In dem genannten Ministerialerlasse erklärt sich der Ilandelsminister Excell. v. Plener bereit, von der a. h. Gnade Sr. Majestät die Wid- mung eines Betrages von 2500 H. aus der dem Handelsministerium zur Verfügung stehenden Dotation unter der Bedingung zu erwirken, dass der Landesausschuss und die Gemeinde diejenigen übrigen Leistungen übernehmen, welche nöthig sind, um nach dem Muster der Berchtes- gadener Anstalt eine Schule für Holzsehnitzerei in Hallein sofort einzurichten und deren Bestand mindestens au.f fünf Jahre zu sichern. Die Berchtesgadener H o lz w a ar en und Holzschnitz- arbeiten -- so lautet der Bericht der Salzhurger Handelskammer - „sind ein uralter Industriezweig der Bevölkerung des Berchtesgadener Thales und ein grosser Theil der ländlichen und Marktbevölkerung von Berchtesgaden findet dadurch seinen Erwerb. Im Laufe der letzten Zeit hatte aber theils die Kunstfertigkeit dieser autodidacten Holzschnitz- arbeiter abgenommen, theils tauchten neue Holzschnitzarbeiter in anderen Gegenden, wie in Tirol, Allgäu, im bayrischen Oherlande, in St. Gallen etc. auf, welche geschmackvdlere und mehr künstlerisch durchgeführte Ar- beiten lieferten und bald den Markt zu beherrschen anfingen, so dass die Berchtesgadener die Concurrenz mit denselben nicht mehr halten konnten und sogar bei den häufigen Nachfragen den Touristen importirte Waaren für eigene zu verkaufen veranlasst waren. Dieses zurückgehen einer ursprünglich einheimischen Industrie und die Verkümmerung eines altherkömmlicheu Erwerbszweiges bewogen die königl. bayrische Regierung, thatkräftig dahin zu wirken, dass der In- dustriezweig der Holzschnitzerei wieder gehoben und der alte Ruf der Berchtesgadener Holzwaaren wieder hergestellt werde, um dadurch die Berchtesgadener Holzschnitzer wieder enncurrenzfahig zu machen und diesem Gebirgsthale seinen alten Erwerbszweig zu erhalten. Zu diesem Behufe errichtete die königl. bayrische Regierung vor einem Decennium eine In dustrieschule in Berchtesgaden, in welcher ausschliesslich die künstlerische Anfertigung von Holzwaaren gelehrt wird. Mit der Einrichtung dieser Schule betraute die Regierung einen Künstler, Herrn Hohm, welcher als einziger Lehrer dieser Anstalt an- gestellt wurde, in der Jedermann, Alt und Jung, unentgeltlich im Zeich- l nen, Modelliren und Holzschnitzen unterrichtet wird. Nehstiaei bemerkt, war Herr Hohm früher Meerschsumpfeifenschneider, und da die Regie- rung auf sein vorzügliches Talent aufmerksam gemacht wurde, schickte sie ihn auf die Kunstakademie in München und liess ihn dort auf ihre Kosten künstlerisch ausbilden, mit der speciellen Richtung für Holz- sclznitzzirbeiten. Dann sendete sie Herrn Hohm als Lehrer der neu zu errichtenden Industrieschule nach Berchtesgaden, wo sie ihm ein entspre- chendes Schullocale und freie Wohnung zur Verfügung stellte und einen Jahresgehalt von 600 H. gab.