417 welchelfür die Form der Darstellung gleichgiltig ist oder sie nicht zu würdigen versteht, der Markt selbst im Innern des Staates mehr und mehr beschränkt. An Oesterreich tritt daher in Folge dessen die Nothwendigkeit ge- bieterisch heran, die Lehren dieser Ausstellung in ähnlicher Weise zu benutzen, wie dies England bereits mit günstigem Erfolge gethan. Die Beweglickeit und Gewandtheit, welche die meisten Stämme unseres vielsprachigen Vaterlandes zieren, lässt diese Aufgabe als eine ganz dankbare erscheinen. Mehr denn irgendwo dürfte sich in Oester- reich der Satz bewahrheiten, dass ein Staat, in welchem nicht nur Kunst und Wissenschaft sich der gebührenden Pdege erfreuen, sondern auch die gewerblichen Erzeugnisse von dem Adel der Kunst durcbweht sind, sich reiche Einkommensquellen erschliesst, seinen Bürgern behaglichen Lebensgenuss und dem Gemeinwesen eine mächtige AnziehungskraR sehadt. Allerdings haben in Frankreich eine Reihe von Umständen dazu beigetragen, ihm, man möchte sagen eine gewisse Virtuosität in der Form- behandlung zu erringen. Solche Reibung der Geister, so innige Berüh- rung zwischen dem sehaifenslustigen Talente und dem genusssucbenden Capitale, wie sie Paris zur Hochschule des Geschmackes machen, lassen sich nicht künstlich schaffen; allein gewisse natürliche Bedingungen, wie wir sie glücklicherweise besitzen, als gegeben vorausgesetzt, kann die kundige Hand des Staatsmannes immerhin Grosses schaffen. Als das zwcckdienlichste Mittel, in dieser Richtung Reformen mit Erfolg anzubahnen, erscheint die Geschmackspdegc durch die Schule. Das Museum hat, wie bereits bemerkt, durch seine Sammlungen an Büchern und Kunstwerken, durch seine ausgezeichneten Gypsabgüsse und Photographien, durch Ausstellungen und Vorträge sich eine nicht genug anzuerkennende Bedeutung errungen; allein zu seiner vollen Wirkung genügt es nicht, dass es reiche und schöne Mustersammlungen besitze und sie mit anerkennenswertber Liberalitat zugänglich mache, genügt es nicht blos, dass Einzelnen das Verständniss des künstlerischen Schaffens erschlossen werde, sondern es muss das Verständniss der Bedeutung der Form, es muss die Freude an einer gefalligen Darstellung auch in den Massen geweckt werden, Sendlinge müssen hinausgehen, welche, selbst begeistert für die Kunst und von Liebe erfüllt für das Gewerbe, den empfangenen Samen hinaustragen und keine der Formen, in welchen das gewerbliche Schaffen sich äussert, für ihr Wirken zu gering erachten - eine Kunstgewerbeschule mit Einem Worte ist es, von der allein zu erwarten steht, dass unsere Kunst-Industrie durch sie befähigt werde, auf dem Welnnarkte erfolgreich zu concurriren. Am Sitze eines der bedeutendsten und namhaResten Industriezweige Oesterreichs, hielt sich die ehrerhietigst unterfertigte Kammer für berufen,