelle opero de gne di memoria le
quale po fa re vna donna virtuoss. con lago in mano. Et vno do- cumentu ehe
insegna al cepratore accio sia ben seruito.
Eine Lage von 26 Bl., bez. An bis Axul. Titel, auf der Rückseite desselben
die Vorrede; hierauf folgen die Muster auf Vorder- und Rückseite jedes Blattes ge-
druckt. Auf Blatt 13 verso und 14 recto eine grosse Darstellung. Auf dem letzten
Blatte recto die Schlussrede und Stnmpato in Vineggia per Giouanni Andres Vul-
nassore detto Guadagnino Nlli anni del nostro Signore MDLII. di XX. Aprile.
Die Rückseite des letzten Blattes frei. 1454
Geschenke an das Museum. Von dem Verlagsbnchhiindler Herrn Alfred
Manie in Tours, dessen Ausstellung in Paris unter allen Verlagsbuchhandlungen allein
mit dem Grand prix ausgezeichnet wurde, durch Herrn Hofrath W. Ritter v. Schwarz
die Prachtausgabe der Bibel, illnstrirt von Dore, und seinen reich ausgestatteten Aus-
stellungskstalog; von Herrn Garnier, Architekt der grossen Oper, eine Suite von
Photographien nach Details der grossen Oper; von den Herren Monduit dt Bechet
in Paris Photographien von dem von ihnen in Blei ausgeführten Thnrnxs der Suinte Cha-
pelle; von Herrn W. Helbig in Rom, Correspondenten des österr. Museums, eine antike
Tßffgqolßßgll! mit beweglichem Kopfe; von Herrn Prvf. W. F. Exuer in Krems 117
Muster von französischen Tapeten und Marmorbordüren der Firmen W. Seegers, J. Des-
fesse, Gillou iils Thorailler, Bigault und Hook freres, die derselbe auf der Weltaus-
stellung in Paris gesammelt hat; von Herrn F. Lay aus Esssgg ein slavonischer Tap-
pich, Kerniesse, Handarbeit; von Herrn Fleischmann aus Nürnberg durch Herrn
II
D. Kreuzberg ein Bteinkrug Imitation eines Originales aus dem 16. Jahr-in; von Herrn
Heinrich Drssche zwei Biisten ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, modellirt.
vom Bildhauer Herrn Burgharthofer, aus einer Blasse aus Thon von Pöchlarn und Kies
vom Wienerberge, ausgeüihrt in der H. Draschäschen Tbonwaarenfahrik zu Inzersdorf am
Wienerberge; von Herrn Max Dormitzer, Handelskammi-rpräsident in Prag, Gyps-
giisse nach den reizenden Reliefs aus dem Sternschlosse in Prag, dessen Erhaltung nicht
warm genug empfohlen werden kann; von dem Bildhauer Herrn Hutterer in Wien
ein Gypsabguss der Votivtafel von Johst Truchsess von Weczhausen, Comthur des deut-
schen Ritterordens in Oesterreich, 1524 gestiftet, die in Kehlheimerstein ausgeführt sich in
der Deutsch-Ordenskirche in Wien befindet.
Besuch des Museums. Die Anstalt wurde im Monate Juli von 6161 Personen
besucht.
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 12. Juli Das Gypslnodell der Facadc
des Palais des Herrn Klein Edlen v. Wisenburg verlängerte Wollzeile, nach dem Ent-
wnrfe des Architekten C. Tietz ausgeführt vom Bildhauer C. Stepnitz; Landschaftsv
zeichnungen von L. Beständig in Ischl; eine Tuschzcichnung, die Schlacht bei Lützen
durstellend, von Franz Grandsuer; Thongesehirre aus der Fabrik von Minton Co.
