251 wieder der humanistischen Section zugethsilt, obgleich es vielleicht besser gewesen wäre, es dem Ermessen des künftigen Mediciners anheimzugeben. ob er die eine oder die an- dere Sectinn besuchen wolle. Auf die speciellen Zwecken dienenden höheren und sepundären technischen Unter- richtsanstalten Rrankreichs, wie die „Ecole des mines", die „Ecole des ponts et chaussees" in Paris, die "Ecole des mineurs" zu Saint-Etienne und die „Ecole des mnitres-mineurs" zu Alais, kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, dagegen verdienen die Gewerbsschuleu zu Lyon, zu Miihlhnusen im Elsass und zu Lille und die Schulen Turgot und Chaptal in Paris cls die hervorrageudsten Unterrichtsanstaltcn Frankreichs dieser Art eine nähere Besprechung. Die „hllcole le Msrtiniere" zu Lyon, im Jahre 183i vom Generalmajor Martin ge- gründet, hat die Bestimmung, künftigen Gewerbtreibenden eine gründliche gewerbliche Bildung zu gewähren. Sie steht in Bezug auf die Höhe und die Ausdehnung des Unter- richtes ungefiihr in der Mitte zwischen einer Gewerbschule wie der in Chalons und einer gewerblichen Abendschule für Lehrlinge, wie sie in Paris und den meisten grösssren Städten Frankreichs bestehen. Die Anstalt wird fast gsnz aus den Zinsen eines grossen Legntes Martin's bestritten. Die Schüler sind Externen, der Unterricht ist unentgeltlich. Die technologischen Sammlungen der Schule gehören zu den schönsten ihrer Art, beson- derer Erwähnung sind die Modelle von Maschinen im Musee Eynard werth. Die mecha- nische Werkstätte gestettet gleichzeitig 72 Zöglingen (Holzarbeitsr und Mechaniker) zu arbeiten. In den drei chemischen Laboratorien ist Raum für 60-70 Praktikanten. Im Ganzen zählt die Schule 550-650 Schüler. Ihre Reveuüen belaufen sich auf 100,000 Frcs. Die Martiniere steht hinsichtlich ihrer Leistungen in grossem Ansehen in Frankreich. General Merin, der Chef der Staatsanstalten fiir den gewerblichen Unterricht, sagt: „Dix ätablissemeuts commc La Martiniers regeneraient la population ouvriere de toute la Frence." Gelegentlich der Lyoner Gewerbschule sei auch das von der Chambre de Commerce 1864 eröffnete "Museum für Kunst und Industrie zu Lyon" erwähnt. Ursprünglich wesentlich eine Mustersammlung fir die Zwecke der Seidenweberei, hat sich nach und nach das Museum auf alle nur denkbaren fir das Kunstgewerbe wichtige Objecte ausgedehnt. Gegenwärtig umfasst es Gy-psabgiisse antiker, von Reuaissance- und modernen Ornamen- ten, feinen Fsyencen und Majoliken der besten Zeit, Sculpturen in Holz und Elfenbein, Schlösser und Riegel aller Art, Goldsehmiedearbeit, Glasgsgenstände und alte Glasmalerei (namentlich Wappenschilder in Fenstern aus dem 16. Jahrhundert), alte Horlogeris, ge- presste und ciselirte Lederwnaren (unter ihnen eine Tentura de la renaissance von getrie- benem Leder), alte und moderne Gewebe, darunter Kirchenschlmlck, Tapisserien, Spitzen und Guipnren aus dem Mittelalter, der Renaissance und späterer Zeit. Selbstverständlich hat diese Abtheilung der Sammlung eine grosse Ausdehnung, ebenso die damit verbun- denen Möbelswde seit der Zeit Ludwig XIII. Ausser diesen ausgestellten Stoffen besitzt das Museum noch wohl 200 Portefeuilles mit Zeugmnstern, die nach den verschiedenen Zeitabschnitten und Stoifgattungen geschieden, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert reichen. Eine andere Gallerie enthiilt Originalzeichnungen und photographische Abbildungen be- rühmter Muster nller Schulen, sodann Decorationsmalereien, Blumen- und Fruchtbilder. In einer dritten Abtheilung lindet sich eine ethnographisch und technologisch höchst lehr- reiche Modellssunmlung für Weberei von der ältesten Zeit an bis auf die Gegenwart und eine Geschichte der Gewebe, mit besonderer Berücksichtigung der Robstode, Firbemate- rinlien etc. Es ist höchlich zu bedauern, dass Deutschland in den Centreu der Muster- weberei und ähnlicher Kunstgewerbe ein solches Museum, in welchem man die vollau- detstcn Bliithen der reinen Kunst dem Arbeiter nahe zu bringen sucht und unbewusst gewerblichen Unterricht durch „edncation of the eye" ertheilt, noch nicht besitzt. Die von der Stadt unter Mitwirkung des Gouvernements gegründete Schule in Miihlhausen führt den Namen Jacole professionelle", soll nicht nur für die Industrie, sondern auch fiir den Handel vorbereiten, weshalb ein grosses Gewicht auf die Erlsrnung der neueren Sprachen gelegt ist. Die Schule in Lille, welche gegenwärtig den Namen „Ecole des arts industriels et des lnines" führt. wird vom Staate, vom Departement und von der Stadt unterhalten und ist für jene jungen Leute bestimmt, die, nachdem sie einige Classen eines Lycenms oder einer ihnlichen Lehranstalt absolvirt, sich für einen der fol- genden Industriezweige vorbereiten wollen: Maschinenbau, Spinnerei und Weberei, che- mische Technik, lnndwirthschaftliche Gewerbe, Bergwesen. Der Unterrichtsmodus lehnt sich olfenbnr an den der Pariser Contrslscbule an, bemüht sich indessen mehr die prak- tische Seite berauszukehren. Wie es heisst, hat die seit etwa zehn Jahren bestehende Schule die auf sie gesetzten Hoßnungen nicht erfüllt und sieht einer Reorganisation entgegen. Die Municipalitüt von Paris unterhielt zwei secundlire Gawerbesohulen. die „lllcole municipsle Turgot" und das „College Chaptal". Die unteren Clsssen beider Schulen bilden