34 nommen. die in Oesterreich sehr selten vorkommen und wie die Lyoner Drucke, die von Tor)". Estienne und anderen berühmten französischen Typographen der Renaissancezeit als Vorbilder für Graveure, Schriftenmaler, Kunstbuehdrucker einen eminenteu Werth haben. Diese in ihrer Art einzige Sammlung wurde, nach Einvernehmen von Fachknndigen, vom österr. Museum erworben. Um dieselbe weiteren Kreisen leicht zugänglich zu machen, werden jetzt Versuche gemacht, dieselben auf photographischen: Wege zu reproduciren. [Unterstützung der Gewrrhesnhulen Wiens durch Zelrhrnvorlazen.) Die Arbeiter-Ausstellung, welche im Laufe dieses Sommers stattfand. gab sowohl dem lei- tenden Comite derselben, als der n. ö. Handels- und Gewerhekamrner Veranlassung, jene Privatzeichenschulen, welche sich besonders auszeichneten, sowie die Knahenbeschiiftigungs- anstaltgin der Leopoldstadt mit Zeichenvorlagen zu versehen. In die Reihe der Privat- Zeichenschulen gehören die Schule für Tischler des Herrn Ludwig, die Zeicbenschule für Bauhandwerker des Herrn Miirtens und die Gewerbeschule in der Leopoldstadt. Die Auswahl der Zeichenvorlagen wurde dem Director das österr. Museums überlassen, welche derselbe im Einvernehmen mit den Leitern der genannten Schulen vornehm. (Vorlesungen im Museum.) Donnerstag am 31. October wurden die Vorlesungen im österreichischen Museum mit dem Jahresberichte des Directors R. v. Eitelherger eröffnet. Der Bericht constatirte die Thatsarhe, dass Oesterreich gewiss insofern in einer aufsteigenden Bewegung begriffen sei, als der Werth der künstlerisch gebildeten Arbeit nach den Resultaten der Pariser Ausstellung in allen Kreisen Eingang gefunden habe und der Drang nach erhöhter Bildung sich überall geltend mache. Die Reorganisation der Gewerbeschulen. die beginnende Bewegung für Förderung der Frauenarbeit. die Arbeiter ausstellung wurden vorzüglich betont, aber auch hervorgehoben, wie es mehr als je nothwendig sei, dass eine ordnende Hand, geleitet von richtigem pädagogischem Tscte, in das gesammte Mittelschulwesen eingreife und insbesondere die Schulen der Kronllinder in's Auge gefasst werden. Speciell wurde die Nnthwendigkeit der Reform der Kunstakademie in Prag", Graz und Krakau, der Errichtung einer Schule üir die Porcellan- und Thun- industrie in Deutsch-Böhmen, einer Schule tiir l-lolzplastik in Tyrol betont. Darauf ging der Vortragende auf die Ankäufe und Erwerbungen des Museums in Paris ein und verweilte speciell bei den jüngsten Allerh. Entschliessungen, die eine be- schleunigte Inangrilfnahme des dringend nöthigen Museums-Neubaues anordneten und das Statut der Kunstgewerheschula sanctienirten. Die zweite Vorlesung des Directors v. Eitelberger behandelte vor einem ausserordentlich zahlreichen Publicum die Frage des realistischen Knnstprin- cips. Der Sieg dieses Principes auf dem Gebiete der Malerei ist eine Thatsaehe, welche die Pariser Ausstellung constatirt hat. Erklären lässt sich diese Erscheinung, meint der Redner, aus mehrfachen Gründen: der Kampf gegen das antikisirend-akademische und das neudeutsch-romantische Kunstprineip - beide ruhen auf idealistischen Grundlagen - dauert schon lange in der Malerei. Was die Gegner dieser Principe anstreben: Leben, Wahrheit, Colorit, das ist dasjenige, was die heutigen Realisten wollen. Die moderne Ge- sellschaft kommt ausserdem mit ihren Knnstbediirfniusen den Realisten entgegen. Die „moralische Temperatur" der modernen Pariser Gesellschaft, um einen Ausdruck des fran- zösischen Aesthetikers Taine zu gebrauchen, entspricht nicht minder dem Zuge der Kunst nach realer Wahrheit. Unter der Herrschaft dieses Principes ist die grosse Historien- malerei fast verschwunden, die Generation von Künstlern, wie lngres, Delaroche Ary Scheder. Das Gesündsste, was die moderne französische Malerei hervorruft, sind die Bauernxnaler, ein Breton, Millet, die Landschafter, wie Daubigny, Ronsseau, Cortot etc. Der Vortragende erörterte dann die kunsthistorischen Grundlagen des modernen realisti- schen Principes vom Standpunkte der Kunstgeschichte und sagte. dass es bei jenen Auf- gaben Halt mache, wo es sich nicht blos uns Wahrheit, sondern auch um Schönheit handelt. (Aus dem Besitze der einem. k. k. Porzellanfabrlk) gingen in das Eigen- thum des Museums eine Reihe von Gypsformen meist nach Antiken (Büsten und Statuetten) über. Zugleich werden dem Museum vom h. Finanzministerium mehrere Blumsngemlilde und eine grössere Vase zur Verwahrung übergeben werden. [Neu ausgestellte Gegenstände.) Am I6. Ocwber: Das für das ungarische National-Museum in Pest bestimmte lebensgrosse Porträt Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth, gemalt von A. Wagner (ein Poster von Geburt und gegen- wärtig Professor an der Münchner Kunstakademie); ferner: Aluminiumleuchter, ein mit Perlxnutter eingelegter Tisch aus Cochinchina, Guipuremuster von Henry in Paris, tür- kische Thongefiisse, Girault's Sammlung von Monegrammen und lnitialen, siimmtlich angekauft auf der Pariser Ausstellung; Zeichnungen der Villa Epstein in Baden vom Ar- chitekten C. O. Wagner; eine neue Serie Düreischer Kupferstiche aus dem Besitze des Fürsten Kinsky, und orientalische Stotimuster.