in London; Terracotten nach den Originalformen der kais. Porccllanfahrik ausgeiiihrt von
J. De Cents und Josef Weitmann.
Am 25. Juli Entwürfe des Presbyteriums und polychromischer Details fiir die Ree
stauration der Stadtpfsrrkirche zu Graz, vom Architekten Prof. Hans Petscbnig; Aqua-
rellcopien nach alten Meistern von Alex. Kaiser; Fussbodendiesse aus schwäbischen
Kirchen und Klöstern und Zeichnungen nach solchen Fliessen von Prof, Herdtle in
Stuttgart; Email-Vasen, Eigenthum des Herrn Austerlitz; ein Schmuckkästchen, verfer-
tigt vom Gnlanterietischler R. Sturm, Eigenthum des Herrn Baron v. Thienen; moderne
französische Tapetenmuster von W. Seegers in Paris; Gypsshgüsse nach Reliefs aus dem
Stcmschlossc in Prag; Proben des von Ph. A. Philippsohu Co. in Kassel erzeugten
sagen. Hclleucnsteins Imitation von Marmor; die Terrscotta-Portriitbüsten Ihrer Maje-
stiiteu des Kaisers und der Kaiserin.
Am 31. Juli Goldschmiedearbeiten Reliquiarien aus der geistlichen Schatzkammer
des a. h. Hofes; ein alt-venezianischer gestickter Seidenteppich, Eigenthum des Herrn
Brix; der Gypsabguss eines deutschen Holzschnitzwcrkes aus dem IG. Jahrh., die Kreuz-
ahnahme darstellend, das Original im Kloster Seligenthal bei Landshut in Baiern befind-
lich; zwei Tsbaksdosen und eine Flinte, mit Perlmntter, Gold und Silber verziert, Eigen-
thurn des Herrn Stuhel zu Littai in Krain; Details zu den Chorstühlen im Dome zu
Presshurg, nach dem Entwurfs des Architekten Lippert ausgeführt vom Bildhauer Mut-
terer; Gypsabgüsse nach modernen französischen Bildhauerarbeiten und Photographien
für dcn Zeichnenunterricht, unter den Auspicien des französischen Unterrichtsministerinms
herausgegeben von Felix av ai n.
Am 6. August Die Porträtbüste Friedrich Halufs Freih. v. ltIiinch-Bellinghnusen,
modellirt von Karl Rippel; eine weibliche Porträtbüste, modcllirt vom Grafen Van der
Recke-Volmerstein; zwei Landschaften in der Art des Csravaggio. Privateigenthum;
der Gypsahguss einer in der Deutscbordenskircbe befindlichen Votivtafel vom Jahre 152-1;
eine chinesische Metallvase und Reisebilder aus Spanien, chromolithographirt nach den
Aquarellen des Fürsten A. Metschefsky, Eigenthum Sr. Excellenz des Grafen Edm. Zichy;
von Herrn George Boeringer in Paris Proben eines von ihm neu erfundenen Verfahrens,
Photographien mit Goldiilxerzug herzustellen Chryso-plastic genannt.
Am 10. August Zeichnungen nach dem Grabmale Kaiser Friedrich III. in der
Stefanskircbe, unter Leitung des Prof. Friedrich Schmidt aufgenommen von den Archi-
tekten Jobst, Macker, Wielemsns, Lee, Schadl und Kbodl; Entwürfe zur Re-
stauration des Grabmals Guil Babsfs in Ofen, vom Architekten Haus Petschnig; eine
Haube und zwei gestickte Gewänder aus dem Museum Frsncisco-Carelinum in Linz;
mittelalterliche Bothstickereien, Fragmente von etruskischen Bronzebeschlägen, Eigenthum
des Museums; eine alt-römische Mosaik, Eigenthum des Herrn J. Matzal; Zeichnungen
nach Rensissanoe-Gefiissen, vom Architekten Valentin Teirich; Metall-Abgüsse nach
Originalgegenständen des germanischen Museums in Nürnberg.
Banslelusammlung des Museums. Dieselbe ist in jüngster Zeit durch werth-
volle Einsendungen der Radmeistercommnnität zu Vordernberg in Steiermark und der
Handelskammer in Briinn u. z. durch das k. k. Bezirksamt in Trebitscb Steine, sogen.
skala, aus der Gemeinde Pocoucov und durch Zusendung des Pfarramtes von Hainburg
bereichert worden.
Ausstellung von Terrncottagruppen aus der ehemal. kals. Purcellan-
Inbrik. Als die k. k. Aersrinl-Porcellantabrik in Wien aufgelsssen. wurde, hat du k.
