Massen zur Kunst bezweckt, es ist eine der wenigen Unterrichtsanstalten
Oesterreichs, welche Nachfolge im Auslande gefunden hat. Wir sehen
heute in Berlin unter ganz bestimmter Hinweisung auf das österr. Mu-
seum das „Deutsche Gewerbe-Museum" begründen, wir sehen in Peters-
burg und Moskau ähnliche Anstalten entstehen und kleinere Akade-
mien der bildenden Künste, wie die in Stuttgart, die nicht im Stande
sind, auf dem Boden der grossen Kunst allein feste Wurzeln zu fassen,
das Gebiet der Kunstindustrie betreten und die Wege der alten Akademie
verlassen.
Das österr. Museum hat sich als lebensfähig erwiesen,
nicht blos das, sondern auch als erweiterungsbedürftig. Nachdem
in drei Jahren angestrengter Arbeit dem Principe, auf dem es fusste,
Bahn gebrochen wurde, eine Bibliothek, eine Oruamentstichsammlung ge-
schaffen, Sammlungen für Ceramik, Glas, Metallwaaren, Stickerei und
Weberei, ihr ornamentale und figurale Plastik und andere Zweige der
Kunst und Kunstindustrie angelegt wurden, war es einerseits nöthig, die
Räume der Anstalt zu erweitern, anderseits im höchsten Grade wün-
schenswerth, die angelegten Sammlungen für Zwecke eines Specialunter-
richtes iiir Kunstindustrie zu verwerthen. Jenes wird nun möglich durch
die kaiserliche Entschliessung, welche den Neubau eines Museums an-
ordnet, dieses ist erreicht worden durch die allerh. Genehmigung der
Statuten der Kunstgewerbeschule des österr. Museums.
Wir haben nicht nöthig, den Lesern unserer Blätter die Motive aus-
einander zu setzen, welche den erleuchten Protector unseres Museums
und das Curatorium bewogen haben, die Dringlichkeit eines Neu-
baues des Museums vor die Stufen des Thrones zu bringen. Das Ge-
bäude, in dem sich das Museum gegenwärtig beündet, ist ein Hofgebäude,
das der Kaiser grossmüthig der Anstalt zugewiesen hat, da keine Staats-
räume verfügbar waren. Es ist vollständig unzureichend geworden für
die Sammlungen, für welche es bestimmt ist, und fiir das Publicum, wel-
ches das Museum besucht, an den Vorlesungen Antheil nimmt, oder in
demselben arbeiten und studiren will. Jeder weitere Fortschritt wäre in
dem Museum gehemmt worden, wenn es die Umstände unmöglich gemacht
hätten, ein neues Museum zu hauen. Diese Umstände sind glücklicherweise
nicht eingetreten. der Neubau des Museums wirdan einem Orte ausgeführt
werden, der in der nächsten Nähe der inneren Stadt liegt. von allen
Seiten frei und zugleich derart ist, dass er in der Zukunft einen Erwei-
terungsbau des Museums zulässt. Dem Willen Sr. Maj. des Kaisers ge-
rnäss soll der Bau „mit Beschleunigung" in Angriff genommen werden.
Auch über die Schritte, welche die Gründung der Kunstge-
werbeschule vorbereitet haben, wurde in diesen Blättern') ununter-
') S. 294„ 312. 379 Jihrg. 1865 und 1866 der Jlittheilungeu".