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hervorgeht, welchen hohen Werth auf diese Gefässe man im Alterthume
gelegt hat, andererseits sich aber auch deutlich zeigt, dass an dem Orte,
wo die Copie gemacht wurde, die hohe Kunstfertigkeit nicht zu finden war,
wie an jenem Orte, wo man die Originale schuf.
Dass die moderne Kunstindustrie sich dieser Objecte bemächtigt, ist
vollständig begreiflich. Vorbilder aus guter Zeit gibt es nicht viele, und
auch die, welche wir besitzen, werden nicht so zugänglich gemacht, um
sie für die Privat-Industrie nutzbar zu machen. Die rein antiquarischen
Museen" verschliessen ihre Sammlungen, und würde nicht Herr Kiiszhardt
in Hildesheim sogleich Gypsabgiisse gemacht haben, wir zweifeln sehr,
dass das Berliner Antiquarinm sich beeilt haben würde, solche Gyps-
abgüsse anfertigen zu lassen; denn sowol im Berliner Antiquarium, noch
mehr aber in der Berliner Kunstkemmer befindet sich eine grosse Anzahl
ganz ausgezeichneter Stücke, die längst verdient hätten, durch Gyps-
abgüsse oder galvanoplastische Reproductionen weiteren Kreisen zugänglich
gemacht zu werden, die aber noch heute Hir die Kunst-Industrie wie ein
mit sieben Siegeln verschlossenes Buch zu betrachten sind.
Die Hildesheimer Gefasse werden anregend und ich möchte auch
sagen reinigend auf die moderne Gefässtechnik wirken und vielleicht
Anlass geben, dass man in den massgebeuden Kreisen der Gefässtechnik
einen höheren Werth beilegt, als dies bisher der Fall war, dass man
dabei nicht blos an Massenproduction, sondern auch an Einzelprodnction
denkt und dass man Künstlern und Kunstteehnikern die Musse gönnt
und die Mittel bietet, um solche Einzelwerke, an denen sich allein
Künstler und Kunsthendwerker bilden können, mit vollendeter Technik
und zu voller Befriedigung der Kunstanforderungen zu Ende führen
zu können.
Kein Zweig der modernen Kunst-Industrie ist ja so verfallen, als
jener der Silber- undfiroldarbeiter. Ein groseer Theil derselben arbeitet
möglichst wohlfeil und möglichst schlecht; von dem künstlerischen Berufe
des Silberarbeiters haben nur Wenige eine Ahnung.
Der Silberfund in Hildesheim tritt wie der Geist Hamlets aus der
Vergangenheit mahnend an sie heran, dem Speculationsgeiste nicht aus-
schliesslich Gehör zu schenken, sondern auch den Anforderungen des
besseren Geschmackes Rechnung zu tragen, die gegenwärtig immer
mächtiger hervortreten. Urnsomehr hat es uns gefreut, dass wir in den
Ateliers der Silberarbeiter Sy ä Wagner und Vollgold in Berlin einige
Silber-arbeiten in Arbeit fanden, bei denen mit künstlerischen Intentionen
vorgegangen, an der künstlerischen Durchbildung des Modells und an
Durchführung der Ciselirung nicht gespart wird. Auch das kleine Atelier
für Bronze- und Email-Technik von Sussmann und Ravene strebt mit
Bewusstsein höheren künstlerischen Zielen zu.