405
österr. Museum eine grosse Anzahl von Zeichnungen ornamentaler und figuraler Art für
Porcellandecoration und eine Reihe von Formen für Gruppenfigürchen aller Art erhalten,
die, in seine Sammlungen eingereibt, der Industrie sowohl als dem kunstliebendeu Publicnm
zugänglich gemacht werden mussten. Es kann nicht Aufgabe des Museums sein, solche
nstände blos zu bewahren, um sie der Vergessenheit zu überliefern; es muss seine
Schätze praktisch verwerthen. Das Museum hat sich daher bereits vor längerer Zeit an
jene Handelskammern, welche mit Thon- und Porcellanfabrikanten in Verbindung stehen,
gewendet, und denselben mitgetheilt, dass die Werkzeichnungen der Porcellanfabrik, welche,
meist für den Deeor im Stile des Alt-Wiener Geschmacks gearbeitet, auch für die gegen-
wärtige Industrie ein ganz vorzügliches Interesse haben, Porcellau- und Thonfabrikanten
sowie auch den Glasfahrikanten zur Verfügung gestellt werden. Bereits haben mehrere
Industrielle von diesem Anerbieten Gebrauch gemacht, ihre Zeichner haben im Museum
Copien von diesen Zeichnungen angefertigt.
Noch wichtiger aber scheint uns die Verwerthung der Gypsformeu für kleinere Fi-
guren und für Gruppen. Es ist bekannt, dass in der Bliithezeit der Porcellanfabrik unter
Grassi sich eine Anzahl von sehr tüchtigen Modelleurs herangebildet, welche, selbstver-
ständlich im Stile und in der Richtung ihrer Zeit, die reizendsten Gruppen componirt
haben. Viele von diesen Figiirchen und Gruppen haben aber auch noch gegenwärtig
ihren Werth behalten, sie werden von Kunsttireunden gesucht, sie können von Industriellen
leicht verwerthet werden.
Der erste unter den österreichischen Industriellen, welche zuerst diese im Museum
deponirten Formen verwerthet haben, ist Herr De Ceute aus WienerVNeustadt Es sind
gegenwärtig zwei Gruppen nach Grassi im Museum ausgestellt, welche nach den Formen
der Porcellanfabrik von Herrn De Cente gearbeitet wurden und die an Priicision und
Eleganz der Ausführung nichts zu wünschen übrig lassen.
Damit aber auch das grössere Publicum in die Lage versetzt wird, Abgüsse in
Terracotta von diesen Formen zu erhalten, und auch deswegen, um den Industriellen,
welche dieselben benützen wollen, Gelegenheit zu geben, die Gruppen zu erwerben und
dieselben in ihrer Weise zu benützen, so wurde die Anstalt getroffen, dass von allen im
Museum befindlichen Formen ein Abguss in Terracotta gemacht und diese Abgüsse ver-
kauft werden können. Gegenwärtig sind an 50 Figürchen und Gruppen vollendet.
Weltansstellungs-Literatur. Prof. Dr. W. Liibke hat seinen auf Veran-
lassung des k. wiirtemhergischen Cultusministeriums verfassten Bericht über die künst-
lerische Ahtheilung der allgemeinen Ausstellung zu Paris" in Stuttgart bei Ebner Seubert
veröffentlicht. Derselbe hat in diesem Berichte auch auf die Histoire du travail und auf
einige Zweige der modernen Kunstindustrie Rücksicht genommen. Letzteres ist in noch
höherem Masse und besonders Oesterreich ehrender Weise in dem Buche geschehen, das
Herr Friedrich Pecht so eben iu Leipzig bei Brockhaus unter dem 'l'it.el Kunst und
Kunstindustrie auf der Weltausstellung von 1867" hat erscheinen lassen. Auch Engländer,
besonders in der Londoner illustrirten Zeitung, nehmen auf Oestcrreich ausführlich Rück-
sicht. Wir werden auf einige dieser Urtheile zurückzukommen noch mehrfach Gelegen-
heit haben.
