246 gegen, die täglich offen ist, nur von lO, der Sonniagsunterricht im Zeichnen nur von 13 Schülern. Zur Beleuchtung dieser keineswegs erfreulichen Erscheinung muss wohl der Umstand in Betracht gezogen werden, dass die Schnitzler im Grödner Thale arme Leute sind und ihre Kinder selbst zur Arbeit ver- wenden. Jeder vermehrte Besuch der Schule ist zugleich eine Verkür- zung der Arbeitszeit der Kinder. Würde der Zeichenuntenicht für die Kinder der Schnilzlsr obligatorisch gemacht werden, so würden ohne Zweifel mehr Kinder an dem Zeichenunterrichte Antheil nehmen. Wie der Zeichenunterricht gegenwärtig organisirt ist, nützt er dem Tbale allerdings sehr wenig. Wenn man durch einen Zeichennnterricht eine Hausindustrie heben will, so ist unerlässlich nöthig, dass derselbe me- thodisch geleitet und so organisirt werde, dass viele von jenen, die sich mit dem Schnitzen beschäftigen, auch an demselben Antheil nehmen können. Auch muss eine solche Zeichenschule einiges Material besitzen, das zugleich als Vorbild für einzelne Aufgaben, welche die Schnitzler auszuführen haben, benützt werden kann. Wenn man aber überlegt, dass das ganze Thal sich ausschliesslich mit Plastik beschäftigt, so wird man bald zu der Ueberzeugung kommen, dass auch eine besser eingerichtete Zeichenschule nicht vollkommen hinreichen würde, die Grödner Arbeit im Ganzen und Grossen zu verbessern und neue Schnitzwaaren in den Verkehr einzuführen. Das könnte einzig und allein dadurch geschehen, wenn eine Schule bestünde, welche unmittelbar und allein zum Lehr- gegenstand haben würde, was Gegenstand der Hausbeschäftigung der Bewohner des Thales ist. Eine solche Schule müsste selbstverständlich eine Schule tiir Holz- sculptur sein. Sie müsste so eingerichtet sein, dass der Lehrer, zugleich als Bildhauer wirkend, nicht blos eine oHene Lehrwerkstiitte hätte fir Kinder von Schnitzlern, sondern auch für erwachsene Schnitzler, welche sich in dieser Schule gelegentlich an Ausführung von Arbeiten bethei- ligen konnten. Der Sitz dieser Schule müsste in St. Ulrich, dem Hauptorte des Grödner Thales, sein. Dass man in Innsbruck der Ansicht sein kann, eine solche Schnitzschule durch Gewerbeschulen zu ersetzen, die den Realschulen in Innsbruck und Roveredo angehängt sein sollen, ist ein neuer Beleg für das geringe Versrandniss, das in Oesterreich für Förde- rung der Kunstindustrie herrscht. Die Errichtung einer solchen Schule hätte auf Landeskosten zu geschehen. Die Landesvertretung und der Landesausschuss sowie die Handelskammern haben bis jetzt zur Hebung der Industrie des Landes so ausserordentlich wenig gethan und haben sich der Grödner Hausindustrie gegenüber bisher so gleiehgiltig ver- halten, dass es nicht anders als billig wäre, wenn sie die Mittel herbei- schaifen würden, um eine solche Holzschnitzschule im Grödner Thale zu