166 Das Cruciiix aus Buchsholz von Gschiel zeigt den ltleister in der Holzschnitzerei. Sind die körperlichen Formen des gekreuzigten Christus vielleicht etwas zu voll, so ist die Durchführung des anatomischen Details, die allgemeine Haltung desto gelungener. Auch das kleine Cruciäx von Brn. Gehauer, einem Schüler GsehiePs, ist sehr erwähnens- werth. Wenn auch die Conception noch nicht den schönen Fluss der Linien des GschieP- schen Werkes zeigt, so ist in Autfassung und Behandlung ein entschiedenes Talent nicht zu verkennen, das unter der bewährten Leitung noch recht Tüchtiges wird leisten können. Das Relief desselben jungen Künstlers, „Gretchens Beichte" genannt, halten wir für ver- un liickt. g Sehr originell sind die zwei Lcderstiihle von James Lzmb in Manchester, die ihre englische Abkunft auf den ersten Blick erkennen lassen. Praktisch, bequem, elegant sind die drei Haupteigenschaften derselben, Eigenschaften, die man vereint an unseren Möbeln nicht immer anzutreffen ptlegt. Dem Wandschrank von Holland und Sohn in London können wir keinen Geschmack abgewinnen. Den diametralen Gegensatz zu demselben bildet der zierliche Schreibkasten in Boul- arheit von Guyot in Paris, bei welchem die schöne Farhenwirkung des schimmernden Schildpattes mit hochrother Folie und der vergoldeten Bronze besonders anspricht. In der XV. Gruppe, Geriithe aus Stein, finden sich drei Gegenstände zur Preis- bewerbung vom Steinmetzrneister Hinterleitner. Der Waschtisch von Carrara-Marmor ist schön gearbeitet, kann aber seiner Natur und seiner formellen Ausstattung nach eigent- lich nicht in die Kategorie der Kunstindustrie-Producte gerechnet werden. Verunglückt halten wir den Gedanken, einen Toilettespiegel aus Carrara - Marmor herzustellen, da. der Charakter des Tragbaren, der doch einem Toilettespiegel zukommen soll, dadurch verloren geht. Die zwei „Kränze aus Carrara-Marmor auf schwarzen Steinplatten", besonders der aus Lorbeer- und Eichenbliittern, sind hübsch gearbeitet. Von grösstem Interesse ist Gruppe XVlI mit den Eisenarbeiten. Die Eisenguss- wasren der griid. Stolherg'schen Eisengiesserei in Ilsenhurg zeigen die Technik des Eisengusses auf der höchsten Stufe der Vollendung. Die Schüsseln (Nr. 153 und 154), Imitationen von Bronzescbiisseln des 13. und 16. Jahrhunderts, haben eine Zartheit und Feinheit des Reliefs, die man früher bei Eisenguss geradezu für unmöglich gehalten. Von grosser Tragweite ist das Wiederauftreten von Schmiedeisen im Baufachc tiir ornamentale Zwecke. Nachdem die Anwendung des Gusseisens bis zu den äussersten Con- scquenzen verfolgt war, trat, wie es in diesen Dingenso häufig geschieht, eine Reaction ein, die wieder zum alten schmieg- und biegsamen Schniiedeisen zuriickkehrte, und zwar geht dieser neueste Umschwung von Frankreich und England aus. Die Console und das Blumenornament von Baudrit in Paris haben einen Schwung der Zeichnung, wie die besten derlei Arbeiten des 17. Jahrhunderts, während das geschmiedete Gitter von Hart und Sohn in London ausser der schönen Oruamentirung eine bewundernswerthe Exactheit der Schmiedarbeit aufweist. b Möchten doch unsere Herren Schlossermeister - wir glauben nicht zu irren, wenn wir sagen, dass es der Mehrheit nach noch nicht geschehen ist - um 10 kr. Eintrittsgeld sich in die Ausstellung bemühen, und diese bewundernswiirdigen Arbeiten sich näher be- trachten und studiren. Hier ist Gelegenheit geboten, absolut Vollkommene: zu sehen, und nur durch Anschauung ganz gediegener Sachen kann man sich selbst dem Besse- ren nähern. Wir betrachten das Capitel, geschmiedete Eisenarbeiten, fiir Graz um so wichtiger, als unsere Stadt bereits einmal du Schlosserhandwerk in hoher Bliiths sah, nämlich im 17. Jahrhundert, als somit tiir diese Technik bereits alte nationale Traditionen vorhanden sind. Man sehe nur die herrlichen Schlosserarheiten am Landhause, die Fensterg-itter, Wasserspeier, Dachrinnentriiger, dann den schwungvollen Schlosserschild in der Schlosser- gasse und andere zahlreiche geschmiedete Aushängsehilder an und man muss staunen über die Kunstfertigkeit der ehrsamen Grazer Schlosser damaliger Zeit. Diese Kunstfertigkeit ist seit zwei Jahrhunderten begraben - soll sie nicht wieder auferstehen können? Unter den Bronzen nehmen auch heuer wieder die Arbeiten Hollenbachs eine hervorragende Stelle ein. Die Kirchenlampe aus Tomback im mittelalterlichen Style und des Gasluster, oxydirt, im modernen Style gehalten, dann die zwei Garnituren Crucifixe mit 6 Altarleuchtern von vergoldeter Bronze und von Tombsck sind alle von elegantester Zeichnung und meisterhafter Ausführung. Besonders auliallend ist der billige Preis von 175 d. für die erwähnte Garnitur aus Tomback, welche sich aus diesem Grunde sehr zum Ankaufe fiir irgend eine Kirche empfehlen wiirde. Von der berühmten Firma Barbädienne in Paris sind drei Gegenstände vorhanden, ein Christuskopf, ein heil. Johannes und Florentiner Sänger. Der Christuskopf mit der in