Mehrere Ausstellungskataloge enthalten einen ganz besonders werthvollen Schatz
von statistischen Mittheilungen über die Culturbeweguugen der betreffenden Länder. Zu
den bereits früher erwähnten Arbeiten ähnlicher Art sind in jüngster Zeit noch die Be-
richte über Egypten, Russland, Italien, Japan, Brasilien hinzugekommen.
'Egypte Pexposition universelle de 1867" ist der Titel eines ausüihrlichpn Werkes, das
Herr Charles Edmond, Commissaire generafde Vexposition vice-royale d'Egypte, in Paris
bei Dentu verößentlicht hat. Die Einleitung umfasst 328 Gressoctav-Beiten, von denen
uns insbesondere jene wichtig scheinen, die das moderne Egypten S. 203-328 betreßen.
-'Im Auftrage der russischen Regierung ist ein Buch unter dem Titel Apercu statistique
des forces producüves de la Russie" Paris, Lahure, 265 S. 8'. durch Herrn M. de
Buschen, Mitglied des statistischen Centralcomitäs, als annexe au catalogue special de
la sectiou russe de Pexposition universelle de Paris en 1867" herausgegeben worden.
Ultalie äconomique en 1867, avec un apercu des industries italicnnes Pexposition,
publiä par ordre de la commissian royale" Florence, Barbera, 255 S. 8'. ist der Titel
des Italien betreffenden Werkes. Der brasilianische Ausstellungskatalog ist mit
einer Einleitung 135 S. 8'. versehen, die werthvolle statistische Daten enthält. Der
bekannte Geograph Graf de Montblanc hat aus Anlass der Ausstellung eine Brochure
"Le Japon tel qu'il est" Paris, A. Bertrand, 62 S. 8". vsrötfentlicht.
Der österreichische Ausstellungsbericht, redigirt von Prof. Dr. Franz Neu-
mann, wird noch im Laufe dieses Monats bei W. Braumüller, und zwar lieferungsweise,
erscheinen; jede Lieferung ist selbständig zu haben. Der ganze Bericht wird drei Octav.
blinde umfassen und für die Aussteller zu niederen Preisen zn haben sein. Eine Reihe
von hervorragenden Fachmliunern hat sich diesmal an dem Ausstellungsberichte betbeiligt.
Die englische Ausstellungscommission hat ein ganz eigenthiimliches Ver-
fahren eingeschlagen. Sie verzichtet diesmal auf einen ausführlichen Bericht, stellt jedoch
die Berichte ihrer Reporters den Illustrated London News" zur Verfügung. Sie erscheinen
daselbst als ein besonderes Supplement. DasjVerfahren ist für England gewiss sehr prak-
tisch und dort ganz gerechtfertigt, wo eine so ausgezeichnete illustrirte Zeitung existirt,
wie es das genannte Organ ist.
Dlusalkhoden für dle Kirche in Szegsznrd. Der gegenwärtig in den Sälen
des Museums aufgestellte Mosaikboden ist für die vom Architekten Hans Petschnig,
Correspondenten des Museums, erbaute Kirche zu Szegszard in Ungarn bestimmt und zwar
für die Stephans-Capelle, welche besonders reich ausgestattet, mit einem Bronzealtar ge-
schmückt werden wird. Dieser nach der Zeichnung des genannten Architekten von Herrn
Odorico in Wien ausgeüihrte Mosaikboden ist sehr genau gearbeitet, hat eine geschmack-
voll dnrchgebildete stilgerechte Zeichnung und verdient besonders Beachtung, da der ganze
Mosaikboden Fir die Capelle um den billigen Preis von 150 H. hier angefertigt wurde.
Derselbe ist in Platten gelegt und kann sofort transportirt und an Ort und Stelle versetzt
werden. Die Technik lehnt sich ganz an die Antike an, wie sich jeder überzeugen kann,
wenn er diesen Mosaikboden mit jenen altrömischen Mosaikböden vergleicht, die in dern-
selben Saale des Museums ausgestellt sind.
