38 begnügen dürfen. Den zweiten Theil, die Trelafsche Architekturschule betrcdend, geben wir in dem vorliegenden Hefte vollständig wieder. Der zweite Vortrag - 4. November - trat an die Untersuchung der Frage heran, welche Aufgabe die Kunst in der Kirche zu erfüllen habe. Auch bei Besprechung dieses Themxfs sei vor allem wieder zu betonen, dass es nur Eine Kunst gebe; so wenig die Kunst, welche sich der Industrie znwendet, eine andere ist, als diejenige, welche rein künstlerische Werke schafft. so wenig dürfe der Modeunterschied zwischen kirchlicher und weltlicher Kunst geduldet werden. die Verquickung von Gesinnung und Können. das Auf- stellen von kirchlichen und unkirchliehen Stylarten - lauter Dinge . von welchen man snr Zeit der Blüthe der Kunst und des Glaubens nichts wusste, und welche die Träger dieses Systems nöthigen, einmal init der Gesinnung eines Künstlers die Schäden seiner Kunst zuzudecken, ein anden-nal zu verschweigen. dass der Schöpfer correct kirchlicher Kunstwerke nichts weniger als correcter Gesinnung war und ein drittesmal Meisterwerke der Kunst aus der Kirche hinansznweisen, weil sie angeblich in heidnischen Style seien. Die tendenziöse Kunst verschwinde mit den Menschengeschlechtern, mit denen sie ent- standen, die Schönheit nur habe ewige Dauer, sie sei das Vorrecht, der ureigenste Beruf der Kunst, dem sie sich nicht entfremden kann, ob sie nun innerhalb der Kirche oder innerhalb der Familie wirke, ob sie vom Staate oder von einem Kloster zur Lösung von Aufgaben berufen werde. Ihr allein liege die Lösung der schwierigen Frage oh, was Schönheit sei, und jede ihrer Manifestationen, die höchste wie die bsscheidenste, feire die Vermlhlung der idealen Welt der Schönheit mit der harten Welt irdischer Arbeit. Redner ging hierauf zur Charakterisirung der Stellungen über, welche die ver- schiedenen Kirchen zur Kunst eingenommen haben; die katholische Kirche, welche bis auf unsere Tage die Fühlung mit der grossen Kunst bewahrt hat, die griechische, welche die- selbe verloren, die evangelische, welche selbe bei ihrer Gründung nicht gesucht und jetzt, durch die allgemeine Bildung dazu gedrängt, sie nnr auf sehr begrenztem Gebiete zu ünden vermochte. Die byzantinische, eine Mönchskunst, neben welcher keine Laienkunst stand, erstarrte und wurde von den zum Bewusstsein eigenes Lebens gelangten Völkern abgeworfen, wie sie anderseits dazu heitrng. die ihr anhängenden Völker, wie die Russen, den Fortschritten der Civilisetion zu entriicken. Die evangelische Kirche warf mit den Bildern die bildende Kunst überhaupt aus der Kirche hinaus und die neueren Bemühungen, an den altchristlichen Basilikenstyl wieder anzuknüpfen, haben sich sinhaltbar erwiesen. Zu besseren Resultaten gedielrdie anglicanische Kirche, weil sie von Anfang an nicht so achrod rnit den Traditionen brach. Hervorgehoben werden miisscn die Bestrebungen eines Schnaase, Grüneisen, Piper u. s. w., der Kunst in der evangelischen Kirche mehr Ein- gang zu verschaGen, und das auf die Familie und die Gemeinde berechnete Wirken von Künstlern wie Julius Schnorr, Ludwig Richter u. A. In der katholischen Kirche allein behielt die Kunst ihre Stätte unbestritten und dort schuf sie das Höchste in allen Zweigen dcr Kunstthätigkeit. Die katholische Kirche aber mischte sich auch klugerweise nie in den Streit über Kunststyle, beirrte die künst- lerische Freiheit nie. Daher ist es völlig unberechtigt, jetzt eine Stylform als die eigent- lich kirchliche proclnmiren zu wollen. Auch den nationalen Typus der Kunst, welcher das Band zwischen diesrr und dem Volkslehen bildet, hat die katholische Kirche überall re- spectirt. Ein Rückblick auf den Entwickelnngsgang der Kunst in der katholischen Kirche neigt, wie alle Versuche. jenen objectiven Standpunkt aufzuheben, bald überwunden wur- den. Gefahren tTir die Kunst und Kirche erwachsen aus der Gleichgiltigkeit beider gegen einander. wie sie in Oesterreich Jahrzehnte lang bestand und ungeachtet mancher An- zeichen einer Besserung noch nicht ganz geschwunden ist, und diesen Gefahren müsse entgegengewirkt werden. Kleinere Mittheilungen. (Geschenke an das Museum.) ln den letzten Wochen wurden dem Oesterr. Museum zum Geschenke emacht: Ein Teller, chinesische Lackarbeit und ein Ziegel vom Porcelanthurm in Nanking, von den Herren Derobe, Dubais ä. Comp. in Paris; - Photographien nach den prämiirten Plänen der Herren Chardon und Demangeaut für den Wiener Rathhaushau (diese sämmtlichen Gegenstände wurden dem Mn- seuln auf Veranlassung des Correspondenten der Anstalt, Herrn Baron Schwarz-Senborn in Paris, zugewendet); - Gyps-Modell der Fünf-