Das Berliner Gewerbemuseum macht, directen Mittheilnngen aus Berlin zu-
folge, erhebliche Fortschritte. Auf der Pariser Weltausstellung wurde viel für das zu er-
richtende Museum, mit dem eine Kunstgewerheschule verbunden sein wird, gekauft. lJi
rector Dr. Waagen, der preussische Ausstellungs-Commissiir, Gen-Rath Herzog und Bilde
hauer Sussmann-Holborn vermittelten den Ankauf. ln Berlin trifft man Anstalten zur
Herstellung eines Gebäudes. Die Frau Kronprinzessin von Preussen, Tochter des Prinzen
Albert, aus dessen Anregungen das Seuth-Kensington-Mnsemn hervorgegangen ist, interessirt
sich ganz besonders für die Errichtung des deutschen Gewerbemxiseums in Berlin.
Fortsetzung des Verzeichnisses
der im k. k. öeterr. Museum zu Wien käullichen Gyps-Abgiieee.
Vgl. n. 1a, 11 und 21 de gmmeuungenh
Eigeuthümer
Gugenitlnd des Pfau
Originale
129 Pfeilerornnment von der bronzenen Thüre des Bap-
tinerinlma zu Florenz, hoch. breit.... 80
130 Ornament, Theil vom Sarkuphag in Santa Crioce zu
51132915111? .'.7T'i4".e.".". .5". .S.'Ä'.".5'T'T'T".I .15"? so
131 Ornament mit Adler, Theil einen vvmetianischen Re-
naiuance-Pilnawrs, 23" hoc1r, 87," breit 80
132 äouiszähesfrCapitäl 10111120 Erechtheruu
133 ouso anzöeiec coco 80
134 Ornament aus einen; aesyriecheu Flachrelxef, 15 brert,
14f hoch...
13 ümd 11;. 10 breit, 20' hoch... 60
iiete es upi von ricui 10
137 Counole mit Maske, französisch 80
138 Arätike röäieche Doppelmaeke. 50
139 o. o. do. 50
140 du. du. du. 50
141 do. do. 10. 50
142 do. du. do. 50
Kunstblättersammlung
des k. k. österreichischen Iuneums Kunst und Industrie.
Photographien, Lithographien, Handzeiclmungan etc.
Fortsetzung m. am vorigen mm.
eh ale in Silber getrieben und vergoldet, mit reichen figürlichen Darstellungen. Arbeit
aus Dinsnt. Um 1500. Orig. im Schlosse Laxenburg. Phot. 1142.
Trinkhorn, c. 1500. Orig. im Besitze des Baron Maudell. Phot. 936
Dürer, A. Doppelbecher. 1526. Federzeichnung. Orig. im Besitze Sr. kais. Hoheit des
Herrn Erzherzugs Albrecht. Phot. 453
Tafelaufsstz mit vielen Figuren und Ornamenten. Federzeichnung, colorirt. Orig.
im Besitze Sr. knis. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht. Phot. 1132
Kleopatra-Schüssel Bl. mit Cameen und Edelsteinen besetzt. 16. Jshrh. Zu Kanne
Nr. 540 gehörig. Orig. im k. k. Antikcncabinet. Phot. 54l.
Giesskanne, Gold mit Edelsteinen und Cameen bedeckt. 16. Jahrh. Orig. in der k. k.
Schatzkammer. Phot. 540.
Trinkknnne, Silber, theilweise vergoldet, lßä, und Humpen mit Jagdscenen in ge-
triebener Arbeit. 16. Jahrh. Orig. im Besitze des Freiherrn Anselm von Rothschild.
Phot. 548.l
Schale, Stahl mit eingeschlagenen und ciselirtem Silber. 16. Jahrh. Orig. in der k. k.
Schatzkammer. Phot. 6l0.
Pocal von vergold. Silber, getriebene Arbeit. 16. Jahrh. Orig. im k. k. Museum. Phot. 612
Trinkkanne in Silber getrieben. 16. Jahrh. Orig. im Besitze des H. Bteiner. Phot. 415
Giessgefäss von Silber getrieben und vergoldet, mit Grotesken-Ornamenten. Vom Ende
des 16. Jahrh. Orig. im Besitze des Herrn Ritter v. Friedland. Phot. 1151.
Becken, Silber, vergoldet, mit dem Triumphe Amors in getriebsner Arbeit von Christ.
amnitzer. c. 1600. Orig. in der k. k. Schatzkammer. Yhot. 545
Becher, Silber vergoldet, mit Darstellungen aus dem Leben Josefs in gstriebener Arbeit.
c. 1600. Orig. in Kremsrnünster. Phot. 533.
Nsutiluspocal, Fuss von vergoldetem Silber. 17. Jahrh. Orig. im Besitze des Fürsten
Liechtenstein. Phot. 539
Fassung vun vergoldeten Silber. 1649. Orig. im Besitze des Fürsten Job. Liechten-
stein. Phet. am
Salzfass, Handzeichnung, Feder mit Sepin von B. Cel1ini?. 885
Cassette in Silber getrieben, zwei Ansichten. Orig. im Besitze des Herrn Pichler. Phot. 965
Dnmenpreis beim Wiener Pferderennen im J. 1865, in Gestalt eines Trinkhorns von Silber,
theilweise vergoldet. Nach einer Zeichnung von V. Rinklake ausgeführt im Atelier
von Brix und Anders in Wien. Fol. Phot. 229
Geflisse von Bergkrystall, Achat, Lapis lazuli etc. etc.
Onyxschsle, 14. Jahrh. Orig. im Dome zu Prag. Phot. 7441
Pocal, Bergkrystall mit emaillirter Goldfassung, besetzt mit Diamanten, Rubinen und
Perlen. 15. Jahrh. Orig. in der Ambrasersammlung. Phot. 536
von Bergkrystall mit emaill. Goldfnssung. lü. Jahrh. Orig. in der Ambrasersamxnl.
Gezeichnet von J. Storch. 11'121. U73.
Kanne von Bergkrystall mit emaill. Goldfassung. 16. Jahrh. Orig. in der Ambrasersamml.
Gez, von Jos. Storch. Fol. U74.
Pocal von Bergkrystall mit Grotesk-Ornamenten und emaillirter Goldfassung. 16. Jahr-h.
I. Halm. Orig. in der Ambrascrsammlnu Phot. 11.51.
Flasche von Bergkrystall mit emaill. Golgfassung. 1G. Jahrh. Orig. in der Ambraser-
sunmlung. Gezeichnet von J. Storck. Gr. Fol. 7761
Flacon von Heliotrop mit emaill. Goldfassung. 16. Jahrh. Orig. in der k. k. Schatzkammer.
Gezeichnet von Valentin Teirich. 777
Eimer aus böhmischen Jaspis-Achat mit emailL Goldfassung. 16. Juhrh. Orig. in der
k. k. Schatzkammer. Gezeichnet von V. Teirich. 778
Schale von Bergl-n-ystall mit emaill. Fassung. 16. Jßhrh. Orig. in der k. k. Schatzkammer.
Gez. von V. Teirieh. Gr. Fol. U79.
Schule von Bergkrystall mit Bügel in Fassung von emaill. Gold. Orig. in der k. 5,31m".
kammer. Gez. von Val. Teirich. Gr. Fol. 780
Pocal von Bergkrystnll mit Ooldfassung. Orig. im Deutschordensschatz. Gez. von Vnlentin
Teirich. 803
Schale von Bergkrystall mit emnill. Goldfassung. Orig. in der k. k. Schatzkammer. Copie
von Val. Teirich. l105.
Giesskänncben von Bergkrystsll mit emaill. Goldfassung. 1G. Jahrh. Orig. in der k. k.
Schatzkammer. Copie von Val. Teirich. 1104,
Schale von Bergkrysnell mit Fassung von vergoldetem Silber. e. 1.530. Orig. in der k. k.
Schatzkammer. Copie von Val. Teirich. 1102.
Pocal von Bergkrystall mit emaillirter Goldfassung. c. 1600. Orig. in der k. k. Schatz-
kammer. Copie von V. Teiricb. ll01.
Kanne von Lapis-Lazuli, mit Bügel und Fassung von emaillirtem Golde. c. 1600. B1.
Orig. in der k. k. Schatzkammer. Phot. 543
Schale von Lapis-Lazuli, Fassung von vergoldetem Silber mit Cameen und Edelsteinen
besetzt; in der Mitte Leda. c. 1600. Orig. in der k. k. Schatzkammer. Phot. 544
Trinkgefliss von Bergkrystall in Form eines Beihers, mit emailhGoldfassung. 1G.Jahrh.
Orig. in der Amhrasersammlung. Pbot. 538
Giessgefliss von Bergkrystall; Henkel, Ausguss, Ständer und übrige Fassung von Gold,
emaillirt und mit Edelsteinen besetzt. 16. Jahrh. Orig. in der k. k. Schatzkammer.
Phot. 1152,
Gefüss von Bergkrystell mit zwei Grotesk-Henkeln und zwei Ausgnnsröhrchen, mit email-
lirter, reich mit Edelsteinen besetzter Fassung. 16. Jnhrh. Urig. in der k. k. Schatz-
kammer. Phot. 11.53.
Schale von Bergkrystall, Fassung von vergoldeten Silber mit Edelsteinen und Emsil.
16. Jahrh. Orig. in der k. k. Schatzkammer. Phot. 542
Gefässe von Holz und Elfenbein.
Hnmpen, Holz. mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testamente. 1582. Orig. im
Besitze der Stadtgemeinde Melnik. Phot. 508
Becher voniElfenbein mit baeehantriscben und Jagdscenen. 17. Jahrh. Orig. im Besitze des
Fürsten Liechtenstein. Phot. 516.
Elfenbeinknnne. 17. Jahrh. Phot. T92 Geschenk des Herrn Arterie.
Pocal von Elfenbein mit reichen figürlichen Scenen. 17. Jahrh. Orig. in der k. k. Schatz-
kammer. Phot. 606
Elfenbeinkanne mit Liebesscenen. 17. Jahrh. Orig. im Besitze des Herrn Sectionsratbes
Walter. Phot. 605
mit allegorischen Frauengestalten. 17. Jahrh. Orig. im Besitze des Fürsten Liech-
tenstein. Phot. am
mit hacchantischeu Sceuen. 17. Jabrh. Orig. im Besitze des Fürsten Liechtenstein.
Phot. 549
Becher von Elfenbein mit bacchantischen Scenen. 17. Jahrh. Orig. im Besitze des Fürsten
Liechtenstein. Phot. 547
Drei Gefüsse von Elfenbein, passig' gedrechselt. 17. Jahrh. Orig. ln der k. k. Schatz!
kammer und im Schlosse Laxenburg. Pbot. 1142
Kanne von Elfenbein, carrirt" gedrechselt. 17. Jahrh. Orig. in der k. k. Schatzkammer.
Phot. 0141.
Schmucksachen.
Photographien der am 2. und 3. November 1863 bei Horzowitz in Böhmen gefundenen
Bronze- und Eisenohjecte. Fol. 238
Zaumzeug von Silber, vergoldet, mit Email und Edelsteinen bedeckt. Persische Arbeit.
17. Jahrh. Orig. in der k. k. Sattelksmmer, Phot. 6143
Agraffe mit Email, Perlen und Edelsteinen und einem schwarzen Reiherbusch. 17. Jahrb.
Orig. im Besitze des Grafen Edm. Zichy, Exc. Phot. 6l6.
Zwei Gehänge und eine Brustnadel von Gold, Silber, Email und Edelsteinen. 16. und 17.
Jahrh. Orig. im Besitze des Grafen Edm. Zichy. Phot. 617
Ungarischer Schmuck. Reiher und Mnntelschliesse. 17. Jahrh, Phot. 970
Vier Gürtel von Silber, vergoldet, theilweise emaillirt. 18. u. 17. Jahrh. Orig. im Besitze
des Grafen Edm. Zicby. Phot. 813
Giirtelschnalle von Silber, theilweise vergoldet. Von Jacob Neuprener, 1634. Orig.
im Besitze des Freih. Anselm v. Rothschild. Phot. 55h
Gürtel von Leder mit Schnalle und Beschlägen von Silber. G. P. F. 1680. Phot. Orig.
im Besitze des Freib. Anselm v. Rothschild. 552
Selbstverlag des kais. kön. österreichischen Museums.
Druck von Carl Gero1d's Sohn in Wien.